Der Etat für Genossenschaftshengste sei zu er⸗ höhen. Bei der Prüsung der Eignung eines Heugstes für Ge⸗ wahrung eines Staatsdarlehns sollte nicht der Landstallmeister allein, sondern ein Ausschuß mit 8* zusammen entscheiden. Auch bei der Landespferdezucht müßten solche Maßnahmen rege unter⸗ stützt werden, die geeignet seien, günstig auf unsere Handelsbibanz einzuwirken. Bei Remontehengsten 5 Kaltblut dürften nicht, wie im letzten Jahre, 40 Prozent Auslandshengste gekauft werden, höchstens einige Spitzenhengste
Minister für Landwirtschaft, Tomänen und Forsten Dr. Steiger legt hierauf die vom Staat ergriffenen Maß⸗ nahmen zur Hebung der Landespferdezucht dar. Seine Aus⸗ führungen werden nach Eingang des Stenogramms mitgeteilt werden.
Abg. Kellermann (Komm.) weiteren Hengft⸗ abbau in den staatlichen Gestüten. Es sei in Preußen überhaupt keine Landespferdezucht vorhanden. 34 000 Stück an Arbeits⸗
ferden hätten eingeführt werden müssen. Der Bauer werde den Corteil des Motors begreifen, wie es der Großbesitz 8 habe. Die kommunistischen Anträge zur E der Klein⸗ und Mittelbetriebe würden jedoch immer abgelehnt. In den Groß⸗ betrieben sei die Industrialisierung soweit fortgeschritten, daß sie kein Interesse mehr an der Haltung guter Hengste hätten. Die Bauern und Landarbeiter würden ein ““ und brauchbares Pferd nur erhalten, wenn sie die Verwaltung der Gestüte selbst in die Hand nähmen.
Abg. Flögel (Wirtsch. Vereinig.) stellt die schlechte Besetzung des Hauses fest und bedauert unter Heiterkeit, daß der Pferde⸗ verstand im Landtag so wenig ausgebildet fei. Der Redner be⸗ tont die Notwendigkeit der Pflege des Warmbluts und des Kalt⸗ bluts. Zu fordern sei besonders die Unterstützung der privaten Hengsthaltung und der Genossenschaften. Wenn die Pferdezucht durch Zölle geschützt werde, so klomme das auch den kleinen Bauern zugute. Der Redner legt des weiteren dar, ngh das Pferd in der Landwirtschaft nicht zu entbehren sei; das Pferd werde in ihr immer der Hauptmotor bleiben. Deshalb müsse die Landespferde⸗ zucht wachsen und gedeihen.
Abg. Peters⸗Hochdonn (Soz.) wünscht klare Auskunft, eine wie hohe Zahl von Stuten, an kalten und an warmen Stuten, in den staatlichen Gestüten gedeckt worden seien. Seiner Ansicht nach werde das Warmblut bedeutend bevorzugt; auf seinen Teil entfallen %, auf das Kaltblut nur % der Deckungen. Das Kalt⸗ Plerd und Gebrauchspferd werde immer seine Bedeutung haben. Deshalb müsse der Staat für die Kaltblutzucht Zuschüsse geben. Dem Abg. Roeingh (Zentr.) sei entgegenzuhalten, daß wir ohne Pferdeeinfuhr nicht auskommen können. Das zeige schon die hohe Zahl der eingeführten Pferde im Vorjahre, die sich auf 270
tück belaufe. Auch große Brauereien, wie Schultheiß⸗Papen⸗ pofer, hätten erklärt, daß das ausländische Pferd nicht zu ent⸗ ehren sei. Für Rennpferde habe die Sozialdemokratische Partei nichts übrig. Wenn es sich aber um ein gesundes Gebrauchspferd handele, so wolle seine Partei gerne Mittel bewilligen.
Abg. Stendel (D. Vp.) stellt fest, daß die derzeitige Motoristerung längst nicht soweit -. sei, doß die deutsche Pferdezucht abgebaut oder gar eingestellt werden konnte. Die deutsche Pferdezucht habe auch nicht so übermäßig zu⸗ genommen, daß sich keine Käufer mehr fänden. Für die ost⸗ preußische Zucht dürften die staatlichen Mittel nicht weiter ver⸗ mindert werden. Es set leicht, eine Zucht abzuschaffen, aber weit “ eine vernichtete Zucht wieder aufzubauen. Auch die von er Deutschen Volkspartei zurzeit geforderte, von den Demokraten bekämpfte Einrichtung des Osnabrücker Gestüts abe sich nach der übereinstimmenden Meinung der Züchter durchaus bewährt. (Sehr richtig bei der Deutschen Volkspartei.) Privaten Zucht⸗ . solle man in ihrer Entwicklung keinen Hemmschuh aich usa, igs Maßnahmen anlkegen, vorausgesetzt, daß sie nicht Mischmasch, sondern reine Zucht trieben. Den Antrag auf Unter⸗ tützung der schleswig⸗holsteinischen Zucht begrüße seine Fraktion.
89 der Ausführungen des Abg. Peters⸗Hochdonn drücke die Einfuhr 8 die Preise der heimischen Produktion. Um der drohenden Gefahr eines Pferdemangels beizeiten vorzubeugen, sollte die Regierung eine genaue G über den Pferdebestand züct wehr Die bedauerlichen Eingriffe in die Hengitesucht dürfe
nicht ““
nicht wiederholt werden, weil eine gnte deutsche Pferdezucht sonft nicht erhalten werden könne.
Abg. b de Wente (Dem.) anerkennt das gute Sachverständnis und den guten Willen des gegenwärtigen Ober⸗ landstallmeisters, für die Landwirtschaft brauchbare Pferde heran⸗ üzüchten. Man müsse aber den Privatzüchtern, namentlich en Genossenschaften, größere Neihe darin geben, den Pferdetyp zu züchten, den sie für brauchbar hielten. Es müsse endlich ge⸗ rochen werden mit der alten Theorie des „beschränkten Unter⸗ tanenverstandes“, dem man alles bis ins Kleinste vorschreiben müsse. Das Pferd werde heute und in Zukunft unentbehrlich be⸗ phehere für die Landwirtschaft sein. Man dürfe aber nicht über⸗ jehen, daß andererseits auch die Motorisierung solche Fortschritte emacht habe, daß heute im wesentlichen kein hochwertiges Warm⸗ blut, sondern mehr das ganz schwere Warmblut oder Kaltblut also das Gebrauchspserd, gezüchtet werden müsse. Der Bedarf dieses Pferdes gehe schon Czrabe hervor, daß die Einfuhr des Kaltblutes sich gegen das letzte Jahr verdoppelt habe.
Abg. Meyer⸗Hermsdorf (D. Nat.) weist nochmals auf die schädlichen Wirkungen des Fe. hin und bedauert, daß man anscheinend jetzt auch Stuten abbauen wolle. Den Gestüts⸗ anwärtern müsse durch bessere Entlohnung die Dienstfreudigkeit erhalten werden.
