ein. Sehr gewundert hat uns, daß ein Arzt, der selbst beamtet ist, sich dagegen im Ausschuß ausgesprochen hat mit einer Begründung, die eine Diskreditierung seiner eigenen beamteten Kollegen darstellt; er meinte: Die Sozialisierung wäre dem ärztlichen Fortschritt nicht dienlich. Das ganze Heilwesen soll doch nur dazu dienen, aus nicht⸗ gesunden Menschen gesunde Mitbürger zu machen; dazu muß es befreit werden von den heute damit verbundenen finanziellen Momenten. Es darf die Rücksicht, ob der Kranke oder der nicht Gesunde den Arzt bezahlen kann oder nicht, gar nicht mit⸗ spielen. Wir hoffen, daß, wie im Ausschuß, auch hier unser Antrag auf Errichtung eines Staatsinstituts für Arbeitswissen⸗ schaft und Gewerbehygiene angenommen werden wird. Für Herrn Dr. Quaet⸗Faslem ist Herr Hirtsiefer im Ausschuß zu sehr als Ressortminister, zu wenig als Staatsminister aufgetreten. Bei uns wird er stets Unterstützung finden, wenn er den Ressortminister hervorkehrt. Von der Milliarde, die in vier Monaten für aus dem Auslande eingeführte Alkoholerzeugnisse ausgegeben wird, haben doch die arbeitenden Klassen kaum etwas Uetneemn hier handelt es sich lediglich um Leute, die von der rechten Seite dieses Hauses vertreten werden. (Lebhafter Widerspruch und Heiterkeit rechts.) Das Volks⸗ wohlfahrtsministerium hat keinen Gegner in diesem Hause, denn selbst die Kommunisten haben nach dem Zeugnis des Abg. König mit ihm recht gute Erfahrungen gemacht. Wir freuen uns dieser Anerkennung.
Minister für Volkswohlfahrt Hirtsiefer: Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir noch einige ganz kurze Bemerkungen. Herr Abg. Meyer (Solingen) hat bemängelt, daß wir immer noch die Verordnung, betreffend die Kontrolle der Gehälter der Kassen⸗ beamten, ausübten. Ich muß kurz, darauf hinweisen, wie der Zu⸗ sammenhang ist. Ursprünglich sind die Kassenbeamten einheitlich dafür eingetreten, daß die Gleichstellung mit den Kommunalbeamten kam, als sie noch sehr schlecht entlohnt wurden, zum großen Teil erheblich unter dem Einkommen der Gemeindebeamten. Das ist doch durch die Gleichstellung erreicht worden, daß eine wesentliche Besserstellung der Kassenangestellten nsw. eintrat. Gegenwärtig soll nun anscheinend der umgekehrte Weg eingeschlagen werden. Wir halten durchaus nicht einseitig an der Verordnung fest, um eine Machtbefugnis mehr zu haben. Wenn anders beschlossen wird, sind wir selbstverständlich bereit, dem Rechnung zu tragen. Ich glaube, daß wir aber solange an der gegenwärtigen Regelung festhalten müssen, weil außerordentlich große Wirkungen für andere Beamtenkategorien sich aus einer Aenderung ergeben würden. Wir wollen die weitere Behandlung dieser Frage gern in Aussicht stellen und hoffen, auch da zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen.
Ich muß dann noch einige Bemerkungen machen zu den Aeuße⸗ rungen des Herrn Abg. Quaet⸗Faslem, daß ich zu viel Ressort⸗ minister und zu wenig Staatsminister sfei. Wenn Herr Abg. Quaet⸗ Faslem damit gemeint des Staates in meiner Tätigkeit nicht genügend vertreten hätte, so müßte ich dagegen Verwahrung einlegen. Wenn er es aber so aufgefaßt hat, daß ich mich ernstlich bemüht hätte, den großen Aufgaben des Volkswohlfahrtsministeriums näher zu kommen, mit dem Herzen bei der Sache zu sein, dann will ich das gerne anerkennen und zugeben. Ich bin fest davon überzeugt, damit auf dem rechten Wege zu sein und freue mich ehrlich darüber, daß heute die Arbeit meines Ministeriums bei allen Parteien offene Zustimmung gefunden hat. Ich darf Sie daran rrinnern, daß ich bereits in meiner Antrittsrede gebeten habe, von iesem wichtigen Gebiet alle Parteipolitik fernzuhalten und gemeinsam nder Wohlfahrt unseres deutschen Volkes zu arbeiten. Wenn ich ruf diesem Gebiete ein klein wenig hatte mitarbeiten können, so will ich das sehr gern als Anerkennung auffassen, und ich hoffe, daß auch in Zukunft alle Parteien dieses Hauses weiter gemeinsam an diesem chönen Ziele arbeiten. (Lebhafter Beifall.)
Damit schließt die Besprechung des Abschnitts gesundheit“.
lUm 5 ¼ Ubr wird die Fortsetzung der Beratung auf Freitag, 11 Uhr, vertagt. Vorher dritte Beratung der Vor⸗ age, betr. das Dampfkrafuwerk bei Hannover.
