Oeffentlichkeit erfahre. Wenn also Kritif in reichem Maße geübt werde, so bedeute das noch nicht, daß die krifssierte Sache durchaus verdammenswert sei; denn gerade das Benpiel des kritisierten Reichs⸗ tags beweise dam der Kritiker wohl einige Mängel beachte, aber ott an den wesentlichen Verdiensten achtlos vorbeigehe. Der Minister führte dann aus, daß er während der sieben Jahre seiner Amtszeit keiner Schwierigkeit ans dem Wege gegangen sei. Daß sich Schwierig⸗ keiten in genügender Anzahl vor töm genug aufgetürmt haben, würde sicherlich niemand bezweiseln. Aber er habe es ür zweckmäßig befunden die Ausräumung aller Schwierigkeiten nicht immer in der breitesten Oeffentlichkeit vorzunehmen. Es lag stets die Gefahr vor, daß jedes Wort des Reichewehrministers von böewilliger Seite insbesondere im Auslande entstellt und dann tendenziös verarbeitet wurde. Der Minister sprach sich dann gegen die Schaffung einer besonderen Staatssekretärstelle im Reichswehrministerium aus. Der Staats⸗ sefretär soll nach der Organisation der Reichsbehörden der sachliche Berater des Ministers sein. Entspreckend dem Uebereinkommen mit der Entente ist aber seinerzeit ausdrücklich festgelegt worden daß die sachlichen Berater des Reichewehrministers der Ehef der Heeres⸗ leitung und der Chef der Marmelertung sein sollen. Es wurde damals mit der Entente vereinbart daß der Chef der Heeresleitung keine besondere Kommandogewalt haben solle, sondern militärtscher Berater des Reichswehrministers und sein Vertreter in allen militäri⸗ schen Angelegenheiten sein solle. An dieser Stellung des Chess der Heeresleitung, die nach langwieriger Verhandlung mit der Entente mit deren Einverständnis geschaffen worden ist, könne von deutscher Seite aus allein nichts geändert wervden. Für den velitischen Staatssekretär müsse erst ein eigener Wirkungs⸗ krein geschaffen werden. Vorläufig wisse der Mnnister nicht, mit welcher Beschäftigung dieser Posten auszufüllen wäre; denn, wenn der politische Staatssefretär lediglich hin und wieder bei einer Kabinet⸗ sitzing den Reichswehrminister zu vertreten habe, so lohne sich doch wirfklich für diese Tätiakeit nicht der Aufwand an Gehalt. Im übrigen erfklärte der Mmister, daß er sehr damit einverstanden sei, wenn der Etat des Reichswehrministenums durch den Haus⸗ haltsausschuß auf das Sorgfältigste geprüft werde. Aber die Mitglieder des Hausbaltsausschusses müßten sich darüber klar sein, daß der größte Teil dieses Etats sich völlig zwangsläufig gestaltet habe. Wenn man nämlich von dem Standpunkt aus⸗ gehe, daß die Möglichkeiten des Vertrages von Versfailles voll ausgeschöpft werden sollen und daß von dem was die Entente Deutschland als Maximum seiner Wehrmacht belassen hat, nicht noch mehr heruntergeschranbt werde, so zeige sich der Etat in großen Teilen als gegeben. Der Minister verwies dann auf die fieberhafte Rüstung der Nachbarstgaten Deutschlands. Die Fiage der Uebertragbarkeit der einzelnen Etatsposten zerfalle in die Frage der Uebungen und in die Frage der Beschaffungen. Das Etatsbild für die Beschaffungen sei beute ein ganz anderes, als es vor dem Kriege gewesen sei. Durch die Verabredungen mit der Entente seien für die Deckung der Bedürf⸗ nisse der Reichswehr und der Reichemarine dem Reichswehrministerium ganz bestimmte Fabriken, teilwene mit Monopolcharakter, zugewiesen worden. Die ganze zwangsläufige Art der Beschaffungefrage erfordere bente auch eine bestimmte Bevorschussung für die Rästungsindustrie, eine Notwendiateit, die vor dem Kriege nicht bestanden hbabe. Wenn die Uebertragbarkeit für die auf die Beschaffungen bezüglichen Etatepositionen vom Reichstag verhindert werde, so werde damit in erster Reihe die Dis⸗ positionstähigkeit der Rüstungsindustrie außerordentlich gestört. Es wünde lediglich eine neue Form des Bürokratismus geschaffen, der wahrscheinlich gerade den kleinen und mittleren Geschäftsmann am meisten schädigen würde. Der von den Vorrednern angeregten Zu⸗ sammenleagung der Garnisonen stimmte der Mmister zu. In diesem Sinne habe auch bereits das Reichsnehrministerium gehandelt. Nur dürse nicht überseben werden, daß der geplanten Zu⸗ sammenlegung der Garnisonen mannigfache große Schwierig⸗ keiten entgegenständen. In der Hauptsache lagen die Schweerigkeiten bisher darm, daß die Schupo eine Zahl von Kasernen besetzt hatte, worüber bofanntlich Verhandlungen mit der Entente gepflogen wunden. Dase Reichswehrministerium mußte nun erst abwarten, wie diese Frage vpon der Entente geregelt wurde senst wäten event. Neubauten von Katernen notwendig gewesen. Hierzu komme, daß ein großer Teil der Kasernen gannicht Reichseigentum, sondern Eigentum der Gemeinden sei, was auch wieder zu langwierigen Verhandlungen führe. Zu der An⸗ frage des Äbg. Stücklen (Soz “, ob tatsächlich im vorigen Jahr ein ganzes Regiment im Lastauto zum Truppenübungsplatz nach Münzingen gefahren worden sei, erklärte der Minister, daß dies zutteffe. Es handelte fich damals um eine Uebungs’ahrt. Der Traneport sei bei dem Regiment 9 gescheben. Es munte einmal ausprobiert werden, wie weit bet einem solchen Transporte der Aktionsradius eines Regiments reiche, uch sei von besonderer Bedeutung die Beobachtung gewesen, welche Wirfung ein mehrtägiger Transvort auf Lastautos auf die Kampf⸗ nd Leistungsfäbigkeit der Truppe ausübe. Zur Frage der Wehr⸗ verbände erklärte der Minister, daß das Reichsmmisteriam allen diesen Verbänden fernstehe. Dagegen könne es durchaus verstanden erden, wenn sich in Deutschland Sport⸗ und Turnvereinigungen bildeten, um die körperliche Ertüchtigung der Jugend, die früher durch die allgemeine militärische Dienstpflicht geschehen sei, auf einem anderen Gebiete zu erletzen. Es sei das Recht jedes deutschen Staatsbürgers, ich in seiner freien Zeit an folchen unpolitischen Sport⸗ und Turn⸗ vereinigungen zu beteiligen. Dieses Recht könne auch dem Soldaten icht genommen werden. Was von geheimen Rüstungen der Reichswehr abelt werde, sei vichts als ein Phantom Mit Bestimmtheit könne der Reichsminister versichern, daß geheime Rüstungen weder in Deutsch⸗ land novein irgendeinem anderen Lande der Welt möglich seien, Geheime Rüstungen, die in irgendeinem modernen Kampfe irgend⸗ welchen Wert haben sollten, erforderten einen derartigen umfangreichen Aufwand an Material und Kosten, daß sie unmöglich im geheimen betrieben werden könnten. Anders