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Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. 113 vom 17. Mai 1929. S. 4.
23,6 Millionen. Es ist nun ganz selbstverständlich, daß die Be⸗ teiligung, insbesondere der Privatbanken und der Gläubiger, in den verschiedenen Provinzen verschieden ist, je nachdem wie die landwirtschaftliche Kreditorganisation in den einzelnen Provinzen vorhanden ist und daher an den Schulden der Landwirte beteiligt war. Immerhin ersehen Sie daraus, daß der ursprüngliche Zweck, auch den Handwerken und dem Handel auf dem Lande die Aktion zukommen zu lassen, durchaus erreicht worden ist.
Ich habe mich nun für meinen Teil dahin ausgesprochen, daß das Reich die Umschuldungsaktion durchaus auf den vollen Betrag begünstigen solle, und ich habe mich insbesondere auch dafür ausgesprochen, daß die Umschuldungsaktion in Ostpreußen weitergeführt wird, in Ostpreußen, das ja überhaupt nicht bloß diese 30 Millionen bekommen hat, sondern im letzten Jahre auch 18 Millionen Mark aus der Ostpreußenhilfe, das dann weitere Vorschüsse erhalten hat, und nunmehr auch in dem neuen Ostpreußenhilfegesetz, das heute im Reichstag sicherlich an⸗ genommen wird, weiter bedacht werden soll.
Ich würde mich nun nicht weiter hier über landwirtschaft⸗ liche Fragen verbreiten, wenn nicht gestern am Schluß der Sitzung der Herr Abgeordnete Steuer zu der Frage der Kauf⸗ enthaltung noch einmal das Wort genommen und eine Dar⸗ stellung gegeben hätte, die mit den Verhältnissen nicht im Ein⸗ klang ist. Der Herr Abgeordnete von Rohr hat tatsächlich gesagt: die Organisationen können nichts anderes tun — und sie tun es auch pflichtgemäß —, als daß sie dem Landwirt, der sie fragt, ob es noch einen Zweck habe, daß man sich aus dieser Not durch einen Sprung vorwärts, also durch eine vermehrte Produktion rette, antworten: nein, es hat keinen Zweck. Also es kann gar kein Zweifel darüber sein, der Herr Abgeordnete von Rohr hat in einer ganz bestimmten Form gesagt: es hat keinen Zweck, daß man mehr erzeugt. Allerdings hat er hinterher gesagt: solange der Marxismus in Deutschland und Preußen herrscht und solange die bürgerlichen Parteien glauben, mit dem Marxismus, der des Staates und des Volkes Zerstörer ist, arbeiten zu können, so lange hat es keinen Zweck. Aber in dieser Be⸗ ziehung hat ja der Herr Abgeordnete Dr. Heß diese Ein⸗ schränkungen in einer so deutlichen und tatsächlichen Weise zer⸗ pflückt, daß nur die Tatsache bestehen bleibt, daß ausgesprochen wurde: die Vermehrung der Produktion hat keinen Zweck. (Zu⸗ rufe rechts. — Sehr richtig! links.) Wir müssen doch bedenken, daß wir eine passive Handelsbilanz haben, wo alles ruft: wir müssen mehr erzeugen, um die Handelsbilanz aktiv zu halten. Aber das ist die Gefahr, Herr Abgeordneter Steuer, wenn man eine wirtschaftliche Maßnahme auf eine politische Linie bringt.
