8 I 3 — Annoniti-.
71 — 75 % Ammonsalpeter, wovon bis zu 10 % der Gesamt⸗ menge des Sprengstoffs durch Kalisalpeter ers werden dürfen,
3 — 5 % Kaliumperchlorat, 1 — 4 % Pflanzenmehl und / oder feste en e’.
11 — 15 % Nitroabkömmlinge des Toluols und / oder Naph⸗ thalins und / oder Diphenylamins,
3 — 5 % Nitroglyzerin (auch gelatiniert). G Typ 4 = Ammonit 4 8 70 — 77 % Ammonsalpeter, “ 5 — 10 % Kaliumperchlorat, ö 1 — 4 % Pflanzenmehl und / oder seste Kohlenwasserstoffe,
— 16 % Nitroabkömmlinge des Toluols und / oder Naphthalins und / oder Diphenylamins, wovon bis zu 4 % der Gesamtmenge des Sprengstoffs durch Nitro⸗ zellulose ersetzt werden dürfen. “
Typ 5 = Ammonit 5ö5. 8
78 — 82 % Ammonsalpeter, wovon bis zu 5 % der Ges⸗ menge des Sprengstoffs durch Kalisalpe werden dürfen,
2 —12 % Aluminium, 5 — 15 % Nitroabkoöͤmmlinge des Toluols und / oder Naphthalins und / oder Diphenylamins, 0— 5 % Kaliumperchlorat. Typ 6 = Ammonit 6. 31 — 833 % Ammonsalpeter, wovon bis zu 10 % der Gesamt⸗ menge des Sprengstofss durch Kalisalpeter ersen werden dürfen, bflanzenmehl und / oder feste Kohlenwasserstoffe,
1— 6 —. aphthallns
3 — 8 % Nitroabkömmlinge des Toluols und / oder und / oder Diphenylamins, 3 — 5 % Nitroglyzerin (auch gelatiniert). 11I11“ 83 — 88 % Ammonsalpeter, wovon bis zu 10 % der Gesamt⸗ menge des Sprengstoffs durch Kalisalpeter ersetzt werden dürfen, 1 — 6 % Pflanzenmehl und / oder feste Kohlenwasserstoffe 7 — 11 % Nitroabkömmlinge des Toluols und / oder Naphthalins und / oder Diphenylamins, wovon bis zu 4 % der Gesamtmenge des Sprengstoffs durch Nitro⸗ zellulose ersetzt werden dürfen.
III. Gruppe der Perchloratsprengstoffe. Typ 1 = Perchloratit 1.
60 — 75 % Kaliumperchlorat, wovon bis zu 10 % der Gesamt⸗ menge des Sprengstoffs durch Ammonsalpeter und / oder Kalisalpeter ersetzt werden dürfen,
1 — 5 % Pflanzenmehl,
20 — 30 % Nitroabkömmlinge des Toluols und/ oder Naphthalins und/oder Diphenylamins,
3 — 6 % Nitroglyzerin (nicht gelatiniert).
1 Typ 2 ⸗= Perchloratit 2.
62—15 % Kaliumperchlorat, wovon bis zu 10 % der Gesamt⸗ menge des Sprengstoffs durch Ammonfalpeter und/oder Kalisalpeter ersetzt werden dürfen,
1 — 8 % E und / oder feste Kohlenwasserstoffe,
20 — 30 % Nitroabkömmlinge des Toluols und / oder Naphthalins und/oder Diphenylamins, wovon bis zu 4 % der Gesamtmenge des Sprengstoffs durch Nitro⸗ zellulose ersetzt werden dürfen.
Typ 3 ⸗=⸗ Perchloratit 3. b
30 — 40 % Kalium⸗ und / oder Ammoniumperchloret,
35 — 45 % Ammonsalpeter, wovon bei Anwesenheit von Amm niumperchlorat eine diesem äquivalente Menge
durch Kalisalvpeter ersetzt sein muß,
15— 20 % Nitroabkömmlinge des Toluols und / oder Naph⸗ thalins und / oder Diphenvlamins, wovon bis zu 4 % der Gesamtmenge des Sprengstoffs durch Nitrozellulose ersetzt werden dürfen,
3 — 8 % Pflanzenmehl und / oder feste Kohlenwasserstoffe.
IV. Gruppe der Chloratsprengstoffe. Typ 1 ⸗= Chloratit 1. 1 70 — 30 % Kalium⸗ und / oder Natriumchlorat, wovon bis zu 20 % der Gesamtmenge des Sprengstoffs durch Kaliumperchlorat und oder Kalisalpeter ersetzt werden dürfen, 12 — 20 % Nitroahkömmlinge des Toluols und / oder Naph⸗ thalins und / oder Diphenylamins, 1 — 5 % Peflsna e 3 — 5 % feste Kohlenwasserstoffe und / oder Oele und / oder Fette, 2 — 6 % Nitroglyzerin (nicht gelatiniert). Typ 2 = Chloratit 2. ö“ 70 — 85 % Kalium und / oder Natriumchlorat, wovon bis zu 20 % der Gesamtmenge des Sprengstoffs durch Kaliumperchlorat ersetzt werden dürfen, 10 — 20 % Nitroabkömmlinge des Toluols und / oder Naphtha⸗ lins und / oder Diphenylamins, 1 — 5 % Pflanzenmehl, 3 — 5 % fe 6 Kohlenwasserstoffe und/ oder Oele und / oder ette. Tyop 3 =— Chloratit 3. 88 — 91 % Kalium⸗ und / oder Natriumchlorat, 12 — 9 % flüssige Kohlenwasserstoffe mit einem Flammpunkt von nicht weniger als 30° C.
C) Sprengstoffe aus Nitrokörpern.
Typ 1 = Pikrit. 90 — 100 % Pikrinsäure, welche bis zu 20 % durch andere aromatische Nitrokörper ersetzt werden darf, 10 —- 0 % Wasser oder andere die Gefahr nicht erhöhende Zusätze. Typ 2 e. Hexanit. 60 — 90 % Heranitrodiphenylamin, 10 — 40 %8 “ und /oder Trinitrotoluol und / oder Trinitro⸗ naphthalin, 0— 4 % Pflanzenmehl.
Typ 3 = Nitroglyzerinpulver. 88—1 2%¼ “ 60 — 70 % Nitrozellulose,
0— 5 5% Nitroabkömmlinge und /oder Naphthalin, h 0—10 % Paraffin und / oder Urethane und /¼%der Karbamide und / oder Dicyandiamid.