verhalte es sich mit den Maß⸗ nahmen der Heeresverwaltung, die im Rahmen der Befugnisse des Vertrags von Versailles liegen Der Vertrag von Versailles habe Deutschland den Grenzschutz ausdrücklich erlaubt und im Rahmen dieser erlaubten Befugnisse habe die Heeresverwaltung naturgemäß die Pflicht, ihre Maßnabhmen zu treffen. Das Reichewehrmiisterium habe stets die Pflicht an die Möglichkeit eines Krieges zu denken, wenn auch der Krieg selbst ganz unwahrscheinlich sei. Worin bestände denn sonst anders die Aufgabe des Soldaten und der Heeres⸗ verwaltung, als zum mindesten im Falle eines Krieges den Grenzschutz vorzubereiten? Die Absichten unserer Nachbarstaaten seien sa nicht unbekunnt. Es handele sich anscheinend für sie vor allem darum, daß sie möglichst rasch und möglichst tier am ersten Tage des Krieges nach Deutschland hineinstoßen. Daß Deutschland unfähig zu jedem Angriffstrieg sei, wäre jedem militärischen Fachmann des In⸗ und Auslandes klar. Das bewense üvrigens auch die gestrige Rede des velgischen Ministers des Aus⸗ wärtigen Vandervelde, der ausdrücklich in der belgischen Kammer fengestellt habe, daß Deutschland als unfähig betrachtet werden müsse, militärische Operatnonen, Offensiven von entscheidendem Chmakter vorzunehmen. Zur Frage der Einstellung von Freiwilligen und Offizieranwärtern erklärte der Minister, daß sich hier das Bild im vLaufe der Jahre sehr geändert habe. Bis 1924 habe die Zahl der Anwärter nicht das Maß dessen erreicht, was wir gemäß den Be⸗ stimmungen des Vertrages von Versailles hätten einstellen können. hinge damit zusammen, daß es damals insbesondere währeno der Inflationszeit, in Deutschland kaum Arbeitslose ge⸗ geben habe, und sich auch so leicht niemand auf zwölf Jahre binden wollte. Insbesondere in Süddeutschland habe sich schon immer die Abneigung gegen eine lange Bindung bei der militärischen Lautbahn gezeigt. Der Minister erinnerte daran, daß auch vor dem Kriege beispielsweisse in Württemberg und Baden fast niemals die genügende Anabl von Kapitulanten aufgebracht werden konnte, so daß der preußische Unterorfizier vorhenschend wurde. Diese Situation änderte sich nach 1924 mit einem Schlage, als die riesige Arbestelosigkeit entstand. Nunmehr zeigte sich ein ungeheurer Zudrang zur Reiche mehr. Die Anmwärter lassen sich in diei Gruppen emnteilen. Einmal diejenigen, die aus Lust und Liebe zum Soldatenberuf sich beim Militär melcen. Das sind selbstverständlich für die Reichswehr die wertvollsten Elemente, denn man kann zwölf Jahre nur aueharren, wenn man auch Passion mitbringt. Die zweite Gruppe setzt sich
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aus Leuten zusammen, die auf Grund ihres Z'vildienstscheins in die mittlere Beamtenlaufbahn hineinzukommen hdofften. Diese Grupvpe wud immer starker, je mehr. bei den übrigen Behörden der Abbau vonstatten geht und je weniger Möglichkeit besteht, neue Beamtenstellen zu erhalten. Die dritte ist auch eine durchaus ehrenwerte, aber für die Reichswehr it sie die undankvarste. Es sind die Leute, die von der Straße, von der Arbeitslofenunterstützung fort wollen, die zunächst einmal bei der Reichswehr ein ehrliches Unterkommen suchen, allerdings in der Absicht, bei nächster Gelegenheit auch wieder zu gehen. Bei diesen Leuten hat sich dann der Brauch eingebürgert, einsach in recht ostentativer Weise den Kasser hochleben zu lassen, weil sie dann am ebesten aus der Reichswehr wieder herauskommen, wenn sie nämlich bet Kanalisationsarbeiten oder anderen Arbeits⸗ gelegenheiten der viersache Lohn erwarte. Heute ist die Sachlage derart, daß höchstens drei bis fünf Prozent der Anmeldenden genommen werden fönnen. Der Hauptmann lucht sich seine Leute aus und das Batatllon stellt sie ein. Wenn wir dem Hauptmann die Möglichkeit der Rekrutierung nehmen, fönnen wir ihn auch für seine Leute nicht mehr verantwortlich machen Bei der Marine hegt die Sache ähnlich. Bis zum Jahre 1924 konnte die Marine gelernte Arbeiter sast gar nicht mehr bekeommen. Heute befinden sich unter den Anwärtern fast nur noch gelernte Arbeiter. Sechzigtausend Mann haben sich im letzten Jahr zum Eintritt in die Marine ge⸗ meldet achtzehnhundert konnten davon nur genommen werden. Nach dem Wehrgesetz müssen nun aber auch die landsmannschaftlicken Vorschrnten beachtet werden; denn die Länder legen das größte Ge⸗ wicht darauf, daß ihre Landestinder auch gebührend berücksichtgt werden. Zurzeit besteht überhaupt gar kein Bedünmis für die Reichs⸗ wehr, irgendeine Werbetätigkeit auszuühen. So haben sich letztens bei einer Kraftwagentruppe tausend Anwärter gemeldet, wo nur vier Stellen frer waren. Es ist neuerdings angeordnet worden daß unter den Papieren der Anwärter auch eine Bestätigung der Landes⸗ verwaltung sein muß, daß der Betreffende sich niemals im ver⸗ fassungsteindlichen Sinne betätigt habe. Ei anderes System der Auelese ist einstweilen nicht gefunden; denn die Frage der Rekrutierung ist nicht nur ein politisches Problem, sondern in erster Reihe vom militärischen Gesichtepunkt aus zu betnachten. Beim Offiziersersatz hat sich eine analoge Entwicklung gezeigt. Der Jahrgang 1922 mußte ganz ausfallen, weil sich fast niemand als Offiziersanwärten gemeldet hatte. Jetzt ist es umgekehrt. Man könnte die ganze Reichewehr lediglich mit Otfiziersanwärtern füllen. Zur Linfen gewandt erklärte der Minister. Wenn Sie haben wollen, daß auch Arbeiterkinder zum Offi iersberuf kommen, so müssen Sie Wege ebnen die den Arbeiterkindern den Eintritt in akademische Berufe ermöglichen. Es darf nicht mehr vom Geldsack abhängen, ob jemand eine gute Bildung erhält oder nicht. Solange aber dies noch der Fall ist, wäre ich gezwungen, die Ansprüche für den Offiziersanwärter zurückzuschrauben, was im Interesse des Dienstes nicht möglich ist. Zu einem jungen Offizier gehören nicht nur mathematische und andere Kenntnisse, sondern auch eine bestimmte wissenschaftliche Schulung des Denkens. Ich will nicht leugnen, daß es auch viele tüchtige Leute und sehr kluge Denker gibt, die nicht das Abiturium haben. Ich persönlich habe solche Leute vielfach kennengelernt. Anderseits beweist die Erreichung des Abituriums keinesfalls, daß immer das geschulte Denken vorhanden ist. Aber wir haben nun einmal keine andere Auslesemöglichkeit und müssen uns damit bescheiden. Hierauf vertagte sich der Ausschuß auf Donnerstag.
