1925 / 135 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 Jun 1925 18:00:01 GMT) scan diff

Eintragungen über die verabreichten Mittel, insbesondere Narkotika, in das Verordnungsbuch oder in das Krankenblatt. Zeuge Müller bestätigt nochmals, daß er dem Arzt stets am andern Tage Mitteilung über die verabreichten Mittel gegeben habe. Ob die in Tropfen ver⸗ abreichte Morphiumlösung ein⸗ oder zweiprozentig war, kann der Zeuge nicht angeben. Verdünnungen der Lösung wurden von den Herren Nöhring und Hille vorgenommen, die auch für die Ausgabe der Mittel verantwortlich seien. Ohne Wissen der Patienten durften die Kranken statt verordneter Morphiuminjektionen andere Mittel wie beispielsweise Chloralhydrat, nicht erhalten. In einem Falle hat der Zeuge statt einer Morphiuminjektion Panthopontabletten ge⸗ eben. Abg. Dr. Wester (Zentr.) zieht darauf mehrere krasse Be⸗ bandkungsfäll im Lazarett des Untersuchungsgefängnisses an, die durch einen Strafgefangenen namens Zachler in der „Roten Fahne“ veröffentlicht wurden. Zeuge Müller bestätigt, daß Zachler am 14. Dezember einen schweren Blutsturz hatte, der sich einige Tage später wiederholte; Zachler, der dabei ungeheure Mengen Blut ver⸗ loren habe, sei trotzdem erst am 23. Dezember in die Charité über⸗ geführt worden. Darüber, ob sich ein Pfleger Zachler gegenüber ein⸗ mal geäußert hat: „Thiele hat bisher Glück gehabt, daß bisher keiner der Kranken gestorben ist, er schafft sie noch vorher in die Charité!“ ist dem Zeugen nichts Bestimmtes bekannt. Zu dem Fall Kraffek, der an einer schweren Lungentuberkulose litt, äußert sich Zeuge Müller, daß auf dessen Klagen nichts erfolgt sei; auch habe sich da⸗ mals ein Augenarzt nicht im Untersuchungsgefängnis befunden. Der Strafgefangene Nische sei, obwohl schwer rückenmarkleidend, als Simulant behandelt worden. Auf weitere Fragen erklärt Zeuge Müller, daß die Arzneimittel sowohl für das Lazarett wie für das Gefängnis Verwendung fanden und nur aus der zuständigen Apotheke stammten. Die Abgabe von 100 Ampullen führt der Zeuge auf Be⸗ uemlichkeit des der Apotheke vorstehenden Verwalters zurück. Eine rage des Abgeordneten Dr. Weyl beantwortet der Zeuge Müller dahin, daß in der Zeit der Abwesenheit des Dr. Thiele während der Lazarettätigkeit von Dr. Straßmann und Dr. Hirsch eine Verminderung der Ausgabe narkotischer Mittel angeordnet wurde. Bei einer von der Staatsanwaltschaft veranlaßten Wohnungsdurch⸗ suchung wurde beim Zeugen Müller eine Flasche Codiin beschlag⸗ nahmt und andere nicht narkotische Mittel. Zeuge erklärt den Besitz des Codiins mit einer bei früheren Krankheiten gegebenen ärztlichen Verordnung. Der Zeuge bestätigt auf Frage des Abgeordneten Quast⸗Faslem nochmals, daß ihm vom amtierenden Arzt volle Handlungsfreiheit in der Verabreichung von Narkotika gelassen war. Auf Frage des Abgeordneten Dr. Wester bekundet Zeuge Müller, daß es vergessen worden sei, Eintragungen über die Menge von flüssig verabreichtem Morphium zu machen. Damit ist die Frage⸗ stellang an den Zeugen beendet und es wird nochmals Pfleger Fahl vernommen. Er sagt aus, die Pfleger hätten über die Verordnungen des Arztes hinaus Medikamente, auch Narkotika, an die Kranken verabreicht. Er bekundet abermals, daß das Meldebuch sehr mangel⸗ haft geführt wurde. Waren Eintragungen über extra verabreichte Mittel nicht gemacht, so wurde dem Arzte später mündlich davon Mitteilung gemacht, oft so, daß der Kollege des abwesenden Pflegers die Mitteilung an den Arzt machte. Der Zeuge erklärt weiter, er könne sich kein Bild davon machen, wie Dr. Höfle zu der Menge der gefundenen Tabletten gekommen ist. Von den Pflegern und allen anderen Beamten sei immer und immer wieder darauf hingewiesen worden, daß vielzuviel Schlafmittel verabreicht würden. Es treffe zu, wenn gesagt werde: „hier im Lazarett des Untersuchungsgefängnisses werden die Leute zu Morphinisten erzogen.“ Daß statt der Ampullen Tabletten zur Verwendung gekommen sind, glaubt der Zeuge nicht. Der V tende stellt fest, daß Zachler in der Charité noch eine Sees n; Tabletten in seinem Besitz gehabt habe, als die bei r. Höfle gefundene. Von Dr. Thiele oder dessen Vertretern sei verschiedentlich den Pflegern gesagt worden, wenn die Insassen Unruhe eigten, tobten oder sonst etwas wollten, dann sollten die Pfleger ihnen as und das geben. Mehr als das verordnete Quantum hat der Zeuge an Dr. Höfle nicht verabfolgt. Auf Frage des Abg. Dr. Deerber b Nat.), ob durch die übermäßige Amvendung narkotischer Mitke⸗ bei Lazarettinsassen irgendwelche üblen Nachwirkungen eingetreten seien, erklärt der Zeuge, erst nach Dr. Höfle seien ihm zwei Fälle von Luminalvergiftungen bekanntgeworden, wo die betreffenden Patienten Narkotika aufgespart hatten. Diese gefundenen narkotischen Mittel entstammten aber nicht dem Lazarett; sie trugen eine andere Aufschrift. Gegenüber einer Frage des Abg. Dr. Weyl (Soz.), betr. die Art des Anrufs an Medizinalrat Dr. Störmer in der Nacht vom 19. zum W. April, nach dem Zustande Dr. Höfles zu sehen, bekundet Pfleger Fahl, er habe die Mitteilung an Dr. Störmer eiwa so gemacht: „Bitte, Herr Medizinalrat, kommen Sie.“ Es ei eine Meldung zu dem Zweck gewesen, als Arzt den Krankheitszustand Dr. Höfles zu untersuchen. Zeuge glaubt auch, gesagt zu haben, daß es dem Kranken sehr schlecht gehe und daß er mit Oberdirektor Bully gesprochen habe. Dr. Störmer habe aber darauf erklärt, er habe Dr. Höfle doch schon gestern abend gesehen; er sei nicht Anstaltsarzt. Es solle doch Dr. Thiele gerufen werden. Weiter bekundet der Zeuge, die Pfleger hätten zunächst an den Osterfeiertagen angenommen, es handle sich bei Dr. Höfle um eine Alkoholvergiftung. Er, der Feuge, abe gehört, daß nicht nur volle, sondern auch einige leere Wein⸗ und hei Dr. Höfle gefunden wurden. Als die Sache sich aber solange hinzog, habe er nicht mehr an eine Vergiftung urch Alkohol geglaubt. Der Arzt habe Trunkenheit angenommen, nicht Vergiftung durch narkotische Mittel. Es folgt die Ver⸗ nehmung des Pflegers Reinfeld. Der Zeuge gibt die Möglich⸗ keit zu, 5 einem Patienten die Tabletten auf den Tisch gelegt wurden, so daß sie erst später genommen werden konnten, besonders dann, wenn der Kranke bis 10 Uhr auf sein durfte. Die Ver⸗ nehmung ergibt sonst nichts Wesentliches mehr. Pfleger Tietze, der darauf vernommen wird, erklärt, daß ein gewisser Reservebestand an Arzneimitteln für die Pfleger vorhanden war. Die Tabletten hätten auch im Einvernehmen mit dem Arzte nach Gutdünken an den Kranken verabfolgt werden dürfen. Ministerial⸗ direktor Kautz habe beispielsweise um stärker wirkende Schlafmittel ge⸗ beten und sie erhalten. Zeuge hat aber Dr. Höfle Tabletten über das angeorbnete Quantum hinaus nicht gegeben. In einzelnen Fällen wurde die telephonische Zusage des Arztes zur Ver⸗ abreichung weiterer Tabletten eingeholt, in anderen Fällen jedoch nicht; dann wurde schriftlich berichtet. Der Zeuge sagt weiter aus, an manchen Tagen hätten den Pflegern 100 Ampullen zur Ver⸗ gune gestanden. Seitens des Arztes sei es den Pflegern unter⸗ agt worden, irgendwie auf Wunsch den Kranken Einspritzungen zu eben. Zeuge habe Dr. Thiele von dem Vorhandensein der 00 Ampullen Kenntnis gegeben, aber es sei vom Arzt nichts ver⸗ anlaßt worden. Wachtmeister Hilmer vom Untersuchungs⸗ gefängnis Moabit gibt wie die Pfleer über den Verbrauch an lafmitteln. Der Vorsitzende weist daraufhin, daß die Pfleger⸗ zugegeben haben, oft mehr Schlafmittel gegeben zu haben, als r Arzt verordnet hatte. Es bestand nur eine geringe Kontrolle; es wurden auffällig viel narkotische Mittel verbraucht. Am Schluß der heutigen Sitzung wurde noch Oberjustizrat Dr. Lemkes, ersonaldezernent beim Strafvollzugsamt, vernommen. Der Zeuge bekundet, er sei oft im Untersuchungsgefängnis gewesen und habe 8 auch um das Lazarett gekümmert. Er müsse aber daß 8 Gefängnisbeamten Pfleger usw., ja selbst auch die Aerzte, niemals Klagen irgendwelcher Art, sei es in bezug auf unzureichendes Perfonal, i es in bezug auf zu viel verwendeter Narkotika odr ähnlicher Dinge geäußert haben. Auch über Dr. Thiele seien niemals Klagen eingelaufen, höchstens sei mal gesagt worden: „Gegen mich ist Dr. Thiele nicht so freundlich als gegen andere!“ Das war aber auch alles. Auch seitens des Oberdirektors ses ihm niemals mitgeteilt worden, daß das und jenes zu Klagen Anlaß gebe. Was die Aus⸗ 8 ung der Medikamente in der Apotheke betreffe so habe der Apotheker niemals Medikamente ohne Unterschrift des Arztes heraus⸗ geben dürfen. Der Zeuge gibt zu, daß eine Revision der Avpotheke von ihm nicht vorgenommen wurde; das sei aber Sache des Arztes ge⸗ wesen. Auch habe Geheimrat Schwechtenthal bezeugt, daß Laret und Apotheke in Ordnung seien. Kurz nach dem Tode Dr. Höfles hätten die Aerzte Dr. Bürger und Dr. Hirsch dem Zeugen gegenüber erklärt: man brauche im Strafvollzugsamt sich keine rge zu machen, daß zuviele Narkotika verwandt würden. Bei einer vorge⸗