Nr. 19 der „Veröffentlichungen des Reichs⸗ gesundheitsamts“ vom 10. Mai 1922 hat folgenden Inhalt: Enthüllung einer Gedenktasfel. — Gang der gemeingefäaährlichen Krank⸗ heiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Gesetzgebung ufw. (Deutsches Reich.) Deutsche Arzneitaxe 1922, fünfte abgeänderte Aus⸗ gabe. — (Frankreich)h. Honig. — Vertehr mit Wein, Schaumwein und Branntwein. Tierseuchen im Deutschen Reiche, 30. April. — Vermischtes. (Deutsches Reich.) Atlas der Hyogiene des Säuglings und Kleinkindes. — Wochentabelle über die Geburts⸗ und Sterblich⸗ keitsverhältnisse in den 46 deutschen Orten mit 100 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in einigen größeren Städten des Aus⸗ landes. — Erkrankungen an übertragbaren Krankheiten in deutschen und außerdeutschen Ländern. — Witterung. — Beilage A Bd. X: Auszüge aus gerichtlichen Entscheidungen, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen (Wein).
ꝙ
Nr. 41 des „Zentralblatts der Banverwaltung“ vom 20. Mai 1922 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Erlaß vom 12. Mai 1922, betreffend die Berechnung eiserner Eisenbahnbrücken
auszugsweise). Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Die Kathedrale und das Jesuitenkolleg in Pinsk. Abflußmengen des Elbe⸗ und Saalegebiets. Vermischtes: Grundlagen für das Entwerfen und Berechnen eiserner Eisenbahnbrücken. Wettbewerb ür Entwürfe zu den Schauseiten eines Postneubaues am Haupt⸗ bahnhof in Bremen. — Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft. — Beschränkung von Wettbewerben auf selbständige Architekten. — Löhne und Preise. — Bücherschau.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Gang der gemeingefährlichen Krankheiten. (Nach den „Veröffentlichungen des Reichsgesundheitsamts“ Nr. 20 vom 17. Mai 1922.) Pest. 8 Laut Mitteilung vom 24. April sind in Lissabon einer Familie vor⸗
8 — 11113““ im Monat Februar 6 Fälle von Lungenpest in gekommen.
Pocken.
Deutsches Reich. In der Woche vom 7. bis 13. Mai wurden 3 Erkrankungen festgestellt, und zwar in Langen (Kreis Belgard, Reg.⸗Bez. K öslin) 2 und in Hamborn (Reg.⸗Bez. Düssel⸗ dorf) — bei einem russisch⸗polnischen Arbeiter — 1.
Für die Zeit vom 30. April bis 6. Mai wurde nachträglich noch 1 Erkrankung bei einer polnischen Arbeiterin in Wülperode (Kreis Halberstadt, Reg⸗Besz. Magdeburg) mitgeteilt.
8 talien. Vom 12, bis. 23. April 4 Erkrankungen, davon in den Provinzen A ong 2, Mailand und Bologna je 1.
S 8 29 ½ 350 “ 8
Sch 5 eiz. Bom S. 29. April 21 Erkrankungen, davon in den Kantonen Züich 9, darunter 1 in der Stadt Zürich
B 7
Bern 6, Thurgau d und Aargau 1. “
at, daß ich als Staatsminister die Interessen
Polen. Vom 12. Februar bis 4. März 106 Erkrankungen (und 55 Todesfälle), davon in der Stadt Warschau 2 (1), in den Bezirken Bialystok 4 (—), Posen 1 (1) und Pomme⸗
rellen 2 (—). Fleckfieber. „Ungarn. Vom 3. bis 9. April 2 Erkrankungen in der Stadt Miskolc.
Polen. Vom 12. Februar bis 4. März 5734 Erkrankungen (und 461 Todesfälle), davon in der Stadt Warschau 176 (26), in den Bezirken Bialystok 710 (59), Posen 5 (—) Pommerellen 4 (—)
Verkehrswesen.
Nach einer Mitteilung der japanischen Postverwaltung gehen in Javan oft Postpakete ein, die den Bestimmungen des Madrider Postpaketvertrags entgegen Briefe oder Angaben, die die Eigenschaft einer eigentlichen und persönlichen Mitteilung haben, ent⸗ halten. Derartige Pakete werden in Zukunft von der japanischen Postverwaltung an die Absender zurückgesandt werden.
Zur Permeidung von Unzuträglichkeiten wird deshalb dringend geraten, schriftliche Mitteilungen dieser Art nicht den Postpaketen bei⸗ zulegen, sondern mit der Briefpost nach Japan abzusenden.
Handel und Gewerbe.
Zur Verkehrslage im Ruhrgebietberichtet „W. T. B. unter dem 24. d. M., wie folgt: Die Betriebslage war bei den Eisenbahnen des Ruhrgebiets in der abgelaufenen Woche glatt. Die erheblich gestiegenen Anforderungen an leeren Wagen wurden ohne Schwierigkeiten erfüllt. Für Kohlen, Koks und Briketts sind in der vergangenen Woche im arbeitstäglichen Durchschnitt einschließ⸗ lich der nachträglich bestellten Wagen 23 967 Wagen (gerechnet zu se 10 t) angefordert und auch gestellt (Höchstgestellung am 20. Mai 24 416). Im gleichen Zeitraum des Vorfahres betrug die Durch⸗ schnittsgestellung 19 974 Wagen. Auch bei der Rheinschiffahrt blieb die Lage weiterhin günstig. Der Cauber Pegel wies am 20. d. M. einen Wasserstand von 3,22 m gegenüber 2,30 m normal auf. Die Umschlagsleistung in den Duisburg⸗Ruhrorter Häfen erhöhte sich von 31 590 auf 33 051 Tonnen im arbeitstäglichen Durchschnitt; guch der Gesamtkanalumschlag in den Zechenhäfen erfuhr mit 28 954 Tonnen eine geringe Steigerung gegenüber der Vorwoche. Die Lagerbestände an Kohle und Koks verminderten sich wiederum um 176 876 Tonnen und betrugen am 20. d. M. noch 826 752 Tonnen.
