Neichs⸗
Dem Gesetzentwurf über das Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche und der Republik Guäatemala über den gegenseitigen Schutz von Erfindungs⸗ patenten und Gebrauchsmustern wurde die Zustimmung erteilt. Das Reichsarbeitsministerium hat eine Vorlage über die Vereinigung der Ostdeutschen Binnen⸗ schiffahrts⸗Berufsgenossenschaft mit der Elbschiffahrts⸗Berufsgenossenschaft vor⸗ gelegt. Die Genossenschaftsversammlung der Elbschiffahrts⸗Berufs⸗ genossenschaft hat nach den Mitteilungen des Berichterstatters der Reichsratsausschüsse einstimmig die Vereinigung beider Ge⸗ nossenschaften beschlossen. Die Ostdeutsche Berufsgenossenschaft hat aber ebenso eiüstimmig die Vereinigung abgelehnt; sie meint, daß eine Verbilligung der Verwaltung nicht eintreten werde und daß die Zusammenlegung zu einer stärkeren Belastung ihrer Mit⸗ lieder führen könne. Tas Reichsversicherungsamt habe nach sorgfältiger Prüfung die Befürchtungen de Ostdeutschen Berufs⸗ genossenschaft als nicht gegeben und die Vereinigung als geboten angesehen. Auch der Reichsarbeitsminister habe sich für die Vereinigung entschieden. Der Berichterstatter schlug vor, die Vereinigung beider Berufsgenossenschaften mit Wirkung vom I. Januar 1931 ab zu buschließen b Ein Vertreter der ostdeutschen Provinzen er⸗ klärt im Namen der Provinzen Pommern, Brandenburg, Ober⸗ schlesien und Ostpreußen, daß diese dem Ausschußantrag nicht bei⸗ treten könnten. Es ließe sich nicht leugnen, daß durch die Zu⸗ sammenlegung Ersparnisse erzielt werden könnten, aber zunächst nennenswerte Ersparnisse nicht zu erwarten. Es sei nicht einzusehen, wie gegen den geschlossenen Willen der Ostdeutschen Berufsgenossenschaft die Zusammenlegung beschlossen werden könne. Der Ausschußantrag wurde durch Mehrheitsbeschluß an⸗ genommen. — Der Besoldungs⸗ und Ruhegehaltshaus⸗ haltsplan für die Beamten des höheren Dienstes bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte für das Geschäftsjahr 1931 wurde genehmigt. Der Reichsrat beschäftigte sich dann mit dem Gesetz über die Entschädigung der gewerbsmäßigen Stellenvermittler, die durch das Gesetz über die Aufhebung der gewerbsmäßigen Stellenvermittlung ver⸗ sprochen worden ist. Der Entwurf unterscheidet drei Kategorien von Ver⸗ mittlern. Die erste besteht aus den Agenten, die Schauspieler, Artisten und anderes künstlerisches Personal vermitteln. Für diese Berufe bestehen bereits paritätische Vermittlungseinrich⸗ tungen, die ohne weiteres an die Stelle der gewerbsmäßigen Ver⸗ mittler treten können. Die Vermittlungstätigkeit dieser Agenten soll daher fristgerecht mit dem 1. Januar 1931 verboten sein. Der Entwurf sieht Entschädigungen vor, die sich nach dem Durchschnitt des Einkommens in den Jahren 1927 bis 1929 richten und für die ersten 1000 ℳ 100 vH, für das weitere Einkommen degressiv weniger betragen sollen. Die zweite Kategorie umfaßt die soge⸗ nannten Konzertagenten. Für diese ist eine Ersatzeinrichtung noch nicht möglich geworden. Infolgedessen soll ihnen die weitere Vermittlung erlaubt werden. Die dritte Kategorie um⸗ faßt alle übrigen gewerbsmäßigen Stellenvermittler, namentlich also diejenigen für Haus⸗, Gastwirtschafts⸗ und Landwirtschafts⸗ personal, d. h. die weitaus größte Zahl der Stellenvermittler. Für diese ist eine Entschädigung nicht vorgesehen. An die Stelle
der Entschädigung tritt die Befugnis, ihre Vermittlertätigkeit noch bis zum 30. Juni 1933 fortzuführen, wenn sie diese Tätig⸗ keit vor 1900 begonnen oder mindestens seit 1910 ausgeübt haben. Die Regierungsvorlage hat in den Reichsratsausschüssen einige kleine Aenderungen erfahren.
Für die preußischen Provinzen Pommern, Ostpreußen, Grenzmark Posen⸗Westpreußen, Brandenburg, Hannover, gen land, Schleswig⸗Holstein, Oberschlesien und Westfalen erklärte Graf Behr (Pommern), diese Provinzen könnten der Vorlage nicht zustimmen. In dem Gesetz über die Aufhebung der ge⸗ werbsmäßigen Stellenvermittlung sei ausdrücklich eine Entschäbi⸗ gung versprochen. Die Möglichkeit, das Gewerbe noch 2 ¼ Jahre weiter zu betreiben, könne man nicht als Entschädigung ansehen.
Der bayerische Gesandte Dr. von Preger wies auf den
letzten Punkt der Tagesordnung hin, der eine Aenderung der Ein⸗ leitungsformel für die vom Reichsrat verabschiedeten Gesetzent⸗
würfe vorsieht. Er wünschte, daß diese Formel schon bei dem Ent⸗ schädigungsgesetz für die Stellenvermittler angewendet werde.
Der braunschweigische Gesandte Boden schloß sich diesem Wunsche an und beantragte gleichzeitig, den Gesetzentwurf über die Aenderung der Einleitungsformel für die Gesetze vorwegzu⸗ nehmen.
Der Reichsrat war damit einverstanden.
Der Reichsratsausschuß für Verfassung und Geschäftsordnung hat es, wie Gesandter Boden berichtete, für geboten erachtet, künftig klarzustellen, daß die Verabschiedung einer Gesetzesvorlage durch den Reeichsrat sich nur auf die Wahlperiode des Reichstages be⸗ ziehen soll, in welche die Beschlußfassung des Reichsrats über die Vorlage fällt. Das würde bedeuten, daß, wenn eine Vorlage im Reichsrat verabschiedet ist, im Reichstag aber wegen dessen Auflösung oder aus irgendeinem anderen Grunde nicht mehr erledigt werden kann, diese Vorlage dem Reichsrat zur erneuten Stellungnahme vorgelegt werden mnuß, bevor sie dem neuen Reichstag zugeht. Nachdem sich die Reichsregierung mit der neuen Formel einverstanden er⸗ klärt hat, ist sich der Reichsratsausschuß dahin schlüssig ge⸗ worden, daß die Beschlußfassung des Reichsrats künftig in der Form geschehen soll, daß ausgesprochen wird: „Es wurde in erster und zweiter Lesung beschlossen, der Einbringung des
Gesetzentwurfs beim Reichstag der fünften Wahlperivde in
der aus der Anlage ersichtlichen Fassung zuzustimmen.“ Die
neue Formel wurde einstimmig gutgeheißen.
