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Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. 75 vom 29. März 1930. S. 4.
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. Preußischer Landtag. 151. Sitzung vom 28. März 1930, 11,15 Uhr. (Bericht d. Nachrichtenbüros d. Vereins deutscher Zeitungsverleger.)
Das Haus überweist ohne Aussprache einen Antrag der Deutschen Fraktion, Mittel zur Weiterführung des Baues der neuen Provinzial⸗Heil⸗ und Pflegeanstalt in Riesenburg zur Verfügung zu stellen, an den Hauptausschuß.
Auf der Tagesordnung steht dann die dritte Beratung des Gesetzentwurfs über die Verlängerung der Gewerbesteuer bis zum 31. März 1931.
Abg. Kölges (Zentr.) gibt namens seiner Fraktion folgende Erklärung ab: Die Zentrumsfraktion steht einmütig auf dem Standpunkt, daß den Gemeinden im nächsten Etatsjahr die Möglichkeit gegeben werden muß, durch Einführung eines beweg⸗ lichen Faktors ihren Haushalt auszugleichen. Wir stellen aus⸗ drücklich fest, daß wir die diesbezügliche Auffassung der bisherigen Reichsregierung, welche Reichsfinanzminister Dr. Moldenhauer in seiner Rede am 15. März d. J. auf der Ostasiatentagung in Hamburg vorgetragen hat, teilen, welche dahin geht, daß ein beweglicher Faktor, durch den unter Berücksichtigung sozialer Not⸗ wendigkeiten alle Gemeindebürger zu den Lasten der Gemeinden herangezogen werden, in das Gemeindefinanzsystem eingebaut und eine Verbindung zwischen diesem Faktor und der Höhe der Real⸗ steuern festgelegt werden muß. Die Zentrumsfraktion ist fes entschlossen, für den Fall, daß die Angelegenheit nicht baldigst durch die Reichsgesetzgebung erledigt wird, sich in Preußen für eine entsprechende Regelung einzusetzen.
Abg. Hecken (D. Nat.): Das Ergebnis der Beratungen über die Realsteuern war unbefriedigend, weil es nicht möglich war, die allseitig für notwendig erkannten Verbesserungen nun auch durchzuführen. Der deutschnationale Antrag auf Erhebung eines Verwaltungskostenbeitrags zeigte einen Ausweg. Die Mehrheit hat sogar abgelehnt, diesen Antrag mit der Gewerbestener zu ver⸗ binden. Der Ruf der Wirtschaft nach Steuerreform ist jetzt so stark geworden, daß auch parteipolitische Wünsche ihn nicht mehr zum Verstummen bringen werden. (Sehr wahr! rechts.) Das Abwarten auf die Grundsatzregelung des Reiches hat nur zur jahrelangen Verschleppung dringendster preußischer Steuer⸗ probleme geführt. Wenn Preußen endlich einmal allein mit den Reformen beginnen würde, wäre das ein guter Impuls für das Reich. Wir lehnen die Verantwortung für die Realsteuern in der vorliegenden Form ab, werden diesmal aber nicht das schärfste Mittel des parlamentarischen Kampfes (die Herbeiführung der Beschlußunfähigkeit) anwenden. Zugleich weisen wir den Vorwurf zurück, als ob wir in den letzten Jahren die Verantwortung gegenüber den Gemeinden nicht gewahrt hätten. Das Parlament ist keine einseitige Interessenvertretung einer Parteigruppierung. (Sehr wahr! bei den Deutschnationalen.) Das Parlament muß vor allem die Interessen der Lebensquelle des Staates berück⸗ sichtigen, vor allem also der Wirtschaft. (Beifall bei den Deutsch⸗ nationalen.)
Finanzminister Dr. Höpker Aschoff nimmt hierauf das Wort. Seine Ausführungen werden nach Eingang des Stenogramms veröffentlicht werden.
Abg. Dr. Neumann⸗Frohnau (D. Vp.): Die Mehrzahl meiner Freunde lehnt die Gewerbesteuervorlage ab, weil auch über die einfachsten Verbesserungsanträge nicht einmal ernsthaft diskutiert wurde. Bei dem beweglichen Faktor, für den auch das Zentrum sich eben wieder aussprach, kam es auf das „Sofort“ der Lösung an. Es ist nicht richtig, daß der Reichsfinanzminister grundsätzlichen Widerspruch gegen einen Verwaltungskostenbeitrag erhoben hat. Auch die Einbeziehung der freien Berufe in die Gewerbesteuer war nur als Notlösung gedacht. Wie sie nun beschlossen werden soll, bringt sie nur ein lächerliches finanzielles Ergebnis. Die freien Berufe lehnen es denn auch vor allem aus grundsätzlichen Bedenken ab. Warum ist man dann nicht zu einer Notlösung auf der breiteren Basis gekommen. Das Bedauern darüber klang doch auch durch die Zentrumserklärung. Das Zentrum hat sich wohl nur dem politischen Druck seiner alten Freundschaft gefügt. (Sehr wahr! rechts.) Das Zentrum glaubt vielleicht, daß bis zur nächsten Gelegenheit die Grundsatzregelung des Reiches ihm in Preußen die Selbstverantwortung abnehmen werde.
Finanzminister Dr. Höpker Aschoff nimmt nochmals zu einer Entgegnung das Wort, die nach dem stenographischen Bericht mitgeteilt werden wird.
Abg. Heilmann (Soz.): Der Abg. Hecken (D. Nat.) hat behauptet, die Sozialdemokratie im Reichstag habe gestern wieder gezeigt, daß sie die Verantwortung für Staat und Reich zurück⸗ stelle hinter das Wohl ihrer eigenen Partei. (Sehr wahr! rechts.) Ich glaube, daß diejenigen, die eine derartige Meinung vertreten, den Beschluß der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion von gestern nicht gelesen haben. Dieser Beschluß besagt, daß die Sozialdemokratie den von Zentrum und Demokraten aus⸗ gearbeiteten Kompromißvorschlag ablehnt. Dagegen hat die sozialdemokratische Reichstagsfraktion mit allen gegen drei Stimmen sich bereit erklärt, die Finanzvorschläge des Reichs⸗ finanzministers Dr. Moldenhauer anzunehmen. (Stürmisches Hört, hört! bei den Kommunisten.) Nun hat allerdings die Krise ihre Ursache darin, daß Herr Dr. Moldenhauer plötzlich erklärte, er sei nicht mehr in der Lage, seine ursprünglichen Finanzvor⸗ schlage zu vertreten und würde zurücktreten, falls seine eigenen Vorschläge Annahme fänden. Aber die Sozialdemokratie für diesen Umschwung des Herrn Moldenhauer verantwortlich zu machen, wird doch wohl sehr schwer möglich. (Lebhafte Zu⸗ stimmung bei den Sozialdemokraten.) Hinsichtlich des Ver⸗ waltungskostenbeitrags verbietet die jetzige Verfassung sowohl die Einführung eines Existenzminimums wie die Staffe⸗ lung zwischen Reich und Arm. Infolgedessen würde jetzt die Einführung eines Verwaltungskostenbeitrags eine brutale Kopfsteuer bedeuten, die ohne Rücksicht auf Einkommen und Familienstand jedermann aufgelegt werden müßte. Eine solche Steuer werden wir auch weiterhin entschieden bekämpfen. (Bei⸗ fall bei den Sozialdemokraten.)
