Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. 286 vom 7. Dezember 1935. S. 2
8 Radfahrwege zur Verhütung von Unfällen. Der Reichs⸗ und Preußische Verkehrsminister hat den Auf⸗ ruf des Generalinspektors für das deutsche Straßenwesen an die Wegeunterhaltungspflichtigen zur Unterstützung des Baues von Radfahrwegen den obersten Landesbehörden mitgeteilt und ihm nachdrücklich zugestimmt. Im Interesse der Verkehrssicherkeit sei es dringend erforderlich, daß der Bau von Radfahrwegen weit stärker als bisher gefördert werde. Die räumliche Trennung des Radfahrweges vom Kraftverkehr auf der Straße sei das wirk⸗ samste Mittel zu Verhütung von Unfällen und zur Erleichterung des Verkehrs.
Kunst und Wissenschaft.
Spielplan der Berliner Staatstheater in der Zeit vom 8. bis 16. Dezember.
Staatsoper. Sonntag, den 8. Dezember. Erstaufführung Turandot. Musika⸗ lische Leitung: Krauß. Beginn: 20 Uhr. Montag, den 9. Dezember. Troubadour. Musikal. Leitung: 4 Blech. Beginn: 20 Uhr.
Dienstag, den 10. Dezember. Bohème. Musikal. Leitung: Blech. Beginn: 20 Uhr. Mittwoch, den 11. Dezember.
Krauß. Beginn: 20 Uhr. Donnerstag, den 12. Dezember. Aida. Musikal. Leitung: Blech. Beginn: 19 .% Uhr. Freitag, den 13. Dezember. Die Barberina. Bäuerische Tanzszenen. Musikal. Leitung: Trantow. Beginn: 20 Uhr. Sonnabend, den 14. Dezember. Turandot. Musikal. Leitung: 3 Krauß. Beginn: 20 Uhr. Sonntag, den 15. Dezember. Heger. Beginn: 19 Uhr. Montag, den 16. Dezember. Palestrina. Heger. Beginn: 19 ¼ Uhr. Staatliches Schauspielhaus. Sonntag, den 8. Dezember. Egmont. Beginn: 20 Uhr. Montag, den 9. Dezember. König Lear. Beginn: 20 Uhr. Dienstag, den 10. Dezember. Gyges und sein Ring. Be⸗ 8 ginn: 20 Uhr. Mittwoch, den 11. Dezember. 20 Uhr. Donnerstag, den 12. Dezember. Thomas 11“ Freitag, 8” 13. Dezember. Gyges undsein Ring. 20 hv. h den 14. Dezember. Das Glas Wasser. eS - Sonntag, den 15. Dezember. inn: 20 Uhr
Fidelio. Musikal. Leitung:
Lohengrin. Musikal. Leitung: Musikal. Leitung:
Thomas Paine. Beginn: Paine. Beginn: Beginn: Beginn:
Gyges und sein Ring. Be⸗
“
Deutschland und die Weltwirtschaft.
Vortrag Dr. Schachts vor dem „Bund der Freunde der Technischen Hochschulet, München.
In einem Vortrag über das Thema „Deutschland und die Weltwirtschaft“ vor dem „Bund der Freunde der Technischen Hochschule“, München, führte der Reichsbankpräsident und be⸗ auftragte Reichswirtschaftsminister Dr. Schacht am “ Sonnabend u. a. folgendes aus:
Der Welthandel ist im Zeitraum von 1850 bis 1910 von 16 Milliarden auf 160 Milliarden RM gestiegen. Der auslösende Faktor war ohne Zweifel die moderne Technik, deren Errungen⸗ schaften die Produktion und Produktionsmöglichkeiten in den In⸗ dustrieländern weit über den eigenen Bedarf hinaus erhöht und den Absatz in unentwickelte Länder förmlich erzwungen haben. Dadurch wurde es erst möglich, den starken Bevölkerungszuwachs der Industriestaaten zu ernähren. Das „Recht auf Arbeit“ ist dank dieser Entwicklung in der Vorkriegszeit nie ein Problem im heutigen Sinne gewesen. Die Wirtschaft des vergangenen Jahrhunderts hat es verstanden, den technischen Fortschritt effektiv zu machen. Der Erfindungsgeist des Technikers fand in dem Wagemut des Kaufmanns seinen würdigen Partner. Ihm wiederum trat der Finanzmann unterstützend zur Seite; denn die ungeheure Ausdehnung des Welthandels bedurfte ebenso unge⸗ heurer Kapitalien. Die natürliche Entwicklung der Weltwirtschaft hat auch diese Kapitalströme in ein natürliches Bett geleitet. Er⸗ wähnt seien noch die Vereinheitlichung der Währungsverhältnisse, die in dem Sieg der Goldwährung gipfelte, und die Herausbildung „geregelter internationaler Rechtsbeziehungen, die den Schutz des Privateigentums verankerten. Der ausschlaggebende Grund für den stürmischen Aufschwung
des Welthandels lag aber auf politischem Gebiet. Die Politik war damals ebenso auf eine Förderung der Weltwirtschaft einge⸗ stellt, wie sie heute leider dem gegenteiligen Prinzip huldigt. Die Entwicklung der Vorkriegszeit ist gewiß nicht ohne Rückschläge vor sich gegangen. Aber kein Rückschlag war so stark, daß er die aufsteigende Linie hätte umbiegen können. Um so erschütternder wirkt die Tatsache, daß heute der Welthandel wertmäßig um zwei 8 Fünftel, volumenmäßig um ein Sechstel unter den Stand von 1913 gesunken ist. Es liegt nahe, die Gründe zunächst auf wirt⸗ schaftlichem Gebiet zu suchen und den
„Strukturwandlungen der Weltwirtschaft““
wenigstens einen Teil der Schuld beizumessen. So hat die Inten⸗ sität des technischen Fortschritts relativ nachgelassen. Vor allem aber haben die Erfindungen der neueren Zeit auch nicht mehr annähernd einen solchen Materialverbrauch hervorgerufen, wie ihn beispielsweise die Entwicklung der Eisenbahn zeigt. Ein wei⸗ tever Faktor ist die im Laufe der Entwicklung über das gesunde Maß hinaus gesteigerte Konkurrenz der Industriestaaten unter⸗ einander. Diese Konkurrenzlage führte zu einem erbitterten Kampf um die Absatzmärkte, der schließlich einen wesentlichen Teil der Schuld am Ausbruch des Weltkrieges trug. Während des Weltkrieges und in den folgenden Jahren hat sich diese Ten⸗ denz noch bedeutend verschärft. Zu den europäischen Industrie⸗ staaten sind zunächst die USA. und neuerdings Japan als Kon⸗ kurrenten ganz großen Stils getreten. — 8
8
Montag, den 16. Dezember. Thomas Paine. Beginn: 20 Uhr. 1
Staatstheater — Kleines Haus.