Bei der dann selgenden Abstimmung über das Ent⸗ I etz für die Stellenvermittler nthielt sich das Land Thüringen der Stimme. Im übrigen
wurde das Gesetz gegen die Stimmen zahlreicher preußischer
Provinzen angenommen. Durch das Gesetz vom 18. Juli 1925 ist die Deutsche
Rentenbank⸗Kreditanstalt nur noch bis zum
31. Dezember 1930 befugt, sich auf dem Gebiet des landwirt⸗
HS Personalkredits zu betätigen. Zusammen mit dem sthilfegeset war dem Reichsrat auch ein Entwurf über die
Errichtung einer “ vorgelegt worden. Dieser
enthielt die Bestimmung, daß die Tätigkeit der Rentenbank⸗
kreditanstalt auf dem Gebiete des Personalkredits bis 1935
verlängert werden soll. Dieser Gesetzentwurf wurde vom
Neichsrat auch verabschiedet, er blieb aber in dem aufgelösten
Reichstag stecken. Ein neuer Gesetzentwurf steht in Aussicht,
liegt aber dem Reichsrat noch nicht vor. Durch das Gesetz
von 1925 ist die Reichsregierung mit Zustimmung des Reichs⸗ rats und eines eeeeee zu einer Zwischen⸗ regelung ermächtigt. Von dieser Ermächtigung macht jetzt die
Reichsregierung Gebrauch, indem sie durch Verordnung die
—2 — 8 —yy.—
⸗
1930
und gtaatsanzeiger Nr. 296 vom 19. Dezember
Geschäftstätigkeit der Rentenbank⸗Kreditanstalt auf dem Ge⸗
biete des Personalkredits um zwei Jahre verlängert. Der zuständige Reichstagsausschuß hat der Verordnung bereits zugestimmt. Der Reichsrat nahm die Verordnung ein⸗ stimmig an. — 8
Der Reichsrat genehmigte ferner eine Verordnung über Viehseuchen⸗Statistik und Nachrichtendienst bei Viehseuchen. Die Verordnung muß erlassen werden auf Grund einer internationalen Abmachung, die den Kreis der Viehseuchen, die in die Statistik aufgenommen werden sollen, geändert hat.
Durch einen Beschluß der Gemeinschaftssitzung der Reichsmonopolverwaltung für Branntwein und ihres Beirats vom 22. Oktober 1930 ist der Grundpreis für das
Hektoliter Weingeist auf 51 ℳ festgesetzt worden.
Gegen diesen Beschluß haben sechs ordentliche Mitglieder des Beirats Beschwerde eingelegt und beantragt, den Grundpreis auf 55 ℳ festzusetzen.
Nach Ansicht der Beschwerdeführer ist zu Unrecht bei der Be⸗ rechnung des Herstellungspreises die Verzinsung des Anlage⸗ kapitals außer acht gelassen worden. Auch seien für allgemeine Wirtschaftskosten, Steuern und Verwaltungskosten zu geringe Beträge berechnet worden. Die Brenner glauben, 56,86 ℳ fordern zu dürfen, sie verlangen aber nur 55 ℳ.
Die Mehrheit der Reichsratsausschüsse hat sich nicht dazu entschließen können, diesem Antrage voll zu entsprechen. Sie war jedoch der Auffassung, daß die Ansätze z. B. für Ver⸗ waltungskosten und Rohstoffe, namentlich für Kartoffeln, zu ering bemessen seien. Die überwiegende Mehrheit der Aus⸗ schüffe hat daher einen Grundpreis von 53 ℳ mit Wirkung vom 18. Dezember 1930 an als angemessen bezeichnet.
Graf Beeche (Pommern) hält einen noch höheren Grund⸗ preis für berechtigt, sieht aber davon ab, einen aussichtslosen An⸗ trag einzubringen. Er betonte jedoch ausdrücklich, daß die Ent⸗ e des Reichsrats über den Grundpreis keine Entscheidung arüber bedeutet, ob die Sessens des Anlagekapitals beim Grundpreis zu berückfsichtigen ist oder nicht.
Die preußischen Provinzen Ostpreußen und Hannover schlossen sich dieser Erklärung an.
Gegen eine geringe Minderheit wurde der Vorschlag der Ausschüsse angenommen.
Der Bericht des Rechnungshofs über das Branntweinmonopol im Geschäftsjahr 1929 wurde zur Kenntnis genommen.
Die Zulassung eines ständigen edelungsverkehrs mit Leinengarn Färben wurde genehmigt.
Mehrere Firmen hatten die Zulassung eines ständigen Lohn⸗ veredelungsverkehrs mit Waren aus Eisen oder Messing zum Ein⸗ betten oder Einpressen in Isoliermasse beantragt. Im Reichs⸗ datenusschuß hatten jedoch mehrere Länder Bedenken’ dagegen er⸗ oben.
Mit Mehrheit haben daher die Reichsrats⸗ vaschüst beschlossen, den Antrag abzulehnen. Diesem Ausschußvotum schloß sich der Reichsrat an. 8
Genehmigt wurde ein Antrag des Reichsministers der Finanzen, die Serie I der Vorzugsaktien der Deut⸗ schen Reichsbahn⸗Gesellschaft im Betrage von 500 Millionen Reichsmark und die Zertifikate der Reichsbahn Gruppe V für mündelsicher zu erklären.
Dann stimmte der Reichsrat einer Verordnung über die Vermögenssteuer⸗Veranlagung für das Ka⸗ lenderjahr 1930 und einer Verordnung zur Durch⸗ führung der Wertermittelung und ihres Verfahrens bei der Erbschaftssteuer für das Kalenderjahr 1930 zu. Beide Verordnungen bedeuten nur eine Konsequenz der in der Notverordnung vom Dezember angeordneten Ausdehnung des Feststellungszeitraumes auf das ganze Kalenderjahr 1930.
zollfreien Ver⸗ zum
Preußischer Landtag. 192. Sitzung vom 18. Dezember 1930. (Bericht d. Nachrichtenbüros d. Vereins deutscher Zeitungsverlegerr.)