Abg. Laden dorff ( Wirtsch. P.): Wir sind erstaunt darüber, daß der Antrag der Wirtschaftspartei auf Einführung einer allgemeinen Berufssteuer gar nicht erwähnt wurde. Dieser Antrag zeigt einen Ausweg auch zugunsten der freien Berufe. Wir haben immer die Gewerbesteuergesetze abgelehnt. Weil wir aber die gegnerische Front gegen die Gewerbesteuer verbreitern wollen und weil es nicht zuletzt dank unserer Initiative gelungen ist, die freien Berufe zu dieser Verbreiterung der Basis heranzu⸗ ꝙ werden wir diesmal der Vorlage zustimmen, zumal bei⸗
en Regieungsparteien durchaus eine einheitliche Zustimmung nicht gesichert erscheint. (Hört, hört! und Heiterkeit.) Daß die Aerzte höhere Honorxare von den Krankenkassen verlangen, er⸗ scheint uns selbstverständlich. Nur müßten die Aerzte fordern, daß die Kassen ihre hohen Reservefonds angreifen. (Lärm bei den Kommunisten.)
Abg. Becker⸗Wilmersdorf (Komm.): Die vom Zentrum abgegebene Erklärung bedeutet, daß auch in Preußen die Femneeertei wie im Reich bereit ist, die großkapitalistischen
ünsche zu erfüllen. Herrn Heilmanns Erklärung ist hinsichtlich dessen, was er nicht sagte, am interessantesten. Er hat zu der Zentrumserklärung sich so geäußert, daß man daraus die Be⸗ reitwilligkeit der Sozialdemokratie zu neuen Massensteuern ent⸗ nehmen kann. (Sehr wahr! bei den Kommunisten.) Auch die jetzt vorgesehene Besteuerung der freien Berufe bedeutet nichts als eine zusätzliche Belastung der Werk I
beantrage
daher, die vorgesehene Einbeziehung der freien Berufe in die Gewerbesteuer wieder zu streichen und verlange namentliche Ab⸗ stimmung über diesen Antrag. (Beifall bei den Kommunisten.)
Damit ist die Aussprache beendet. Die Abstimmungen werden ausgesetzt.
Das Haus führt die Debatte über den Justizetat weiter.
Abg. nicht die mindeste Nei im Ausschuß zu entfe
Dr. Wester (Zentr.): Die Zentrumsfraktion hatte ung, in diesem Jahre eine Paritätsdebatte eeln. Wir wollen diesen Fragen nicht etwa ausweichen, wozu wir auch gar keinen Anlaß haben. Aber es ist uns peinlich, daß die Debatte über diese Dinge zu leicht entartet und entgleist. (Sehr wahr! im Zentrum.) ie wissen doch alle und geben es in Privatgesprächen zu, daß 18 den katholischen Volksteil hinsichtlich der Beieiligung an der Ver⸗ waltung viel altes Unrecht gutgemacht werden soll. Wenn aber dann wirklich etwas geshehen oll, versagen bestimmte Teile der Parteien immer. 8 önnte darauf hinweisen, daß z. B. unter den Strafanstaltsoberbeamten noch heute über 500 evangelisch und nur über 100. bnthaisch sind. Auf anderen Gebieten liegt es ähnlich. Und solche Zustände bestehen bei einem Ministerium, das seit elf Jahren von einem katholischen Minister geführt wird. Hört, hört! im Zentrum.) Es wundert uns auch, daß 8 Eich⸗ off sich nicht mit den viel H n Verhältnissen der Katholiken em auch im Reich, beschäftigt hat. Herr Eichhoff hat u. a. bemängelt, daß die Chefstelle in Neuwied an einen Katholiken gegeben worden ist. Im Landgerichtsbezirk Neuwied gibt es 14 Richter und ebensoviel Staatsanwälte. Nur je einer von ihnen ist Katholik, obwohl zwei Drittel der Ein esessenen dieses Bezirks katholisch sind. (Lebhaftes Hört, hört! im Zentrum.) Warum hat Herr Eichhoff nicht auch das gesagt? Als Vertreter eines freien Berufes habe ich kein Verständnis dafür, daß einer der leitenden Beamten des Ressorts wie der Abgeordnete Eichhoff an der Personalpolitik des Ministers eine so scharfe und einseitige Kritik übte. (Abg. Eichhoff [D. Vp.]: Ich habe nur die Klagen aus dem Lande vorgetragen!) Gerade Sie selbst, Herr Abgeord neter Eichhoff, sind auch vier Jahre früher als die anderen Ver treter Ihres Jahrganges befördert worden. (Hört, hört! im Zentrum.) Dieselben Vorwürfe, die Sie gegen die Beförderung eines katholischen oder sozialdemokratischen höheren Beamten richteten, könnte man also auch gegen Sie selbst (Sehr wahr! im Zentrum.) Während so der Abgeordnete Eichhoff ver⸗ fuhr, hat dem Faß den Boden ausgeschlagen aber ein Zuruf des Vorsitzenden der deutsch⸗volksparteilichen Frastion. des Abgeord⸗ neten Stendel, den leider der Herr Minister nicht gehört hat. Als nämlich der Minister erklärte, seinen Mitteilungen über die Be⸗ förderungen liege amtliches zugrunde, hat Herr Stendel gerufen: Die Zahlen sind 8* (Lebhaftes Hört, hört! im Zentrum.) Auf meine Frage hat mir Herr Stendel weiter erklärt, er halte auch die Zahlen über die EA“ ür falsch. Bei einer solchen Einstellung kann weder sür den Minister noch für das Zentrum es Sinn oder Zweck haben, wieder auf Angriffe im einzelnen einzugehen. Wir können diese Methoden der Debatte nicht mitmachen. Die Waffen sind da zu ungleich. (Lebhafte Zustimmung im Zentrum.)
Ministerialdirektor Dr. Hartwig: Die Konfessionsstatistik wird “ auf Grund eines sehr genauen Materials von der Kalkulationsabteilung des Ministeriums. Ich bin seit 11 Jahren in der Personalabteilung des Justizministeriums tätig, abe selbst eine sehr genaue Personalkenntnis und prüfe die Statistiken der Kalkulationsabteilung regelmäßig. Ich habe nie⸗ mals einen Fehler darin gefunden und kann jede Garantie für die Zuverlässigkeit einer solchen amtlichen Statistik übernehmen.