Abg. Antonie Wohlgemuth (Soz.) meint, daß die Maschine früher oder später doch die entscheidende Rolle spielen werde. In der Pferdezucht solle daher hauptsächlich ein Gebrauchs⸗ ferd für die kleinen und mittleren Bauern herangebildet werden. Auch in Darkehnen sollte nicht nur Warmblut, sondern ein für die dortigen Bauern brauchbares schweres Pferd gezogen werden. Weiter setzt sich die Rednerin noch für die Forderungen der Ge⸗ stütsbeamten ein.
Abg. Henkel (Zentr.) erklärt, der Optimismus der Links⸗ Henise bezüglich eines raschen Fortschreitens der Motorisierung er Landwirtschaft sei unbegründet, weil die Landwirte bei ihrem gegenwärtigen Kapitalmangel und der Unsicherheit der Rentabili⸗ ktät der Betriebe gar nicht imstande seien, Motore zu kaufen. Außerdem habe sich an vielen Orten gezeigt, daß durch die Elektri⸗ hierun der Gemeinden kein Stück Spannvieh gespart werden önne. Weiter liege z. B. in Oberschlesien die Pferdezucht im Be⸗ reich der mittleren und kleineren Grundbefitzer, die durch den Ver⸗ kauf ihrer Pferde, an die Großgrundbesitzer ihren schweren Existenzkampf etwas erleichtern könnten
Abg. Kasper (Komm.) meint, die korruptiven Machen⸗ schaften des Buchmachergewerbes zeigten ihre Ausstrahlungen bis in die Regierung und in das Parlament hinein. Die Schieber⸗ und Cliquenwirtschaft, die sich dort unter Staatsaufsicht breit mache, müsse einmal öffentlich beleuchtet werden. Der Zentrums⸗ abgeordnete Teitscheid habe vor langer Zeit beantragt, daß mög⸗ lichst vielen Gehilfen die selbständige Buchmacherkonzession erteilt werde. Plötzlich sei eine Petition vorgelegt worden, in der Buch⸗ machergehilfen sich gegen diesen Antrag wandten. Tatsächlich sei diese Petition durch die Buchmacher selbst von ihren Gehilfen er⸗ reßt worden und somit bestellte Arbeit. (Hört, hört! bei den
ommunisten.) In einer ausführlichen Denkschrift habe dann der Verband der konzessionierten Buchmacher, dessen Syndikus der frühere sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Ernst sei, auch noch gegen den Antrag protestiert, weil er die Existenz der Buch⸗ macher bedrohe. (Gelächter und hört, hört! bei den Kommunisten.) Dabei sei statistisch festgestellt daß z. B. in Berlin jeder Buch⸗ macher durch jede seiner durchschnittlich sechs Wettannahmestellen einen jährlichen Reinertrag von 9280 Reichsmark erziele. Die Buchmachergehilfen aber bekämen nux etwas über 2000 Mark im Jahr. (Anbaltendes lebhaftes Hört, hört! bei den Kommunisten.) Hinzu komme, daß die Buchmacher ihr Geld in der schmutzigsten, niedrigsten und gemeinsten Weise unter der ihnen gewährten
Staatskonzession verdienten. (Präsident Bartels rügt diese Aus⸗ drucksweise.) Auch der sozialdemokratische Land agsabgeordnete Wittich habe als Direktor der Nachrichtenzentvale der Buchmacher gegen den Antrag Teitscheid protestiert. Die Zentrumsgruppe habe nicht länger “ wollen, daß nur die Sozialdemokraten an diesen Korruptionsherd herankommen. In diesem Zusammen⸗ hange seien dann in der Presse die Vorwürse gegen die Zentrums⸗ abgeordneten Teitscheid und Blank erhoben worden, daß sie unter Ausnutzung ihrer parlamentarischen Verbindungen Buchmacher⸗ konzessionen verschafft hätten. Beide Abgeordneten hätten von der Tribüne des Landtags feierlich erklärt, daß sie Strafantrag gegen die verantwortlichen Redakteure der betrefsenden Zeitungen stellen wollten. Der Abg. Teitscheid habe aber, wie der Syndikus der Buchmacher, Ernst, mitteilte, dieser bombastischen Erklärung bis heute noch nicht die Tat folgen lassen. (Lebhaftes Hört, hört! bei den b1“ Der weniger belastete Abg. Blank habe zwar Strafantrag gestellt. Die Staatsanwaltschaft habe jedoch mit ihrer „feinen Nase“ erkannt, daß hier nichts gemacht werden solle, und erklärt, es liege kein öffentliches Interesse vor, weshalb der Strafantrag abzulehnen sei. “ lebhaftes Hört, hört! bei den Kommunisten und Zurufe.) Deshalb müsse der Vorwurf, daß die beiden Zentrumsabgeordneten und andere Herren des Ministeriums an den Schiebungen beteiligt seien, aufrecht⸗ erhalten werden, (Präsident Bartels erteilt dem Redner einen Ordnungsruf), solange nicht die gerichtliche Klarstellung erfolgt ist. Man kann den Eindruck nicht verwischen: Wir stehen einem Korruptionsherd gegenüber! Wisse Herr Müller⸗Breslau von den Sozialdemokraten nichts, von dem feudalen Kegelklub kon⸗ zessionierter Buchmacher? 200 konzessionierte Buchmacherstellen werden von „Partei wegen“ einfach verschachert! Auch die Herren Teitscheid und Blank vom Zentrum sollten endlich den Mund auftun und nicht mehr so schweigsam jein! Das Ministerium sei an diesen Schweinereien mitschuldigt! Die Cliquenwirtschaft stinke — Himmel. Weg mit dem ganzen Wettbetrieb! Man gebe vor, leine Steuerausfälle erleiden zu wollen. Das sei kratische Politik! (Hört, hört! bei den Kommunisten.) mit ver⸗ schenke man 9 Millionen an die Rennvereine! Freilich, der kapitalistische Staat werde nicht imstande sein, diese Pestbenle wie andere zu beseitigen.
Mmister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Steiger: Meine Damen und Herren! Ich besitze zwar noch nicht das Steno⸗ gramm über die Ausführungen des Herrn Abgeordneten Kasper, es ist mir aber in Erinnerung, daß er Beamte des Landwirtschafts⸗ ministeriums beschuldigt hat, sie hätten nicht korrekt gehandelt. Ich habe zu diesen ganzen Angelegenheiten seinerzeit sofort eine Er⸗ klärung in der Oeffentlichkeit verbreitet. Zu dieser Erklärung habe ich nichts hinzuzusetzen. Ich kann nur feststellen, daß keiner der Beamten im Landwirtschaftsministerium sich eine Handlung hat zu⸗ schulden kommen lassen, wie vom Herrn Abgeordneten ausgeführt wurde, und ich überlasse es dem hohen Hause, über diese Aus⸗ führungen des Herin Vorredners sich das Urteil zu bilden. (Bravo! — Zurufe bei den Kommunisten.)