nommenen Revision des Perfachan gseihegi ges unter Leitung von Medizinalrat Dr. Seyfert sei alles in Ordnung gefunden worden bis auf die Apotheke. Hierüber hätte allerdings Dr. Seyfert die Hände über den Kopf zusammengeschlagen Etwa eine Woche vor Pfingsten sei dann unter sebrernh. Leitung auch eine eingehende Revision der Apotheke erfolgt und sie wurde dann nach den Bestimmungen der Apotheker⸗Betriebsordnung eingerichtet. Es dürfe jetzt unter keinen Umständen mehr geduldet werden, daß ein Gefangener die verordneten Medikamente ohne Beisein des Pflegers einnimmt. Bei einem Ausnahmefall muß der Nachtpfleger das Medikament bis zur Verabreichung wegschließen. Daß sich der sogenannte Giftschrank im Operationsraum befand, habe angesichts des dort herrschenden starken Verkehrs Verwunderung erregt und er sei jetzt auch in einem sicheren Raum untergebracht Ueber die Frage einer Vermehrung des Personalbestandes hat Zeuge dem Justiz⸗ minister eingehenden Bericht erstattet. Hinsichtlich der vom Vor⸗ geäußerten Ansicht, daß es mangelhaft erscheinen konnte, daß nur ein Arzt im Lazarett anwesend war, erklärt der Zeuge, es sei von Dr. Thiele nie über eine Arbeitsüberlastung geklagt worden. Weiter erklärt der Zeuge, er müsse hinsichtlich einiger Aussagen Dr. Thieles feststellen, daß diese nicht genau den Tat⸗ sachen entsprächen, so z. B. hinsichtlich seiner Bezüge als Gefängnis⸗ arzt. Beschwerden über schlechte Behandlung sind dem Zeugen bis zum Tode Dr. Höfles niemals geäußert worden. Weiter bekundet er, in einer Richterversammlung sei mit Bedauern festgestellt worden, daß seitens Dr. Thieles in leichtfertiger Weise Atteste für noch auf freiem Fuße befindliche Personen, die deren Haftunfähig⸗ keit bescheinigten, ausgestellt wurden.

Auf Fragen des Abg. Dr. Wester (Zentr.), warum denn bei Nichtanwesenheit von Dr. Thiele es handelte sich einmal um drei, einmal um sechs Stunden nicht ein anderer Arzt zugezogen wurde, erwidert der Zeuge, er habe früher mit Oberdirektor Bully gesprochen und ihm ausdrücklich nahegelegt, für eine gute Behandlung zu sorgen. Darin, daß Oberdirektor Bully dem Strafvollzugsamt keine Mitteilung über den weiteren Verlauf der Inhaftierung Dr. Höfles und dessen verschlimmerten Krankheitszustand machte, müsse ein Verschulden erblickt werden. Abg. Dr. Eütker (Zentr.) stellt weiter fest, daß, da die Genehmigung des Untersuchungsrichters am fraglichen Sonntag abends vorlag, Oberdivektor Bully die Pflicht hatte, die sofortige Ueberführung ins Krankenhaus zu veran⸗ lassen. Auch hier müsse ein Verschulden Dr. Bullys angenommen werden. Es werden dann noch drei Gefängnisbeamte vernommen und vereidigt. Ihre Aussagen ergeben nichts wesentlich Neues. Die nächste Sitzung ist auf Freitag 7 Uhr abends festgesetzt, in der Geheimrat Kraus und evenkuell Dr. Straßmam vernommen werden sollen. Schluß gegen 9 Uhr.