— In der am 23. Mai abgehaltenen außerordentlichen General⸗ versammlung der Aktionäre der C. W. Kemp Nachf. Aktien⸗ Gesellschaft Stettin wurde, wie „W. T. B.“ meldet, be⸗ schlossen, das Aktienkapital der Gesellschaft auf 25 300 000 ℳ zu er⸗ höhen durch Ausgabe von 13 000 000 ℳ Stammaktien und 1 300 000 ℳ Vorzugsaktien mit mehrfachem Stimmrecht. Den In⸗ habern der Stammaktien werden 10 000 000 ℳ neue Stammaktien dergestalt zum Bezuge angeboten, daß auf eine alte Aktie eine neue zu 190 vH mit voller Dividendenberechtigung für das laufende Ge⸗ schäftsjahr, d. h. ab 1. März 1921, gewährt wird. Ueber den Geschäftsgang war die Verwaltung in der Lage, durchaus befriedigend zu berichten.
— Zwischen der Elektro⸗Osmose Aktiengesell⸗ schaft (Graf Schwerin⸗Gesellschaft), Berlin SW. 68 (Linden⸗ straße 35) einerseits und der Minerals Separation Limited, 62 London Wall (London E. C. 2) andererseits ist eine Interessengemeinschaft zuftande gekommen, auf Grund deren eine gemeinschaftliche Verwertung der beiderseitigen Patente erfolgt. Die Form, unter welcher diese Interessengemein⸗ schaft nach außen hin erscheinen wird, dürfte demnächst bekanntgegeben werden.
London, 25. Mai. (W. T. B.) Wochenausweis der Bank von England vom 25. Mai (in Klammern Zu⸗ und Abnahme im Vergleich zum Stande vom 18. Mai): Gesamtrücklage 26 441 000 (Zun. 183 000) Pfd. Sterl., Notenumlauf 120 890 000 (Abn. 181 000) Pfd. Sterl., Barvorrat 128 881 000 (Zun. 2000) Pfd. Sterl., Wechselbestand 74 593 000 (Abn. 509 000) Pfd. Sterl., Guthaben der Privaten 113 874 000 (Abn. 12 217 000) Pfd. Sterl., Guthaben des Staates 18 562 000 (Zun. 5 592 000) Pfd. Sterl., Notenreserve 24 618 000 (Zun. 6 181 000) Pfd. Sterl., Regierungssicherheiten 49 188 000 (Abn. 6 260 000) Pfd. Sterl. — Verhältnis der Rück⸗ lagen zu den Verpflichtungen 19,96 gegen 18,88 vH in der Vorwoche. Clearinghouse⸗Umsatz 700 Millionen, gegen die entsprechende Woche des Vorjahres 30 Millionen mehr.
Kopenhagen, 24. Mai. (W. T. B). Wochenausweis der Nationalbank in Kopenhagen vom 20. Mai (in Klammern der Stand vom 13. Mai) in Kronen: Goldbestand 228 324 262 (228 324 262), Silberbestand 4 020 421 (4 019 580), zusammen 232 344 683 (232 343 842). Notenumlauf 404 670 600 (422 914 690) Deckungsverhältnis in vH 57,4 (54,9). 1 6
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 23. Mai 1922:
Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen
Gestellt.. Nicht gestellt. Beladen zurück⸗ geliefert: am 22. Mai 2511SSS d-S-e,
Die Elektrolvtkupfernotierung der Vereinigung 8 den sche ““ stellte sich laut Berliner Meldung es „W. T. B.“ am 24. Mai auf 9214 ℳ (am 23. Mai au 9545 ℳ) für 100 kgK. -
Speisefette. Bericht von Gebr. Gause. Berlin, den 24. Mai 1922. Butter. Die günstige Wetterlage veranlaßte größere Zufuhren, die Nachfrage ist recht rege und nahm die Ankünfte glatt auf. Die Noticrung wurde um 6 ℳ für das Pfund ermäßigt. Die bheutige amtliche Notierung ist: Einstandspreise für das Pfund inkl. Faß frei Berlin Ia Qualität 66 ℳ, IIa Qualität 58 — 62 ℳ, abfallende 50 — 55 ℳ. — Margarine. Die Nachfrage ist be⸗ sonders nach den besseren Qualitäten gut, geringe Marken schleppend. — Schmalz. Die Berichtswoche eröffnete bei guter Kauflust in fester Tendenz bei steigenden Preisen. Mit dem plötzlichen Rückgang der Devisen trat ein Umschwung ein und entsprechend gingen auch die Schmalzpreise zurück. Die Angebote blieben unverändert. Die heutigen Notierungen sind: Choice Western Steam 44,50 ℳ, Pure Lard in Tierces 45,50 ℳ, do. kleinere Packungen 46,00 ℳ, Berliner Bratenschmalz 46,00 ℳ. — Speck. Bei guter Nachfrage blieben die Preise unverändert. Gesalzener amerikanischer Rückenspeck notiert 38 — 41 ℳ, je nach Stärke.
85
Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.
Köln, 24 Mai. (W. T. B.) (Amtliche Devisenkurse.) Holland 11 405,70 G., 11 434,30 B. Frankreich 2641,65 G.., 2648,35 B. Belgien 2449,40 G., 2455,60 B., Amerika 292,10 G., 292,90 B.“ England 1301,35 G., 1304,65 B., Schweiz 5590,50 G., 5604,60 B.,
7
Italien 1495,55 G., 1499,45 B., Dänemark 6282,10 G., 6297,90 B., Worwegen 5295,85 G., 5309,15 B., Schweden 7550,55 G.,
7569,45 B. Spanien 4619,20 G., 4630,80 B., Prag 549,30 G., 550,70 B., Budapest 35,82 ½ G., 35,92 ½ B., Wien 3,18 G., 3,22 B.