In Ostpreußen hat der dortige Landesverband beschlossen, am 2. oder 3. Juni eine große Versammlung in Königsberg ab⸗ zuhalten und bei dieser Gelegenheit beschließen zu lassen, daß der Käuferstreik eingeführt wird. Es soll eine Liste angefertigt werden, die die Gegenstände enthält, welche die Landwirte nicht kaufen sollen. Es steht aber noch mehr darin. Die Landwirte, welche sich hierauf verpflichten, sollen ein Schild am Hause be⸗ kommen, damit man sie erkennt qhört, hört! links), und die anderen sollen — so steht es darin — „entsprechend behandelt“
werden. (Erneutes Hört, hört!) Meine Herren, das ist ein Weg, den ich aufs tiefste bedauere, aus dem Grunde, weil gerade das Reich und Preußen willens sind, alles für Ostpreußen zu tun, was nur möglich ist, und dies nicht bloß wegen der Landwirtschaft zu tun, sondern wegen der engen Verbundenheit von Landwirt⸗ schaft und Handel und Gewerbe. Nun heißt es in einer Dar⸗ legung des Landesverbandes, gerade im Interesse von Handel und Gewerbe liege diese Aktion. Ja, es kann wohl keiner verstehen, daß das im Interesse derjenigen liegen soll, die nun nichts ver⸗ dienen sollen. Ich habe aber die Hoffnung, daß es dem Herrn Oberpräsidenten noch gelingen wird, bei Verhandlungen am nächsten Sonnabend die Organisationen von einem solchen Be⸗ ginnen abzuhalten; denn das würde Folgen haben, die von einer unübersehbaren Tragweite wären.
Ich übergehe es, zu einigen anderen Ausführungen des Herrn Abgeordneten von Rohr Stellung zu nehmen, will aber auf eine andere Sache hinweisen. In der zweiten Lesung hat der Herr Abgeordnete Dr. Ponfick Aeußerungen gemacht, die, wenn ich dazu nicht Stellung nehmen würde, zur Folge haben könnten, daß es nachher wieder heißen würde: es ist alles richtig, weil der Minister nicht widersprochen hat. Herr Abgeordneter Dr. Ponfick sagte, daß bezüglich der Siedlung Denkschriften ergangen seien, die in zwei Jahren das Wesen der Siedlung dargestellt hätten. Es steht wörtlich da: Das war die wesentlichste Siedlungsförderung der betreffenden Zeit, daß man auf Kosten der Steuerzahler dicke Denkschriften gegeneinander verfaßt hat. Auf einen Zuruf aus der Sozialdemokratischen Partei hat sodann Herr Dr. Ponfick gesagt: Nein, ich schreibe in der Zeitung, das ist praktischer. Darauf hat wieder ein Abgeordneter gerufen: dabei verdient man, was dann auch der Herr Abgeordnete Dr. Ponfick bestätigt hat. Wie liegt die Sache? Von dickleibigen Denkschriften kann keine Rede sein. Hier zeige ich sie Ihnen. Sie umfaßt 7 ½ Seiten; das ist alles. Ich verstehe wirklich nicht, wie man ernstlich sagen kann, daß das das Werk der Siedlung in zwei Jahren darstelle, wo wir im Jahre 1926 allein 1628 Stellen auf 22 259 Hektar Fläche ein⸗ gerichtet haben. Der Herr Abgeordnete Dr. Ponfick sagte dann aber auch, das sei auf Kosten der Steuerzahlen geschehen. Er erweckt dadurch natürlich den Eindruck, als habe diese Denkschrift einen Haufen Geld gekostet. Ich will Ihnen sagen, was sie gekostet hat. 286,50 Mark! Die Zwischenrufe, die damals gemacht worden sind, sind erfolgt, um auf zwei Artikel hinzuweisen, die Ihnen allen zu Neujahr 1926 und 1927 zugegangen sind. Ich habe die Ueberzeugung, daß er für einen dieser Artikel mehr be⸗ kommen hat, als diese kleine Denkschrift überhaupt gekostet hat. Damit will ich aber nicht von dem Verhältnis des inneren Wertes jener Ausführungen zu dem Wert dieser Schrift sprechen. (Bravo! bei der Sozialdemokratischen Partei, bei den Deutschen Demo⸗ kraten und im Zentrum.)
Finanzminister Dr. Dr. Höpker Aschoff: Bei dem Haushalt der landwirtschaftlichen Verwaltung stehen zum ersten Male die Bezüge der Minister, Staatssekretäre und Ministerial⸗ beamten zur Diskussion. Mit Rücksicht auf die Anträge der Deutschnationalen Volkspartei, die eine Herabsetzung der Bezüge der Minister und Staatssekretäre verlangen, gestatte ich mir, hie ein ganz offenes Wort zu diesen Dingen.