Sonntag, nne 8. Dezember. Ein idealer Gatte. 20 2 1 Montag, den 9. Dezember. 20 Uhr.
Dienstag, den 10. Dezember. 20 Uhr.
Mittwoch, den 11. Dezember. 20 Uhr.
Donnerstag, den 12. Dezember. Die Bischofsberg. Beginn: 20 Uhr.
Freitage den 13. Dezember. Zwei Herren aus Verona.
eginn: 20 Uhr. . Sonnabend, den 14. Dezember. Ein idealer Gatte. Beginn:
Beginn: Himmel auf Erden. Beginn: Ein idealer Gatte.
Ein idealer Gatte.
Beginn: Beginn:
Jungfern vom
20 Uhr. bebiez eh ür 15. Dezember. Ein idealer Gatte. Beginn: 2 hr. Montag, den 16. De 20 Uhr.
— 5 b
Anläßlich der Vollendung des Umbaus des Staatlichen Schau⸗ spielhauses am Gendarmenmarkt hatte der Preußische Minister⸗ präsident die am Werk beteiligten Arbeiter zu einer Sonderver⸗ anstaltung eingeladen, bei der eine Wiederholung der Eröffnungs⸗ vorstellung „Egmont“ gegeben wurde.
„In Vertretung des durch eine Reise verhinderten Minister⸗ präsidenten war Staatssekretär Körner anwesend.
—
Sonderschau des Staatlichen Münzkabinetts. Das Staatliche Münzkabinett im Kaiser⸗Friedrich⸗Museum hat aus Anlaß der überraschenden Entfaltung der britischen Seemacht im Mittelmeer infolge des italienisch⸗abessinischen Krieges eine Sonderschau unter dem Titel: 88 „Medaillen zur Geschichte der englischen Seemacht“
veranstaltet. In dieser war es möglich, auf den Medaillen alle Hauptereignisse im Kampf der englischen Flotte gegen Spanier, Holländer und Franzosen und die großen Führer der englischen Seemachtspolitik zu zeigen. So finden wir in dieser Ausstellung Medaillen auf den Untergang der großen Armada der Spanier 1588, auf die erbitterten Kämpfe zwischen Holländern und Eng⸗ ländern in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, auf die wichtige Seeschlacht bei La Hogne gegen die Franzosen 1692, auf die Besetzung von Gibraltar 1704, weiter auf Englands Tätigkeit während des Siebenjährigen Krieges und schließlich auf die großen Seeschlachten gegen die französische Flotte um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts zur Zeit der Revokution und unter der Regierung Napoleons, nämlich auf die von Quessant 1794, Abukir 1798 und vor allem von Trafalgar 1805, in der Nelson den endgültigen Sieg der englischen Seeherrschaft mit seinem Leben bezahlte. 131““ f I1“
48½
Damit hat die Zusammensetzung des Welthandels eine sehr wesentliche Verlagerung erfahren. Der Tausch überseeischer Roh⸗ stoffe gegen europäische Fertigwaren ist in der Entwicklung zu⸗ rückgeblieben; statt dessen ist der Tausch von Fertigwaren gegen Fertigwaren stark gestiegen. Die Weltwirtschaft ist durch diese Verlagerung sehr krisenempfindlich geworden. Der heute vor⸗ herrschende Tausch von Fertigwaren untereinander schrumpft in der Krise viel leichter zusammen. Wenn weiterhin eine Krise zu einer Verminderung des Güteraustausches zwingt, so entfallen die geringsten Einschränkungen naturgemäß auf die lebenswich⸗ tigen Verbrauchsgüter, die heute in den Rohstoffländern vielfach selbst hergestellt werden, und die größten Einschränkungen auf alle anderen nicht oder wenigstens zeitweise nicht lebenswichtigen Güter, auf die sich heute der Schwerpunkt des Welthandels ver⸗ lagert hat.
