1923 / 186 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Aug 1923 18:00:01 GMT) scan diff

hat, die für sie selbst ein Opfer und für das Volk vielleicht eine weitere Belastungsprobe war. Wir mußten darauf verzichten, die Oeffentlichkeit zu unserer Vertrauten zu machen. Und wer wie mancher von Ihnen aus eigener Erfahrung die innere Spannung kennt, die der Druck der letzten Verantwortung hervorruft, der konn ermessen, wie schwer uns solche Entsagung wurde. In ge⸗ spannter Beobachtung und stiller Arbeit mußte sich unsere Be⸗ tätigung erschöpfen. Aktivität darf nicht mit Geschäftigkeit ver⸗ wechselt werden und Schweigen nicht mit Untätigkeit.

Ich bitte um die Erlaubnis, mit wenigen Worten auf den Beginn der Ruhraktion zurückgreifen zu dürfen. Das hohe Haus erinnert sich, daß die französische Regierung ihren Einmarsch damals mit dem deutschen Verzug der Holz⸗ und Kohlenlieferungen be⸗ gründet hat. Als Zweck des Unternehmens bezeichnete sie, die deutsche Kohlenproduktion zu überwachen und den Eingang der Reparationsleistungen sicherzustellen, ohne im geringsten das normale Leben der Bevölkerung oder ihre ruhige Arbeit zu stören. Nach der Antwort, die Frankreich am 30. Juli auf die englische Note vom 22. Juli erteilt hat, sehen die wirklichen Ziele des Ruhr⸗ einbruchs wesentlich anders aus. (Sehr wahr!) Der Einbruch ins Ruhrgebiet ist nach der jetzigen Pariser Erklärung nicht er⸗ folgt, um dadurch die unmittelbare und vollständige Zahlung der Reparationsschuld zu erzwingen. Frankreich hat, wie jetzt zu⸗ gegeben wird, sehr wohl gewußt, daß dies selbst dann nicht erreicht werden konnte, wenn Deutschland die Ausbeutung der Kohlen⸗ bergwerke und die Steuereinziehung durch Frankreich zugelassen hätte. Der wirkliche Zweck der Aktion war nach den eigenen Worten der jetzt veröfsentlichten französischen Auslassung auf nicht mehr und nicht weniger gerichtet als darauf, die wirtschaftliche und politische Organisation des Deutschen Reiches dervartig zu be⸗ hindern, daß Deutschland die Erfüllung des Vertrages, so wie Frankreich sie sich denkt, jener Behinderung vorzieht. Das be⸗ deutet, daß Frankreich bewußt das wirtschaftliche und politische, also auch das soziale Chaos in Deutschland herbeiführen will, um mehr Geld aus uns herauszuholen. (Sehr richtig! rechts.) Wäre es nicht geradezu unsinnig, anzunehmen, daß der Vertrag von Ver⸗ sailles jedem beliebigen einzelnen Gläubiger das Recht geben sollte, zum Schaden der anderen Gläubiger selbständig und allein die zerstörende Hand auf die deutschen Produktionsmittel zu legen! (Lebhafte Zustimmung.) Zu dieser Frage existiert ein Vorgang, der die Berechtigung des deutschen Rechtsstandpunktes einwandfrei beweist und nicht in Vergessenheit geraten darf. Als die rumänische Regierung im Jahre 1919 ungarisches Staatseigentum ergreifen wollte, war es der Oberste Rat der Alliierten selbst, der sie in einer Note vom 23. August darauf aufmerksam machte, daß der Zugriff einer einzelnen Macht auf die Besitztümer der besiegten Staaten den zwischen den Alliierten vereinbarten und im Vertrage von Versailles niedergelegten Reparationsgrundsätzen widerspricht. (Hört, hört!) Man muß staunen, wie Frankreich sich jetzt über dieselben Grundsätze hinwegsetzt, die es damals den Rumänen ge⸗ predigt hat. (Sehr gut!) Der Sieger im Bewußtsein seiner Macht interpretiert einen Vertrag, der das Fundament zu einem neuen, nur von Recht und Gerechtigkeit regierten Europa legen sollte, je nach den Bedürfnissen des Aufenthalts mal in schwarz und mal in weiß, und niemand findet sich, der gegen diesen Hohn auf das Rechtsempfinden der Völker protestiert. (Sehr gut! rechts.) Ich fürchte, die Welt wird noch lange zurückzudenken haben an die 21 000 Kubikmeter Schnittholz, an die 1 ½ Millionen Tonnen Kohle und an die historischen 131 000 Telegraphenstangen (sehr gut!), derentwegen die französische Regierung, wenn anders man sie bei ihrem Wort nehmen will, ins Nuhrgebiet einmarschiert ist und Europa in eine Verwirrung gebracht hat, die im besten Fall hart bis an den Abgrund führt. Was haben diese unver⸗ schuldeten winzigen Rückstände zu bedeuten gegenüber dem, was Deutschland in der Zeit vom Waffenstillstand bis zum Beginn der Ruhraktion tatsächlich geleistet hatte. (Sehr richtig!) Die Be⸗ rechnungen darüber gehen bekanntlich auseinander. Während Frankreich uns nur eine Gesamtleistung von 8 Milliarden Gold⸗ mark gutschreibt, gelangen unsere mit Sorgfalt aufgestellten Buchungen zu einer Gesamtleistung von 45 Millarden Goldmark. (Hört, hört!) Die Richtigleit dieser Buchungen wird von der anderen Seite bestritten. Da ist es erfreulich für uns, daß neuerdings in den Vereinigten Staaten von Amerika sich eine gewichtige Stimme zugunsten unserer Berechnung erhoben hat. Das Volks⸗ wirtschaftliche Institut in Washington, das sich die freie wissen⸗ schaftliche Erforschung sozialpolitischer und wirtschaftlicher Fragen zur Aufgabe macht, hat soeben ein umfangreiches Werk über die deutsche Reparationsfähigkeit veröffentlicht, das eine Fülle inter⸗ essanter Feststellungen enchält. Nach einer Vergleichung der Gut⸗ schriften und Bewertungsmethoden einerseits der Reparations⸗ kommission, andererseits der deutschen Regierung, wird nachge⸗ wiesen, daß ich zitiere wörtlich „die deutsche Methoden mit den allgemein geltenden Grundsätzen der Finanzwirtschaft, der Volkswirtschaft und des Rechtes unstreitig mehr übereinstimme als die der Repavationskommission“. (Lebhafte Ruse: Hört, hört!) Gegenüber den von der Reparationskommission zugegebenen acht Milliarden Goldmark deutscher Gesamtleistung kommt das In⸗ stitut of ecöonomies zu dem Ergebnis, daß Deutschland „seit dem Waffenstillstand bis zum 30. September 1922 wenigstens 25 bis 26 Milliarden Goldmark an greifbaren Werten für Reparation geleistet hat“. (Hört, hört!) Zugleich gibt aber das Institut zu, daß es vom deutschen Standpunkt aus unzweifelhaft gerechtfertigt sei, noch weitere erhebliche Posten als von Deutschland geleistet zu buchen. (Hört, hört!) In der Streitfrage zwischen der Re⸗ parationskommission und der deutschen Regierung, mit welchem Werte die deutschen Lieserungen auf Reparationskonto gutzu⸗ schreiben seien, mit ihrem wirklichen Handelswert oder nur mit dem Wert, den die Alliierten dafür erlöst haben, einer Frage, die besonders für die Bewertung unserer Handelsflotte von Bedeutung ist, tritt das Institut dem deutschen Standpunkt bei. (Hört, hört!) Das Werk stellt serner fest, daß Deutschland Reparationen nur aus seinem Ausfuhrüberschuß leisten kann. „Es gibt“, so sagt das Buch,