Vom Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtags hatten sich gestern zur Vernehmung Julius Barmats in der Wohnung Henry Barmats am Kurfürsten⸗ damm der des Untersuchungsausschusses Dr. Leidig und einige Ausschußmitglieder eingefunden. Außerdem waren an⸗ wesend der Untersuchungsrichter Landgerichtsrat Nothmann, der Erste Staatsanwalt bei der Oberstaatsanwaltschaft des Kammergerichts Rasch, der erst in der letzten Zeit mit der Be⸗ arbeitung der Angelegenheit Kutisker⸗Barmat beauftragt worden ist, der Verteidiger Barmats, Rechtsanwalt Dr. Klee, der frühere Präsident der Seehandlung von Dombois, der jetzige Prä⸗ sident Schröder und die Oberfinanzräte Dr. R ühe, Dr. Hellwig und Rugge sowie der Hausarzt Barmats Prof. Dr. K. Lewin. Zur stenographischen Aufnahme der Verhand⸗ lungen war auch die Barmats anwesend. Zwei Pressevertreter waren zugelassen. Laut Bericht des Nachrichten⸗ büros des Vereins Sa 2 Zeitungsverleger schilderte Julius Bavmat auf Ersuchen des Vorsitzenden dn— seinen Werdegang als Kaufmann in Holland, wohin er aus Rußland gekommen war. Von Interesse war, daß Barmat entgegen den Behauptungen der Groß Lintanssgesellschaf Deutscher Konsumvereine in Hamburg Aktenstücke vorlegte, woraus hervorgeht, daß diese Gesellschaft schon während des Krieges im Jahre 1916 mit Barmat Geschäfte ab⸗ geschlossen hat. Auf die Frage des Vorsitzenden Dr. Leidig, wie es mit seiner Einreiseerlaubnis sich verhalten habe, erklärt Barmat, daß er schon 1917 ohne irgendwelche politische Verwendung diese Erlaubnis hätte bekommen können wegen seiner Geschäfts⸗ verbindung mit der Wohnungsverwaltung Krupp in Essen. Vors.: Haben Sie schon vor dem Kriege und während des Krieges 9 . zur deutschen Sozialdemokratie gehabt? Barmat: s heißt Beziehungen? Vors.: Ich meine, haben Sie schon damals deutsche öö kennengelernt? Barmat: Das geschah ei Gelegenheit der Zusammenkunft der Internationale, die bei mir e ist. Vors.: Wann kam sie n Ihnen? Barmat: 1919 nach dem Kriege. Vors.: In der

olländischen Sozialdemokratie waren Sie schon vor dem Kriege tätig? Barmat: Jawohl. Auf Befragen des Vorsitzenden er⸗ klärt Barmat die Behauptungen des Herrn Link von der Fettstelle vor dem Reichstagsausschuß, sein Bruder David hätte Link gesagt, Julius Barmat sei Bolschewist und hätte dafür gesorgt, daß 80 000 Bolschewisten nach England hineingekommen seien, für Ver⸗ leumdung. Vors.: Ich möchte gern etwas über Ihre Beziehungen zur Sozialdemokratie nach dem Kriege hören. Es ist sehr viel er⸗ zählt worden, namentlich von Ihren Beziehungen zum Reichs⸗ präsidenten Ebert. Es scheint namentlich auch 8 r Bruder David ein bißchen mehr erzählt zu haben, als tatsächlich der Fall gewesen ist ie sind Ihre Beuchungen zum Reichspräsidenten Ebert ge⸗ wesen, oder haben Sie überhaupt solche gehabt? Barmat: Beim Internationalen Kongreß Ende Mai 1919 sprach ich mit Wels und Müller. Später gab mir Huysmans einen Brief an Ebert, den ich in Berlin diesem übergeben sollte. Auf Anruf bin ich zu Ebert gekommen und habe den Brief abgegeben. Wir haben uns nur über Parteiangelegenheiten unterhalten. Vors.: Sonst sind Sie nicht bei Ebert gewesen? Barmat: Ich bin noch ein paar⸗ mal dagewesen, aber Ebert war später sehr oft in Weimar und ich sprach bei dieser Gelegenheit auch Krüger. Vors.: Wo haben Sie Krüger kennengelernt? Barmat: Ich habe mehrfach mit Krüger gesprochen; aber über keine geschäftlichen Angelegenheiten. Das einzige war über die „Köpenicker Volkszeitung“. Vors.: Wo haben Sie Heilmann kennengelernt? Barmat: Auch in Berlin; eb war Korrespondent beim holländischen „Vorwärts“. Ich babe ihn in Weimar noch näher kennengelernt und mich mit ihm befreundet. Vors.: Bauer haben Sie damals auch schon ge⸗ kannt? Barmat: Nein. Mit ihm war es folgendermaßen: 1919, als ich in der „Berliner Volkszeitung“ angegriffen wurde, wurde ich eines Tages vom Staatssekretär der Reichskanzlei Albert angerufen; ich möchte doch am nächsten Tage in die Reichskanzlei kommen. Ich ging hin und da sagte mir Bauer: Ich habe Sie gebeten, herzukommen; Sie wurden in der „Berliner Volkszeitung“ angegriffen, zu gleicher Zeit aber auch die Regierung, und ich möchte wissen, wie die Lage ist. Ich gab dann Bauer das Material.

ors.: Sie kannten ihn vorher nicht? Barmat: Es ist möglich, daß ich ihn früher mal gesehen habe, soweit ich mich er⸗ innern kann. Vors.: Bauer wußte, daß Sie Sozialdemokrat sind. Ließ er Sie darum bitten? Barmat: Er sagte, er habe mich herbitten lassen, weil die Regierung angegriffen wäre, und er möchte wissen, wie die Lage sei. Darum habe ich ihm das Material gegeben. Vors.: Daran haben sich dann weitere Beziehungen geknüpft? Barmat: Ich bin mehrfach in den Reichstag gegangen und habe mit Herrn Bauer gesprochen. Vors.: Wenn ich in den Reichstag komme, gehe ich nicht gleich zum Reichskanzler, trotzdem er ein alter Bekannter von mir ist. Barmats Aussagen über die Erteilung der Eimeisegenehmigung boten nichts Neues. Der Vorsitzende fragt weiter: Sie haben also keine weiteren Beziehungen zu Ebert gehabt? Barmat: EsR ist möglich, daß ich ihm mal zum Hoch⸗ zeitstage gratuliert habe. Vors.: Persönliche Beziehungen haben sonst nicht bestanden? Es ist behauptet worden, daß Sie ein Bild des Reichspräsidenten mit eigenhändiger Unterschrift haben, das ver⸗ schiedene Personen bei Ihnen gesehen haben wollen. Barmat: Ich habe nur eine Karte vom Reichspräsidenten, die ich von ihm bekommen habe. Er hat sie mir gezeigt und mitgegeben. Vors.: Das Bild soll bei Ihnen auf dem Schreibtisch gestanden haben?