In der gleichen Richtung wirkt ein anderer Faktor, der sich als eine
Ueberspitzung des Prinzips der internationalen Arbeitsteilung charakterisiert. Je mehr sich die einzelne Volkswirtschaft auf Aus⸗
fuhr umstellt, und je mehr Länder sich am Welthandel beteiligen, desto stärker wächst die Krisenempfindlichkeit innerhalb der ein⸗ zelnen Volkswirtschaften. Wenn sich ferner die Industrie eines Landes in zu starke Abhängigkeit von dem Auslandsbezug einer bestimmten Ware begibt, so vermag eine an sich geringfügige Er⸗ schütterung, z. B. eine Sonderkrise oder ein auf zwei kleinere Länder lokalisierter Krieg, Störungen in der ganzen Weltwirt⸗ schaft auszuüben. Es gehört zu den wertvollsten, aber leider auch am teuersten erkauften Erkenntnissen unserer Zeit, daß die Außenwirtschaft eines Landes in einem kräftigen Binnenmarkt verankert sein muß. Diese Erkenntnis ist der gesunde Kern der heute überall in der Welt aufgetauchten
Autarkietendenzen
Sie haben eine Verstärkung erfahren durch die vei ere Erkennt⸗ nis, daß moderne Kriege in hohem Maße Wirtschaftskriege sein werden. Aber alle diese Faktoren zusammen sind nicht so stark, daß sie den heutigen Zusammenbruch hätten verursachen können, und die wirtschaftlichen Gesundungskräfte wären sicher noch stark genug gewesen, um an irgendeiner Stelle an die unterbrochene Entwicklungslinie wieder anzuknüpfen. Aber die Politik der⸗ jenigen Mächte, die im Weltkriege als Sieger hervorgegangen sind, hat diese Wiederherstellung künstlich verhindert. “
3 Die Politik von Versailles verfolgte offensichtlich die Absicht die am E jege olg sich I 3 nde des Weltkrieges bestehenden politischen Konstellationen — den Sieg der Alliierken und den Niederbruch der Mittelmächte — zu verewigen. Der Unterdrückungswille der Siegerstaaten fand seinen wirtschaft⸗ lichen Ausdruck hauptsächlich in den Reparationen. Durch deren Ziel, Deutschland auf Generationen hinaus unter finanzieller Hörigkeit zu halten, wurde ein Grundpfeiler der Weltwirtschaft ersch ttert. Die Reparationen haben den Hauptteil der Welt⸗
verschuldung auf Deutschland überlagert. Deutschland aber st ein Fertigwarenland, das auf Rohstoffeinfuhr angewiesen ist und nur den Veredelungsgewinn transferieren kann. Die Repara⸗ tionslasten waren so hoch, daß die Welt mit deutschen Fertig⸗ waren hätte überschwemmt werden müssen, wenn die Repara⸗ tionen tatsächlich hätten ermöglicht werden sollen. Es war selbst⸗ verständlich, daß sich die Industrien der Siegermächte dagegen wehrten. Schon 1923 sah man dieses Dilemma deutlich. Man versuchte zunächst, ihm mit Hilfe des Kredits auszuweichen, der sich aber als eine einzige Fehlleitung erweisen mußte. Die Ans⸗ wirkungen dieser Fehlleitung rührten in erster Linie an einem weiteren Pfeiler der Weltwirtschaft, an den
Währungen.
An dem Uebermaß der internationalen Kurzkredite und an der Untragbarkeit des Schuldendienstes für die Langkredite sind, e
Währungen in der Krise zerbrochen oder außer Funktion gefett
worden.
Der verhängnisvolle Ausweg der Abwertung hat dann die Weltwirtschaftslage vollends zerrüttet. Alles weitere war nur die logische Folge der zerstörten internationalen Kredit⸗ und Währungsstruktur. Aus nacktem Selbsterhaltungstrieh heraus mußte jeder Staat versuchen, die Einfuhr ausländischer Güter aufs stärkste zu drosseln und dagegen die Ausfuhr seiner eigenen Güter nach Möglichkeit zu forcieren. Da aber Einfuhr und Ausfuhr voneinander abhängig sind, war die weitere Folgt ein rapides Schrumpfen des Welthandels, das es den Schuldner⸗ ländern, insbesondere Deutschland, unmöglich machte, ihren Ver⸗ pflichtungen nachzukommen. So wurde das deutsche Transfer⸗ moratorium unvermeidlich, das wiederum mit Clearingmaj⸗ nahmen beantwortet wurde, die ihrerseits zu weiterer Verminde⸗ rung des Welthandels führten. So trieb mit wahrhaft diabolif her
Folgerichtigkeit ein Rad das andere, und von dem Versailler
Diktat bis zu den Clearingschwierigkeiten führt eine einzige ununterbrochene Linie weltwirtschaftlichen Verfalls. Seit 199 also seit mehr als sechs Jahren, frißt die Krise immer weiter, der Welthandel ist wertmäßig von 284 Milliarden im Fahre 1929 auf 96 Milliarden R im Jahre 1934 gesunken, der Index der Weltmarktpreise ist im gleichen Zeitraum von 100 auf 45 gefallen, die Weltarbeitslosigkeit steht seit Anfang 168, also seit 5 Jahren, auf mehr als 20 Millionen und hält sich mit großer Zähigkeit zwischen 20 und 25 Millionen. Was das alles für den Wohlstand der Völker bedeutet, läßt sich ziffernmäßig leider nicht errechnen, es gäbe eine erschreckende Zahl. Die noch recht unsicheren Besserungsanzeichen
kommen leider bisher nicht so sehr von der politischen, als vorn der wirtschaftlichen Seite. Seit etwa einem Jahr hat sich die Welt⸗ handelslage zum mindesten nicht mehr wesentlich verschlechtert In vielen Ländern haben sich 5 ;