Abg. Teitscheid (Zentr.) verweist auf den von ihm beim Landgericht I in Berlin eingebrachten Strafantrag: man solle das Urteil des Gerichts abwarten.
Abg. Müller⸗Breslau (Soz.) weist gleichfalls mit kurzen Worten die gegen ihn erhobenen Angriffe zurück: es sei wohl kein Verbrechen, einen Kegelabend zu machen!
Damit schließt die allgemeine Aussprache.
In der Einzelaussprache auf eine Bemerkung des Ab⸗ geordneten Jordan (Zentr.) Oberlandstallmeister Groscurth. eine Aufstellung über die in den letzten Jahren vom Ausland an⸗ gekauften Veregste. Es handele sich dabei nur um Hengste aller⸗ erster Qualität.
Damit schließt auch die Einzelaussprache. Die Ab⸗ stimmungen finden in einer späteren Sitzung statt.
Freitag 12 Uhr: Domänenhaushalt.
Schluß 18 ½ Uhr.
es sich um Versuche.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Haushaltsausschuß des Reichstags setzie gestern die allgemeine Beratung des Etats des Aus⸗ wärtigen Amtes fort. Staatssekretär von Schubert teilte dem Ausschuß mit, daß der ö des Auswärtigen Dr. Stresemann es außerordentlich bedaure, wegen Krankheit an der Teilnahme bei der Etatsberatung im Ausschuß verhindert zu 58 Der Staatssekretär bat dann, laut Bericht des Nachrichten⸗ büros des Vereins deutscher Zeitungsverleger, der Anregung, die sich aus der vorgestrigen Diskussion ergeben habe, zu fo gen und ie Gesandtschaften von Buenos Aires, Rio de Janeiro und Santiago zu Botschaften zu erheben. In Rio de Janeiro seien bereits 11 Bot chafter akkreditiert, in Buenos Aires 9 und in Santiago 6. Was die Kosten betreffe, so werde man mit dem bisherigen Personal auskommen, so daß nur unwesentliche Mehr⸗ kosten entstehen würden. Abg. Dr. Breitscheid (Soz.) kritisierte die bleibenden Reste in den Ausgaben bzw Vorgriffe auf das neue Jahr und gab zu erwägen, ob man nicht durch Erniedrigung der neuen Ansätze am besten die Reste beseitigen könne. Ein Unterausschuß möge sich mit diesen Fragen befassen, wie v möglich Repräsentation hei für die Ge⸗ andten und Botschafter nötig. Man müsse aber verhüten, daß chließlich die diplomatische Karriere wieder ein Vorrecht der zlutokratie werde. Leider würden die jungen Attachés mit etwaigem Reichszuschuß über die Achsel angesehen. Ueber die Kulturabteilung werde leider unter den Attachés recht gering⸗ wäßig hespro hen, man spreche von „Abkommandierung zum Train“, der im Kriege doch an Ansehen gewachsen sei. GHeiter⸗ keit.) Redner kritisierte die Vorzieeng⸗ des Attachés im Aus⸗ wärtigen Amt; es fehle manchem jungen Attaché der Respekt vor der neuen Bee . Daran ließen es auch höhere Beamte seiner Meinung nach fehlen. Im scheine die Feier des Verfassungs⸗ tages, wie es der Botschafter in Konstantinopel getan habe, nicht rgeheset der den Mitgliedern der deutschen Kolonie anheim⸗ estellt habe, ihn am Nachmittag um 5 Uhr in Therapia aufzu⸗ en Schlecht sei das S über die Sozialattachés. Zwei dieser Herren seien nicht als wirkliche Sozialattachés, sondern nur als Berater für die schwierigen sozialen Fragen nach London und Paris gesandt. Das genüge nicht. Noch immer aber erscheine die Beschäftigung mit Arbeiterfragen als wenig vornehm. Er 85 weiter ob man bei den Delegationen zum Völkerbund nicht Ersparnisse machen könne. Der deutsche Apparat sei der stärkste. Ob alle neuen Botschaften und Gesandtschaften nötig seien, de⸗ zweifle er. Für die deutsche Liga für den Völkerbund den Titel von sechzigtausend Reichsmark wieder einzusetzen, finde au jeine Zustimmung; sie dürfe aber keine Filiale des Auswärtigen Umtes werden. Das sage er, obwohl er zu ihrem Vorstand gehöre. Abg Freiherr von Rheinbaben (D. Vp.) sprach gleichfalls für die Bewilligung von 60 000 Reichsmark für die Liga für den Völkerbund. Die Ausbildung der Attachés werde jetzt anders als früher gehandhabt, sie würden meist in Kursen usw., drei Jahre lang hier im Auswärtigen Amt theoretisch ausgebildet — eine lange Zeit für ältere Anwärter — sie würden dann noch meift zwei Jahre lediglich als Attachés beschäftigt. Diese theoretische Aus⸗ bildung halte er nicht für günstig. Was die heitere Seite der Aus⸗ bildung betreffe, so sollten die Attachés heute auch noch Reitstunden nehmen und Automobilfahren lernen. Eine Besserung sei schwierig. Wie solle das Auswärtige Amt die Auswahl treffen? Gefordert werde Berücksichtigung der Partei, der Religion, Alter, juristische oder auch nichtjuristische Vorbildung usw. Daß die Beamten über Be⸗ förderung und Gehalt sprächen, komme in allen Ressorts vor und sei nicht bloß Eigentümlichkeit der Beamten. Generalkonsulate könnten vielleicht mit Botschaften und Gesandtschaften zusammen⸗
gelegt werden. Ein Unterausschuß müsse den Plan für Errichtung neuer Konsulate prüfen Die Bearbeitung für Nachlässe und Nach⸗ forschung müsse weiter im Auswärtigen Amt geschehen. Redner fragte, ob zur Führung der Handelsvertragsverhandlungen das Referat Ritter genügend mit Personal ausgestattet sei und welches Ressort die letzte Verammworung für die Verhandlungen mit dem Reparationsagenten habe, ferner ob der Ausschuß. der jetzt ein⸗ gesetzt sei, genüge. Die Anregung, Gelehrte, die im Ausland tärig gewesen wären, bei ihrer Rückkehr nach Deutschland besser zu ver⸗ sorgen, unterstütze er. Man müsse auch deutsche Studenten in größerer Zahl ins Ausland senden, eventuell mit entsprechenden Stipendien. Das Völkerbundsreferat sei nach seiner Meinung aus⸗ zubauen. Für die Errichtung einer Botschaft in Chile und den übrigen ABC⸗Staaten Südamerikas trete er aus allgemeinen außenpolitischen Gründen und aus deutschem Interesse ein. Das bisherige Kompromiß über die Sozialattachés genüge ihm nicht, sie müßten auch wirklich hundertprozentige Sozialattachés werden. Die Titel⸗ und Ordensfrage müsse im Interesse unserer aus⸗ ländischen Personalbeziehungen einmal neu beraten werden. Abg. Stoecker (Komm.) kritisierte die Steigerung der geheimen Fonds und die Pläne der Erhebung von Gesandrschaften zu Bot⸗ schaften. Es gäbe im übrigen nicht nur die Rote⸗Kreuz⸗Medaille, sondern noch eine Plakette die ja kürzlich dem Oberpräsidenten Noske verliehen worden sei. Den ärmeren Schichten der Be⸗ völkerung sei der Zugang zu den Beamtenstellen überhaupt, zu denen des Auswärtigen Amtes ganz besonders schwierig. Gegen die Bewilligung für die Liga für den Völkerbund stimme seine Partei. Ernstliche Schritte müßte mon gegen die Anwerbung zur französischen Fremdenlegion unternehmen. Redner besprach dann die Waffentransporte von der Tschechoslowakei durch Deutsch⸗ land nach China usw. Weiter kritisierte er, daß einem Sekretär der englischen Bergarbeiter namens Cook, der sehr linksgerichtet