Abg. Dr. Losenhausen (D. Vp.): Auf die persönlichen Angriffe des Vorredners einzugehen, überlasse ich den an⸗ gegriffenen Herren selbst. Die Sparmaßnahmen des Ministeriums dürfen nicht zu einer Beschneidung der Rechtsmittel und zur Arbeitsverminderung der kleinen Landgerichte führen. Größte Bedenken bestehen gegen die Ersetzung der Zivilkammer durch den Einzelrichter bei Objekten bis zu 6000 Mark. Angesichts des Mangels auserlesener Kräfte, die dazu benötigt würden, würden dem Publikum erhöhte Kosten durch Fehlentscheidungen entstehen. Zur Senkung der Armenanwaltsgebühren sollte man lieber bei Ausstellung der Armutsatteste auf größere Kontrolle sehen. Von Uebel sei auch die Bewilligungsgeneigtheit der oberen Gerichte bezüglich des Armenrechts. Der Redner begrüßt die Initiative zum weiteren Ausbau der Rechtspflegertätigkeit, warnt aber vor übereilten Experimenten, z. . vor einer vollkommenen Los⸗ lösung der freiwilligen richtsbarkeit von der richterlichen Tätigkeit. Die Schaffung einer Ausbildungsordnung unter be⸗ sonderer Berücksichtigung besonders erfahrener Richter als 2 kräfte müsse beschleunigt werden. Die Ausbildung der Re⸗ ferendare bei den einen Amtsgerichten müsse in der ersten Station auf die genaue Erlernung des Geschäfts⸗ stellendienstes Wert legen unter Einschluß des Verkehrs mit dem Publikum. Die Ausbildung in den späteren 2.2₰ leide unter der Uebersetzung des Referendarstandes. Die in⸗ führung eines numerus clausus sei schon wegen der Politi⸗ sierungsgefahr abzulehnen. In der Begnadigungspraxis habe man sich bei aller Anerkennung der modernen Ideen vor dem Eindruck zu hüten, daß der Angeklagte mehr oder weniger ein Objekt der Wohlfahrtspflege sei. (Beifall bei der Deutschen Volkspartei.)
Abg. Dr. Rhode (Wirtsch. P.) erklärt die Bereitwilligkeit seiner Freunde zur Mitarbeit an der Justizreform unter der Vor⸗ aussetzung, daß nicht wieder die wirtschaftlich Schwachen dadurch belastet werden sollten. Vor allem müsse eine Vereinfachun des Straf⸗ und Zivilprozeßrechts dahin erreicht werden, daß au der einfache Bürger den Sinn und Verlauf der Verfahren ver⸗ stehen könne. Eine Gesamtreform sei Teillösungen vorzuziehen. Eine großzügige Reform müsse auch die innerliche Zusammen⸗ arbeit zwischen Polizei und Anklagebehörde vertiefen. Wenn das Zentrum erst kürzlich erklärt habe, es lasse sich in der Fürsorge für den dittelstand nicht übertreffen, sollte der inister endlich einmal den Zustand beseitigen, daß kein wirklicher Mittelstandsvertreter in den Handelskammern sitze. Auf⸗ hören müsse der ständige Wechsel gerade in den Berufungs⸗ kammern, damit eine einheitliche Rechtsprechung ermöglicht werde. Die Reform des Aktienrechts meüh den kleinen Aktionären den Rechtsanspvuch darauf geben, daß sie restlosen Aufschluß über den Status erhalten. (Sehr wahr! bei der Wirtschaftspartei.) Die Frankfurter Gas⸗Gesellschaft z. B. habe eine unangenehme Bilanz, die ein Defizit von einer halben Million zeigte, einfach nicht ver⸗ öffentlichen lassen. Sie habe sich eine andere Bilanz aufstellen lassen, die einen Gewinn zeigte. Trotzdem habe sich die Staats⸗ anwaltschaft mit einer nur kurzen Nachprüfung begnügt. Das Verfahren sei sogar eingestellt worden, obwohl das Reichsgericht schon ein Verschweigen in der Bilanz für strafbar erklärt. (Hört, — bei der Wirtschaftspartei.) Es wäre besser, wenn statt der
ütigen Sektoreinteilung der Regierung die Minister mitein⸗ ander arbeiteten, wenn also der Handels⸗ und der Justizminister gemeinsam versuchen würden, Treu und Glauben in der Wirt⸗ schaft wiederherzustellen. Der Redner bittet den Minister, recht sorgfältig auf die Besetzung der Oberlandesgerichte zu achten. Zu Oberlandesgerichtsräten würden häufig Juristen ernannt, die mit Rücksicht auf ihre Zu 2vg. zum Republikanischen Richterbund befördert werden 8 ten, aber Landgerichtsdirektor nicht werden könnten. Das sei nicht angängig, da liege die Ge⸗ fahr einer gewissen Korruption vor. Das Reichsgericht sei doch nicht eine objektive Instanz. Wenn der Finanzminister hier einmal erklärt habe, er verstände das Reichsgericht nicht mehr, so liege eine solche Differens häufig in den zu stüchtig und nicht ründbli machten e ( 8 richtig! rechts.)
in anderen Ressorts, vor al
kritistert das Verfahren, verfassungsändernde Gesetze ohne die eres Zweidrittelmehrheit anzunehmen. Das bedeute en Cerstoß gegen die Verfassung, vor dem ein Staat sich hüten soll der auf einer völlig neuen Verfassung aufgebaut sei. Erken man Verfassungsbestimmungen als unhaltbar, dann müsse zunächst die Verfassung ändern, anstatt sich über die Verfass einfach hie usetzen. Er bitte den Justizminister um eine en sprechende Erklärung.
Justizminister Dr. Schmidt: Der Herr Kollege Gr von Posadowsky⸗Wehner wird nicht erstaunt sein, wenn ich Erklärung, die er wünscht, hier nicht jetzt sofort, gewissern aus dem Handgelenk, gebe; denn die Frage, die er behandelt und die Auskunft, die er wünscht, betreffen eine ungewöhnt schwierige Materie des Verfassungsrechts. Ich will aber gen versprechen, mich mit den dafür zuständigen Herren mein Ressorts zu beraten und ihm die gewünschte Auskunft zukomme zu lassen.
Im übrigen bin ich dankbar für die wertvollen Anregunge die in den Reden des heutigen und des gestrigen Tages gegebe worden sind, ebenso für jede sachliche Kritik. Es ist selbstoe
ständlich, daß wir allen den Anregungen nachgehen und die Krittp
die hier an dem Ressort und der Verwaltung geübt worden e auch ernsthaft nachprüfen. (Bravo!)
Hierauf wird die Aussprache zwecks Vornahme der Ab stimmung über die Feszeberkähgern. gen unterbrochen. Zunächst wird über die Anderung anträge zum Grundvermögenssteuergesetz anht gestimmt.
