1924 / 122 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 May 1924 18:00:01 GMT) scan diff

auch ziemlich kraurig gewesen. (Sehr richtig! rechks.) Denn im großen und ganzen stehen diese Anleihen auf 30 bis 40 % ihres Nennwertes, so daß wenn Sie bedenken, daß diese Anleihen im Durchschnitt mit 5 oder 6 % verzinst werden, bei diesen Kursen jetzt eine Verzibeung von ehwa 15 % erfolgt. Für diejenigen, die jetzt solche Anleihen kaufen und darin ihr Vermögen anlegen, wären das durchaus gute Anleihen. (Zuruf rechts.) Aber es ist sehr richtig, was Herr Weissermel mir eben zuruft: es hat niemand Geld.

Weiter haben wir Schatzwechsel ausgegeben, auch auf Gold gestellt.

Wir haben uns weiter genötigt gesehen ich bemerke aber dazu, daß wir das nur nach den Bedingungen getan haben, die der Reichs⸗ finanzminister vorgeschrieben hatte —, Notgeld im Betrage von 32 Millionen Goldmark auszugeben. Dieses ganze Notgeld des preußischen Staates ist inzwischen wieder eingezogen worden. Dieses Notgeld ist seinerzeit darüber bin ich mir vollkommen klar ge⸗ wesen vom Staate zwar nach soliden, richtigen Grundsätzen, von einer Reihe von Gemeinden aber zweifellos nicht nach soliden Grund⸗ sätzen ausgegeben worden. Die Ausgabe derartigen Notgeldes läßt sich mit dem Standpunkt einer soliden Finanzwirtschaft meines Er⸗ achtens nur dann vereinigen, wenn dieses ausgegeben wird, um einen zurzeit vorhandenen Mangel an Zahlungsmitteln zu beheben. Wenn aber dieses Notgeld, wie es in vielen Gemeinden der Fall gewesen ist, ausgegeben wird, um Kredit zu beschaffen, so ist das zweifellos eine völlig falsche und unsolide Art der Kreditbeschaffung, die außerdem sofort zu einer Inflation führen muß.

Die Voraussetzung für eine Gesundung oder, ich will sagen, für eine Erhaltung der Gesundungunserer Währung, wie sie durch die Stillegung der Notenpresse und die Ausgabe der Renten⸗ mark eingetreten ist, ist unter allen Umständen da beginnt ins⸗ besondere auch das Interesse des preußischen Landtags die Balanzierung des Etats sowohl des Reiches wie mindestens der größeren Länder, insbesondere des größten Landes Preußen. Wenn es uns nicht gelingt, unsere laufenden Ausgaben mit unseren laufenden Einnahmen in Uebereinstimmung zu bringen, so ist ganz zweifellos auf irgendeine Hilfe vom Ausland nicht zu rechnen. (Sehr richtig! rechts.) Kein Mensch gibt einem Schuldner etwas, der durch seinen Etat zeigt, daß er nicht in der Lage ist, in seine ordentlichen laufenden Verhältnisse Ordnung zu bringen. (Sehr richtig! rechts.) Es handelt sich jetzt selbstverständlich nicht um Ausgaben, die berechtigterweise auf Anleihe zu nehmen wären, denn gerade hierin ich komme nachher noch kurz darauf liegt für uns die ungeheure Schwierigkeit, daß es uns zurzeit nicht gelingt, Anleihen zu erhalten für Ausgaben, die wirtschaftlich und verfassungsmäßig berechtigterweise auf Anleihen zu nehmen sind, sondern es handelt sich lediglich um diejenigen Aus⸗ gaben, die nach den Grundsätzen einer ordentlichen Finanzwirtschaft, nach den Grundsätzen der Verfassung unter allen Umständen aus den laufenden Einnahmen bestritten werden müssen. Denn wir können selbstverständlich nicht dauernde, laufende, nichtwerbende Ausgaben aus Anleihen bestreiten. Das würde heißen, von den Schulden leben. von den Schulden unser staatliches Leben aufrechterhalten.

Ich wiederhole: wenn es uns nicht gelingt, diese dauernden laufenden Ausgaben aus unseren dauernden laufenden Einnahmen zu bestreiten, dann bekommen wir unter keinen Umständen von irgend jemandem irgendeine Hilfe, denn, wie gesagt, es wird keinem Menschen einfallen, sein Geld in ein Unternehmen zu stecken, das sich unter keinen Umständen selbst aufrecht erhalten kann, sondern immer weiter in das Verderben hineintreibt. Darin lieat nun wieder ich Ritte⸗, sich den ganzen Ernst dieseo Zustandes vor Augen zu halten die

ungeheure politische staatliche Veranwortung vor der Geschichte und

vor unseren Nachkommen für die preußische Staatsregierung, für den preußischen Landtag.

Meine Damen und Herren, es ist völlig ausgeschlossen, daß von dem Landtag ein Etat verabschiedet wird, der nicht innerlich und äußerlich balanziert. Ich würde jedenfalls unter allen Umständen das erkläre ich ganz offen als Finanzminister jede

Verantwortung dafür ablehnen und würde keinen Tag mehr an dieser

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Es

Stelle stehen in dem Augenblick, wo es mir nicht gelingt, einen Etat zu verabschieden, der wirklich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich gesund ist und innerlich balanziert. Der Ihnen vorgelegte Haushalt schließt in Einnahme und Ausgabe mit einem Betrage von 2 309 407 723 Goldmark ab. Ich bin mir selbstverständlich vollkommen klar darüber, daß die Grundlagen dieses Haushalts nicht absolut unanfechtbar sind. (Sehr richtig! rechts.) ist selbstverständlich völlig unmöglich, die Einnahmen und Ausgaben, die wir in dem Haushalt angenommen haben, mit absoluter Sicherheit, mit absoluter Gewißheit zu schätzen. Dazu besteht einmal, ich möchte sagen, unsere neue Währung, die Rentenmark, zu kurz. Es war ja selbstverständlich völlig ausgeschlossen, den Haushalt, den wir