ein erstaunlicheres Beispiel der menschlichen Selbst⸗ äuschung als das Verlangen der Alliierten, daß Deutschland ungeheure Reparationsleistungen abführen soll, und die gleich⸗ zeitige Errichtung von Zollschranken, deren Wirkung es ist, solche Leistungen unmöglich zu machen. Hört, bört!) Auch wenn man die günstigsten Ein⸗ und Ausfuhrziffern der Vorkriegszeit nehme, könne Deutschland jährlich nicht einmal die

Hälfte des Betrages leisten, den das Londoner Ultimatum

Deutschland auferlegt.“ (Hört, hört!) In einer Parallele zur französischen Kriegsentschädi⸗ gung nach 1870/71 wird fesigestellt, daß die gesamten damaligen französischen Zahlungen nur einen Bruchteil dessen darstellten, was Deutschland heute bereits geleistet hat. Aber Frankreich habe da⸗ mals seinen Auslandskredit unversehrt erhalten können, während die französische Politik heute darauf ausgeht, den Kredit Deutsch⸗ lands im Ausland selbst für die Zahlungen an seine Gläubiger zu vernichten. Dies ist die Meinung des amerikanischen Instituts. Daß sich die Reichsregierung, wie es hier und da in der Presse hieß, über die Möglichkeit einer langen Dauer der gegenwärtigen Krise falschen Vorstellungen hingegeben habe, ist nicht richtig. Davor bewahrten uns die Erfahrungen, die wir mit der Zähigkeit und der Konsequenz der Franzosen bei der Verfolgung ihrer politischen Ideen in früheren Fällen gemacht haben. (Sehr gut! rechts.) Ebenso wie das Ziel der französischen Politik dahingeht, Europas Antlitz auf Generationen hinaus neu zu formen, ebenso sind die Mittel, die sie zur Erreichung des Zieles anwendet, auf lange Dauer berechnet. Wer jeden Sonntag mit anzuhören hat, daß Frankreich das Ruhrgebiet erst nach Ab⸗ tragung der letzten Pfennige einer untilgbaren Schuldsumme räumen will, muß sich auch weiterhin auf eine langsame Entwickelung gefaßt machen. (Sehr richtig! in der Mitte und rechts.)

Von der Tatsache, daß der Gegner auf lange Sicht arbeitet, wurde uns auch das Tempo unserer diplomatischen Gegknaktion vor⸗ geschrieben. Aber es wäre nicht richtig, zu glauben, daß die Note vom 2. Mat der erste Versuch der deutschen Politik war, die Ent⸗ wirrung des am 10. Januar geschürzten Knotens anzubahnen. Vor⸗ ausgegangen waren mancherlei Bemühungen, die nicht den Charakter eines zur Veröffentlichung geeigneten diplomatischen Notenwechsels trugen. Von dem Wenigen, was bekannt gegeben werden konnte, darf ich nur jenen Schritt von Mitte März in Erinnerung bringen, der darauf abzielte, die Lösung des Reparationsproblems einer von jeder politischen Einwirkung unabhängigen internationalen Kom⸗ mission höchster Finanzautorikäten zu übertragen. Schon damals erklärten wir uns bereit, an den internationalen Kapitalmarkt wegen Bewilligung einer möglichst großen Anleihe heranzutreten, die von Deutschland mit jeder von dem Anleihekonsortium als nötig bezeichneten Sicherheit ausgestattet und an Frankreich oder die Alliierten als sofortiger barer Vorschuß behändigt werden sollte. Schon damals, Mitte März, verpflichtete sich die deutsche Regierung, durch gesetzliche Maßnahmen dasür zu sorgen, daß die deutschen In⸗ dustrie⸗ und Wirtschaftskreise ihre Kraft in den Dienst der auf das Erfüllbare zurückgeführten deutschen Reparationspflicht stellen.

Was die Note vom 2. Mai selbst anlangt, so ist ihre Form viel⸗ facher Kritik begegnet. Aber die Form war nicht das Wesentliche. Das Wesentliche an dem Schritte war, daß Deutschland in einem Augenblick, wo der Gegner mitten im Frieden mit bewaffneter Macht deutsches Gebiet überfallen hatte, gleichwohl im allgemeinen europäischen Interesse den Entschluß aufbrachte, den ersten Schritt zur Versöhnung zu tun. Wie wenig übrigens angesichts der starren Ablehnung des französischen Kabinetts Form und Inhalt für das Schicksal deutscher Noten maßgebend sind, zeigt unser Memorandum vom 7. Juni. Paris und Brüssel ausgenommen, war alle Welt darüber einig, daß dieses Memorandum einen Fortschritt bedeute und nicht ignoriert werden dürfe. Eine Antwort darauf ist uns trotzdem bis heute nach mehr als zwei Monaten nicht zuteil geworden (hört! hört! in der Mitte und rechts), und dies ist um so bemerkenswerter, als wir an der Themse und am Tiber trotz großer Schwierigkeiten, für die wir volles Verständnis haben, ehrliche Bemühungen am Werke sehen, das Problem einer vernünftigen Lösung näher zu bringen.