Binnenkonjunkturer heransgebildet, die in Großbzcnehcr eht, auf natüfliche ur⸗ sachen, sonst allerdings — besonders in USA. und Deutschland — im wesentlichen auf staatliche Maßnahmen zurückzuführen sim, Diese Binnenkonjunkturen müssen mehr und mehr eine Erhöhung des Einfuhrbedarfs hervorrufen und im weiteren Verlauf auch auf eine Erhöhung des Absatzes auf dem Weltmarkt drängen. Amf der finanziellen Seite hat die Lösung des Schuldenproblems weitere gewisse Fortschritte gemacht. Daß Deutschland, das größte Schuldnerland, von Ende 1930 bis heute seine Auslandsverschu⸗ dung um rund die Hälfte gefenkt hat, ist eine beachtliche Leistung Auch bei den übrigen Schuldnerstaaten, insbesondere bei den süd⸗ amerikanischen, haben sich Verschuldungslage und Schuldendient merklich gebessert. Auch die Handelsbilanz der USA., die set dem Weltkriege der Schlüssel zur Weltwirtschaftslage ist, hat im laufenden Jahre zum ersten Male eine Tendenz zur Passivierung gezeigt. In dieser Wandlung kann, wenn sie anhalten sollte, der entscheidende Schritt zur Lösung der Weltkrise liegen; denn Gläubigerländer müssen sich dazu verstehen, ihre Forderungen in Warenform entgegenzunehmen oder sie zu streichen. Es wird alles davon abhängen, wieweit und in welchem Tempo sich die praktische
Erkenntnis des Zusammenhanges zwischen Warenlieferungen und Schuldenzahlungen
durchsetzen wird. Setzt sie sich aber durch, so werde die Zahlungsbilanzen der Gläubiger⸗ wie der Schuldnee⸗ länder wieder auf eine gesunde Grundlage gestellt. Kommen aäber die Zahlungsbilanzen ins Gleichgewicht, so ist die Währungs⸗ stabilisierung nur wenig mehr als eine technische Frage, deren Lösung nicht schwer fällt. Ob aber die bisherigen Besserungssymptome eine so nac⸗ haltige Unterstützung finden, daß sich aus ihnen eine neue Welr⸗ wirtschaft entwickeln kann, das ist letzten Endes eine Frage der Politik. Ich würde bezüglich der weiteren weltwirtschaftlichen Entwicklung zum 100 Phigen Optimisten, wenn ich wüßte, daß die Politiker im Verlaufe der Weltkrise wirtschaftlich zu denken ge⸗ lernt hätten. Diese F
Schlüsfselstellung der Polititk verpflichtet mich, als den amtierenden Wirtschaftsminister in Neuen Deutschland, die Einstellung der deutschen Politik zur Welr⸗ wirtschaft in völliger Offenheit klarzulegen: Deutschland ist ein typisches Veredelungsland. Als solches muß es den Gedanken der Weltwirtschaft bejahen und den Ge⸗ danken an eine Autarkie ablehnen. Deutschland will seine Schulden bezahlen. Es kann sie nur bezahlen in Form volg Warenlieferungen. Die Abnahme der Waren aber liegt im Willen der Gläubigerländer. Sehr gegen unseren Willen haben wir eine wesentliche Umlagerung unserer Tauschbeziehungen eingeleitet Wir beziehen unsere Rohstoffe grundsätzlich dort, wo wir sie gegen eigene Waren eintauschen können. liches handelspolitisches Verhältnis zu USA ist in der Hauptsache auf diesen Umstand zurückzuführen. Man macht uns in USA den. Vorwurf, die organischen Tauschbeziehungen der Weltwirtschaft würden zerrissen. Aber womit sollen wir amerikanische Baum⸗ woölle kaufen? Waren nehmen uns die Vereinigten Staaten nickt in Zahlung, der freien Devisen beraubt uns das europäische
(und eindeutig.
Unser zur Zeit wenig erfreu⸗
Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. 286 vom 7. Dezember 1935. S. 3
wangsclearing, und die Grundlagen des Warenkredits hat das
1 Clearingsystem / ebenfalls zerstört. Daher trifft der Vorwurf der
Amerikaner, daß wir mit unseren Maßnahmen den amerikanischen Fandel benachteiligen, nicht den Kern der Sache; denn der Vor⸗ wurf geht an dieser Zwangslage Deutschlands vorbei. Eine andere Forderung, wir sollten unsere Einfuhr drosseln, ist vollends widersinnig; denn ohne Einfuhr ist keine Ausfuhr möglich, und ohne Ausfuhr werden unsere Schuldverpflichtungen vollends un⸗ Dentschlands Stellung zur Weltwirtschaft ist also ganz klar Gestatten die Politiker, daß ein weltwirtschaft⸗ sicher /Aufschwung sich durchsetzt, so werden wir auf allen Gebieten ehrlich an seiner Unterstützung mitarbeiten. Dabei werden wir es hesonders begrüßen, wenn die Welt von dem leidigen System der kurzfristigen Handelsverträge herunterkommt und dem Welthandel durch langfriftige Regelung der Handelsbeziehungen wieder eine solidere Grundlage
gibt. Gestatten die Politiker den Aufschwung nicht, so werden
wir uns auch damit abfinden. Wir sind nicht mehr dieselben wie früher. Der Nationalsozialismus hat uns eine ungeheure Kon⸗ jentration aller Kräfte auf das Wohl unseres Volkes ermöglicht. Bahnt sich im Laufe der Zeit eine neue Weltwirtschaft an, so hat
Deutschland mit zwei großen Passivposten fertig zu werden, mit einer Auslandsverschuldung und seiner Rohstoffknappheit. In
beiden Fällen befindet es sich aber nicht in einer einseitigen Zwangslage. Eine Abtragung der Schulden zu ermöglichen, haben die Gläubzger ein gleiches, wenn nicht ein größeres Inter⸗ esse als wir. Ohne Rohstoffe aber ist keine Ausfuhr und damit
wiederum keine ⸗Schuldentilgung möglich.
Weit grüßer als die Passiven sind die Aktiven, die Deutsch⸗
land in die Bilanz einer kommenden Weltwirtschaft einzubringen
vermag. Imn erster Linie hat es seine wiedergewonnene politische Gleichberechtigung in die Waagschale zu werfen. Das zweite
(Aktivum äst unsere Steltung als Großverbraucher an Welt⸗
handelswaren. Nach wie vor sind wir das drittgrößte Einfuhr⸗ land der⸗Welt. Den gleichen Rang nimmt unsere Ausfuhr ein, die die Welt mit einer Reihe von Gütern beliefert, die bis heute nur in Deutschland hergestellt werden. Das größte Aktivum aber ist der durch unseren Führer Adolf Hitler neuerweckte Lebens⸗ wille unseres Volkes, der die Gewähr dafür bietet, daß unsere Leistungsfähigkeit auf wirtschaftlichem und insbesondere auf tech⸗ nischem Gebiet nicht nur erhalten bleibt, sondern auch in Gleich⸗ llang mit allen übrigen Welthandelsländern zu steigen vermag.