Ihnen in diesem Jahre vorlegen, den Goldhaushalt, mit dem Papier⸗

markhaushalt des vorigen Jahres zu vergleichen, denn das sind natürlich zwei absolut inkommensurable Größen, und ein Vergleich des jetzigen Haushalts mit dem vorjährigen in den Spalten des Haus⸗ halts, wo drin steht: mehr oder weniger gegen den Vorhaushalt so und soviel, wäre ja absolut sinnlos gewesen, weil der Maßstab dieses

Haushalts, in dem einen Falle Gold⸗, in dem anderen Falle Papier⸗

mark, ein absolut verschiedener ist. Konnten wir also, meine Damen und Herren, aus diesen Gründen

im wesentlichen einen Vergleich mit dem vorigen Haushalt nicht auf⸗

8 stellen,

so ergab sich doch auf der anderen Seite ein naheliegender Vergleich mit dem letzten Haushalt vor dem Kriege, nämlich mit

dem Haushalt aus dem Jahre 1913, der ja auf Gold eingestellt war.

So haben wir, um einigermaßen zuverlässige Grundlagen für den Haushalt dieses Jahres zu finden, einmal, soweit das möglich war, ie Verhältnisse des letzten Goldhaushaltes vor dem Kriege, die Ver⸗ hältnisse des Jahres 1913 herangezogen. Wir haben uns im übrigen allerdings auch vielfach auf Schätzungen angewiesen gesehen. Nun, meine Damen und Herren, ergaben sich selbstverständlich i der Aufstellung dieses Haushaltes daraus erhebliche Schwierig⸗ eiten, und darauf ist auch ich bitte deshalb um Verzeihung die große Verspätung zurückzuführen. Wir müßten alle die Ver⸗ handlungen, die wir mit den einzelnen Verwaltungen schon seinerzeit m August, September und Oktober über die Aufstellung des Etats geführt hatten, natürlich nach der Einführung der Rentenmark und der Stillegung der Notenpresse wieder aufnehmen, weil alles das, was

damals zwischen der Finanzverwaltung und den Fachressorts vereinbart. vorden war, nach vollkommener Verschiebung der Währungsverhält⸗

isse selbstverständlich auf irgendwelche Gültigkeit keinen Anspruch mehr erheben konnte. Dadurch wurde natürlich auch eine wesentliche Verzögerung dieses Haushaltes herbeigeführt, und Sie wollen es des⸗ ig damit erklärlich finden, wenn Ihnen dieser⸗

Haushalt erst jetzt vorgelegt wird. Aber ich meine, daß das hohe Haus ja kein Interesse davan hat, irgendwelche Zahlen zu bekommen, die nichts bedeuten, sondern Sie haben ein Interesse davan, daß wir zu einer wirklich geordneten Uebersicht über die Finanzwirtschaft zurück⸗ kehren, daß wir Ihnen einen Etat vorlegen, mit dem Sie einen Begriff verbinden, mit dem Sie und wir die staatliche Verwaltung führen und bestimmen können.

Meine Damen und Herren, im vorigen Jahre sind wir nicht nur in einer schlimmen Zeit gewesen, als die Entwertung der Mark immer weiter forkschritt, und wir tatsächlich, wenn wir heute etwas zu bezahlen hatten und es vielleicht nach acht Tagen bezahlten, das Doppelte oder was weiß ich bezahlen mußten, sondern mit die größten

Schwierigkeiten setzten eigentlich in der sogenannten Uebergangs⸗

zeit ein, als es sich darum handelte, unsere Einnahmen und Aus⸗ gaben von Papiermark auf Rentenmark umzustellen. Nun ist es selbstverständlich in der Finanzwirtschaft nicht damit getan, das heute dekrediert wird: am 15. November tritt an die Stelle der Papier⸗ mark die Rentenmark und am 15. November wird die Notenpresse stillgelegt. Denn in demselben Augenblick habe ich natürlich keine Einnahmen, die auf Rentenmark gestellt sind, sondern es vergeht eine gewisse Zeit, bis sich die ganze Wirtschaft, bis sich alles in Einnahme und Ausgabe auf diese Umstellung der Währung ein⸗ gerichtet hat.

Diese Uebergangszeit, meine Damen und Herren, war insofern für uns ganz besonders schwierig, als das Reich ziemlich rigoros davon aus⸗ ging: mit der Stillegung der Notenpresse ist mir die Möglichkeit, euch Ländern weitere Kredite zu geben, genommen, ich kann euch infolgedessen weitere Kredite nicht gewähren während wir Länder uns natürlich sagten: das mag an sich vom Sbandpunkt des Reichs aus richtig sein, aber wir haben unsere Einnahmen noch nicht auf der Basis der Rentenmark. Solange sich also praktisch die ein⸗ geführte Rentenmark für uns nicht auswirkt, solange muß uns das Reich doch die Kredite zu Ausgaben geben, die wir aus eigenen Mitteln, jedenfalls einstweilen, bis eine gewisse Uebergangszeit vor⸗ über ist, nicht bestreiten können.

