1923 / 287 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Dec 1923 18:00:01 GMT) scan diff

JeE11“ ““ 4 8

2. Durch Erlaß vom 15. September 1923 646 —: 6 Bezeichnung: „Kükengrütze“. 8 Handelsübliche Bezeichnung der Gemengteile: Bruchreis, 85 Maisgrütze,

2 2 geschälte Hirse. 8

Name des Herstellers: Firma Ca tfutter⸗Fabrik,

G. m. b. H, Elze (Hann.).

3. Duich Erlaß vom 20. September 1923 IV/3 M. 855 —:

Bezeichnung: „Hofmanns Melassemischfutter für Pferde“.

Mäzhrstoffgehalt: 14,84 % Wasser

11,22 % stickstoffbaltige Bestandteile mit 7,33 % Reinprotein,

1,67 % Fett, 9,35 % Rohfafer, 55,88 % stickstofffr. Extraktstoffe mit 24 0 % Zucker, 7,04 % Asche Handelsübliche Bezeichnung der Gemengteile Roggenkleie, Leinkuchen, Rohmelasse, Rübensamenstrohmehl, 8 Name des Herstellers: Firma E. H. 4. Durch Erlaß vom 26. September 1923 Bezeichnung: „Mastfutter. Nährstoffgehalt: 11,9 % Wasser, 12,3 % Protein, 3,0 % Fett, . 65,1 % stickstofffr. Extraktstoffe, 3,5 % Rohfaser. 42 % Mineralbestandteile. Handelsübliche Bezeichnung der G Maisschrot, Dertehach gte sch meh heutsches Fleischmehl. Name des Norddeutsche Handelsgesellschaft Limberg, Jönsson & Co. in Hamburg 36, Fuhlentwiete 42.

5. Durch Erlaß vom 5. Oktober 1923 J.⸗Nr. 1V /3 M. 873 —:

a) zeichnung: Melassemischfutter für Milchvieh, Marke „Ibeka A“ (eingetr. Warenz). Nährstoffgehalt: 10,91 % Wasser. 18,11 % stickstoffhaltige Stoffe, 4,37 % Fett, 50,08 % stickstofffr. Extraktstoffe (darin 17,98 % Zucker), 11,60 % Rohfaser, Handelsübliche Bezeichnung der Gemengteile: Gebr. Palmkuchen, Treber. Melasse.

b) Bezeichnung: Melassemischfutter für Milchvieh, Marke „Ibeka B“ (eingetr. Warenz.).

ährstoffgehalt:

14,51 % Wasser,

14,00 % stickstoffhaltige Stofke‧, 4,44 % Fett,

53,12 % stickstofffr. Extraktstoffe (darin 18,56 % Zucker), 8,55 % Rohfaser, 8 5,38 % Asche.

Handelsübliche Bezeichnung der Gemengteile:

Roggenkleie, 8

Gebr. Palmkuchen, 8

Melasse. Name des Herstellers: Firma Johannes Bischoff, Kraftfutter⸗ fabrik in Kiel, Ringstraße 13.

Durch Erlaß vom 5. Dezember 1923 ns IV/3 M. 958

ZE6

1. 1. 8* t. 8

2

a. Bezeichnung: „Kälbermehl“. ährstoffgehalt: 9,24 % Wasser, 21,88 % Protein, 5,81 % Fett, 52,13 % stickstofffr. Extraktstoffe, 5,20 % Rohfaser, 8 5,74 % Asche (darin 0,68 % Sand). Handelsübliche Bezeichnung der Gemengteileen Weizennachmehl, 32 . afernachmebl, Eainkuchenmehl, 1 Phosphorsaurer Futterkalk. S. Bezeichnung: „Schweinemastfutter“. Nährstoffgehalt: 8 33 % Wasser, 12,50 % Protein, 8,56 % Fett, 8 47,03 % stickstofffr. Extraktstoffe, 10,83 % Rohfaser, 8 12,75 % Asche (darin 1,68 % Sand). Handelsübliche Bezeichnung der Gemengteile: Reisfuttermehl, Maisfuttermehl, Fischmehl, Kohlensaurer Kalk. Name des Herstellers: Kraftfutterwerke Halberstadt A.⸗G. in Halberstadt.

Berlin, den 15. Dezember 1923. Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft. J. A.: Dr. Niklas. 1

Aönn

8 Bekanntmachung.

Die der Firma Johannes Marmulla in Berlin⸗Lichter⸗ felde, Roonstraße 23, durch Erlaß vom 30. Oktober 1922 J.⸗Nr. IV/3 M. 653 bezw. vom 27. August 1923 IV/3 M. 830 erteilte Genehmigung zur Herstellung der Mischung „Gewürzter Futterkalk Marke Chlorkalzium⸗ Futterkalk⸗Marmulla“ veröffentlicht im Deutschen Reichs⸗ anzeiger Jahrg. 1922 Nr. 280 bezw. Jahrg. 1923 Nr. 200 wird infolge Abänderung der herstellenden Firma in:

Chlorkalzium⸗Futterkalk⸗Marmulla Aktiengesellschaft, Berlin⸗ Lichterfelde, Roonstraße 23, 1“ u“ 161“ auf diese Firma übertragen. Berlin, den 14. Dezember 1923.

Der Reichsminister für Ernährung u

A.: Niklas.