IV. Die nach den vorstehend genannten Typen hergestellten Sprengstoffe müssen die folgenden allgemeinen Bedingungen erfüllen:
a) Pulversprengstoffe dürfen nur in gekörntem oder gepreßtem
Zustand, nicht in Mehlform vertrieben werden; b) Die Gesteinsprengstoffe müssen, soweit sie im Grubenbetrieb unter Tage verwendet werden sollen, theoretisch auf Sauer⸗ stoffgleichheit oder Sauerstoffüberschuß aufgebaut sein, d. h. der vorhandene Sauerstoff muß Ketaunagmeaeis mindestens dazu ausreichen, sämtlichen Wasserstoff zu Wasser und den Kohlen⸗ stoff zu Kohlensäure zu verbrennen. Sind Alkalinitrate vor⸗ handen, so ist zunächst auf deren Metalle so viel Sauerstoff und Kohlenstoff zu verrechnen, wie zur Bildung ihrer Karbonate erforderlich ist; dies gilt aber nur insoweit, als die Alkalinitrate nicht dazu dienen, die Bildung freier Salzsäure in den Schwoden zu verhindern; oe) in GesteinsprengLoffen, bei deren Umsetzung Salzsäure ent⸗ steht, muß mindestens so viel Alkalinitrat vochanden sein, wie
unter III genannten Sprengstoffe oder eines 2. . Sprengstoffe in die „Liste der Bergwerkssprengstoffe“ aufge⸗ nommen zu werden wünschen, wollen dies bis zum 15. Juni 1922 dem Ministerium für Handel und Gewerbe, Gruben⸗ sicherheitsamt, Berlin, Leipziger Straße 2, mitteilen. Die Mit⸗ teilung mu
Bergwerkssprengstoffe“ ist, daß die Firma selbst Sprengstoff⸗
hersteller ist, d. h. über eigene Fabrikanlagen verfügt, in denen
die Herstellung der angemeldeten Typen möglich ist. Aus⸗
geschlossen von der Aufnahme sind daher alle Firmen, die sich
mit dem Vertrieb von Sprengstoffen befassen, auch e
wenn 1 Firmen hergestellt werden, und alle Händlerfirmen.
Dr. Bielenberg in Niebüll zum Landrat ernannt.
in Münster ist als F- Vertreter des Regierungspräsidenten an die Regierung in 2
in Bochum ernannt.
in Gesteinsprengstoffen, die Nitroglyzerin enthallen, darf dies
1 ganz oder teilweise durch andere nitrierte Abkömmlinge des Glvzerins oder durch Dinitroglykol ersetzt werden; dies gilt nicht für Sprenggelatine;
) Kaliumperchlorat darf, soweit es aus Heeressprengstoffen stammt, bis zu 1,5 498 Dinitrobenzol enthalten;
f) Gesteinsprengstoffe, die unter Verarbeitung von Heeresspreng⸗ stoffen, wie Perdit und Ammonal, hergestellt werden, müssen mindestens 50 % frische Rohstoffe enthalten; 1
g) Gesteinsprengstoffe aus Perdit, das mehr als 5 % Feuchtigkeit enthält, dürfen an den Bergbau nicht vertrieben werden.
V. Diejenigen Sprengstoffirmen, die zum Vertrieb der
Teiles dieser
ß enthalten a) die Bezeichnung der einzelnen Sprengstofftypen, welche die Firma zu vertreiben gedenkt, 8 b) die Bezeichnung derjenigen Fabriken, die F8- die Herste llung der einzelnen zum Vertrieb angemeldeten Sprengstofftypen in Frage kommen. Bedingung für die Aufnahme der Firma in die „Liste der
se nach ihren Angaben von den Fabriken anderer
Berlin, den 10. Mai 1922. 1 Der Minister für Handel und Gewerbe.
“ Ministertum bei Innern. Das Preußische Staatsministerium hat den Regierungsrat
Der Oberregierungsrat Dr. Hettlage vom Oberpräsidium
ünster versetzt worden.
Dem Landrat Dr. Bielenberg ist das Landratsamt in Niebüll, Kreis Südtondern, übertragen worden.
Instizministerium. LR. August Kayser (Terminkal. 759) ist zum LCRat
Zu Notaren sind ernannt: die RA. Dr. Bruno Kunz in Teile der Stadt Berlin, der zum Bezirke des AG. Berlin⸗Schöneberg gehört, Dr. Karl Andreae, Erich Eulau, Dr. Karl Gumbel, Dr. Alexander Jessel, Dr. Siegfried Popper, Dr. Hugo Seckel und Prof. Dr. Hugo Sinz⸗
heimer in Frankfurt a. M., Eduard Laumann in Castrop, Dr. Hermann Cohen in Hagen i. W., IRat Hermann Rosencrantz in Misdroy (AGBez. Wollin).
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Dem bisherigen Oberregierungsbaurat im Neichsverkehrs⸗ ministerium Hag in Köln ist unter Wiederaufnahme in den preußischen Staatsdienst und gleichzeitiger Beurlaubung in ben Dienst des Reichsverkehrsministeriums eine Planstelle als Oberbaurat verliehen worden. 1
Als Regierungs⸗ und Baurat sind planmäßig angestellt worden die Regierungsbaumeister Thorwest (beurlaubt zum Reichsverkehrsministerium), Dr.⸗Ing. Freund beim Neubau⸗ amte in Eberswalde, Siebert beim Wasserbauamte in Labiau, Fritz Schultze in Wittdün, unter Uebernahme in die land⸗ wirtschaftliche Verwaltung und Versetzung an das Oberpräsidium in Breslau, Hinz beim Wasserbauamte in Emden, Meiners, kommissarisch beim Wasserbaugmte in Ratibor, Willgerodt beim Kanalbauamte in Hildesheim, Burghard Körner beim Vorarbeitenamte in Eisenach, Gustav Müller bei der Bau⸗ leitung in Sehnde. G Ver E und Baurat Pundt in Kukerneese (Kaukehmen) ist an die Regierung in Königsberg verfetzt worden. Der Diplomingenieur Arnold Schultz in Cassel ist zum Regierungs⸗ und Baurat ernannt worden.
Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung.