Ich habe über alle diese Dinge, mit denen ich Sie hier nicht lange aufhalten will, sehr viel mit dem Herrn Reichsfinanzminister Dr. Luther verhandelt, und ich muß sagen und Sie werden mir das alle zugeben —: die Zeit, die hinter uns liegt im letzten Etatsjahr, die hinter uns liegt, seitdem ich vor einem Jahre hier zu Ihnen ge⸗ sprochen habe, ist in der Tat mehr noch für das Reich, aber immerhin doch auch für Preußen eine Zeit gewesen, in der wir tatsächlich im Reich, aber vor allem auch in der preußischen Finanzverwaltung, sehr oft von einem zum andern Tage nicht mehr wußten, womit wir die Staatsausgaben, insbesondere die Gehälter, bestreiten sollten, in der wir tatsächlich oft schlaflose Nächte deswegen gehabt haben, weil wir nicht wußten, wie wir die finanzielle Verantwortung weiter tragen konnten. Nun, der Herr Reichsfinanzminister Dr. Luther hat durch⸗ aus recht, wenn er mir einmal ich habe es im Staatsrat schon vor⸗ getragen ein sehr prägnantes Wort sagte. Er hat mir gegenüber einmal erklärt, als wir über die ganzen finanziellen Verhältnisse des Reiches und Preußens, über die Schicksalsgemeinschaft gwischen Reich und Preußen sprachen, über die ungeheure Bedeutung, die auch die Sanierung der preußischen Finanzen für das Reich hat —: wissen Sie, wir beide kommen mir immer vor wie zwei Männer, die auf einem engen Grat entlang gehen, wo rechts und links ein tiefer Ab⸗ grund ist; bei jedem Schritt kann einer von uns rechts oder links

borabstürzen. und es ist eigentlich ein Wunder, daß wir beide oder einer von uns noch nicht naäch einen oder anderen Seite gefaulen

sind. Und Herr Dr. Luther hat wirklich recht. Wenn ich mir diese ganze Zeit noch einmal vergegenwärtige, wenn ich mir vergegenwärtige, an welchen Klippen und Gefahren damals Reich, aber auch Preußischer Staat doch schließlich vorbei gekommen sind, dann muß ich in der Tat sagen und ich sage es hier ganz offen —: es ist mehr, als ich damals in der schlimmsten Zeit der Inflation, in der schlimmsten Zeit des Währungsverfalls erwarten zu dürfen glaubte. Und ich möchte nicht, daß eine solche Zeit oder auch eine ähnliche Zeit jemals in der deutschen und preußischen Geschichte wiederkehrt. Denn die Zahlen, die ich Ihnen vorhin genannt habe, das, was ich Ihnen an Zahlen gesagt habe, über die 500⸗millionenfache Entwertung unserer Währung in den elf Monaten, das sind Zahlen, die all das, was mit dem Begriff der Assignatenwirtschaft nach der Revolution verbunden war, weit in den Schatten stellen. Und ich bin fest überzeugt: so katastrophal die Entwertung der Papiermark auch war, so traurig die ganzen damaligen Verhältnisse waren, sie würden ein Kinderspiel sein, wenn jetzt aus irgendwelchen Umständen eine Erschütterung unserer bestehenden Währung, eine Erschütterung der Rentenmark einträte. (Sehr richtig!) Das Vertrauen, welches nach langen Leiden und Schwierigkeiten das deutsche Volk seit dem 15. November v. J. in die Rentenmark setzt, darf nun und nimmer enttäuscht werden, sonst würde nach meiner festen Ueberzeugung ein Chaos in wirtschaftlicher und finanzieller Beziehung (Zuruf bei der Vereinigten Sozial⸗ demokratischen Partei) natürlich auch in politischer Beziehung ein⸗ treten, von dem wir uns, glaube ich, niemals wieder erholen würden. (Lebhafte Zustimmung.) Weil die Aufrechterhaltung der Währung von soliden, in sich balancierenden Etatsverhältnissen abhängt, nicht nur im Reich, sondern auch im größten deutschen Staat, in Preußen, deshalb, meine Damen und Herren, ist die Balancierung unseres Haushalts innerlich und äußerlich, aber vor allem innerlich, eine unbedingte Notwendigkeit. Sie ist eine unbedingte Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der Währung, und an der Spitze aller Gedanken, die man heutzutage hat, gleich⸗ gültig, welcher politischen Partei der Einzelne angehören mag, ich sage: an der Spitze aller Gedanken, mit denen der einzelne Abgeord⸗ nete, mit denen die Regierung an die Prüfung, an die Beratung des Staatshaushalts gehen kann und gehen muß, steht allein derjenige, keine Beschlüsse zu fassen, die etwa geeignet wären, unsere Währung

auch nur im geringsten ins Schwanken zu bringen. Die Aufrecht⸗

erhaltung der Währung ist der große Leitsatz, der über der Verab⸗ schiedung dieses Haushalts steht und stehen muß, (sehr richtig! rechts) und die Aufrechterhaltung der Währung ist nicht möglich, wenn dieser Haushalt nicht innerlich gesund ist und balanciert. Ich kenne ja die Beratungen des Staatshaushalts aus mehrjähriger Tätigkeit teils als Abgeordneter, teils als Minister, aber ich richte in dieser ernsten Lage, die wirklich so ernst ist, wie sie vielleicht noch niemals in unserer preußischen und deutschen Geschichte gewesen ist, jetzt noch einmal an Sie alle die dringendste Bitte, von diesem Gesichtspunkt aus die⸗ Prüfung, die Beratung, die Verabschiedung des Haushalts vorzu⸗ nehmen. Ich weiß sehr wohl, daß das für viele als Abgeordnete und mir ist das auch so gegangen nicht ganz leicht ist. Ich weiß sehr wohl, daß es eine Menge Dinge gibt die auch wir sehr