888

Belannimachung,,

betreffend Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den Inhaber,

Der Bayerischen Kohlenhandelsbank, Aktien⸗

gesellschaft, in München wurde die Genehmigung erteilt, in

Stücke zu 1 Ztr., 10 Ztr., 50 Ztr. und 100 Ztr. eingeteilte

11““ 2

86*

Inhaberschuldverschreibungen in den Verkehr zu bringen: den Wert von 50 000 Zentner Ruhrfettförderkohle lautende, mit 5 Proz. verzinsliche, im allgemeinen bis zum Jahre 1928 unkündbare und unverlosbare, von da ab im Wege der Aus⸗ losung zu 103 Proz. oder des freihändigen Rückkaufs tilgbare Inhaberschuldverschreibungen. Eine Gesamtkündigung ist schon vom Jahre 1926 ab zulässig. .“

München, den 12. Dezember 19223. Bayer. Staatsministerium für Handel, Industrie und Gewerbe. 8 EE6.““

* 8

Bekanntmachung über Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den Inhaber.

Mit Ministerialentschließung von heute ist genehmigt worden, daß die Stadtgemeinde München mit 6 vH ver⸗ zinsliche Schuldverschreibungen auf den Inhaber im Gesamt⸗ betrag von 5 Millionen Goldmark, und zwar Stücke zu 50, 100, 200, 500, 1000 und 5000 ℳ, in den Verkehr bringt.

München, den 13. Dezember 1923.

Bayerisches Staatsministerium des Innern. FTF. A.: Neubert.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 126 des Reichsgesetzblatts Teil 1 enthält die nachstehend be⸗ zeichneten Gesetze usw.

das Ermächtigungsgesetz, vom 8. Dezember 1923,

die zweite Verordnung über die Erhöhung der Umlaufs⸗ grenzen für Hypothekenpfandbriefe, vom 7. Dezember 1923.

Berlin, den 10. Dezember 1923.

Gesetzsammlungsamt. Krause.

8

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 127 des Reichsgesetzblatts Teil enthält die nachstehend bezeich⸗ neten Gesetze usw. 1

die Verordnung über die zwölfte Ergänzung des Besol⸗ dungsgesetz es, vom 12. Dezember 1923,

die Verordnung über die E bayerischer privater Versicherungsunternehmungen, vom 7. Dezember 1923,

die Verordnung über Geschäftsgang und Verfahren der Knappschaftsoberversicherungsämter, vom 8. Dezember 1923,

die Verordnung über Renten in der Unfallversicherung, vom 12. Dezember 1923.

Berlin, den 14. Dezember 1923. Geesetzsammlungsamt. Krause.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 49 des Reichsgesetzblatts Teil II enthält die nachstehend bezeichneten Gesetze usw.:

das Gesetz über den Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche einerseits und der Schweizerischen Eidgenossenschaft, im Namen der schweizerischen Kantone von Zürich, Basel⸗Stadt, Basel⸗Land, Schaffhausen, St. Gallen, Aäargau und Thurgau, andererseits zur Vermeidung der Doppelbesteuerung des Arbeits⸗ einkommens, vom 8. Dezember 1923,

das Gesetz übet Ermächtigung der Reichsregierung 2 Verlängerung der Gumgkeitsdauer des deutsch⸗portugiesischen vorläufigen Handelsübereinkommens vom 28. April 1923, vom 12. Dezember 1923, 8

das Gesetz wegen eines deutsch⸗polnischen Abkommens über den privilegierten Durchgangsverkehr zwischen Polnisch⸗Ober⸗ schlesien und dem übrigen Polen der⸗ Deutsch⸗Oberschlesien, vom 10. Dezember 1923,

die Bekanntmachung über das am 15. Juli 1922 unter⸗ eichnete deutsch⸗polnische Zusatzabkommen zum Pariser Ab⸗ Shesc vom 21. April 1921 über den freien Durchgangs⸗ verkehr zwischen Ostpreußen und dem übrigen Deutschland, vom 4. Dezember 1923.

Berlin, den 17. Dezember 1923.

Gesetzsammlungsamt. Krause.

Preußen.

Ministerium des Innern.

Das Preußische Staatsministerium hat auf Grund des § 28 des Landesverwaltungsgesetzes vom 30. Juli 1883 (Gesetz⸗ samml. S. 195) den Regierungsrat Dr. Kielhorn in Arns⸗ berg zum Stellvertreter des Regierungspräsidenten in der II. Abteilung des Bezirksausschusses in Arnsberg, abgesehen vom da auf die Dauer seines Hauptamts am Sitze des Bezirksaus chusses ernannt.

Justizministerium.

Der Amtssitz ist angewiesen: dem Notar Dr. Hans Kauf⸗ Fse n, bisher in Berlin⸗Schöneberg, im Bez. d. AG. Berlin⸗ itte.

Zu Notaren sind ernannt: die RA. Dr. Emil Loewen⸗ stein und Dr. Julius Segall in Berlin (Bez. d. AG. Berlin⸗ Mitte), Dr. Arthur Freytag in Berlin (Bez. d. AG. Berlin⸗ Tempelhof), Dr. Hermann Pohrt in Rheinsberg, Dr Eberhard Jungfer in Breslau, Dr. Bruno Danziger in Neumarkt.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Für die am 2. Januar 1924 fälligen halbjährigen Zinsen der preußischen 5zinsigen Kali⸗ und Noggenanleihen von 1923 ist der amtliche Durchschnittspreis für Kali und Roggen in der Zeit vom 1. Oktober bis Ende November d. J. maßgebend. Dieser Durchschnittspreis beträgt 8,10 Goldmark für 100 kg Kali und

7,75 Goldmark für den Zentner Roggen.