Der Antrag Dr. von Winterfeld (D. Nat.), da die landwirtschaftlichen Grundstücke für das Rechnungssa 1930 von der Grundsteuer befreien will, wird in namentlichen Abstimmung mit 245 gegen 133 Stimmen abgelehnt. I. Vorlage selbst wird mit den Stimmen der Regierungst parteien in dritter Lesung, gleich darauf auch in der Schluz⸗ abstimmung angenommen.
Gleichfalls Annahme findet eine Reihe von Ent schließungen. Darin wird das Staatsministeriu ersucht, die wohlwollende Prüfung von Stundungs⸗ Niederschlagungsanträgen nicht von der Voraussetzung ei vorhergegangenen fruchtlosen baeee; abhängig zu machen. Wohnungsbauten und Siedlungen sollen durch weitgehengt Niederschlagung der Gemeindezuschläge zur Grundsteuer ge fördert werden. Rückwirkende Beschlüsse auf Erhöhung Grundsteuerzuschläge sollen unterbunden werden. Ferm soll die staatliche Grundsteuer, insoweit deren Beitreibung zu Gefährdung eines landwirtschaftlichen Betriebes fühng würde, niedergeschlagen werden.
Der Verlängerung der Hauszinssteuer wird it dritter Beratung und in der Schlußabstimmung mit Stimmen der Regierungsparteien zugestimmt.
Angenommen wird ein deutschnationaler Entschließung antrag, nachzuprüfen, inwieweit die Klagen der Sieze berechtigt sind, daß die Vorschriften über die Besteuerung de mit Beihilfen aus öffentlichen Mitteln ausgeführten Ne⸗ Um⸗ und Einbauten zu unbilligen Härten geführt haben Weitere Anträge der Deutschnationalen werden abgelehn
Bei den Abstimmungen über die Gewerbesteuern. verlängerung verfällt zunächst ein kommunistische Antrag, der Genossenschaften von Arbeitern, Angesten usw., die ohne Gewinnabsichten auf die Bedarfsdeckung ihm Mitglieder abzielen, von der Gewerbesteuer befreien will namentlicher Abstimmung mit 344 gegen 46 Stimmen et Ablehnung. — Gleichfalls in namentlicher Abstimmung 334 gegen 49 Stimmen abgelehnt wird ein weiterer kan mun sscher Antrag, der die Gewerbebetriebe, deren Inhase fremde Arbeitskräfte nicht beschäftigen und deren it kommen 5000 Mark jährlich nicht übersteigt, gleichfalls ue der Gewerbesteuer freilassen will.
Die Einbeziehung der freien Berufen die Gewerbesteuer wird, entgegen einem kommunistischeg Streichungsantrag, in namentlicher Abstimmung mit gegen 132 Stimmen bei 4 Enthaltungen angenommen. e schlossen für die Einbeziehung stimmen die Sozialdemokratan dagegen die Kommunisten und Nationalsozialisten, dei de. übrigen Parteien war die Abstimmung geteilt. Auch ih Wirtschaftspartei stimmte geschlossen für die Besteuerung freien Berufe. —
Ferner wird in namentlicher Abstimmung mu 2h
egen 50 Stimmen der Antrag angenommen, wonach u werbesteuer nach dem Gewerbeertrag und dem Gewerh
kapital, bei den freien Berufen jedoch nur nach dem Gewer
ertrag bemessen werden soll. 8
Niie 316 gegen 52 Stimmen wird der Antrag der Wf schaftspartei abgelehnt, der die Freigrenze bei des freien Berufen von 6000 auf 3000 Reichsmarl af mäßigen wollte. In der Schlußabstimmung stimmen Regierungsparteien und die Wirtschaftspartei für die Vorlag
Damit sind die endgültigen Abstimmungen in me preußischen Realsteuern erledigt. 1
Eine Reihe von Strafverfolgungsantraset gegen nationalsozialistische und 2 munistische Abgeordnete wird, größtenter namentlicher Abstimmung, angenommen. 1
Als dann die Aussprache über den Justizhausbe fortgesetzt werden soll, beantragt Abg. Heilmann (r Schluß der Debatte über den ersten Abschnitt. Mit de Stimmen der Regierungsparteien und Deutschen Volkspan wird unter großem Lärm bei den Kommunisten der Schan antrag angenommen. ..
In persönlicher Bemerkung wendet sich Abg. Eichboh (D. Vp.) gegen die Angriffe des Abg. Dr. Wester (Zentr. Pllege ohne Rücksicht darauf, ob ihm aus seiner Stellungnane
orkeile oder Nachteile erwachsen, zu sagen, was er für vie
So werde er auch weiter verfahren. (Beifall ber
s. eutschen Volkspartei.)
(Fortsetzung in der Ersten Beilage.)
Verantwortl. Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol. Charlotter
Berantwortlich für den Anzeigenteil: Rechnungsdirektor Mengering in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Druck der Preußischen Druckerei⸗ und Verlags⸗Aktiengesens Berlin, Wilhelmstraße 32. Sechs Beilagen . (einschließl. Börsenbeilage und wei Zentralhandelsreg 8 1““ 8—
(Fornetzung aus dem Hauptblatt.)
Stendel [D. Vp.) wendet sich gleichfalls ge — Wester. Er erklärt die Behauptung — 85 — ztendel, dem Minister zugerufen, die amtlichen Statistiken die Zusammensetzung des höheren Justizdienstes seien falsch nrichtig. In der Tat habe er nur dem Abg. Wester person⸗ gesagt, es gebe Leute, die an der Richtigkeit der Statistiken elten. Er weise aber weit die Unterstellung des Abg. Wester 7, als ob er dem Minister oder seinen Mitarbeitern bewußt . Zasleneesofen tte vorwerfen wollen. Abg. 4 8 Weste , — einer der Behauptung, der g. Ste habe ausdrückli f essionsstatistik als falsch bezeichnet. Wenn er das 86 2 stehe eben Aussage gegen Aussage.