Der außerordentliche Professor Liz. Dr. Jirku in Kiel ist um ordentlichen Professor in der evangelisch⸗theologischen akultät der Universität in Breslau,
der Professor Dr. Meves in Hamburg zum ordentlichen in der medizinischen Fakultät der Universität in
önigsberg und b
G Privatdozent Dr. Müller⸗Heß in Königsberg zum ordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät der Universität in Bonn ernannt worden.
Die Wahl des Studienrats Dr. Franzmeyer am Realgymnasium nebst Oberrealschule in Berlin⸗Cöpenick zum Oberstudiendirektor des Realgymnasiums nebst Realschule in Unna ist durch das Preußische Staatsministerium bestätigt worden. “
Das Preußische Staatsministerium hat den Studien⸗ direktor des städtischen Lyzeums in Clausthal (Harz) Nie der⸗ meyer zum Studiendirektor einer staatlichen höheren Lehr⸗ anstalt ernannt. Als 89 ihm die Leitung der Ober⸗
alschule in Schmalkalden übertragen worden. “ 88 preußischen Staaisministeriums ist die Wahl der nachstehenden Studienräte und Studienrätinnen: Sauer am Gymnasium mit Realgymnasium in der Kreuzgasse in Köln, Menge am Schillergymnasium in Köln⸗Ehrenfeld, Fuhry am Realgymnasium in Köln⸗Nippes, Dr. Keller am Ueeseaane in Köln⸗Lindenthal, Dr. Maubach am Real⸗ gymnasium in Köln⸗Deutz, Pohl am Realgymnasium in Köln⸗Mülheim, Huppertz an der Oberrealschule Köln, Ernestine Heller an der Königin⸗Luise⸗Schule Köln, Sofia Vallender an der Kaiserin⸗Augusta⸗Schule Köln zu Ober⸗ studienräten bezw. Oberstudienrätinnen bestätigt worden.
8
k““ Den Kaufmann Markus Smuk, Essen, Gänse⸗ markt 30, habe ich zum Handel mit Lebens⸗ und Futter⸗
vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Rechtspflege eine Sitzung.
“
Bedarfs und Ue Vermittlertätigkeit iersür wieder
zugelassen.
Essen, den 9. Mai 1922. Der Oberbürgermeister. J. B.: Richter.
Bekanntmachung. Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung un
Personen vom Handel vom 23. September 1915 (RGBl. S. habe ich EE. Regensburger Straße 25, durch Ver⸗ fügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt.
dem Kaufmann Edwin von Stammer in
Berlin, den 11. Mai 1922. Der Polizeipräsident. Abteilung W. J. V.: Froitzhekm.
Richtamlliches.
Deutsches Reich. Z h t ver lte sich heute zu einer Vollsitzung; Der Reichsrat versammelte sich 6,7 vcel⸗ ha nc
e„,.
Der Ausfuhrmindestpreis für Pottasche nach
Norwegen ist herabgesetzt worden. Die Ausfuhrmindest⸗ reise f
“ ber Schweiz und den Vereinigten Staaten
von Nordamerika sind neu festgesetzt worden. 1 Näheres ist
durch die Außenhandelstelle Chemie, Nebenstelle „Anorganische Chemie“, zu erfahren. 8
für schwefelsaure Tonerde nach Belgien,
209. Sitzung vom 13. Mai 1922, Mittags 12 Uhr. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungeverleger*).)
Das Haus setzt die Beratung des Haushalts des Reichsverkehrsministeriums bei den Ab⸗ teilungen für Wasserstraßen und für Luft⸗ und Kraftfahrwesen fort. Der Hauptausschuß hat eine Reihe von Entschließungen vorgeschlagen, durch welche die Reichsregierung ersucht werden soll, dem Reichstage eine Denkschrift mit dem Plan eines einheitlichen deutschen Wasserstraßennetzes, ferner möglichst bald ein Reichswasser⸗ straßengesetz vorzulegen, wonach in Ausführung der Reichs⸗ verfassung eine entisprechende Uebertragung der bisher gesetzlich den Landesbehörden zustehenden Verwaltungs⸗ befugnisse auf die Reichsbehörden erfolgt, die bisher be⸗ stehenden Behördenbefugnisse und Behördenpflichten den praktischen und rechtlichen Bedürfnissen der Reichsverwaltung angepaßt werden und diese Reichsbefugnisse und Neichs⸗ pflichten unter “ der bisher zwischen den Ländern herrschenden Verschiedenheiten durch eine einheitliche Be⸗ hördenorganisation die nötige Vereinheitlichung erfahren. Ferner soll die Reichsregierung um die baldigste ö des Entwurfs eines einheitlichen Reichswasserrechts ersucht Berichterstatter Abg. Leopold (D. Nat.) betont insbesondere die dringende Notwendigkeit einer einheitlichen Behörden⸗ organisation behufs Herbeiführung einer geordneten Wasser⸗ straßenverwaltung. Er hebt außervem hervor, daß die Etats⸗ ansätze mit den heutigen Preisen absolut nicht im Einklang stehen und daß ein PüchtroSsren eine erhebliche Erhöhung der Etats⸗ ositionen ermöglichen muß.
