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“ 1“
Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. 279 vom 29. November 1930.
Gas⸗- und Gasflammkohlen:
Gasflammförderkohlen GSeneratorkohlen. Gaskohlen, Förderkohlen b Feinkohlen Stückkohlen I. gew. Nuß 1. II
III IV 8 1 Nußgrus bis 30 über 30 mm
RM . „ 16,20 „ 16,80 1856 „ 16,50 1 (C. 820,10 819 „ 19,60 1859 176 12,50
13,90
Eßkohlen: 8 Fücer ruskohlen 10 % Förderkohlen - % “
5
„9b*““ „1a1 a b5 „ „9 56.. b 19 „ 9 5 „ „ 22920u690ͦb90ᷓ 5 22—0905— 92 929 2 2 9b9 „ 2
8 Magerkohlen:
ördergruskohlen 10 %
“ Fardergebte⸗ 25 %
35 ° Melierte 45 %
gew. Anthrazit⸗Nuß 8 Gruppe
70
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IV IV
2 b5 Feinkohlen ungew. „ 2 gew. Anthrazit⸗Nuß I Gruppe II. . II II-
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“ 2 Feinkohlen ungew. Koks: 8 Hochofenkoks .. pezial⸗Gießereikoks Gießereikoks ... Brechkoks T... 8 8 II 40/60 — 40/70 8 II 30/50 — 30/55 mm. 1 111 20/40 mm 8 8 IIIE gesiebter Knabbelkobs.. “ Kleinkoks 40/60 — 40/70 m 30/50 — 30‚60 mm. x 20/40 mm Perlkoks 10/20 mmF
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b5-55 öee "2 25b0bS9ã;bãbbbb; 2 0a⸗ 20 0 20 0 20 2999 9 9 ;80 2* 9 2 ₰. 0 . 09 9 9 2—929 9 9 0
Kobkzgrus Briketts:
20,10 19,10 18,30 20,10
Fett und Eß⸗Eiform 8 r 22,—
Mager⸗ (Anthrazit⸗) Eiform II. Aachener Steinkohlensyndikat.
Anthrazit⸗ Halbfett⸗ kohlen kohlen RM RM 26,60 24,20 18,90 —
19,20
16,60 14,70 17,50
12,50 38,90 47,80 34,80
Fett⸗ kohlen
RM 22,90
19,80 17,10
Eö““”
IIa (70 %).
II b (50 %).
IIec (24 %). 86 5 IIIb (Grus unter 26 mm) Gew. Würfel A 50/80 mm
4““ Gew. Würfel B 25/50 und 30/50 mm (Nuß II). Gew. Würfel B II 20/‚30 mm “ Gew. Würfel C 15/25 m (I IDZ Gew. Nuß 12/22 und 1472Ie Gew. Ruß 12/20 mm... Gew. Nuß IV 8/15, 8/20 und 10/20 mm... Gew. Nuß 6/14 mm und 6/152 Gew. Perl 3/8 und 6/10 mm Halbfettnuß V “ Gew. Fein 0/4 und 0/6 mm Ee“¹“] Eiformbriketts. Maria Vollbriketts... Hochofenkoks.. Gießereikoks.. Spezialgießereikoks rechkoks I 60/90 mm II 40/‚60 mm.. III 20/40 mm. 8 IV 10/20 mm. Koksgrus 0/10 mm.
Berlin, den 29. November 1930. Aktiengesellschaft Reichskohlenverband Keil. Löffler.
29,60 31,50
22,90 24,10
26,90 21,70
2 20⁴ . 1ö16 65 6 96
89
“ Hekaane“ § 3 unserer Satzung erhält mit Genehmigung des Reichs⸗ kohlenrats folgenden Wortlaut:
Das am 1. April 1930 begonnene Geschäftsjahr endigt mit Ab⸗ lauf des 31. Dezember 1930. Vom 1. Januar 1931 an ist das Ge⸗ schäftsjahr das Kalenderjahr.
Hannover, 28. November 1930. Niedersächsisches Kohlensyndikat Gesellschaft mit beschränkter Haftung. 8 Dahms. R. Meyer.
Preußen. Ministerium des Innern.
Das Preußische Staatsministerium hat mittels Erlass vom 29. Oktober, 1., 6. und 11. November 1930 verliehen:
Die Erinnerungsmedaille für Rettung aus Gefahr an: . Kurt Schulz, kaufm. Angestellter, Königsberg i. Pr., Helmuth Schimans ki, Polizeiobersekretär, Königsberg i. Pr., Oskar Mielke, Polizeiwachtmeister, Potsdam, Fein⸗ Franke, Mechanikerlehrling, Falkenberg, O. S., Walter Münker, Schlosser, Ferndorf, Kr. Siegen⸗Land, Gerhard Lührs, Tiefbautechniker, Aurich, Ernst Genz, Lehrer, Stettin, 8— Alwin Pahl, Reisender, Herne. —
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Die Vereinigten Ausschüsse des Reichsrats setzten am 28. d. M. in einer bis in die späten Abendstunden sich hinziehenden Sitzung, an der der Reichsfinanzminister Dr. Dietrich teilnahm, die Beratung über das Steuervereinfachungsgesetz fort. Die Beratung wird am Sonnabend fortgesetzt und wird voraus⸗ ichtlich bis zum Abschluß der ersten Lesung gelangen können. Am — ontag wird dann in die zweite Lesung eingetreten werden önnen.