Die Minister in Preußen bekommen heute dasselbe Gehalt wie die Minister im Reich. Sie erhalten außerdem eine A uf⸗ wandsentschädigung, und zwar der Herr Ministerpräsi⸗ dent in Höhe von 12 000 ℳ und die Minister in Höhe von 8000 Mℳ. Die entsprechenden Aufwandsentschädigungen sind im Reich bei dem Herrn Reichskanzler 18 000 ℳ und bei den Ministern 4800 hℳ. Die Aufwandsentschädigung der Minister in Preußen ist also höher als die der Minister im Reich. Es darf aber nicht übersehen werden, daß dem Herrn Reichskanzler außerdem ein Betrag von 40 000 ℳ für außergewöhnlichen Aufwand zur Verfügung steht, dem Herrn Außenminister ein Betrag von 50 000 ℳ und den übrigen Ministern zusammen ein Betrag von gleichfalls 50 000 ℳ für diesen Zweck. Rechnen Sie diese Beträge in den Vergleich ein, so ergibt sich, daß die Aufwandsentschädigung der Minister im Reich höher ist als die der Minister in Preußen.
Es ist richtig, daß die Staatssekretäre in Preußen eine Auf⸗ wandsentschädigung von 4000 ℳ bekommen, während die Staats⸗ sekretäre im Reich diese Aufwandsentschädigung nicht erhalten. Es ist weiterhin richtig, daß die Ministerialzulage in Preußen höher ist als im Reich. Die Ministerialräte bekommen in Preußen eine Ministerialzulage von 1800 ℳ, im Reiche eine solche von 1200 ℳ, und entsprechend abgestuft ist es bei allen anderen Ministerialbeamten. Diese Aufwandsentschädigungen und Ministerialzulagen sind in Preußen seinerzeit bei der Verab⸗ schiedung der Besoldungsvorlage im Einvernehmen mit dem Hauptausschuß des Landtags festgesetzt worden. Man ging damals von der Erkenntnis aus, daß die Staatssekretäre und sämtliche Ministerialbeamten diese Bezüge haben müßten einmal mit Rück⸗ sicht auf die besonderen Aufwendungen, die sie haben, zweitens mit Rücksicht auf die Notwendigkeit, besonders tüchtige Beamte für die Ministerien zu gewinnen und drittens mit Rücksicht darauf, daß von ihnen Arbeitsleistungen verlangt werden, die über das übliche Maß der Arbeitsleistungen der Beamten der Provinzialverwal⸗ tungen weit hinausgehen. Die Staatsregierung ist der Auf⸗ fassung, daß die Bezüge der Staatssekretäre und Ministerial⸗ beamten durchaus angemessen sind.
Meine Damen und Herren, ein Wort zu den Bezügen der Minister selbst Sie werden es verstehen, daß es mir nicht angenehm ist, über diese Dinge zu reden, ich scheue aber eine offene Aussprache darüber nicht. Ich bin der Auffassung, daß die Bezüge, die die Minister in Preußen heute bekommen, mit Rück⸗ sicht auf ihre Tätigkeit nicht zu hoch sind. Meine Damen und Herren, vergleichen Sie diese Bezüge mit denen der Friedenszeit. In der Friedenszeit bekam ein Minister in Preußen 36 000 ℳ und eine Aufwandsentschädigung von 14 000 ℳ, zusammen also 50 000 ℳ. Der Ministerpräsident bekam ein Gehalt von 36 000 ℳ und eine Aufwandsentschädigung von 64 000 Nℳ. Meine Damen und Herren, die Minister sind in Preußen die einzigen Beamten, deren Bezüge nicht nur hinter den Realbezügen, sondern auch hinter den Nominalbezügen der Friedenszeit nicht unerheblich zurück⸗ bleiben. Ich habe über diese Dinge auch öfter draußen im Lande gesprochen und ich habe immer die Erfahrung gemacht, daß die Leute überrascht waren nicht über die Höhe der Bezüge der Mi⸗ nister, sondern über die Tatsache, daß die Bezüge der Minister weit hinter den Friedensbezügen der Minister zurückbleiben. Es wird anerkannt werden müssen, daß die Verantwortung und Arbeitslast, die heute auf dem Minister ruhen, nicht geringer sind als die Ver⸗ antwortung und Arbeitslast, die auf den Ministern der Vorkriegs⸗ zeit geruht haben. (Sehr richtig!)