Barmat: Das ist möglich daß sich die Karte auf dem Schreib⸗ tisch befand. Auf weitere Fragen des Vorsitzenden erklärt Barmat, daß es nicht auf ihn zurückzuführen sei, wenn in dem Gesuch um die Durchreiseerlaubnis für seine Familie und seine Verwandten diese als Angehörige der holländischen Gesandtschaft bezeichnet worden seien. Vors.: Waren Sie persönlich näher mit Krüger befreundet und bekanntgeworden so wie mit Heilmann? Barmat: Ja, ungefähr wie mit Heilmann, wir waren sehr gut befreundet. Im September 1919 hat meine erste geschäftliche Verbindung mit dem Reich erst angefangen. Vors.: Krüger ist aus dem Büro des Reichspräsidenten im Mai 1920 ausgetreten. War er noch im Büro, als er nach Helland kam? Barmat: Jawohl, das war im März 1920. Darf ich bei dieser Gelegenheit auch gleich darauf kommen, daß Herr Rommel behauptet hat, alles, was nach Berlin über mich mitgeteilt worden war, hätte ich sofort gewußt und nach seiner Ueberzeugung müßte eine direkte Verbindung mit dem Auswärtigen Amt bestanden haben. Das ist ganz ausgeschlossen. Es kann sich nur um das handeln, was Herr Rommel mir mitgeteilt hat. Vors.: Ver⸗ schiedentlich ist behauptet worden, daß Sie sehr schnell und gut unter⸗ richtet worden seien über das, was in Berlin vorging. Und Sie sollen zu einem Beamten der Gesandtschaft im Haag gesagt haben: „Sie haben gestern über mich schön schlecht geredet“. Barmat: Ich kenne den Mann überhaupt nicht. Vors.: Wie sind Sie zu den Lieferungen mit den Reichsstellen gekommen? Barmat: Ich bin zum Minister Schmidt gegangen und habe gefragt: Kann ich nicht an der Lieferung teilnehmen? Vors.: Kannte Herr Schmidt Sie? Barmat: Nein, ich bin eingeführt worden von Heilmann und Wels. Herr Schmidt sagte mir: „Herr Barmat, ich kenne Sie nicht, Sie müssen sich an Pritschow wenden“. Das war meine erste Unter⸗ redung im Herbst 1919 über Lieferungen. Ich bin dann zu Pritschow gegangen und der sagte: „Herr Barmat, mir ist es gleichgültig, wer es macht; Hauptsache ist, daß Sie uns gut beliefern und Ihre Preise entsprechend stellen. Ich bot ihm an, gegen Akzepte auf sechs Monate zu liefern. Vors.: Wie war es mit den Krediten? Es ist behauptet worden, daß Sie zwar Kredit zu geben, angeboten haben, aber tatsächlich Kredit vom Reich bezogen haben. Barmat: Das hat Rommel später zurückgezogen. Die Reichsstelle sagte: Herr Barmat, wir wollen bei Ihnen kaufen, können aber nicht alles zu⸗ leich abnehmen. Wir werden Ihnen Lieferscheine ausstellen. Auf brund dieser Scheine werden unsere Vertreter verfügen und nachdem die Vertreter uns telegraphiert haben, daß die Waren von Ihnen übernommen und gut befunden worden sind, werden wir die ent⸗ sprechenden Akzepte einsenden. Die Fragestellung wendet sich nun⸗ mehr der Angelegenheit der Lieferscheine im einzelnen zu. Nach den Aussagen Barmats bemerkt der Vorsitzende: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben Sie zweiteilige Lieferungsscheine bekommen, 1. ein Lieferungsversprechen und 2. einen Dispositions⸗ schein. Der erste Teil war aber so ausgestellt, daß Sie entsprechend einer Vereinbarung mit der Reichsstelle ihn vorlegen konnten, auch wenn die Ware noch nicht da war. Barmat: Nein, die Ware war schon abgesandt. Der Lieferschein lautet: „Abzunehmen da und da bei der und der Firma“. Vors.: Wenn nun die Banken, also die Commerz⸗ und Privatbank in Berlin und die Inkasso⸗Bank in Amsterdam diesen ersten Teil des Lieferungsscheins bekamen, so bin ich erstaunt, daß irgendeine Bank darauf ein Akzept freigeben sollte. Die Freigabe konnte doch erst erfolgen auf Grund zes zweiten Scheins. Barmat: Freigegeben wurde das Akzept erst sechs Monate später. Es handelte sich dabei um schwierige Ausrechnungen und es konnte noch gar nicht angegeben werden, wie groß das Akzept in Reichsmark war. Das konnte nur geschehen, nachdem die Ware von den Vertretungen übernommen war. Der Ver⸗ treter der Reichsstelle in Amsterdam mußte an die Inkasso⸗Bank dort mitteilen, er habe so und soviel übernommen. Dann telegraphierte die Inkassobank nach Berlin und daraufhin wurde das Akzept erteilt. Vors.: Das Akzept war auf sechs Monate gesperrte Barmat: Jawohl. Vors.: Haben Sie auf Grund der Mitteilungen über die Akzepte von der Holländischen Bank oder sonst Geld bekommen? Barmat: Ich will alles beantworten. Mir ist daran gelegen, Klarheit zu schaffen. Die Reichsstelle hat behauptet, daß ich Depotscheine bei der Inkassobank in Amsterdam beliehen haben sollte. Ich habe darauf gesagt: Das ist nicht der Fall, und daraufhin hat Herr Rommel seine Aussage dahin ein⸗ Cee. er glaube, den Eindruck gehabt zu haben. Der Vor⸗ itzende verliest hierauf ein Schreiben der Amsterdamer Inkasso⸗ bank an die „Amexima“ vom 22. April 1925, worin diese Bank auf Grund eines Schreibens von Barmat erklärt, daß sie Barmat nie⸗ mals Kredit gegeben habe. Barmat erklärt nochmals, er habe diese Depotscheine oder die Bestätigungen der Commerz⸗ und Privat⸗ bank über erfolgte Lieferungen nirgends in Holland beliehen oder be⸗ leihen 88 Vors.: Wie groß war Ihr Betriebskapital? Sie haben gesagt, ein bis anderthalb Millionen Gulden, und doch sollen Pöre Geschäfte 20 25 Millionen Gulden an Wert ausgemacht haben. armat: Soviel wars nicht! Vors.: Also nehmen wir an, 10 Millionen. Sie müssen sich doch irgendwie Kredit verschafft haben. Baxmat teilt hierauf im einzelnen mit, wie er nach Ab⸗ schluß der Lieferungen bei seinen Lieferanten nur einen gewissen Pro⸗ zentsatz eingezahlt und ihnen dann erklärt habe, der Rest würde von der Reichsstelle kommen. Er habe den Leuten etwa 10 Prozent als Sicherheit gegeben. Ob sich dann die Lieferanten auf Termin zurück⸗ eec hätten, könne er nicht sagen, sie hätten jedenfalls nichts ver⸗ oren. Er selber habe überhaupt nie auf Mark in Termin spekuliert, das brauchte er nicht. Auf Vorhalten des Vorsitzenden, daß es sich doch um Spekulationsgeschäfte gehandelt habe, erklärt Barmat, daß es teilweise dabei auch zu seinem Nutzen gekommen sei, aber größten⸗ teils zu Nutzen der holländischen oder amerikanischen Großlieferanten, die sich irgendwie gedeckt hätten. Vors.: Also Sie sagen: Ich habe nicht etwa das Geld vom Reich bekommen, die Akzepte durch die Banken ausgezahlt bekommen und mit diesem Geld die Waren ge⸗ kauft, sondern das Geld ist mir tatsächlich erst nach sechs Monaten ezahlt worden, und ich habe auch die Depotscheine nicht beliehen. ch möchte das genauer feststellen, weil diese Frage in den beiden Ausschüssen eine 5 große Rolle gespielt hat. Es heißt, Sie hätten Kredit angeboten, das Reich aber Ihnen Kredit gegeben. Das lehnen Sie also ab. Sie sagen: Ich habe mich dadurch gedeckt, daß ich einen ewissen Teil, ungefähr 10 Prozent, in ausländischer Währung an en Betreffenden einzahlte, der mit mir Kontrakt machte und der sich seinerseits dann rückwärts eindeckte. Barmat bestätigt dies. Ueber die bekannten Milchgeschäfte befragt, gibt Barmat genau die⸗ selben Erklärungen ab wie bei seiner Vernehmung vor dem Unter⸗ suchungsausschuß des Reichstags. Wenn geringeres Gewicht geliefert worden sei von einigen Fabriken, so sei dies nicht auf seine An⸗ ordnung geschehen, er habe sogar zwei Fabriken verklagen wollen, konnte aber diese Klage nicht burchlübren, weil die Reichsstelle die Dummheit gemacht hätte, den Fabriken zu bestätigen, daß ihre Liefe⸗ rungen für gut befunden worden seien.