Der Haushaltsausschuß des Reichstags setzte gestern unter dem Vorsitz des Abg. Heimann (Soz.) die Beratung des Haushalts des Reichswehrministeriums fort. Reichs⸗ tagspräsident Löbe wohnte der Sitzung bei. Der Chef der Heeres⸗ leitung General der Infanterie Heye schilderte nach dem Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger das Bild der Reich wehr, wie es sich ihm und seinen Mitarbeitern darstellt. Sein Wunsch sei, in dem hohen Hause nicht nur Kritiker zu sehen, sfondern m ihm auch die Brücke zu finden, die vom Volk und Vater⸗ land zur Reichswehr führe. Er lege besonderen Wert darauf, die Reichewehr dem Volk und dem Vaterlande nahezubringen und das Mißtrauen, das offensichtlich im Volke herrsche, zu beseitigen. Er tämpfe bestimmt nicht um eine gute Presse, er wolle mit seinen Ausführungen darlegen, wie die Reichs⸗ wehr die Angriffe gegen sie auffasse und in nelcher Atmosphäre die Reichswehr arbeiten müsse. Unsere kleine Reichs⸗ wehr sei ein Voltsheer. Daß sie Glied des deutschen Volkes und Vaterlandes, sei und bleibe sein Ziel. Das Heer könne nicht im Frieden, noch weniger im Krieg alleinstehen. Das Heer könne den Kampf nur führen, wenn das ganze Volk hinter dem Heere stehe. Im Zukunftskriege sei ja der Soldat nicht die Hauptsache, sondern das ganze Volk müsse den Krieg führen. Wenn es emmal zum Kriege komme, so möchte er wie 1914 wünschen, daß das ganze Volk Schulter an Schulter in den Krieg ziehe. Worte über den Krieg führen gern zur abfälligen Kritik. Die Reichswehr werde ale Kriegs⸗ hetzer, die Generale würden als Massenmörder bezeichnet. Es sei klar, daß häufig die Außenpolitik mit den Arbeiten und Zielen der Wehrmacht in einem natürlichen Gegensatz stünden. Die Außen⸗ politik habe für einen dauerhaften Frieden zu sorgen, die Wehr⸗ macht sich mit allen Kräften auf den Krieg vorzubereiten. Er könne verstehen, daß eme Armee nicht nötig sei. Sei sie aber da, so müsse die Armee zum Kriege im vollsten Sinne erzogen werden. Den Vergleich mit der Feuerwehr, die zum Kampf gegen das Feuer erzogen werde und doch kein Freund vom Feuer sei, könne er nicht anerkennen. Freund des Krieges sei auch die Reichswehr nicht. Jeder der den Krieg mitgemacht habe, wisse, welche Schrecken mit dem Kriege für das Vaterland verbunden seien. Vor allem wüßten es die, die im Kriege, wie er selbst, Söhne haben hergeben müssen. Das Reichsheer erfülle aus reinster Pflichterfüllung seinen Dienst. Er würde pflichtvergessen sein, wenn er nicht alle Eventualitäten eines künftigen Krieges erwägen und alles, soweit es im Rahmen des Verjailler Vertrags möglich sei, vorbereiten würde. Bei allem müsse man berücksichtigen, daß die Reichswehr in der schwersten Entwicklung stehe. Selbst zu Zeiten Cromwells und Napoleons habe kein Heer eine solche Umwälzung durchgemacht. Wir alle rängen noch heute in den wichtigen Fragen zu einer richtigen Anschauung zu kommen. Wie solle man bei einer zwöltfjährigen Dienstzeit die Berufsfreudigkeit im Soldaten erhalten? Man werde andere Mittel anwenden müssen als früher. Daß aber jetzt die Reichswehr auf festen Säulen stehe trotz des Chaos von 1920, das dankten wir dem Minister Dr. Geßler und dem Ersten Chef der Heeresleitung Generaloberst von Seeckt. Selbstzucht, Gehorsam und Kameradschaftlichkeit zeichneten heute die Reichewehr aus Die Fortschritte gingen im Heerwesen heute so außerordentlich schnell vor sich, daß man vor der Kritrk sogenannter Fachleute außerordentlich vorsichtig sein müsse Auch seine Ansicht ginge dahin, daß noch manches geändert werden könne. Wir machten Fehler, wie eben jeder andeie Mensch solche mache. Im Grunde sei aber die Reichswehr eine gute Truppe. Das werde auch vom Aus⸗ land anerkannt. Nur felbst sehen, könne die Zweifel und die zu Un⸗ recht bestebende Kritik beseitigen. Er begrüße den Vorschlag des Abg. Ersing (Zentr.), die Truppe bei ihren Uebungen und in ihrem Kasernenleben kennenzulernen. Das sei nicht nur sein Wunsch, sondern auch der der verschiedensten Regimenter, die er über diese Frage gehört habe. In England werde in Aldershot dem Par⸗ lament Heeresübungen vorgeführt. Hier in der Nähe sei der Döberitzer Uebungsplatz, auf dem die Abgeordneten ohne viel Mühe und Zeitverlust Truppenübungen beiwohnen könnten, damit sie sich überzeugten, was die Reichswehr in Wirklichteit leiste. Für eine Kritik sei er immer zu haben. Es werde alles, was über die Reichewehr gesagt oder geschrieben werde, nachgevrüft, von welcher Seite es auch komme. Wenn jedoch Reformen ins Auge gefaßt würden, die eine völlige Aenderung des Syvstems bedeuteten, so müsse er sich pflichtmäßig dagegen wenden, weil er davon nur eine Verschlechterung befürchte. Von heute auf morgen könne man etwas, was sich mehr aus sich jelbst heraus entwickelt und bewährt 4be, nicht ändern. So habe sich auch die Ersatztrage zu dem jetzigen System aus der Praxis der Truppenerfahrungen entwickelt. Das beste Verhältnis sei immer, wenn der Kompaagniechef usjw. mit den Anverwandten des Soldaten Fühlung
habe. Die Reichswehr sei eine große Familie. In der Inflation seien außer⸗
Gruppe endlich.