Meine Damen und Herren, was einen gewissen Anstoß in der Oeffentlichkeit erregt, sind die hohen Pensionsbezüge der Minister. Sie werden das in allen Volksversammlungen beobachten können, wenn auf diese Dinge das Wort kommt, Vor⸗ würfe, die in dieser Beziehung erhoben werden können, können sich aber niemals gegen Preußen richten. Wir haben in Preußen ein Ministerpensionsgesetz, das die Ministerbezüge so regelt, daß da⸗ gegen nichts gesagt werden kann. Die Minister, die früher Be⸗ amte gewesen sind, erhalten nach einem Uebergangsgelde ein Wartegeld; das sind 80 vH der Bezüge der Einzelgruppe B8. Diejenigen preußischen Minister, die nicht Beamte gewesen sind, erhalten nach einem Uebergangsgelde ein Wartegeld nur dann, wenn sie vier Jahre im Amte gewesen sind und das 50. Lebensjahr überschritten haben. Dieses Wartegeld beträgt 25 vH der Bezüge des Ministers. Im Reiche sind die Dinge anders geregelt; Sie wissen, daß dort die Minister hohe Pensionen erhalten und daß — ich muß es leider sagen — das einen gewissen Verdruß in der Oeffentlichkeit erregt hat. Die preußische Staatsregierung hat sich seit vier Jahren bemüht, ein Ministerpensionsgesetz auch im Reiche durchzusetzen; sie wartet hente noch vergeblich darauf, daß das Gesetz kommt.
Meine Damen und Herren, ich habe es für meine Pflicht ge⸗ halten, diese Dinge in aller Offenheit klarzustellen. Mag nun der Landtag daraus die notwendigen Folgerungen ziehen. (Beifall.)
Abg. Goldau (D. Nat.) erkennt die im Interesse der Land⸗ wirtschaft getroffenen Maßnahmen an; sie seien aber leider nicht ausreichend. Durch die falsche Wirtschaftspolitik habe die deutsche Landwirtschaft Milliardenverluste erlitten. Es sei die allerhöchste Zeit, daß auch die eeußische Regierung gegenüber den Großland⸗ wirten eine andere Stellung einnehme. Intensivierung der Land⸗ witschafs sei erforderlich. Damit hänge auch die Frage der Land⸗ arbeiterschaft zusammen. Bei steigender Konjunktur seien die Unternehmer den Landarbeitern immer wieder entgegengekommen. und Widerspruch bei den Kommunisten.) Die Kartoffel⸗ bauern des Ostens hätten schon im vorigen Jahr die Regierung 888 die nötigen Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen; andern⸗ falls müßten sie den intensiven Kartoffelbau einstellen. (Zurufe bei den Kommunisten.) Höhere Landarbeiterlöhne zahle die Land⸗ wirtschaft gerne, sobald man sie dazu in die Lage setze. Die Ver⸗ braucher wollten ja aber nicht die dazu erforderlichen höheren Preise zahlen. Die Arbeiterführer hätten eine große Verant⸗ wortung; es sei ihre Pflicht, insonderheit die jungen Leute auf dem Lande zu halten, anstatt sie gegen die Landwirte zu verhetzen. Vor allem dürfe kein Vertragsbruch der Arbeitnehmer stattfinden, der bisweilen sogar zum Betrug werde, wenn der Arbeiter noch vorher Vorschuß nehme und dann verschwinde.
Abga. von Detten UPörte P.) stellt fest, daß es der Land⸗ wirtschaft weiterhin schlechter gehe, und verweist auf die eingehende Stellungnahme seiner Fraktion bei der zweiten Lesung. Der Redner wendet sich gegen die Ausführungen des Zentrums⸗ abgeordneten Decht der seine, des Redners, Aeußerungen im Hauptausschuß völlig verdreht habe. Er habe im Ausschuß nur zur Verständigung geraten. Der Abgeordnete Diehl habe das Gegenteil behauptet von dem, was er gesagt habe. Der Ab⸗ geordnete Diehl habe auch von „Splitterparteien“ gesprochen, die
erst zeigen müßten, was sie können und was sie nicht können. Bei
8 letzten Wahlen habe die Wirtschaftspartei gezeigt, was sie ne. — Damit
erledigt.
