Berrlin, den 17. Juni 1930.
Statistisches Reichsamt.
— zur Bienenfütterung steuerf 1nieh 1
rei abgelassen worden sind.
Reichs⸗ und Staatsanzetger Nr. 138 vom 17. Juni 1930. S. 2. Beersteuerte und stenerfrei abaelassene Zuckermengen im Monat Mai 1930. 1“] In den meien Veriehr ubergeführter Zucer”) Aul reeä 3 — 8 Steuerfrer abgelassene Zuckermengen⸗ Rübenzuckerabläufe, b Rübenzuckerabläute, * Rübenzuckerabläuse. S Landes⸗ Anderer Rübensäfte, andere Roh⸗ Rüvensäfte andere Stärt Anderer Rübensäfte. andere 8 kristalli Rübenzuckerlölungen Stärke⸗ Fester und Rübenzuckerlölungen särke. Zußsammen tristallisierter Rübenzuckerlösungen 8½finanzamts⸗ (Roh⸗ sierter (und Mischungen dieser über Verbrauchs⸗ und Mischungen dieser zucker Roh⸗ und Mischungen dieser 8d 8 Zucker Erzeugnisse mit einem zucker⸗ Stärke ür Erzeugnisse mit einem — Spalten Zucker Erzeamafe mit einem †. 5 bezirke zucker (Ver⸗ Reinbeitsgrad rup ucker ze Reinbeitsgrad Spalten 9 bis 12 zucker (Verbrauchs⸗ einheitsgrad 5 2 I1I] 24 mebr 8 . 8 87 von von mehr [ b5 zucker) von von meh B 8 vo von mehr 8 4 2 b.— 11 8 JJ;. 8 535 bͤrISNZE 882 70 — 95 v0] als 92 v0 1 12 1 70-— 95 p] als 95 80 5 E* 2 ½IE G⅛mnmn Eb1] ☛— 16 7 1 Berli — 31 90o — — — 335 021 — — — 335 021¼ ß— — — — 1 5 be 4* 1 y16 751 55 — 11 975 1 589 175 9,9 174 — 56 969 233 092 m— 8 he. 8 1 “ 3 Breslau.. . .. 821 119 530% 753 — — — 1263 687 276 — — 1266 063 1193250 20297 — 8 1“X“ 4] Darmstadt.. ..†— 8970% — — — — 94 190 wu— — — 94 190 hꝙ 2 8 8 5 Dresden — 19 549 — 8 — — 205 254 — 7 458 — 212 712 ½ — 30 — 8 2 6] Düsseldorft 230 68 156 6055 29 15 249 718 052 19 042 210 1 110 738 44 — 219 264 — 2 7 Hannover. — 98 524 109 133 34 9 1 034 523 4 602 977 230 1 040 332 1 879 1 344 — — 2 8 Karlsruhe — 22 5435 — 83 — 1 236 706 — 612 3 237 321 my—-- — — 5 2 * Kassel — 6 973 60 — — — 73 210 189 — — 73 399½ — — — 8 2 f„8„— 32 623 2 505 — — — 342 551 7 885 — — 350 46 — 20 — — 32 Königsberg — 25 999 — — 12⁴ — 272 750 — — 520 273 270] — 5 217 — — 8. eipzig 8Zq 2 1 077 — 848 — — 11 323 — 6 712 — 18 035 — — — — * Magdeburg . 2 309 798 1 7318 1 388 26 868 1 137 3 252 919 5 530 10 196 119 749 3 388 394 1 1 317 2 701 — — 2 Mecklenburg⸗Lübec — 12 521 141 — 2 122 — 131 473 87 — 8 910 140 470 — — — — 8 München ... 16 294 — — — — 171 091 — — — 171 091 ůł— — — — 2 Münster.. — 29 805 46 — — — 312 958 147 — — 313 109 ¹½ — 434 — 2 2. Nürnbeg. . 1 23 601 — — — — 247 825 — — — 247 825 — — „. d- 4 Oberschlesien.. — 37 313 — — — — 391 792 — — — 391 792 7 353 1 769 — — h. Oldenburg — 1 905 — — — — 20 006 — — — 20 006 — — bgs 82 2³ Schleswig⸗Holstei-— — 73 042 — — — — 766 920 — — — 766 920% bw— 6 023 — — 2. IEEE.,.“ 47 379 70 993 2 448 634 497 502 442 7 300 12 940 518 184 10 224 51 222 — — 4 Stuttgaaart — 39 009 — — — — 409 583 — — — 409 5833 — 446 — — 8. Fbüringen... — 42 846 — — — — 449 878 — — — 449 878] y— 3 131 — — 2 Untereldle.. 151/ 38 421 242 155 1 334 — 403 551 1 524 1 141 5 602 411 8181⁄ — 2 — — . Unterweser †⁴½— 3 232 — — — — 33 939 — — — 33 939 — — — — 2 Würzburg. 12 43 299 — 44 88 — 454 753 — 320 369 455 442 s. — 1 537 — — 4 P gea. 5 Im Mai 1930 1 084 )1 171 068 12 624 8 45 008 3 619 12 307 366 41 998 34 926 206 402 12 590 692 [214023]) 94 392 264 — 26 15 402 — 8 3 — 10 . Vom 1. September 1929 bis 31. Mai 1930 14 623 10 132 2277 94 045 46 783 314 907 34 657 106 505 232 322 287 343 863 1 491 403 108 662 785 [532744 700 401 2 301 258 3. . 5 484 214721 75 195 272 27 Im Mai 1929 1 536 1 164 558 8 298 5 150 42 684 4 962 12 243 921 27 741 37 853 202 908 12 512 423 [196606 138 807 100 — N. 313 15 562 2 10 — — Vom 1. September 1928 bis 31. Mai 1929 13 132 10 437 7650 117 303 47 022 365 8757 53 668 109 734 077 399 921 345 601 1 789 204 112 268 803 [563796 802 036 3 976 191 36 “ 3 345 514 817 144 148 39 14