gern im Haushalt unter den Ausgaben sehen würden Ich weiß wohl, daß es für den Abgeordneten nicht leicht ist, sich dem W 9 oder dem Druck, wie Sie es nennen wollen, seiner Wähler dng eine oder andere Position erhöht haben oder die eine oder 16 n Position neu hineingestellt wissen wollen, zu entziehen. Aber ich Sie dringend, unter allen Umständen bei den heutigen Verhältnise an dem Grundsatz festzuhalten, daß Sie nirgends über dasjenige se Ihnen die Regierung vorschlägt, hinausgehen, wenn Sie nicht 8 zeitig entsprechende Mehreinnahmen oder entsprechende Ermäßigun in den Ausgaben schaffen (sehr richtig!), aber nicht nur 8* Papier, was früher manchmal geschehen ist, und was sehr leicht; sondern wirklich innerlich. Meine Damen und Herren, ich ns daraus kein Hehl: für jeden Finanzminister, glaube ich, für 8 Staatsregierung, sie mag zusammengesetzt sein, wie sie wolle, üs ganz ausgeschlossen, die Hand auch nur im entferntesten dazu zu ben⸗ daß durch eine Aenderung der Grundlagen dieses Haushalts 1 durch eine Verschiebung in den Ausgaben⸗ und Einnahmeziffern etve unsolide Verhältnisse geschaffen werden, die in sich unsolide und de her geeignet sind, zur Erschütterung unserer Währung beizutrages Das würde eine so ungeheure Verantwortung für jeden sein, der sein Hand dazu bietet, daß meiner Meinung nach kein Abgeordneter ein solche Verantwortung übernehmen kann. 1 1 Nun, meine Damen und Herren, haben wir bei der Vorsag dieses Haushalts die Balancierung der Einnahmen und Ausgahen im wesentlichen ja durch eine Position aus neuen Steuereinnahmen im aanzen 322 Millionen Goldmank, erreicht. Der wesentlihst Teil dieses Ansatzes: 288 Millionen Goldmark, sollte durch 8 vielfach besprochene Hauszinssteuer gedeckt werden, deren 8 hebung uns bekanntlich durch die dritte Steuernotverordnung de Reiches, ich will nicht sagen: zur Pflicht gemacht, aber sehr naher geleat war: denn Sie kennen alle die beschränkte Kompetem dr Eimelstaaten auf dem Gebiet des Steuerwesens. Die größten Steuern, wenn wir sie vom Reich bekommen, sind unserer ei enen Kompetenz entzogen, die Einkommensteuer und die Körperscheuüts steuer. Hinsichtlich unserer eigenen steuerlichen Einnahmen sid wir im großen und ganzen auf die sogenannten Realsteuern m. gewiesen, die Grundsteuer und die Gewerbesteuer und ferner auf die durch die dritte Steuernotverordnung gegebene Hauszinssteuer. In Ständigen Ausschuß sind damals leider diese zur Balancierung 8 Haushalts absolut notwendigen 288 Millionen, von denen wir hofften daß sie durch die Hauszinssteuer fließen würden, auf eine anden Grundlage gestellt worden. Man hat ich will nicht darübe rechten, ob es richtig war oder nicht zum großen Teil eine Stelur daraus gemacht, aus der die Neubautätigkeit mehr oder weniget finanziert würde, ausgehend von dem an sich durchaus richtigen Ge⸗ danken, daß gervade die Neubautätigkeit bei der Bedeutung des Bmu⸗ gewerbes als eines Schlüsselgewerbes dazu beitragen würde, die Am⸗ gaben für die Armen⸗ und Erwerbslosenfürsorge berunterzudrücken Aber durch diese Veränderung ist erreicht worden, daß, anstatt daß diese 288 Millionen nach der Absicht der dritten Steuernotverordnung als Geldentwertungsausgleich bei bebauten Grundstücken für all⸗ gemeine staatliche Zwecke bestimmt wurden, dem Staat für diee Zwecke rund 198 Millionen entzogen wurden, so daß ihm nut 90 Millionen für den allgemeinen Finanzbedarf übria blieben. Ie⸗ fogedessen würden wir zunächst rechnungsmäßia auf dem Papier ein Defizit von 198, rund 200 Millionen haben. Selbstverständlich kann man darüber streiten, ob die Zahlen, die sich in diesem Haushalt finden. nach den verschiedenen Seiten so sicher sind, daß die Un⸗

tellung dmefcv eeKnUneeeneenenrceryv ver vevallken Grundrulcken mit annähernder Sicherheit ein Minus von 200 Millionen für den Staat bedeutet. Wir werden uns im Hauptausschuß des näheren darüber auseinanderzusetzen haben. Worüber man aber nach meiner Meinung unter keinen Umständen streiten kann, ist das: iraenh etwas muß treten an Stelle dieser Ausfälle von 200 Millionen, um zwar irgend envas Solides, Greifbares, nicht nur auf dem Papier sondern in der Wirklichkeit. Wir haben innerhalb der Regierum über diese Frage eingehend verhandelt. Es ist selbstverständlich, deß wir nicht einfach Steuern erhöhen können; denn die Steuermöglich⸗ keit gerade des preußischen Staates, der im wesentlichen seine Grund⸗ vevmögens⸗ und die Hauszinssteuer hat, ist beschränkt in der Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit, auf die Produktionsfähigkeit des Steuer⸗ schuldners. Wir müssen auch darauf Rücksicht nehmen, daß eim wesentliche Erhöhung der Steuern nicht schließlich eine Erhöhum der Löhne, Gehälter usw. zur Folge hat, durch die mehr oder wenigen das, was wir durch eine Erhöhung der Steuern erreichen wollten. wieder wettgemacht wird. Man kann darüber denken wie man wiln und wo die Grenze liegt, läßt sich natürlich bei allgemeinen Aus⸗ führungen, wie ich sie jetzt hier nur machen kann, nicht sagen. Aber über eins kann gar kein Zweifel bestehen: an Stelle dieser fort⸗ gefallenen rund 200 Millionen Goldmark muß irgend eiwas andenes treben, ob es nun eine Beschränkung der Ausgaben ist oder eihe wirkliche Erhöhunga anderer Einnahmen Jedenfalls muß irgend etwas sachlich, innerlich an deren Stelle treten, damit nicht ein Loch im Haushalt entsteht, sondern damit der Haushalt, wie es auch in der Ihnen unterbreiteten Vorlage der Fall ist, in der Tat innerlich