Es folgt der Haushalt der Bergverwaltung.
Abg. Dr. von W aldthausen (D. Nat.) ist der Auffassung. daß die gesamte deutsche Wirtschaft eine ausreichende Rentabilität haben muß. Es sei ein Zeichen der Zeit, daß die staͤatlichen Berg⸗ baubetriebe im vergangenen Jahre keine Dividende verteilen konnten. Der Abg. Otter habe ihn, den Redner, angegriffen, weil er vom Reichskohlenrat als „verantwortungslosen Männern“ ge⸗ sprochen hätte. Der Abg. Otter habe seine Aeußerung nur miß⸗ verstanden. Der Redner weist dann eine Aeußerung des Abg. Grüter von der Wirtschaftspartei zurück, die dahin gegangen sei, man wolle die stactliche Bergverwaltung absichtlich herunterwirt⸗ schaften, um sie dann billig an einen Konzern zu verkaufen. Als Mitglied des Aufsichtsrats protestiere er energisch gegen eine der⸗ artige Unterstellung. . Abg. Harsch (Zentr.) erklärt, der Geschäftsbericht der Preußag sei in bezug auf die Höhe des Umsatzes nicht klar ver⸗ ständlich, und bittet den Minister um Auskunft. 8
Minister für Handel und Gewerbe Dr. Dr. Schreiber: Meine Damen und Herren, der Herr Abgeordnete Harsch hat Kritik geübt an dem Geschäftsbericht. der Preußag und hat darauf hingewiesen, daß angeblich in diesem Geschäfts⸗ bericht der Preußag von diesem Jahre als Umsatz des Jahres 1927 5 Millionen Mark mehr angegeben worden sei, als das im Geschäftsbericht für 1927 der Fall gewesen sei. Er hat um Auf⸗ klärung über das „Umsatzrätsel“ gebeten, wie er das in der kleinen Anfrage bezeichnet hat. Wenn der Herr Kollege Harsch die Freundlichkeit gehabt hätte, den Geschäftsbericht der Preußag von 1927 nur in einem einzigen Satz weiterzulesen, als er ihn gelesen hat, dann würde er die Frage nicht gestellt haben, weil die Aufklärung sich dann von selbst ergeben hätte. Ich habe den Geschäftsbericht von 1927 vor mir. Genau die gleichen Zahlen, die als Umsatz für das Jahr 1927 im Geschäftsbericht
ist der Etat des Landwirtschaftsministeriums
1928 aufgeführt worden sind, befinden sich auch im vorjährigen
Bericht, und zwar auf Seite 8 oben. Da heißt es: Der Gesamtumsatz stieg von rund 105 Millionen auf rund 112 Millionen, und der nächste Satz, der die Aufklärung bringt, lautet, Herr Kollege Harsch: Stellt man die Umsätze unserer Beteiligungswerke, welche bei dem mit 105 Millionen angegebenen Umsatz nur im Ver⸗ hältnis unseres Besitzanteils berücksichtigt sind, mit dem vollen Wert ein, — d. h. zu dem ganzen Umsatz, den die Beteiligungswerke gehabt haben — so ergibt sich ein Gesamtumsatz 117,8 Millionen Mark. Das ist genau der gleiche Betrag, der in dem Geschäftsbericht für 1928 genannt ist. (Abg. Harsch: Das ist ein Widerspruch zu dem, was auf Seite 20 steht!)
Abg. Otter (Soz.) polemisiert gegen die Ausführungen des Abg. Dr. von Waldthausen (D. Nat.) über den sozialdemokratischen Bergarbeiterverband. 8
Damit ist der Haushalt der Bergverwaltung erledigt.
Ohne Aussprache werden dann erledigt die Haus⸗ halte der Staatlichen Porzellanmanu⸗ faktur, des Reichs⸗ und Staatsanzeigers, des Landtags⸗ und des Staatsrats. 1
Es folgt der Haushalt der waltung.