Nach nochmaliger Auseinandersetzung zwischen den Stendel (D. Vp.) und Dr. Wester (Zentr.) —2 sich Haus gegen 17 ½ Uhr auf Sonnabend 10 Uhr: Aus⸗ nche über den Strafvollzug (zweiter Abschnitt des Justiz⸗
Gegenbemerkung
Parlamentarische Nachrichten. 8
Der Aeltestenrat des Reichstags trat gestern zu einer ng zusammen, um die durch den Regierungswechsel geschaffene mentarische Lage zu besprechen. Der Aeltestenrat beschloß, den stagspräsidenten zu ermächtigen, den Tag der nächsten Sitzung etzen. Der Präsident wird die Sitzung berufen, sobald die Regierung in der Lage ist, sich dem Reichstag vorzustellen und segierungserklärung abzugeben. Es wird damit vom Dienstag rechnet, so daß der Sonnabend und Montag von Plenarsitzungen ei bleiben
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zm Haushaltsausschuß des Reichstags sollte am 28. d. M. Fmelka⸗Angelegenbeit behandelt werden. Der Vorsitzende Abg mann (Soz) teilte mit, daß angesichts der politischen Lage die Frage kommenden Mtinister nicht vor dem Ausschuß erscheinen en und hielt infolgedessen eine Verhandlung für nutzlos Eine äftsordnungsaussprache ergab die Meinung des Ausschusses, daß zeratung der Emelka⸗Angelegenheit vertagt werden sjoll, bis eine Regierung vorhanden ist. Es soll aber gleichzeitig dem Reichs⸗ ministerium und dem Reichsinnenministerium durch den im buß anwesenden Regierungsvertreter betanntgegeben werden, daß Haushaltsausschuß erwartet, daß in der Emelka⸗Angelegenbeit neuen Ausgaben und keine neuen Festlegungen der Reichs⸗ jerung in der Zwischenzeit vorgenommen werden. — Hierauf ver⸗
2 sich der Ausschuß
arauf, daß
— Der Steuerausschuß des Reichstags sollte am 28. d. M. ber die Verlängerung der Zuschläge zur Kraftfahrzeug⸗ euer beraten. Von den Kommunisten wurde, dem Nachrichtenbüro
Vereins deutscher Zeitungsverleger zufolge beantragt, die Be⸗
g zu vertagen, da man erst abwarten müsse, welche Vorschläge
eue Regierung machen werde. Von voltsparteilicher Seite wurde
nscht, die Verordnung ohne Rücksicht auf die Regierungskrise zu gen, da fonst bei den Gemeinden finanzielle Auställe ent⸗ sönnten. Ministerialdirettor Dr. Zarden nat gleich⸗
für die sorortige Verabschiedung ein mit dem Hinweis die Zuschläge am 31. März außer Kraft d eine Lücke vermieden werden müsse. Mit Rücksicht darauf, ß über das Schickhal der Mmeralölzölle angesichts der Regierungse⸗
Idung noch nicht Gewißbeit bestehe, schlage die Regierung im
gensatz zu der urprünglichen Vorlage vor, zunächst die Zuschläge
r alten Höbe von 15 vH weiter zu erheben, bis nach Annahme
Mineralö zölle die Möglichkeit und Nolwendigteit einer Herab⸗ tzung gegeben jei. Von deutschnationaler Seite wurde betont, daß mnach doch ein enger Zusammenhang zwischen der Verordnung und nübrigen jetzt noch in der Schwebe befindlichen Finanzprogramm stehe, sio daß die Vertagung angezeigt erscheine. Mit großer Mehr⸗
wurde dann die Vertagung der Beratung beschlossen.
— Der Rechtsausschuß des Reichstags beendete gestern die
aste Lesung des Gesetzentwurfs zur Bereinigung der Grundbücher.
— Der Volkewirtschaftliche Ausschuß des Reichstags ver⸗
in seiner am 28 d. M. abgehaltenen Sitzung die weitere Be⸗ undes Brotagesetzes, deren mweite Lesung auf der Tagesordnung Ausschusses stand. Die Deutschnationalen nahmen nach dem cht des Nachrichtenbünos des Vereins deutscher Zeitungsverleger in erster Leiung abgelehnten Antrag wieder auf, daß das Mehl en Mühlen zu deklarieren sei und machten ihre Stellungnahme
b 4 — von der Annahme dieses Antrages ab⸗
da sich ohne ihn das Brotgesetz nur schikanös gegen die
vicker auswirfen würde, ohne sonst Nutzen für die Landwutschaft
K
afften werden muß, aber
wingende
ringen. Der Redner der Sozialdemokratie erklärte, daß die demokratische Fraktion unter Zurückstellung einer Reihe von enten dem Brotgesetz ihre Zustunmung gegeben habe, weil sie nommen hätte, daß damit, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, Interessen der Landwirtschaft gedient sei. Nachdem aber die schnationalen und die Christlichnationalen in der Schlußabstim⸗ der ersten Lesung gegen das Gesetz gestimmt hätten, erkläre die aldemokratie, daß sie der Landwirtschaft eine Forderung des nenverbrauchs nicht aufzwingen wolle, und daß sie sich daher bei weiten Lesung der Abitimmung enthalte und ibre Stellungnahme blenum von der Haltung der der Landwirtschaft nahestehenden eien abhängig mache. Von den anderen Fraktionen wurde geltend cht, daß sie in Anbetracht dieser Erklärungen und der veränderten ischen Lage die Aussetzung der Beratung für zwedmäßig hielten.
— Im Vertehrsausschuß Unterausschuß) wurde am 28.8. M.
dem Bericht des Nochrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungs⸗ ger ein wichtiger Differenzpunkt zwischen der Regierung und dem hetageaueschuß geklärt. Der § 17 des Luftverkehregesetzes ver⸗ I daß außer dem Reicherat ein Reichstagsgausschuß der Ver⸗ ung zustimmen muß. Die Erteilung dieser Zustunmung schien ordet, weil in einigen wichtigen Punkten Meinungsverschieden⸗ n zwischen der Regierung und dem Ausschuß bestanden. Hierbei elte es sich in eister Lmse um die Fiage der Ermöglichung Verwaltungsstreitvertahrens gegen Entscheidungen der Behörden, lach Art. 107 der Reicheversassung und dem § 18 des L.⸗V.⸗G ge⸗ in der Verordnung nicht vorgesehen ist. Sachsenberg (W.⸗P.) und Dr. Klönne (volkskonser⸗ batten in der letzten Sitzung beantragt, daß, solange kein heverwaltungsgericht, das als Beschwerdeinstanz in Frage ge⸗ nen wäre, besteht, ein anderes Gericht als Beschwerdestelle ein⸗ t wird, um das Verwaltungestreitvertahren zu ermöglichen. Die ireter des Reiche innenministeriums und des Reiche justizministe⸗
traten in der Sitzung der im Aueschuß durch die v. Sachenbeig und Dr. Klönne vertretenen Aufjassung wonach die Ermöglichung des Verwaltungestreitverfahrens eine
1 eere,eehs ist, und führten weiter aus, daß sechtlich möglich sei, solange kein Reicheverwaltungsgericht üt. das Reichewirtschaftsgericht mit den diesbezüglichen Funktionen etrauen. Daraufhin sagten die Vertieter des Reichsverfehrs⸗ teriums zu, die Verordnung in diesem Sinne umzugestalien. der V piach der Vorsitzende,
8 .
treten
4 88 Erste Beilage Abg. Graf von Posadowsky⸗Wehner (BVolksrech 1 Deutschen Neich
Abg. Schumann, die Hoffnung aus, daß nunmehr die Arbeiten des Ausschusses, nachdem dieser Hauptdifferenspunkt geklärt sei, sich schneller abwickeln würden. Das scheint gewäbrleistet, weil das Ministerium auch noch in einem anderen wichtigen Punkt, nämlich dem der Umgestaltung des Luftbeirats, den im Ausschuß vertretenen ese eebe 82 ist, so0 dann nur noch die aller⸗
ugs auch sjebr wichtige Frage der Verteilung der Verwaltunge⸗ 23 zwischen Reich und Ländern übrig bleibt. A.