8sé g.
Die Lage im Werbewesen. Tagung des Ausschusses für industrielle Wirt⸗ schaftswerbung der Reichsgruppe Industrie. Unter Vorsitz des ordentlichen Vorstandsmitgliedes der J. G.
Farbenindustrie Ar⸗Ge Drn Geerge we n,Schnitzler, hielt der⸗
Ausschußefür indnstrielle Wirtschaftswerbung hei der Reichsgruppe
Induftrie eine Tagung ab, die sich mit einer Reihe aktheller
Fragen des Werbewesens befaßte. Unter den Gästen sah man den Präsidenten des Werberates der deutschen Wirtschaft, Ministétialdirektor i. e. R. Reichard, mit einer Reihe von Mikarbeitern, Ministerialrat Dr. Gottschick vom Reichswirt⸗ schaftsministerium, Vertreter des Reichsverbandes der Werbung⸗ treibenden, der Reichsfachschaft deutscher Werbefachleute und des
Markenschutzverbandes.
Direktor Bruno uhl (Agfa) gab einen Ueberblick über die
„Lage im Werbewesen“. Er betonte, in welch starkem Maße der
Gedanke einer gesunden Werbung vom heutigen Staate bejaht werde. Richtige Werbung lohne aber nur für gute Ware; sie ver⸗ fehle aber auch dann ihren Zweck, wenn nicht der Betriebsführer mehr als bisher auf Planung, Organisgtion und Durchführung
der Wirtschaftswerbung seiner Erzeugnisse bedacht sei und die
Natwendigkeit. der. etatmäßigen Bereitstellung der Mittek ebenso berücksichtige, wie er an der Innehaltung des einmal aufgestellten Werbeetats festhalten müsse. Nach einer Behandlung grundsätz⸗
licher Begriffsbestimmungen innerhalb der Werbung und der Not⸗
wendigkeit, für ie Bestimmungen des Werberates der deutschen Wirtschaft in weiten Kreisen Verständnis zu bahnen, regte er u. a. e Erweiterung der vom Werberat begonnenen⸗ Verb hentlichung er Werbestatistik an, die Bildung eines Ausschusses für Marken⸗ rtikel beim Werberat und schließlich die Schaffung einer Be⸗ timmung, die verhindere, daß der Erfolg der Wirtschaftswerbung durch störende Maßnahmen innerhalb des Bereichs der Waren⸗ verteilung in Frage gestellt werde.
Die Ausführungen des regungen des Verlagsdirektors Paul Schmidt ergänzt, der ebenfalls auf die Notwendigkeit langfristiger Planung sowohl bei den⸗ Werbungtreibenden als bei den als Werbern tätigen Ver⸗ jegern, Plakatanschlagunternehmern usw. hinwies.
forderte unter Voranste ung der vom Werberat herausgegebenen Parole „Heran an die Werbung!“ die Beseitigung verschiedener
emmnisse, die zu einer gewissen Unsicherheit in der Werbe⸗ gestaltung und damit zu einer Beeinträchtigung der Werbefreudig⸗ keit geführt hätten. Betont wurde insbesöondere die Notwendig⸗ keit einer stärkeren Gemeinschaftsarbeit zwischen Verlag und Inserenten an Stelle der bisher vielfach zutage getretenen gegen⸗
seitigen Geltendmachung einseitiger Interessentenforderungen. Anschließend sprach der Geschäftsführen der Arbeitsgemein⸗
schaft deutscher Textilstoffe, Dr. Paul Schleich, über Gemein⸗
schaftswerbung. Er ging davon aus, daß Gemeinschaftsgedanke
und Kamerad haftsgedanse
ich erhöhten edeutung der Gemeinschaftswerbung geführt hätten.
Voraussetzung für eine Gemeinschaftswerbung sei eine Wirtschafts⸗
Hefinnung, die über die Grenzen des persönlichen Eigennutzes hinans bereit sei, Mittel zur Förderung der Wirtschaftsziele einer ganzen Gruppe zur Verfügung zu stellen. Dies dürfe aber nie dahin führen, die lebendigen Kräfte und den Leistungswillen des Einzelnen einzuengen oder gar lah zulegen; denn damit käme man zu einem Abfinken der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung, anstatt se zu heben. Zu warnen sei auch vor einer Häufung von zemein chaftswerbungen, die ohne auf die Kaufkraft des olkes und den Sättigungsgrad des Marktes erfolgen.
Ueber den Werbefilm und seine Zukunft sprach schließlich der Leiter der Reichsvereinigung deutscher Lichtspielstellen, Kultur⸗ und Werbefilmhersteller e. V., Wilhelm Fecht. Er wies darauf hin, daß der Werbefilm für die Wirtschaft immer größere Bedeu⸗ zung gewinne. Die Zukunft des Werbefilms wird stark bestimmt durch, die Schmalfilme und die Schmalfilmapparate, die die deutsche Industrie geschaffen hat. Möglichkeiten für den Werbefilm be⸗ stehen neben der Inlandsvertxeibung auch für das Ausland. Die von ihm vextretene berufsstämdische Organisation habe die Auf⸗ gabe, den Wexbefilm weiter zu fördern. Dies geschehe durch eine
Vortragenden wurden durch An⸗
Der zweite Bericht von Dr. Bleick (Wirtschaftsgruppe Ma⸗ schinenbau) über und Werberatsgesetzgebung“. 1
in der heutigen Zeit zu einer wesent⸗
Berlins weltwirtschaftliche Verflechtung.