Demgemäß werden eingelöst die Zinsscheine über den Geldwert von 250 kg Kali LLE““

1 125 Pfd. Roggen 25

mit 20,25 Goldmark 2,02

1,01 0,20

Eine Goldmark = 1 % 2

ollar, umgerechnet in Reichswährung nach dem letzten Mittelkurse der amt⸗ lichen Berliner Notierung für Auszahlung New York vor dem 2. Januar 1924.

9,68 1,93 0,96

1 Auf .“

Die Einlösung der Zinss eine erfolgt vom 2. Janu 1924 an kostenfrei durch die preußischen Regierungshaun kassen, die Reichsbankanstalten, die Preußische Staatsben, (Seehandlung) und die Preußische Zentral⸗Genossenschaftskast Berlin, den 15. Dezember 1923. se

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Ministerium für Landwirtschaft, und Forsten.

Die Oberförsterstelle Annarode im Regierungsbezit Merseburg ist zum 1. April 1924 zu besetzen. Bewerbung müssen bis zum 10. Januar 1924 eingehen. ben Akademie der Wissenschaften. Die Pvreußische Akademie der Wissenschaften ha ordentlichen Professor an der Universität Dr. Ehrismann und den eordentlichen Professor an d Universität Basel Herrn Dr. Wernle zu okrespondierende Mitgliedern ihrer philosophisch⸗historischen Klasse gewählt.

Domänen

Evangelischer Oberkirchenrat.

Der in die 1. Pfarrstelle in Ortelsburg berufene Pfane⸗ Korn aus Raudnitz ist zum Superintendenten ernannt worden Ihm ist als solchem das Ephoralamt der Diözese Ortelsben übertragen worden.

„Der in die Oberpfarrstelle in Wittstock a. D. berffen Archidiakonus Riegel in Wittstock ist zum Superintendenta eenannt worden. Ihm ist als solchem das Ephoralamt ze Diözese Wittstock übertragen worden.

8

Bekanntmachung.

Dem Markscheider Fritz Haarstick ist von uns unten 6. Juni d. J. die Berechtigung zur selbständigen Ausführm, von Markscheiderarbeiten innerhalb des Preußischen Stactz ebiets erteilt worden. Derselbe hat seinen Wohnsitz in Herg Westf. genommen. Dortmund, den 12. Dezember 1923.

Preußisches Oberbergamt.

5

Bekanntmachung.

Der Militärbefehlshaber des Wehrkreiskommandos VI hat gen die nachstehenden Landwirte wegen Milchfälschun e“ erlassen. 1. Xaver Kemper, :m hagen (ca. 28 % Zusatz Brunnenwasser), 2. Josef König, Dm⸗ hagen (ca. 26 % Zusatz Brunnenwasser), 3. Berglar Nighe⸗ meier, Overhagen (ca. 6,8 % Zusatz Brunnenwasser), 4 Wm Heddingbhaus, Overhagen (ca 12 % Zesas Brunnenmasen 5. Berglar Voß, Overhagen (ca. 40 % Zusatz Brunnenwasfe 6. Remmert, Lipperode (ca. 13 % Zusatz runnenwasfe 7. Schnittker Pöhling, Overhagen (Milch entrahmt oder Mam⸗ milch zugesetzt), 8. Lüchtefeld, Hellinghausen (Milch entmhu oder Magermilch zugesetzt).

Lippstadt, den 7. Dezember 1923.

Der Landrat. Freiherr Raitz von Frentz.

Dem Kaufmann MoritzSchliebowski in Hennigt dorf, Berliner Straße 54, habe ich auf Grund des § 20 der Vch ordnung über Handelsbeschränkungen vom 13. Juli 1923 den H andet mit Textilwaren, Herren⸗ und Damengarderobe, wie überhaubt il Gegenständen des täglichen Bedarfs, mit sofongg Wirkung untersagt. Gemäß § 22 der genannten Verordnung von mir die Schließung der Geschäftsräume des be troffenen mtt sofortiger Wirkung angeordnet.

MNiauen, den 13. Dezember 1923. Der Landrat.

“”“ Giese.

Richtamtlsches. Preußischer Staatsrat. 8 (Sittzung vom 15. Dezember 19222323. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleng

Zur Beraumung stand nur die Notverordnung üle die Grundvermögenssteuer. Verbunden wurde damit th Antrag der Fraktion Arbeitsgemeinschaft, die Notverordnnf aufzuheben und an ihrer Stelle ein Gesetz mit wesentlich ue minderten Steuersätzen anzunehmen. Der Haupt⸗ und schaftsausschuß des Staatsrats haben sich gemeinsam

mehreren Sitzungen mit der Angelegenheit beschäftigt, konnt aber zu einer Entscheidung nicht gelangen. 9

Dr. Schwendy (A⸗G.) erstattete den Bericht der Ausschü die in ihrer Mehrheit von der Untragbarkeit der Grundsteuer ie zeugt gewesen seien. Der Vertreter des Finanzministeriums b. dagegen unbedingt an der Steuer festgehalten, da der Staat 1. wisse, woher er das Geld nehmen solle. Der Redner empsab! nanch der Ausschüsse, die Beschlußfassung über die Grundvermögenestea bis zur nächsten Tagung auszusetzen in der bestimmten Erwartu daß das Staatsministerium bis dahin ein ausreichendes, festbegrendh Sparprogtamm vorlegt, und in der weiteren Erwartung, daß d Herstellung eines Einvernehmens zwischen der preußischen und d. Reicheregierung künftig eine Zusammendrängung der Steuerer hebundt auf einen Termin vermieden wird.