vb--˙9uh.) Der aus dem Ausland eingeführte versteuerte Zucker ist mit nautischen Zahlen nachgewiesen. Die Mengen sind in den darüberstehenden Ziffern mitenthalten. — ²) Ausgeführte 89 ferner auf öffentliche Niederlagen und in den Freihafen Hamburg gebrachte Mengen einschließlich Bedarf für deutsche Schiffe. — ³) Davon für den Freihafen Hamburg 1317 dz Rohzucker und 4463 dz! ucker. — *) Darunter 23 dz, die gemäß Erlaß des Herrn Reichsministers der Finanzen vom 24. August 1929 — V 5101 — 8256 II
8 br 11“
. Ministerium des Innern. Das Preußische Staatsministerium hat mittels Erlasses vom 20. Mai 1930 verliehen:
Die Rettungsmedaille am Bande an:
Erich Heinze, Maurerlehrling, Landsberg (Warthe), Feihs Mielke, Bäckergeselle, Königsberg i. Pr., elmuth Lipinsky, Bäckergeselle, Königsberg i. Pr., . B 8 mbien, Polizeihauptwachtmeister, Königs⸗ erg i. Pr., - 1
Kurt Bartscher, Unterprimaner, Warendorf, Willi Nowak, Klempner, Rosenberg, O. S., Karl Liberka, Tischler, Rosenberg, O. S., Anton Sowada, Maschinenschlosser, Rosenberg, O. S., b Hümmecke, Kaufmann, Neheim, Kreis Arns⸗ erg.
Die Erinnerungsmedaille für Rettung aus Gefahr an: 8
Heinrich Pigger, Lehrer, Berlin,
Kurt Wolff, Tischlergeselle, Königsberg i. Pr.,
Fritz Margies, Feuerwehrmann, Königsberg i. Pr.
Das Preußische Staatsministerium hat mittels Erlasses vom 22. bzw. 24. Mai 1930 verliehen:
Die Erinnerungsmedaille für Rettung aus Gefahr an: Johannes Klappstein, Schneider, Groß Küdde, Kreis Neustettin, Johanna Schulz, Ehefrau in Dölzig, Kreis Soldin, Emil Maren, Polizeioberwachtmeister, Altona, Stalp, Schreinerlehrling, Zeppendorf, Kreis iegen.
Der Landrat Voegt in Insterburg ist zum Vizepräsi⸗ denten des Oberpräsidiums in Magdeburg ernannt worden.
MNiIchtamuliches. Deutsches Reich.
Der Königlich norwegische Gesandte Scheel hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt Legationsrat Bull die Geschäfte der Gesandtschaft.
Der Königlich ägyptische Gesandte Dr. Nachàt Pascha hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesen⸗ heit führt Legationssekretär Salim die Geschäfte der Ge⸗ sandtschaft.
Der estnische Gesandie Menning ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der polnische Gesandte Roman Knoll ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.
Im Juni dieses Jahres erscheint ein neues Hauptsach⸗ verzeichnis zum Reichsgesetzblatt unter der Bezeichnung A B C des Reichsrechts. Es. stellt eine zusammen⸗ fassende Bearbeitung aller bisher erschienenen Jahres⸗ und Hauptsachverzeichnisse dar. Im ABC des Reichsrechts sind alle Gesetze, Verordnungen, Bekanntmachungen, Erlasse usw. namentlich aufgeführt, die der Norddeutsche Bund und das Deutsche Reich erlassen haben. Das ABC erfaßt demnach alle Veröffentlichungen des Bundesgesetzblatts (von 1867—1871) und des Reichsgesetzblatts (von 1871—1929). Es enthält auf 688 Seiten Text mehr als 5500 alphabetisch geordnete Stichwörter. Preis je Stück 8 RM, Behörden Vorzugspreis 6 RM. Für die in Originaleinband des Reichsgesetzblatts gebundenen Stücke erhöhen sich die Verkaufspreise um 1,60 RM, also auf 9,60 RM und 7,60 RM. Auf Wunsch werden auch Stücke in Halbledereinband geliefert. Der Preis solcher Stücke ist beim Reichsverlagsamt zu erfragen. Be⸗ stellungen sind an das Reichsverlagsamt, Berlin NW. 40, Scharnhorststr. 4, zu richten. Auch im Buchhandel ist das ABC des Reichsrechts. Es stellt eine zusammen⸗ mittelbar vom Reichsverlagsamt zu beziehen.
Deutscher Reichstag. 176. Sitzung vom 16. Juni 1930, 3 Uhr.
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(Bericht d. Nachrichtenbüros d. Vereins deutscher Zeitungsverleger*.)