sachlich balanciert. 3 Denn, das darf ich noch einmal kurz hervorheben, während wir

uns noch vor ein oder zwei Jahren damit abfinden konnten, daß der Haushalt nicht balancierte, daß wir in der Hoffnung auf bessen Zeiten oder auf Anleihen im nächsten Jahre in der Lage sein würden dieses Defizit zu beseitigen, besteht diese Möglichkeit jetzt unter keinen Umständen mehr. Aus zweierlei Gründen nicht. Eimnnal wollen wir vom Ausland Hilfe durch Anleihen bekommen, weil im Inlande nicht genügend Kapital vorhanden ist, um allein wieder in die Höhe zu kommen. Wollen wir das aber, dann müssen wir unten allen Umständen unsere Finanzen solide gestalten. Wir müssen den Haushalt balancieren. Deshalb bildet, wie ich schon vorhin sagte aus diesem Gesichtspunkte der Währung die Balancierung des Haus⸗ halts nach meiner Meinung das A und O unserer Beratungen.

(Fortsetzung in der Ersten Beilage.)

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Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg Verantwortlich für den Anzeigenteil: Rechnungsdirektor Mengering in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstelt⸗ Berlin, Wilhelmstr. 32. Vier Beilagen (einschließlich Börsenbeilage.) 8 und Erste und Zweite Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage.

rste Beilage

anzeiger und Preußischen Staatsanzeiger

Verlin, Freitag, den 23. Mai

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Zweitens, meine Damen und Herren, wir leiden darüber sann gar kein Zweifel sein, wir sehen es im privaten wie im staat⸗ schen und gemeindlichen Wirtschaftsleben im wesentlichen auch sorunker, daß wir augenblicklich eie ungeheure Kreditnot schen, so daß selbst für gesunde, produktive Zwecke das notwendige gesd nicht zu erlangen ist. Im Inlande im wesentlichen aus dem grunde nicht, den ich eben schon erwähnte. Im Auslande hauptsäch⸗ ich deshalb nicht, weil unsere ganzen staatlichen Vermögen mit der generalhypothek des Versailler Friedensvertrags belastet sind. Bei den verschiedenen Bemühungen, die auch ich angestellt habe, im Aus⸗ snde Geld zu erhalten, sind wir immer auf diese Schwierigkeit ge⸗ sosen, die bei den preußischen und deutschen Gemeinden nicht entfernt in gleichen Umfange vorhanden ist, weil die Generalhypotkek des bersailler Friedensvertrags bekanntlich nur das Eigentum des Reichs ind der Länder, nicht aber das Eigentum der Gemeinden umfaßt.

Wir müssen also damit rechnen, und die praktischen Erfahrungen haben mir das leider bestätigt, daß wir einerseits im Inlande nicht geld genug haben, um Anleihen unterzubringen und damit berechtigter⸗ wwise auf Anleihen zu nehmende staatliche Bedürfnisse bestreiten zu innen, und daß andererseits auch im Auslande aus dem angegebenen prunde es kommen vielleicht noch andere hinzu der Staat denfalls mehr oder weniger kreditlos ist. Ist das aber der Fall, ind können wir erst hoffen, durch Verhandlungen auf die ich h erinnere an das Sachverständigengubachten bei dieser Gelegen⸗ git natürlich nicht näher eingehen kann, durch eine Hilfe vom Aus⸗ inde schließlich wieder emporzukommen, so ist die Voraussetzung gfür unter allen Umständen, daß wir uns die Notwendigkeit, unseren hauchalt zu balancieren, bei allen unseren Entscheidungen hier mit lem Ernste vorhalten, den diese Fragen verdienen.

Ich sagte schon vorhin: wir haben selbstverständlich nicht wie lüher den Vergleich mit dem Haushalt des vorausgegangenen Jahres rgenommen, weil Papiermark und Goldmark zwei völlig inkommen⸗ mahle Größen sind. Wir haben den Vergleich mit 1913 vor⸗ ewonmnen und haben dann, wie schon gesagt, auch eine gewisse Phätzung eintreten lassen müssen. Da ergibt sich nun das Bild, g immerhin interessant und vielleicht auch neu oder wenigstens serwartet sein wird, daß sich, wenn wir den Haushalt von 1913 h den Haushalt von 1924 gegenüberstellen, wie das an sich bei dem ckleinerten Staate ja auch ganz natürlich ist, doch bei den Aus⸗ ben für den Haushalt von 1924 eine wesentliche Besserung gegen⸗ ber dem Stande von 1913 herausstellt. Ich will diese Besserung r diese Verringerung der Ausgaben gar nicht ohne weiteres se elwas Erfreuliches hinstellen. Denn ich bin mir vollkommen klar über, daß das natürlich nur dadurch hat erreicht werden können, ß wir selbst auf Gebieten, wo eine Beschränkung der Ausgaben elleicht sehr unerwünscht ist, und in dem Maße, wie weit wir nder Beschränkung der Ausgaben gehen können, gezwungen durch diese nen Verhältnisse, bis an die äußerste Grenze des Möglichen ge⸗ gen sind, und daß infolgedessen eine Reihe staatlicher Aufgaben, an sich, sagen wir mal, nach dem Begriff eines Kulturstaats füllt werden müssen, von uns zurzeit nicht erfüllt werden können. ber das ist eine natürliche Folge des verlorenen Krieges; damit man sich zunächst abfinden in der Hoffnung, über diese Ver⸗ snisse dermaleinst himwegzukommen.