Der Herr Abgeordnete Müller (Franken) hat vom Völkerbund gesprochen. Der hehre Gedanke einer Völkergemeinschaft, die Recht und Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung in den Beziehungen der Völker zur Geltung bringen will, begegnet bei der Reichsregierung uneingeschränkter, rückhaltloser Sympathie. (Bravo! bei den Deutschen Demokraten.) Die Verkörperung, die der Gedanke in Genf gefunden hat, können wir allerdings nicht als vollkommen anerkennen. (Leb⸗ hafte Zustimmung. Zurufe von den Vereinigten Sozialdemokraten: Wir auch nicht!) Und das wird niemanden überraschen, der sich der traurigen Erfahrungen erinnert, die wir mit jener Institution bei den verschiedensten Anlässen gemacht haben. (Stürmische Zustimmung.) Tatsache ist, daß in der Aera des Völkerbundes schwererer Mißbrauch mit rechtloser Gewalt getrieben wird, als Europa seit langem erlebt hat. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Universalität und unbedingtes Vertrauen zu einer unparteiischen, von niemand abhängigen Gerechtig⸗ keit sind die einzigen sicheren Grundlagen für einen Friedensbund, und solange diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, wird, fürchte ich, weder ein wahrer Bund der Völker zustande kommen, noch ein wahrer Friede in die Welt einkehren. (Erneute Zustimmung.)

Trotzdem erkläre ich: wenn Deutschland den ihm gebührenden Platz im Rate der Völker heute noch nicht eingenommen hat, so ist nicht Mangel deutscher Bereitwilligkeit daran schuld. Deutschland ist bereit. Die Hindernisse aus dem Wege zu räumen, liegt nicht in unserer Macht. Aber über eins sind wir uns klar: das Wesentliche ist nicht der Völkerbund, sondern der Gedanke, dem er dient (sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten); das Wesentliche ist die innere Versöhnung der Völker, die das Instrument der Verträge aus einem Kampfmittel in der Hand des Gläubigers umwandelt und veredelt in ein Instrument der Verständigung, der Verständigung zur gemeinsamen friedlichen Zusammenarbeit auf kulturellem wie auf wirtschaftlichem Gebiet. (Sehr richtig! rechts, im Zentrum und bei den Deutschen Demokraten.) Wird diese Aussöhnung, vielleicht in noch fernen Tagen, erreicht, so wird der Bund der Völker den Völker⸗ bund fast entbehrlich machen; dann ist der Völkerbund aus dem Begriff zur Tatsache geworden, ist er vollendet, ist er so selbst⸗

verständlich, so real, daß er starrer Formen und strenger Statuten nicht mehr bedarf.

So lange die Dinge noch nicht so weit sind, handelt es sich nur um die eine Frage: hat der Völkerbund die Kraft, den Weg zu jener Versöhnung zu bereiten, oder muß Europa, weil die Institution un⸗ vollkommen ist, vorher noch durch neues Leid und neue Tränen schreiten? Deutschland allein kann verhältnismäßig wenig dazu bei⸗ tragen, das internationale Vertrauen wiederherzustellen und die Herrschaft des Rechts wiederaufzurichten. Aber das wenige, was in unserer Kraft liegt, wollen wir unverdrossen tun, und in diesem Sinne bleiben wir bemüht, das System von Schiedsgerichtsverkrägen,

vov eineinhalb Jahren mit dem deutsch⸗schweizerischen Vertrage

inauguriert wurde, nach Möglichkeit weiter auszubauen. lungen darüber sind mit verschiedenen Mächten im Gange.

Meine Damen und Herren! In diesem Zusammenhang ge⸗ denken wir der großen Republik, jener Hochburg des schiedsgerichtlichen Gedankens, auf deren Zinne heute das Sternenbanner halbmast weht, und wir senken auch unsere Fahne vor dem entschlafenen Präsidenten, den der Tod mitten aus aufopfernder Pflichterfüllung für sein Land und Volk hinweggenommen hat.

Es gibt einen Grund, der es für Deutschland geradezu zur Schicksalsfrage macht, daß die Atmosphäre des Weltkrieges über⸗ wunden wird und der Gedanke des Rechtes im Leben der Völker wieder zu Ehren kommt. Das ist der ungerechte Schuldspruch von Versallles, der das Verhältnis der Völker vergiftet. (Sehr richtig!) Neben aller materiellen Not lastet die moralische Aechtung, die der Schuldspruch über uns verhängt, schwer auf der Seele des deutschen Volkes. Deshalb das Verlangen nach Revision dieser moralischen Verdammung, deren Berechtigung unser Volk nie anerkannt hat und nie anerkennen wird (lebhaftes Bravo), und deren Grundlagen sich immer brüchiger erweisen, je mehr Dokumente über die Vorgeschichte des Krieges ans Tageslicht kommen. Wenmn auch die Wahrheit sich noch nicht durchgesetzt hat, der Zweifel am bisher Geglaubten beginnt sich zu regen. Das ist noch nicht genug, ist wenig, aber es ist ein Anfang, und er soll uns ein Ansporn sein, unbeirrt die Arbeit an der Aufdeckung der historischen Wahrheit fortzusetzen, bis völlige Klarheit über die Entstehung der großen Menschheitstragödie geschaffen ist. Den Fehlspruch von Versailles haben wir nicht hindern können, den Wahrspruch der Geschichte scheuen wir nicht. (Lebhafte Zustimmung.)

Meine Damen und Herren! In den kurzen Ausführungen, die ich machen durfte, ist viel vom Recht die Rede. Das ist kein Zufall, denn Deutschlands einzige Waffe ist das Recht, und diese Waffe davon bin ich tief überzeugt wird siegreich sein. Das Bewußtsein ihres Rechts stärkt unsere Volksgenossen im Ruhrgebiet und am Rhein. Der Millitärmacht, die unterwerfen will, setzt sie die waffen⸗ lose, die gerechte Weigerung entgegen, die Knechtschaft hinzunehmen und die eigenen Ketten schmieden zu helfen. Das Ziel ihres Wider⸗ standes und unserer Abwehr da kann ich die glückliche Formulierung des Herrn Abgeordneten Dr. Stresemann uneingeschränkt akzeptieren ist Unversehrtheit des deutschen Bodens, seine Rückkehr in freie deutsche Verfügung, Wiederherstellung vertragsmäßiger Zustände im Rheinland, Befreiung der Verhafteten, Rückkehr der Vertriebenen und eine Lösung des Reparationsproblems, die unsere wirtschaftliche und soziale Existenz nicht zerstört. (Beifall.)