Im Haushaltsausschuß des Reichstags wurde am 27. d. M. unter dem Vorsitz des Abg. Heimann (Soz.) die Aussprache über die Osthilfe fortgesetzt. Als Referent des Ausschusses er⸗ stattete Abg. Dr. Albrecht (Nat. Soz.) über die in der Not⸗ verordnung des Reichspräsidenten vom 27. Juli 1930 ent⸗ haltenen Bestimmungen zur Osthilfe Bericht. Insbesondere wurde der Vollstreckungsschutz behandelt. Reichsminister Trevi⸗ ranus gab, dem Nachrichtenbüro des Vereins deutscher Zeitungs⸗ verleger zufolge, eine Aufstellung über die Behandlung der An⸗
träge, die den Vollstreckungsschutz betveffen:
Abgelehnte
Genehmigte Anträge
Anträge
Eingegangene Anträge 302 103 159 350 179
1093
b — „Nat.) bedauerte, daß der Vollstreckungs⸗ schutz jetzt vielfach versagt werde, weil sich in einigen Fällen ge⸗ feigt habe, daß Gutsbesitzer ihre Güter zur Subhastation haben ommen lassen, um sich von der Hauptschuldenlast zu befreien und durch Familienangehörige dann die entlasteten Güter wieder auf dem Wege billiger Ersteigerung in die Hand zu bekommen. So sehr dieses Verfahren zu verurteilen sei, so dürften doch deshalb nicht diejenigen Gutsbesitzer leiden, die ehrlich ihre Schulden be⸗ zahlen wollen und nur in der gegenwärtigen Notzeit dazu nicht imstande sind. Abg. Dr. Albrecht (Nat. Soz.) verlangte für den Vollstreckungsschutz: 1. Der Vollstreckungsschutz ist landwirt⸗ schaftlichen, forstwirtschaftlichen und gärtnerischen Betrieben zu gewähren, die vom Eigentümer oder Pächter selbst unmittelbar geleistet und bewirtschaftet werden. 2. Der Vollstreckungsschutz ist o lange zu gewähren, bis die am Ort zu erzielenden Preise für die nachstehenden Hauptprodukte 3 Monate hindurch ununter⸗ brochen folgende Mindesthöhe überschritten haben: Roggen je Tonne 200 RM, Weizen je Tonne 240 RM, Speisekarto feln je Ztr. 2,50 RM, Schweine je Ztr. 75 RM, Milch je Liter 15 Pfg. Die Preise müssen während dreier Monate innerhalb der Zeit vom 15. August bis zum 15. April erzielt werden. In der Zeit vom 15. April bis zum 15. August wird der Vollstreckungsschutz grundsätzlich gewährt. Abg. Dr. Cremer (D. Vp.) bezeichnete den Antrag der Nationalsozialisten als irreführend für die Be⸗ völkerung der Ostgebiete; denn der Antrag beanspruche in leicht⸗ fertigster Weise Hunderte von Millionen R, ohne sich um die Finanznot des Reiches zu kümmern. Den Antragstellern müsse klar sein, daß das Geld für ihren Antrag gar nicht vorhanden sei, aber sie erweckten aus parteitaktischen Gründen Hoffnungen, die leider in der harten Wirklichkeit niemals erfüllt werden könnten. Abg. Dr. Gereke (D. Landvolk) begründete den Antrag seiner Fraktion zum v“ Dieser Antrag will den Schutz auf die Zeit bis zum 30. September 1931 beschränken, ihn aber für Eigentümer und Pächter gelten lassen. Der Schutz soll nicht gewährt werden, wenn die Vollstreckung betrieben wird wegen⸗ Unterhaltsansprüche von Angehörigen, wegen Lohn, Kostgeld oder anderer Dienstbezüge oder wegen Ansprüche, die erst nach dem Inkrafttreten des Schutzgesetzes entstanden sind. Der den Schutz Nachsuchende muß dem Amtsgericht nachweisen, daß die Ver⸗ hütung des Niederbruchs des Betriebes sowohl im Interesse des Schuldners wie auch seiner Gläubiger liegt. Er muß ferner seinen Betrieb der Ueberwachung durch einen von der Landwirtschafts⸗ kammer anerkannten Vertrauensmann unterstellen. Einmal be⸗ willigter Vollstreckungsschutz kann noch bis zum 30. September 1932 verlängert werden. Während der Dauer des Voll⸗ streckungsschutzes darf Konkurs oder Vergleichsverfahren nicht eröffnet werden, Versteigerungen dürfen nicht stattfinden. Reichsminister Treviranus wies auf die schweren Bedenken 886 die gegen die vorgebrachten, auf Verlängerung des Voll⸗ treckungsschutzes hinzielenden Anträge bestehen. Sie würden die gesamte Kreditwirtschaft aufs schwerste erschüttern und ge⸗ ährden. Für die Ostgrenze Bayerns ist bereits eine Million Reichsmark vorweg von den Mitteln der Westhilfe abgezweigt worden. Für die schlesischen bzw. sächsischen Böhmen⸗Grenz⸗ gebiete sind entsprechende Maßnahmen vorgesehen. Für die von dem nationalsozialistischen Vorredner vorgeschlagene Chancen⸗ steuer (Spekulationssteuer) besteht nicht die Möglichkeit prak⸗ tischer Durchführung, so daß hieraus Mittel für die Osthilfe nicht gewonnen werden können. Die Verluste, die allein Ostpreußen aus dem Preisrückgang 1929/30 in der Krise erlitten hat, be⸗ laufen sich auf rund 210 Millionen Reichsmark, so daß nicht einmal der nationalsozialistische Antrag falls für ihn nach dem Ansatz der Antragsteller 200 Millionen Reichsmark verausgabt werden sollen ausreichen würde, um die gesamten Schäden der Landwirtschaft zu heilen. — Damit war die Aussprache über die Osthilfe beendet und der Ausschuß wandte sich der Weiterberatung des zweiten Abschnittes der r. zu, der die Entschließung von Eknnahmen für die Gemeinden behandelte. Ab⸗ geordneter Köster (Wirtsch. P.) wandte sich erneut in e ichen Darlegungen gegen die Erhöhung der Biersteuer. Abg. Dr. Neubauer (Komm.) lehnte die Gemeindebiersteuer und Ge⸗ meindegetränkesteuer auf das schärfste ab, weil dadurch neue Be⸗ lastungen der großen Masse bezweckt würden. Abg. Hergt (D. Nat.) hielt die Angaben der Regierung über die Schankver⸗ zehrsteuer in der vorigen Sitzung für nicht befriedigend und sprach sich gegen diese Steuer aus. Abg. Dr. Hertz (Soz.) war der An⸗ sicht, daß die Entwicklung der Ausgabewirtschaft der Gemeinden nach oben auch hehen wäre, wenn die Einnahmequellen
Landstelle
Königsberg. E Schneidemühl Breslau.. Oppeln..