68 Abg. Die z (Zentr.); Die Rheinschiffahrts⸗Akte von 1868 ist heute noch in Geltung; Deutschland ist in der Zentralkommission nicht vertreten. Diese Zentralkommission hat in jüngster zeit in Straßburg getagt und beschlossen, vaß auf der badischen Strvecke durch die Anlage von Stauwerken der Oberrhein abgeleitet und auf die französische Kanalstrecke übergeleitet wird. Alle beteiligten Mächte sind angeblich damit einverstanden ge⸗ wesen. Die Verlegung der Schiffahrt von der internationalen Rheinstraße auf eine national⸗französische Strecke ist von unge⸗ heurer Wichtigkeit nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Schweiz und alle übrigen Rheinuferstaaten, sie bedeutet nichts anderes als die Kontrolle der gesamten Rheinschiffa rt. Durch den Versailler Vertrag ist Deutschland im voraus gebunden, ein deutscher Protest würde eine praktische Wirksamkeit nicht haben. Jedenfalls ist aber an den Wirkungen dieser Maßnahme Deutsch⸗ land in höchstem Maße interessiert. Die Schiffbarmachung des Rheins von Straßburg bis Basel ist technisch eine leicht zu lösende Aufgabe. Wird diese Frage spruchreif, dann soll man auch den Ausbau der übrigen Rheinstrecke des Oberlaufs von Basel bis Konstanz mit allem Nachdruck betreiben. Das Problem der Um⸗ gehung des Rheinfalles muß gelöst werden. Auf dieser Strecke Pernen zwei Milliarden Kilowatt⸗Stunden an Energie in Frage, das Problem hat also auch nach dieser Seite außerordentliche Be⸗ deutung. Die Zuständigkeit des Reiches ist gegeben, da auf der Strecke der Rhein teilweise ausschließlich im Reichsgebiet fließt. — Weiter steht auch der Ausbau der süddeutschen Flußläufe zu schiff⸗ baren Wasserstraßen im Vordergrunde. Hier haben sich ver⸗ schiedene Verbände bereits betätigt und zur Förderung der Aus⸗ arbeitung von Projekten auch Reichsmittel überwiesen erhalten. Bei der Verteilung derselben ist seither zweifellos ungleich ver⸗ sahren worden, und s. 6 dieser Ungleichheit durch die Reichszentrale dringend erwünscht. “
3 Abg. Schumann (Soz.): Die Sozialdemokratie ist immer schon lange vor dem Kriege für den einheitlichen Ausbau unseres Verkehrswesens eingetreten, auch für den Ausbau der Wasser⸗ straßen, sie hat sich aber stets gegen Privatmonopole aus⸗ gesprochen. Sie steht auch heute allen Bestrebungen, die Eisen⸗ bahnen und die Verkehrshäfen zu privatisieren, ablehnend gegen⸗ über. Bei der Uebertragung der Eisenbahnen und der Wasser⸗ straßen auf das Reich ist leider nicht ganze Arbeit geleistet worden, indem zwar die Schutz⸗ und Sicherheitshäfen an das Reich über⸗ gingen. die Verkehrshäfen aber im Besitz der Länder verblieben sind. Die Unhaltbarkeit des dadurch geschaffenen Zustandes ist bei Duisburg⸗Ruhrort bereits in die Erscheinung gekreten. Es sind Versuche unternommen worden, diese kedeutendste deutsche Binnenhafenanlage in Privathand oder doch in Privawverwaltung zu bringen. Aehnlich liegt es bei Emden. Die bezüglichen Be⸗ stimmungen der Verfassung sind unklar und durch den Länder⸗ vertrag noch unklarer geworden. Es ist unbedingt die Schaffung einer einheitlichen Organisation als Vorausse tzung für eine rationelle Wasserstraßenwirtschaft und ebenso die Schaffung eines einheitlichen Wasserrechts notwendig. Leider ist auf unseren Wasserstraßen ein erheblicher Verkehrsrückgang eingetreten, be⸗ dingt nicht nur durch die ungünstigen Wasserverhältnisse des vorigen Jahres, sondern auch durch die Tarifpolitik. Das einheit⸗ liche Zusammenwirken von Eisenbahnen und Wasserstraßen ist noch nicht vorhanden. Der Abgabentarif für das Schleppmonopol bedarf dringend einer Reform ebenfalls im Sinne der Vereinheit⸗
1688
*) Mit Ausnahme der durch Sperrdruck Reden
vnr Bindung der Salzsäure nötig ist; .“
mitteln aller Art sowie Gegenständen des täglichen
der Herren Minister, die im Woͤrtlaute wiedergegeben si
werden können.
chung. Der Betrieb muß von allem Bureaukratismus befreit werden, der Dualismus der Leitung, die von Essen und von ausgeht, ist zu beseitigen und eine einheitliche Leitung durch das Schleppamt herzustellen. Damit wird sowohl an Versonal gespart als auch die Zahl der Kollisionen verringert. Bei der Zusammensetzung der Wasserstraßenbeiräte muß nach den Grundsätzen der Parilät versahren werden, was bisher nicht aus⸗ reichend der Fall ist. Was soll mit den Lotsen erster Klasse ge⸗ schehen, die nach dem Etat entlassen werden sollen, und was mit der sogenannten Ems⸗Lotse hesellschaft, die 8. Grund eines alten eigenartigen Vertrages besteht? Es wäre zweckmäßig, für das ge⸗ samte Lotsenwesen mit den zuständi Organisationen einheitliche Richtlinien vereinbaren. Die Notwendigkeit der Vereinheit⸗ lichung der Elektrizitätswirtschaft erkennen wir an, sind aber der Meinung, daß diese Frage zunächst Gegenstand der Erörterung der verschiedenen Ressorts untereinander sein muß, und daß der Reichstag erst dann endgültig dazu Stellung nehmen kann. Wir treten nach wie vor ein für die beschleunigte Wiederherstellung der wichtigsten Wasserstraßen, zu denen der Mittellandkanal, der Hansakanal und die Verbindung zwischen Elbe und Oder zu rechnen 1 ferner für ein einheitliches Wasserrecht bezw. eine einheitlie Wafferstra senordnung, und vor allen Dingen für einen ehördenaufbau. Nur wenn letzteres ⸗ schieht, werden Aufgaben gelöst werden können, die der Reiche⸗ verkehrsverwalnung inbezug auf den Ausbau der Wasserstraßen Chre ns erst 8 4.N.re werden,
ß sie ihren eigen besser als bisher werden kann. . s L
Abg. Warmuth (D. Nat.): Bei dem Ausbau der Wasser⸗ straßen muß mehr als bisher Rücksicht auf die nationalen Inter⸗ en genommen werden. Es muß vor allem für eine ausreichende 1Ee Wasser nach Ostpreußen und Danzig gesorgt werden. Verbindung durch den Korridor kann unter Umständen gesperrt sein, und es muß für solche Fälle ein aus⸗ reichender Peshfreveeihge vorhanden sein. Die Dampfer⸗ verbindung zwischen Sw se und Pillau und Swinemünde und Danzig muß zu einer regelmäßigen ausgestaltet werden. Die Rentabilitätsfrage darf hierbei nicht allzusehr in den Vordergrund geschoben werden, denn es handelt sich hier auch um ideelle ragen. Wird auf diesen Linien ein re elmäßiger Dampferverkehr ein⸗ gerichtet, dann wird auch die Rentabilität sich einstellen. Die Dampfer dieser Linien sind jetzt viel zu klein und infolgedessen gehört die Fahrt auf ihnen nicht gerade zu den Annehmlichkeiten. Die Folge davon ist, daß sehr viele Reisende die Eisenbahnfahrt vorziehen. Der Umstand, daß der sogenannte Garantievertrog über die Durchfahrt durch den Korridor nur auf ein Jahr läuft, ist allerdt nicht geeignet, die Dampferunternehmen groß⸗ zügigen Reformen zu ermutigen. Ich bitte das Haus S. um Annahme der Ausschußentschließung, die eine Ausgestaltung der erwähnten Dampferlinien fordert.