sei, die Einreise nur unter der Be⸗ dingung gestattet worden sei, daß er nicht öffentlich vede. Ebenso sei es einigen russischen Arbeitern gegangen. Staatssekretär von Schubert hielt die Frage der Sozial⸗ attachés noch nicht für definitiv abgeschlossen. Zunächst handele Der Staatssekretär hält die sozialen Fragen sir so wichtig, daß auch der Botschafter und die anderen Beamten er deutschen Missionen sich unbedingt mit dieser Materie vertraut machen müßten. Eine Bestimmung der Sozialattaches liege darin, die Unterrichtung der Botschafter und anderen Missionsbeamten mit den sozialen Fragen zu vermitteln. Was die deutsche Ver⸗ tretung in den Dominions betreffe, so sei immer großes Gewicht ierauf legt worden, besonders tüchtige Beamte dorthin zu enden. Bezüglich der Klagen über französische Anwerbungen zuʒ Fremdenlegion im besetzten Gebiet erklärte der Staatssekretär, dHaß die deutsche Botschaft in Paris wiederholt im Auftrage des Aus⸗ wärtigen Amtes in dieser Sache bei der französischen Regierung vorstellig geworden sei. Die französische Regierung habe aner⸗ kannt, daß die Tatsache der Besetzung deutschen Gebietes den Be⸗ atzungsstellen kein Recht zu solchen öö gewähre. Sie habe auch das Recht der deutschen Behorden, nach Maßgabe des deutschen Rechts gegen unlegitimen Grenzübertritt von “ land nach Frankreich durch Legionsanwärter einzuschreiten, nicht bestreiten können. Im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amt hätten alle beteiligten Länderregierungen ihre örtlichen Stellen angewiesen, insoweit die Kontrolle zu verschärfen. Das Aus⸗ wärtige Amt werde Hand in Hand mit den Länderregierungen weiter sein Möglichstes tun, um
etwaigen französischen An⸗ werbungen im besetzten Gebiet entgegenzuarbeiten. as die Reise des Besretärs der englischen Bergarbeiter Cook nach Deutschland betreffe, so In Herr Cook bereits zweimal, und zwar vom 13. bis 20. März 1927 und vom 21. September bis 10. Oktober 1927 die Einreiseerlaubnis nach Deutschland ohne jede ve se; erhalten. Bevor er seinen dritten Antrag auf Einreise na Deutschland stellte, wollie er nach Rußland und nach Polen reisen. Sowohl Rußland wie auch Polen verweigerten ihm die Einreise⸗ erlaubnis, wogegen Deutschland ihm jetzt lediglich ein Redeverbot erteilte, aber die Einreise nach Deutschland erlaubte. Abg. Ersing (Zentr.) führte aus, daß nach seiner Meinung doch wisse ErFaͤrnifte an den Reichsausgaben möglich sein müßten. ie Zahlen des Pensionsfonds seien doch geradezu erschreckend. Die Hauptausgabe müsse jetzt sein, daß das Finanzministerium den alten Besoldungsplan umstelle, und daß wir dann erst ein Jahrlang abwarten, wie sich die Verhältnisse gestalten. Die Sozialattachés habe er sich anders gedacht, er habe gemeint, daß diese Herren die Sozialgesetzgebung von Amerika, England und rankreich studieren. Im sozialpo “ Interesse aller Länder ei es dringend notwendig, daß alle Staaten nicht nur die inter⸗ nationalen praktisch durchführen. 8 olitischen Attachés eine wertvolle Aufgabe leisten.
Auf diesem Gebiete könnten die sozial⸗ Im Rahmen
er finanziellen Möglichkeiten müßten auch die kulturellen An⸗
ozialen erRufrdichen 1 sondern sie auch
gelegenheiten im Auswärtigen Amt gefordert werden. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen wünschte dann Redner vertraulich Auskünfte über die Verwendung der Eegenanngt Sammelfonds. Vielleicht könne die Auszahlung aller imfonds der verschiedensten Reseris durch eine “ erfolgen, wenn auch die Anweisung selbst durch die Ressorts am besten geschehe. Abg. D. Dr. Schreiber (Zentr.) unterstützte die Mahnung zur Sparsamkeit. Die Errichtung eines Generalkonsulats in Luzern ei nicht nötig; denn dort estage bereits ein Konsulat erster lasse. Redner erbat ein Verzeichnis der Wahlkonsuln und e. die Auswahl der Attachos,. Hierbei erinnerte er an die religionspolitischen Gründe dieser Auswahl für Verwendung der Attachés in gewissen Ländern, z. B. den spanisch⸗füdamerita⸗ nischen 818 Die Sozialattachés erfreuten sich leider keines be⸗ sonderen Ansehens. Diese Sozialattaches könnten doch die Auf⸗ gaben der Auswanderungskommissare erfüllen, wie sie schon 1920 efordert seien und beispielsweise für Südamerika dringend Deren Aufgaben könnten durch die Botschaften nicht gelöt werden. Abg. Quaatz (D. Nat.) schlug vor, gewi e Fragen es Etats, die die Ueberschreitungen und die Vorgriffe bei diesem Etat und dem Verkehrsetat in einem besonderen Ausschuß zu be⸗ handeln. Vorsitzender Abg. Heimann (Soz.) war der Meinung, diese Ffsgen dem Spezialausschuß für die Verschuldung des außer⸗ ordentlichen Etats zu übergeben, ein Ausschuß, der neulich be⸗ schlossen worden fei. Die Frage habe indessen nur einen theo⸗ retischen Zukunftszweck. In diesem Sinne beschloß der Ausschuß. — In der weiteren Beratung kom Abg. Dr. Dietrich⸗Baden (Dem.) auf die Frage der Pässe und Paßv a zurück. Jetzt könnten die deutschen Geschäftsleute kleinere Geschäfte wegen der hohen Kosten im Auslande überhaupt nicht machen. Ministerialdirektor Dr. Schneider legte die Richtlinien dar, nach denen der Aus⸗ bau der Konsulate erfolgt. Das Interesse des deutschen Henes im Auslande ist für uns der leitende Gesichtspunkt für die Er⸗ richtung von Konsulaten. Wir haben in den Vereinigten Staaten jetzt 10 (vor dem Kriege hatten wir 12) in Brasilien haben wir jetzt 7, früher 8, im nahen Orient jetzt 8, früher 17, in China⸗ jetzt 9, früher 16 Konsulate. Unsere aeen. sollen Schritt⸗ macher des Handels sein. Die Wahlkonsulate haben wir dort, wo große Interessen Deutschlands auf dem Spiele stehen, nach Möglichkeit in Berufskonsulate umzuwandeln. Vor dem Krie hatten wir 614 Wahlkonsulate, jetzt haben wir nur 361. 8s” sehr schwer, geeignete Persönlichkeiten dafür zu finden. Es fin auch die Gebühreneinnahmen zurückgegangen Tadurch erhöhen ich die Endsummen für die Ausgaben. Eine rennung des Konsulatsdienstes und des diplomatischen Dienstes ist personalpolitisch und organisatorisch, also von zwei ve schiedenen Standpunkten aus, zu betrachten. Personalpolitisch ist jede Trennung auf das entschiedenste abzulehnen. Organisatorisch mögen sich aus der e e der Konsulate mit den Missionen Unbe⸗ quemlichkeiten ergeben haben, sie sind aber nicht so erheblich, daß eine Aenderung des Systems, die wieder neue Ausgaben ver⸗ ursachen würde, notwendig wäre. Ein neues Konsulatsgesetz ist in Vorbereitung. Ebenso soll eine Aenderung der Gebühren⸗ ordnung für die Konjulate erfolgen. Die Steigerung der Aus⸗ aben im Etat des Auswärtigen Amts ist auf die Jahr für Jahr it 1924 gestiegenen Zahlen für die Besoldung der Auslands⸗