Hierauf wird mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand Bar⸗ mats eine kleine Pause gemacht. Nach der Pause wurde die An⸗ S der Preußischen Staatsbank behandelt.

armat schilderte zunächst auf Wunsch des Vorsitzenden, wie er dazu gekommen sei, seine Geschäfte in Deutschland auszudehnen und den Konzern zu gründen. Weiterhin saägte Barmat aus: Ich kam zur Preußischen Staatsbank mit Empfehlungen von Bauer und Gradnauer. Es waren Anerkennungen für meine Lebensmittelliefe⸗ rungen. Das erste Geschäft mit der Staatsbank im Mai 1923 war etwa eine halbe Million Papiermark. Die weiteren Aussagen Bar⸗ mats über seinen geschäftlichen Verkehr mit den Oberfinanzräten Dr. Rühe und Dr. Hellwig ergaben nichts wesentlich Neues. Immer hätten diese beiden gesagt, sie müßten in der nächsten Sitzung schon am nächsten Tage die Geschäftsabschlüsse mit Barmat der General⸗ direktion vortragen. Ziemlich bewegt gestaltete sich die Vernehmung, als die Frage der Blankoakzepte zur Sprache kam. Barmat be⸗ hauptete, daß der Geh. Oberfinanzrat Ruage in einer Unterredung mit ihm am 26. September 1924 ihm bestimmt zugesagt habe daß die Blankoakzepte Barmats herausgegeben werden würden. Geh Oberfinanzrat Rugge: Es waren alles nur Wünsche von Barmat; Zusagen konnte ich ihm nicht machen, sondern ihm nur sagen, daß seine Wünsche bei der Direktion vorgebracht werden würden. Barmat äußerte den Wunsch, er möchte die 500 000 Mark Blankoakzepte aus

Holland heraushaben. ber meine Befugnisse gegangen. Ich . chrieben: „Barmat wünscht gegen Zahlung von 600 000 Mark die lankoakzepte aus Holland wieder herauszuhaben.“ 1“ habe ist nicht erfolgt. Henry Barmat war dann später in dieser 8 legenheit während meiner Abwesenheit da. Als ich dann im No⸗ a- an zürück kam, ist der Antrag in meiner Wohnung wiederholt worden. Henry Barmat wollte damals eine Million Kredite zurück⸗ hlen und forderte von neuem die Herausgabe der Blankoakzepte. agte: „Ich werde es vorbringen. kann es aber nicht zusagen, die elehr⸗ 75 über den Antraa entscheiden“ Barmat (mit er⸗ ner Stimme): Die Staatsbank hat mich ruiniert, ich kann nicht iter WWas ich über diese Sache sagte, ist die reine Wahrbeit. ir Rugge weiß Bescheid. Vors. begütigend): Herr Barmat,

r Gesundheitszustand wird leiden. armat: Man soll nicht lagen, daß ich gelogen habe. Geh. Oberfinanzrat Rugge: Von ügen kann keine Rede sein. Ich sagte nur: Ich habe Ihre Wünsche tgegengenommen, ich habe sie zum Teil befürwortet, aber zusagen

ich nicht. Auf Fragen des Vorsitzenden bestätigt Barmat, daß bei der Unterredung mit Rugge auch Hellwig und Rühe zu⸗ gen waren. Vors.: Die Sache läßt sich sehr leicht aufklären. Pie Situation ist: Sie waren der Auffassung, Sie hätten keine Wünsche ausgesprochen, sondern es sei hnen ein Entgegenkommen glleistet, aber die Herren Rugge und Hellwig machten den Vorbehalt 6 Vortrages bei der Generaldirektion. Barmat: Das war nicht der Fall. Außerdem liegt auch eine Aktennotiz über diesen Fall vor. Vors.: Uns interessiert diese Frage nur nebenbei. Barmat: Für mich spielt sie aber eine große Rolle. Ich war fünf Monate im Ge⸗ üe- weil ich meinen Verpflichtungen nicht nachgekommen sein