Abg. Gothein (Dem.): Auch wir haben uns im Haushalts⸗ ausschuß für die Verbesserung des Dampferverkehrs nach Ost⸗ preußen und Danzig eingesetzt. Auch wir sind der Meinung, daß in dieser Frage die Rentabilität nicht entscheidend sein darf. Wir müssen dem abgetrennten Ostpreußen und Danzig zeigen, daß sie unserem Herzen nahestehen und wir alles win, um den Verkehr mit ihnen aufrechtzuerhalten. Hier ist Sparsamkeit nicht am Platze. Im Gegensatz zu den “ leidet unser Wasser⸗ traßenwesen unter dem Mangel eines einheitlichen Planes. Die Planlosigkeit geht ja sogar so weit, daß ein und derselbe Kanal verschiedene Ausmaße aufweist, was zur Wirkung hat, daß beispielsweise die großen Schleusen nur von solchen Fahrzeugen passiert werden können, die auch die kleinen Schleusen befahren
unen, so daß also die großen Fshtenit⸗ nicht hinreichend aus⸗ Notwendig ist daher, was eine Ent⸗ chließung des Hauptausschusses ja verlangt, daß die Reichs⸗ regierung uns eine Denkschrift mit einem einheitlichen Plan für die deutschen Wasserstraßen She Freilich hat die Sache bei der ungüstigen Finanzlage weite Wege, aber was geschehen kann, muß nach einem einheitlichen Plan geschehen, damit wir nicht wieder zu so unseligen Verhältnissen kommen wie beim Mittel⸗ landkanal, den man unglücklicherweise an die Leine gelegt hat. (Heiterkeit.) Die Wasserbauten müssen beschleunigt werden, weil sonst die Schifsbarkeit der Ströme leidet und das wirtschaftliche Wohl derjenigen, die von der Binnenschiffahrt abhängig sind, aufs schwerste beeinträchtigt wird. Das gilt insbesondere von der Oder oberhalb Breslaus. Wenn bei niedrigem Wasserstand, wie z. B. im Vorjahre, der Verkehr ruhen muß, so ist das ein wirtschaft⸗ liches und nationales Unglück, das sich auch an den Eisenbahnen rächt, die überlastet werden. Eine genügende Schiffbarmachung der Oder oberhalb Breslaus ist nur durch Anlage eines großen Staubeckens herbeizuführen. Im Jahre 1913 ist ein entsprechendes Gesetz verabschiedet worden, und dieses muß ausgeführt werden. Leider haben die Mitteilungen, die uns im Hauptausschuß gemacht wurden, ergeben, daß die Ausführung ad calendas graecas ver⸗ tagt werden sollen. Redner tritt für den Beschluß des Ausschusses ein, betreffend die Schaffung eines Reichswasserstraßengesetzes. Durch die Tarifpolitik der Eisenbahn ist die Binnenschiffahrt be⸗ nachteiligt worden, bis die Eisenbahn, meines Erachtens in viel zu weitgehender überstürzter Weise ihrerseits die Tarife erhöht hat. Infolgedessen sind auch die Wasserstraßen wieder konkurrenz⸗ fähig geworden. Nun kommt aber die Gefahr des Systems der Staffeltarife. Im wohlverstandenen Interesse der Eisenbahnen und Wasserstraßen liegt eine gleichmäßige und angemessene Verteilung der Güter auf beide Verkehrsarten. Das alte griechische Wort: „Das Beste ist das Wasser“ hat auch für die Volkswirtschaft seine große Bedeutung. (Beifall bei den Demokraten.)
Die Rede des Reichsverkehrsministers Groener kann wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms erst morgen veröffentlicht werden.
Regierungsrat Koenigs erklärt, daß die Absicht bestehe, die Lotsen beim Kanalamt in das freie Gewerbe überzuführen. Es werde dabei kein Druck ausgeübt werden. Die Pensionsansprüche sollen beim Uebertritt in das freie Gewerbe dem Beamtenrecht gemäß geregelt werden. Nach den Satzungen der Ems⸗Lotsen⸗ Ffellsßhaßt hatte der preußische Staat in Aussicht gestellt, sämt⸗ iche Fehlbeträge bei der Gesellschaft aus seinen Mitteln zu decken, und den Aktionären der Gesellschaft hatte er eine Mindest⸗ dividende von 4 vH gewährleistet. Es bestehe die Absicht, mit der Ems⸗Lotsengesellschaft zu verhandeln, daß sowohl die Garantie wie auch die Dividende in Fortfall kommt, entweder, daß die Ge⸗ sellschaft aufgelöst oder in eine Form gegossen wird, welche dem Reihe einen maßgebenden Einfluß sichert. — Das Ministerium sei ferner bestrebt, den Schleppmonopolbetrieb auf sich selbst zu stellen und die Tarifsätze so zu erhöhen, daß die Selbstkosten herauskämen. Die Tarife seien am 1. Februar neu festgesetzt und am 1. April, 15. April und 1. Mai erhöht worden. Es sei u hoffen, daß der Schleppbetrieb in diesem Jahre ohne Zu⸗ ssse auskommen werde. — Den Schleppbetrieb einer einheit⸗ lichen Behörde zu unterstellen, unterliege einer eingehenden Prüfung, und es sei noch nicht abzusehen, in welcher Form der Anregung nachgegangen werden könnte.