Abg. Hergt (D.
anders gestaltet gewesen wären; denn diese Ausgaben beruhten auf der Zwangslän sigkeit der Gemeindebedürfnisse nach der großen Stagnation des Krieges. Der Redner wandte sich dagegen, den den Gemeinden die Befugnis gegeben werden soll, Steuern 20. erheben, durch welche die werktätigen minderbemittelten 85 völkerungskreise erneut zusätzlich belastet werden. Insbesondere verurteilte der Redner das rohe Verfahren der Kopfsteuer, das überhaupt keine feinere Differenzierung in bezug auf die Trag fähigkeit des Steuerzahlers kenne. Dagegen ließe sich über eine Gemeindetränkesteuer dann reden, wenn die Steuerlast abgestuft würde nach den Gaststättenpreisen, nach dem Luxus des Lokalz usw. Hierauf vertagte sich der Ausschuß auf Freitag, den
Im Haushaltsausschuß des Reichstags wurde am 28. d. unter dem Vorsitz des Abg. Heimann (Soz.) zunächst über einen kommunistischen Antrag verhandelt, der eine Winterbei hilfe für die Erwerbslosen, die Sozial⸗ und Klein⸗ rentner verlangt. Reichsfinanzminister Dr. Dietrich führte nach dem Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger dazu aus, daß die Erfüllung des Antrags einen Aufwand von 354 Millionen Reichsmark erfordere und daß er keine Möglichkeit sehe, eine ordnungsmäßige Deckung dieser Summe zu beschaffen. Abg. Schröter (Komm.) war dagegen der Ansicht, daß zahlreiche Fünsäge im Etat 1931 viel weniger wichtig als die Winterbeihilfe seien. Beispielsweise könne man Hunderte von Millionen Reichsmark am Etat der Reichswehr sparen. Auch könne man eine Extranotsteuer von den Millionären erheben. Abg. Luise Schröder (Soz.) betonte, daß sich das aufrichtige Verantwortungsgefühl eines Volksvertreters nicht darin zeige, daß er bedenkenlose agitatorische Anträge stelle, deren Erfüllung völlig unmöglich sei, sondern indem er durch die Od⸗ nung der Finanzen dafür sorge, daß den Bedürftigen im Rahmen des Möglichen tatsächlich Hilfe zuteil werde. Der kommunistische Antrag sei viel zu roh und schematisch gestellt, als daß er praktisch durchführbar sei. Mit den vorhandenen Mitteln müsse den Be⸗ dürftigen geholfen werden; aber wenn man die Grundlagen jed⸗ weder Finanzordnung mutwillig zerstöre, so werde den Bedürftigen nicht Brot gegeben, sondern es werde ihnen im Gegenteil jede Hilfsmöglichkeit zerschlagen und alles einem entsetzlichen Chaos zugeführt. Zum Schluß richtete die Rednerin an die Reichs⸗ regierung den Appell, unbedingt für eine Verbesserung der Krisen⸗ fürsorge tätig zu sein und den Gemeinden die Möglichkeit zu geben, sich entsprechende Mittel beschaffen zu können. Abg. Hergt (D. Nat.) erinnerte an einen Reichstagsbeschluß, wonach ein Etats⸗ betrag von 40 Millionen Reichsmark an die Kleinrentner als Einzelbeihilfe verteilt werden sollte. Dieser Beschluß ist von der Reichsregierung nicht ausgeführt worden. (Zuruf des Reichs⸗ finanzministers: Der Etat 1930 ist vom Reichstag nicht ver⸗ abschiedet worden; damit entfällt die ganze Deduktion!) Abg⸗ Köster (Wirtsch. P.) verlangte, daß für die Unterstützung der am meisten Notleidenden vorhandene Mittel verwandt würden, indem das Reich verbilligte Naturalien den Gemeinden zur Verfügung stelle, Abg. Torgler (Komm.,)) hielt es für sehr merkwürdig, daß viele Millionen Reichsmark wohl für den Bau von Panzerschiffen vor⸗ anden seien, aber nicht für die Aermsten der Armen. Abg.⸗ Rippel (Chr. Soz.) erklärte, durch weitere Zerrüttung der Reichsfinanzen, wie sie der kommunistische Antrag zur Folge haben würde, sei den Armen nicht geholfen; im Gegenteil, ihnen würde das Wenige dann auch noch entzogen werden, was sie jetzt be⸗ kämen. Abg. Biedermann (Soz.) hielt die Stellung von finanziell sinnlosen Agitationsanträgen für verwerflich. Er sei stolz darauf, daß die Sozialdemokratie auch in der ““ nie⸗ mals bloße Agitationsanträge gestellt habe. Abg. Keil (Soz) betonte, daß den Sozialdemokraten die bedauernswerten Zustände, die jetzt bei vielen Erwerbslosen und Sozialrentnern herrschten, 888 so ans Herz griffen wie jedem anständigen Menschen. Wo
ich die Not lindern ließe, da würde die Sozialdemokratie an erster Stelle stehen. Es sei eine Hauptaufgabe für den Redner und seine Parteifreunde, alles zu tun, was in der Macht stehe, um Notleidenden zu helfen. Aber der kommunistische Antrag würde den Notleidenden nicht einen Pfennig zuleiten. Denn die Re⸗ gierung erkläre ja, daß sie mangels Geldmittel nicht imstande sei, den Antrag durchzuführen. Es könnte allerdings die Regierung gestürzt werden, aber die Kommunisten könnten selbst nicht an⸗ eben, ob die nächstfolgende Regierung, vielleicht die national⸗ fozialisti e, den Antrag durchführen würde. Auf diese Weise würden Beschlüsse gefaßt, die von der Regierung nicht aus eführt werden würden, was lediglich zur Folge hätte, daß Reichstags⸗ beschlüsse überhaupt vollständig entwertet würden. Abg. Rein⸗ hardt (Nat. Soz.) erkläarte, daß seine Fraktion dem Antrag zu⸗ stimmen werde. Die Deckungsfrage sei nicht Sache seiner Fral⸗ tion; denn die Reichsregierung habe ja viele Hunderte Millionen Reichsmark übrig für die Tributgläubiger. Solange Milliarden Reichsmark ans Ausland als Tribute abgeführt würden, müßte auch die Reichsregierung selbst wissen, wie sie den deutschen Armen helfe. Die Interessen der Auslandstributgläubiger dürften nicht über den Interessen notleidender Deutscher stehen. Abg. Gerig (Zentr.) war der Ansicht, daß den Notleidenden besser geholfen seig wenn energisch die Sanierung der Reichsfinanzen durchgeführt werde, damit auf solidem Wege möglichst viel Mittel zur Linde⸗ rung der Not und durch Wiederankurbelung der Wirtschaft hst