Dr. Graf von Keyserlingk (A⸗G.) wandte sich gegen 1h Vertagungsantrag. Wenn die Grundsteuer noch weiter in Kmg 8 werde sich eine Verminderung der Produktion nicht vermesch assen Ein Regierungsvertreter erklärte gegenüber der fassung. daß Stundungen in weitestem Umfange zugelassen wür daß Stundungen nur erfolgen könnten, wenn wirklich keine Leistung fahigkeit vorliege. Irrtümlich sei auch die Auffassung, daß der E. schon im Januar vorgelegt würde. Im Hinblick auf die Schwien keiten bei der Aufstellung des neuen Etats könne die Regierung 1 nicht versprechen. Im übrigen seien die Untersuchungen über Tragbarkeit der Grundsteuer im Gange. Auch mit dem Haus seien Verhandlungen in der Schwebe

Der Ausschußantrag auf Vertagung wurde darauf ang nommen, ebenso ein Zusatzantrag Dr. Graf von Kayserlinge der das Staatsministerium ersucht, unverzüglich in eine 9g fung über die Tragbarkeit sämtlicher auf dem Grundbes liegenden Steuern sowie über eine Umgestaltung des Steu systems im Hinblick auf die Erhaltung und Steigerung 8. Produktion einzutreten und dem Staatsrat in seiner nächs Tagung die Ergebnisse der Beratungen vorzulegen.

Damit war die Dezembertagung des Staatsrats beende Die Januartagung soll am 22. Januar beginnen.

1““ 8

Nachtrag.

Die Rede, die der Minister des Innern Severing in dher Aussprache über die innere Politik gehalten hat, lautet 9 dem vorliegenden Stenogramm, wie folgt:

nC

Meine Damen und Herren, während der Herr Abgeordnete von gonpe sprach, hat der verehrte Herr Vorredner in seiner bilderreichen Sprache von seinem Sitze aus dem Herrn Abgeordneten von Campe zugerufen, er käme heute mit sehr viel schwererem Geschütz, und es

sppann sich aus diesem Zwischenruf auch eine kleine Unterhaltung

sschen ihm und mir. Der Herr Abgeordnete Preyer unterstrich noch inmal diese Bemerkung, und so war ich wirklich gespannt, wie dieses üwere Geschütz ausschauen würde. Ich habe wirklich nichts davon wmerkt. (Zurufe bei der Deutschnationalen Volkspartei: Sie waren

gar nicht dal) Der Herr Abgeordnete Preyer wies auf die Tempera⸗ mentsunterschiede innerhalb seiner Partei hin und meinte, daß seine Ausführungen auf mich wie milder Vollmondschein wirken müßten. Wenn ich so boshaft sein wollte wie der Herr Abgeordnete Preyer meinem Parteifreund Müller gegenüber, wenn ich die Ausdrücke, wie „Por⸗ vellanmüller“, Faas sein, Herr Dr. Preyer, ich fände andere Bezeichnungen wie Uollmondschein. (Heiterkeir und Sehr gut! bei der Vereinigten So⸗ saldemokratischen Partei.)

Ich habe mich aber zum Worte gemeldet, nicht um mich an der grörterung über das bunte Allerlei, das jetzt hier von der Tribüne des Landtags vorgetragen wurde, zu beteiligen, sondern um zu den Dingen zurückzukehren, die zu meinem Ressort gehören.

Vielleicht um dieselbe Zeit, da hier von den Herren Abgeordneten on Campe und Dr. Preyer das Abkommen zwischen den Herren Wels und Stauning erörtert wurde, hat sich wohl auch der Staatsrat amit beschäftigt. Eine förmliche Anfrage des Staatsrats, die heute ur Beratung steht, kann ich nicht beantworten. Wir werden dem htaatsrat später Auskunft erteilen. Ich bin aber den Herren Ab⸗ geordneten von Campe und Preyer fehr dankbar, daß sie mir Ge⸗ egenheit gegeben haben, hier den Standpunkt des Preußischen Staats⸗ ninisteriums zu diesem Abkommen klarzulegen.

Das Abkommen berührt die Stellungnahme des Staatsministe⸗ jums, die Erklärung des preußischen Ministerpräsidenten und meine Ausführungen im Juni 1920 in Flensburg in keiner Weise. Was bir damals erklärt haben, bleibt unverrückbar festgehalten. Die Er⸗ aärung des Ministerpräsidenten, die von allen Koalitionsparteien ge⸗ ragen ist, bleibt richtunggebend für die Politik, die wir in der Nord⸗ nark zu treiben haben.

Es ist nicht gerade im Interesse des Deutschen Reiches, daß dieses Abkommen zwischen den Herren Wels und Stauning in der vom Abgeordneten Dr. Preyer beliebten Weise in den Parlamenten örtert wird. (Sehr richtig!)

Ich glaube, das ist die Lehre des Weltkriegs, daß wir uns darauf iw besinnen haben, daß wir nur ein Glied in der großen Völker⸗ amilie sind (sehr richtig!) und daß wir, wenn wir uns wieder erholen wollen, auf die Sympathien der anderen Länder angewiesen sind. Wir ollen nicht um diese Sympathien durch knechtische Unterwürfigkeit verben, haben aber andererseits keine Veranlassung, internationale Fensterscheiben einzuwerfen. (Sehr richtig!) Gerade die skandinavischen länder und nicht zuletzt das dänische Volk haben in den letzten Mo⸗ aten so viele Beweise herzlicher Zuneigung dem deutschen Volke ge⸗

geben, daß dies auch mitbestimmend sein müßte für die Art, wie diese Frage jetzt in den Parlamenten erörtert wird. (Sehr gut!)