Das ist die Basis der Verständigung, die wir wünschen und zu der wir bereit sind. Aus der Besonnenheit und aus der Begrenzung ihres reinen Verteidigungszieles entnimmt die Bevölkerung der be⸗ setzten Gebiete das Recht, im Widerstande zu verharren. (Sehr gut.) Dafür, daß ihre Kraft unter wirtschaftlichem und finanziellem Druck nicht erlahme, dafür haben wir im unbesetzten Deutschland zu sorgen. (Lebhafter Beifall.)

Darauf werden die Beratungen abgebrochen.

Präsident Löbe teilt mit daß er sich infolge der durch den Andrang des Publikums entstandenen Verkehrsschwierigkeiten im Hause veranlaßt gesehen habe, zu bestimmen, daß nur solche Per⸗ sonen Zutritt erhalten, die Tribünenkarten, Ausweise von Reichs⸗ behörden oder eigenhändig geschriebene und unterzeichnete Ein⸗ ladungen von Abgeordneten besitzen. Er behalte sich vor, auch die Zahl der Legitimationen, die die einzelnen Abgeordneten ausstellen, zu begrenzen. (Lebhafter Beifall.)

Nächste Sitzung Freitag, 12 Uhr: Kleine Vorlagen, erste und zweite Lesung der Steuergesetze. 8

Schluß 6 ½ Uhr.

Verhand⸗

Parlamentarische Nachrichten.

Der Hauptausschuß des Reichstags beschäftigte sich am 10. d. M. mit dem 2. Nachtrag zum Reichshaushalts⸗ plan für 1923. Auf eine Beschwerde des Abg. Ersing (3) erklärte ein Vertreter des Finanzministeriums, daß eine Schranke gegen die wahllose Vermehrung der Beamtenstellen in Ländern und Gemeinden bereits durch das Reichsausgleichsgesetz ge⸗ geben sei. Aber darüber hinaus müßten die Länder und Gemeinden Ernst machen mit dem Abbau des Beamtenkörpers; in diesem Sinne werde die Regierung mit den Ländern und Gemeinden in Verbindung treten. Verschiedene Anträge, die Abweichungen von den im Etat ge⸗ nannten Zahlen brachten, wurden dem Sparausschuß zur Vorberatung überwiesen.

Der Hauptausschuß nahm in seiner gestrigen Sitzung einstimmig einen Antrag des Sparausschusses an, worin die Regierung ersucht wird, für die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, für kulturelle Aufgaben aller Art, insbesondere für die Weitererhaltung gemeinnütziger Anstalten, die erforderlichen Mittel ungesäumt bereitzustellen und demnächft in einem Nachtragsetat anzufordern. Im Verlauf der Debatte gab der Vertreter des Finanzministeriums die Erklärung ab, daß die Regierung bereit sei, entsprechend einem von allen Parteien unterstützten Antrag des Abg. Schreiber (Zentr.) die für die Notgemeinschaft bereit⸗ gestellte Summe von 4,4 Milliarden auf 900 Milliarden zu erhöhen und sofort auszuzahlen.

Der Steuerausschuß des Reichstags setzte am 10. d. M. die Beratung des Gesetzentwurfs über die Be⸗ steuerung der Betriebe bei der Frage der Belastung der Landwirtschaft fort. Abg. Scholz (D. Vp.) regte laut Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger namens seiner Fraktion an, neben einer Goldanleihe an Stelle einer Geldsteuer eine Naturalabgabe der Landwirtschaft und der Industrie Roggen, Kohle, Kali usw. zu setzen. Abg. Zapf (D. Vp.) stützte die Anregung und empfahl, gegen diese Naturalabgabe eine „Festmark“⸗ Anleihe auszugeben. Dieser Gedanke müsse in einem besonderen Ausschuß schleunigst behandelt werden. Reichsfinanzminister Dr. Hermes stimmte grundsätzlich diesem Gedanken zu, bat jedoch die gegenwärtige Aussprache damit nicht zu belasten, und erklärte sich bereit, in kürzester Frist die Frage in Angriff zu nehmen. Abg. Dr. Helfferich (D.Nat.) betonte, daß die Lohnsummensteuer und besondere Abgabe der Landwirtschaft nur ein Provisorium seien und daß man das Problem der Schaffung einer neuen Währung auf breitester Basis behandeln müsse. Abg. Dr. Fischer⸗Köln (Dem.) erklärte, jetzt sei es die Aufgabe, den Brand des Hauses zu löschen; sodann sei aber sofort das ganze Problem einer Finanz⸗ und Währungsreform anzu⸗ schneiden. Die Abgg. Dr. Hugo (D.Vp.), Zapf (D. Vv.) und Kahmann (So).) schlossen sich diesen Anregungen an. Abg. Hartleib (Soz.) hielt die Belastung der Landwirtschaft, wie sie geplant sei, für viel zu gering. Damit schloß die Aussprache über die neue Anregung der Deutschen Volkspartei und es wurde die Frage der Höhe der besonderen Abgabe der Landwirtschaft behandelt. Abg. Kahmann (Soz.) verlangte eine ausreichende Heranziehung der Landwirtschaft und empfahl eine Abgabe von 15 für je 2000 Wehrbeitrag, auf sechs Monate verteilt. Abg. Schiele (D. Vp.) bat, es bei einer Belastung von 6 Goldmark zu belassen, sonst bestände die Gefahr, daß die Hebung der Produktion, die mit der Aufhebung der Zwangswirtschaft erstrebt

und sprach sich

wendigkeit, zu einer

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Dritte Beilage n Reichsanzeiger und Preußischen

Berlin, Dienstag, den 14. August

—1923

(Fortsetzung aus der Zweiten Beilage.)