Abg. Dr. Losenhausen (D. PVp.) wünscht Abstellung der Klagen aus landwirtschaftlichen Kreisen über ungesetzliches und rigoroses Vorgehen der Gerichtsvollzieher bei Zwangs⸗ vollstreckungen. Den Gerichtsvollziehern müßten ganz genaue Aus⸗ führungsanweisungen gegeben werden.
Abg. Hestermann (Wirtsch. P.) betont in längeren Aus⸗ führungen die Notwendigkeit einer Justizreform und fordert Zu lassung der Rechtsanwälte zu den Arbeitsgerichten.
unserer Werke von rund
Justizver⸗
Damit ist die Besprechung des Haushalts des Justiz⸗
ministeriums erledigt.
Die Beratungen werden hierauf zwecks Vornahme der Abstimmung über das kommunistische Mißtrauens⸗ votum gegen den Ministerpräsidenten und
den JInnenminister unterbrochen.
Zunächst werden die Anträge auf Aufhebung des Ver⸗ botes der „Roten Fahne“ und des Roten Frontkämpfer⸗ bundes, sowie Aufhebung des Demonstrationsverbotes, auf Amtsenthebung des Berliner Polizeipräsidenten und Ent⸗ lassung der an der Bekämpfung der Maiunruhen beteiligten Polizeibeamten in einfacher Abstimmung gegen die Antrag⸗
steller und die Nationalsozialisten abgelehnt.
7
Sodann wird über das Mißtrauensvotum selbst nament⸗
lich abgestimmt. Die Deutschnationalen und die wni rtschaftze che Volkspartei enthält sich der Abstimmung. Mit Ja stimmen die Kommunisten und Nationalsozialisten. Das Mißtrauens⸗ votum wird mit 210 gegen 46 Stimmen bei 33 Enthaltungen
partei beteiligen sich nicht an der Abstimmung. Die Deut
abgelehnt. Darauf wird die Etat⸗Beratung mit der des Ministeriums des Innern fortgesetzt.
Ein Regierungsvertreter beantwortet zunächst eine
Große Anfrage der Sozialdemokraten über die Agitation der Nationalsozialisten im Westen dahin, daß die Staatsregierung diese Agitation genau verfolge. Soweit das Treiben gegen die Gesetze verstoße, werde nachdrücklich dagegen eingeschritten. Auf entsprechende Anfragen der Völkischen und Deutschnationalen über die Agitation der Sozialdemokraten und Kommunisten antwortete die Regierung, daß die Sozialdemokratische Partei durch ihr schriftliches und mündliches Verhalten Ruhe und Ordnung im Staate niemals gefährdet habe. (Hört, hört! und Gelächter rechts und bei den Kommunisten.) Auch nach dem Zusammenbruch 1918 habe die Sozialdemokratie es als ihre Aufgabe betrachtet, die staat⸗ liche Ordnung wiederherzustellen. (Erneutes Gelächter rechts und bei den Kommunisten.) Da kommunistische Bestrebungen sich
offenbar gewaltsam gegen den Staat wendeten, habe die Regie⸗
rung den Roten Frontkämpferbund verboten.
(Fortsetzung in der Ersten Beilage.)
Verantwortl. Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: E1“ Mengering in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin.
Druck der Preußischen Druckerei⸗ und Verlags⸗Aktiengesellschaft,
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(einschließl. Börsenbeilage und zwei Zentralhandelsregisterbeilagen),
—
Erscheint an jedem Wochentag abends. e f
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vor dem Einrückungstermin bei der Geschäftsstelle eingegangen sein. 4
Amtliches.
Deutsches Reich. Bekanntmachung
Inhalt des amtlichen Teiles:
Deutsches Reich.
Bekanntmachung einer Aenderung der Bestimmungen über die
Gewährung von Beihilfen aus Reichsmitteln zur Errichtung
von Bergmannswohnungen.
Betrieb der Zucker⸗, Stärkezucker⸗ und Rübensaftfabriken im Monat April 1929.
Versteuerte und steuerfrei abgelassene Zuckermengen im Monat April 1929.
vom 21. Januar 1920. Vom 15. Mai 1929. 8
Preußen.
Ernennungen und sonstige Personalveränderungen.