Herr Abgeordneter Dr. Preyer beweist aber auch ein sehr geringes politisches Augenmaß, wenn er bei dieser Gelegenheit der doch immer⸗ in noch stärksten Partei des Landes Vaterlandsfeindlichkeit wie einst im Mai vorwerfen zu können glaubt. Ich habe das betone ich ausdrücklich jetzt keinen Auftrag, für die sozialdemokratische Partei u sprechen. Aber ob ich hier als Sozialdemokrat stehe oder als

8 inister, ist für meine Ausführungen, die ich jetzt zu machen gedenke, gleichgültig. Wie der Reichskanzler Dr. Stresemann vor einigen Wochen verpflichtet war hervorzuheben, daß ohne die sozialdemo⸗

gtische Partei der Kampf in den Grenzbezirken nicht so erfolgreich ür das deutsche Volk geführt worden wäre, so halte ich mich jetzt für veppflichtet, auf folgendes hinzuweisen. Als ich die Ehre hatte, im August 1920 die ostpreußischen Gebietsteile, die Regierungsbezirke Marienwerder und Allenstein, wieder in preußische Verwaltung zu ehmen, hat ein Mitglied des preußischen Staatsrats, der der Deutsch⸗ ationalen Volkspartei angehört, ein prominentes Mitglied aus der Provinz Ostpreußen, Freiherr von Gayl, in seiner Ansprache den Eifer der Sozialdemokratie und der ostpreußischen Arbeiterschaft in der Abstimmungskampagne rühmend hervorgehoben und auch das Wort gitiert, das gestern schon von Herrn Heilmann erwähnt wurde, aus dem Gedicht von Karl Bröger, daß Deutschlands ärmster Sohn in der Abstimmungsschlacht sein getreuester Sohn gewesen sei. (Hört, hört! bei der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei.) Die gleiche Anerkennung für die Haltung der sozialdemokratischen Arbeiterschaft wird gezollt von Vertretern bürgerlicher Parteien angesichts der großen Erfolge, die in Oberschlesien erzielt worden sind. (Sehr richtig!l) Es gibt auch bürgerliche Herren, die offen anerkannt haben, daß die Ab⸗ stimmungsschlacht im März 1920 in der Nordmark nicht zuletzt des⸗ halb gewonnen wurde, weil sich die schleswig⸗holsteinische Sozialdemo⸗ kratie mit allen Kräften für die deutsche Sache eingesetzt hat. (Sehr gut!) In einer Zeit der wirtschaftlichen Depression hat die Sozial⸗ demokratie der Lockung der Dänen, der Zuwendung materieller Vor⸗ teile widerstanden. Wie Sie angesichts dieser Tatsache und angesichts der Ereignisse, die noch gar nicht einmal so weit zeitlich von uns ent⸗ fernt liegen, angesichts der Dinge in Aachen, in Düsseldorf, in Duis⸗ burg, in Koblenz, im ganzen Rheinlande den Mut haben, von dieser Stelle aus die Vaterlandsliebe der deutschen Arbeiterschaft in Zweifel m ziehen, ist mir nur dann verständlich, wenn ich mich daran erinnere. daß Sie alles, aber auch alles, was zur Festigung der Republik dienen kann, in den Kot zu ziehen bemüht sind. (Lebhafte Zustimmung.)

Es ist aber auch sehr kurzsichtig von dem Herrn Abgeordnetey Preyer, diese Ausführungen hier zu machen, wenn er sich mit der Hoff⸗ nung trägt, nach den nächsten Wahlen eine Rechtsregierung im Reich und in Preußen bilden zu können. Ob Sie in der Regierung mit der Sczialdemokratie zusammensitzen wollen oder nicht, das ist ganz gleich⸗ gültig, die sozialdemokratische Partei werden Sie nicht los, die Ar⸗ beiterschaft bleibt, darüber dürfen Sie sich keinem Zweifel hingeben. GBuruf rechts) Daß Hilferding Ihnen ein so bedeutender, durch⸗