sei, wieder illusorisch gemacht werde. Abg. Dr. Fischer⸗Köln (Dem.) empfahl vermittelnd für die ersten drei Monate je 1,50 Gold⸗ mark und die letzten drei Monate je 1 Goldmark zu erheben. Abg. Lange⸗Hegermann (Zentr.) warnte davor, bei der Belastung der Landwirtschaft den Bogen zu überspannen, vorläufig für den Antrag Dr. Fischer aus. Abg. Schmidt⸗Cöpenick (Soz.) wandte sich dagegen, daß die Landwirtschaft nicht in der Lage sei, eine Abgabe von 15 Goldmark zu 2000 Wehrbeitrag zu tragen. Abg. Dr. Hertz (Soz.) empfahl eine Erhöhung der Ruhrabgabe zu⸗ gunsten einer Ermäßigung der Lohnsfummensteuer, da diese infolge der Geldentwertung den angenommenen Betrag weit übersteigen werde. Eine zu starke Belastung der Industrie könne aber zu Absatz⸗ stockungen und Entlassungen führen, während diese Gefahren bei der Landwirtschaft, die den Stand der Vorkriegszeit wieder erreicht habe, nicht beständen, so daß sie erheblich stärker herangezogen werden könne als die Industrie; wenigstens dürfe sie nicht dahinter zurück⸗ bleiben. Abg. Dr. Helfferich (D. Nat.) betonte die Not⸗

möglichst einstimmigen Beschlußfassung zu kommen, und schlug in Abänderung des Antrags Dr. Fischer vor, in den ersten drei Monaten eine Goldmark und in den letzten drei Monaten anderthalb Goldmark. Abg. Dr. Merck (Bayer. Vp.) hielt diese vorgeschlagenen Belastungen für zu hoch und befürchtete

von ihnen einen erheblichen Rückgang der Produktion infolge Verkaufs

der Substanz bei Vieh usw. Reichsfinanzminister Dr. Hermes

betonte, daß die Frage einer baldigen Reform unseres Währungs⸗ systems im Vordergrund stehe. Bis diese Lösung gefunden sei, müsse mit steuerlichen Maßnahmen das Möglichste erreicht werden. Nach weiteren Ausführungen der Abgg. Weilmayer (Zentr.), Keil (Soz.) und Höner (Zentr.) wurde die Frage der Belastung der Landwirtschaft in Verbindung mit der Nachprüfung der Lohnsteuer und der Ruhrabgabe dem Unterausschuß überwiesen; über dessen Verhandlungen der Abg. Scholz (DVp.) in der Nach⸗ mittagsitzung des Steuerausschusses berichtet, daß sie zu einem Kompromißantrag Dr. Fischer⸗Köln (Dem.) geführt hätten, der eine Belastung von je anderthalb Goldmark, für je 2000 Wehr⸗ beitrag auf sechs Monate vorschlug. Die Abgg. Keil (Soz.), Dr. Helfferich (D. Nat.), Dr. Fischer⸗Köln (Dem.), Herold (Zentr.) und Scholz (DVp.) erklärten sich mit dem Kompromißantrag einverstanden, unter der Voraussetzung, daß dadurch eine einmütige Stellungnahme herbeigeführt werde. Abg. Dr. Mer ck (Bayer. Vp.) erklärte, persönlich nicht dafür stimmen zu können; er glaube jedoch, daß seine Fraktion keine Schwierigkeiten bereiten werde. Abg. Keil (Soz.) empfahl eine Herabsetzung der Lohnsummensteuer auf das Anderthalbfache sowie eine Erhoͤhung der Ruhrabgabe von dem Zwei⸗ fachen der Vorauszahlungen auf das Zweieinhalbfache Abg Dr. Helfferich (D. Nat.) hielt mit Rücksicht auf die hohe Be⸗ lastung der Landwirtschaft eine Lohnsummensteuer des Zweifachen der Lohnsteuer für geboten. Reichsfinanzminister Dr. Hermes empfahl die Lohnsummensteuer in dieser Höhe und bat den Abg. Keil, seinen Antrag auf Erhöhung der Ruhrabgabe zurückzustellen. Abg. Keil (Soz.) erklärte sich vorbehaltlich der Zustimmung der Fraktion mit der zweifachen Lohnsummensteuer einverstanden und ver⸗ zichtete auf die Erhöhung der Ruhrabgabe. Der Ausschuß beschloß demgemäß. Der Vorsitzende des Ausschusses wurde beauftragt, im Plenum die Annahme der Entwürfe ohne Aussprache zu empfehlen. Der Steuerausschuß gab in seiner Sitzung am 11. d. M.

vor Eintritt in die Tagesordnung Abg. Dr. Helfferich (D. Nat.) seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß es nicht gelungen sei, die am 10. August im F“ besprochene ein mütige Er⸗ klärung auch im Plenum durchzusetzen und wandte sich sodann gegen einen Artikel des „Vorwärts“, daß die übrigen Parteien sich in der Steuerfrage dem sozialdemokratischen Diktat gefügt hätten und daß die Sozialdemokratie den anderen Parteien ihren Willen aufgezwungen hätte. Tatsächlich sei die erste Valori⸗ sierung einer Steuer bei der Brotverbilligung auf Veranlassung der deutschnationalen Partei erfolgt, die Erhöhung der Voraus⸗ zahlungen auf Veranlassung des Zentrums. Daraus ergebe sich, daß alle Parteien das Problem richtig erkannt und nach Abhilfe gesucht hätten. Deshalb sei die Behauptung des „Vorwärts“ unrichtig. Abg. Keil (Soz.) erklärte demgegenüber, daß eine Zustimmung seiner Fraktion zu der gemeinsamen Erklärung nicht zu erreichen gewesen sei. Eine Verantwortung für den Artikel des „Vorwärts“ müßten seine Freunde ablehnen; sie wären aber zu gegebener Zeit zu einer rückschauenden Besprechung der Finanzpolitik der letzten drei oder auch neun Jahre gern bereit. Hierauf wandte sich der Ausschuß dem Gesetzentwurf über die Sicherung und die steuerliche Behandlung einer wert⸗ bestäundigen Anleihe des Deutschen Reiches zu. Staatssekretäur Fischer begründete den Entwurf und wies insbesondere darauf hin, daß der Reichsrat im Gegensatz zu der Regierungsvorlage vorgesehen habe, daß bei der Flüssigmachung der erforderlichen Deckungsmittel durch Zuschläge zur Vermögenssteuer die Reichsregierung der Zustimmung des Reichsrats und eines Aus⸗ schusses des Reichstags bedürfen solle. Wenn jedesmal eine gesetz⸗ geberische Aktion nötig sei, so würde den Anleihezeichnern nicht die genügende Sicherheit gegeben werden. Deshalb schlage er einen Mittelweg vor, nach dem beim Mangel an Deckungsmitteln aus den ordentlichen Einnahmen des Reiches Zuschläge zur Vermögenssteuer zu erheben sind und die Höhe der Zuschläge vom Reichsfinanz⸗ minister mit Zustimmung des Reichsrats und eines Ausschusses des Reichstages festgesetzt werde. Reichswirtschaftsminister Dr. Becker betonte die Notwendigkeit der möglichst schnellen Verabschiedung der Vorlage und wies ferner darauf hin, daß man versuchen müsse, einen Teil der Anleihe durch Devisen bezahlt zu erhalten, sei es auch mit Zwangsmitteln. Ferner sei die Frage zu erwägen, ob man nicht für die kleinen Zeichner, die mit Devisen zahlen wollten, eine Amnestie für den etwa mit der Devisenverordnung im Widerspruch stehenden Erwerb der Devisen einfügen sollte. Abg Kahmann (Soz.) wünschte eine Verstärkung der Garantien durch die großen Wirtschaftsorganisationen. Bei der Amnestie über⸗ wögen die Vorteile das grundsätzliche Bedenken. Deshalb werde man ihr zustimmen müssen. Abg. Schmidt (Soz.) brachte einen An⸗ trag auf Heranziehung der Sachwerte ein. Nach kurzer Geschäfts⸗ ordnungsdebatte wurde dieser Antrag zurückgestellt. Abg. Dr. Helfferich (D. Nat.) empfahl eine stärkere Amortisation der Anleihe. Abg. Scholz (D. Vp.) erklärte sich trotz mancher Bedenken im einzelnen für die Regierungsvorlage. Abg. Dr. Gilde⸗ meister (D. Vp.) ging auf die Frage einer zwangsweisen Er⸗ fassung von Devisen ein. Abg. Dr. Hertz (Soz.) schnitt die rage der Beleihung der wertbheständigen Anleihe durch Darlehens⸗