Wenn Sie die größeren durchlaufenden Posten des Ihnen zrliegenden Haushalts im Betrage von 964,1 Millionen Mark zschalten und wenn Sie ferner aus dem Haushalt für 1913 die rin enthaltenen Einnahmen aus den Eisenbahnen, die inzwischen f das Reich übergegangen sind, im Betrage von im ganzen 122 Millionen Goldmark und ferner die durchlaufenden Posten n 1913 mit 282,3 Millionen Goldmark ausschalten, dann ergibt Vergleich des Haushalts von 1913 mit dem von 1924, daß die usgaben im Jahre 1924 gegen 1913 um 455,9 Millionen Gold⸗ urk zurückgegangen sind, d. h. um rund 25 % der reinen Staats⸗ zgaben für 1913. Ich erwähne das deshalb, weil uns ja von n verschiedensten Seiten früher der Vorwurf gemacht worden ist: sglech das Staatsgebiet sich nicht unerheblich verkleinert hat, nleich der Staat nicht entfernt mehr das leistet, was er früher sete und was er eigentlich von Gott und Rechts wegen leisten n, braucht ihr doch so viel mehr als früher, und weil das wesentlichen auch jetzt noch, nachdem wir doch aus den hlimmsten Uebergangsverhältnissen, wie ich glaube, heraus sind, Reine üiher oder weniger schlechte staatliche Verwaltung zurück⸗ hührt wird. Diese Behauptungen können gegenüber den Zahlen,

kich Ihnen eben genannt habe, nicht aufrechterhalten werden.

9 sage ausdrücklich: ich halte das nicht für einen Vorzug; denn ist nur möglich gewesen durch eine ungeheure Drosselung der

sgaben. Die Tatsache aber bleibt bestehen, und diese Tatsache weifellos nicht uninteressant.

Meine Damen und Herren, wenn ich mich nun zu dem Haus⸗ siplan für 1924 mehr in seinen Einzelheiten wenden darf, so dien Sie in der Anlage 1 des Vorberichts zum Haushaltsplan nen Nettovoranschlag der Staatseinnahmen und ⸗ausgaben für l unter Vergleichung mit denjenigen für 1913. Da ergibt sich kesondere, trotz des verkleinerten Staatsgebiets, bei der Forst⸗ erwaltung eine geschätzte Mehreinnahme von 64,1 Millionen sar Die forstlichen Einnahmen waren 1913 auf 78,7 Millionen ink geschätzt und sind in dem Haushalt für 1924 auf 142,8 Mil⸗ . Mark geschätzt. Wenn Sie bedenken, daß nicht unerhebliche nde forstliche Teile unseres Vaterlandes verloren worden sind, s bedenken, daß es in anderen Teilen nicht leicht ist, die

werwaltung aufrechtzuerhalten, lo geht es sehr weit, wenn sorstverwaltung sich bereit erklärt hat, der Schätzung einer nahme zuzustimmen, die gegenüber 1913 64,1 Millionen Mark ehr beträgt. Das ist nur dadurch möglich, daß, ohne auf Kosten ermögens Raubbau zu treiben, die Forstverwaltung mit 1n Gewissen einer Erhöhung des Einschlages um vezustimmen zu können geglaubt hat. Ich gebe zu, daß auch t gestiegenen Holzpreise bei der großen Summe eine Rolle

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spielen, um die die Einnahme der Forstverwaltung 1924 die von 1913 übersteigen wird. Immerhin ist es erfreulich, daß die Forst⸗ verwaltung glaubt, ohne auf Kosten der Substanz Raubbau zu treiben, soviel aus dem Walde herauszuholen und der Finanz⸗ verwaltung und damit dem Staate diesen erheblichen Mehrertrag zur Verfügung zu stellen.

Bei den Staatsverwaltungsausgaben lassen sich nach dem Etat erhebliche Ersparnisse erzielen, wie auch schon früher wenigstens in denjenigen Ministerien, die nicht, wie das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, nur schwer Ersparnisse ertragen oder wie das Ministerium für Volkswohl⸗ fahrt erst neu gegründet sind. Es sind, abgesehen von der all⸗ gemeinen Finanzverwaltung, wo besondere Verhältnisse eine Er⸗ höhung der Staatsverwaltungsausgaben bedingen, gegenüber 1913 in dem vorliegenden Haushalt an Mehrausgaben geschätzt worden bei dem Ministerium des Innern 41,1 Millionen Mark, bei dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung 84 Mil⸗ lionen Mark und bei dem Ministerium für Volkswohlfahrt 158,4 Millionen Mark.

Dabei, meine Damen und Herren, darf ich darauf aufmerksam machen, daß gerade diese Mehrausgben zum größten Teil darauf beruhen, daß der Staat auf den Gebieten dieser drei Ministerien Aufgaben übernommen hat, die er 1913 nicht hatte. Ich erinnere bei dem Ministerium des Innern an die Schupo. Die staatliche Polizei bildete bekanntlich früher die Ausnahme. Wir hatten sie in einigen größeren Städten, und auch da trugen die Gemeinden nicht unerheblich zu ihren Kosten bei. Wir haben jetzt bekanntlich staatliche Polizei in großem Umfange, jedenfalls in größerem Umfange als früher. Daraus erklärt sich natürlich ein erhebliches Ansteigen der Ausgaben im Haushaltsplan des Ministeriums des Innern.