schnell Arbeitsplätze zur Aus⸗ räumung der Arbeitslosigkeit wiederhergestellt werden könnten. Der Redner regte an, es solle die Haushaltsordnung dahin ge⸗ ändert werden, daß, bevor über einen Antrag abgestimmt werden dürfe, der Ausgaben verursache, erst über die Deckungsfrage ab⸗ gestimmt werden vs Dann wäre die er solcher dem⸗ agogischen r erschwert. Abg. Keil (Soz.) wies nach, daß seinerzeit die Sozialdemokratie eine Spekulationssteuer be⸗ antragt und sich stark dafür eingesetzt habe. Die Steuer sei damals trotz aller sozialdemokratischen Bemühungen an demn Widerstand Helfferichs gescheitert. Abg. Dr. Cremer (D. Vp.j erklärte, es sei die Steuerkraft heute so erlahmt, daß dem deut⸗ schen Volke weitere Lasten nicht zugemutet werden könnten, ohne die Gefahr eines völligen wirtsehastlichen Zusammenbruchs herauf⸗ zubeschwören. Neue Lasten in Höhe von vielen Hunderten von Millionen Reichsmark ins Blaue hinein zu beschließen, sei ver⸗ antwortungslos und demagogisch. Auch der Kreditweg sei ver⸗ schlossen, so daß eine Annahme des kommunistischen Antrags sich 85 den verantwortungsbewußten Politiker als unmöglich erweise. her Redner verwahrte sich in entschiedenster Weise dagegen, daß von nationalistischer Seite Behauptungen aufgestellt würden, als hätten diejenigen Parteien, die nach ernstestem Ringen im Inter⸗ esse des deutschen Volkes den Young⸗Plan angenommen hätten, die Interessen der ausländischen Tributgläubiger denen der deutschen Notleidenden vorangestellt. Eine solche Behauptung könne man nur als Infamie bezeichnen. In der Abstimmung wurde der kommunistische Antrag gegen die Stimmen der Antrag⸗ steller und der Nationalsozialisten bei Stimmenthaltung der Deutschnationalen abgelehnt. Auch die Zusatzanträge der Deutt nationalen und der Wirtschaftspartei, welche die Winterbeihilfe in Naturalien gewähren wollten, wurden abgelehnt. — Es folgte die Weiterberatung des zweiten Abschnitts der Notverordnung des Reichspräsidenten vom 27. Juli 1930: Erschließung. 9n Einnahmen für die Gemeinden. Abg. Rippel (Christl. Soz.) forderte eine Verdoppelung der Staffelung 88 Bürgersteuer, die dieser Steuer die Brutalität nehmen könnte. Die Gemeindegetränkesteuer müsse beseitigt werden. Das seien die Forderungen seiner Fraktion, die unabhängig von anderen Parteien gestellt werde. Wenn dies jetzt in der Presse so dar⸗ gestellt werde, als ob diese Forderungen sozialdemokratische Forde⸗ rungen seien und man daraus erkennen lönne, daß die Regierung Brüning in Abhängigkeit von den Sozialdemokraten wäre, so ser solche Darstellung politische nrev .Die christlich⸗
Reichs⸗ und Staatsanzeiger
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Nr. 279
vom 29. Novem
ber 1930.
S.
iale Fraktion halte ihre Anträge aufrecht, auch wenn die Sozialdemokratie dasselbe fordern sollte. Abg. S21r. ve (2. Nat.) wandte sich dagegen, daß durch die Notverordnung die im zweiten Abschnitt behandelten neu zu erschließenden Steuern ldiglich den Einzelgemeinden zugewiesen seien und nicht den Ge⸗ neindeverbänden. Der Redner bezeichnete die hierzu von dem Vertreter der Reichsregierung in der vorigen Sitzung angegebenen Gründe als nicht durchschlagend und verwies darauf, daß beispiels⸗ weise zwischen den Umlagen der Kreiskommunalverbände und den Realsteuern eine enge Verbindung bestehe. Die Bezirks⸗ fürsorgeverbände (in Preußen die Kreiskommunalverbände) müßten 70 vH der gesamten Fürsorgelasten tragen; im übrigen i auch die Einführung der betreffenden Steuern, abgesehen vielleicht von der Bürgersteuer, leichter und einheitlicher durch Beschlüsse der übergeordneten Gemeindeverbände als durch Be⸗ schlüsse der Körperschaften der einzelnen Gemeinden zu exreichen. g. Dr. Neubauer (Komm.) wandte sich auf das entschiedenste egen die Kopfsteuer. Abg. Köster (Wirtsch. P.) hielt die Ge⸗ meindegetränkesteuer für ungerecht und untragbar. Wenn man von dem Gesichtspunkt ausginge, daß die einzelnen Gemeinde⸗ mitglieder an den Lasten der Gemeinde teilnehmen sollen, um en einer soliden Gemeindewirtschaft interessiert zu sein, so müsse man doch anerkennen, daß die Getränkesteuer 2 Gedanken richt entspreche, denn sie belaste auch Ortsfremde. Bei sogenannten „Ausflugsgemeinden“ spielte das eine geose Rolle. Außerdem er⸗ pvossele die Steuer das Gastwirtsgewerbe. Abg. Reinhardt at. Soz.) erinnerte an die dritte Steuernotverordnung des Jahres 1924, worin die Hauszinssteuer verordnet wurde. Es sollte dadurch ein Bild erhöhter Leistungsfähigkeit des Reiches geben werden, denn man erwartete in Berlin die Ankunft der Fertreter der Tributgläubiger. Den deutschen Ländern und Ge⸗ meinden wurde eine neue Einkommensquelle geschaffen. Die Ge⸗ sandten des Mammons fanden ein in seiner Leistungsfähigkeit erhöhtes Deutschland vor und haben es dementsprechend aus⸗ gepreßt. In diesem Sinne ist die Hauszinssteuer eine aus⸗ gesprochene Tributsteuer geworden. Um Aehnliches handele es sich bei den neuen Steuern der Notverordnung vom Juli 1930. Es sollen Steuerschrauben ohne Ende geschaffen werden, und wahr⸗ * werden die Hebel dieser pressenden Schraube wieder urch die Tributgläubiger ohne Erbarmen in Bewegung gesetzt werden. — Hierauf vertagte sich der Ausschuß auf Sonnabend, den 29. November.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche ist
bvom Schlacht⸗ und Viehhof in Essen⸗Ruhr am 27. November 1930 amtlich gemeldet worden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Ueber die Arbeitsmarkt⸗ und Wirtschaftslage Anfang November 1930 gibt das „Reichsarbeitsblatt“ nachstehende Uebersicht über die Gesamtlage:
In den ersten Wochen des Monats Oktober stand die deutsche Wirtschaft in ihrem Kampf gegen die hartnäckig anhaltende Krise noch stark unter den Folgen der Kreditverteuerung und der Geld⸗ und Kapitalverknappung. Die sonst für den Depressionszustand wpische Zinssenkung war in das Gegenteil ausgeschlagen, und die Aussichten auf neue langfristige Kapitalzufuhr vom Ausland verschlechterten e5 Im Laufe der folgenden Wochen setzte sich jedoch, nicht zuletzt infolge der Beruhigung der innerpolitischen * eine vertrauensvollere Stimmung Ss der Be⸗ urteilung der wirtschaftlichen Zukunftsaussichten durch. Die Diskonterhöhung (um 1 vH) brachte die Gold⸗ und Devisenabgabe der Reichsbank zum Stehen, und auch die Zinssätze auf dem deut⸗ schen⸗Geldmarkt ermäßigten sich wieder. Der vom Ausland ge⸗ währte Ueberbrückungskredit war ebenfalls als Ausdruck des Ver⸗ trauens in die deutsche Wirtschaft anzusehen. Die in Angriff eenommene Preissenkung hat weitere, wenn auch noch langsame rsg ritte gemacht. Zunächst ist allerdings vielfach eine .g. urückhaltung der Käufer festzustellen, so daß die beabsichtigte Übsatzförderung darunter litt. Im Bereich der Güterproduktion und des Warenabsatzes war daher noch keine Aenderung der Lage zu verzeichnen. Der Kapitalmangel machte sich vor allem in den derminderten Auftragsbeständen der Eisen⸗ und Maschinen⸗ industrie geltend und trug auch dazu bei, daß die für die Herbst⸗ monate erwartete Belebung im Baugewerbe ausblieb. Die erbeitstägliche Steinkohlenförderung ist seisonmäßig wieder etwas gestiegen, und auch im Braunkohlenbergbau hat sich die Förde⸗ tung insgesamt etwas erhöht. Die stärker einsetzenden saison⸗ mäßigen rufe konnten jedoch nicht überall das Ansteigen der Haldenbestände verhindern. Die Zahl der beschäftigten Berg⸗ erbeiter ging weiter zurück, die Feienshiten erhöhten sich. die vurchscheittliche arbeitstägliche Roheisengewinnung ließ noch nach (um 415 t oder 1,9 vH), die Rohstahlerzeugung nahm hin⸗ Pßen wieder etwas zu. Die durchschnittliche arbeitstägliche eistung der Walzwerke erhöhte sich ebenfalls (um 838 t oder 38 vH). Sie liegt aber um 36,0 vo unter dem Stand vom Oktober 1929. Die Maschinenindustrie hat nach dem Bericht des bereins deutscher Maschinenbauanstalten eine weitere Ver⸗ sclechterung erfahren. Der Eingang von Aufträgen aus dem In⸗ und Auslande war wie in den Vormonaten weiter unbe⸗ friedigend. Eine große Anzahl von Betrieben war zur Ein⸗ führung von Kurzarbeit bzw. zu noch stärkerer Arbeitszeitver⸗ ürzung gezwungen. Der an der tatsächlich Eüeven. Arbeiter⸗ stundenzahl gemessene Beschäftigungsgrad im aschinenbau ging im Oktober auf rd. 48 vH zurück. Die durchschnittliche Wochen⸗ irbeitszeit betrug kaum noch 43 Stunden.
Was die Wirkung der Weltdepression auf die — e Industrie betrifft, so ist die Erschwerung der Ausfuhr in Deutsch⸗ land bisher noch weniger in Erscheinung getreten als in anderen Ländern. Die Entwicklung des deutschen Außenhandels spiegelt iber trotz der in den letzten Monaten erfolgten, zum erheblichen keil jahreszeitlich bedingten Aufwärtsbewegung der Ausfuhr die dergrößerten Absatzschwierigkeiten wieder, die aus der verminder⸗ ten Aufnahmefähigkeit des Weltmarktes und dem verstärkten Exportdruck der industriellen Konkurrenzländer herrühren.
Die wirtschaftliche Depression führte zu einer weiteren Ver⸗ färkung der Kluft zwischen Angebot und Nachfrage auf dem rbeitsmarkt, der sich weiter, und zwar im beschleunigten Tempo, derschlechtert hat. Die Zahl der verfügbaren Arbeitsuchenden ist um 136 782 oder 4,3 vH auf 3 320 413 gestiegen. Von diesen ver⸗ zleiben nach Abzug der in gekündigter oder ungekündigter Stel⸗ g oder in Notstandsarbeit bzw. Fürsorgearbeit Beschäftigten noch 3 252 082, die als arbeitslos angesehen werden müssen. Die Steigerung der Arbeitslosigkeit ergibt sich auch aus der Statistik über Arcefteeh. und Kurzarbeit unter den Gewerkschafts⸗ mitgliedern. on Hundert der erfaßten Mitglieder waren 23,6 (Ende September 22,9 egenüber 10,9 Ende Oktober 1929 arbeitslos und 15,4 (Ende ptember 15,1) gegenüber 7,0 im gleichen Monat des Vorjahrs Kurzarbeiter. Obwohl nach den Berichten der Arbeitsämter die erneute Belastung des Arbeits⸗ marktes sich fast in demselben bewegt wie in der gleichen
richtszeit im Vorjahr, so ist doch beachtlich, daß die Zahl der derfügbaren Arbeitsuchenden um 1 692 974 oder 104,0 vH über eer des Vorjahres liegt. Die Ueberlagerung beträgt bei den männlichen te en 1 409 804 oder 112,0 vH und bei den
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170 oder 76,8 vH. Während in der ersten Oktober⸗ hälfte die starke Steigerung sich mehr auf dem Arbeitsmarkt für Frauen voloe wirkte sich die erneute Belastung mehr auf dem Arbeitsmarkt ür Männer aus. Hier ist die Zahl der nicht unter⸗ gebrachten Arbeitskräfte in der zweiten Oktoberhälfte um 125 560 oder 4,9 vH (erste Oktoberhälfte 90 140 oder 3,7 vH) ge⸗ stiegen. Auf dem Arbeitsmarkt für Frauen betrug dagegen die Erhö ung der Zahl der Arbeitsuchenden 11 222 oder 1,8 vH (erste Oktoberhälfte 26 306 oder 4,3 vH). Die Zahl der Hauptunter⸗ stützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung, die in den letzten Monaten Li. der Aussteuerungen noch zurückging, zeigt in der zweiten Oktoberhälfte wieder einen Zugang, und zwar um rd. 70 000. Auch in der Krisenunterstützung ist ein weiteres Steigen der Hauptunterstützungsempfänger um rd. 22 000 eingetreten. Die Gesamtzahl der Hauptunterstützungsempfänger in beiden Uneetstanngnge 8 somit auf rd. 2 072 000. gestiegen, wovon rd. 1 561 000 auf die Arbeitslosenversicherung und rd. 511 000 auf die Krisenunterstützung entfallen.