Auf dem Vortragsabend der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft E. V. am 6. Dezember 1935 führte der Prasident der Industrie⸗ und Handelskammer zu Berlin, Staatsrat Rein⸗ art, in seinem Referat über Berlins weltwirtschaftliche Ver⸗ lechtung u. a. aus, eine sehr enge Verflechtung mit der Welt⸗ wirtschaft ergäbe sich für die Reichshauptstadt, die mit ihrer Millionenbevölkerung schon einen gewaltigen Bedarf an Nahrungs⸗ und Genußmitteln habe, durch den sehr umfangreichen Güterverkehr mit dem Auslande. Im vergangenen Jahre habe Berlin z. B. etwa 50 % seines Butterbedarfes aus dem Auslande bezogen. Neben dem Lebensmittelbezuge aus dem Auslande sei Berlin in erheblichem Umfange auch an der gesamtdeutschen Einfuhr von Rohstoffen und Halbfabrikaten sowie von Fertig⸗ fabrikaten beteiligt. Berlins Bedeutung innerhalb der gesamtdeutschen Ausfuhr ergäbe sich vor allem aus seiner hervorragenden Stellung im deutschen Ausfuhrgeschäft in Fertigwaren. An erster Stelle sei hier die Klertroec.e e Industrie zu nennen. Von der Gesamt⸗ erzeugung der Berliner elektrotechnischen Industrie in Höhe von 800 Millionen RM seien im Jahre 1934 100 Millionen RM aus⸗ geführt worden. An der Ausfuhr der Gruppe Maschinen⸗, Apparate⸗ und Fahrzeugindustrie sei in Berlin hauptsächlich der Werkzeugmaschinenbau und die Kesselbauindustrie beteiligt. Der Exportanteil der Großberliner Maschinenindustrie habe im Monatsdurschchnitt rund 15 % ihres Umsatzes betragen. Berlin, das zugleich der wichtigste Standort des deutschen Bekleidungs⸗ gewerbes ist, sei ferner auch in maßgeblichem Umfange an dem deutschen Bekleidungsexport beteiligt, außerdem aber auch ein nicht unbedeutender Exportstandort für die chemische Industrie.
So habe die Berliner chemische Industrie etwa 10—15 % ihrer
Erzeugung ausgeführt. Soweit der Berliner Warenversand ins europäische Ausland in Frage komme, so sei ein Ueberwiegen der Ausfuhr nach den westlichen und südlichen Nachbarländern Deutschlands zu verzeichnen. Dagegen seien die ost⸗ und südost⸗ europäischen Länder nur in relativ geringem Umfange als Empfangsländer des Berliner Warenversandes in Erscheinung getreten.
Ueber die Rolle Berlins im Weltverkehr führte der Vor⸗ tragende aus, daß die im Schnittpunkt der internationalen Ostwest⸗ und Nordsüdlinie gelegene Reichshauptstadt der wichtigste europaische Eisenbahnknotenpunkt im zwischenstaatlichen Verkehr sowohl für den Güter⸗ als auch für den Reiseverkehr, sei. Die gleiche führende Rolle, die Berlin im europäischen Eisenbahn⸗ verkehr spiele, komme ihm auch für den Flugverkehr zu. Auf keinem europäischen Flugplatz sei ein so starker Flugverkehr su verzeichnen, wie auf dem Tempelhofer Feld. Darüber hinaus stelle Berlin den Mittelpunkt eines der größten Telegraphen⸗, Fern⸗ sprech⸗ und Funknetze der Welt dar. Der Vortragende schloß seine Ausführungen mit dem Hinweis darauf, daß die Zukunfts⸗ bedeutung der Berliner Wirtschaft mit Rücksicht auf ihre Welt⸗ geltung vor allem auf dem Gebiete der Fertigwarenherstellung liege. Hieraus ergäben sich Richtung und Aufgabe, die der Wirt⸗ schaft der Reichshauptstadt im Rahn des gesamtdeutschen Exports gestellt seien. 1 1
Propaganda durch die Beratungsstelle der Reichsvereinigung, die in enger Zusammenarbeit mit dem Werberat freiwillig helfend
dem Hersteller und Auftraggeber fürr Verfügung stehe und so
als neutrale Stelle Vertrauen schaffen wolle. 1 Anschließend an die Ausführungen der vier Berichterstatter,
an die sich ein lebhafter Erfahrungsaustausch anschloß, wurde eine Reihe neuester und erlesenster We Resänse gesclehenen Herstel⸗
2.
lungsstätten vorgeführt.
Devisenbewirtschaftung.
Mitnahme von deutschen Scheidemünzen zu Lohnzahlungszwecken ins Ausland im Binnen⸗ 9 schiffahrtsverkehr. Der Leiter der Reichsstelle für Devisenbewirtschaftung ordnet
durch Runderlaß Nr. 24/35 1935 an: . 1 1 8 1 . 1. Ich ermächtige Sie, denjenigen deutschen Binnenschiffahrts⸗
firmen, bei denen hierfür ein dringendes Bedürfnis besteht, eine
allgemeine Genehmigung en, die zur Entlöhnung der Schiffsbesatzung während — her Stron teile unbedingt erforderlichen Beträge durch den Schiffskapitän oder einen anderen Beauftragten auf dem Boot (Kahn) in deutschen Scheidemünzen ins Ausland zu überbringen und dort zu Lohn⸗ zahlungen an die inländische Schiffsbesatzung zu verwenden.