Hamburag, 24. Mai. (W. T. B.) (Börsenschlußturse.) Deutsch⸗Australische Dampfschiff⸗Gesellschaft 516,00 bis 521,00 bez., Hamburger Pafetfahrt 395,00 bis 405,00 bez., Hamburg⸗Süd⸗ amerika 767,00 bez., Norddeutscher Lloyd 306,00 bis 315,00 bez., Vereinigte Elbeschiffahrt —,— G., —,— B., Schantungbahn 450,00 bis 465,00 bez., Brasilianische Bank 1150,00 bez., Commerz⸗ und Privat⸗Bank 295,00 bis 301,00 bez., Vereinsbank 292,00 bis 296,00 bez., Alsen⸗Portland⸗Zement 1500,00 bis 1600,00 bez., Anglo⸗Continental 1775,00 bis 1800,00 bez., Asbest Calmon 645,00 bis 683,00 bez., Dynamit Nobel —,— G., —,— B., Gerbstoff Renner 1200,00 bez., Norddeutsche Jutespinnerei —,— G., —,— B., Merck Guano 970,00 bez., Harburg⸗Wiener Gummi 1630,00 bis 1680,00 bez., Kaoko —,— G., Sloman Salpeter —,— G., Neugninea —,— G., Otavi⸗Minen⸗Aktien —,— G., do. do. Genußsch. —.— G. — Abgzgeschwächt.
Leipzig, 24. Mai. (W. T. B.) Sächsische Rente 66,50, 5 % Leipziger Stadtanleihe 100,90, Allgemeine Deutsche Credit⸗ anstalt 253,00, Bank für Grundbesitz 202,00, Chemnitzer Bank⸗ verein 275,00, Ludwig Hupfeld 530,00, Piano Zimmermann 755,00, Leipziger Baumwollspinnerei 950,00, Sächs. Emaillier⸗ u. Stanz⸗ werke vorm. Gebr. Gnüchtel 485,00, Stöhr u. Co. 1750,00, Thür. Wollgarnspinnerei 1100,00, Sächs. Wollgf. vorm. Tittel u. Krüger 1175,00, Tränkner u. Würker 765,00, Zimmermann⸗Werke 450,00, Germania 580,00, Peniger Maschinenfabrik 365,00, Leipziger Werk⸗ zeug Pittler u. Co. 922,00, Wotan⸗Werke 931,00, Leipz. Kammgarn⸗ spinnerei 985,00, Hugo Schneider 665,00, Wurzner Kunstmühl. vorm. Krietsch 510,00, Hall. Zucker⸗Fabrik 918,00, Mittweidaer Kratzen 1400,00, Fritz Schulz jun. 1050,00, Riebeck u. Co. 495,00, Thüring. Gas 465,00, Hallesche Pfännerschaft 405,00. — Schwach.
Frankfurt M., Mai (W3W,. Kredit 88,25, Badische Anilin 748,00, Chem. Griesheim 760,50, Höchster Farbwerke 641,00*), Lahmeyer 402,00, Westeregeln Alkali 3 Adlerwerke Kleyer 499,00, Pokorny u. Wittekind 605,00, Daimler Motoren 427,00, Maschinenfabrik Eßlingen 865,00, Aschaffenburg Zellstoff 800,00, Phil. Holzmann 518,00, Wayß u. Freytag 689,00, Vereinigte Deutsche Oelfabriken 890,00, Zellstoff Waldhof 820,00, Fuchs Waggonfabrik 600,00, Heidelberg Zement 735,00, Zuckerfabrik Waghäusel 873,00, Zuckerfabrik Frankenthal 871,00, Zuckerfabrik Offstein 864,00, Zuckerfabrik Stuttgart 850,00.
— *) exkl. Dividende.
Wien, 24. Mai. (W. T. B.) Türkische Lose 65 200, Maj⸗ rente 142, Februarrente 146, Oesterreichische Kronenrente 142, Oesterreichische Goldrente 2350, Ungarische Goldrente 14 000, Ungarische Kronenrente 5000, Anglobank 18 500, Wiener Bankverein 6990, Oesterreichische Kreditanstalt 7450, Ungarische Kreditanstalt 22 950, Länderbank 17 700, Oesterreichisch⸗Ungarische Bank —,—, Wiener Unionbank 7150, Lloyd Triestina —,—, Staatsbahn —,—, Süd⸗ bahn 48 790, Südbahnprioritäten 69 800, Siemens u. Halske 10 990, Alpine Montan 100 000, Poldihütte 70 500, Prager Eisen 16 500, Rima Murany 42 500, Skoda⸗Werke 85 000, Brüxer Kohlen —,—, Salgo⸗Kohlen 120 000, Daimler Motoren —,—, Veitscher Magnesit —,—, Waffenfabrik 4800, Galizia⸗Petroleum —,—, Kaiser⸗ Ferdinand⸗Nordbahn 748 000.
Wien, 24. Mai. (W. T. B.) Notierungen der Devisen⸗ zentrale: Amsterdam 389 750,00 G., Berlin 3445,00 G., Kopen⸗ hagen 213 375,00 G., London 44 475,00 G., Paris 90 450,00 G., Zürich 189 875,00 G., Marknoten 3470,00 G., Lirenoten 50 870,00 G., Jugoslawische Noten 14 088,00 G., Tschecho⸗Slowakische Noten 19 065,00 G., Polnische Noten 238,00 G., Dollar 9919,00 G., Ungarische Noten 1217,00 G.