assen und Reichsbank an. Staatssekretär Fischer wies darauf hin, daß die Darlehenskassen und die Reichsbank gegen wertbeständige Pfänder nur wertbeständige Darlehen gewähren. In der Ab⸗ stimmung wurde der erste Teil der Regierungsvorlage angenommen und sodann die Verhandlung bei der Frage der zwangsweisen Er⸗ fassung von Devisen usw. zur Zeichnung der Anleihe abgebrochen und auf Montag vertagt. Der Steuerausschuß des Reichstags setzte gestern

die Beratung des Gesetzentwurfs über die Sicherung und die steuerliche Behandlung einer wertbeständigen Anleihe des Reichs fort. Der Ausschuß beschloß, die Frage einer Amnestie für Zeichnungen mit ausländischen Zahlungsmitteln, die in Widerspruch mit gesetzlichen Bestimmungen erworben simd,

sowie überhaupt die Frage Anleihe mit

zurzeit auf die

der Zeichnung eines Teiles der Devisen usw. vorläufig zurückzustellen und sich Vorlage der Regierung zu beschränken, damit die Anleihestücke möglichst bald herausgebracht werden können. Die Aussprache drehte sich hierauf um die Frage, ob und inwieweit bei Mangel an Deckungsmitteln aus den ordent⸗ lichen Einkünften des Reichs die Erhebung von Zuschlägen zur Ver⸗ mögenssteuer von der Zustimmung des Reichsrais und eines Aus⸗ schusses des Reichstags abhängig gemacht werden soll. Ministerial⸗ dirigent Henatsch (Preußen) vertrat die Auffassung des Reichsrats, daß solche Zuschläge überhaupt nur mit dieser Zustimmung erhoben werden dürfen. Abg. Dr. Fischer⸗Köln (Dem.) schlug vor, zu bestimmen, daß der Reichsfinanzminister mit Zustimmung des Reichs⸗ rats und eines Ausschusses des Reichstags die Höhe der Zuschläge festsetzt. Abg. Dr. Gildemeister (D. Vp.) beantragte, daß die Er⸗ hebung nach näherer Bestimmung des Reichsrats und eines Aus⸗ schusses des Reichstags erfolgen solle. Staatssekretär Fischer schloß sich diesem Antrag an. Hierauf stimmte der Ausschuß dem Antrag Gildemeister zu. Die Vorlage sieht weiter eine Be⸗ freiung der Anleihe von der Erbschaftssteuer bei selbst ge⸗ zeichneten oder innerhalb eines Jahres erworbenen Stücken vor. Hiergegen wurde von sozialdemokratischer Seite das Bedenken geltend gemacht, daß mit solchen Privilegien nach und die ohnehin schon viel zu unergiebige Erbschaftssteuer ausgehöhlt würde; höchstens könne eine Befreiung bei Selbstzeichnung in Frage kommen. Demgegenüber wurde betont, daß ohne die Er⸗ werbsfrist von einem Jahre insbesondere die Landwirtschaft von dem Erbschaftssteuerprivileg ausgeschlossen würde. Ein⸗ Vermittlungs⸗ antrag, diese Erwerbsfrist bis zum 1. April 1924 zu beschränken, wurde abgelehnt, dagegen wurde mit Zustimmung der Sozialdemo⸗ kraten gegen die Deutschnationalen und das Zentrum, die die Frist auf ein Jahr erstreckt wissen wollten, der Endtermin auf den 15. Mai 1924 festgesetzt. Damit war die Vorlage erledigt.

Der Rechtsausschuß des Reichstags behandelte am 10. d. M. zunächst die Erhöhung der Gebühren der Rechts⸗ anwälte. Nach kurzer Geschäftsordnungsdebatte wurde die Materie zur schleunigen Durchberatung einem Unterausschuß überwiesen. Des weiteren wurde ein Verordnungsentwurf über Lohn⸗ und Gehalts⸗ pfändung in der Fassung der Regierungsvorlage vom Rechts⸗ ausschuß genehmigt. Die Regierung begründete den Entwurf damit, daß infolge der starken Geldentwertung die in der Verordnung vom 5. Juli 1923 vorgesehenen Pfändungsgrenzen als überholt angesehen werden müssen. Dementsprechend wurde eine Verzehnfachung der bisher gültigen Wertgrenzen vorgesehen. Die Uebergangsvorschriften entsprechen denen der früheren Verordnungen.