ordentlich viel Feblstellen gewesen. Gegenwärtig übersteige das Angebot weit die Nachfrage. Er mache teinen Unterschied zwischen den Anwartern, nur müßte jeder den Willen haben, seine Pflichten zu erfüllen und zum Kämpfen bereit sein. Es werde gesagt, daß die Reichswehr nicht republifanisch sei. Er wisse, daß es Oifiziere gebe, die die Monaichte für die bessere Staatsform hielten. Aber gerade die Offiziere, die offen ihre Ueberzeuaung zum Ausdruck brächten, dienten treu und bewußt der deutschen Republik, und darauf komme es doch schließlich an. Sie tun ihren Dienst mit ganzer Seele, nicht nur um der Verorgung willen Er stelle selbstverständlich teine Gewissens⸗ frage. Dazu fühle er sich nicht verpflichtet. Mit solchen Gewissens⸗ fragen würden untragbare Schnüffeleien verbunden sem. Er erinnere an Persönlichkeiten der alten Armee, wie Deimling, Schönaich usw., die in der alten Armee es auch zu etwas gebracht hätten. Er nehme nicht an, daß diese Männer ihre Gesinnung erst nach dem Kriege gewechselt hätten. Er verweise auch auf die französischen Verhältnisse nach dem Kriege 1870/71, wo die Royalisten eine besondere Rolle geswpielt hätten. Ganze Regimenter seien aus Royalisten zusammengesetzt ge⸗ wesen. Auch sie hätten im Kriege ihre vollste Schuldigkeit getan. Letzten Endes komme es auf den Führer an. Er sage dies in vollem Bewußtsein in Erinnerung an seine Haltung im Kapp⸗Putsch. Es werde immer von Verbindung zwischen Reschewehr und Wehrver⸗ bänden geredet. Hier gelte es, das Mistrauen zu beseitigen. Die Ver⸗
bindung bestehe allein in dem Gedanken der Wehrhaftigkeit. Man 8
müsse sich aber darüber klar sein, daß die sogenannten Wehrverbände 1930 keinen Mann mehr hätte, der den Krieg mitgemacht bätte und noch fähig wäre, einen Krieg mitzumachen. Der leitende Gedanke in den Wehrverbänden, den nationalen Gedanken zu fördern, sei gut. Im übrigen den Wehrverbänden keinen für den Krieg brauchbaren Solkaten. Er habe in Ostpreußen feststellen können, daß zur Ausbildung eines kriegsbrauchbaren,. Infanteristen mindestens drei Viertel Jahre, eines Artillernisten, Kavalleristen usw. mindestens ein: Jahr nötig wäre Dann könne man erst von einem leiclich ausgebildeten Soldaten reden, aber nicht von einem Führer, der den Krieg verstehe und wirklich führen könne. In der Armee habe sich ungeheuer viel geändert Die Aufgaben der Regtmentskommandeure hätten sich so stark vermehrt, daß der einfache Frontsoldat nicht mehr genügen könnte. Der heutige Regimentskommandeur habe fast, die Aufgaben eines Divisionskommandeurs. Er müsse nicht nur über seine eigene Waffe, sondern auch über die Nebenwaffen und deren Taktik Bescheid wissen. Es liege auf dem Regimentskommandeur⸗ eine besonders hohe Verantwortung, die er nur tragen könne, wenn er über einen entsprechenden Stab von Mitarbeitern ver⸗ füge Auch die Stellung des Bataillonskommandeurs sei ver⸗ antwortungsvoller geworden. Der Bataillonskommandeuk sei heute mehr oder weniger Regimentskommandeur. Er begrüße deshalb den gestern gemachten Vorschlag, die Bataillone zu⸗ sammenzulegen. Sparsamkeitsgründe und Ausbildungsinteressen sprächen gleichzeitig für die Verwirklichung dieses Vorschlags. Er müsse darauf hinweisen, daß mit der Verwirklichung dieser Maß⸗ nahme zuerst gewisse Geldforderungen verbunden seien. Dabei sei nur zu verständlich, daß manche Orte die Fortverlegung ihrer Garnison schwer empfinden würden. — Zur Pferdefrage habe er auszuführen, daß Deutschland die Organisation der Wehrmacht durch den Versailler Ver⸗ trag vorgeschrieben sei. Darunter befänden sich drei Kavalleriedivisionen; hätten wir Freiheit gehabt, so hätten wir diese Organisation sicherlich nicht gewählt. Wir seien verpflichtet, aus dem, was uns genehmigt worden sei, das Beste herauszuholen. Das Heer sei klein genug. Es würde uns wohl gestattet werden, die drei Kavalleriedivisionen aufzu⸗ lösen, etwas anderes würden wir aber dafür keinesfalls bekommen. Deshalb sei dieser Weg unbeschreitbar. Die Kavalleristen müßten genügend und vielfach ausgebildet werden. Beispiele aus dem südwest⸗ afrikanischen Feldzuge hälten schlagend bewiesen, daß die Kavallerte zu Höchstleistungen nur dann befähigt wäre, wenn sie durch eine intensive Ausbildung mit dem Pferde verwachsend gemacht würde. Die Pferde hätten wir nötig, wenn wir die Reichswehr nicht ver⸗ kleinern wollten. Die Fahrt des J. R. 9 mit Kraftwagen nach Süddeutschland sei gleichfalls keine Verschwendung, sondern eine ernst⸗ hafte Vorübung für den Kriegsfall gewesen. Es seien nur heereseigene Kraftwagen herangezogen worden. Es müsse durch derartige Uebungen festgestellt werden, ob die Leute und die Pferde derartige große Maͤrsche leistungsfähig überstehen könnten 1 der Kraftwagenbeförderung im Kriege brauche er nur hinzu⸗ weisen. Alle Länder beschäftigten sich eingehend mit dieser Frage. — Daß ostpreußische Truppenteile zur Wachttruppe Berlin und auf Truppenübungsplätzen im Reich herangezogen würden, sei auf seinen besonderen Antiag zurückzuführen. Der Ostpreuße sei durch den polnischen Korridor wie durch eine Mauer abgeschlossen. Die Ver⸗ bindung mit dem Reiche müsse inniger werden. Auch die Wander⸗ patrouillen dienten neben der Erziehung auch als Patrouillenführer der engen Fühlungnahme mit der Bevölkerung. Angesichts der stets zunehmenden Daweslasten sei sein Bestreben, innerhalb der Heeresverwaltung größte Sparsamkeit walten zu lassen. Es sei aber auch für den Fachmann schwer, die Stelle zu finden, wo ohne Schaden nachdrücklich gespart werden könnte. Die vermehrte Ein⸗ stellung von Mitteln für Zivilangestellte sei auf die Notwendigkeit zurückzuführen, jeden Soldaten dem militärischen Dienst zuzuführen. Er sei der Ansicht, daß die Hochspannung, mit der im Heere gearbeitet würde, gemildert werden müßte. Er habe deswegen auch schon ein anderes Ausbildungssystem angeordnet Die Unterkunft sei sein Schmerzens⸗ kind. Er begrüße daher den vom Ausschuß angeregten Gedanken, daß die Ausschußmitglieder sich selbst von dem Stande der Unterkunft überzeugen möchten, denn die Unterkunft sei zum Teil trostlos. Die Versorgungsanwärter seien noch in großer Zahl vorhanden, die noch nicht hätten untergebracht werden können. Es sei leider festzustellen, daß noch vielfach Abneigung vorhanden set, nach vollendeter Dienstzeit anzustellen. Reich, Land und Gemeinden müßten hier zusammenarbeiten, um eine Besserung herbeizuführen. Er beklage die Höhe der Selbstmorde. Die Reichswehr sei ein Teil des Voltes und leide mit diesem zusammen unter der Häufigkeit der Selbstmorde. General Heye schloß mit einem Hinweis, daß er die Schwere seiner Verantwortung fühle, und zwar nicht nur seinen Vor⸗ gesetzten gegenüber, dem Reichswehrminister und dem Reichspräsidenten, sondern er fühle auch eine innere Verantwortung, und er würde sein Amt zur Verfügung stellen, wenn es ihm nicht gelänge, sein Programm durchzuführen, die Selbstzucht, Gehorsam und Kameradschaftlichkeit zu erhalten. von Haack ging dann auf Einzelfragen ein. Die
General Erhöhung’
des Etats um 6 ½ Milltonen sei tatsächlich gegenüber den Forderungen des Vorjahres ein Minus von einer halben Million, denn im vor⸗ Für Bekleidung, Unter’. kunst und Verpflegung seien 91,6 Millionen vorgesehen, für Rüstung
jährigen Etat seien 7 Milltonen gestrichen. 149 822 Millionen. Die Beförderung zum Getreiten werde nach den im Vorfahre v. „n Reichstag genehmigten Grundsätzen vollzogen.