Prag, 24. Mai. (W. T. B.) Notierungen der Devisen⸗ zentrale (Durchschnittskurse): Amsterdam 2035,00, Berlin 17,22 ½, Stock⸗ holm 1355,00, Christiania 950,00, Kopenhagen 1150,00, Zürich 995,50, London 233,75, New York 52,30, Wien 0,53 ¼, Mark⸗ noten 17,22 ½, Polnische Noten 1,27 ⅛. London, 24. Mai. (W. T. B.) Privatdiskont 2716., 4 % fundierte ö“ 87 ⅞, 5 % Kriegsanleihe 99 1, 4 % Sieges⸗ anleihe 895 ⅞.
London, 24. Mai. (W. T. B.) Devisenkurse. Paris 49,39 ¼, Belgien 53,12 ½, Schweiz 23,34, Holland 11,44 t, New York 445,00, Spanien 27,93, Italien 87,00, Deutschland 1342,00, Wien 43 000,
Bukarest 645. 25. Mai. (W. T. B.) Silber 365 %⅜,
London, Lieferung 36,50. Paris, 24. Mai. (W. T. B.) Devisenkurse. Deutschland 32²3⁄2, Amerika 1109,00, Belgien 92 ¾, England 49,32 ½, Holland 431,50, Italien 56,50, Schweiz 211,50, Spanien 176,75. Zürich, 24. Mai. (W. T. B.) Devisenkurse. Berlin 1,77, Wien 0,05 ¼, Prag 9,95, Holland 204,00, New York 524,25, London 23,34, Paris 47,32 ½, Italien 26,92 ½, Brüssel 43,95, Kopen⸗ hagen 112,00, Stockholm 135,25, Christiania 95,00, Madrid 83,75, Buenos Aires 189,00, Budapest 0,61 ½, Bukarest —,—, Agram 187,50,
Warschau 0,12 ½.
Amsterdam, 24. Mai. (W. T. B.) 5 % Niederländische Staatsanleihe von 1918 8913⁄16, 3 % Niederländische Staats⸗ anleihe 64 ⅛, 3 % Deutsche Reichsanleihe Januar⸗Juli⸗Coupon —,—, Königlich Niederländ. Petroleum 476,00, Holland⸗Amerika⸗ Liie 134,00, Atchison, Topeka & Santa Fé 103,00, Rock Island —,—, Southern Pacific —,—, Southern Railway 26,25, Union Pacific —,—, Anaconda 11315⁄161, United States Steel Corp. —,—.
— Fest.
Amsterdam, 24. Mai. (W. T. B.) Devisenkurse. London 11,45 ¼, Berlin 0,88. Paris 23,27 ½, Schweiz 49,07 ½, Wien 0,02 ¼, Kopenhagen 55,25, Stockholm 66,14, Christiania 46,19, New York 2522⁄1, Brüssel 21,52 ½, Madrid 40,92 ½, Italien 13,22 ⁄½. Kopenhagen, 24. Mai. (W. T. B.) Devisenkurse. London 20,70, New York 477,00, Hamburg 1,63, Paris 42,10, Antwerpen 39,00, Zürich 89,00, Amsterdam 181,25, Stockholm 120,25, Christiania 85,00, Helsingfors 9,75, Prag 8,85.
Stockholm, 24. Mai. (W. T. B.) Devisenkurse. London 17,27, Berlin 1,33, Paris 35,25, Brüssel 32,50, schweiz. Plätze 74,25, Amsterdam 151,25, Kopenhagen 83,50, Christiania 70,90, Washington 388,50, Helsingfors 8,10, Prag 7,60.
Christiania, 24. Mai. (W. T. B.) Devisenkurse. London 24,50, Hamburg 1,85, Paris 50,00, New York 551,00, Amsterdam 214,50, Zürich 105,50, Helsingfors 11,50, Antwerpen 46,00, Stock⸗ holm 142,00, Kopenhagen 118,00, Prag 10,75.
Silber auf
Berichte von auswärtigen Warenmärkten. Liverpool, 23. Mai. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz —,— Ballen, Einfuhr 22 300 Ballen. Mailieferung 11,87, Juni⸗ lieferung 11,76, Julilieferung 11,72. — Aegyptische unverändert. Bradford, 25. Mai. (W. T. Z.) Wollmarkt. Die Stimmung am heutigen Markt war fest. In Garnen fand ein großer Umsatz statt. Die Preise konnten sich befestigen. “ 8
—
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle Rechnungsrat Mengering in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstr. 32.
Sieben Beilagen (einschließlich Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 53 A und B)
und Erste, Zweite und Dritte Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage.
zum Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger
Berlin, Freitag, den 26. Mai
Nr. 121.
Kohlenproduktion des Deutschen Reichs im Monat April 1922.
Nichtamtliches.
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Januar bis April u“
Steinkohlen
Preßkohlen aus Braunkohlen
Preßkohlen aus Steinkohlen
Braunkohlen Koks
Steinkohlen
Preßkohlen aus Braunkohlen (auch Naßpreß⸗ steine)
. F
Preßkohlen aus Steinkohlen
Braunkohlen Koks
Breslau Niederschlesien Breslau Oberschlesien. J1“ Clausthal*) . Dorte Bonn ohne Saargebiet . . . . .. “
419 602
2 769 920
3 847
38 372
¹) 7 240 842 466 484
81 483 227 572
3 568 2 017 888 141 893
543 472
1 042
8) 5 043 274 162 010
3 007 863 604 438
1 775 852 11 533 359 15 970
164 438
31 237 794 2 033 560
356 626
4 691 183 37 019
2 436 850
40 858 127 952 7 332 1 348 130 53 5838
312 296 12 408
14 044 7759 026 570 269
5) 21 022 421 704 374
12 106 996
Preußen ohne Sgargebiet..