Die in der zweiten Oktoberhälfte erfolgte Zunahme der Fahl der Arbeitssuchenden ist zum überwiegenden Teil auf die Ver⸗ schlechterung in den Saisonaußenberufen und den durch diese be⸗ einflußten Berufsgruppen zurückzuführen. Insgesamt hat sich die Zahl der verfügbaren Arbeitsuchenden in den Außenberufen um 88 798 oder 7,6 vH auf 1 256 561 erhöht (Stand Ende Oktober 1929: 636 099). Ihr Anteil an der Gesamtbelastung ist damit von 36,7 vH (in der ersten Oktoberhälfte) auf 37,8 vH gestiegen. Innerhalb der Außenberufe ist in der Berufsgruppe Lohnarbeit wechselnder Art die Zahl der Arbeitsuchenden um 35 256 oder 4,8 vH auf 764 234, bei den Baufacharbeitern um 28 214 oder 11,0 vH angewachsen. Betrachtet man das gesamte Baugewerbe — Baufach⸗ und Bauhilfsarbeiter —, so ist eine Vermehrung der Arbeitsuchenden um 45 594 zu erkennen. In der öö Land⸗ und Forstwirtschaft, Fischerei und in der Industrie der Steine und Erden ist eine Erhöhung der Zahlen der nichtunter⸗ Arbeitskräfte um 11 093 bzw. 14 235 zu verzeichnen.
iese erneute Belastung in den Außenberufen ist im wesentlichen auf den Rückgang der Bautätigkeit und die Produktionsein⸗ schränkung in der Industrie der Steine und Erden, sowie auf die beendete Kartoffel⸗ und Rübenernte zurückzuführen. Die ein⸗ setzende Zuckerrübenverarbeitung konnte, soweit es sich um un⸗ gelernte Arbeiter zur Vermittlung in Zuckerfabriken handelte, einen stärkeren Zuwachs von Arbeitsuchenden verhindern.
In den übrigen, überwiegend konjunkturell bedingten Be⸗ rufsgruppen hat die Zahl der verfügbaren Arbeitsuchenden um 47 984 oder 2,4 vH auf 2 063 852 zugenommen. Ihr Anteil an der Gesamtbelastung ist entsprechend der stärker gestiegenen Be⸗ lastung in den Saisonaußenberufen von 63,3 vH auf 62,2 vH gesunken. Die weitere Verschlechterung, die teilweise auch saison⸗ mäßigen Charakter hat, wirkt sich — mit Ausnahme der Berufs⸗ gruppen Chemische Industrie (— 350), Zellstoff⸗ und Papier⸗ industrie (— 586), Theater und Musik (— 982) und der An⸗ “ — auf alle übrigen Berufsgruppen aus. An der
4 in diesen Berufsgruppen sind am stärksten be⸗ teiligt die metallverarbeitende und Maschinenindustrie (+ 14 972), das Holz⸗ und Schnitzstoffgewerbe (+ 6712), das Verkehrs⸗ gewerbe (+ 6558), Gast⸗ und Schankwirtschaftsgewerbe (+ 3635) und Häusliche Dienste (+ 818 Besonders beachtlich ist auch, daß in der Berufsgruppe Bekleidungsgewerbe, in der sich seit August eine wesentliche Erleichterung durchgesetzt hatte, die saison⸗ mößige Belebung schon zum Abschluß gekommen zu sein scheint, da bereits ein Zugang von 8241 Arbeitsuchenden zu verzeichnen ist. Auch im Spinnstoffgewerbe erfolgte eine Zunahme der Arbeitsuchenden um 1537.
In gebietlicher S. war die Entwicklung des Arbeits⸗ marktes in den Außenberufen, in den industriellen Berufs⸗ gruppen sowie insgesamt entsprechend der Verschiedenheit der wirtschaftlichen Struktur sehr unterschiedlich. Der Zugang von Arbeitsuchenden, der sich auf alle Landesarbeitsamtsbezirke ver⸗ teilt, betrug in Brandenburg 23 368 oder 17,1 vH, Rheinland 13 692 oder 10,0 vH, Bayern 12 653 oder 9,3 vH, Pommern 12 349 oder 9,1 99. Schlesien 12 029 oder 8,8 vH, Westfalen 10 799 oder 7,9 vH, Süthreußen 10 268 oder 7,5 vH, Nordmark 9782 oder 7,1 vH, Niedersachsen 7932 oder 5,8 vH, Hessen 7292 oder 5,3 vH, Sachsen 6806 oder 5,0 vH; in weiterem Abstande folgen Mitteldeutschland (3,8 vH) und Südgwestdeutschland (3,3 vH).
Setzt man die Zahl der Arbeitslosen in Beziehung zu der Gesamtzahl der in den einzelnen Landesarbeitsamtsbezirken vor⸗ handenen Arbeitnehmer (Krankenkassenmitglieder), so beträgt der Anteil der Arbeitslosen Ende Oktober 1930 insgesamt 15,1 vH (Ende September 13,9 vH) gegen 7,0 83 zum setsprechenden Zeit⸗ punkt des Vorjahres. sentlich über den Reichsdurchschnitt liegt die Arbeitslosigkeit in Rheinland (18,6 vH), Sachsen (18,2 vH), Brandenburg (18,0 vH), Hessen (17,5 vH), Schlesien (16,4 vH).
Ueber die Arbeitsmarktlage im einzelnen wird be⸗ richtet:
9 Die Beendigung der Pee-e ee. hat in der Land⸗ wirtschaft zu starken Entlassungen geführt. In den Be⸗ zirken, in denen diese Arbeiten noch im Gange waren, konnten vereinzelt allerdings noch Arbeitskräfte untergebracht werden. Auch in der Forstwirtschaft hat sich der sonst bereits zu diesem Zeitpunkt eintretende günstigere Beschäftigungsgrad in diesem Jahr noch nicht ausgewirkt. Es wird vielmehr aus allen Landesarbeitsamtsbezirken noch über Freisetzungen von Arbeits⸗ kräften berichtet. Die Nachfrage nach Dauerpersonal hat fast ganz nachgelassen, nur aus Ostpreußen, Südwestdeutschland und Bayern lagen Bedarfsanmeldungen für die Gesindevermittlung vor. In Schlesien und Brandenburg mußten zahlreiche Entlassungen von landwirtschaftlichen Kräfte wegen der durch das Hochwasser be⸗ dingten Einstellung der Landarbeiten erfolgen. Die Zahl der ver⸗ fügbaren Arbeitsuchenden in dieser Berufsgruppe ist um 11 093 oder 16,7 vH (im gleichen Berichtszeitabschnitt des orjahrs um 5839 oder 21,7 vH) auf 77 573 (gegenüber 32 754 im⸗ Vorjahr) ge⸗ stiegen. Neben unwesentlichen Veränderungen in Rheinland, Niedersachsen, Hessen und Südwestdeutschland verteilt sich der Zu⸗ strom freier Arbeitskräfte auf Brandenburg (+ 2693), Pommern + 2161), Ostpreußen (+ 1670), Schlesien († 1583), Nordmark 8* 1160), Bayern (+ 870), Westfalen (+ 422), Mitteldeutschland und Sachsen mit je rd. +† 330.