Der Preußische Landtag überweist in seiner heutigen Sitzung zunächst einen Antrag des Zentrums auf Erwir⸗ kung eines Zugabeverbots debattelos an den Ausschuß.
Der Abg. Borck (D. Nat.) beantragt darauf, einen deutschnationalen Antrag mit der Etatsberatung zu ver⸗ binden, der den Gemeinden unmöglich machen will, noch im Laufe des Dezember die Realsteuersätze zu erhöhen, um auf diese Weise einen möglichst hohen Satz für das nächste Jahr zu erhalten, der dann nach der Notverordnung des Reichspräsidenten nicht mehr erhöht werden darf. Diese Durchkreuzung der Realsteuersenkung müsse vermieden werden.
Die Verbindung scheitert am Widerspruch der Regierungs⸗ parteien.
Es folgt die Fortsetzung der ersten Etatsberatung.
Minister des Innern Severing nimmt sogleich das
Wort. Seine Rede wird nach Eingang des Stenogramms veröffentlicht werden. 8. Abg. Borck (D. Nat.) erklärt unter großer Heiterkeit, seine Fraktion habe auf die Ausführungen des Ministers hin in der Begründung Cööö eine kleine Aenderung vorgenommen, sie könne aber den Antrag leider nicht zurückziehen, da der Minister den Remarque⸗Film ein Hoheslied der Kamerad⸗ schaft und Tapferkeit genannt und damit nachträglich den Aus⸗ führungen des „Vorwärts“ beigepflichtet habe.
Abg. Leonhardt (Wirtsch. betont die katastrophale Notlage des deutschen Ostens und begrüßt die Anträge auf Wieder⸗ herstellung des 15⸗Millionen⸗Fonds zur Linderung der Notlage der deutschen Bevölkerung im Osten. Mit schönen Gesten und Ministerbesuchen sei nichts getan. Notwendig seien Fluß⸗ und Wasse tandsregulierungen in den Ostprovinzen. Die schnellste und beste Hilfe bilde die sofortige Revision der deutschen Ostgrenze Die Besonderheit der Fhßtenbischen Wirtschaftsnot erkläre sich nicht allein aus wirtschaftlichen Ursachen, sondern in erster Linie aus politischen Momenten. Der Redner gab dem Wunsche Aus⸗ druck, daß Ministerpräsident Braun seine Königsberger Rede, daß die Sfsgbenfe auf die Dauer nicht aufrechtzuerhalten sei, im Land⸗ tage wiederholen möge. Die Erklärung Severings, daß die Schutz⸗ polizei für den Grenzschutz in BZ8 eingesetzt worden sei und gut funktioniert habe, sei zu begrüßen, aber man hätte mit Vorbeugungsmaßnahmen schon früher beginnen müssen. Der polnische Schulterror auf deutschem Gebiet gehe so weit, daß in einer Kfistoceeans der polnische Schulinspektor erklären konnte, alle deutschen Bemühungen hätten keinen Zweck, in einem halben Jahre werde der Kreis polnisch sein.
*) Mit Ausnahme der durch Sperrdruck hervorgehobenen Reden der Herren Minister, die im Wortlaute wiedergegeben sind
enn der Völkerbund
“
Hast.
„stützung unserer Freunde nicht mehr zählen können. “ mit Polen und der deutsch⸗polnische hochf
nichts gegen Polen unternehme, dan i fü 2 Platz mehr im Völkerbund. Selbst im bi füx Denn 1 gestern ein Vorstoß gegen den polnischen Terran Barlen⸗ worden. Deutschland habe das Recht, sich auf g- unterne dau üxmh. zu berufen. n Artüel Abg. Kube (Nat. Soz.) erklärt, de b ein durhaus nationaler Mann, würde heute Freißer vom sich vor den preußischen Regierungsstellen verberge 9 22* rade die Verwaltungsbürokratie des Herrn Severbnn müssen Zeit zahlreiche Deutsche aus Nachfolgestaaten des alt Ir aus Preußen ausgewiesen, weil es Nationalsozialisten Or selbe System befördert mit Vorliebe eingewandern find Erst kürzlich ist der Deutschbalte Böttcher, der 13. e Dj Preußen gelebt und an allen Wahlen teilgenomme ahrt lan seiner po itjschen Gesinnung ausgewiesen worden 1 hat. üblen und lächerlichen Methoden sollte man nicht dien ,2 Volksgenossen ausweisen; jede deutschgesinnte Regierande solchen Deutschen nicht nur Asylrecht, sondern auch vn gewähren. Minister Severing sollte den Freiherrn d nicht bloß zitieren, sondern auch praktisch nach seinen Cüam 8 handeln. Auch das Verhalten der preußischen Regier rume über dem Verein für das Deutschtum im Auskand 8 zeichnend für dieses System. Man für das Deutschtum im Ausland als notwendig a und ihm nicht unnötige Schwierigkeiten 2 Wenn der Minister Severing von den Verfolgungsmeth Frankfurter Regierungspräsidenten Dr. Pfitzner abrückt cha könne man annehmen, daß er die Grundsätze des Frhrn don auch praktisch betätige. Das Vorgehen Dr. Pfitzners * narional gesinnte Beamte, die sich nichts hätten zu echlden . lassen, sondern stets ihre Pflicht getan hätten, sei unerhin müsse schließlich zu ernsten Folgen führen. Der Redner zit Dr. Eduard Bernsteins Buch „Die deutsche Revolution⸗ Aufruf, den die maßgebenden Sozialdemokraten mit 8 Autorität gedeckt hätten. Danach sollten auch die Beantn Staatsangestellten keiner Beschränkung unterliegen. Si Minister Severing zu diesem von Friedrich Ebert unterte Aufruf, so müsse er alle solche Uebergriffe gegen national? dende Beafftte rektifizieren. Der Ministerpräsident 21 8 habe in einer Rede vom 27. November gesagt, die Aaig sozialisten entfalteten in der Sache des Voltsbegehrens eine ji Das ist, so betont der Redner, durchaus nicht de⸗ wir wollen die Regierung noch eine Zeitlang mit Art. 48 ngg