Vorjahr ohne Saargebiet Berginspektionsbezirk: München
8“ Zweibvücken....
10 939 067 11 491 648
6 372 487 —
1 852 594 2 011 532
2 472 404
8 757 661 2 351 207
S 478 420
85 367
98 950 11“ 10 757
—
46 760 973 45 776 925 28 255
1 782
7 521 678 7 271 335
1 606 833
9 568 043 V 1 629 781
5) 36 112 272 9 370 390
33 098 004
353 509 5
496 91 51 081
Bayern ohne Saargebiet 1 Vorjahr ohne Saargebiet Berginspektionsbezirk: Zwickau I und I . Stollberg i. GC. .. Dresden (rechtselbisch)
8
6 859 031
160 225 — . — 138 189 8 8 32 592 Leipzig (III“ ö 114““ —
10 757
184 317 ües 15 937
218 918
15 013
139 039 8 8 175 911
547 501
30 037 30 940
51 081
850 424 50 066
912 409
720 502 — . 628 043 137 286
61 518
655 705 690 950
2 249 131
—y
Sache VBrIeH.
Braunschweig . — Sachsen⸗Altenburg und Reuß 1 —
12514
Uebriges Deutschland
111““—
331 006 395 762
VBadeeeeenn 1 —
190 924 202 216
686 540 710 495
1 800 60 347 150 111 10 879
23 513 Lör
43 383 281 582 589 834
90 449
1 485 831 1 521 622
52 466
3 969
523
5) 179 398 24 336
2 904 836 2 736 772
188 451 1 112 444 2 456 786
412 111
Deutsches Reich ohne Saargebiet. ..
Deutsches Reich ohne Saargebiet: 1921 . . . . . . ..
Deutsches Reich ohne Elsaß⸗Lothringen und Saargebiet: 1912
. —*
1913 111114“ Deut Reih“
1“ 11 906 674
14 231 367 15 821 006
2 511 211 428 977 2 277 412 2 387 151 489 962 2 488 687
10 633 766 10 374 292
1 818 192 1 878 192
501 286 501 286
2 516 193 2 668 455
7 258 044 7 258 044
) Die Produktion des Obernkirchener Werkes ist zur Hälfte unter „Uebriges Deutschland“ nachgewiesen.
Davon entfallen auf das eigentliche Ruhrrevier 7 182 Davon aus linksrheinischen Zechen 268 884 t. Davon aus Gruben links der Elbe 2 923 301 t. Zwei Betriebe sind geschätzt.
8 ) 5⁵) Einschließlich der Berichtigungen aus den Vormonaten.
Berlin, den 23. Mai 1922.
2 175 t.
stisches Reichsam Delbrück.
48 329 307 47 385 9871
57 392 072 63 379 455
9 693 983 ⁵) 1 818 919 9 502 198 1 867 616 10 076 618 10 660 315
8) 44 037 324 40 446 464
1 937 511
28 176 021 1 937 511
28 176 021
Parlamentarische Nachrichten. “
Im volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichs⸗ tags berichtete am Mittwoch der Reichswirtschaftsminister Schmidt eingehend über die Verhandlungen der während der Konferenz in Genua eingesetzten wirtschaftlichen Kommission. Wie das „Nachrichtenbüro des Vereins deutscher Zeitungsverleger“ mitteilt, betonte der Minister, daß diesen Verhandlungen sachlich eine weit größere Bedeutung zukomme, als dies bisher bei dem überwiegenden Interesse der Berichterstattung an den rein politischen Fragen zum Ausdruck gekommen sei. Einleitend gab er einen Ueberblick über die wirtschaftliche Lage der einzelnen europäischen Staaten; er unterschied hierbei nach den produktionspolitischen Bedingungen der einzelnen Länder Agrar⸗ und Industriestaaten, Staaten mit selbstgenügsamer Produktion und Staaten mit starkem Ausfuhr⸗ und Einfuhrbedürfnis und schließlich nach der finanz⸗ und währungspolitischen Lage der einzelnen Länder. Die wirtschaftspolitische Lage der südosteuropäischen Agrarstaaten könne im ganzen als günstig bezeichnet werden, während umgekehrt die großen Industrieländer unter der Zerreißung des euro⸗ päischen Wirtschaftszusammenhangs besonders empfindlich litten. Auch die weltpolitische Stellung, Nationalismus oder Pazifismus erweise sich in erster Linie begründet durch den Grad des Interesses der einzelnen Staaten an der Produktions⸗ und Aufnahmefähigkeit der anderen Länder. So müsse ein wesentlicher Grund für die Aggressivität der französischen Politik darin gesehen werden, daß nach seiner wirtschaftlichen Struktur Frankreich in verhältnismäßig geringem Grade von der Wirtschaft anderer Länder In sehr ausführlicher Dar⸗ legung erörterte der Minister die Lage der russischen Wirtschaft. Die Verhandlungen in Genua hätten gezeigt, daß Rußland sich aus der furchtbaren Not seiner gegenwärtigen Verhältnisse aus eigener Kraft nicht mehr emporraffen könne; die russische Wirtschaft bleibe auf Jahre hinaus darauf angewiesen, von den westlichen Staaten mit Geld und Produktionsmitteln unterstützt zu werden. Die Sowjetregierung habe diesen Tatbestand klar erkannt und sei bereit, diesen Verhältnissen durch erhebliche Modifizierung ihres inneren Wirtschaftssystems Rechnung zu tragen. Es stehe ja außer Zweifel, daß das westeuropäische Kapital sich an der rufsischen Wirt⸗ schaft nur unter rein kapitalistischen Formen beteiligen werde. So⸗ weit es die Rücksicht auf die innerpolitische