Das konnte ich nicht zusagen, denn das wͤre be nur auf einen Zettel ge⸗

ollie. Ich kann aber aktenmäßig beweisen, daß ich es getan habe. in einer allerdings unbeglaubigten Abschrift, die vom Vorsitzenden verlesen wird, Schreiben der Staatsbank vom 18. und 26. September 1924 vor, wonach Barmat der Kredit bis zum 15. März verlängert worden ist. In einem Schreiben der Staats⸗ bank an die Reichspostverwaltung wird diese Verlängerung bestätigt. Die Postverwaltung hat in dieser Angelegenheit als „der große Geldgeber“ eine Rolle gespielt. Barmat kommt dann auf die Vorgänge bei seiner Verhaftung zu sprechen. Als er einen beteiligten Assessor fragte, was los sei, sagte ihm dieser, er Barmat, werde ver⸗ haftet in Sachen Kutisker und seines Konsortiums zur Beschleunigung des Verfahrens, worauf Barmat erklärte, er kenne Kutisker gar nicht. Auch der Staatsanwalt habe auf die Erkundigung nach den Gründen er Verhaftung ausweichend geantwortet. Um zu beweisen, daß er ine Verpflichtungen gegenüber der Staatsbank voll erfüllen wollte, er in Gegenwart des Untersuchungsrichters Nothmann dem Geh. Finanzrat Brekenfeld gewisse Aktienpakete als Deckung anbot und ihm sagte: „Wollen Sie diese als Deckung nehmen, ist geht alles kaput.“ Brekenfeld habe gesagt, er nehme diese ckung nicht, das sei alles nichts wert, obwohl das gar nicht stimmte. Barmat bemerkte: „Man soll nicht annehmen, daß ich irgendwelche Vorwände mache, sondern mir ist daran gelegen, Klarheit zu schaffen und die Oeffentlichkeit davon zu überzeugen, daß ich ein Opfer des Antisemitismus und politischer Hetze geworden bin, Ich habe selbst um meine Vernehmung gebeten. Es fällt mir sehr schwer. Sie ollten aber 1g sehen, was man mit uns gemacht hat. Ich bin Ihnen sehr dankbar.“ 3 Ralh einer Mittagspause macht auf Ersuchen des Vorsitzenden unächst Barmat Mitteilungen darüber, wie es wischen ihm und 22 Staatsbank zu Differenzen kam, worauf der C ch Oberfinanz⸗ rat Dr. Hellwig eine Uebersicht über die geschäftlichen Be⸗ jehungen zwischen Barmat und der Staatsbank gibt. Die Blanko⸗ Akzepte Barmats stammen bereits aus dem Oktober 1923. Da sie Barmat mehr und mehr unangenehm wurden, kam er auf den Ge⸗ danken, sie auszulösen. Barmat: Wir haben seinerzeit die Blankoakzepte hineingegeben, um II1“ zu sparen, weil die Mark immer mehr herunterging. r wurde versichert, ich brauchte nicht ängstlich zu sein, die Staatsbank würde keinen Miß⸗ brauch damit treiben. Geh. X Dr. Hellwig bestätigt diese Darstellung. Vors.; Welche Beziehungen hatten Sie zur Reichspost? Barmat: Ich kannte Herrn Minister Höfle durch Lange⸗Hegermann. Vors.: Sie haben nicht allein mit

beilte Barmat mit, da

errn Dr. Höfle verhandelt? Barmat: Später auch mit mehreren höheren Beamten. Geh. Oberfinanzrat Rugge: An 19 atte ich mit der Barmat⸗Angelegenheit gar nichts zu tun. batte ihm nur zwei, bis dreimal im Zimmer Rühes gesehen. Als die großen Kedite für Barmat festgestellt waren, und ich den Eindruck von Barmat hatte, daß er ein unterrichteter ver⸗ jerter Kaufmann sei, sagte ich mir, wenn ich mit ihm spreche, und ihm sage, daß sein Kredit für einen Konzern zu hoch ist, so wird er dafür Verständnis haben. Ich bat ihn 2 mir und in einer Unter⸗ rebung mit ihm erklärte er sich bereit, seine Betriebe im einzelnen durch mich untersuchen zu lassen. Da ich aber dazu keine Zeit Fetse so übertrug ich diese Aufgabe meinem Schwiegersohn, einen ationalökonomen mit Bankausbildung, Dr. Böttcher, der in Wien mit der Besicht gung anfing und überall die beste Unterstützung fand. Aus seinen Bevichten hatte ich den Eindruck, daß es eigentlich gar kein Konzern war, eine usammenfassung von Betrieben, die dertikal oder horizontal aufgebaut sind. Es waren Betriebe, die nicht untereinander abgestimmt waren, es waren wertvolle Be⸗ triebe darunter und andere, die eifellos zu wertvollen gemacht werden konnten, aber auch solche, ie zweifellos besser nicht gekauft worden wären, so daß man den Eindruck hatte: Es ist etwas schne aufgequollen, und für die ganze Sache ist nicht der richtige Unter⸗ rund vorhanden. Im Juni verlängerten wir auf Barmats Er⸗ uchen den ganzen Kredit im Betvage von 10 % Millionen bis zum ptember. Dabei sagte ich aber, Herr Barmat, er müßte nun größere Beträge zurückzahlen, damit der Kredit he eine normale Höhe ge⸗ bracht würde. Ich hatte auch in der Direktion gesagt, wir müßten im Laufe des Jahres fünf bis sechs Millionen haben, um den zu sehr angewachsenen Kredit zu verringern. Dabei dachten wir aber alle nicht etwa daran, daß die Rückzahlung nicht sicher wir wollten nur vermeiden, daß an einen Einzelnen ein so hoher redit dauernd gegeben würde. Herr Barmat versprach mir, bei der Ver⸗ längerung namhafte Abzahlungen zu machen und er hat diese Ver⸗ prechungen auch durchaus pünktlich erfüllt. Im September wurde bern Bavmat auf sein Verlangen wiederum eine Verlängerung willigt. Sie mußte ihm nach allgemeiner Uebung auch bewilligt werden, denn, wenn ein so großzer Schuldner noch biese Tage vorher eine Rückzahlung von mehreren Millionen gemacht hat und weitere Rückzahlungen verspricht, dann glaubt man ihm, zumal er früheren Versprechungen gehalten hatte. Der Kredit wurde hhm verlängert bis zum 15. Dezember, mit der Maßgabe, er möchte weitere Rückzahlungen machen. Er nannte auch sofort eine Summe von sechs⸗ bis siebenhunderttaufend Mark, meinte aber, wenn er weitere Rückzahlungen mache, müßte er auch entsprechend Eer Sicherheiten herausbekommen. Ich habe nicht Ja und nicht ein gesaagt, weil ich die Deckungswerte nicht richtig taxieren konnte. Wir hatten die Absicht, den Kredit zu verlängern. Wenn wir es später nicht getan haben, so lag das daran, daß die Situation eine vollkommen andere geworden war. Ich hatte einen von Herrn Barmat übernommenen Kredit gekündigt. Herr Henry Barmat aber sagte, sie würden nichts zurückzahlen, sondern wollten eine Million mehr haben. Das lehnten wir ab. Außerdem war von der „Amexima“ eine fällige Zinssumme von drei⸗ bis vierhundert⸗ tausend Mark nicht gezahlt worden. Dazu kamen die Angriffe in der Presse, die den Kredit des Unternehmens schädigen mußten. Wir fagten also, wir bätten uns zwar bereit erklärt, den Kredit bis Dezember zu verlängern, aber das wäre unter anderen Voraus⸗ setzungen geschehen als sie lett sind. Dann kam das Engagement des Herrn Kautz. Ich habe Herrn Barmat dazu gratuliert, weil ich Herrn Kautz von früher her als einen umsichtigen Mann kannte, der dem Betrieb von Nutzen sein konnte. Herr Kautz ver⸗ handelte dann mit dem Dr. Schröder und meinte, es wäre wohl ein weiterer Kredit von 88 oder sechs Millionen not⸗ wendig. Präsident Schröder sagte ofort, der Kredit würde nicht um einen Pfennig erhöht werden, aber über eine Verlängerung ließe sich reden, und es könnten unter Umständen auch, die fälligen Zinfen verlängert werden. Bei den weiteren Verhandlungen sagte