lassen. Das wird nach außen hin eine ausgezeichnete M. 2 . gez ir haben. Herr Weidemann hat wohl etwas voreilig aus der 2e geplaudert. Wir verlangen aber eine Nachprüfung seiner gaben. Entweder hat Herr Weidemann die Wahrheit gesagte hat Herr Severing sich heute geirrt. Oder Herr Weidemam nicht die Wahrheit gesagt: dann muß man ihn als lächerlih! als Provokateur bezeichnen. Der Ministerpräsident Bram uns gestern in seiner Rundfunkrede wieder als die gefährich Gegner erklärt. Wer an Deutschland verzweifelt, der a kommunistisch; wer an Deutschland glaubt, der wählt natin sozialistisch. (Lärm und Zurufe links.) Die Sozialdemoknah Partei hat sich im Verlaufe weniger Monate in ihrer öb gegenüber der Regierung Brüning geradezu lächerlich und blen desavouiert. Dem Zentrum möchte ich sagen, daß der Natm sozialismus nicht mit dem italienischen Faschismus zu verncht ist. Der Nationalsozialismus ist aus der Not des deutschen de organisch erwachsen. Für den Nationalsozialismus erhebe daher den Anspruch, als Vertreter des preußischen Voltes unsere Stimme zu erheben. Von den 107 nationalsozialffth Abgeordneten des Reichstags sind 26 Katholiken und mn 70 Protestanten. Das entspricht der konfessionellen Zuse setzung des deutschen Volkes. Das Zentrum soll aber nicht giu⸗ daß die Sozialdemokratie ihm grundsätzlich entgegenkomme Die Vertrauenskrise gegenüber der Justiz ist infolge uit rechtigkeit unvereinbar erscheinender Richtersprüche dunzam gründet. Ein Gerichtshof bewilligt Herrn Böß seine bee ein anderer verurteilt Männer zu 1 ½ Fagren Gefängnis nun e sie nationale Gesinnung haben. Durch solche Ungerecigeg auch durch rohe Beschimpfungen der Nationalsozia isten n preußische Staatsanwälte wird die Staatsautorität nur ne raben werden. Nicht genügend verantwortungsbewußte se eute könnten dadurch zu Taten verleitet werden, die bat besonnenen Teilen unserer Bewegung mißbilligt werden miß Der Redner wendet sich dann gegen das Verbot der Hitlert sammlung in Magdeburg, wodurch die Staatsautorität mt graben und der Boden für die deutsche Diktatur vorbereitet ne Bedauerlich wäre, daß eine einheitliche Stellungnahme gegen Polen unmöglich sei, denn der Marxismus denke gar nicht . sich in eine solche Einheitsfront einzureihen. Der Stautt seine Autorität besonders auch an den Grenzen stark betonen preußische Regierung hätte im Reichstag eine außenypet Debatte nicht nur zulassen, sondern selber wünschen müssen. d hätte man vor aller Welt gegenüber der polnischen Mördem bekundet, daß das deutsche Volk auf sein ange tammtes m schichtliches Recht auf die uns im Östen entrissenen Gebiet verzichtet. (Lebhafter Beifall rechts) Abg. Lindner (Volksdienst): Es ist nicht richti ddi Ausgang der Reichstagswahl die IIböee irst lage verursacht hat. Vielmehr gehen die Schwierigkeiten aue Gemeinden allein auf die Erwerbslosigkeit zurück. G. dankenswert, daß die preußische Regierung Vorschläge zur Ue windung der Arbeitslosigkeit r hat. Man darf dabein vergessen, daß die Erwerbslosen auch unter starkem seent Druck leiden. Die preußischen Vorschläge werden nur nictc durchzuführen sein. Die Arbeitsdienstpflicht als Zwange nahme läßt sich nicht durchführen, allein schon aus 1 Gründen nicht. Dagegen zeigt einen Ausweg die vom Chc Sozialen im Reichstag geforderte freiwillige 1. dienstpflicht. Wir bitten die Regierung, es finanziell zu am lichen, daß eine große Organisation im Lande diese fremeg Arbeitsdienstpflicht organisiert. Eine der größten 1un unserer Regierung ist, die Landflucht deutscher Arbeiter zu mn binden. Will man das tun, dann muß man dafür sorgen menschenwürdige Bedingungen für Landarbeiter geschaffen üir und daß man endlich die 150 000 polnischen Landarbei Deutschland durch deutsche Kräfte ersetzt.
sollte den 1
Vor allem müsceg nicht registrierten polnischen Landarbeiter abgeschoben vcsi jenigen E werden, die sie beschäftigen. Leute, die han Landarbeiter beschäftigen und damit deutsche Arbeiter ver⸗ g. dürfen nicht aus der Osthilfe unterstützt werden. Auch nach Gesichtspunkte fordern das. Es ist Unsinn, wenn gera 8 jenigen sich über das Wachsen der 8ö Schulen auf der Gebiet beklagen, die hunderttausende Polen ins Land bringen natürlich ihre Kinder in Whersete esscuhn schicken. (Sehl bei dem Volksdienst.) Daß auch wir
ebenso, daß eine Revision der Ostgrenze erforderlich s ung ver Grenzmarkpolitik gegen die polnischen Uebergri fe. ün ie Reichsregierung nicht noch vor jederzusammentunng, Reichstags diese Dinge in die Wege leitet, wird sie auf die n
vertrag dürfen nicht in Kraft treten. Es wir t mögli
den Vorschlag des Abg. Heß zu ve he en. daß die eeeeeüeee 8 an einen gn“ etzen und ü waffnung des politischen Kampfes verhandeln. Die keiten der Führer dieser Organisationen sind zum großen solchen Werk nicht gewachsen. Hier liegt eine große
Teil e
Willen, sie zu lösen. Ob es ihm aber geli halb zweifelhaft, weil er einen Mann wie Berliner Polizeipräsidenten gemacht hat.
ng erscheint Grzesinski
“
jenigen itglieds iste der evangelischen Kirche stehen.