Hanudel und Gewerbe. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Nach dem Geschäftsbericht der Deutschen Rentenbank,
Betlin, für das Geschäftsjahr 1929 wurden im Berichtsjahr dem Tilgungsfonds (§ 7 des Gesetzes) zugeführt: Grundschuldzinsen (§ 7 a)
61 721 495 RM. Zahlungen des Reiche (§ 7 b) 60 000 000 RM. der Anteil des Reichs am Reingewinn der Reichsbank aus 1928 (8 7°)
5 239 672 RM, zusammen 126 961 169 RM, so daß das Danrlehen
an das Reich bis zum 31. Dezember 1929 sich auf 550 605 129 RM. (1. Januar 1929: 677 566 298 RM) ermäßigte. In Höhe des dem Tilgungsfonde zugeflossenen Betrags von 126 961 169 9.M hat die Reiche⸗ bank Rentenbankscheine aus dem Verkehr gezogen und unter Mit⸗ wirkung der Deutschen Rentenbank vernichtet. Dadurch ist der Umlauf an Rentenbankscheinen, der am 31. Dezember 1928 607 327 800 NM benug, bis zum 31. Dezember 1929 um 126 961 169 RM auf 480 366 630 RM zurückgegangen. Insgesamt sind somit von dem am 21. Ottober 1924, dem Tage des Inkrafttretens des Liguidierungs⸗ gesetzes betragenden Höchstbenage von 2 080 178 583 N.M Rentenbank⸗ scheine getilgt worden. Der Vorstand schlägt vor, den Reingewinn von 2 761 018 RM’ der Gewinnreserve zuzuführen, die damit auf 47 280 891 RM anwachsen würde.
— Dem Verwaltungs⸗ und Geschäftsbericht der Deutschen Rentenbank⸗Kreditanstalt für das Geschäftsjahr 1929 ist u. a. zu entnehmen: Zwecks Rationalisierung und Sanierung des
landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens hat der Verwaltungsrat im
Dezember 1929 einen Betrag von 25 Millionen RM zur Verfügung gestellt, der, beginnend mit dem 15. Juli 1929, in zwölf Halbiahres⸗ raten in Form einer Rückvergütung auf die aus Genöossenschaftskrediten eingegangenen Zinsen an die Preußische Zentralgenossenschaftskasse ab⸗ geführt werden soll. Die Abwicklung der zweiten, dritten und vierten Amerikaanleihe wurde beendet; die bis zum 31. Dezember 1929 er⸗ folgten Tilgungen der einzelnen Anleihen betragen insgesamt 4 173, 000 auf die ursprüngliche Anleiheschuld von nom. 131 000 000 5. Der für die Gewährung von Zwischenkrediten für die ländliche Siedlung bei der Deutschen Rentenbank⸗Kreditanstalt be⸗ stehende Siedlungsausschuß hat im Jahre 1929 47 738 370 RM. auß Mitteln des Reichs an Krediten bewilligt. Zusammen mit den en Jahren 1926 bis 1928 genehmigten Krediten in Höhe von 991 RM sind den Siedlungsunternehmungen 171 476 061 RM. zur riügung gestellt worden. Von dieser Summe entfallen auf Affläufskredite 127 621 152 RM, auf Nachweisungekredite 35 337 734 NMM, auf Einrichtungskredite 1 493 675 RM und auf allgemeine uns besondere Vorschüsse 7 023 500 RM. Aueszahlungen erfolgten nach Maßgabe der Beibringung der erforderlichen Unterlagen bis zum Ende des Geschäftsjahres in Höhe von 156 291 502 RM. Der Reingewinn beträgt 16 014 322 RM, davon sind zu ver⸗ wenden mindestens 25 vH für die Hauptrücklage 4 003 580 RM, üt Sonderrücklagen 2 455 830 RM. Für die Erhöhung des siensfonds sind wie im Vorjahre 250 000 ReM zunückgestellt, der Mestbetrag von 9 304 910 M. ist zwecke Erreichung eines angemeseneren Verhältnisses zum Kapital weiter der Hauptrücklage gemäß 47,2 des Gesetzes zuzuführeu.
— Nach dem Geschäftsbericht der Hermann Meyer & Co. Aktiengesellschatt, Berlin, betrug der Bruttogewinn aus Fabrikation, Handel, Hauserträgen usw. 1 684 184 RM. Hierzu tritt der Vortrag mit 29 149 RM. Die Generalunkosten belaufen sich auf 1 265 497 RM, die Abschreibungen auf 60 085 RM. Auf die Stammaktien entfallen 12 vH.
— Nach dem Geschäftsbericht der Julius Berger Tief⸗ bau⸗Aktiengesellschaft, Berlin, für 1929 war die Gesellschaft in Anbetracht der schwierigen Lage des Baugewerbes in Deutschland bemüht, ihr Tätigkeitsfeld immer mehr in das Ausland zu verlegen. Von der zumänischen Regierung wurden der Gesellschaft im Anschluß an die Arbeiten des Teliutunnels weitere Befestigungs⸗ arbeiten übertragen, mit welchen die Gesellschaft zur Zeit noch beschäftigt ist. Die von der türkischen Regierung übernommenen Bahnbauten konnten auch im abgelauienen Geschäftsjahr pro⸗ grammäßig unter Innehaltung der beiderseitigen vertraglichen Ver⸗ pflichtungen und zur allgemeinen Zutriedenbeit fortgesetzt werden. In Betꝛeft der persischen Bahn⸗ und Hatenbauten des unter Führung der Gesellschaft stehenden deutschen Konsortiums für Bauausführungen in Persien sind die Studienarbeiten für die Eisenbahnstrecke und für die Häsen fast beendet, der Bau der Probestrecken und provisorischen Hafenanlagen konnte bisher terminmäßig vorangehen. Von der über⸗ nommenen Probesnecke sind über 100 km fertiggestellt und bereits in beschränktem Umsange in Bebrieb genommen worden Trotz der zur Zeit bestehenden ungünstigen Geschäftsloge in Deutschland ist die Gesellschaft im Ausland für mehrere Jahre noch beschäftigt. Die Dividende beträgt 20 vH.