Beim Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung spielt bei den Mehrausgaben namentlich die Tatsache eine Rolle, daß nicht, wie früher, nur ein Viertel der Gehälter der Volksschul⸗ lehrer von der Staatskasse gezahlt werden, sondern daß wir jetzt drei Viertel übernommen haben, also den Gemeinden zwei Viertel abgenommen haben, und bei dem Ministerium für Volkswohlfahrt sind alle die neuen mit der Errichtung des Ministeriums ver⸗ bundenen Aufgaben aufgetreten. Es sind aber auch die Mehr⸗ ausgaben zum großen Teil auf Zweige zurückzuführen, die von anderen Ministerien übergegangen sind und denen entsprechende Ersparnisse bei den anderen Ministerien gegenüberstehen,

Meine Damen und Herren, ich sprach vorhin schon kurz von der Kreditnot. Es ist ganz felbstverständlich, daß diese Kredit⸗ not für uns die traurige Folge hat, daß wir auch auf Gebieten, wo an sich die Aufnahme von Anleihen wirtschaftlich und ver⸗ fassungsmäßig durchaus gerechtfertigt sein würde, zu werbenden Zwecken also, derartige Anleihen zurzeit nicht aufnehmen können, aus dem einfachen Grunde, weil wir derartige Kredite nicht be⸗

kommen. Ich kann nur hoffen ich glaube sogar fest daran —,

daß, wenn durch Verhandlungen im Reiche eine Besserung in unseren wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen eintritt, wir dann nach einer Stabilisierung, nach einer Beruhigung der ganzen Verhältnisse, wenn wir selbst gezeigt haben, daß wir in der Lage sind, in unseren eigenen laufenden Ausgaben Ordnung zu halten, auch wieder, wie früher, zu den Zwecken, zu denen es berechtigt ist, Kredite vom Ausland bekommen werden. Nun, zurzeit fehlt die

Möglichkeit solcher Anleihen unter allen Umständen, und es ist für

mich deshalb völlig unmöglich, aus laufenden Einnahmen, die mir ja nur in ganz beschränktem Umfang zur Verfügung stehen, eine Reihe von Ausgaben zu bestreiten, die ich sehr gern bestreiten möchte, deren Notwendigkeit oder Zweckmäßigkeit ich in jeder Weise anerkenne, für die mir aber einfach zurzeit das Geld fehlt, soll ich dieses Geld nicht anderen, noch wichtigeren Zwecken entziehen. Meine Damen und Herren, ich habe sehr oft den Eindruck, als ob man in den großen Kreisen des Volkes und Sie wollen mir das nicht übel nehmem auch in weiten Kreisen der Abgeordneten eigentlich den Gedanken, daß eines Tages auch in der Staatskasse mal kein Geld mehr sein könnte, noch nie recht durchgedacht hat. Meine Damen und Herren, Sie brauchen ihn auch nicht durch⸗ zudenken, aber nur unter einer Bedingung. Wenn Sie, meine

Damen und Herren, wieder eine Art Inflation haben wollen,

würde natürlich in der Staatskasse immer Geld sein. Wenn Sie aber, wie Sie es müssen, den Gedanken einer neuen Inflation weit von sich weisen, dann liegt es ja auf der flachen Hand, daß die Ausgaben des Staates, wie bei jedem anderen auch, auf irgend⸗

welchen wirklichen Geldwerten oder irgendwelchem wirklichen Gelde

unsere eigenen Steuern, seien Ueberweisungssteuern des Reiches, seien es die Ein⸗ nahmen aus Betrieben, wie Forsten und Domänen oder sonst was. Diesen nun effektiv zur Staatskasse fließenden Ein⸗ nahmen stehen Ausgaben gegenüber, wie bei jedem Privaten auch, die wir aus diesen Einnahmen bestreiten müssen, und wenn diese Ausgaben eben so hoch sind, daß die Einnahmen, die wip in der Staatskasse haben, dazu nicht ausreichen, dann tritt 6 eines Tages der Zustand ein, wo der Staat sagt: ich kann meinet⸗ wegen Beamtengehälter oder irgendwelche Verpflichtungen, die ich habe, nicht in vollem Umfange bestreiten. Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen hier ganz offen sagen, daß wir im preußi⸗ schen Finanzministerium bei der Zahlung der Beamten⸗ gehälter, nicht jetzt, aber im vorigen Jahre, uns doch sehr oft gefragt haben, ob es möglich sein wird, die Beamtengehälter voll zu zahlen. Sie wissen ja, daß wir wesentlich aus diesem Grunde von der früheren gesetzlichen Vierteljahreszahlung erst auf die monatliche, dann auf die halbmonatliche und schließlich auf die zehntägige Zahlung zurückgegangen sind. Es ist immerhin schon ein erheblicher Fortschritt, wenn wir in letzterer Zeit in der Lage gewesen sind den Beamten ihre Gehälter regel⸗ mäßig wenigstens wieder monatlich zu zahlen.

Nun, meine Damen und Herren, haben wir in einer Zeit, wo das noch möglich war ich habe vorher schou kurz davon ge

fundiert sein müssen, seien es

es die

sprochen Anleihen zu Zwecken aufgenommen, bei denen es durchaus richtig und zweckmäßig erschien, und zwar sowohl nicht⸗ wertbeständige Anleihen wie auch wertbeständige An⸗ leihen. Sie finden eine kurze Zusammenstellung hierüber in der Uebersicht über die Staatsschulden für das Rechnungsjahr 1924 am Ende des Haushaltsplanes. Die Schulden in Papier 1 mark braucht man eigentlich nicht zu nennen; sie belaufen sich im ganzen auf 9931 Millionen Papiermark, d, h. rund einen Goldpfennig. Die wertbeständigen Schulden belaufen sich nach dem Stande Anfang Mai 1924 im ganzen, wenn ich die Kredite abziehe, die zur Verstärkung der Mittel der Generalstaatskasse, d. h. zur Stärkung der Betriebsfonds, aus dem wir die laufenden Ausgaben zunächst bestreiten sollen, bewilligt worden sind, auf 99 328 Millionen Goldmark. Dabei habe ich einmal die fundierte Schuld mit im ganzen 41 160 000 Goldmark und die schwebende Schuld mit 58 168 Millionen Goldmark gerechnet. Diesen Schulden steht als Aktivvermögen de Besitz gegenüber, den der preußische Staat hat. Wenn ich da den Besitz an Forsten und an Domänen nehme, so ist der erstere nach einer Größe von 2 410 566 ha auf 4500 Mil⸗ lionen Goldmark und der letztere bei einer Größe von 736 600 ha auf 650 Millionen Goldmark geschätzt. Selbstverständlich besitzt der preußische Staat noch eine Reihe anderer Werte; aber da diese Grundstücke im wesentlichen zum Zwecke der Hoheitsverwaltung notwendig sind, so können sie meiner Meinung nach bei der Be⸗ rechnung, die ich hier aufstellen will, nämlich bei dem Vergleich zwischen den Schulden und dem Vermögen des Staates, im wesent lichen nicht in Betracht kommen. Die Schulden des preußi schen Staates auf der einen Seite und sein Besitz auf der anderen Seite ergeben, daß der preußische Staat im ganzen mit 2 vH seines Besitzes verschuldet ist. Das ist eine Ver⸗ schuldung, die sich zweifellos in sehr niedrigen Grenzn bewegt.