. Frat tion
Puicht
n furchtbaren Tervaj dh die deutsche Minderheit in Polen verurteilen, ist selbstvers 57
Das 8*
ie Füher⸗
Persön Ausgohe preußischen Regierung vor. Herr Severing hat vielleicht sze⸗
rzesinski wieder
Neich
und Staatsanzeiger Nr. 296 vom 19. Dezember 1930. S. 3.
ich ein Demonstrationsverbot in Berlin erlassen, das aus⸗
auch en die vier Plätze eine Ausnahme macht, auf denen gere s Reichsbanner demonstriert. (Widerspruch bei den Sozial⸗ 8* und Rufe: Auf diesen Plätzen kann jeder demon⸗
1n 2 demokraten ver auf Anregung des Abg. Heß von den Deutsch⸗ . — vorgelegte Antrag, die Anstellung und Beförderung
nanonennsbeamten in Preußen zu ermitteln, genügt uns nicht. der —22 auch wissen, wieviel bewußt Evangelische b befördert worden sind. Man darf uns aber dabei nicht die⸗
t anrechnen, die, wie etwa Minister Severing, nur noch e (Rufe im as muß auch bei uns gelten!) Wenn nämlich viel⸗ fiicht auch rein zahlenmäßig keine Imparität zuungunsten der bvangelischen da zu sein scheint, so ist sie innerlich doch vorhanden. pieser Eindruck wird verstärkt durch Ereignisse, wie sie sich in Breslau abspielten. Dort ist, nachdem Herr Lüdemann Ober⸗ räsident war, an die Stelle des evangelischen Regierungspräsi⸗ nien ein katholischer getreten. Der gleiche Wechsel vollzog sich
deim Breslauer Polizeipräsidenten, beim Landeskulturamtspräsi⸗ denten und beim Präsidenten des Strafvoltzugsamts. Der Redner urdert zum Schluß, daß endlich der Staatsvertrag mit den evan⸗ lischen Kirchen schnell zum Abschluß komme. Er befürchte, seine
werde einem evangelischen Vertrage nicht zustimmen
der eine politische Klausel enthält. (Beifall beim Volks⸗
und
in der M. Zentrum:
können, dienst.) 3 . 8 In der zweiten Rednerreihe betont Abg. Dr. Hambu rger
1(Scz., es diene weder dem Ansehen der Deutschnationalen noch
8 Parlaments, wenn im Laufe dieser Debatte die Deutsch⸗ nationalen sich vom Minister Severing nachsagen lassen müßten, daß sie aus lauter politischem Haß einen Mißtrauensantrag ganz falsch formuliert hätten, und wenn sie ein anderes Mal wie aus der Pistole geschossen auf die Anregung des Abg. Dr. Heß sogleich tinen neuen Antrag mit der Debatte verbinden lassen. (Sehr richtig! links.) Auch wir Sozialdemokraten, so erklärt der Redner weiter, lehnen den polnischen Terror gegen die deutschen Minder⸗ heiten entschieden ab. Sie aber (nach rechts) können aus dem Schick2al der Deutschen in Polen lernen, wie das feaschistische Regime die Minderheiten unterdrückt. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Gesinnungsgenossen der Herren Hitler ind Hugenberg in Polen behandeln die Deutschen drüben nach
den Rezepten, die Hitler und Hugenberg auch in Deutschland an⸗
wenden wollen. In der Außenpolitik darf es nicht wieder einen zickzackurs geben wie vor dem Kriege, deshalb wollen wir auch den polnischen Handelsvertrag oder das Liquidations⸗ bkommen an dem Vorgehen der polnischen Faschisten scheitern assen. Ein Repräsentant der gradlinigen demokratischen Ver⸗ säändigungspolitik war der soeben verstorbene deutsche Gesandte in Warschau, Ulrich Rauscher, der noch auf seinem Totenbett von der Rechten schwer und unberechtigt angegriffen wurde. Der deutschnationale Abg von Winterfeld hat in der Debatte der Etaatsregierung vorgeworfen, sie tue nicht genug, um die Deutsch⸗ erhaltung des Ostens durchzusetzen und der Polonisierung vor⸗ zubeugen. In der Tat aber sind es deutschnationale Großgrund⸗ besitzer, die den Polen das deutsche Land öffnen. So hat vor noch nicht 2 Jahren im Kreise Wirsitz ein Vetter des ehemaligen Keichskanzlers von Bethmann Hollweg sein Gut im Umfange
lvon 5700 ha an eine polnische Bank verkauft, die auf dem Gebiet
100 ·polnische Familien mit 2000 Köpfen ansiedelte. (Stürmisches bört, hört! links.) Als bekannt wurde, daß die Staatsregierung
vnit dem tschechischen Industriellen Bata verhandelte wegen Ueber⸗
Deutschland, auf dem er eine Fabrik vor allem von den Deutschnationalen heftig angegriffen. Die Staatsregierung hatte von Bata be⸗ immte sozialpolitische Konzessionen verlangt. Der staatliche Ver⸗ nag scheiterte. Wenige Wochen später kam Bata aber doch nach Deutschland herein, weil ein deutschnationaler oberschlesischer Großgrundbesitzer ihm dafür sein Gebiet verkaufte. (Stürmisches pött, hört! und Pfui⸗Rufe links.) Wo bleibt denn nun Ihre nach rechts) nationale Entrüstung? Man ersieht aus diesem all, wie falsch es ist, auf nationalistischen Rummel herein⸗ ufallen. Der Redner weist noch die Angriffe gegen die Ober⸗ schlesienpolitik der Regierung mit dem Hinweis darauf zurück, haß z. B. die Demonstrationsverbote in Oberschlesien im Ein⸗ erständnis aller Parteien, auch der Nationalsozialisten, allein nit Ausnahme der Kommunisten erlassen worden seien. Zum tahlhelmempfang bei Mussolini stellt der Redner fest, daß die Deutschnationalen nicht den Mut gehabt hätten, von dieser eigen⸗ rtigen Kundgebung abzurücken. Das habe man dem Reichs⸗ präsidenten von Hindenburg überlassen. Aber im vertrauten Kreise des Stahlhelm, in einem von Düsterberg unterzeichneten Führerbrief, habe man die Italiendelegation des Stahlhelm sehr ernstlich gerügt. Nur die Oeffentlichkeit sollte nichts von dieser ationalen Würdelosigkeit erfahren. Allerdings würde ja zur Information der Oeffentlichkeit ein Mann von Verantwortung
ssung eines Gebiets in errichten könne, wurde sie
zgehören, was schwerer zu ertragen ist, als sich z. B. Politik mit