2
1. Untersuchungslachen.
2. Aufgebote, Verlust⸗ u. Fundzachen, Zustellungen u. deral. 3. Verkäufe, Verpachtungen. Verdingungen ꝛc.
4. Verlosung ꝛc. von Wertpavpieren.
5. Kommanditgesellschaften auf Aktien. Aktiengesellschaften
und Deutsche Kolonialgesellschaften
Berlin, Freitag, den 20. Fanuar
1,05 Reichsmark.
sZI
6. Erwervbs⸗ und Wirtschaftsgenossenschaften.
5 5 7. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. en 1 er nzeiger. 8. Unfall- und Inpvaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. 9. Bankausweise.
Anzeigenpreis für den Naum einer 5 gespaltenen Einheitszeile ( Petit)
10. Verschiedene Bekanntmachungen. 11. Privatanzeigen.
22☛ Befristete Anzeigen müssen drei Tage vor dem Einrückungstermin bei der Geschäftsstelle eingegangen sein. ☚
5. Kommanditgesellschaften auf Aktien, Aktien⸗ gesellschaften und Deutsche Kolonialgesellschaften.
89386] P ber AM 2 000 000.— 8 %
rospekt hypothekarisch sichergestellte Teilschuld⸗
verschreibungen von 1926 rückzahlbar zu 103 % durch Auslosung,
Tilgung
und Gesamtkündigung nicht früher als zum 1. Jult 1931 zulässig.
1000 Stück über je RM 1000.— = 358,42 g Feingold Lit. A Nr. 1— 1000, 1500 Stück über je RMN 500.— = 179,21 g Feingold Lit. B Nr. 1— 1500, 1250 Stück über je RMN 200.— = 71,684 g Feingold Lit. C Nr. 1— 1250 der
Chemnitzer Actien⸗Spinnerei, Chemnitz.
Die unter der Firma Chemnitzer Actien⸗Spinnerei bestehende Aktiengesell⸗
schaft ist im Jahre 1857 errichtet worden und hat ihren Sitz in Ch.
emnitz.
Gegenstand des Unternehmens ist die Herstehung und Verwertung von
Garnen und Zwirnen.
Die Gesellschaft ist berechtigt, gleichartige oder verwandte
Unternehmungen, insbesondere solche, die sich mit der Weiterverarbeitung der Er⸗ zeugnisse befassen, zu erwerben oder sich daran zu beteiligen und Zweigniederlassungen
zu errichten.
Das Grundkapital betrug ursprünglich ℳ 3 000 000. — (1 000 000 Taler), erreichte nach mehrfachen Veränderungen im Laufe der Jahre, zuletzt im April 1923, den Betrag von PM 52 500 000.—, bestehend aus PM 50 000 000.— Stammaktien und PM 2 500 000.— Vorzugeaktien mit mehrfachem Stimmrecht, und wurde laut Generalversammlungsbeschluß vom 18. November 1924 auf RM 3 005 000.— um⸗
gestellt. Es setzt sich zusammen aus
RM 3 000 000.— Stammaktien, Stück 38 000
u je RM 60.— mit den Nummern zwischen 1 und 38 005 und Stück 2400 zu je
M 300.— Nr. 1 — 2400,
und RM 5000.— Vorzugsaktien, Stück 500 zu je
RM 10.— Nr. 1 — 500. Stamm⸗ und Vorzugsaktien lauten auf den Inhaber.
Die RM 5000.—
Vorzugsaktien der Gesellschaft
be⸗
finden sich im Besitze der Allgemeinen Deutschen Credit⸗ nstalt in Leipzig, der Dresdner Bank Filiale Chemnitz, der Commerz⸗ und Privat⸗Bank Aktiengesellschaft, Berlin,
Dividendenbeträge und der Dividende Die Rückzahlung darf nur aus
8
und von Mitgliedern der erhalten aus dem
orzugsdividende von 6 %.
Verfügung stehende Betrag wird gleichmäßig au Vorzugsaktien nach Maßgabe
aktien und
Verwaltung. verteilbaren .“ vor den Stammaktien eine na 8 Der nach Verteilung von eben⸗ falls 6 % auf die Stammaktien zur Ausschüttun
Die NS, Reingewinn eines jeden zahlungspflichtige
noch zur Stamm⸗ ihrer Kapital⸗
2
beträge verteilt, bis beide Aktiengattungen zusammen 8 %
erhalten haben. den Stammaktionären zu.