Meine Damen und Herren, es kann also darüber kein Zweifel sein, daß die Verhältnisse des preußischen Staates an sich gesund sind, daß die Schuldenlast im Vergleiche zum Vermögen, im Ver⸗ gleiche zu den Einnahmen, auch soweit die Verzinsung in Betrachk kommt, niedrig ist, und daß der preußische Staat in dem Augen blick, indem es uns gelingt, mit Hilfe des Auslandes die Kredit not zu beseitigen, zu einer Gesundung kommen wird. Insofern liegt also zweifellos zu Befürchtungen, glaube ich, kein Anlaß vor. Ich bitte aber, dabei nicht außer acht zu lassen, daß es selbstverständlich etwas ganz anderes ist, ob jemand, wie der preußische Staat, an sich durchaus vermögend, nicht arm, solide fundiert ist, oder ob er aus den Gründen, die ich Ihnen schon sagte, im wesentlichen auch wegen der Kreditnot, doch mit seinen Einnahmen außerordentlich rechnen muß, weil er eben die laufen⸗ den Ausgaben aus diesen laufenden Einnahmen bestreiten muß, da andere Quellen ihm nicht zur Verfügung stehen und diese laufenden Einnahmen natürlich beschränkt sind. Also der preußische Staat befindet sich in der Lage, sagen wir einmal, eines Mannes, der zwar ein erhebliches Vermögen hat, das aber zurzeit nicht liquide ist, und der andererseits vermöge seiner Ein⸗ nahmen in gewissen, ich will nicht sagen Zahlungsschwierigkeiten, aber doch in gewissen Schwierigkeiten sich befindet, weil die Ein⸗ nahmen, die ihm zur Verfügung stehen, eben nur sehr teilweise ausreichen, um auch nur die eingeschränkten Ausgaben zu be⸗ streiten, und weil er nicht in der Lage ist, sich im übrigen Kredit zu verschaffen.

Dabei darf ich kurz noch auf etwas kommen, was ich bisher immer und ich glaube dabei auf Ihre Zustimmung ebenso rechnen zu können, wie im Staatsrat abgelehnt habe. Es ist wiederholt, auch vom Auslande, uns gesagt worden: wir geben ohne weiteres zu, der preußische Staat ist an und für sich gat nicht in einer schlechten Finanzlage, er hat eine ganze Menge Vermögen, und seine Schulden sind nur gering; wenn ihr allo keinen Kredit darauf bekommen könnt, was hindert euch, einen Teil eurer Forsten und Domänen zu verkaufen? Dann werdet ihr schon Geld bekommen! Daran hindert euch keine Hypothek des Versailler Friedens. Meine Damen und Herren, ich habe ohne weiteres, wenn dieser Gedanbe jemals an mich herantrat, ihn als völlig undiskutierbar auf das bestimmteste abgelehnt. (Sehr richtig) Ich glaube ohne weiteres, daß sich auch in diesem hohen Hause wie auch im Staatsrat kein Mensch finden wird, der um diesen Preis bereit sein wird, unsere finanzielle Lage zu verbessern; es würde ja auch nur vorüber⸗ gehend sein. Ich bin unter allen Umständen der Ansicht, daß wir das staatliche Vermögen, das wir in Grundstücken, in Forsten, in Domänen oder sonst haben, uns unter allen Umständen er⸗ halten müssen, und daß gar nicht davon die Rede sein kann, da⸗ von auch nur ein Jota abzugeben. (Sehr wahr!)

Ich will Sie nun mit den einzelnen Zahlen nicht zu sehr auf⸗ halten; ich gehe davon aus: wer sich im einzelnen dafür inter⸗ essiert, wird sich ja diese Zahlen im Haushalt, insbesondere auch im Vorbericht des Haushalts, nachsehen, und wer sich nicht dafür interessiert, meine Damen und Herren, na, der wird weder mir zuhören, noch wird er den Vorbericht lesen, dem kann ich also nicht helfen. (Sehr richtig! und Heiterkeit.) Also, meine Damen und Herren, so werden Sie es mir gestatten, wenn ich Ihnen nue kurz einige Zahlen mitteile, die für die Beurteilung unseres Haushalts und für unser Verhältnis zum Reich von einer ge⸗ wissen Bedeutung sind. Es ist selbstverständlich, daß auch in diesem Haushalt wieder diejenigen Steuern, die wir als Ueberweisungen vom Reich bekommen, insbesondere die Einkommensteuer und die Körperschaftssteuer, die Hauptrolle spielen. Sie sind naturgemäß eingestellt einmal unter Zugrunde⸗ legung derjenigen Sätze, die das Reich in seinem Reichshaushalt eingesetzt hat auf Grund seiner Schätzungen, und es ist selbst⸗ verständlich, daß wir andere Zahlen in unsern Haushalt nicht einstellen können. Wenn das Reich davon ausgeht, daß beispieks⸗ weise die Reichseinkommensteuer so und so viel bringt, müssen wir selbstverständlich wir konnen keine Differenz gegen den