Es sei durchaus wünschenswert, daß auch die Ausbildungsbataillone ihre Musiken haben. Die Musikmeister seien in der Besoldungs⸗ gruppe V, die Obermusikmeister in der Gruappe VI. Das sei für diese akademisch vorgebildeten Leute keine zu hohe Besoldung.
besetzt, wie es nach dem Etat scheine, werl zahlreiche Hauptleute als Lehrer zu Ausbildungskursen für die Mannschaften kommandiert seten. Da
de ganze Offizierskörper vom Reichstag schon früher beweilligt worden sei,
würde eine Streichung von Hauptmannsstellen nur eine Verschlechterung der Beförderungsverhältnisse für die Offiziere bedeuten. Diese Offiziere könnten dann Hauptmann erst in einem Alter werden, in
dem andere Beamte schon weit höhere Stellen erreicht hätten.
Rechnungswesen so kompliziert würde, daß das vorhandene Personal es kaum bewältigen könnte. eine zu weitgehende Trennung der einzelnen Mit der Ablöfung militärischen Personals durch Versuche gemacht, die fortgesetzt werden.
Fortsetzung in der Zweiten Beilage
Frontdienst
schaffe die Soldatenspielerei in
Auf die Bedeutung
Reichswehrangehörige
Reichswehr in
S Musiker seien gieichzeitig als Nachrichtenmannschaften ausgebildet.
Nach einem kommunistischen Antrag ellten ja sämtliche Soldaten in die Gruppe V, sämtliche Unteroffiziere in die Gruppe VI kommen. Die Kompagnien und Stäbe seien tatsächlich nicht so mit Hauptleuten
Die Uebertragbarkeit verschiedener Etatstitel sei notwendig, weil sonst dag
Die Eigenart des Fe mache auch Begriffe unzweckmäßig. Zivilträfte seien.
seine Zustimmung.
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zum Deutschen Neichsanzeiger und Preußisch
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Berlin, Freitag, den 18. Februar
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n Staatsan
eiger 1927
Nr. 41.
(Fortsetzung aus der Zweiten Beilage.)
8 Etwa 9100 Mann könnten aus Küchen⸗, Reinigungs⸗ Schreiberdienst usw. durch Zivilangestellte abgelöst und im verwendet werden. Bei den Preisen der Waffen ährt Redner sort, hat sich mit Hilfe einer Preisprüfungestelle eine wesentliche Ersparnis erzielen lassen. Der Preis eines Gewehrs mit Zubehör ist von 200 ℳ im Vorlahre auf 160 ℳ, der Preie des Maschmengewehrs on annähernd 8000 ℳ aur 4443 ℳ für das schwere, 3700 ℳ für as leichte Maschinengewehr gesunken. Wenn trotzdem Mittel in gleicher Höhe angefordert sind, so liegt das an dem starken Verschleiß er zum Teil noch aus der Kriegszeit stammenden Waffen. Der Etat 1924. so schlosg der Redner, könne nicht zum Vergleich heran⸗ gezogen werden, denn damals wurde zum ersten Male die Umstellung des Etats aur Goldmark versucht. Der Vorsitzende, Abg. Hermann (Soz.) dankte den Ausschußreferenten, dem Mmister und dem Chef der Heeresleitung für ihre Ausführungen und eröffnete dann die allgemeine Aussprache. Abg. Schöpflin (Soz.) bezeichnete den Wehretat als so luxuriös ausgestattet, daß angesichts der gestern vom Reichefinanzminister geschilderten Lag⸗ mehrere Millionen gestrichen werden könnten, ohne daß daduich die Reichswehr in der Erfüllung ihrer Aufgaben gehindert würde. Der Redner ging dann auf den Geist in der Reichswehr ein. Nie⸗ mand werde von jedem Offizier verlangen, daß er im Innern be⸗ geisterter Republikaner sei, aber verlangen könne man, daß die Offiziere sich dem neuen Staat und seiner Staatsform gegenüber mit der äußerlichen Korrektheit benähmen, auf die sie sonst den größten Wert legten. An dieser korreksen Haltung fehle es jetzt im Offizierforps der Reichswehr. Was sfollten die Soldaten denken, wenn sie lesen. daß der Kommandant des sächsischen Wehrkreises. der sächsische Landes⸗ kommandant und zahlreiche attive hohe Reichswehroffiziere an einer Feier der sächsischen Militärvereme teilgenommen häften, in der ein Prinz die Grüße des sächsischen Exkönigs überbrachte und in der Huldigungstelegramme an diesen Exkönig gesandt worden seien. Wenn der Landeskommandant von Sachsen so etwas mitmache, so sei das nicht korrekt und mit seinem Diensteid und mit seinen Verpflichtungen nicht zu vereinbaren. Man kenne die mon⸗ archistischen Reden bei Denkmalsweihen unter Beteiligung aktiver Reichswehroffiziere. In der Infanterieschule Dresden sehe man viele Fürstenbilder, aber nicht die Farben und Symbole des gegenwärtigen Staates. Bei der offenkundigen animosen Haltung von Reichswehroffizieren gegen den heutigen Staat handele es sich nicht um bedauerliche Einzelfälle. Wenn der Mmister wollte, wären solche Fälle schon längst beseitigt. Er oder der Chef der Heeresleitung brauchte nur von seiner Befehlsaewalt ernstlich Gebrauch machen, dann würden die Olfiziere gehorchen. Der Minister dürfe hier nicht sagen, daß er lieber überzeuge als besehle. Seine republi⸗ kanischen Reden würden in den Kasernen nicht gelesen. Seine (des Redners) politischen Freunde verlangten nicht üverzeugte, sondern korrette Offiziere. Und das müsse durch die ernste Anwendung der Befehlsgewalt erreicht werden. Hier sei ein großer Schaden angerichtet worden, für den der Reichswehrminister verantwortlich sei Ihr Name, Herr Minister, fährt der Redner fort, wird verbunden sein mit den Verdiensten