Ein weiterer Ueberschuß fällt ausschließlich
Vom Jahre 1932 ab hat die Gesellschaft das Recht, die Vorzugsaktien nach vorausgegangener, wenigstens einviertel⸗ sbh c Kündigung mit Wirkung auf den Schluß eines Ge⸗ chäftsjahrs gegen Zahlung des Nennwerts nebst 15 % Auf⸗ geld und zuzüglich deretwa aus früheren Jahren rückständigen
Geschäftsjahr einzuziehen.
für das laufende
Zur Einziehung der Vorzugsaktien bedarf
es lediglich eines die einfache Mehrvoeit des bei
- Beschlusses der versammlung der Stamm⸗und Vorzugsaktionäre.
gemeinsamen General⸗ Es genügt der Abstimmung vertretenen
Grundkapitals, ohne daß es eines zustimmenden Beschlusses
der Vorzugs⸗ und
Stammaktionäre in
getrennter Ab⸗
stimmung bedarf. Im Falle der Auflösung der Gesellschaft
erhalten die Vorzugsaktionäre
zunächst etwa rückständige
Dividenden aus früheren Jahren und alsdann den Nennwert
zahlungstage.
sfhrer Aktien nebst 15 % Aufgeld und 6 % Zinsen bis zum Aus⸗ Weitere Ansprüche haben sie nicht.
Zum Zwecke der Verstärkung der Betriebsmittel hat die Gesellschaft im Mai 1926 eine 8 % mit Feingoldklausel ausgestattete und auf ihrem Grundbesitz sichergestellte Obligationsanleihe an em unter Führung der Allgemeinen Deutschen Credit⸗Anstalt, Leipzig, stehendes Bankenkonsortium begeben, wozu die Generalversammlung vom 12. Juni 1926 die gemäß § 10 des Gesellschaftsvertrags erforderliche Genehmigung
nachträglich erteilte. ist rolgendes hervorzuheben:
Die Teilschuldverschreibungen lauten auf den Namen der Allgemeinen Deutschen Credit⸗Anstalt, Leipzig, oder an deren Order, sind von der Schuldnerin hand⸗ schriftlich vollzogen und außerdem von einem Kontrollbeamten gegengezeichnet Sie sind eingeteilt in 1000 Stück zu je RM 1000,— = 358,42 Feingold, Lit. A Nr. 1— 1000, 1500 Stück zu je RM 500,— = 179,21 Feingold, Lit. B Nr. 1 — 1500, und 1250 Stück zu 8 RM 200,— = 71,684 g Feingold, it. C Nr. 1—1250. Beigegeben sind ihnen 20 Zinsscheine mit Fälligkeiten für 2. Januar und 1. Juli und ein Er⸗ neuerungsichein.
Die Tilgung der Anneihe erfolgt durch Auslosung nach Maßgabe des auf den Stücken abgedruckten Tilgungsplanes. All⸗ jährlich im März erfolgt die Auslolung und die Einlösung vom darauffolgenden 1. Juli ab. Die erste Auslosung erfolgt im Jahre 1931!, die letzte im Jahre 1920. zum 1. Jult 1931 ist verstärkte
uslosung oder Gesamtkündigung zulässig. Die Nummern der ausgelosten Teilschuld⸗ verschreibungen werden spätestens innerhalb 14 Tagen nach jeder Auslosung öffentlich bekanntgemacht, und zwar jedesmal auch die Nummern der bereits früher ausgelosten oder gekündigten, aber noch nicht eingelösten Teilschuldverschreibungen, solange die An⸗ noch nicht verjährt sind.
ie Einlösung der ausgelosten oder ekündigten Teilschuldverschreibungen er⸗ folgt zum Kurse von 103 % kostenfrei an der Kasse der Gesellschaft oder für deren Rechnung bei der Allgemeinen Deutschen Credit⸗Anstalt in Leipeig, bei der Commerz⸗ und Privat⸗Bank Aktiengesellschaft Filiale Chemnit, Chemnitz, bei der Dresdner Bant Filiale Chemnitz, Chemnitz, und bei der Direction der Disconto⸗Gesellschaft Filiale Chemnitz Chemnitz. An den vor⸗ bezeichneten Stellen werden auch kostenfrei fällige Zinsscheine eingelöst, neue Zins⸗ scheinbogen an die Emlieferer der Er⸗
3 8 ]
Aus den auf den Stücken abgedruckten Anleihebedingungen
neuerungsscheine ausgegeben sowie etwaige Konvertierungen vorgenommen,
Die Zahlung der Zinsen und der Til⸗ gungsbeträge erfolgt in gesetzlichen Zab⸗ lungsmitteln auf Feingoldbasis dergestalt, daß ½ kg Feingold = 1 Reichsmark ist. Hierbei ist zugrunde zu legen der Londoner Goldpreis am 15. des der Fälligkeit voran⸗ gebenden Monats oder, falls dieser Tag ein Feiertag sein oder an diesem Tage keine Goldnotiz festgestellt werden sollte, die nächstvorhergehende Londoner Börsennotiz; die Umrechnung in die deutsche Währung erfolgt nach dem Mittelkurs der amtlichen Berliner Notierung für Auszahlung Lon⸗ don des gleichen Tages.
Auf die Vorlegung der Zinsscheine, die Verjährung des Zinsanspruchs, auf ver⸗ nichtete oder abhanden gekommene Zins⸗ scheine, auf beschädigte, vernichtete oder abhanden gekommene Teilschuldverschrei⸗ bungen finden die Vorschriften in §§ 798 bis 804 B. G.⸗B. entsprechende An⸗ wendung.
Die Gesellschaft ist berechtigt, die Kapital⸗ beträge ausgeloster oder gekündigter Teil⸗ schuldverschreibungen, die nicht innerhalb eines Jahres, von der Fälligkeit an ge⸗ rechnet, zur Einlösung vorgelegt sind, auf Gefahr und Kosten der Gläubiger bei der zuständigen Hinterlegungsstelle zu hinter⸗ legen. Die Hinterlegung gilt als Er⸗ füllung der Zahlungsverpflichtung.
Zur Sicherstellung der Ansprüche aus den Teilschuldverschreibungen in Höhe von RM 2 000 000.— nebst Zinsen und Auf⸗ geld haftet auf den Grundstücken der Ge⸗ sellschaft Blatt 37, 42, 46, 322, 477, 486, 546, 550, 594, 595, 657. 762, 943, 980 und 982 des Grundbuchs für Altchemnitz, Blatt 127 und 197 des Grundbuchs für Markersdorf, Blatt 285, 286 und 353 des Grundbuchs für Harthau und Blatt 824 des Grundbuchs für Ehrenfriedersdorf eine Sicherungshypothek in Höhe des Gegen⸗ wertes des in die deutsche Währung um⸗ zurechnenden, amtlich bekanntgegebenen
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Londoner Preises von 800 kg Feingold samt Zinsenanhang als Gesamthypothek.
Die Sicherungshypotbek ist für die All⸗ gemeine Deutsche Credit⸗Anstalt oder die durch Indossament legitimierten Inhaber der Teilschuldverschreibungen eingetragen. Die Teilschuldverschreibungen nehmen an der Hypothek zu gleichen Rechten teil. Durch Uebvertragung einer Teillschuldver⸗ schreibung geht zugleich der entsprechende Anteil an der Sicherungshypothek auf den Erwerber über.