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Pden; Löbe eröffnet die Sitzung um 3 mr. Die zweite Fema. des Rei zhaus alts v— 1930 wird mit der Beratung des Haushalts des
Reichsministeriums des Innern fortgesetzt.
Reichsminister des Innern Dr. Wirth: Meine Herren, es dreht sich um den Lübecker Unglücksfall, zu dem ich eine Er⸗ klärung abzugeben beabsichtige; es handelt sich nicht um Frei⸗Heil! (Erneute Zurufe von den Nationalsozialisten.)
Meine Damen und Herren! Im Hauptausschuß dieses Hohen Hauses hatte ich bei der Beratung des Haushalts meines Mini⸗ steriums der Teilnahme der Reichsregierung an dem erschütternden Unglück Ausdruck gegeben, das sich gegenwärtig in Lübeck im Gefolge der dort vorgenommenen Tuberkuloseschutzbehandlung abspielt. Damals konnten zwölf Unglücksfälle unter den be⸗ handelten Säuglinge mitgeteilt werden; heute hat sich diese Zahl auf 39 erhöht. Damals hatte ich hinzugefügt, daß man noch mit weiteren Todes⸗ und Erkrankungsfällen zu rechnen haben werde. Heute ist das nicht nur in Erfüllung gegangen, sondern es trifft leider wohl immer noch zu. 6 .
Unsere Gefühle begegnen sich, wenn ich vor Eintritt in die eigentliche Haushaltsberatung das Wort erbeten habe, um gerade von dieser Stelle aus unser aller tiefstes Mitgefühl mit den von der Katastrophe betroffenen deutschen Familien kundzutun.
Meinen früheren Ausführungen ist wenig hinzuzufügen. Eine eingehende Schilderung der Lübecker Vorgänge gibt im übrigen der Reisebericht des nach dort entsandten Referenten des Reichsministeriums des Innern, Ministerialrats Dr. Taute, vom
— —
*) Mit Ausnahme der durch Sperrdruck hervorgehobenen Reden
der Herren Minister, die im Wortlaute wiedergegeben sind.
Professor Deycke Weiterzüchtung übergeben worden. Schutzbehandlung vorzubereiten, wurden in Lübeck zunich klärende Vorträge vor Aerzten, Hebammen und Bezirksft rinnen gehalten. Mit der Verabreichung des Schutstoft Beigabe zur Nahrung an die Säuglinge wurden entspreheg Vorgehen von Calmette in erster Linie die Hebammen beuft gelegentlich wurde er auch von Aerzten unmittelbar angs
Nachdem einige Zeit vorher an wenige Säuglinge? weise Abgabe erfolgt war, wurde am 24. Februar 1990 m Verabreichung des Schutzstoffes allgemein begonnen, sore Eltern sich damit einverstanden erklärten. Dieses Einve wurde auf Grund eines Merkblatts und auf Grund ni Beratung durch die Hebammen für etwa 50 Prozent der nn Zeit geborenen Säuglinge erzielt. handelten Säuglinge beträgt 246. Eine Prüfung des 6er an Tieren war vor Beginn der Verabreichung in Lübeck ce genommen worden. (Hört! hört!) Das muß hier besonderst gehoben werden, da die ursprünglich entgegengesetzten F. über diesen Punkt, die auf einer irrigen Information! hatten, im Ausland bereits zu unrichtigen Schlußfolge führt haben.
Am 26. April 1930 erfolgte die Meldung des Sterh eines nach Calmette behandelten Säuglings, wobei d tion zweifellos generalisierte Tuberkulose ergab.
Damit hielt der Tod seinen Einzug unter die Kiner welcher unheimlichen Sicherheit er seitdem seinen Wege se hat, ist Ihnen allen bekannt.
Die Oeffentlichkeit kann selbstverständlich beanseuce nauestens darüber unterrichet zu werden, wie es u mWe⸗ glücksfällen hat kommen können. Ich versichere wohn 2 sowohl seitens des Staates Lübeck wie auch meinerseits schieht, um zu einer möglichst völligen Aufklärung zu Es handelt sich dabei zunächst um die Frage, ob und die in Lübeck mit der Vorbereitung und Durchfü Tuberkuloseschutzbehandlung betrauten Stellen irrtü⸗ zweckmäßig oder fehlerhaft vorgegangen sind. wird Sache des Staates Lübeck sein; es ist anzunehm dort im Gang befindlichen Erhebungen hierüber zu er Ergebnis führen werden.
Die Lübecker Vorfälle ragen aber weit über die 22 eines örtlichen Unglücks hinaus. Es handelt sich hier „ Angelegenheit, der in der ganzen zivilisierten Welt mii 2 größte Aufmerksamkeit zugewandt wird und deren mogen
Kenntnis erhalten haben.
25. Mai wieder, von dem die an der vorliegenden Frage k interessierten Mitglieder der
einzelnen Fraktionen i
Das
Der Sachverhalt ist kurz f Der Lübeckische Gesundheitsrat hatte auf Grund der g. Erfahrungen, die in anderen Ländern, insbesondere in Frat in mehr als 300 000 Fällen mit dem Callmetteschen Tulek schutzverfahren gesammelt worden waren, im November v † stimmig beschlossen, die Anwendung dieses Verfahrens se Staatsgebiet von Lübeck zu empfehlen. Die Bakterienkultur, die als Ausgangspunkt für e führung der beschlossenen Schutzbehandlung dienen sollte, zn im Juli 1929 von Professor Calmette in Paris bezogen in Lübeck zur Prüfung, Verwahrmn Um
Die Gesamtzahl der
tenwahlrechts bezeichnet;
annerwah
mmlisten, die vor zwei
ozmordentliche agüldstern cher Basten geworden.
Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. 138 vom 17. Juni 1930. S. 3.
on aus diesem Grunde unbedingt geboten g. — — mitzuarbeiten, ist die Aufgabe der ung und insbesondere des über geeignete indige und über das nötige wissenschaftliche Rüstzeug . Reichsgesundheitsamts. Es sei erneut darauf hin⸗ enden das Reichsministerium des Innern schon bei efen, gelegenheit in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen ver esundheitsrats die Frage der Tuberkuloseschutzbehand⸗ neig dlmette trotz vieler günstiger Berichte aus dem Aus⸗ — beurteilt hatte und im Mai 1927 den Re⸗ deutschen Länder eine entsprechende Mitteilung zu⸗ A An dieser Stellungnahme hatte sich seither nichts ge⸗ 2 hachdem sich das Unglück aber trotzdem zugetragen hat, 2 nunmehr festzustellen, ob das Calmettesche Verfahren selbst 4 sein kann, so verhängnisvoll zu wirken, oder ob Fehler ener Durchführung — insbesondere eine etwaige Ver⸗ einigung oder Verwechslung der angewandten Bakterien⸗ zuen — die Schuld daran tragen. Entgegen allen anderen teilungen, die da und dort immer wieder auftauchen, muß fest⸗ Ut werden, daß diese Frage vorläufig nicht mit Bestimmtheit ntwortet werden kann, da die im Reichsgesundheitsamt, im tut Robert Koch und in der Tuberkulose⸗Forschungsanstalt Hamburg⸗Eppendorf hierüber eingeleiteten Untersuchungen noch auf mindestens sechs Wochen hinaus erstrecken werden. entlich gelingt es, auch in dieser Hinsicht zu klaren Ergeb⸗ en zu gelangen. Zie mir von meinem Referenten auf Grund persönlicher ormation berichtet wird, hat die dortige Regierung unter iger Beteiligung von Vertretern der betroffenen Elternschaft, sch aus den verschiedensten Schichten der Bevölkerung zu⸗ ensetz, alles unternommen, um von den Erkrankten zu en, was nur immer zu retten möglich ist, und um die gesund lichenen in sorgfältiger Weise zu überwachen und vor Schädi⸗ en zu schützen. Insbesondere darf die Heranziehung von her⸗ agenden ärztlichen Autoritäten von der Universität Hamburg ähn werden, die mit ihren Lübecker Kollegen das weitere bei der klinischen Behandlung und Beobachtung der ankten oder krankheitsverdächtigen Säuglinge in wiederholten gtungen vereinbart haben. An den pathologischen Unter⸗ ungen nimmt auf Anregung des Reichsministeriums des Innern auch der Prosektor des Pathologischen Instituts der Charité Berlin, Professor Dr. Schürmann, als Spezialsachverständiger diesem Gebiete in enger Arbeitsgemeinschaft mit dem Reichs⸗ eunheitsamt teil. Seitens der Sachverständigen des Reichs⸗ itsamts besteht außerdem auch Fühlung mit Professor lmette selbst, so daß jede Möglichkeit, die Angelegenheit von den sciedensten Richtungen zu beleuchten, ausgenützt sein dürfte. Es ist somit alles getan, um den wirklichen Sachverhalt zu ünden und nach Möglichkeit zu einer Lösung der im Interesse Humanität wie auch der Wissenschaft gleich wichtigen Frage gelangen, ob sich in Lübeck eine Verwechslung oder Verunreini⸗ g der von Professor Calmette dorthin gelieferten Bakterien⸗ r ereignet hat oder aber ob die Veränderung dieser Kultur ganz unerwartet als biologische Umwandlung vollzogen hat. habe bereits ausgeführt, daß noch Wochen vergehen werden, die rein wissenschaftlich zu führenden Untersuchungen des ichggesundheitsamts so weit gediehen sind, daß wir in dieser sicht vielleicht klarer sehen. Sobald deren Ergebnis vorliegt, beabsichtige ich, den Reichs⸗ zundheitsrat eingehend mit der ganzen Angelegenheit zu be⸗ en; dieser wird dabei neben der wissenschaftlichen Auswertung
guftlãrund izinalverwalt
allem auch die Frage zu beantworten haben, welche ver⸗
ltungsmäßigen und sonstigen praktischen Schlußfolgerungen zu hen sein werden. Daß ich nach der ersten Mitteilung aus eck über die dortigen Vorgänge alsbald an sämtliche Landes⸗ jerungen ein Ersuchen gerichtet habe, von der Anwendung des lmetteschen Verfahrens bis zur völligen Klarstellung der An⸗ egenheit ganz allgemein abzusehen, sollte der Beurteilung des zen Fragenkomplexes nicht vorgreifen, war aber nach Lage der nge eine Maßnahme, die sich von selbst verstand.