Handel und Gewerbe. Berlin, den 14. August 1923. Telegraphische Auszahlung.

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1 August 8 13. August

Geld Brief 1460340,00 1467660,00 1226925,00 1233075,00

165585,00 166415,00 604485,00 607515,00 682290,00 685710,00

987525,00 992475,00 Heigfora. . 82792,00 83208,00 102742,00 103258,00 Italien 127680,00 128320,00 159600,00 160400,00 London 13715625,00 13784375,00 16957500,00 17042500,00 New York . 2992500,00 3007500,00 3690750,00 3709250,00 FeeZ 165585,00 166415,00/ ꝑ207480,00 208520,00 Schweiz 542640,00 545360,00/ y674310,00 677690,00 Spanien 403987,50 406012,50 508725,00 511275,00 Japan .11456350,00 1463650,00 1825425,00 1834575,00 Rio de Janeiro *289275,00 *290725,00 359100,00 360900,00 Lissab. Oporto 111720,00 112280,00 139650,00 140350,00 Se 4289,00 4311,00 5286,50 5313,50 -e“ 88777,00 89223,00 109725,00 110275,00 Jugoslawien (Agram und Belgrad) .. 4 Kr. =1 Din. Budapest... Gofta.... Konstantinop. *) Am 8. August: 483787,50 G, 486212,50 B.

2

Geld Brief 1183035,00 1188965,00 987525,00 992475,00 V 137655,00 494760,00 552615,00

799995,00

Amsterdam⸗ Rotterdam Buenos Aires (Papierpeso) Brüssel und Antwerpen. Christiania. Kopenhagen . Stockholm u. Gothenburg

138345,00 497240,00 555385,00

804005,00

32080,00

160,40 25063,00

40100,00

205,52 33584,00

31920,00

159,60 24937,00

39900,00

204,48 33416,00

Ausländische Banknoten vom 14. August.

Beanknoten Geld Brief Amerikanische 1000—5 Doll. 2992500,00 3007500,00

* 2 und 1 Doll. 3 36** 1 136657,00 137343,00 Wilearsche 1 21945,00 22055,00

550620,00 553380,00

Dänische .. 1“ 8 13715625,00 13784375,00

Gnglische große.. . . . .

Abschn. zu 1 £ und darunter .er 1“] Finnische.. 2293, 2707, Finnische. 11“ 162592,00 163408,00 vE1“ 1183035,00 1188965,00 8 8 126183,00 126817,00 26932,00 27068,00

Italsehische, dod

Fugoslawische inar = 4 Kr.) .

1 s 492765,00 495235,00 4089,00 4111,00

eeT1“

Oesterreichische neue (1000 500000 Kr.) 10527,00 8020,00

8 neue (10 u. 100 Kr.) Rumänische 500 u. 1000 Lei. . . 10473,00 unter 500 Lei . 4 77980,00

. 1 797002,00 541642,00 401992,00

Schwedische ... 8 1*“ 111666“* Tschecho⸗slow. Staatsnot., neue 100 Kr. und varuüber Tschecho⸗flow. Staatsnot. unter 100 Kr 86283,00 6717,00 Ungarische Baͤnknoten ... . . 89,75 90,25

Die Notiz „Telegraphische Auszahlung“ sowie „Banknoten“ ver⸗ steht sich für je 1 Gulden, Franken, Krone, Finnländische Mark, Lire, Pesetas, Lei, Pfund Sterling, Dollar, Peso. Yen und Milreis und für je 100 österreichische Kronen.

544358,00 404008,00

87580,00 88020,00

Wie vom Eisen⸗ und Stahlwaren⸗Industrie⸗

endgültig mit einem Grundpreise von 75 Goldmark die 100 Kilo

bund in Elberfeld 8- wird, wchnet der Hacken⸗Verband

800998,00

und der Hämmer⸗Verband mit einem Rabatt von 72 % auf die Listengrundpreise als Goldmark. 1

Die Württembergische Transport⸗Versiche⸗ rungs⸗Gesellschaft zu Heilbronn teilt mit, daß der Aufsichtsrat beschlossen hat, der am 4. September d. J. stattfindenden Generalversammlung die Verteilung von 40 % auf einbezahlte

250 für die Aktie vorzuschlagen.

Nach dem Geschäftsbericht der Niederrheinischen Aktien⸗Gesellschaft für Lederfabrikation (vor⸗ mals Z. Spier) in Wickrath für 1922 war die Gesellschaft im allgemeinen gut und ausreichend beschäftigt. Es wurde auch versucht, die während des Krieges verlorengegangenen 1“X“ wieder anzuknüpfen, was zum Teil auch gelungen ist. In der Nacht vom 28. auf den 29. September brach an der Lohmühle ein Schaden⸗ feuer aus, welches die gesamten Lohvorräte vernichtete. Wenn auch durch Versicherung genügend gedeckt, war es der Gesell⸗ schaft bei der Knappheit an Gerbmaterialien nicht möglich, die Bestände wieder aufzufüllen. Nach Absetzung der satzungsgemäßen Vergütungen an Aufsichtsrat., Vorstand und Beamte verbleibt ein Reingewinn von 26 895 726. Der Vorstand schlägt vor, nachdem die Vorzugsaktien die statutenmäßige Dividende von 6 vo = 60 erhalten haben, auf die Stammaktien 2000 Papier⸗ mark zu verteilen, ferner dem Pensionskonto 3 000 000, dem Erneuerungskonto 10 000 000 und dem Delkrederekonto 7 000 000 zuzuweisen. Der verbleibende Rest von 715 726 soll auf neue Rechnung vorgetragen werden. Der Betrieb wird nur in sehr be⸗ schränktem Maße notdürftig aufrechterhalten, da ein reguläres Arbeiten unter den im besetzten Gebiet berrschenden Verhältuissen nicht möglich ist. 1

London, 9. August. (W. T. B.) Wochenausweis der Bank von England vom 9. August (in Klammern Zu⸗ und Abnahme im Vergleich zum Stande am 2. August) in Pfd. Sterl.: Gesamtreserve 21 305 000 (Zun. 536 000) Pfd. Sterl., Notenumlauf 126 091 000 (Abn. 531 000) Pfd. Sterl., Barvorrat 127 646 000 (Zun. 5000) Pfd. Sterl., Wechselbestand 68 724 000 (Abn. 1 197 000) Pfd. Sterl., Guthaben der Privaten 108 318 000 (Zun. 2 559 000) Pfd. Sterl., Guthaben des Staates 10 428 000 (Abn. 2 306 000) Pfd. Sterl., Notenreserve 19 472 000 (Zun. 1 432 000) Pfd. Sterl., Regierungssicherheiten 46 784 000 (Zun. 1 385 000) Pfd. Sterl. Verhältnis der Re⸗ serven zu den Passiven 17,94 gegen 17,52 vH in der Vorwoche. Clearinghouseumsatz 560 Millionen, gegen die entsprechende Woche des Vorjahrs weniger 42 Millionen.