Im Bergbau, Hütten⸗ und Salinenwesen hat der absinkende Beschäftigungsgrad im Steinkohlenbergbau sowie die ungünstige Entwicklung in der Großeisenindu trie zu einem erneuten Abbau der Belegschaften und zur rung weiterer bzw. verstärkter Feierschichten geführt. Das Tempo der Ver⸗ schlechterung der Arbeitsmarktlage hat sich beschleunigt; am Ende des Berichtsmonats belasteten 5003 Arbeitsuchende mehr den Arbeitsmarkt als Mitte desselben. Die Zahl von 100 979 verfüg⸗ baren Arbeitsuchenden bedeutet einen gegenüber dem Vorjahr (10 997) um das 10fache höperes Stand der Arbeitslosigkeit. ½ der gesamten Zunahme in dieser Berufsgruppe entfallen * West⸗ alen (+ 1893) und Rheinland (+ 2076). Nach der Gewerkschafts⸗ tatistit waren Ende Oktober 8,0 vH der erfaßten Bergarbeiter (Ende Septeber 7,2 vH) gegenüber 1,8 vH im g. eichen Monat des Vorjahres arbeitslos und 29,3 vH (Ende September 22,2 vH) gegenüber 2,9 vH Oktober 1929 Kurzarbeiter. “
Die jahreszeitliche Verschlechterung in der Industrie der e, d 8 8 durch die ungünstige Ent⸗ wicklung auf dem Baumarkt, hat in den Ziegeleibetrieben, Kalk⸗ und Zementwerken zu Betriebseinschränkungen und stellenweise zu gänzlicher Stillegung von Betrieben geführt. In der Glas⸗ industrie boten sich teilweise Unterbringungsmöglichkeiten durch Auftragserteilung für das Weihnachtsgeschäft. 14 235 Arbeit⸗ suchende waren bei den Arbeitsämtern mehr eingetragen als Mitte des Monats, so daß Ende Oktober mit 130 039 ein Stand erreicht
“
ist, der weit mehr als das Doppelte über den des Vorjahrs (52 132) hinausgeht. Bei schon seitheriger hoher Ueberlagerung gegen⸗ über dem Vorjahr erfolgte die stärkste Zunahme an Arbeit⸗ suchenden in Bayern (+ 2147), Sachsen (+ 1959), Brandenburg (+¶ 1663), Rheinland (+ 1567), Schlesien (+ 1465) und Westfalen (+ 1339); in den übrigen Landesarbeitsamtsbezirken werden Zu⸗ gänge bis zu 900 verzeichnet. Diese Entwicklung wird auch durch die Gewerkschaftsstatistik bestätigt; hiernach waren 36,0 vH der Eesmi een EEnde September 319 vg gegenüber 16,3 vS im vorjährigen Oktober arbeitslos und 11,7 vH nüber Oktober 1929 5,1 vH J Feene. ene
Fast im gleichen Tempo wie in der ersten Monatshälfte i die Verschlechterung der Arbeitsmarktlage 8 der erm. arbeitenden und Maschinenindustrie auch in der Berichtszeit fortgeschritten; 14 972 nicht untergebrachte Arbeits⸗ kräfte waren mehr bei den Arbeitsämtern gemeldet als Mitte des Monats; der Stand von 600 401 hat den des Vorjahrs weit um das Doppelte überschritten. Wenig verändert blieb die Arbeits⸗ marktlage in dieser Berufsgruppe in Brandenburg; hier konnten noch 861 weibliche Arbeitskräfte untergebracht werden. Eine Zu⸗ nahme von Arbeitsuchenden um 500 bis 600 erfolgte in Sachsen, Pommern und Ostpreußen. Wesentlich höher dagegen waren die Zugänge in Südwestdeutschland (+ 806 oder 5,4 vH der Gesamt⸗ zunahme), Bayern (+ 984 oder 6,6 vH), Schlesien (£ 1178 oder 7,9 vH), Westfalen (+ 1251 oder 8,4 vH), Mitteldeutschland (+ 1411 oder 9,4 vH), Niedersachsen (+ 1600 oder 10,7 vH), Hessen (+ 1835 oder 12,3 vH) und Rheinland (+ 2388 oder 16,0 vH). Von 100 der erfaßten Gewerkschaftsmitglieder waren 22,8 (Ende September 21,6) gegenüber Oktober 1929 9,3 vH arbeitslos, und 22,9 vH gegen 10,0 vH im gleichen Zeitpunkt des Vorjahrs stande in Kurzarbeit.
Im Holz⸗ und Schnitzstoffgewerbe erfolgten weitere Entlassungen insbesondere bei Sägewerken, aber auch in teilweise verstärktem Maße in der Bau⸗ und Möbeltischlerei. Die Zahl der verfügbaren Arbeitsuchenden ist hier um 108 134 oder 139,0 vH höher als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahrs und hat einen Stand von 185 950 erreicht, der gegenüber der ersten Oktoberhälfte um 6712 gestiegen ist. Neben unwesentlichen Zu⸗ nahmen in Mitteldeutschland, Sachsen, Rheinland, Ostpreußen, Nordmark und Westfalen ergaben sich starke Zunahmen in Bayern (+ 1178), Brandenburg (+ 763), Schlesien (+† 685), Niedersachsen und Südwestdeutschland (je rd. + 630), Pommern und Hessen (+ 599 bzw. + 525). Auch die Gewerkschaftsstatistik bestätigt diese Entwicklung; hiernach waren 35,2 vH der erfaßten Mitglieder (34,8 vH im September) gegenüber 15,5 Oktober 1929 arbeitslos, 13,2 gegenüber 6,0 im Vorjahr Kurzarbeiter.