Abg. Thomas (Komm.) kritisiert den Vertrag des Reiches mit der Main.—Donau⸗Aktiengesellschaft und der Rhein-Neckar⸗ Gesellschaft. Die Interessen des Reiches würden dabei nicht ge⸗ nügend gewahrt. Der Vertrag widerspreche sogar den guten Sitten. Das Reich soll aus den Kanalbauten nicht hohe Ge⸗ winne, erzielen. Das müsse aber auch für die Privatgesellschaften gelten. Wenn Ueberschüsse bei gemischt⸗wirtschaftlichen Betrieben erzielt würden müßten sie auch gleichmäßig beiden Teilen zugute⸗ kommen. Die Brivatindustrie dränge mit Macht in die Kanal⸗ bauten hinein. Redner verlangt, daß die Aktien beider Gesell⸗ schaften vom Reiche aufgekauft werden, um eine einheitliche Ver⸗ waltung zu ermöglichen, ebenso fordert er eine Vereinheitlichung
ersucht die
u “
Sivinemünde Pillau und Swinemünde — Danzig durch langfristige Garantieverträge zu sichern, für eine tägliche Ver⸗ bindung mindessens in den Sommermonaten Sorge zu tragen und auf die Einstellung größerer, möglichst seetüchtiger Dampfer hinzuwirken. Staatssekretär Kirschstein: Bei diesen Dampferlinien handelt es sich allerdings nicht nur um eine wirtschaftliche Angelegenheit, sondern auch um eine innerpolitische, insofern die Verkehrsverbindung für die ostpreußische Bevölkerung eine Beruhigung darstellt. Von diesen Gesichtspunkten lassen wir uns leiten, nicht allein von verkehrstechnischen oder Iegevee Die Reichsregierung ist darauf bedacht, diesen Verkehr möglichst zu und in jedem Moment einen Dampfer bereit zu aben. 8 Reich zahlt für die tägliche Bereitschaft von zwei Reservedampfern 10 000 ℳ, damit sofort bei ciner Störung Ersatz innerhalb 24 Stunden geschaffen werden kann. Es ist ja nicht er⸗ freulich, bei schlechtem Wetter über 18 Stunden mit diesen Dampfern auf See zu fahren, aber wir 5* uns nach der Decke strecken, denn wir dürfen nicht zu hohe nsorderungen an die Schiffahrtsgesellschaften stellen. Dem Reich klostet jede Fahrt hin und zurück über 100 000 ℳ, und wenn man die Bereitschaft der Reserbedampfer hinzurechnet, 125 000 ℳ. Die Passagierpreise stehen unter den Eisenbahnpreisen, und wie wünschen büßse niedrigen Tarife auch aufrechterhalten. Die Frage, ob die jetzigen Einrichtungen genügen oder weiter ausgestaltet werden können, wird nochmals eingehend mit den Reedereien geprüft werden. Was die Feelenae. von Aktiengesellschaften bei dem Wasserstraßenbau betrifft, so könmen die großen, bedeutsamen Bau⸗ aufgaben besser auf diesem Wege erledigt werden, als wenn das Reich sie selbst ausführen würde. Die Reichsregierung ist auf den Weg der Aktiengesellschaft aus Not gegangen. Es war unmög⸗ lich, die enormen Summen dafür aufzubringen; dies wäre auch mit dem Ziel, unsere Valuta zu verbessern, nicht vereinbar ge⸗ wesen. Nur wenn es möglich gemacht Fsg bei den Wasser⸗ straßenbauten sofort aus der Gewinnung der Zasserkräfte Nutzen zu ziehen, konnten wir an diese enormen Bauaufgaben herantreten. Dafür konnte man das Privatkapital gewinnen. Die erste Grün⸗
die Aufhebung des Bauverbots erfolgen wird.
dung der v wurde dadurch erleichtert, daß in Württemberg sehr viele Privatpersonen, Gewerbetreibende, In⸗ dustrielle sich ür das Unternehmen interessierten; daher war das Prwattapital bereit, mit dem Reich und den Ländern zusammen das Risiko zu übernehmen. Es ist gelungen, in Württemberg und überhaupt in Süddeutschland üker 300 Millionen Stammkapital aufzubringen. Zu vermeiden ist allerdings nicht, daß der Einfluß des Reiches und der Länder auf eine solche Aktiengesellschaft nicht besonders groß ist. Die gesamten Verträge geben dem eich und den Ländern genügende Sicherheit, daß die Bauten im öffentlichen Interesse und besonders im Intevesse der Herstellung einer guten Wasserstraße durchgeführt werden. Im Aufsichtsrat sitzen fünf V und fünf Landtagsmitglieder und vier Vertreter der
Die sämflichen Entschließungen des Ausschusses werden angenommen.
F den Re füͤr das Lustfahrwesen bemerkt der
g. Dr. Schreiber (Zentr.): Die Luftverkehrslinien stehen vor einer bedeutsamen Entwicklung. Deutschlands zentrale Stel⸗ lung im europäischen Verkehr haben seit dem Jahre 1890 die Ueberlandbahnen stärker dargetan; ähnlich machen sich die Vor⸗ teile unserer zentralen Lage auch im Luftverkehr geltend. Am 5. — 1919 hatten wir ersten regelmäßigen deutschen Luft⸗ postverkehr zwischen Berlin und Weimar. Seitdem besitzen wir ein Flugpostnetz wie kanm ein anderer europäischer Staat. Die Linie Kopenhagen— Konstantinopel und ebenso die neuen großen Linien nach Riga und Moskanu sind besonders merkenswert, aber der Mangel an West⸗Ost⸗Linien fällt auf, und außerordentlich wünschenswert ist eine Linie Rotterdam —-Münster —Hannover— Berlin mit Verlängerung nach Warschan. Gerade jiese Linie würde u. a. in Münster einen hervorragenden Flugplatz finden. Zu bedauern ist die Einstellung des Bäderdienstes zwischen dem Industriegebiet und der Nordsee. Die vorliegenden Verkehrs⸗ pläne bedeuten ein verheißungsvolles Probisorium. Wir be⸗ merken mit allem Nachdruck gegenüber dem Ausland, daß der neue Luftverkehr nur den Zwecken eines friedlichen Verkehrs unter den Völkern dienen soll. Mög⸗ er ein verkehrspolitisches und kul⸗ turelles Bindemittel darstellen. (Beifall.)
Ministerialdirektor Bredow: Für die Entwicklung unseres Luftfahrwesens wird ja viel darauf ankommen, ob und wie weit Der Anlage einer Ost⸗West⸗Linie von Rotterdam über Münster nach Berlin wird die Verwaltung andauernd ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Die ur Verfügung stehenden Reichsmittel sind ja nur beschränkt, und so wird auch die Förderung dieser Anlagen nur eine beschränkte von Reichs wegen sein können. Bei der Förderung des Verkehrs nach den Seebädern würde ganz besonders in Frage kommen, ob nicht auch da die Interessenten dem Reiche einen Teil der Kosten abzunehmen sich entschließen können.