2. Diese Genehmigung berechtigt gleichzeitig die Schiffs⸗ besatzung, Lohnbeträge, die nicht im Inland zurückgelassen werden
können, bis zu 50 RM je Person auf dem Boot (Kahn) in deutschen⸗ Scheidemünzen ins Ausland zu überbringen. Die Mitglieder der⸗
Schiffsbesatzung dürfen die auf Grund der Genehmigung von
ihnen ins Ausland überbrachten odex ihnen nach Abs. 1 im
Ausland ausgehändigten Beträge über den Rahmen der Freigrenze hinaus nur zu unbedingt notwendigen Ausgaben im Ausland verwenden. E113“
3. Zur Vorlage bei der Ausgangssefnponstene haben die Firmen dem Kapitän und den übrigen Mitgliedern der Schiffs⸗
besatzung (Schiffern) eine Bescheinigung auszustellen. Die Be⸗
scheinigung ist von den Firmen den zuständigen Fihehne und Handelskammern zur Unterzeichnung vorzulegen. Die Industrie⸗ und Handelskammern können vertrauenswürdigen Firmen ihres Bezirks im voraus eine dem voraussichtlichen Bedarf entsprechende Zahl von Bescheinigungen blanco ausstellen. 8 “
4. Bei der Wiedereinreise sind die Bescheinigungen von dem Schiffskapitän und den Schiffern zu ergänzen und an den Grenz⸗ zollbeamten abzugeben. Die Eingangsgrenzzollstelle hat die Be⸗ scheinigungen daraufhin zu prüfen, ob der Auslandsverbrauch angemessen ist und sie mit den etwa erforderlichen Beanstandungen an die Devisenstelle einzusenden, welche die allgemeine Genehmi⸗ gung erteilt hat. * 1“ 1“
5. Die Grenzzollstellen werden von dem Herrn Reichsminister der Finanzen besonders angewiesen.
Wirtschaft des Auslandes.
Französisches Seidenkartell abgelehnt.
Der französische Wirtschaftsminister hat die am 20. Oktober von ihm erlassene Vervordnung zur Schaffung des Zwangskartells in der französischen Seidenindustrie für kraftlos erklärt, so daß damit die Kartellbestrebungen als ephbeig gescheitert angesehen werden müssen. Die Verordnung zur Bildung des Zwangskartells wurde ursprünglich auf Betreiben des Lyoner Seidenhandels er⸗ lassen. Bedingung dabei war jedoch, daß bei allen Beteiligten eine Zweidrittelmehrheit erreicht werden würde. Diese Quote konnte aber nur bei zwei der Organisationen aufgebracht werden, während die dritte und wichtigste Organisation, das Lyoner
Seidenhersteller⸗Syndikat, die Vorschläge abgelehnt hat.
—. — —
“
D. St. — Ue. St. vom 6. Dezember
er Befahrung ausländischer Strom⸗
an die Frage des Neubauverbotes.
Berliner Börse am 7. Dezember. nneinheitlich, aber nicht unfreundlich.
In Erwartung der großen Rede Dr. Schachts in München eröffnete die heutige Berliner Börse in ziemlicher Zurückhaltung, und zum Teil bemerkte man, insbesondere nach Notierung der ersten Kurse, einiges Angebot der Kulisse, während die Privat⸗ kundschaft nur in ganz wenigen Speziakpapieren am Markt war. Die Kursentwicklung war meist von reinen Zufallsorders ab⸗ hängig. Die Kulisse ging im Verlauf mit einigen Abgaben vor, als sie feststellen mußte, daß Orders pon Privatseite nicht vor⸗ lagen. Immerhin ergaben sich auch in einer Anzahl von Werten wieder Steigerungen, die Tendenz war als nicht unfreundlich zu bezeichnen bei allerdings uneinheitlicher Kursgestaltung.
Ueberhaupt machten die Kursveränderungen gegenüber estern meist nur Bruchteile eines Prozentes aus. So lagen von den Montanpapieren Buderus um ½ % höher, Hoesch und Stahl⸗ verein je ½ % niedriger. Braunkohlen und Kalipapiere blieben meist ohne Notiz. Von den chemischen Werten waren Kokswerke etwas mehr angeboten (— 1), während J. G. Farben abbröckel⸗ ten (— ¼). Etwas größere Kursdifferenzen gegenüber dem Vortage ergaben sich in einzelnen Werten des Elektromarktes. Hier gingen Schuckert und Lieferungen um je 1 %, Siemens
Wum 1 ¼, Elektr. Schles. um 1 ¾¼ % nach unten. Dagegen war 6
Licht und Kraft in Erwartung günstiger Meldungen von de demnächst stattfindenden Generalversammlung gefragt (+2 1). Dagegen waren Kabelwerte zum Teil stärker rückgängig. Deutsche Kabel verloren 1¾ %, Vogel Draht bei allerdings kleinen Um⸗ sätzen nicht weniger als 3 ½ %. Erwähnung verdienen noch Julius Berger und Lokalbahn (je + 1) sowie Deutsche Erdöl (+ ℳ), die etwas lebhaftere Umsätze aufzuweisen hatten. 144* überwogen kleine Besserungen. Der Renten⸗ markt lag kaum verändert. Tagesgeld blieb unverändert 3 bis 3 ¼ %. Am internationalen Devisenmarkt lag das Pfund schwach und ging in Berkin auf 12,25 (12,27 ½2) RM zurück, während der
Dollar unverändert blieb 2,488.
Umsätze der Waren⸗ und Kaufhäuser im September und Oktober 1935.