Abg. Sollmann (Soz.): Wir wünschen dem Verein für Deutschtum im Auslande anläßlich seiner 50 jährigen ndungsfeier, daß er sich in Zukunft von allen chauvinistischen antirepublikanischen Kundgebungen freihalten möge; er hat nicht gelernt, eine Sprache zu reden, die en an das Herz dden Geist der sozialistischen Arbeiter rührt. Diejenigen, die Haushaltsausschuß gegen unsere Stimmen die Entschließung tn den „Kulturbolschewismus“ angenommen haben, fragen z, was sie eigentlich unter Kulturbolschewismus verstehen. Auch ngen, die von unzweifelhaft tief christlichen Menschen ver⸗
ee werden, werden Kulturbolschewismus genannt. Für die rchristlichen Kreise ist alles kulturbolschewistisch, was ihnen paßt, wie z. B. Familienbäder, gemeinsame Erziehung der echter, Feuerbestattung, Trennung von Staat und Kirche,
gelung des Kirchenaustritts, Aufhebung des “
dagraphen, Abs n eine chauu⸗
ächung des barbarischen § 218 usw.; wir
Kulturdiktatur der ristlich⸗orthodoxen Welt⸗
ebenso ab wie eine atheistische Diktatur, die von den
amunisten erstrebt wird. Wenn die Kirchen trotz ihrer vielen zlegien mit anderen kulturellen Strömungen in geistigem n- 6 nicht fertig werden können, so ist das ein Armutszeugnis. ir leugnen die — Kulturkrise nicht, die Zersetzung der
onomischen und
vchen. Wir erinnern aber an die geistige und
ozialen Struktur hat auch alte Peen ee ittliche
teung anserer sozialistischen Jugend und vergleichen ihre Ver⸗ taltungen mit den stumpfsinnigen alkoholischen Vergnügungen
der derben Erotik in ländlichen Gebieten, wo der Kulturx⸗
Ugewismus nicht einmal dem Namen nach bekannt ist. Wir ncpenns nicht unter die sittliche Vormundschaft anderer
tbile ab. Pharisäer aber wollen wir nicht werden. Im Aus⸗ hat sich der Reichsminister Dr. Wirth als Todseind des dann muß er das Verhältniswahl⸗
&
seniebschaffen. und dafür wird er keine verfassungsändernde
finden. Der Minister meint, das Listenwahlrecht ver⸗ politische Ermüdung des Volkes, aber bei dem Ein⸗ lkreis der Vorkriegszeit war die Wahlbeteiligung nicht ber als jetzt. Der Reichstag von 1912 mit 397 Abgeordneten
ulde die
20
* Fraktionen und 11 Splittergruppen, rund 50 Abgeordnete dien fraktionslos; ardneten hat 8
der jetzige größere Reichstag mit 490 Ab⸗ noch „)0t 8 Fraktionen und nur 6 Splittergruppen, die zum doch mit anderen Fraktionen in Arbeitsgemeinschaft stehen. alden plitterung ist also geringer geworden. Die National⸗ Jahren noch ein Splitter waren, sind ein Auch unter dem “ drei oder mehr Parteien notwendig zur Mehrheit, genan wie heute. Falsch ist au
ig einer
und lehnen auch die Polizei als Maßstab kultureller
oberflächliche Gerede von dem angestammten Mandat. Vorn
423 Abgeordneten, die vor elf Jahren in die Nationalversammlung eintraten 22 nur noch 184 dem Reichstag an. Das ist eine starke Flu tuarion. Man ruft nach einer engeren Verbindung mit den Wählern, will aber jetzt aus falscher Sparsamkeit die Zahl der Abgeordneten verringern, also die .An. zwischen Parlament und Wählern noch mehr lockern. Die Sozialdemokratie teht einer Wahlreform sehr kühl und abwägend gegenüber. Die erringerung der Zahl der Abgeordneten lehnen wir ab. Kein großes, parlamentarisch regiertes Land hat so wenige Abgeordnete wie Deutschland. Der Reichstag sollte mehr für Aufklärung über ch selbst sorgen, er kostet nur 8,10 Millionen im Jahr, also nur
n zehnten Teil eines Panzerschiffes, nur 0,12 Pf. auf den Kopf der Bevölkerung. Auf unseren Antrag ist im Ausschuß die Ent⸗