Als Vertreterin für die Gläubiger aus den Veilschuldverschreibungen (Pfand⸗ halterin) ist gemäß § 1189 B. G.⸗B. die Allgemeine Deutsche Credit⸗Anstalt, Leipzig, bestellt und im Grundbuch eingetragen. Die Genannte ist berechtigt, ihre Ver⸗ tretungsbefugnisse jederzeit mit Zustimmung der Gesellschaft an einen der Gesellschaft genehmen Dritten zu übertragen. Sie hat aber dafür einzustehen, daß der Amtsnach⸗ folger die übertragenen Pflichten in dem⸗ selben Umfange übernimmt, in dem sie sie selbst gehabt hat. Sie hat Verschulden des Amtsnachfolgers im gleichen Umfange zu vertreten wie ihr eigenes Verschulden, es sei denn, daß sie bei seiner Auswahl die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns beobachtet hat. Kündigt sie ihr Amt, so hat sie die Geschäfte einer Grundbuch⸗ vertreterin (Gläubigervertreterin) bis zur Bestellung einer neuen Vertreterin durch eine gemäß den Vorschriften des Gesetzes vom 4. Dezember 1899 berufene Gläubiger⸗ versammlung, längstens jedoch auf die Dauer von 6 Monaten, fortzuführen.
Die Pfandhalterin ist berechtigt, nach Maßgabe des Gesetzes, betreffend die ge⸗ meinsamen Rechte der Besitzer von Teil⸗ schuldverschreibungen, vom 4. Dezember 1899 mit Nachtrag vom 14. Mai 1914, eine Versammlung der Gläubiger zu berufen. Zur Einberufung einer Gläubigerversamm⸗ lung ist sie verpflichtet, wenn Gläubiger, deren Teilschuldverschreibungen zusammen den zwanzigsten Teil des gesamten Betrages der in Umlauf befindlichen Teilschuldver⸗ schreibungen erreichen, dies schriftlich unter Angabe des Zweckes und der Gründe ver⸗ langen. Sie ist auch zu Verfügungen über die Sicherungshppothek befugt, soweit es sich um Ausführung von Beschlüssen der Inhaber der Teilschuldverschretbungen, welche nach dem genannten Reichsgesetz vom 4. Dezember 1899 mit Nachtrag vom 14. Mai 1914 gefaßt worden sind, oder von Anweisungen des auf Grund dieses Gesetzes etwa bestellten Vertreters handelt.
Die Allgemeine Deutsche Credit⸗Anstalt als Pfandhalterm ist den Gläubigern aus den Teilschuldverschreibungen gegenüber verpflichtet, Flurstücke oder Teile von solchen, auf welchen die Sicherungshypothek der Obligationsanleihe haftet, nur dann aus der Pfandverbindlichkeit zu entlassen,
a) wenn von der Gesellschaft anderes
Areal von mindestens gleichem Werte neu verpfändet oder einem Pfand⸗ grundstücke als Bestandteil zuge⸗ schrieben wird, oder
b) wenn eine dem Werte des aus der
Pfandhaftung zu entlassenden Areals entsprechende Summe oder im Ver⸗ kauisfalle der Kaufpreis zur außer⸗ ordentlichen Tilgung der Anleihe ver⸗ wandt wird, oder
wenn der dem Werte des zu ent⸗ lassenden Areals mindestens gleich⸗ kommende Betrag in Veilschuld⸗ verschreibungen dieser Anleihe oder in mündelsicheren Papieren bei der Allgemeinen Deutschen Credit⸗Anstalt in Leipzig so lange hinterlegt wird, bis eine Verstärkung der vkAnhäͤg hen Tilgung der Anleihe in Höhe des Wertes des entlassenen Areals er⸗ folgt ist.
Areal im Werte von unter RM 5000,—, insgesamt aber höchstens im Werte von RM 20 000,—, kann die Allgemeine Deutsche Credit⸗Anstalt auch ohne diese Voraussetzungen aus dem Pfande ent⸗ lassen. Für die Werttaxe im Sinne dieser Bestimmungen benennt die Pfandhalterin die Sachverständigen. Die Kosten der Taxe trägt die Gesellschaft.
Bei unentgeltlicher Abtretung von Teil⸗ flächen oder Verbreiterung öffentlicher Straßen ist eine besondere Leistung der Gesellschaft für die Pfandentlassung nicht erforderlich.
Die Gesellschaft ist verpflichtet, die der Pfandhaft unterliegenden Gebäude nebst Zubebör, Einrichtung und Maschinen ordnungsgemäß gegen Feuersgefahr zu versichern.
Die Teilschuldverschreibungsinhaber sind berechtigt, insgesamt oder einzeln ihre Forderungen aus den LTeilschuldver⸗ schreibungen als fällig zu betrachten und sofortige Zahlung von der Schuldnerin zu verlangen, wenn diese mit den ihr nach diesen Anleihebedingungen obliegenden Zahlungsverpflichtungen, insbesondere mit der Zahlung fälliger Zinsen oder fälliger
Teilschuldverschreibungen, länger als einen Monat in Verzug geraten sollte. Das
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ist ausschließlich; die Gläubiger können diese Rechte daneben nicht selbst ausüben. abgesehen allein von dem Falle höherer Dagegen können sie die persönlichen Rechte Gewalt, Streiks oder Amesperrungen, aus den Teilschuldverschreibungen der länger als sechs Monate einstallt, oder Anleiheschuldnerin gegenüber selbständig wenn die Schuldnerin ohne Zustimmung geltend machen. der Pfandhalterin sich auflöst. Alle die Teilschuldverschreibungen, ins⸗ In allen diesen Fällen ist die Pfand⸗ besondere die Auslosung, die Ann halterin auch berechtigt, für die Gläubiger die Tilgung, die Verzinsung und d die Sicherungsbypothek sofor geltend zu Pfandhalterschaft derselben betreffenden machen und, soweit hierzu erforderlich, die Bekanntmachungen erfolgen im Deutschen Obligationsanleihe ohne weiteres als fällig Reichsanzeiger, in den Leip iger Neuesten und zahlbar zu behandeln. Nachrichten und in der Chemnitzer All⸗ Das Recht der Pfandhalterin, die ding⸗ gemeinen Zeitung, jedoch ist die Bekannt⸗ lichen Rechte der Gläubiger aus den machung im Deutschen Reichsanzeiger Teilschuldverschreicbungen nach Maßaabe zur rechtlichen Wirksamkeit einer Ver⸗ der Anleihebedingungen geltend zu machen, öffentlichung ausreichend.