um den organilatorischen Aufbau der Reichs⸗ wehr, aber er wird nicht verbunden sein mit einer Reichs⸗ wehr, die sich innerlich auch auf den Staat eingestellt hat. Die Förderung der Sportverbände durch die Reichewehroffiziere erstreckt sich nur auf die schwarzweißroten Verbände. Das deutsche Volk steht jetzt der Reichswehr in zwei Lagern gegenüber. Der eine Teil hegt tiefes Mißtrauen gegen die Staatstreue der Reichs⸗ wehr, der andere Teil hegt die vielleicht unberechtigte Hoffnung, daß er bei seinen gegen den heutigen Staat gerichteten Plänen auf die Unterstützung der Reichswehr zählen kann. In die Reichswehr wird heute keiner aufgenommen, der selbst oder dessen Vater ver⸗ dächtig ist, Reichsbannermann, Sczialdemokrat oder Demotrat zu sein. Ich brauche nur an den Fall zu erinnern, den der Abg. Hummel in der „Frankrurter Zeitung“ geschildert hat. (Minister Dr. Geßler: Das streitet Abg. Hummel abl!) General Reinhard hat es fertig gebracht, in einem Artitel der DAZ.“ die provozierendsten Angriffe gegen alle Menschen zu richten, die demokratisch denken. Die Ausführungen des Chefs der Heeresleitung haben emen zoldatisch frischen Eindruck gemacht, aber wir haben schon zu ott ähnliche Aus⸗ führungen gehört. Wir warten die Taten ab und jagen: Trau, schau, wem! — Abg. Graf von der Schulenburg (D. Nat.) wies darauf hin., daß der Reichswehretat im engsten Einvernehmen mit dem Reichsfinanzministerium aufgestellt und von diesem gebilligt worden sei. Die Erhöhung der Forderungen könne nicht wundernehmen in einer Zeit, in der sich alle Preisfe und Löhne erhöht hätten. Die Klagen über die Undurchsichtigkeit des Etats seien unberechtrgt. Die Heeresausgaben seien die Prämie für die Werte, die Deutschland zu schüten habe. Wir müßten ein bürgerlich deutsches Heer im wahrsten Sinne des Wortes haben. Der Offizieranwärter müsse die Eignung zum Führer, Vorgesetzten und Erzieher besitzen, und der zwölflährige Freiwellige müsse die Gewähr bieten, ein erstklassiger Soldat und eine feste Persönlichkeit zu werden. Die Anwerbung müsse in der Hand derer bleiben, die für die Ausbildung und Führung verantwotlich seien. Wu brauchten ein zufriedenes und materiell gesichertes Heer, das stark genug sei, um jeden frivolen Angrift auf Deutschland als ernstes Risifo erscheinen zu lassen. Seine Fraktion halte die Antorderungen im Etat für berechtigt Die Reichswehr besitze ihr Vertrauen. Die Stellung zur Wehrmacht des Reichs könne nicht beeinflust werden dusrch die innerpolitische Haltung der Parteien. Seme politischen wüßten daß die Reichswehr zuverlässig sei und auch als rgan dieses Staate niemals versagen würde. — Abg. Creu tzburg (Komm.) meinte, jene Parteien, die im Völterbund eine Gewahr für die miedliche Schlichtung aller internationalen Streitigkeiten sähen. müß’en die Reichewehr a’s überflüssige und kostspielige Emrichtung ablehnen. Ihr Zweck könne seit Deutschlands Mitgliedschaft im Völkerbunde nicht mehr die Landesverterdigung nach außen sein, sondern nur der Kampf gegen den „inneien Feind“, gegen das deutsche Proletariat. Darum würden die Kommunisten diesen Etat ab⸗ leynen. — Die Weiterberatung wurde dann auf heute vertagt. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstags wählte gestern, laut Bericht des Nachrichtenbüros des ereins deutscher Zeitungsverleger, zunächst an Stelle des zum Reichsiustizminister ernannten Abg. Hergt (D. Nat.) auf Vorschlag des steilvertretenden Vor⸗ sitzenden Abg. Müller⸗Franken (Soz.) den deutschnationalen Abgeordneten Wallraf zum Vorsitzenden. Alsdann wurde der setzentwurf über den devtschntederländischen und den deutsch⸗dänischen Schiedsgerichts⸗ und Ver⸗ gleisvertrag behandelt. Staatssekretär v. Schubert wies darauf hin, daß die vorliegenden Schiedsgerichts⸗ und Vergleichs⸗ verträge mit den Niederlanden und Dänemark im Aufbau und in den meisten Einzelheiten den früher von Deutschland abgeschlossenen Verträgen dieser Art entsprechen. Auch in den beiden neuen Ver⸗ trägen wird für alle Streitigkeiten ein Verfahren vorgesehen und zwar für Rechtestreitigkeiten ein Schiedsgerichtsverfahren mit einem die Parteien bindenden Schiedsspruch, für die anderen Streitigkeiten ein Vergleichsverfahren, bei dem es den Parteien freisteht, die etwaigen Vorschläge des Ständigen Vergleichsrats anzunehmen oder abzulehnen. Der Ausschuß gab nach kurzer ussprache den beiden Schiedsgerichts⸗ und Vergleichsverträgen Zum Berichterstatter für das Plenum des
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Reichstags wurde Abg. Freiherr v. Rheinbaben ((D. Vp.) bestimmt. Auch wurde beschlossen, daß in nächster Zeit im Aus⸗ wärtigen Ausschuß eine allgemeine Aussprache über Schieds⸗ EEe stattfinden soll. — Es folgte die Beratung der deutsch⸗po nischen Verrragsverhandlungen. Nach⸗ dem Staatssekretär v. Schubert zu den bisherigen Handels⸗ vertragsverhandlungen eingehende Erläuterungen gegeben hatte, die noch vom Staatssekretär Dr. Lewald und anderen Vertretern des Auswärtigen Amts ergänzt wurden, entspann sich eine aus⸗ ührliche vertrauliche Debatte, an der sich die Vertreter aller arteien beteiligten.