— Nach dem Geschäftsbericht der Thüringer Elektri⸗ citäts⸗Lieserungs⸗Gesellschaft, Aktiengesell⸗ schaft, Gotha, über das Geschäftejahr vom 1. Januar bis 31. De⸗ zember 1929 wurden im Berichtsjahr 68 152 351 kWh abgegeben gegen 62 772 734 kWh im Vorjahr. Die Gesellschaft versorgt nun⸗ mehr 8 Städte und 152 Landgemeinden und liesert elettrische Arbeit an 22 Clektrizitätewerke. Die Staßenbahn beförderte 2 363 020 Fahr⸗ gäste gegen 2 180 576 im Vorjahr. Die Thüringerwaldbahn wurde sertiggestellt und am 18. Juli 1929 in Benieb genommen. Die Bahn bat eine Betriebslänge von rund 24 km und verbindet Gotha mit den Waldorten Friedrichroda, Tabarz und Waltershauten. In der abgelaufenen Vetriebezeit von 5 ½ Monaten wurden 446 811 Per⸗ sonen befördert. Auf die Stammattien entfallen 8 vH. 1
— Der Abschluß der Magdeburger Feuerpern liche⸗ rungs⸗Gesellschaft pio 1929 ergab bei einer Prämienein⸗ nahme von brutto 25 388 308 9M (im Vorjahre 24 139 094) einen Reingewinn von 606 225 RM. (620 062 .M). Der auf den 16. April 1930, 12 Uhr, anberaumten Generalversammlung wird vorgeschlogen als Dipidende sür die Vorzugsattie über 300 RM, 6 vH = 18 9⸗M, für die Stammaktie über 200 RM 10 vH
= 30 RM, zu genehmigen. Wien, 29. März.
Oesterreichischen
Klammern Zu⸗ und Abnalme
(W. T. B.) Wochen ausweis der Nationalbank vom 23. März (in im 5 — —
5. März) in tauzend Schillingen. iva old, Devisen un 1. S (6 824 (Zun. 17 000), Wechsel, Wanrants und Effekten 142 486 (Abn. 29 517), Tarlehen gegen Handpfand 463 (Abn. 53), Tarlehensschuld des Bundes 108 493 (Abn. 19), Gebäude samt Ein⸗ richtung 10 440 (unverändert), andere Aktiva 274 348 (Abn. 8882). — Passiva: Aktientapital (30 Millionen Goldkronen) 43200 (un⸗ verändert, Reserresonde 9282 (unverändert), Bantnotenumlauf 854 182 (Abn. 30 110), Giroverbindlichteit und andere Verpflichtungen 108 984 (Zun. 18 617), sonstige Passiva 235 769 (Abn. 8881).
——
am 28. März 1930: Ruhrrevpier:
Deutichland 609,75, London Spanien 317,25, Italien 134,00, Schwei
Sanzeiger und Preußischen Staatsan
Berlin, Sonnabend, den 29. März
1930
Wwagengenellung, für UmPgmm. gen, n
gestellt — Wagen.
Die Elekttrolytkupternotierung der Vereinigung für deutsche Elektrolvtkupfernotiz stellte sich laut iner Meldung des „W. T. B.“ am 29. Märn auf 170,50 ℳ (am 28. März auf
170,50 ℳ) für 100 kg.
Berlin, 28. März. Preisnotierungen für Nahrunges mittel. (Einkaufspreise des Lebensmitteleinzel⸗
1 1121 für das Kilo frei Haus Berlin in Originalpackungen.)
iotiert durch öffentlich angestellte beeidete Sachverständige der
Industrie⸗ und Handelskammer zu Berlin und Vertreter der Ver⸗
braucherschaft. Preise in Reichsmark: Gerstengraupen ungeschliffen rob 0,41 bis 0,46 ℳ, Gerstengraupen, ungeschliffen, mittel 0,44 is 0,52 ℳ, Gerstengrütze 0,35 bis 0,36 ℳ, Haferfocken 0,36 bis 0,37 ℳ, Hafergrüͤtze 0,41 bis 0,43 ℳ, Roggenmehl 0/⁄1 0,26
bis 0,27 ½ ℳ., Weizengrieß 0,42 bis 0,45 ℳ, Hartgrieß 0,47 bis
0,50 ℳ, 000 Weizenmehl 0,32 bis 0,42 ℳ, Weizenauszugmehl in 100 kg⸗Säcken br. f.⸗n. 0,40 bis 0,46 ℳ, Weizenauszugmehl, feinste Marken, alle Pac 0,46 bis 0,57 ℳ, Svpeiseerbien, kleine 0,29 bis 0,31 ℳ, Speiseerbsen, Viktoria 0,30 bis 0,33 ℳ, Speiseerbsen. Viktoria Riesen 0,34 bis 0,42 ℳ Bohnen, weiße,
mittel 0,46 bis 0,50 ℳ, Langbohnen, ausl. 0,56 bis 0,68 ℳ,
Linsen, kleine, letzter Ernte 0,56 bis 0,68 ℳ, Linsen, mittel, letzter Ernte 0,68 bis 0,82 ℳ, Linsen, große letzter Ernte 0,83 bis 1,08 ℳ, Kartoffelmehl. superior 0,32 bis 0,33 ℳ, Mafkaroni Hretes wane. lose 0,86 bis 0,95 ℳ, Meblschnittnudeln, lole 0,60 bis 0,76 ℳ, Cierschnittnudeln, lose 0,84 bis 1,42 ℳ, Bruchreis 0,33 bis 0,34 ℳ, Rangoon⸗Reis, unglasiert 0,36 bis 0,37 ℳ, Siam Patna⸗Reis, glasiert 0,48 bis 0,56 ℳ, Java⸗Tafelreis, glasiert 0,60 bis 0,73 ℳ, Ringäpfel, amerikan. prime 1,30 bis 1,46 ℳ, Bosn. Pflaumen 90/100 m Originalkisten —,— bis —,— ℳ, Bosn. Pflaumen 90/100 in Säcken —,— bis —,— ℳ, entsteinte bosn. 80/85 in Originalkistenpackungen —,— bis —,— ℳ, kalif. Pflaumen 40/50 in Originalkistenpackungen 1,06 bis 1,07 ℳ, Sultaninen Kiup Caraburnu ¼ Kisten 0,84 bis 0,92 ℳ, Korinthen choice, Amalias 0,88 bis 0,90 ℳ, Mandeln, füße, courante, in Ballen 2,46 bis 2,50 ℳ, Mandeln, bittere, courante, in Ballen 2,60 bis 2,70 ℳ, Zimt (Cassia vera) ausgewogen 2,50 bis 2,60 ℳ, Kümmel, holl., in Säcken 0,92 bis 0,96 ℳ, Pfeffer, schwarz, Lampong, aus⸗ ewogen 3,70 bis 4,00 ℳ, Pfeffer, weiß, Muntok, ausgewogen 4,70 is 5,10 ℳ, Rohkaffee, Santos Superior bis Extra Prime 3,70 bis 4,20 