septilien treiben läßt. Die Rede des Abg. Kube haben wir des⸗ alb aufmerksam verfolgt, weil Kube im Lande draußen als der fünftige preußische Innenminister genannt wird. Herr Kube kann dann Innenminister werden, wenn der Befähigungsnachweis dafür nicht durch den Kopf, sondern durch den Kehlkopf erbracht werden muß. (Heiterkeit und Zustimmung.) Herr Kube und seine Gesinnungsgenossen verhetzen aber Teile der Bevölkerung in derartiger Weise, daß sie dann, wie aus Bildern auf dem Tisch des Hauses sich ergibt, sogar Gefallenendenkmäler in der Kirche mit Hakenkreuzen bemalen und auf jüdischen Friedhöfen Vanda⸗ lismus treiben. (Anhaltende lärmende Unterbrechungen bei den Nationalsozialisten und Rufe: „Das sind ja Märchen!“ und „Was haben Sie dafür bezahlt?“) Jeder anständige Mensch, ganz lgleich, welcher politischen Richtung er angehört, wird sich mit Ekel von einer solchen Partei abwenden. (Stürmische Zustimmung.) Der Abg. von Eynern, der so scharf das Beamtentum angegriffen hat, hat übersehen, daß die Beamtenschaft im letzten Jahrzehnt dor Problemen stand, wie nicht annähernd jemals zuvor, und die Beamtenschaft hat diese Probleme gemeistert, nicht zuletzt auch zant der starken Führung durch das preußische Staaätsministerium. Geifall bei den Sozialdemokraten.) Der Redner bezeichmet zum Schluß die Deutschnationalen als politisch Hörige der National⸗ sozialisten. Er fragt diejenigen Deutschnationalen, die noch in dder Konservativen Partei den Staat verteidigt haben, ob sie nicht shamrot würden, als Bundesgenossen von Leuten betrachtet zu werden, die Politik mit Stinkbomben und weißen Mäusen treiben, (zuruf bei den Deutschnationalen: „Rot werden wir nicht mehr! g Große Heiterkeit. — Im Laufe der weiteren Ausführungen des Kedners erhält der Nationalsozialist Haake einen Ordnungsruf.) se beiden in den letzten Tagen verstorbenen Abgeordneten, der ozialdemokrat Adolph Hoffmann und Dr. Porsch vom Zentrum, h schließt der Redner, sind beide unter dem alten Regime be⸗ fämpft worden; der eine mit dem Sozialistengesetz, der andere . ulturkampf. Es ist das Große des neuen demokratischen taates, daß er nicht unterscheidet Reichsfeinde, Römlinge, Landes⸗ snräter und Internationale, sondern zur Mitarbeit heranzieht seden, der guten Willens ist. (Lebhafter Beifall links.) 8 Abg. Ebersbach (D. Nat.) erwidert dem Vorredner, daß üe von ihm erwähnte oberschlesische Gutsbesitzer, der dem Bata inen Besitz zum Kaufe angeboten habe, auf Aufforderung der tutschnationalen Volkspartei seinen Austritt aus der Partei derfän habe. Der Redner bedauert, daß der Finanzminister es stie wumt habe, an die Spitze seiner Ausführungen einen Satz über stüc möglichkeit der Tributlasten zu setzen. Von diesem Kern⸗ in r Wirtschafts⸗ und Finanzpolitik sei in der Rede des Unanzministers leider nichts erwähnt worden. Die preußische fübensregierung habe sich mitverantwortlich gemacht für die Fort⸗ nisterng der Noung⸗Politik, die Deutschland zugrunde richte. Mi⸗ dru präsident Braun habe seinerzeit hier im Landtag zum Aus⸗ Volk gebracht, daß er es für unmöglich halte, daß das deutsche jährlich 1650 Millionen Tributlasten zahle. Bald darauf
hätte er es aber zugelassen, daß Preußen i die Forldauer des Rückversicherungsvertrages zwischen Zentrum und Sozialdemokratie. Das werde solange fortdauern bis die Perttätsaschmerzen des Herrn Dr. Heß gestillt seien. Das werde Fer nich smehr 8 lange dauern. Die Regierungsmehrheit im ostag sei inzwischen immer kleiner geworden; es bedürfe nur Umschwenkens von etwa 20 unsicheren Kantonisten aus n der Regierung Brüning ein Ende zu bereiten. Der hab r geht dann auf die Gehaltskürzung der Beamten ein. Man abe sich da auch in Preußen entschlossen, mit dem alten parla⸗ mentarischen System zu brechen. Die Beamtenschaft sei durchaus bereit, für die Rettung des Vaterlandes ein Opfer zu bringen. Dieses Opfer werde aber nicht der Rettung des Vaterlandes dienen, sondern nur dazu, daß Frankreich noch mehr Geschütze her⸗ stelle. „Ein Vergleich mit dem 12 prozentigen Gehaltsabbau der italienischen Beamten sei nicht angängig, denn deren Opfer komme voll ihrem Vaterlande zugute. Der Gesetzentwurf selbst enthalte eine Fülle technischer Mängel, er lasse auch jeden idealen Gesichts⸗ punkt vermissen. Seine Durchführung werde die Ehescheu und die Kinderlosigkeit fördern, also dahin wirken, daß wir ein sterben⸗ des Volk werden. Diese Politik habe dazu geführt, die Integrität der Beamtenschaft zu gefährden und sie zum Schacherobjekt zwischen Reich, Ländern und Gemeinden zu machen. Bedauerlich sei weiter, daß bis heute der Beamtenhetze im Lande noch kein Ende gemacht worden sei. (Zuruf: Der Reichskanzler hat das getan!) Das genüge nicht, sei auch zu spät gewesen. Auch seitens der preußischen Regierung hätte man der Beamtenhetze entgegen⸗ treten und ein Wort des Schutzes für die Beamtenschaft finden müssen. Die Ausführungen des Finanzministers zeigen, so erklärt der Redner, das ziemlich krampfhafte Bestreben, zu beweisen, daß trotz der Fortsetzung der YNoung⸗Politik es bei gutem Willen aller Beteiligten möglich sei, alles in Ordnung zu halten. Diesem Optimismus steht aber eine Reihe von Tatsachen entgegen. Auf Einzelheiten werden wir im Hauptausschuß eingehen. Der Finanz⸗ minister hat wohl selber das Gefühl, daß dieser Haushalt nicht wird eingehalten werden können, weil die veranschlagten Ausgaben nicht ausreichen werden, und die veranschlagten Einnahmen nicht einkommen werden. In den vergangenen Jahren ist nicht mit der erforderlichen Sparsamkeit gewirtschaftet worden. Daraus ergebe sich eine Anzahl Gefahrenmomente, die den Etat für 1931 als außerordentlich brüchig erscheinen