S 4 2 4 Verordnung über die Jagd auf Robben. Seite 65) in der Fassung vom 4.
geändert:
einer Aenderung der Bestimmungen über die Gewährung von Beihilfen aus Reichsmitteln zur Errichtung von Bergmannswohnungen
Die Bestimmungen über die Gewährung von Beihilfen aus Reichsmitteln zur Errichtung von Bergmannswohnungen vom
““ 876 entsche Räch uicht in Anrechnung zu bringen.
Reichsanzeiger Nr. 156 vom 7. Juli 1927) werden wie tsche
Ziffer 9 erhält folgende Fassung: Wird das
abers übersteigt, nach dem
lichen Beihilfen zu teilen. Die
16. Juli 1925 (RGBl. I S. 117) als Anlage 8 Goldmarkumrechnungstabelle berechnet.
hypothek eingetragen ist. Der Betrag ist auf die
Berlin, den 15. Mai 1929. Der Reichsarbeitsminister.
Haus verkauft und besteht kein Ankaufsrecht oder wird kein Gebrauch von ihm gemacht, so ist der bei dem Verkauf erzielte Kaufpreis, soweit er den im Zeitpunkte des Verkaufs eingetragenen Goldwert der Beihilfedarlehen zu⸗ züglich des Wertes der eigenen Aufwendungen des Haus⸗ inß Verhältnis der öffent⸗ u den Aufwendungen des Hausinhabers erte und ihr Verhältnis werden, 881 die ursprünglichen Werte dem Währungsverfall unterlegen gleichmäßig nach Maßgabe der dem Fauswertungszseset vom e
aben,
gefügten
. „Der Hausinhaber ist verpflichtet, den Teil des Erlöses, der seinen verhältnäsmiß en Anteil übersteigt, an die Stelle abzuführen, für die die Bei
bilfe⸗ Hypothek
J. V.: Dr. Geib.
Betrieb der Zucker⸗, Stärkezucker⸗ und Rübenfaftfabriken im A. Zuckerfabriken.
——
Monat April 1929.
—
L. Es sind verarbeitet worden: II.
Es sind gewonnen worden:
Rübe nzuckerabläufe Verbr
a uchszucker
hiervon wurden entzuckert Rohzucker im mittels ner
der des Aus⸗ Stron⸗ Art schei⸗ tianver⸗ dung fahrens
Roh⸗ zucker 8 ganzen
en⸗ und
Stang Würfelzucker
Zucker
Kristallzucker granulierter
1
Platten⸗,
Rübenzuckerabläufe mit einem Reinheits⸗ grade von
Krümelzucker Raffinade
fl
einschl. d. Invert zuckersirups
nade gemahlener Melis
gemahlene Raffi⸗
Stücken⸗ und
82
8 8
d 2
1 2477 —
19 6577 33 634 6 569 3 314
12 940 7143 911 751 12 960 371 13 945 385 7 816
11 775 2181[3 573 755] 356 950% 9 960
2. Raffinerien und Melasseentzucker un
60 8555 — 60 855 2 670]° 238 136 n239 901] 10 763] 11 372 409 690 1 000 408 690 2 986, 1 353 507]1 443 304] 72 628 57 625
470 545 1 000 469 545 5 65611 591 643 /1 683 205 83 391 68 997
465 940% 53 2] 465 408 7511 683 9721t 559 879 48 046 3. Zucker fabri ken
4 325] 4 3255 — 23 285 23 285 —
27 610 27 610
81 252 81 252 —
134 021 254 20 430
20 684
Im April 1929. — In d. Vormonaten [114 803 497/12 099 932 Vom 1. Sept. 1928 bis 30. April 1929 [114 803 49772 233 953 Vom 1. Sept. 1927 bis 30. April 1928 106 570 54812 392 107
380172 380 172
19 485
1 008 063]1 18 451 6 440 816] 127 415
7 448 879 145 866
Im April 1929 — In d. Vormonaten — Vom 1. Sept. 1928 bis 30. April 1929 Vom 1. Sept. 1927 bis 30. April 1928
7 557 5611157 803
11 372 60 939
12 010 79 197
91 207
Im April 1929. 1 142 0841 18 705
— 65 180 4 325 60 855 22 3271 271 770] ß239 901 In d. Vormonaten [114 803 49718 540 748]/ 147 845] 432 975 24 285 408 690 12 943 700] 5 265 258 1 823 476 Vom 1. Sept. 1928
bis 30. April 1929 [114 803 497/9 682 832]% 166 550 498 155 28 610 469 545712 966 027]5 537 028]2 063 377
Vom 1. Sept. 1927 bis 30. April 1928 sco6 570 54819 949 668]1 177 288
99 054
547 192] 81 784 465 40811r 776 29315 257 72711 916 829
397 285 3 314 409 102 2 577] 401 646 3⁸ 89 169 617]1 145 981]1 104 433 18 673 821] 193 800]11 315 235/1 258 649 635 283] 227 28911 290 81811 382 896
haupt (1. und 2.).