5 88 1“

schlagender Kronzeuge sein würde

auf diesen Vergleich übertragen wollte, Sie dürfen

111“ 8—

für Ihre Niedecwangs der Sozialdemokratie, habe ich nicht angenommen. Holen Sie sich einmal ein Gutachten von Hilferding über die Frage, wie die Sozialdemokratie bei den nächsten Wahlen abschneiden wird; ich bin fest überzeugt, Sie werden ihn dann nicht wieder zitieren. Er hat auf dem Berliner Bezirksparteitage der sozialdemokratischen Partei nichts anderes getan, als seine sozialdemokratischen Freunde vom anderen Flügel darauf aufmerksam zu machen, daß man mit den Realitäten des politischen Lebens rechnen muß. (Zuruf rechts.) Meine Herren, diese Ungeduld, die Sie jetzt an den Tag legen, erinnert mich an dieselbe Nervosität vor den Wahlen des Jahres 1921. In den Monaten De⸗ zember und Januar haben Sie damals auch stets „Neuwahlen“ ge⸗ rufen, und als die Wahl vom 20. Februar kam, haben Sie ein langes Gesicht gemacht. (Heiterkeit links. Zurufe rechts.) Gestatten Sie mir, daß ich meinen Gedankengang einmal zu Ende führe. Meine Herren (rechts), diese Siegeszuversicht, die Sie zur Schau tragen, ist nicht echt, wenigstens nicht bei allen Ihren Herren echt. Es gibt Herren bei Ihnen dazu gehört auch Herr Abgeordneter Schlange die meinen, wie auch die Wahlen ausfallen, nichts gewähre die Garantie, daß Sie eine Rechtsregierung bilden können. Aber die Tatsache werden Sie nicht aus der Welt schaffen können, daß eine starke So⸗ zialdemokratie im Parlamente bleibt. (Widerspruch rechts. Heiterkeit.) Und, meine Herren, welche Außenpolitik, so frage ich Sie, wollen Sie treiben, wenn Sie durch eine Nachbetung der Auffassung des Herrn Abgeordneten Preyer, die er hier vorgetragen hat, in bezug auf den Charakter der sozialdemokratischen Partei im Auslande den Eindruck erwecken. als ob ein Drittel oder die Hälfte des deutschen Volkes national nicht zuverlässig sei. (Zurufe rechts: Das stimmt nicht!) Sie sind unbelehrbar; Sie haben die Isolierung Deutschlands vor dem Kriege nicht zuletzt aus dem Grunde herbeigeführt, daß im Auslande eben dieser Eindruck erweckt wurde: „Kommt es einmal zum Kriege mit Deutschland, dann stehen die Sozialdemokraten abseits, das sind ja keine vollgültigen Patrioten“. Also darüber denken Sie einmal nach. Ich nehme nicht an, daß Sie sich zu dieser Auffassung bekennen, und nehme noch weniger an, daß Sie das hier zum Ausdruck bringen. Aber ich bitte Sie dringend, das einmal mit in Rechnung zu stellen, wenn Sie sich mit dem Gedanken tragen, demnächst die Regierung im Reich oder in Preußen in die Hand zu nehmen.

Eine Platzpatrone hat Herr Abgeordneter Preyer dann geglaubt hier entzünden zu müssen, als er die Namen Jüterbog und Züllichau nannte. (Zuruf: Sie scheint getroffen zu haben!) Aber nein! (Heiterkeit!) Herr Abgeordneter Preyer hat sich zu der Behauptung verstiegen, daß durch die Vorgänge in Jüterbog und Züllichau der Beweis geliefert worden sei, daß die politische Kriminalpolizei die Reichswehr bespitzele. Davon kann keine Rede sein. Aber es wäre mir sehr interessant, von Ihnen zu erfahren, Herr Dr. Preyer, von wem Sie die Berichte bekommen haben. (Abg. Dr. Preyer: Von Kri⸗ minalbeamten, ich habe die Namen genannt!) Das stimmt ja alles, die Namen der Kriminalbeamten mögen stimmen, aber die „Tatsachen“ stimmen nicht. (Heiterkeit.) Meine Herren, in Jüterbog sind am 4. Ok⸗ tober von einigen Leuten Versuche gemacht worden, sich in den Besitz der Waffen der Reichswehr zu setzen. In den letzten Septembertagen und am 1. Oktober waren die bekannten Vorgänge in Küstrin, die nicht sofort erledigt waren mit der Ausräumung des Forts von Küstrin, sondern die sich auswirkten auch an einigen anderen Orten und an Truppenübungsplätzen in der Nähe von Berlin. Die Polizei hat die Verpflichtung, zu verhindern, daß sich Unbefugte in den Besitz von Waffen setzen. Darüber sind wir uns wohl einig, auch mit den Herren von der Deutschnationalen Partei. Denn wenn die Zivil⸗ bevölkerung mit Handgranaten, Maschinengewehren und anderen Waffen herumläuft, dann wird's ungemütlich in Deutschland und Preußen. Es könnte so ungemütlich werden, wie es in München am 9. November war. Wir haben deshalb in der preußischen Polizeiver⸗ waltung ein Interesse daran, den Grundsatz, den ich wiederholt hier ausgesprochen habe, daß nur die Organe des Staates Waffen haben sollen, bei der Zivilbevölkerung zur Anerkennung zu bringen. Wenn sich irgendein Verdachtsmoment zeigt, daß sich größere Trupps von Zivilpersonen in den Besitz von Reichswehr⸗ oder Polizeiwaffen oder Waffen überhaupt setzen wollen, dann gehen wir den Dingen nach, halten Haussuchungen ab und fassen die Schuldigen. Von dieser Tätigkeit werden wir uns nie abbringen lassen, selbst nicht durch Ihre Märchen, Herr Dr. Preyer. (Zurufe bei der Deutschnationalen Volks⸗ partei und Kommunisten.)