ließung angenommen, daß die Regierung die Initiative zur eichsreform ergreifen soll. Unsere Entschließung läßt alle Wege offen; die Regierung soll nur zeigen, ob sie etwas will, und was ie will. Es gibt in allen Parteien Freunde des Einheitsstaates; ür den alten föderalistischen Gedanken sind die deutschen Lebens⸗ räume viel zu klein geworden. Wir werden jede Reichsregierung unterstützen, die die Reichsreform als das innerpolitische Problem von wirklich nationaler Bedeutung entschieden in Angriff nimmt. Der Konflikt mit Thüringen zeigt von neuem die Notwendigkeit der Reichsreform. ir bedauern, daß Dr. Wirth durch das schein⸗ bare Entgegenkommen der thüringischen Herren sich verleiten ließ, die Sperre über die Poligeignsche⸗ e aufzuheben. Das Vorgehen des Ministers Severing hat sich als richtig erwiesen. Eine Regierung, in der Herr Frick sitzt, ist für ein gentleman agree- ment nicht geeignet. Fricks Verfassungseid empfinden wir als eine Geschmacklosigkeit. Er ist nicht nur wegen Bruchs des Be⸗ amteneides schon einmal verurteilt, sondern hat au ier mit kaltem Zynismus die Symbole und die Führer der Republik, auch die von seinen Geistesverwandten ermordeten Führer, beschimpft. Es ist eine Sünde wider den Heiligen Geist der Reichsverfassung, einen solchen Mann als Polizeiminister zu dulden. Einen er⸗ klärten Putschisten und gexichtsnotorischen Hochverräter. Minister Frick muß öffentlich seine dreiste Verhöhnung furaa. nehmen: „Der Reichsminister des Innern kann lange au Ant⸗ wort warten.“ Wir begrüßen das Uniformverbot durch die preußische Regierung und den 22 des preußischen Fuffig⸗ ministers zur Schnelljustiz gegen politi sche Raufbolde; wir müssen uns von dem politischen Strolchewismus von rechts und links reimachen. Die nationalsozialistischen Sturmtrupps sind die Vor⸗ reitung zum Bürgerkrieg. Man predigt egen den Marxismus,
aber die Zersetzung der alten bürgerli Parteien ist eine glänzende eetsertigun der marxistischen ”-ö-. In den roßen sozialen und kulturellen Erneuerungen, die herannahen,
iI wir nach der Führung. Millionen Menschen haben den blanben an — Feachr der kahalisgchan Welt verloren 18 aber in Gefahr, einer vehene n 5 zu verfallen. Es ist die geschichtliche Aufgabe er Sozialdemokratie, diese neuen Schichten des proletarisierten Arbeitsvolks für den sozialistischen Gesellschafts⸗ und Kulturaufbau zu gewinnen. (Beifall bei den
i ten. x.n 2 Abg. Sollmann wurde in ihrem letzten Teil, der sich hauptfächlich mit den Nationalsozialisten beschäftigte, von erregten bisaüchnecsen der Nationalsozialisten, namentlich a5 Abg. Goebbels, unterbrochen. Dem Redner wurde u. a. att.
egengerufen: Barmat! Bauer! Am Schluß riefen die Nationa ⸗ Pdalisten: Die Rede muß öffentlich anges 8 ue vers Th bg. Dr. Spahn⸗Köln (D. Nat.) erklärt, es kan ein Abgeser äebe.; daß das, was sich in diesem Hause unter der Regierung Brüning bisher abgespielt hat, nur die Pöees⸗ eines Vorspiels hatte. Der blutige Ernst steht noch bevor. Das Kabinett Brüning versicherte zunächst. die dringlichsten Aufgaben des Deutschen Reichs lösen zu 5 bn Keiner rechts und links weiß aber, welches Maß von Klar 8 das Kabinett Brüning bisher über seine Absichten gewonnen hat. Der neue Innenminister hat in den letzten ochen Maßnahmen erhriffen. die immer und immer wieder den Charakter einer po
itis igen. Hier ist das Uniform⸗ itischen Ausnahmebehandlung zeigen
Deutschen Reiche Feeeben des Majors Pabst aus
verbot in Preußen und in Bayern zu reich wird das füiiel. 88 eeen ird, nachgeahmt. Die Auswei⸗ b wie ein Hohn auf den Anschlußgedanken. Unsere Verfassungsproblematik nimmt von Jahr zu Jahr an Bedeutung zu. 22 Handelt sich um Grundfragen der Auseinandersetzung zwischen deutschem eichsrecht und weßenrogsisgzer Auffassung. Die Art, wie in den letzten Jahren die änderkonseren ge⸗ arbeitet hat, liegt jetzt hoffentlich hinter uns. Herr So . hat heute ein unbedingtes Bekenntnis zum Unitarismus ab⸗ elegt. (Abg. Sollmann: für die Sozia demokratische Partei.)