lassen; jede Verschärfung der Wirtschaftskrise kann den Etat einfach umstoßen. Die Steuer⸗ kraft des deutschen Volkes ist ve ausgeschöpft. So sieht das neue Tabaksteuergesetz selbst Mittel zur Entschädigung für die durch die Steuer ruinierten Existenzen vor. Dazu kommt noch die Er⸗ höhung der Wohlfahrtslasten für die Gemeinden durch die Er⸗ höhung der Zahl der Arbeitslosen. Die Gemeinden sind durch die Wohlfahrtslasten schwer getroffen; das hat auch der Staatsrat festgestellt. Er beklagt sich auch mit Recht darüber, daß das Sanierungswerk zu sehr auf die Reichsfinanzen abgestellt sei. Die preußische Regierung hat diese die Gemeinden hart treffende Reichspolitik ihrerseits unterstützt. Der Red⸗ ner wendet sich gegen die beabsichtigte Zusammenlegung von Amtsgerichten, Katasterämtern, Finanzämtern usw. Viele kleine Städte würden durch die Wegnahme der Behörden zusammenbrechen, der Mittelstand würde völlig zugrunde gehen. Eine Zusammenlegung rechtfertigt sich nur dann, wenn die er⸗ zielten Ersparnisse die Nachteile überwiegen. Auch auf dem Ge⸗ biete des Wohnungswesens würden die betreffenden Gemeinden in große Schwierigkeiten geraten. Für die Senkung der Real⸗ steuern werden nur etwa 70 Millionen herauskommen, davon werde die Gesamtheit der Gemeinden keinen Vorteil haben. Wenn auch ein Fonds für besonders gefährdete Gemeinden gebildet werden solle, so kämen dafür besonders Gemeinden mit sozial⸗ demokratischen Stadtverordnetenmehrheiten in Frage. (Zuruf: Ist das der Böß⸗Fonds? — Heiterkeit.) Böß ist es auch, aber mit dem Berliner Oberbürgermeister hat er nichts zu tun. Der Redner fragt die Staatsregierung, ob der Plan der Einführung eines neunten Schuljahres tatsächlich aufgegeben sei. Gegenüber dem demokratischen Antrag auf Kürzung der Repräsentations⸗ gelder um mindestens 25 vH beantragten die Deutschnationalen völlige Streichung aller Repräsentationsausgaben der Behörden für dieses Jahr. Alles in allem biete der Haushaltsplan bei⸗ näherer Betrachtung ein trübes Bild. Die Gesundung unserer Wirtschaft und Finanzen in Reich, Staat und Gemeinden sei nur dann möglich, wenn die Erfüllungspolitik restlos aufgegeben werde.
Das Haus vertagt sich auf Freitag 10 Uhr.
Abg. Weidemann (Soz.) bestreitet in persönlicher Be⸗ merkung, daß er in einer Rede zum Bürgerkrieg und zu Gewalt⸗ tätigkeiten aufgefordert habe. Er habe nur gesagt, im Falle eines Rechtsputsches würden die Sozialdemokraten sich dagegen wehren. (Zuruf rechts: Dafür ist die Polizei da!)
Abg. Maretzky (D. Nat.) wendet sich gegen den in der Aussprache erfolgten Zuruf: „Da meldet sich ja wieder der rote Hermann!“ Er stelle fest, daß dieser Spitzname zum ersten Male von Herrn Heilmann erfunden worden sei. Daß er völlig un⸗ zutreffend sei, gehe schon daraus hervor, daß er überhaupt nicht Hermann heiße. (Große Heiterkeit. — Zurufe: Hermann heeßt er!) Er müsse im übrigen feststellen, daß er niemals irgendwelche Sympathie mit der Revolution gehabt habe. Die Erfindung dieses Spitznamens sei daher ganz skrupellos. Außerhalb des Landtags werde er diesen Zuruf als eine niederträchtige Ehrabschneidung bezeichnen. 1
Auf die Tagesordnung der morgigen Sitzung wird die Fortsetzung der ersten Beratung des Haushaltsplans gesetzt. Um 12 Uhr soll die Abstimmung über die Mißtrauensanträge
stattfinden.
Schluß 18 ¼8 Uhr. “
Parlamentarische Nachrichten.
Der Auswärtige Ausschuß des Reichstags beschäftigte si 18. d. M. unter dem Vorsitz des Abg. Dr. Frick (Nat. Soz.) mit den Verhandlungen der Vorbereitenden Abrüstungs⸗ kommission in Genf. Nach einer einleitenden Uebersicht über die Entwicklung des Abrüstungsproblems, die Reichsminister des Auswärtigen Dr. Curtius gab, erstattete dem Nachrichten⸗ büro des Vereins deutscher Zeitungsverleger zufolge der deutsche Delegierte in der Vorbereitenden Abrüstungskonferen Graf Bernstorff dem nesnn einen ausführlichen Bericht über die Genfer Verhandlungsergebnisse, woran sich eine lebhafte Aus⸗ sprache schloß. Nachmittags setzte der Ausschuß die Debatte über die Genfer Verhandlungen der Vorbereitenden Abrüstungs⸗ kommission fort, wobei Reichsminister Dr. Curtius wiederholt in die Debatte eingriff. Angenommen wurde eine Entschlie⸗ ßung des Abg. Grafen von Westarp (Kons.), worin die Regierung aufgefordert wird, Material über die I der Sicherheit Deutschlands und über die Abrüstungsfrage dur ständige und planmäßige Propaganda unter Anforderung der erforderlichen Mittel im Auslande und im Inlande (im Be⸗ nehmen mit dem Auswärtigen Ausschuß) zu verbreiten und den Unterrichtsverwaltungen in geeigneter Form für den Unterricht und für die Verteilung an Schüler zu überweisen. Das Material soll mit statistischen Zahlen und anschaulichen Bildern darstellen 1. die Bedrohung der deutschen Sicherheit durch die jetzigen Grenzen, in der entmilttarisierten Zone und durch die Ent⸗ festianng Deutschlands; 2. den deutschen Anspruch auf allgemeine Abrüstung und seine praktische Ablehnung durch die sogenannten Förnstung verhandlungen unter anschanlicher Erläuterung der Hauptpunkte, wie ““ ausgebildete Reserven, Kriegs⸗
material; 3. die deutsche Entwaffnung im Verhältnis zu dem Stande der Rüstung in den benachbar en europäischen Mächten, insbe ondere Frankreich und Polen; 4. die Rüstungsausgaben der einzelnen Mächte. Damit war die Aussprache beendet.
Gesundheitswesen, Tierkrantheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche ist
vom Schlacht⸗ und Viehhof in Stettin am 18. Dezember 1930 amtlich gemeldet worden. 8
Handel und Gewerbe. Berlin, den 19. Dezember 1930.