Das war Jüterbog. Nun will ich noch zu Züllichau sprechen. Im Sommer d. Js. hat der Kreislandbund Züllichau ein Schreiben herausgegeben, nein, ich will dem Kreislandbund nicht Unrecht tun, es soll der Geschäftsführer des Kreislandbundes der Schuldige gewesen sein Sie wissen vielleicht Bescheid, Herr Dr. Preyer —, in dem zur bewaffneten Organisation aufgerufen wurde. In diesem Zirkular wurden den Mitgliedern des Kreislandbundes ganz bestimmte Vor⸗ schläge und Vorschriften gegeben, sie wurden angewiesen, sich polizeiliche Befugnisse beizulegen, was ich als Chef der Polizei in Preußen unter gar keinen Umständen dulden konnte. Ich bin diesen Dingen nicht gleich mit dem schwersten Geschütz zu Leibe gerückt (Zuruf des Ab⸗ geordneten Katz), sondern habe den Landrat von Mombart gebeten, sich mit den Herren vom Kreislandbund in Verbindung zu setzen (er⸗ neuter Zuruf des Abgeordneten Katz) und sie zu veranlassen, dieses Zirkular zurückzuziehen und die Anweisungen an die Mitglieder zu⸗ rückzunehmen. Das wurde zugestanden. Als ich aber nach einigen Wochen die Beobachtung machte, daß das nicht in dem von mir ge⸗ wünschten Umfange geschehen sei, habe ich allerdings Kriminalbeamte in den Kreis Züllichau gebracht. Darauf müssen sich alle, die den Weisungen von Privatpersonen nachkommen, sich polizeiliche Befug⸗ nisse beilegen und in den Verdacht kommen, daß sie eine militärische Organisation ins Leben rufen wollten, gefaßt machen, daß sie mit der Polizei in Konflikt geraten. Das wird so bleiben, solange ich an dieser Stelle stehe. (Bravo!l bei der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei. Zurufe bei den Kommunisten.) Ich möchte Sie nun gleich beruhigen und Ihnen im Vertrauen sagen, Herr Dr. Preyer: sowohl der Reichswehrminister als auch General von Seeckt wissen von diesen Dingen: General von Seeckt ist mit mir der Meinung, daß man gegen

illegale Organisationen auch mit Kriminalpolizei vorgehen müsse. (Zu⸗

ruf des Abgeordneten Dr. Preyer.) In der Reichswehr? Ich glaube, daß die Reichswehr auch darüber erfreut ist, daß wir gelegentlich Fremdkörper aufzeigen, wie die Roßbach⸗Blocks, die die Keimzellen der Zersetzung sind. (Hört, hört!) Ich will auf diese Dinge nicht weiter eingehen. (Zurufe der Deutschnationalen Volksgpartei.) Bezweifeln Sie, daß das vorgekommen ist? Zu Jüterbog und Züllichau habe ich nichts weiter zu sagen. Ich könnte diese Bilder, wie ich sie hierbei entrollt habe, noch vervollständigen, das würde aber kein erfreuliches Bild werden. (Zuruf des Abgeordneten Katz) 8

Beweisführung des

Nun wurde von dem „Panama von Ostpreußen“ gesprochen. Wenn das die neue Bombe sein sollte, so kann ich nur sagen, daß auch das ein Blindgänger ist. In Ostpreußen sind zwei ehemalige Offiziere verhaftet worden, die im Verdacht stehen, an Waffenschiebungen be⸗ teiligt zu sein. Das ist das „Panama“ des Oberpräsidenten! Wenn ich Ihnen nun sage, daß die erste Verhaftung von Mitgliedern der preußischen Schutzpolizei vorgenommen wurde, so müssen Sie zu⸗ gestehen, daß eben die Schutzpolizei ihren Dyenst auch gegenüber An⸗ gehörigen der Schutzpolizer erfüllt. Das Oberpräsidium ais preußische Behörde ist an diesen Dingen gar nicht beteiligt, von einem Panama kann also gar keine Rede sein, und ich muß die Beamten des Ober⸗ een sagee gegen einen derartigen Vorwurf ganz entschieden in Schutz nehmen.

Damit kann ich die Ausführungen des Herrn Abzeordneten Dr. Preyer verlassen. Das Gebiet der Inflation gehört nicht zu meinem Ressort. Außerhalb dieses Hauses, in einer Versammlung, würde ich mich gern mit Herrn Dr. Preyer darüber auseinandersetzen und ihm nachweisen, daß die Sozialdemokratie mit der Inflation gar nichts zu tun gehabt hat, im Gegenteil, daß ein größeres Schuldkonto auf die Deutschnationale Volkspartei, insbesondere auf ihre prominenten Führer im Reichstag kommt. (Zuruf des Abgeordneten Dr. Kau⸗ hold.) Ich nehme Ihre Einladung an, Herr Dr. Kaufhold.

Mit dem Oberpräsidium in Königsberg hat sich in seinen Aus⸗ führungen auch der Herr Abgeordnete Nuschke beschäftigt und darauf aufmerksam gemacht, daß der Gedanke aufgetaucht sei, den Oberpräsi⸗ denten Siehr zu ersetzen. Der Herr Abgeordnete Dr. Kaufhold hat zu diesen Ausführungen gesagt, daß auch Herren der Deutschen Volks⸗ partei an entsprechenden Bestrebungen beteiligt seien. Das ist mir auch bekannt. In einem Artikel der „Zeit“ sind neben dem Ober⸗ präsidenten Siehr, von dem gesagt war, daß er für die Abberufung reif sei, der Oberpräsident Lippmann, der Oberpräsident Zimmer und der Polizeipräsident Lübbring genannt worden. Die Ausführungen in der „Zeit“ haben eine lebhafte Beunruhigung in einige Kreise der Provinzen Pommern, Ostpreußen und Schlesien getragen. Da ich der Meinung bin, daß in dieser schweren Zeit die Leiter der Provinzen und die Leiter wichtiger Aemter wissen müssen, woran sie sind, möchte ich hier erklären: ich sehe nicht den allergeringsten Grund, diese verdienten Beamten von ihren Posten zu entfernen. (Bravol bei der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei.) Wenn die Wühlerei gegen den Ober⸗ präsidenten Siehr in Ostpreußen noch so groteske Formen annimmt, sie werden mich, solange Herr Siehr nicht durch seine Amtsführung seine Unfähigkeit nachgewiesen hat, nie bereit finden, auf Forderungen politischer Parteien hin den Oberpräsidenten zu entfernen.