— Der Rechtsausschuß des Fei, tghs beschäftigte ich in seiner gestrigen Sitzung mit dem sozialdemokratischen Antrag, die Regelung der Auseinandersetzung der Länder mit den ehemaligen Fürstenhäusern der Sehte ch .geebung zu überlassen. Dieser Antrag war ursprüng⸗ lich im November 1925 von den Demokraten eingebracht worden, durch die Annahme des Kompromisses im Reichstag erledigt und 4 segt von den Sozialdemokraten wieder aufgenommen worden.
ie Sozialdemokraten verlangen über den ur prüngli en Antrag hinaus auch die standesgesetzliche Regelung der Lagrnch der shemalicen sogenannten Standesherren, die schon vor dem Kriege ihren Thron verloren hatten. Die Reichsregierung ersuchte, nach dem Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher ee bei Beginn der Beratungen im Ausschuß die Zehandlung dieses Antrags zurückzustellen und zunächst die Wirkung der Verlängerung des Ab indungssperrgesetzes bis zum 30. Juni d. J. abzuwarten. Die eichsregierung hofft, daß bis zu diesem Termin Vergleiche in allen Ländern mit den ehe⸗ maligen Fürstenhäusern zustande kommen. Die Abgg. Lands⸗ berg (Soz.) Dr. Rosenfeld (Soz.) und Brodauf (Dem.) widersprachen der Verschiebung der Beratungen. Der Ver⸗ treter der thüringischen Landesregierung konnte auf Befragen über den gegenwärtigen Stand der Streitigkeiten des Landes Thüringen mit seinen ehemaligen Fürsten keine geben, da ihm neue Informationen nicht zugekommen sind. Nach weiterer kurzer Beratung beschloß der Ausschuß egen die Stimmen der Linken, die Behandlang des sozialdemo⸗ e. Antrages zu vertagen. Der usschuß nahm dann noch die Beratung des Amnestieantrages in Angriff. Sie mußte jedoch nach Begründung des Antrages durch den Abg. Dr. Rosenberg (Komm.) abgebrochen werden. werden. —
— Der Volkswirtschaftliche 1r n, des Reichstags beendete gestern die Beratung der Denkschrift der Reichsregierung zum hee he schtzlt kän setrsetaswhns Einstimmig wurde olgende Feschete Peng eines Unterausschusses angenommen: Der Reichstag nimmt Kenntnis von der Denkschrift des Reichsarbeitsministers. Er erkennt dessen Bemühungen um die Durchführung des Arbeitsbeschaffungsprogramms an, obgleich Tempo und Erfolg bei Ausführung der im Juli 1926 geforderten Maßnahmen hinter der “ zurückgeblieben fihs 1. Die Reichsbahnarbeiten und die durch die Hergabe von Reichsmitteln ermöglichten Aufträge haben den erwünschten Umfang nicht er⸗ reicht, obwohl infolge der Geldflüssigkeit der Reichsbahn diese Arbeiten in verstärktem Umfange möglich gewesen wären. Der bauliche Zustand der “ bedarf wesentlicher Verbesserung. 2. Der zur Verfügung stehende Wohnungsbaukredit des Reiches in Höhe von 200 Millionen Reichsmark ist in ganz ungenügendem Maße in Anspruch genommen worden. Das gleiche gilt von den Sondermitteln für den Ban von Landarbeiterwohnungen. 3. Die Förderung des Straßenbaues durch Zinsverbilligung ist in viel eringerem Maße erfolgt, als es die Aufgaben verlangen, die heer im Interesse der C zu lösen sind. 4. Sied⸗ ungen und Meliorationen sowie die Arbeiten gegen Hochwasser⸗ gefahr sind unzureichend in Angriff genommen worden. Der Reichstag fordert daher: Das Rei 5 nachdrücklicher, als es bieher geschehen ist, auf die Reichsbahn einzuwirken, damit die verfügbaren Mittel schnellstens verwendet und die eplanten Ent⸗ lagungen von Arbeitern sowie Betriebsstillegungen bei der Reichs⸗ bahn verhindert werden. Das Reich soll auf die Verwaltung der Post einwirken, daß sie die zur weiteren Vervollkommnung ihres Betriebes in Aussicht genommenen Erweiterungs⸗ und Ver⸗ besserungsarbeiten beschleunigt ausführt. Die Belebung der Wohnbautätigkeit ist durch schleunige Verabschiedung des sich auf mehrere Jahre erstreckenden Planes für den Wohnungsbau und seine Finanzierung zu sichern. Dieser Plan soll für das laufende Jahr möglichst den Bau von 250 000 leinwohnungen umfassen. Die Arbeiten für Straßenbauten, Meliorationen, Siedlungen und beim Hochwasserschutz sind insbesondere auch dir Beseitigung der behördlichen Kompetenzstreitigkeiten sowie urch schnellere Regelung im Instanzenweg zu beschleunigen. Bei allen Auf⸗ trägen sind die Lieferfristen so zu gestalten, daß unter Vermeidung von Ueberstunden eine möͤglichst umfassende Neueinstellung von Arbeitskräften notwendig wird. Eine der wichti sen Forderungen, um neben der Arbeitsbeschaffung zu einer wirksamen Entlastung des Arbeitsmarktes zu gelangen, -” die schleunige Verabschiedung des Arbeitszeitnorgeseben. Angesic ts der Tatsache, das die Erwerbs⸗ losigkeit mit den bisherigen Methoden allein auf die Dauer kaum bekämpft werden kann, ersucht der Reichstag die Reichsregierung, dem Reichstag alsbald weitere Maßnahmen vorzuschlagen, die ge⸗ eignet sind, unter Berücksichtigung der struktuellen Aenderun
Birtschaft einer größeren Anzahl von Erwerbslosen Arbe
und Brot zu schaffen.
— Der Soziale Ausschuß des Reichstags be⸗ schäftigte sich gestben mit den Wahlen nach der Reichs⸗ versicherungsordnung und dem An estelltenversicherungsgesetz. Hin⸗ sichtlich der Wahlvorschläge nach der Reichsversicherungsordnung wurde ein sozialdemokratischer Antrag angenommen, wonach die Vorschlagslisten von den wirtschaftlichen Vereinigungen 4u88c werden sollen, und zwar mit der Hinzufügung, daß bei den soge⸗ nannten Urwahlen auch die Versicherten selbst Vorschlagslisten ein⸗ reichen können. Beim Angestelltenversicherungsgesetz lag ein sozial⸗ demokratischer Antrag vor, wonach der Verwaltungsrat der seechoverscherungsanstat durch unmittelbare Wahl der Ver⸗ sicherten gewählt werden soll. Die Regierungsparteien wandten sich gegen diesen Antrag Die Beratung wird heute fortgesetzt.
— Der Verkehrsausschuß des Reichstags hat in einer gestrigen Sitzung den Antrag der Reichsre ierung, das
auprogramm der Seereedereien zu fördern, in⸗ oweit unterstützt, als er den entsprechenden Antrag der Reedereien eer Regierung zur Berücksichtigung überwiesen hat.
— Der Wohnungs aus chuß des Reichstags beauf⸗ tragte gestern seinen Vorsitzenden, beim Reichstagspräsidenten dahin vorstellig zu werden, haß der bisherige Unterausschuß für Siedlungs⸗ un Pachtfragen in einen selbständigen Ausschuß für Siedlungswefen umgewandelt wird. Die Angelegenheit wird in der nächsten Sitzung des Aeltestenrats besprochen werden.