ir bedauern es, daß der Reichsinnenminister glich die ersten Wochen seiner Amtszeit dazu benutzt hat, gegen Thüringen 85* ehen, ohne dem nken des Föderalismus sein Rech ommen zu lassen. Und die Sozialdemokratie steht hinter ihm un freut sich. (Sehr richtig! rechts.) Nur der großen unpartetischen Führerpersönlichkeit an der Spitze des Deutschen Reichs ihrem überragenden moralischen Gewicht haben wir es zu ver danken, wenn manche Kluft überbrückt worden ist. Die jebige Reichsregierung läßt aber dem Reichspräsidenten gegenüber ben. die nötige Vorsicht walten, um seine Unparteilichkeit nmangetg e u lassen. Man benutzt ihn, um wirtschaftliche und volitische Augenblickersolge zu erringen. Auf der anderen Seite haben wir in Preußen den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Braun, gegen dessen Willkürakte häufig der Staatsgerichtshof an⸗ gerufen werden muß. Mit den Arbeitsgemeinschaftsplänen zwischen Unternehmertum und Arbeiterschaft wird nur Sr 3 daß der Staat in die Hände von Kapital und Masse gerät. on jetzt sind genügend Kräfte am Werke, um nach dem Scheitern des Experiments Brüning diese Ziele zu erreichen. Die Probleme werden dabei in den Hintergrund geschoben. Wenn e etwas Gestriges im heutigen deutschen Leben gibt, dann ö die politischen Parteien. Im Parteigetriebe hat sich in den letzten Jahren wenig geändert. Es handelt sich bei den Vor⸗ gängen der letzten Zeit 1g um eine Bewegung, sondern nur um ein Wellengekräͤusel. Es ist bedauerlich, daß Freunde von uns eine Kiutangelegenheit zum Anlaß der Gründung einer neuen Partei gemacht haben. Gerade die Männer, die sozusagen ohne Bindung an den Geist der Fraktion als Staatsmänner angesehen werden, haben den Wunsch nach einer konservativen Mitte geäußert. Die Reden Dr. in dieser Richtung haben stände wachsenden Widerhall im Lande gefunden. (Wider⸗ spruch und achen links.) Der Herr Reichsinnenminister wird sicherlich mehr Verständnis für diese Gedanken haben als Sie (nach links). Vielleicht hat man auch noch Hoffnungen auf latente monarchische Gefühle im Volke Das Konservative schickt sich unter dem Eindruck des großen Krieges an, in das aevn mit voller Kraft hineinzustoßen. Der heutige Staat ist aber seinem Wesen nach nicht der Staat der Volksgemeinschaft, sondern der Staat der Sozialdemokratie, der Staat der Republik. Der deutsche Republikaner wird aber immer wieder neue Fesseln und Lasten übernehmen, wenn er nicht die Erhöhung des geistigen Niveaus anstrebt. Von der Kraft der Ausbreitung konservativer Ideen in 8 Volke hängt es ab, ob das deutsche Volk wieder frei wird. r Konservativismus muß heute revolutionär sein, nicht im Handeln, aber im Denken. J bitte den Innenminister, sich zu überlegen, ob er nicht auf dem falschen Wege ist, wenn er, anstatt das Volk zur Staatsgesinnung zu erziehen, Schritte unter⸗ nimmt, die immer wieder auf Vergewaltigung einzelner Volks⸗ teile hinauskommen. Ich erwähne hier auch die Fälle von Goslar und von Pankow. (Sehr richtig! rechts.) Mit dem National⸗ sozialismus sind wir mit einem großen Teile des deutschen Volks in manchen, Fragen einig, wenn wir auch seine Methoden nicht immer billigen. Wenn jetzt das Rheinland geräumt wird, dann werden wir daran denken, wieviele Millionen Deutscher auf Grund des Diktats von
schmachten. Wir richten an den Innenminister die Frage, wie er sich in der Minderheitenfrage stellt, wie er ferner Stellung nimmt sn der Frage des Wiener Studentenrechts, für das sich die christ⸗ iche Presse Oesterreichs eingesetzt hat. Es ging hierbei um nichts anderes als vm den deutschen Charakter der Wiener Universität. Leider ist es heute mit der Anschlußfrage sehr still geworden. In dem Wiener Studentenrecht ist das volksbürgerliche Prinzip dem staatsbürgerlichen Prinzip entgegengesetzt worden. Das Volks⸗ bürgerliche erwächst aus der Wurzel der Nation, das Staats⸗ bürgerliche entstammt der Formaldemokratie. Der Wiederaufbau der deutschen Volkskraft muß unsere Hauptaufgabe sein. Für die deutsche Kultur wird leider zu wenig, für internationale Wett⸗ bewerbe zuviel aufgewendert. Wenn für das Deutsche Museum Millionen bereitgestellt werden, so sind für die nötigsten Erforder⸗ nisse des Schutzes des Deutschtums in den Grenzgebieten auch die geringsten Mittel nicht vorhanden. (Sehr richtig! rechts.) Es ist zu fürchten, daß die Sozialdemokratie auch hier wieder sich vor jie Füße eines entwurzelten Aristokratentums werfen wird, wie es der Graf Coudenhove darstellt. (Sehr richtig! rechts.) Es ge⸗ nügt uns nicht, wenn man sich bereit erklärt, gegen den Bolsche⸗ wismus anzugehen: hier auf deutschem Boden müssen wir christ⸗ liche und deutsche Kultur pflegen und fördern. An der Grund⸗ lage unseres Volkstums und Christentums darf nicht gerüttelt werden. (Lebhafter Beifall rechts.)
Reichsminister des Innern Dr. Wirth: Meine Damen und Herren! Es wird mir jederzeit eine Freude und Ehre sein, mich mit den politischen Kräften dieses hohen Hauses aus⸗ einanderzusetzen, und zwar in freier Form, nicht in aus⸗ geklügelter Rede, sondern indem ich mir erlauben werde, heute kurz, morgen des längeren in freier Rede auf die Ausführungen der Redner einzugehen. Herr Spahn darf überzeugt sein, daß mir nichts ferner liegt, als etwa in irgendeiner Art schikanöser Form den Kollegen des Hauses oder den politischen Kräften ent⸗ gegenzutreten. Um darzutun, daß es sich hier um eine ernsthafte politische Auseinandersetzung handelt, auch mit neuen radikalen Strömungen unseres Volks, mögen sie rechts oder links in Er⸗ scheinung treten, wollte ich das Wort ergreifen, um zunächst einige Mißverständnisse auszuräumen.