Eine von den Demokraten und anderen Parteien beantragte Entschließung, die Reichs⸗ regierung zu ersuchen, die Reichsbeihilfe für die dem regelmäßigen öffentlichen Verkehr dienenden Luftfahr⸗ unternehmungen nur solchen Unternehmungen zu gewähren, die sich verpflichten, einen öffentlichen Luftverkehr zu erhalten und auf ihren Füßen Post bis zu 100 kg ohne Vergütung zu befördern und denen die Luftpost⸗ beförderung von der Postverwaltung übertragen wird, geht an einen Ausschuß. — Im übrigen wird der Haushalt für das Luft⸗ und Kraftfahrwesen nach den Ausschußanträgen mit einer Erhöhung des Betrages für den Ausbau ortsfester Luftfahrtanlagen von 2 „½ auf 4 ½ Millionen Mark bewilligt.
In dritter Lesung wird der Gesetzentwurf wegen Aufhebung der Bekanntmachung des Bundesrats vom 18. August 1917 über die Errichtung von Betriebsverbänden in der Pen Sn e H und von Kleinschifferver⸗ bänden nach den Beschlüssen zweiter Lesung endgültig ange⸗ nommen.
Das Haus geht über zur Beratung des Haushalts des Reichspostministeriums.
Der Hauptausschuß legt eine Reihe von Ent⸗ schließungen vor, wonach die Reichsregierung ersucht werden soll, bei Durchführung der für 1922 vorgesehenen Stellenverminderung Verschiedenheiten in den Beförderungs⸗ verhältnissen zuungunsten der Beamten des früheren alten Reichspostgebiets nach Möglichkeit auszugleichen, für die ehemals württembergischen Beamten dieselben Beförderungs⸗ möglichkeiten wie für die anderen Reichspostbeamten zu schaffen und mit den Vorarbeiten über die Verminderung der Zahl der Oberpostdirektionen alsbald zu beginnen und dem Reichstag bis zum 1. November 1922 über den Stand der Sache Mitteilung zu machen.
Berichterstatter Abg. Delius (Dem): Der eingetretene Verkehrsrückgang war zu erwarten. Die vom Reichstage ver⸗ langte starke Verminderung des Personals ist bisher nur zum kleinen Teil erfolgt. Es sind rund 30 000 Beamte entlassen worden; allerdings hatte die Einführung des Achtstundentages eine Ver⸗ mehrung um 62 000 Köpfe erfordert. Lebhafte Klagen sind be⸗ sonders über den Fernsprechbetrieb erhoben worden. Trotz der letzten starken Erhöhung der Telephongebühren ist die Zahl der Ansorderungen nach neuen Stellen gestiegen. Eine Anzahl neuer
Eine Entschließung des Ausschusses 8— Regierung, die Unterhaltung der Schnelldampferlinien
Linien nach dem Auslande ist im Bau begriffen und mit ver⸗
6
schiedenen auswärkigen Negherungen wiry wezen ver erprcchklabels nach dem Auslande verhandelt. Na den ngaben des Ministers ist das Personal wlieder erstklassig, auch hat sich die Qualität des Betriebes 5u5 gebessert, und es werden bald wieder normale Verhältnisse bestehen. Der Antrag des Ausschusses sieht eine erhebliche Streichung an den Beamten⸗ stellen vor, es werden insgesamt 6036 als künftig wegfallend be⸗ eichnet. Um die Klage zu entkräften, daß wir zuviel öhere amte im Postdienst haben, gibt sich die Verwaltung alle ühe, von diesem Personal an andere Ressorts abzugeben; so werden etwa 800 bis 900 in die Reichsfinanzverwaltung übertreten. Weibliche Hilfskräfte gelangen bei den Fernsprech⸗ und bei den Scheckämtern fast ausschließlich 8 Verwendung. Die vom Reichstag verlangte anderweite Regelung der Bezüge der Post agenten ist inzwischen erfolgt. Die Frag. der Höhe des Miets⸗ preises b die angemieteten Posthäufer wird nachgeprüft werden. Abg. Tanbadel (Eoz.): An den starken Tariferhöhungen der letzten Zeit ist auch das ee nicht ganz ees hätte schon früher daran denken müssen, Einnahmen und Aus⸗ gaben in Einklang zu bringen. Allerdings reicht die Defizit⸗ wirtschaft bei der Post bis auf das Jahr 1914 zurüc. Wird mian auch ohne eine abermalige Gebührenerhöhung nicht auskommen, so bedarf doch deren Ausmaß einer eingehenden Prüfung, weil ja bereits infolge der gewaltigen Tariserhöhungen der Post Konkurrenzunternehmungen entstanden sind. Im Lande draußen verlangt man, daß das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaßen durch eine Vereinfachung der Verwaltung und des Betriebes, durch die Ausnutzung aller technischen Neuerungen und durch richtiges Disponieren beim Einkauf der Materialien her⸗ gestellt wird. Einig sind sich aber alle Parteien schon jetzt darüber, daß eine Veringerung des ;ee. erfolgen muß. Gegenüber der Behauptung, daß die Personalvermehrung zum allergrößten Teil auf die Einführung des Achtstundentages zurückzuführen ist, habe ich zu erklären, daß meine Fraktion an dem A htstundentage festhält. Auch das Personal der Post wird sich den Achtstundentag nicht nehmen lassen. Der Achtstundentag ist in sozialer und kultureller Beziehung ein Fortschritt, der auch vielfach zur Steige⸗ 7 der Leistungsfähigkeit geführt hat. ie9n Steigerung wird auch bei der Post in Erscheinung treten, sobald wir die Nach⸗ wirkungen des Krieges überwunden haben. Ueber das Wie der Personalverminderung gehen allerdings die Meinungen aus⸗ einander. Die von den bürgerlichen Parteien ent egen den interfraktionellen Vereinbarungen gewünschten gbftriche können wir nicht mitmachen. Wenn der Abban des Personals in dem von den bürgerlichen Parteien gewünschten Tempo erfolgt, dann wird die Pofwerwaltung sicherlich in die Zwan lage kommen, Nachforderungen zu stellen. Wir können uns au nicht mit der Entlassung aller Hilfskräste einverstanden erklären. Ich glaube nicht, daß die Poswerwaltung ohne Hilfskräfte auskommen kann, die es allein der Postverwaltung