— Der Reichstagsausschuß 9 die Ent⸗ schädigungsgesetze nahm in seiner ge frigen Sitzung Be⸗ richte von Vertretern der EEEöb der Interessen⸗ vertretungen für den Ersatz von Kriegs⸗ und Verdrängungsschäden entgegen.
“
verschärrt waltung erhielt die Gesellschaft Aufträge auf Fernkabel in Belgien,
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Der Ausbruch der Maul. und Klauenseuche ist
vom Schlacht⸗ und Viehhof in Plauen (Vogtl.) am 15., der
Ausbruch und das Erlölschen der Maul. und Klauen⸗
seuche vom Zentralviehhof in Berlin am 16. Februar 1927 amtlich gemeldet worden.
Handel und Gewerbe. Berlin, den 18. Februar 1927.
Telegraphische Auszahlung. ——— — ¹ —
17. Februar Geld Brief 1,763 1,7 67 4,207 4,217 2,060 2,064 20,969 21,021 2, 151 2,161 20,442 20,494 4,214 4,224 0,500 0,502 4,255 4,265
168,63 169,05 5,54 5,56
58,60 58,74 73,66 73,84 81,15 81,35 10,603 10,643 18,22 7,40 112,31
21,565 108,31 16,52
12,478 81,05
3,045 70,55
112,46 112,74 59,34 59,48
18. Februar Geld Brief 1,761 1,765 4,207 4,217 2,0599 2,063 20,964 21,016 2,148 2,158 20,438 20,49 4,214 4,224 0,50 0,502 4,255 4,265
168,64 169,06 5,44 5,46
58,60 58,74 73,67 73,85 81,24 81,44 10,60 10,64 18,26 18,30 7,40 7,42 112,31 112,59
21,555 21,605 108,31 108,59 16,51 16,55 12,477 12,517 81,045 81,245 3,045 3,055 70,78 70,96
112,44 112,72 59,32 59,46
——
Ausländische Geldsorten und Banknoten.
Buenos⸗Aires.
Canada apan .. Lairo l ͤgppt. Pfd.
Konstantinopel 1 tüͤrk. Lendom .. 124
New York 1
Rio de Janeiro 1 Milreis Uruguay .1 Goldpeso
Amsterdam⸗ Rotterdam „100 Gulden 100 Drachm.
E“ Brüssel u. Ant⸗ .. 100 Belga 100 Pengö
werpen Budapest.. Danzig 100 Gulden 100 finnl. ℳ 100 Lire
Helsingfors. Italien
100 Dinar 100 Kr.
Jugoslawien. Kopenhagen.. 100 Escudo 100 Kr. 100 Frcs.
Lissabon und Oporto.. 100 Kr. 100 Fres.
Ee-8 100 Leva 100 Peseten
. Schweiz.. 100 Kr. 100 Schilling
1 Pap.⸗Pes. 1 fkanad. 5 1 Yen
Sofia.. Spanien.. Stockholm und Gothenburg. Wien. .....
17. Februar Geld Brief
18. Februar Geld Brief 20,55 20,65
4,24
4,26 4,199 4,219 4,183 4203 1,737 1,757 0,488 0,508 4,183
4,203 20,405 20,505 20,395
20,495 58,43
58,73 111,97 11253 81,10
81,50 10,54
Sovereigns.. 20 Frcs.⸗Stücke Gold⸗Dollars. Amerikanische: 1000 — 5 Doll. 2 und 1 Doll. Argentinische. Brasilianische. Canadische.. Englische: große 1 f& u. darunter 82 Türkische türk. Pfd. Belgische 100 Belga Bulgarische. . 100 Leva Dänische 100 Kr. Danziger 100 Gulden Finnische 100 finnl. ℳ
4 275b
ap.⸗Pes. n. anad. 5
—,——— Hb⸗ FSr
81,05 10,55 16,56 168,18
18,30
108,13 59,28
10,60 Französische 100 Frcs. 16,56 16,64 Holländische.. 100 Gulden 168,18 169,02 Italienische: über 10 Lire 100 Lire 18,31 18,41 Jugollawische. 100 Dinar ,3 7,38 Norwegische. 100 Kr. Oesterreichische 100 Schilling Rumänische: 1000 Lei und neue 500 Lei unter 500 Lei Schwedische.. Schweizer ... Spanische.. Tschecho⸗slow. 5000 Kr... 1000 Kr. u. dar. Ungarische..
100 Lei
100 Lei
100 Kr. 100 Frcs. 100 Peseten
100 Kr. 100 Kr. 100 Pengö
— Nach dem Geschäftsbericht der Siemens u. Halske Aktiengesellschaft, Berlin, vom 31. Oktober 1925 bis 30. September 1926 waren die Bestellungen nicht reichlicher als im Vorjahr, aber die seit mehreren Jahren andauernden Bestrebungen, durch Typisierung. Anwendung modernster Herstellungsmethoden. An⸗
passung der Konstruktionen an diese und Fortentwicklung der Organi⸗
sation die Selbstkosten der Ware berabzusetzen, haben sich besonders dort, wo größere Mengen gleicher Art in Frage fommen, als erfolg⸗
reich erwiesen, so daß trotz der gegen das Vorlahr wiederum gesteigerten Lasten größere Ueberschüsse erzielt werden konnten.
Die Bestellungen vom Auslande überstiegen diejenigen des Vorjahrs trotz der entgegen⸗ stehenden Schwierigkeiten durch hohe Zölle und andere Maßnahmen zur Bevorzugung heimischer Industrie, die sich in vielen Ländern noch haben. Neben Aufträgen für die Reichstelegrapbenver⸗
für die Fernkabellinie Wien — Passau, für den Anschluß der Schweiz und von Holland sowie von Dänemark an das deutsche Netz. An der fortschreitenden Umwandlung der Ferniprechämter von Hand⸗ betrieb zum Selbstanschlußfystem im In⸗ und Ausland wie in Verlin
war die Gesellschaft beträchtlich beteiligt, vom Ansland aingen größere
Aufträge inebesondere aus Italien Japan und Finnland ein. Feuer⸗ melder⸗ und Poltzeirufanlagen wurden in mehreren deutschen Städien auegeführt, Schachtsignalanlagen nach dem Ausland gelierert. Run d⸗ funkapparate wureen in steigendem Maße abgenetzt. Im Eizenbahn⸗ sicherungswesen beginnt sich eine geringe Besserung demerkbar zu machen. Die Siemens⸗Bauunton G. m. b. H. Kommanditgesellchaft war aut beschäftiat. Der Umsatz und die Zahl der am Schluß des Geschäusjahrs in Ausführung begriffenen Bauten waren arößer a¹s im Vorjahre. Auf der größten Baustelle, das ist die Wasserkraft⸗ anlage am Shannon in Irland, sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Eine größere Anahl von im Vorjahr bestellten Elektrobsten wurde in Betrich gesetzt und neue Aufträge, darunter solche auf DOeie
von 15 bis 20 Tonnen Fassung, hereingenommen. Der auf Gewinn⸗
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