Der Aufsichtsrat besteht aus wenigstens fünf Mitgliedern, welche von de Generalversammlung gewählt werden, zurzeit aus den Herren Generalkonsuh Dr. Ernst choen von Wildenegg, Vorstanesmitglied der Allgemeinen Deutschen Credit⸗Anstalt, Leipig, Vorsitzender, Geheimer Kommerztenrat A. Bauer, Mitinhaber der Firma S. Wolle, Berlin, stellvertr. Vorsitzender. ee Hugo Hevder, Geringswalde, Alfred Krause, Direktor der Dresdner Ban Filiale Cbemnitz, Chemnitz, Erich Olbrich, Direktor der Direction der Disconto⸗ Gesellschaft Filiale Chemnitz, Chemnitz, Generalkonsul Geheimer Kommerzienrat O. Weißenberger, Dresden, Max Wolf, Geschäftsinhaber der Fa. W. Wolk Söhne, Stuttgart⸗Untertürkheim, IJulius Wolf, Direktor der Sapt A.⸗G füt Textilprodukte, Zürich. Aus dem Betriebsrat wurden in den Aufsichtsrat delegiert Spinnmeister Max Kühnert, Chemnitz, und Spinner Walter Schmidtgen, Chemnitz. M
Jedes von der Generalversammlung gewählte Mitglied des Aussichtsrats erhält für seine Mühewaltung und Verantwortlichkeit außer dem Ersatze seiner im Geschäftsinteresse gehabten baren Auslagen und der später erwähnten Tantieme für jedes Geschäftsjahr eine auf Handlungsunkosten zu verbuchende feste Vergütung von RM 1500,—, der Vorsitzende von RM 3000,—. Die Vergütung ist am Schlusse jedes Halbjahres fällig.
Alleiniger Vorstand ist zurzeit Herr Direktor Hans Anhegger, Chemnitz.
Die Generalversammlungen finden in Chemnitz statt. Je nom. RM 60,— einer Stammaktie gewähren eine Stimme, jede Vorzugsattie über N(M 10,— gewä ünf Stimmen. Das Stimmrecht der Vorzugsaktien erhöht sich au
0 Sümmen, wenn es sich bei der Abstimmung handelt um die Besetzung des Aufsichtsrats, Aenderung des Gesellschaftsvertrags und ecaas e. der Gesellschaft, so daß in diesen drei Fällen den 50 000 Stimmen d NM 3000 000,— Stammattien 25 000 Stimmen der RM 5000,— Vorzugsaktien gegenüberstehen.
Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen satzungsgemäß im Deutschen Reichsanzeiger. Sie werden außerdem in je einer Leipziger und Chemnitzer Tageszeitung veröffentlicht. Das Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr.
Von dem nach Vornahme der Abschreibungen und Rückstellungen sich ergebenden Reingewinn sind: “
a) mindestens 5 % so lange der gesetzlichen Rücklage zuzuführen, bis diese wenigstens
10 % des Aktienkapitals erceicht, 8
b) dem Vorstand und dem Ausfsichtsrat die ihnen vertragsmäßig oder nach dem
Gesellschaftsvertrag zustehenden Vergütungen zu gewähren, “
c) an die Vorzugsaktionäre 6 % Dividende zu verteilen,
d) an die Stammaktionäre bis zu 6 % Dividende auszuschütten,
e) von einem verbleibenden Ueberschuß erhalten die Vorzugsaktien und die Stamm⸗ aktien bis zu weiteren 2 % Dividende. “
†) verbleibt dann noch ein Ueberschuß, so wird dieser prozentual auf die Stamm⸗ aktien verteilt, soweit die Generalversammlung nicht eiwas anderes beschließt.
Die Gesellschaft hat folgende Dividenden verteilt:
8 192’ ˙“1 12 % auf RM 3 000 000.— Stammaktien,
8 % 82 n 92* . 8 % „ „ 3 000 000.— Stammaktien, 1u“ 0 000.— Vorzugsaktien, 1926 . Verlust RM 1 390 325.85. ““ Die Gesellschaft verpflichtet sich, in Leipzig, Dresden und Chemnitz mindestens je eine Stelle zu naterhalten und jeweils bekannizugeben, bei der die Auszahlung der Gewinnanteile, die Ausreichung neuer Gewinnanteilscheinbogen, die Ausübung von Vezugsrechten, die Hinterlegung von Aktien zwecks Teilnahme an den Geneial⸗ versammlungen sowie alle sonstigen von den Generalversammlungen beichlossenen, die Aktienurkunden betreffenden Maßnahmen kostentrei bewirtt werden können.
Die Bilanz und die Gewinn⸗ und Verlnstrechnung per 31. Dez. 1926 lauten: Rechnungsabschluß am 31. Dezember 1926.
Aktiva.
gleiche gilt, wenn die Schuldnerin ihren Betrieb, gleichgültig aus welchen Gründen,
*
5 000.— Vorzugsaktien, 1925
—
RM ₰
. RM 1 669 000,— 164 000,— 267 000,—
Anlage Chemnitz.. “ Anlage Ehrenfriedersdorobyrbtb.t 8 Grundbesitz und Wohnhäuser .. Beteiligungen!¹) kbuee6³ Kasse, Bankguthaben, Wechsel, Wertpapiere ²) Außenstände ²) .„ „ 9 Waren) . „ „ 2 Anleihedisagio RM auf Abschreibung. VeI “ Gesetzl. Rücklage. Sonderrücklage). . Bürgschaftsverpflichtungen ...
2 100 000 136 877—
9 77
RM 556 653,55 8 28 320,—
3 172 265,20 1 433 656.— 309 881,— 30 881,—
1 765 825,85
5 190 894
279 000
1“ RM 300 500,— 75 500 375 500,—
RM 910 000,—
b veenes ese.. 8 9 097 09760 — — —
Aktienkapital: Stammaktien... Vorzugsaktien .
3 000 000.—
5 000,— 3 005 000.
Unterstützungs⸗ und Pensionsrücklage. . 1 1 48 000— L 111XA1XAXA“*“ 2 000 000(—f Gläubiger“) “ 16 3 964 031,47 Unbezahlte Gewinnanteile und Anleihezinsen 73 992,96 Konto auf neue Rechung 4 6 073,17
910 000,—
Bürgschaftsverpflichtungen. . RM
4 044 097 60
9097 97160
¹) nom. RM 100 000,— Aktien der Zwirnerei Max Schwalbe A.⸗G., Stein⸗ RM 75 000,—; nom. RM 61 875,— Aktien der C. A. Roscher Nachf. A.⸗G., Markersdorf, 61 8759; nom. RM 587 000,— Aktien der Trübenbach & Reißig A.⸗G., Schellenberg. RM 1,—; nom. RM 250 000,— Aktien der Harnisch & Oertel A.⸗G., Glauchau, RM 1.—;
¹) darunter: Bankguthaben RM 408 973,47, Wechsel RM 105 976,—, sowie RM 5000,— Anleiheablösungsschuld RM 17 000,—; ¹) darunter Guthaben bei Tochtergesellschaften RM 1 123 577,50 4) darunter: Rohstoffe RM 776 933,—, halbfertige Waren RM 284 694,—,
aren RM 372 029,—;
) Vortrag auf ne ie Rechnung; 4) darunter: Bankschulden RM 2 505 629,72, Akzepte RM 645 268,40. (Fortsetzung auf der folgenden Seite.)
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