Stockholm, 8. August. (W. T. B.) Wochenausweis der Schwedischen Reichsbank vom 4. August (in Klammern der Stand vom 28. Juli in Kronen): Metallvporrat 272 848 378 (272 870 635), Ergänzungsnotendeckung 455 967 740 (444 943 563), davon Wechsel auf Inland 233 009 363 (238 233 025), davon Wechsel auf Ausland 1 353 053 (1 353 053), Notenumlauf 544 695 096 (513 613 767), Notenreserve 126 001 660 (157 127 503), Girokonto⸗ guthaben 140 577 557 (161 307 254).

Christiania, 9. August. (W. T. B.) Wochenausweis der Bank von Norwegen vom 7. August (in Klammern der Stand vom 31. Juli) in 1000 Kronen: Metallbestand 147 287 (147 287), ordentliches Notenausgaberecht 250 000 (250 000), außerordentliches Notenausgaberecht 25 000 (25 000), gesamtes Notenausgaberecht 422 287 (422 287), Notenumlauf 400 353 (404 849), Notenreserve 21 934 (17 438), 1⸗ und 2⸗Kronen⸗Noten im Umlauf 9895 (9769), De⸗ positen 115 341 (117 559), Auslandsverpflichtungen 5902 (5902), Vorschüsse und Wechselbestand 471 307 (475 943), Guthaben bei ausländischen Banken 19 943 (24 065), Renten und Obligationen 9052 (9052).

Bern, 10. August. (W. T. B.) Wochenausweis der Schweizeri⸗ schen Nationalbank vom 7. August (in Klammern Zunahme und Abnahme im Vergleich zu dem Stande vom 31. Juli 1923) in Franken: Metallbestand 627 235 604 (Zun. 173 858), Darleyns⸗ kassenscheine 26 286 325 (Abn. 518 550), Wechselbestand 245 330 106 (Zun. 15 235 022), Sichtguthaben im Ausland 13 405 200 (Zun. 6 339 200), Lombardvorschüsse 59 261 488 (Zun. 8 535 706), Wert⸗ schriften 9 384 540 (Zun. 178 875), Korrespondenten 13 867 027 (Abn. 757 013), sonstige Aktiva 28 811 534 (Abn. 2 919 694), Eigene Gelder 30 940 858 (unverändert), Notenumlauf 860 108 370 (Abn. 19 916 490), Girodepot 106 137 032 (Zun. 45 498 705), sonstige Passiva 26 395 567 (Zun. 685 189).

r Kohle, Koks und Briktetts am 10. August 1923: Oberschlesisches Revier: Gestellt 2282 Wagen, nicht gestellt 175 Wagen, beladen zurückgeliefert 2253 Wagen; am 11. August: Gestellt 2183 Wagen, nicht gestellt 111 Wagen, beladen zurückgeliefert 2173 Wagen; am 12. August: Gestellt 372 Wagen, nicht gestellt —,— Wagen, beladen zurück⸗ geliefert 352 Wagen.

Wagengestellung r

Monatsdurchschnittskurse der Federal Reserve Bank, New York, für Monat Juli 1923: 1 G.⸗M. = 8 0,238 216 293 815 1 P.-. 294 152,253 1 G.⸗M. = P.⸗Fr. 4,044 1 £ = P.⸗M. 1 348 213,908 1 G.⸗M. = Belg. Fr. 4,879 1 28 = P.⸗M. 17 327,921 1 G.⸗M. = Port. Escudos —,— 1 Belg. Fr. =P.⸗M. 14 361,690 1 G.⸗M. = P.⸗M. 70 071,860 1 Tira, it. = P.⸗M. 12 725,026

Bestätigte Kurje der Federal Reserve Bank, New York, vom 1. August 1923: 1 G.⸗M. = § 0,238 216 293 815 1 § = P.⸗M. 1 052 631,579 1 G.⸗M. = P.⸗Fr. 4,143 1 £ = P.⸗M. 4 811 684,211. 1 G.⸗M. = Belg. Fr. 5,079 1 P.⸗Fr. = P.⸗M. 60 526,316 1 G.⸗M. = Port. Escudos 5,896 1 Belg. Fr. = P.⸗M. 49 368,421 1 G.⸗M. = P.⸗M. 250 753,993 1 Lira, it. = P.⸗M. 45 684,211

vom 2. August 1923: 1 G.⸗M. = 8 0,238 216 293 815 1 G.⸗M. = P.⸗Fr. 4,157 1 G.⸗M. = Belg. Fr. 5,213 1 G.⸗M. = Port. Escudos 5,911 1 G.⸗M. = P.⸗M. 264 684,771

vom 3. August 1923: 1 G.⸗M. = 5 0,238 216 293 815 1 § = P.⸗M. 1 136 363,636 1 G.⸗M. = P.⸗Fr. 4,121 1 £ = P.⸗M. 5 193 750,000 1 G.⸗M. = Belg. Fr. 5,167 1 P.⸗Fr. = P.⸗M. 65 681,818 1 G.⸗M. = Port. Escudos 5,941 1 Belg. Fr. =P.⸗M. 52 386,3 1 G.⸗M. = P.⸗M. 270 700,334 1 Lira, itk. = P.⸗M. 49 318,1

vom 4. August 1923: 1 G.⸗M. = 8 0,238 216 293 815 1 = P.⸗M. 1 111 111,111 1 G.⸗M. = P.⸗Fr. 4,072 1 £ = P.M. 5 080 000,000 1 G.⸗M. = Belg. Fr. 5,079 Fr. = P.⸗M. 65 000,000

1 111 111,111

1 G⸗M. = Port. Escudos 5,911 1 Belg. Fr. =P.⸗M. 52 111,11 1 G.⸗M 4 M. 264 684,771 a, it. = P.⸗M. 48 333,33