ermöglichen, den Personalbestand der Konjunktur anzupassen. e Verbitterung hat es hervor⸗ gerufen, daß an Stelle der entlassenen verheirateten männlichen Hilfskräfte zum Teil weibliche Kräfte eingestellt worden sind, die nicht so sehr auf Erwerb angewiesen sind. Die Unrentabilität der Post ist zum Teil auch darauf zurückzu rren, daß zu viel leitende und Aufsichtsbeamte vorhanden finz o entfallen z. B. auf einem Postamt auf 19 Unterbeamte etn Postdirektor, ein Oberpostinspektor, zwei Inspektoren, drei Obersekretäre. Von der Entlassung von Beamten lann natürlich keine Rede sein, es sollen nur fveiwerdende Stellen nicht mehr besetzt werden. Wie die Hilfskräfte sich damit abfinden müssen, daß sie entlassen werden können, so müssen die Beamten sich mit einer Verschlechte⸗ rung der Beförderungsmöglichkeit zufrieden geken. Es ist zweifel⸗ los besser, wir gehen den Weg zum Abbau des Personals aus freier Entschließun „ als daß wir unter dem Druck von außen handeln müssen, wobei die Beamten zweifellos schlechter wegkämen. Begreifliche Mißstimmung haben bei der Be⸗ amtenschaft verschiedene Maßnahmen der Verwaltung aus⸗ gelöst, die nicht von dem Geist der neuen Zeit getragen sind, so beispielsweise der Erlaß über die Bildung und die Aufgaben der Beamtenausschüsse, durch den sich die Beamten wieder in das alte Abhängigkeitsverhältnis zurückgedrängt fühlen. Die Beamten sind so erbittert, daß sie beschlossen haben, sich an der Wahl zu den amtenausschüssen nicht zu beteiligen. Gedenkt der Minister trotzdem den Erlaß aufrechtzuerhalten? Geradezu er⸗ barmun 8- und rücksichtslos ist es, wenn bei der Postverwaltung unehelichen Müttern die Existenz genommen wird und man sie mit ihren Kindern zur Verzweiflung treibt. Wenn eine Mehrheit im Verbande der Postbeamtinnen sich auf den gleichen Standpunkt stellt wie die Verwaltung, so kann man sich nur mit Schaudern von einer solchen Gesinnung abwenden. Wir werden der Ent⸗ schließung zustimmen, wonach künftig Entlassungen aus solchem Grunde nicht mehr vorkommen dürfen. Noch im vierten Jahr der Republik erinnert manches in den Postämtern auf Inschriften, Plakaten und Stempeln an die kaiserliche Zeit. Leider wird das Post⸗ und Telegrammgeheimnis nicht enügend gewahrt. Während des letzten Eisenbahnerstreiks ist ein iensttelegramm des Ober⸗ präsidenten von Sachsen wenige Stunden nach der Absendung in der deutschnationalen „Magdeburger Tageszeitung“ abgedruckt worden. Es besteht der dringende serdacht, daß ein Beamter das Geheimnis verletzt hat. Andererseits läßt sich die Postbehörde eine Telegrammzensur aufdrängen. Ein Telegramm der Görlitzer 1“ während des Streiks wurde von der Postwerwaltung nicht befördert. Dagegen müssen wir schärfsten Protest erheben. Meine Fraktion wird der Entschließung der Unabhängigen zu⸗ stimmen, das Reichspastministerium zu veranlassen, die Lieferung der Zeitungen an die Bezieher im Reiche so einzurichten, daß all⸗ monatlich eine Erhöhung des Bezugspreises entsprechend den scigenden Herstellungskosten angerechnet werden kann. Die wirt⸗ chaftliche Lage der Zeitungen ist so schwierig geworden, daß die Zeitungsverleger fast jeden Monat den Preis erhöhen müssen. Ich chließe mit der Erklärung, daß bei allen wirklichen Reformen das ostministerium uns auf seiner Seite sehen wird. (Beifall bei den ozialdemokraten.)
„Abg. Allekotte (Bentr.): Wir beurteilen den Etat mit ruhiger Sachlichkeit. Es muß anerkannt werden, daß die Post⸗ verwaltung mit Wärme, Eifer und Sachkenntnis an die Löfung neuer Aufgaben herantritt. 381 ist manches nicht so, wie meine Fraktion es wünscht. Wer die Verwaltung und den Betrieb gesund haben will, muß das Vertrauensverhältnis zwischen Ver⸗ waltung und Beamtenschaft wieder herstellen, und dies ist be⸗ sonders bei den mittleren Beamten in weitem Umfang erschüttert. Unter der früheren Verwaltun hat die mittlere Beamtenschaft schwere Kämpfe ausfechten müsßen, um ihre Organisation, sie ist Sieger geblieben, wurde aber damals und auch später vielfach drangsaliert. Es bestand von da an eine gewisse Animosität gegen die mittlere Postbeamtenschaft, und das reichte bis weit in die Kriegszeit hinein. Selbst jetzt ist die ungerechte Behandlung einer großen Gruppe noch nicht ausgeräumt. Noch heute befinde sich eine ganze Anzahl von Postsekretären in Gruppe VI. Diese unhaltbaren Zustände sind auch durch den Etat für 1922 nicht beseitigt, der für die Beamten geradezu enttäuschend und niederschmetternd war. Darum ist es zu begrüßen, daß der Reichs⸗ tag mit seltener Einmütigkeit, unter Beteiligung aller Fraktio⸗ nen die Entschließung eingebracht hat, die Reichsregierung zu ersuchen, durch einen Nachtragsetat soviel Stellen der Gruppe VI für Post⸗ und Telegraphensekretäre, Postverwalter und Tele⸗ graphenbauführer zur Umwandlung in Stellen der Gruppe VII anzufordern, daß bei Zugrundelegung des Anstellungsdienstalters eine Benachteiligung der Post⸗ und Telegraphensekretäre usw. 1 gegenüber den gleichwertigen Beamten anderer Reichsverwal⸗ tungen in der Beförderung vermieden wird. Meine Behauptung im Ausschuß, daß über 20 000 Beamte bei der Post zu viel vor⸗ handen sind, habe ich auf Grund genauen Materials aufgestellt. Wer daran zweifelt, mag doch einmal in die Aemter selbst hineingehen. Ich habe selber erfahren, wie weit der Verkehr
zurückgegangen ist. Die überflüssigen Postbeamten wollen wir 8 1 ““ 6 8
.“