handen. waren also nach Was nicht begli Zeuge: Der Kredit galt nun jeden Tag für fällig. Ib natürlich, da

icht mit einem S 1 1 Iun noch im September dachte ein Mensch daran, daß wir an Herrn Barmat auch nur eine Mark verlieren würden, sonst hätten wir nicht prolongiert. im November, als die Angriffe in der bekam die Sa

Engagement ff 1 Ba ü sere Besprechungen treffen volls⸗ver 1 rächtig geschildert. sei von diesem Vorgehen des Amwalts 5— bekannt.

icher, aber wir haben auf Abzahlung hinwirken. w 8

abgenommen wurden. ist sehr wenig liquid gedeckt. Lüdemann hatte. Dombois telephonisch gewissermaßen angemeldet. fehlung 8 Pee d. mann wohl nur zweimal gesehen. Exzellenz von Dombois einführte, so Püchh das wohl durch Vermitt⸗ ö1e Entschuldigung bitten, wenn ich die Staatsbank hätte mich ruiniert. Jo d große Schädigung vermieden worden wäre, wenn die Staatsbank bei der Besprechung vom 9. Januar mein ei waren, angenommen b Fgei. are und dadurch sind die Werte außerordentlich gefallen. Das Preußische Hypotheken⸗ k. zischen Staatsbank für 2,4 Millionen worden, während ich in Haft war. liegt von der Reichskredit⸗Gesellschaft vor, die mir bietet. de gestohen, während mir zwei undertfünfzigtausend Mark dafür geboten worden waren. 1 1 - sie sollten sich doch von dem Wert der Sicherheiten überzeugen und nach Altenburg und 2 den anderen Konzern⸗Werken fahren. selbst hatte ja diese nicht rascht über die pans außerordentlich günd sohns von Gehe

damals auch, ich wäre im

Henenrenas k geschrieb r Staatsbank geschrieben: 1 unseren Kredit prolongieren, wenn die großen Geldgeber die Post

geidig: Am 15. Dezember die Forderungen fällig. beglichen wurden

Wir wußten

in einem so weit verzweigten Konsern die Gelder lage flüssig gemacht werden konnten. Weder im

Vorsitzender Dr. 8 Ihrer Auffassung nun, als sie nicht

geschah

resse kamen,

ein anderes Gesicht. Aber auch im Dezember war

Präsident Dr. Schröder:

herauswickeln.

nd vom Juni ab unter dem Eindruck, Herr Barmat ist zwar r.-. haben hier zuviel an eine Stelle gegeben, wir wollen ch habe nicht unter. dem ls ob irgendwie zielbewußt von der „Amexima' oder Herrn armat in betrügerischer oder sonst krimineller Weise uns Kredite en. Ich stand nur unter dem Eindruck, der Kredit Se enee 2 ge.

Barmat bei dem früheren Präsidenten

Herrn 8 Vehege vir Barmat: ch ha ern Lüde⸗ Wenn er mich telephonisch bei

möchte bei dieser Gelegenheit um vorher in der Erregung gesagt habe, Ich bin der Meinung, daß eine

Herrn Heilmann.

das longiert. 1 die Verlä glauben mußten wir an die Verlangerung Der U w Deutschen Konsulats in Amsterdam hat tatsächlich im Auftrage der reußischen 1

Arrest auf alle unsere Besitzungen in Holland beantragt. Präsident des Amsterdamer Gerichts hat das aber und hat erklart, er halte es für ganz unmöglich, daß ein

82 g-⸗ 53 vorgel ie Situati ir ni laubt twas staatsbank also abgewiesen war,

die Situation noch so, daß wir nicht glaubten, wir würden e 8 Feraieon, eber un ehe Ie.

verlieren, aber es würde längere Zeit dauern, bis wir uns aus die -

5 Die Post hat 89 Kredit bis zum 15. März pro⸗ Sa.e stellen also fest, daß unser Kredit auch 2 lange pro⸗

ist. Darauf haben wir keine Antwort bekommen, also Der Rechtsanwalt des

Staatsbank ein Akzept von neun Millionen E kzept von neun t wird, obwohl der Anwalt del at unser Anwalt mit ihm eine gestanden, nur um gen, daß wir keine Schieber sind und nichts von unserem Besitz

Staatspräsident Dr. Schröder erklärte, ihm

leben wollen. Ein folches

Vorgehen würde jedenfalls nicht dem Antrag den Anwalt bekommen hatte. Vernehmung abzuschließen, Barmat weitere Verhandlun L. 8 seit rediten befaßt worden. 1 bei dem verstorbenen Reichspostminister Dr. Höfle dahin auf, daß er gemeinsam mit dem Abg. Lange⸗Hegermann in einer redung den Minister Füen habe, die Garantie für den der Staatsbank zu übernehmen. Das ister Um Uhr nachmittags Vernehmung in Sachen der

Staatsbank beendet.

Professor Dr. Levin bittet hierauf, die da der Gesundheitszustand des Herrn i nicht erlaube. Geheimrat Dr. Rühe ril 1924 nicht mehr mit den Barmat⸗ Geheimrat Rugge erklärt seinen Besu

kurzen Unter⸗ Kredit bei Das habe der Minister aber ab⸗

soll wiederum

Am nächsten Mittwoch vormittag 1 ie Verbindunk

Vernehmung im Hause des Herrn Barmat über

mit politischen Persönlichkeiten stattfinden.

Angebot der Pakete, die noch hätte; Herr Dr. Brekenfeld hat das aber

K⸗Paket ist auf Drängen der Preu⸗ tjerbghelher⸗ 8 f Unionbank verkauft Mir liegt ein schriftliches Angebot Killionen dafür

Ein anderes Aktienpaket wurde für achtzigtausend Mark ab⸗ Ich habe immer den Herren der Staatsbank gesagt,

rke auch nicht gesehen. Ich war sogar über⸗ Fen Berichte des Schwieger⸗

imrat Rugge. Herr Geheimrat Rugge sagte mir rrtum, wenn ich glaubte, irgendeiner der rren in der Direktion hätte etwas gegen mich und meine Firma. mußte annehmen, daß mein Kredit bis zum Herbst prolongiert

ei, denn die Post hatte der Staatsbank ihren Kredit genau in der

redites bis zu diesem Termin s dern t, Sie

Sie haben uns ge

innere Verwaltung“ vom 10.