Ich wende mich nun zu einigen Ausführungen des Herrn Ab⸗ geordneten Dr. von Campe. Herr Dr. von Campe hat auf die Rede hingewiesen, die der Oberpräsident Hörsing in seiner Eigenschaft als Reichsratsmitglied gehalten hat. Er hat durchaus zutreffenc darauf aufmerksam gemacht, daß für diese Rede mir, dem Innenminister und Vorgesetzten des Herrn Hörsing, ein Disziplinarrecht nicht zustehe. Ich freue mich über die Ausführungen des Herrn Abgeordneten Dr. von Campe, daß er durch die erforderlichen gesetzlichen Aenderungen mit dazu beitragen will, daß das Staatsministerium in der Lage ist, auch die preußischen Provinzialvertreter zum Reichsrat nach einheit⸗ lichen Gesichtspunkten zu instruieren. Wenn diese Instruktion erfolgt, wird, glaube ich, dem Staatsministerium auch eine Handhabe gegeden sein, für die Ausführungen der Reichsratsmitglieder gewisse Richt⸗ linien zu geben. Dann erst wird das Staatsministerium in der Lage sein, Ausführungen, wie sie der Oberpräsident in der betreffenden Reichsratssitzung gehalten hat, zu verhindern. Ich stehe gar nicht an, hier zu berichten, daß ich dem mir befreundeten Oberpräsidenten in sehr drastischer Weise gesagt habe, wie ich über seine Ausführungen denke. Selbst wenn der Oberpräsident nicht Oberpräsident der Pro⸗ vinz Sachsen wäre, selbst wenn er nur Regierungspräsident oder Bürgermeister oder Polizeipräsident wäre, aber als Beamter müßte er wissen, daß man Ausstellungen über den militärischen Ausnahme⸗ zustand, über das Verhalten des Wehrkreiskommandeurs vder irgend⸗ eines Standortsältesten ohne Not nicht im Parlament, sondern im Verkehr mit den Behörden untereinander austrägt. (Sehr richtigt links und in der Mitte.) Das ist, glaube ich, ganz besonders notwendig in einer Zeit, wo die Beoölkerung ohnehin durch allerlei Vorkommnisse nervös geworden ist. (Zurufe bei der Deutschnationalen Volkspartei.) Meine Herren, es ist nicht meine Art, wenn auf der einen Seite sich ein Sünder gezeigt hat, zu sagen, daß auch auf der anderen Seite gesündigt worden sei. Aber wenn Sie mich provozieren, würde ich sagen, daß „Sünder“ auch auf Ihrer Seite zu finden sind, auch in Beamtenstellungen. Meine Herren, soll ich Sie auf den Briefwechsel Maltzahn⸗Luther aufmerksam machen? (Zuruf bei der Deutschnatio⸗ nalen Volkspartei.) Natürlich, da sind wir ja ganz einig. 8

Herr Dr. von Campe hat dann die Beamtenpolitik des Innen⸗ ministers mit dem Bemerken bemängelt, daß man doch manchmal den Eindruck habe, daß Persönlichkeiten wegen ihrer parteipolitischen Ge⸗ sinnung berufen und andere deswegen entlassen würden. Davon kann gar keine Rede sein. Ich gebe zu, daß, wenn Sozialdemokraten be⸗ rufen werden, diese Berufungen sofort einer größeren Oeffentlichkeit in die Augen fallen. Ich muß aber die Bedeutung dieser Umstände erklären. Wenn in der Vorkriegszeit nicht geflissentlich jeder Beamte, der sich zur Sozialdemokratie bekannt hätte, gemaßregelt worden wäre, dann hätte man heute in der preußischen Verwaltung wahrscheinlich eine größere Anzahl von Herren, die für den ordentlichen Verwal⸗ tungsdienst, für die allgemeine Verwaltung als Regierungsräte, Ober⸗ regierungsräte usw. in Frage kommen würden. Die Herren stehen aber weder dem Innenminister noch einem anderen Minister zur Ver⸗ fügung. Sie sind eben nicht da; sie müssen jetzt erst langsam, wo auch Sozialdemokraten der Eintritt in die Verwaltungskarriere ermöglicht ist, herangezogen werden. Wenn man aber nicht bis zu diesem Zeit⸗ punkt, der immerhin noch einige Jahre dauern könnte, warten will, wenn man jetzt schon die Sozialdemokratie angesichts ihrer Stärke im politischen Leben, angesichts dessen, daß sie sich in der Tat so vater⸗ landsfreundlich beteiligt haben, wie es im Rbeinland, in Oberschlesien, in der Nordmark, in Ost⸗ und Westpreußen festzustellen war, be⸗ teiligen will, dann müssen eben in die politischen Posten, für die ganz andere Bedingungen maßgebend sind, Sozialdemokraten berufen werden. Und so wird dann die Berufung des „sozialdemokratischen“ Landrats oder des Regierungspräsidenten oder des Oberpräsidenten weit mehr bekannt, als wenn ein Herr von der Volkspartei oder von der Deutsch⸗ nationalen Partei zum Regierungsrat oder Oberregierungsrat berufen wird. Diese Tatsache ist aber noch lange kein Beweis dafür, daß So⸗ zialdemokraten in einer unerhörten Art bevorzugt würden, daß man von einer parteipolitischen Einstellung des Ministers sprechen könnte. Die Parität ist noch lange nicht hergestellt. (Sehr gut!l bei der Ver⸗