Stimmung des russischen Volks erlaube, sei die russische Regierung bereit, sowohl auf industriellem wie auf agrarischem Gebiete die erforderlichen Kon⸗ zessionen an das westeuropäische Wirtschaftssystem zu machen. Selbstverständlich werde die russische Regierung sich alle Mühe geben, und sie werde dabei Deutschland an ihrer Seite finden, um eine Kolonisierung Rußlands zu verhindern. — Die einzelnen Probleme, welche die wirtschaftlichen Verhandlungen in Genua betrafen, hätten ihren Niederschlag in einer Anzahl von Leitsätzen gefunden, die schließlich vom Plenum der Konferenz zum Beschluß erhoben worden seien. Sie bezögen sich einmal auf die Einfuhr⸗ und Ausfuhrhemmungen und die allgemeine Zollpolitik. Es habe grundsätzliches Einverständnis darüber geherrscht, daß das System des Wirtschaftskriegs, das innerhalb Europas den politischen Krieg überdauert 1eb. grundsätzlich als schädlich anzusehen sei. Die Erschwerungen des internationalen Waren⸗ austausches sollten daher, soweit es die Interessen der nationalen Produktion und der Versorgung des inneren Marktes ermöglichen, möglichst bald abgebaut werden. Von einigen
Staaten sei die Forderung einer völligen Freiheit des Rohstoff⸗ verkehrs in den Vordergrund gerückt worden. Die hierüber gefaßten
Beschlüsse trügen den Erfordernissen der deutschen Wirtschaft in vollem Umfange Rechnung. Von deutscher Seite sei von Anfang an die einseitige Meistbegünstigung des Versailler Vertrages als eins der Hauptübel der nationalen Wirtschaft in den Vordergrund gestellt worden. Deutschland habe sich bei diesem für seine künftige Handels⸗ politik entscheidenden Vorstoß von der überwältigenden Mehrheit der Konferenzteilnehmer unterstützt gesehen. Insbesondere England habe sich uneingeschränkt zu den liberalen Theorien seiner Vergangenheit bekannt. Trotz eines entschiedenen Protestes seitens Frankreichs sei schließlich auch das System der Handelsverträge mit dem Ziel allgemeiner Meist⸗ begünstigung als Hauptforderung in die Beschlüsse aufgenommen worden. Neben der Frage des „Dumping' seien noch einige wichtige Probleme des internationalen Wirtschaftsrechts eingehend erörtert worden, vor allem die Fragen des gewerblichen, literarischen und künstlerischen Eigentums, des Fremdenrechts und des Paßwesens. Wenn auch allen diesen Beschlüssen vorläufig nur eine moralische Kraft innewohne, so bedeuteten sie doch gerade für Deutschland einen erheblichen Fortschritt. Wenn Deutschland in der nächsten Zeit mit einer größeren Anzahl von europäischen Staaten Handelsabkommen abschließen werde, so würden ihm die Beschlüsse der Genueser Konferenz eine überaus wertvolle Grundlage für seinen Wiedereintritt als gleichberechtigtes Mitglied der internationalen Wirtschaft sein.
— Im Haushaltsausschuß des Reichstags berichtete Abg. D. Mumm (D. Nat.) über verschiedene Anträge des Reichstagsausschusses für Bildungswesen. Es wird darin 85 Regierung ersucht, im Personentarif für die Reichseisenbahnen den Hörern von Volkshochschulen, die ihre Schüler ganz in Anspruch nehmen, dieselben Fahrpreis⸗ vergünstigungen zuteil werden zu lassen, wie den Studierenden der Hochschulen. Auch sollen für die Teilnahme am Religionsunterricht wie am Vorbereitungsunterricht der im Artikel 137 der Reichsverfassung genannten Gesellschaften des öffentlichen Rechts — auch wenn sie nur in einem der Länder als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt sind — die tarifmäßigen Personenfahrpreise selbst dann um die Hälfte herabgesetzt werden, wenn die Schüler den Ort des Unterrichts nur an einzelnen Tagen der Woche planmäßig besuchen. Außerdem sollen die Preise der Fahrkarten für Teilnehmer an den Veranstaltungen der Jugendpflege und an Schulfahrten auf ein Viertel des geltenden Tariffahrpreises ermäßigt werden. Ferner sollen die tarifmäßigen Personenfahrpreise der Eisenbahn für die ständigen Schüler öffentlicher oder von der Schulaufsichtsbehörde als gemeinnützig anerkannter privater Bildungsanstalten, insbesondere der gewerblichen und kaufmännischen Berufs⸗, Fach⸗ und Fort⸗ bildungsschulen, der Haushaltungsschulen, der technischen und Bau⸗ gewerbeschulen für den Weg zwischen Wohn⸗ oder Arbeitsort und Schulort auch dann auf ein Viertel herabgesetzt werden, wenn die Schüler die Bildungsstätten nur an einzelnen Tagen der Woche planmäßig besuchen. Schließlich sollen die Eisenbahnfahrkarten für die bei ihren Angehörigen außerbalb der Arbeitsstätten ihrer Lehr⸗ herren wohnenden Handwerks⸗ und Kaufmannslehrlinge sowie die Lehrlinge in sonstigen Betrieben — soweit sie nicht durch Wochen⸗ karten oder sonstige Tarifvergünstigungen bereits besser gestellt sind — im Preise den Schülermonatskarten gleichgesetzt werden. Die Abgg. Dr. Löwenstein (U. Soz.), Hoch (Soz.) und Biener (D. Nat.) traten in ausführlichen Darlegungen für die Anträge ein. Es müßten aber im Interesse der Eisenbahnverwaltung einfache Grundsätze geschaffen werden, nach denen alle diese Fragen geregelt werden sollen. Gegenüber einzelnen Beschwerden über die Ueberweisung der doch das Bildungswesen betreffenden Anträge an den