Bei einem Vergleich der Einzelhandelsumsätze in den Monaten September und Oktober 1935 mit dem Ferohs muß berücksich⸗ tigt werden, daß damals die Kaufwelle ihren höchsten Stand er⸗ reicht hatte. In den von dieser Bewegung erfaßten Branchen * allen Textilien) waren die Umsätze in diesem Jahre erheb⸗ ich niedriger. So lagen nach dem Bericht des Instituts für Kon⸗ junkturforschung im „Ueberblick“ die Umsätze der Textilfachgeschäfte im September um rund 3 % und im Oktober um rund 7 % unte Vorjahrshöhe. Bei den Warenhäusern und den Kaufhäusern war der Umsatzrückgang wesentlich stärker. Dies ist nicht allein durch die Kaufwelle im vorigen Jahr zu erklären, sondern — wohl zum größten Teil — durch die Abwanderung der Kunden. Die be⸗ sonders scharfe Verlagerung des Umsatzes aus bestimmten Häusern at in den Berichtsmonaten weiter angehalten; teilweise ist die Bewegung noch stärker geworden. Bei einer Beurteilung der nachstehenden Angaben darf man diese Differenzierung nicht über⸗ sehen; auch die einzelnen Betriebe, die die eigenen Ergebnisse mit
den Durchschnittswerten vergleichen, müssen die Unterschiede
zwischen den verschiedenen Häusern beachten.
Die Umsätze der Warenhäuser lagen im September um
13,3 %, im Oktober um 15,1 % unter Borjahrshöhe. In beiden
Monaten sind die Umsätze in Textilien und Bekleidung am stärksten zurückgegangen; sie waren um rund 14 % und rund 17 % niedriger als vor einem Jahr. Aber auch die Umsätze in
Hausrat und Möbeln sowie in „sonstigen Waren“ haben schlecht † agbgeschnitten. Nicht Hünzr soe rs war der Rückgang in den e
Lebensmitkelabkekkungen, deren. Umsätze in den beiden Monaten September und Oktober um rund 11 % unter Vorjahrsstand lagen; dabei ist aber zu beachten, daß sich die Umsätze in Nah rungs⸗ und Genußmitteln in der vorangegangenen Zeit sehr viel sdnchg⸗ als in anderen Abteilungen entwickelt hatten. Di nterschiede zwischen den Warenhaus⸗ und den Fachgeschäfts
umsätzen kommen besonders deutlich bei einem Vergleich mit 1932
zum Ausdruck. So waren beispielsweise die Warenhausumsätze in Textilien und Bekleidung im September 1935 um 14,5 % und im Oktober um 13,7 % niedriger als in den entsprechenden Mo-⸗ naten des Jahres 1932. Bei den Textilfachgeschäften haben die Umsätze im gleichen Zeitraum um 30 und 32 % zugenommen, Aehnliche, teilweise sogar noch stärkere Unterschiede ergeben sich aber bei anderen Warengruppen. Die Umsätze der Kaufhäuser unterschritten in den Monaten September und Oktober 1935 den Vorjahrsstand um 18,2 und 18,3 %. Dieser scharfe Rückgang ist vor allem auf die Textil⸗ und Bekleidungsabteilung zurückzuführen, deren Umsätze in den beiden Monaten um rund 20 % unter Vorjahrshöhe lagen. Die Kaufhausumsätze sind somit in den Berichtsmonaten stärker als die Warenhausumsätze zurückgegangen, während bis dahin die Kaufhäuser günstiger lagen. Soweit sich die Verhältnisse über⸗ sehen lassen, handelt es sich nicht um eine grundsätzliche Wand⸗ lung, sondern nur um eine vorübergehende Erscheinung: Die Kaufwelle im voxigen Jahr hat sich nämlich bei den Kaufhäusern
stärker als bei den Warenhäusern. ausgewirkt. Dementsprechend
tritt jetzt der Rückgang bei den Kaufhäusern deutlicher in Er⸗ scheinung. . “ “ Auch bei den Kaufhäusern ergeben sich große Unterschieds gegenüber den Fachgeschäften. Im September und Oktober 1935 waren z. B. die Textil⸗ und Bekleidungsumsätze der Kaufhäuser um 9,6 und 11,6 % niedriger als 1932; bei den Textilfachgeschäften
shaben sie aber — wie erwähnt — um 30 und 32 % zugenommen.
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Der Stand der Zementverhandlungen.
Zunächft Süddeutscher Verband um 10 Jahre 1 verlängert.
Frrrankfurt a. Main, 6. Dezember. Die Zementverhandlungen im Laufe dieser Woche brachten folgende Ergebnisse:
Der Süddeutsche Zementverband konnte auf gegenüber bisher unveränderter Grundlage auf die Dauer von 10 Jahren bis Ende 1945 verlängert werden. Die Verlängerung ist an die Verstän⸗ digung mit den anderen Verbänden, besonders auch mit dem West⸗ dentschen Verband, sowie an dessen Neuerrichtun überhaupt. ge⸗ bunden, desgleichen an eine befriedigende Lösung den Außenseiter⸗ frage — Süddeutschland hat noch drei kleine eö — und
1 ¹. Diese Vorbehaltsklausel ist bis 31. März 1936 G “ 38 Im Westdeutschen Zementverband brachten die Dortmunder Berhandlungen die grundsätzliche Bereitschaft zur Errichtung eines neuen Verbandes. Der alte Westdeutsche Verband tritt bekannt⸗ lich am 1. Januar 1936 in Liquidation. Der neu zu errichtende Westdeutsche Verband wird sich von dem bishexigen insofern unter⸗ schsidesg als er die Form eines reinen Verkaufskartells erhalten oll. Das Ergebnis der Zementquote wird für die Neueinteilung der Kontingente im Westverband maßgebend sein. Die Schwierig⸗ keiten im Westen liegen außerdem aber immer noch in der Be⸗ handlung der Außenseiterfrage und im Absatzausgleich zwischen den Nachbarverbänden. Neue Verhandlungen sind für Freitag nächster Woche vorgesehen. 8* Auch beim Norddeutschen Verband liegt eine Einigung über die Verlängerung noch nicht vor. Hier sind die Hauptschwierig⸗ keiten in den Quotenforderungen einiger größerer Werke. Auch die Außenseiterfrage spielt hier noch eine große Rolle “