8

8 1

P

dienstmarken. Kassen⸗ u. Rechnungswesen. RoErl. rüfung der Reichsbanknoten. Kommunalver bände. 0. 5. 25,

.25 de jnisterialblatts für die Preußische ZEö Juni 1925 hat folgenden

nhalt: Allgem. Verwalt. RdErl. 6. 6. 25,

RdErl. Haushaltspläne und Steuerverteilungsbeschlüsse. olizeiverwaltung. RdErl. 30. 5. 25, Lichtreklame aus lugzeugen. RdErl. 2. 6. 25, Prostitutionsbekämpfung. N9 6. 25, Anstellung v. Schutzpol.⸗Beamten. RdErl. 3. 6. 28

Geräteetats für Unterkunftsräume. RdErl. 30. 5. 25, Ausrüstung der Dienstpferde

der Polizei. Staatsangehörigkeit

RdErl. 14. 5. 25, Im Auslande

aß⸗ u. Fremdenpolizei.

eingebürgerte frühere Preußen. RdErl. 30. b. 25, Sichtvermerks⸗

ebühren im Verhältnis zu Oesterreich. RdErl. 3. 6, 25, Heimat⸗ Kriegsübergangswirtschaft. RdErl. 3. 6. 25,

Kriegergräberfürsorge. 30. 5. 25, Krafstfahrzeugstatistik.

Verkehrswesen. RoErl.

Büachr * Reichs:

Verschiedenes.

inderziffer. Neuerscheinungen. 82 bezieben durch alle

oder Carl Heymanns Verlag, t

erlin W. 8, 1 Mauer, raße 44 Vierteljährlich 1,80 RM für Ausgabe A (zweiseitig) und

2,40 RM für Ausgabe B (einseitig).

1““

Statistik und Volkswirtschaft.

Getreidepreise an deutschen Börs und Fruchtmärkten in der Woche vom 31. Mai b

E1“

en 8 1 is 6. Juni 1925.

r 50 kg.

——

Handelsbedingungen

Wöchentliche*) Notierungen

Zahl am

Welhen Winter⸗

Futter⸗

Sommer⸗

Brau⸗

2

6 11

Hachen .. . 6 Bamberg Großhandelseinkfspr. ab fränk. Stat.. Berlin.. ab märk. Stat. (Gerste: ab Station) Braunschweig ab Statin. . . . Bremen.. Nordamerika cif Bremen La Plata cif Breetea . . ab schles. Verladestatin Frachtparität C. ohne Saccck. frei Chemnitz in Ladungen von 200 300 Ztr. frei niederrhein. Statioo .... Großbandelsverkaufspreise waggonfr. Dortmund in Wagenlad. v. 10 15but. . .. waggonfr. sächs. Versandstat. bei Bez. v. mind. 10 t frei Waggon ö1“ waggonfr. Erfurt od. Nachbarvollbahnstat. o. Sack öe6“ Frachtparität Frankf. a. M. ohne Sack.. bei Waggonbez. ab ostthür. Verladestation ab inl. Etation einschl. Vorpommern. New York cif Hambug. La Plata cif Ham,uug. . ab hannoverscher Statio. . . Frachtparität Karlsruhe ohne Sack.. ab Station b. waggonw. Bezug ohne ab Holstein 1“ Frachtparität Köln E1e“ Üö—* frachtfrei L. ohne Sccnk6ktWͤ b. Bez. v. 300 Ztr. i. Bez. Magdeb. je nach Lage d. Stat Großhandelseinstandspr. loko NM.ü . waggonfrei Mannbeim ohne Sck ab südbayer. waggonweise ohne Sack Nürnberg ab Station ohne Sack. .F. 8 Plauen 8 2 Großhandelspreis ab vogtländischer Station. . Stettin.. ab nahegelegener Stat. ohne Sackk. Stuttgart. Großhandelspreis ab württembg. Station...

Breslau.. Cassel .„ Chemnitz Crefeld.. Dortmund.

Dresden.. Duisburg. Erfurt. ieI Frankfurt a. M. Rö“ Hamburg

Henüover arlsruhe .

2 9 090 9 ;29 23929 82—92

zac beiw.

.“” Königsberg i. Pr. Ben’e“ Magdeburg. Mein . .. Mannheim München

Worms.. bahnfrei Woméée... . . Würzburg... Großhandelseinkaufspreis ab fränk. Station

Futtergerste. deutscher 11,00.

Berlin, den 11. Juni 1925.

²) Amerik. II. ⁹) Malzgerste.

Anmerkungen: *) Wo mehrere —“ 8 pped. .

12,19 11,725 13,22 12,60

15,16 ⁵) 13,52

10b0 11,70 12,50

11,75 12,75 11,50 13,25 12,63 12,00

12,38 13,23 19,15 11,18 ¹) 12,63

13,00 50 12,63 11,69 13,00 13,33 48 15,86 ⁷) 14,51 ⁵) 12,00 13,38

13,00 12,31

13,00 12,95 11,19 12,75 13,08 12,88 11,25 13,98 11,75

8

g perhomsn

898ꝙ 9

11,25

11,50 12,40 10,50 10,38 10,00 10,50

10,63 10,13 11,13† 9,95 10,50 10,00 8,00 11,25 10,58 11,75 11,31 9.50 9,75 2. 6. 11,25 10,75 9,50 10,31

diese schnitt bildet worden. ¹) Winter⸗ und velfn Den . II. ⁷) Manitoba I. ⁶) Nord⸗

80.——2—6bnbeeenneen a

Statistisches Reichsamt. J. V.: Dr. Platzer.

Kartoffelpreise in deutschen Städten i ———

n

der Woche vom 31. Mai bis 6. Juni 1925

-—

Städte Handelsbedingungen

Wöchentliche ¹) Preise in Reichsmark Notierungen für 50

Zahl am rote

2

Allenstein Breslau. Essen. . . . arlsrubhe ... Königsberg i. Pr. Plauen.. Stettin. Würzburg. .

ab schles. Verladestation ... ab rhein.⸗westf. Station.

ab Vollbahnstation. Frachtparität Karlsruhe ... Erzeugerpr. fr. ostpr. Station .. Großhandelspr. ab vogtl. Station frei Waggon Reichsbahnstation ..

¹) Wo Berlin, den 11. Juni 1925.

frei Waggon ab ostpr. Verladestation

Erzeugerpr. fr. Bahnstation c

ennsͤdne

8

. 2 * 2 * 70

us diesen Durchschnitte gebildet worden. ²) Gelbfleischige Industrie 2,70. Statistisches Reichsamt. J. V.: Dr. Platzer.

err Kautz, der Konzern 4 im Moment festgefahren, aber eine ö sei na seiner Ueberzeugung nicht vor⸗