Haushaltsausschuß bemerkte Abg. Dr. Schreiber (Zentr.), daß
[Mo
unbedingt dem Haushaltsausschusse die beherrschende finanzielle Stelle innerhalb sämtlicher Reichstagsausschüsse verbleiben müsse und daß demgemäß mit vollem Recht alle diese Anträge auf Fahr⸗ preisermäßigung im Haushaltsausschuß beraten werden müßten. — Bei der dann folgenden Abstimmung wurden die Anträge, die die Fahrpreisermäßigung für die Fahrt zum Religionsunter icht und zu den Veranstaltungen der Jugendpflege betrafen, vom Ausschuß an⸗ genommen. Bezüglich der Herabsetzung der Fahrpreise für die ständigen Schüler öffentlicher oder von der Schulaufsichtsbehörde als gemeinnützig anerkannter privater Bildungsanstalten wurde be⸗ schlossen, daß die Ermäßigung die Hälfte der tarifmäßigen Personenfahrpreise betragen solle und nicht, wie beantragt, drei Viertel. Die Eisenbahnfahrkarten für die bei ihren An⸗ gehörigen außerhalb der Arbeitsstätten ihrer Lehrherren wohnenden Handwerks⸗ und Kaufmannslehrlinge sollen vorläufig im Preise noch nicht ermäßigt werden, dagegen soll aber dem Reichsverkehrsministerium dieser Gegenstand zur Erwägung überwiesen werden. Allseitig an⸗ genommen wurde die Fahrpreisermäßigung für die Volkshochschüler entsprechend den Vergünstigungen der Hochschüler. Außerdem wurde die Reichsregierung vom Ausschuß ersucht, einem demokratischen An⸗ trage gemäß zu erwägen bei künftigen Tarifmaßnahmen die Kinder⸗ fahrkarte statt bis zum zehnten Lebensjahre bis zum vierzehnten Lebens⸗ jahre und die Freifahrt von Kindern statt bis zum vierten bis zum sechsten Lebensjahre zu erstrecken. Hierauf vertagte sich der Ausschuß. — Im Reichstagsausschuß für Beamtenange⸗ legenheiten wurde von neuem über Anträge zum Haus⸗ halt des Reichswehrministeriums verhandelt, die vom Haushaltsausschuß überwiesen worden waren. Es handelte sich um die ehemaligen Fachoffiziere der Marine (Ingenieure, Torpeder, Feuerwerker), die behaupten, daß sie entgegen den ihnen vom früheren Reichswehrminister Noske gegebenen Zusagen und ent⸗ gegen mehrfachen des Reichstags bei ihrem Uebertritt in Beamtenstellen durch die Art ihrer Eingruppierung wirtschaftlich ge⸗ schädigt worden seien. Ein Vertreter des Reichsjustiz⸗ ministeriums erklärte, daß der Anstellungsvertrag den Fachoffizieren keine weitergehenden Rechte gebe, als man ihnen eingeräumt habe. Die Abgg. F (Dem.) und Morath (D. Vp.) verwiesen auf die Entstehungsgeschichte und verlangten, daß man dem formalen Recht das natürliche voranstelle. Der Berichterstatter Abg. Schmidt⸗ Stettin ersuchte den Vertreter des Reichsfinanzministeriums um Stellunguahme und erhielt von Regierungsrat Sölch die Antwort, daß man bei der Festsetzung des Besoldungsdienstalters weitgehendes Entgegenkommen üben werde, damit die Beteiligten wirtschaftlich bessergestellt würden. Abg. Steinkopf (Soz.) bezweifelte die Rechts⸗ grundlage für die Einwände des Reichsfinanzministeriums. Auch der Abg. Deglerk (D. Nat.) war, wie er aussührte, ursprünglich dieser v gab aber jetzt zu, daß der § 8 des Besoldungs⸗ gesetzes anwendbar sei. Da der Ausschuß keine Beschlüsse fassen könne, die sich über die Besoldungsvorschriften hinwegsetzen, müsse man einen anderen Weg als denjenigen suchen, den die Entschließung der bürgerlichen Parteien gehen wolle. Der Berichterstatter Abg. Schmidt⸗Stettin glaubte, daß sich der Ausschuß nur mit dieser Entschließung zu beschäftigen habe; die Entschließung der Abgg. Brüninghaus und von Schoch (D. Vp.), die dasselbe Ziel wien die der anderen bürgerlichen Parteien auf anderem Wege erreichen wolle, indem sie verlange, daß das Besoldungsdienstalter der ehemaligen Fachoffiziere als Beamte so festgesetzt werde, daß eine Verschlechterung in ihren Verhältnissen vermieden werde, sei durch die entgegen⸗ kommende Erklärung des Regierungsrats Sölch erledigt. Abg. (.Bpe) war entgewrngesedter Meinang. Geg⸗