Nach dem Jahresbericht der Berliner Kindl Brauerei Aktiengesellschaft für 1929/30 fonnte die Gesellschaft trotz der Biersteuererhöhung in dem abgelaufenen Geschäftsjahre noch ohne Absatzrückgang arbeiten zum Teil auf die Abeatzsteigerung bis zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Biersteuererhöhung. Die Erträgnisse aus Bier, Nebenprodukten. Mieten und Zinsen betrugen 23,5 Mil⸗ lionen RM, die Biersteuern 10,6 Millionen RM. Von dem aus⸗ gewiesenen Remewinn in Höhe von 1 774 807 RM sollen 6 vH auf 70 000 RM Vorzugsaktien = 4200 RM, 22 vH auf 920 000 RM Stammaktien = 209 000 RM, 24 vH auf 4150 000 RM Prior.⸗ Stammatlien = 996 000 RM verteilt, an den Treuhänder für Beamten⸗ und Arbeiterunterstützungskonds 100 000 RM überwiesen, zu satzungsgemäßen Gewinnanteilen 164 721 RM verwendet und ver⸗ bleibende 300 886 RM auf das neue Jahr vorgetragen werden Auf der Tagesordnung der ordentlichen Generalversammlung am 20. d. M. steht u. a.: Vorlegung und Genehmigung des Geschäftsberichts nebst Beschlußfassung über Erhöhung des Grundkapitals von 5 170 000 RMN auf 6 250 000 RM. “
b 8
Telegraphische Auszahlung.
18. Dezember Geld Brief
1,387 1,291
4,181 4,189
2,078 2,082 20,87 20,91 20,342 20,382
4,188 4,196
0,397 0,399
3,047 3,053
168,66 169,00 5,428 5,438
58,625 2,492 73,40 81.52 10,56 21,970
19. Dezember Geld Brief 1,380 1,384 4,184 4, 192
2,078 2,082 20,87 20,91 20,352 20,392
4,1905 4,1985
0,399 0,401
3,027 3,033
168,74 169,08 5,428 5,438
58,54 58,66 2,490 2494 73,30 73.44 81,42 81.58 10,543 10,563 21.935 21.975
Buenos⸗Aires Canada .
. 1 Pap.⸗Pes. Istanbul... 5
1 kanad. 8
1 türk. L
1 Yen
l ägypt. Pfd. 1 £
1 §½
1 Milreis
1 Goldpeso
100 Gulden 100 Drachm.
100 Belga 100 Lei
100 Pengö 100 Gulden 100 finnl. ℳ 100 Lire
Cx JapanF . ee. .TE111““ New YVork.. Rio de Janeiro Uruguau. Amsterdam⸗ Rotterdam Athen.. Brüssel u. Ant⸗ Wbe Bucarest.. Budapest.. Danzi.. . .. Helsingfors.. 6
58,505 2,488 73,26 81,36 10,54 21,930
Daris .„ . 22⸗ rag. eykjavik
7.430 41,930 112,21
18,85 112,23
16,492
12,449
7,416 41,850 111,99
18,81 112,01
16,452
12,429
91,81 91,99 80,61 80,77 81,305 81,465
3,036 3,042 44,76
112,41
111,43 58,99
7,420 7,434 41,87 41,95 112,07 112,29
18,81 18,85 112,05 112,27 16,465 16,505 12,435 12,455
91,85 92,03 80,62 80,78 81,34 81,50 3,036 3,042 44,41 44,49
112,45 112,67
111,43 111,65 59,015 59,135
100 Dinar 100 Litas 100 Kr.
100 Escudo 100 Kr. 100 Frcs. 100 Kr.
.. 100 isl. Kr. Riagaa 1100 Latts Schweiz 100 Fres. Sofia .1100 Leva Spanien 100 Peseten Stockholm und Gothen urg. 100 Kr. 100 estn. Kr.
Talinn (Reval, 100 Schilling
Jugoslawien.. Kaunas, Kowno Kopenhagen.. Lissabon und Oporto. Hoelao.
(Island)
Estland)... Dien.
Ausländische Geldsorten und Banknoten.
18. Dreeneher Geld Brief
19. Dezember
8 Geld Breef Sovereigns.. 20,45 20,53 16,29 16,35
4,22 4,24
4,176 4,196 4,162 4,182 1,357 1,377 0,375 0,395
20,325 20,405 20,305 20,385
58,36 58,60 100 Leva
. 100 Kr. uIhs 11222 . 100 Gulden 81,24 81,56
20,445 20,525 422 4,24
4,174 4.194 4,162 4,182 1,36 1,38
4,155 4,175 20,335 20,415 20,308 20,388
58,33
111,73 81,20
10,49 16,432 168 31 21.89 21,98 7,35
—
111,73 59,03
Notiz für
20 Frcs.⸗Stücke Stůck
Gold⸗Doslars. Amerkkanische: 1000 — 5 Doll. 2 und 1 Doll. Argentinische. Brasilianische. Canadische... 8 große 1 £ u. darunter Türkische... Belgische.. Bulgarische Dänische.. Danziger.. Estnische.. Finnische.. Französische. Hollandische.. Italienische: gr. 100 Lire u. dar. Jugorlawische. Lettländische.. Litauische.. Norwegische.. Oesterreich.: gr. 100 Sch. u. dar. Rumänische: 1000 Lei und neue 500 Lei unter 500 Lei Schwedische .. Schweizer: gr. 100 Fres. u. dar. Spanische ... Tschecho⸗ slow. 5000 u. 1000 K. 500 Kr. u. dar. Ungarische ...
1 türk. Pfd. 100 Belga
100 estn. Kr. — 100 finnl. ℳ — 100 Frcs. 16,443 100 Gulden [1 168,41 21,90
100 Lire 100 Lire 21,95 7,35
16,503 169,09
21,98 100 Dinar 7,37 100 Latts 100 Litas 100 Kr. 100 Schilling 100 Schilling
112,22 59,29
111,78 59,05
2,479 2,499
112,16 112,60 81,34 81,66 81.34 81,66 44,81 44.99
100 Lei
100 Lei 100 Kr.
100 Frcs. 100 Frecs. 100 Peseten
100 Kr. 100 Kr. 100 Pengö
112,18 112 62 81,27 8.1,59 81,35 81,67 44,06 44,24
12,41 12,47 12,397 12,42 12,48 12,42 — — 73,10
(Weitere Nachrichten über „Handel und Gewerbe“ siehe folgenden Seite.) 8