In allen Berufen des Baugewerbes ist ein starker Rückgang der Beschäftigung eingetreten. Die Fertigstellung weiterer Sommerbauten und die ungünstige Entwicklung der Winterbautätigkeit zu einem erheblichen Anwachsen der Arbeitslosigkeit geführt. Die Zugänge an arbeitsuchenden Bau⸗ facharbeitern (+ 28 214) im Berichtszeitraum sind fast doppelt so hoch wie in der ersten Monatshälfte; mit 284 715 Arbeit⸗ suchenden ist ein Stand erreicht, der um 169 185 oder 146,4 vH über dem des Vorjahres liegt. Die Zugänge verteilen sich auf alle Landesarbeitsamtsbezirke; auf Brandenburg entfallen 4448 oder 15,8 vH, Bayern 3441 oder 12,2 v, Schlesien 2413 oder 8,6 vH, Nordmark 2223 oder 7,9 vH, Sachsen 2129 oder 7,5 vH, Hessen 1991 oder 7,1 vH, Niedersachsen 1842 oder 6,5 vH, Süd⸗ westdeutschland 1816 oder 6,4 vH, Pommern und Westfalen je rd. 1750 oder 6,2 vH, Rheinland und Mitteldeutschland je rd. 1630 oder 5,8 vH und Ostpreußen 1145 oder 4,1 vH. Etwas geringer waren die Zugänge bei den Bauhilfsarbeitern (+ 17 380), die sich auf alle Landesarbeitsamtsbezirke mit Ausnahme von Mittel⸗ deutschland — hier wird ein geringer Abgang von rd. 600 fest⸗
estellt — verteilen. Diese in erster Linie saisonmäßige Ver⸗ chlechterung bestätigt auch die Gewerkschaftsstatistik; von 100 der erfaßten Mitglieder waren 44,0 (40,8 im September) gegenüber 17,6 Oktober 1929 arbeitslos und 0,7 gegenüber 0,2 Ende Sep⸗ tember Kurzarbeiter. 1 b
Im Spinnstoffgewerbe hat die Entwicklung nach einer kurzen saisonmäßigen Entlastung zu einer verhältnismäßig starken Belastung insgesamt geführt. Die Zahl der verfügbaren Arbeitsuchenden erhöhte sich gegenüber Mitte des Monats um 1537. auf 152 439. Neben vnneenelicen Veränderungen in Hessen, Pommern, Niedersachsen und Mitteldeutschland hat sich die Zahl der Arbeitsuchenden in Westfalen (— 122), Rhein⸗ land (— 136), Nordmark (— 110) verringert, dagegen in Süd⸗ westdeutschland (+ 134), Bayern (+ 140), Schlesien (†+ 123), Sachsen und Brandenburg (+† 522 bzw. +† 971) erhöht. Diese Ent⸗ wicklung kommt nach der Gewerkschaftsstatistik nicht in gleichem Maße um Ausdruck. Von 100 der erfaßten Mitglieder waren 17,3 (September 17,4) gegenüber 10,4 Oktober 1929 arbeitslos und 40,6 (September 40,1) gegenüber 24,5 im gleichen Zeitpunkt des Vorjahrs Kurzarbeiter. 6“
Auch im Bekleidungsgewerbe war die Entwicklung nicht einheitlich; insgesamt ist bereits eine wesentliche Ver⸗ schlechterung eingetreten. 8241 Arbeitsuchende sind mehr als Mitte des Monats (bei einem Gesamtbestand von 152 432) vor⸗ handen. Die herbstliche Saisonbelebung konnte sich nicht voll aus⸗ wirken. Bei den Vermittlungen handelte es sich in der Haupt⸗ sache nur um kurzfristige. Während in Sachsen (s— 365), Bayern
— 287), Mitteldeutschland (— 209), Nordmark, Westfalen, Süd⸗ westdeutschland und Rheinland noch Arbeitskräfte untergebracht werden konnten, traten in Ostpreußen und Niedersachsen unwesent⸗ liche Veränderungen ein, dagegen erfolgten stärkere Zunahmen an Arbeitsuchenden in den übrigen Landesarbeitsamtsbezirken, allein 8263 in Brandenburg, 724 in Schlesien, 455 in Pommern und 209 in Hessen. Nach der Gewerkschaftsstatistik ist allerdings die Arbeitslosenziffer, d. h. die auf 100 der erfaßten Mitglieder ge⸗ zählten Arbeitslosen, von 25,0 im September auf 24,6 gesunken, dagegen ist die Zahl der Kurzarbeiter von 28,2 auf 32,5 gestiegen gegenüber 16,8 im Oktober 1929. 11 5
Im gleichen Tempo wie in der ersten Monatshälfte hat sich auch die Arbeitsmarktlage im erbe durch eine weitere Zunahme von 6558 Arbeitsuchenden verschlechtert. Die
ahl der Arbeitsuchenden ist bei einem Stand von 150 598 um das Fehpe höher als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahrs. Die erneute 8 verteilt sich auf alle Landesarbeitsamtsbezirke. In einigen Bezirken wurde die innenschiffahrt stark durch das Hochwasser beeinträchtigt; auch bei der Reichsbahn kam es wiederum zu größeren Entlassungen von Zeitarbeitern. An der erneuten Gesamtbelastung ist Brandenburg mit + 1109 oder 16,9 vH am stärksten beteiligt, es folgen Rheinland + 746 oder 11,4 vS, Bayern + 643 oder 9,8 vH, Sachsen + 681 oder 10,4 g, Schlesten + 627 oder 9,6 vH, Westfalen 4+. 578 oder 88 9, Ost⸗ preußen + 566 oder 8,6 vH, in weiterem Abstand die übrigen nirke. ; ; 8 Auch der Arbeitsmarkt für Seeleute hat eine geringe Verschlechterung erfahren; bei den Heuerstellen und den anderen, die Vermittlung von Schiffahrtspersonal betreibenden Arbeits⸗ nachweisen wurden 19 775 (im Vormonat 19 420) Arbeitsgesu 2 und 4169 (im Vormonat 4969) offene Stellen gezählt. Die Zan der Vermittlungen ist gegenüber September um rd. 800 gesund en. Von den 4160 Vermittlungen entfallen auf die Nordseehäfen 3810 und auf die Ostseehäfen 350. Am Schlusse des Monats Oktober waren 14 384 verfügbare Arbeitsuchende gegenüber 3 199 Ende September vorhanden. öö“ — 88 2 reselichen E ist es vornehmlich die 85 rufsgruppe Gast⸗ und Schankwirt JE 88. die durch Zustrom beschäftigungsloser Arbeits räfte († 7. 2 n. Arbeitsmarkt verstärkt belastet, aber auch bei den 2 n 24 Diensten erfolgte noch eine Zunahme der Arbeitsuche
von 3131. 8