ℳ, Rohkaffee, Zentralamerikaner aller Art 4,08 bis 5,80 ℳ, Röstkaffee, Santos Superior bis Extra Prime 4,60 his 5,28 ℳ, Röstkaffee, Zentralamerikaner aller Art 4,90 bis 7,40 ℳ, Röstroggen, Aasert in Säcken 0,34 bis 0,39 ℳ, Röstgerste, glasiert, in Säcken 0,33 bis 0,39 ℳ, Malzkaffee, glasiert, in Säcken 0,49 bis 0,52 ℳ Katao, ftart entölt 1,50 bis 2,90 ℳ, Kakas, leicht enteli 2,70 bis 3,00 ℳ, Tee, Souchong 8,16 bis 9,00 ℳ, Tee, indisch 9,26 bis 12,56 ℳ, Zucder, Melis 0,55 ½ bis 0,57 ½ ℳ, Zucker, Raffinade 0,58 bis 0,63 ℳ, Zucker, Würsel 0,63 bis 0,70 ℳ, Kunsthonig in 4 kg⸗Packungen 0,62 bis 0,64 ℳ, Zuckersirup, bel. in Eimern 0,75 bis 0,80 ℳ, Speijestrux, dunkel, in Eimern 0,50 bis 0,75 ℳ, Marmelade, Vierfrucht, in Eimern von 12 ½ kg 0,75 bis 0,76 ℳ, Pflaumenkonfiture in Eimern von 12 ½ kg 0,90 bis 0,96 ℳ, Erd⸗
erkonfiture in Eimern von 12 ½ kg 1,56 bis 1,70 ℳ, Pflaumenmus, in Eimern von 12 ½ und 15 kg 0,78 bis 0,89 ℳ, Steinsalz in Säcken 0,07 ⁄10 bis 0,08 ⁄60 ℳ, Steinsalz in Packungen 0,098⁄10 bis 0,12 ℳ, Siedesalz in Säcken 0,10⁄% bis —,— ℳ Siedesal; in Packungen 0,12 bis 0,16 ℳ, Bratenschmalz in Tierces 1,42 bis 1,44 ℳ, Braten⸗ schmalz in Küͤbeln 1,43 bis 1,45 ℳ, Purelard in Tierces, nordamerit. 1,25 bis 1,27 ℳ, Purelard in Kisten, nordamerik. 1,26 bis 1,28 ℳ, Berliner Rohschmalz in Kisten 1,56 bis 1,60 ℳ, Speisetalg 1,06 bis 1,10 ℳ, Margarine, Handelsware, in Kübeln, I 1,32 bis 1,38 ℳ, 11 1,14 bis 1,26 ℳ, Margarine, Spezialware, in Kübeln. 1 1,58 bis 1,92 ℳ, 11 1,39 bis 1,42 ℳ, Molkereibutter 12 in Tonnen 3,12 bis 3,18 ℳ, Molkereibutter 1a gepackt 3,24 bis 3,30 ℳ, Molkereibutter I12 in Tonnen 2,94 bis 3,06 ℳ, Molkereibutter II a gepackt 3,06 bis 3,18 ℳ, Auslandsbutter, dänische, in Tonnen 3,34 bis 3,42 ℳ, Auslands⸗ butter, dänische, gepackt 3,52 bis 3,58 ℳ, Corned bees 12/6 lbe per Rifte 7200 Ess 48,00 ℳ, Sped, inl, ger. 8/10 — 12714. 2,15 bis 2,35 ℳ, Allgäuer Stangen 20 % 0,86 bis 0,94 ℳ, Tilsiter Käse, vollfett 1,94 bis 2,14 ℳ, echter Holländer 40 % 1,80 bis 1,90 ℳ, echter Edamer 40 % 1,86 bis 1,98 ℳ, echter Emmenthaler, vollfett 3,04 bis 3,14 ℳ, Algäuer Romatpur 20 % 1,06 bis 1,16 ℳ, ungez. Kondensmilch 48/16 per Kiste 22,00 bis 24,00 ℳ, ge⸗ ck. Kondens⸗ milch 48/14 per Kiste 31,00 bis 38,00 ℳ, Speisesl, ausgewogen 1,35 bis 1,45 ℳ.
Berichte von auswärtigen Devisen⸗ und Wertpapiermärkten.
8 Devisen. X“
Danzig, 28. März. (W. T. B. (Alles in Danziger Gulden.) Noten: Lokonoten 100 Zlotv 57.,57 G. 57,71 B., 100 Reichs⸗ marknoten 122,646 G., 122,954 B. — Schecks: London 24,99 ⅛ G., — — B. — Auszahlungen: Warschau 100 Zlotv⸗Auszahlung 57,54 G., 57,68 B., London telegrapbische Auszablung 24,99 ¾ G. —,— B., Amsterdam telegraphische Auszahlung 205,94 G., 206.46 8z. Berlin telegraphische Auszahlung 100 Reichsmarknoten 122,447 G. 122,803 B.
Wien, 28. März. (W. T. B.) Amserdam 284,08, Berlin 169,00, Budapest 123,69, Kopenhagen 189,60, London 34,45 ½, Ner
ork 708,00, Paris 27,71, Prag 20,97 ½, Zürich 137,03, Marknoten 68,80. Lirenoten 37,12. Jugoflawische Noten 12,49, Tichecho⸗ slowakische Noten 20,94 ¼, Polnische Noten —,—, Dollarnoten 706,85, —— — B— Noten —,—, Belarad 12,51. — *) Noten und Devisen fü engö.
Prag, 28. März. (W. T. B.) Amfterdam 13,54, Berlin 805,60, Zürich 653,32 ½¼, Oslo 903,75, Kopenhagen 904 ½8, London —,—, Madrid 422,00 Mailand 176,92 New Pe 33,74, ris 132,14, Stockholm 907,25. Wien 475,72 ½˖ Marknoten 12 Polnische Noten 377,50, Belgrad 59,62, Danzig 658,00. 8
Budapest, 28. März. (W. T. B.) Alles in Pengs. Wien 80,68 ¾, Berlin 136.71 ¼, Zürich 110,82 ½, Belgrad 10,11¼.
London, 29. März. (W. T. B. New Port 486,59, Paris 124,28. Amsterdam 12,12 ⅜, Belgien 34,87 ¼. Ilalien 92,81, erlin 20,37 ⅛, Schweiz 25,13 ½,. Spanien 38,95 G., Wien 34,53, Buenos
Aires 42.81. aris, 28. März. (W. T. B.) (Anfangsnotier ) — 124,26. New Pork 25,54. Belgien 356,25 494,50, Kopenhagen 684,25, olland 1025,00, Oslo 684,00 Stockholm 686,75. Prag 75,70, Paris, 28. März. (W. T. B.) (Schlun kurse.) Deutsch⸗ land 610,25. Bukarets —,—, Prag 75,80 Wien —,—, Amerika 25,54 ¾ England 124,27 ½, 25, and 1024,75. Jtalien 133,85 Spanien 316,50, Schweiz 494,50 richau —,—, Kopen⸗ hagen 687,25, Oelo —,—. Stocholm 687,50, Pelgrad —,— Amsterdam, 28. März. (W. T., B. Berlin 59,51 ¼, London 12,12 ⁄. New Pork 249 16, Paris 9,75 ¾, Brüssel 34.77, Schweiz 48,25 Italien 13,06 ½ Madrid 30,77 ½, Oslo 66,75, Kopvenbagen Warschau —.—. Helsingsors —,—, Butarest —,—, Polohama Buenos Aires —,—. 11 ““
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