Es ist unrichtig, wenn der Abgeordnete Spahn gemeint hat, von meiner Seite aus sei auch z. B. bezüglich des Stahlhelm⸗ verbots eine schikanöse Auffassung zutage getreten. Ich habe mich gewundert, daß nach den Ausführungen im Haushaltsausschuß derartiges hier noch behauptet werden konnte. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Sie wissen ganz genau, wie es um diese Dinge steht, und ich werde nicht einen Augenblick zögern, über die gegenwärtige Lage dieser Frage Auskunft zu geben. Inzwischen war ja Gelegenheit, mich mit dem Herrn Reichskanzler Müller über die von ihm eingeleitete Politik zu unterhalten und zu schauen, inwieweit die von ihm eingeleitete Aktion zur Aufhebung des Stahlhelmverbots zu fördern ist. (Hört, hört! bei den Kom munisten.) — Sie kommen ja morgen zu Wort, und ich antwort Ihnen dann morgen. Ich werde auch Ihre Rede anhören. Es ist notwendig, sich auch mit der kommunistischen Bewegung aus⸗ einanderzusetzen. Also sparen Sie bitte Ihre Bemerkungen bi morgen! — Ich wollte sagen: es war also zu verfolgen, inwieweit gewisse Besprechungen, die auch mit dem Herrn Reichspräsi⸗ denten von seiten des Herrn Reichskanzler Müller geführt worde sind, von der heutigen Regierung weiterzuführen sind. Jede auf der Rechten wie in der Mitte war aus den Ausführungen, die ich im Haushaltsausschuß gemacht habe, bekannt, daß ich das von Herrn Reichskanzler Hermann Müller Aufgenommene fort⸗ geführt habe. Es dreht sich hier also nicht um eine „schikanöse Angelegenheit. Es waren Besprechungen hin und her gelaufe zwischen dem Herrn Reichskanzler Müller, dem Her Reichspräsidenten und dem preußischen Herrn Ministerpräsi⸗ denten. Aber ich mache die Opposition aufmerksam, wie ich auch die Herren des Stahlhelms aufmerksam gemacht habe, da es mir nicht taktisch klug erscheint, in dem Augenblick, wo ma vor diese Fragen gestellt ist, einem gleichsam in den Arm zu fallen und das Gegenteil von dem zu tun, was im Interesse der Herren von rechts gelegen wäre.
Es ist bekannt, daß der preußische Herr Ministerpräsident vom Herrn Reichspräsidenten gebeten worden ist, mit dem Stahl⸗ helm über die Frage der Aufhebung des Stahlhelmverbots in Verbindung zu treten, und ich verrate kein Geheimnis, wenn ich mitteile, daß der preußische Ministerpräsident bereit war, auf die Bitte, von der ich soeben gesprochen habe, die Herren des Stahl⸗ helms zu empfangen. (Hört, hört! bei den Kommunisten.) Si haben sich bis zur Stunde bei dem preußischen Ministerpräsi⸗ denten noch nicht gemeldet. Ja, wenn derartige Aktionen im Gange sind, so ist es doch ganz klar, daß eine von hier aus in Angriff genommene Politik gerade in diesem Falle nicht unter dem Gesichtspunkt der Schikane behandelt werden kann. Ich möchte Sie dringend bitten, wer auch zu der Frage des Stahl⸗ helmverbots — ich nehme an, daß das vom Herrn Abgeordneten Berndt, der auch im Hauptausschuß gesprochen hat, geschehen wird — Stellung nehmen wird, doch auf die taktische Lage, in der wir zur Zeit sind, in etwas Rücksicht zu nehmen. Ich scheue eine Aussprache nicht, und ich bin der letzte, der nicht hierher steht und eine in Angriff genommene Politik verteidigt, auch wenn ich mir dadurch neue Gegnerschaft zuziehen sollte. Es war ein Irrtum des Herrn Abgeordneten Spahn, wenn er meinte, daß man schikanöse Auffassungen hineingetragen hätte. (Zurufe von den Nationalsozialisten.) — Wir können uns darüber unter⸗ halten, und wenn Sie morgen sprechen, kann ich Gelegenheit nehmen, gerade Ihnen in Ruhe zu erwidern. Sparen wir die Sache, betreffend Nationalsozialismus, bis morgen auf.
Dinge, die das ganze hohe Haus bewegen können und die weite Kreise gerade der evangelischen Elternschaft, die sich für morgen bei mir angesagt haben, bewegen in bezug auf die Schulfragen, können einer Aussprache unterzogen werden. Aber ich bitte dann zu beachten, daß die Frage, ob jetzt der Augen⸗ blick gekommen ist, dem hohen Hause ein Gesetzgebungswerk über Schulfragen vorzulegen, nicht allein beurteilt werden kann vom Standpunkt der Sehnsucht, ein solches Gesetz zu bekommen, sondern getragen sein muß von realpolitischen Erwägungen über die heutige Lage, in die wir, verschuldet oder unverschuldet, auf finanzpolitischem Gebiet hineingekommen sind. Ich habe Herrn Abgeordneten Spahn bereits im Hauptausschuß gesagt, daß ich mich besonders freuen würde, daß ich darin eine Ehre sehen würde, dem Hause den Entwurf eines Reichsschulgesetzes unter⸗ breiten zu dürfen. Aber wenn man an⸗ eine solche Aufgabe
Versailles in fremder Gefangenschaft
herangeht, dann muß man sich fragen: Ist für eine solche Sache