109 506 973 417 179 508 1 962 355/2 312 919
72 311]1 082 923] 204 541/ 2 161 786 2 498 702 50 62371 036 929] 232 665/2 162 302 2 566 307
1. Zuckerfabriken mit Rüben verarbeitung. 112 850
31 567 448 109 740% 297 56 437 6 790 679 6 687
56 885 6 900 419/ 6 984 6 465 104 6 469
30 177 9 891 816 3741 208 486
10 18 846 5511 240 053
5 3751 871 48411 183 4111 59 945
gsanstalten.
24 183] 169 254 154 2166 2 888 8 848 533 3 8 8 3% 27 3
6 891 259, 25 777] 3 423
18 1 730 1 748
7 459
21 433
19 946 6 937 223[27 496] 3 472
3 248 219] 1 058 273¹ 3 086 365 75 070] 1 266 12 733 405⁄29 675 4 806
78 318 1 485 13 791 678/32 761 5 171
79 89 —
25 033 199 431] 185 783
13 402 327133 9351 10 931
2908 8 3 057 102 2 969 172 694 236 757 279
188 317 2 889 89 3 751 332 3 72²6 451
Gesamte Herstellung in Rohzuckerwert berechnet im April 1929: 35 319 dz, vom 1. September 1928 bis 30. April 1929: 18 422 226 dz, dagegen vom 1. September 1927 bis 30. April 1928
1b 16 521 113 dz. Bei dieser Berechnung sind die unter I angegebenen Einwurfzucker in Abzug gebracht und die Verbrauchszucker im Verhältnis von 9:10 umgerechnet.
B. Stärkezuckerfabriken.
E“
“ 8 I1
2
8 8
I. Es sind verarbeitet worden:
II. Es sind gewonnen worden:
Kartoffelstärke
in den Betrieben erzeugte
feuchte trockene
angekaufte
feuchte] trockene
feuchte
Andere Stärke⸗ zucker⸗ zucker haltige in fester
Stoffe Form
Stärke⸗ zuckersirup
Zucker⸗ farbe
Stärke⸗ zucker⸗ abläufe
dz
28 009 135 982
11 4724 517
n den Vormonaten ... 99 499 3 133 “ — om 1. September 1928 bis 30. April 1929. 110 973 3 650 163 99ͤ1 — Vom 1. September 1927 bis 30. April 1928. 500 32 593 1 5
C. Rübensaftfabriken ¹).
de April 1929 ...
639 329 290
9 430 38 850 48 280 61 858
27 161 506 157 798 2 177 184 959 2 683
——
Verarbeitet
Gewonnen
Rohe Rüben Melasse
Rübensäfte mit einem Reinheitsgrade
von mehr als 95 vH
von 70 bis von weniger 95 vH als 70 vH
E“ 11“
Imn April 1929 . . ... 157 In den Vormonaten . . . . . ... . 616 282 Vom 1. September 1928 bis 30. April 1929... 616 439 Vom 1. September 1927 bis 30. April 1928... 963 719
ö
²) Die in den Zuckerfabriken nicht auf Zucker, sondern unmittelbar zu Rübensaft verarbeiteten Rüben sind unter C nachgewiesen. J. V.: Wohlmannstetter.
Berlin, den 17. Mai 1929 Statistisches Reichsamt.
34 129 630 129 664 205 192