Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr.
Deutscher Außenhandel, Neuer Plan und Vierjahresplan.
Grundlegende Ausführungen von Reichsbankdirektor Blessing.
Im Rah Vortragsreihe der Verwaltungsakademie Bremen hielt Reichsbankdirektor Blessing am 19. November einen Vortrag, in welchem er das gesamte Gebiet des deutschen Außenhandels nach seinen Voraussetzungen und Bedingungen aus⸗ führlich behandelte. 1
Zu Beginn wies der Redner ausländische Auffassungen zurück, daß der neue Vierjahresplan gleichbedeutend mit Aufgabe des Außenhandels sei. Deutschland denke nicht daran, sich aus Vor⸗ liebe für ein autarkisches Ziel von der Welt zurückzuziehen, sondern wolle vielmehr nur das mit den Mitteln seiner Technik und Chemie soweit als möglich aufholen, was andere Staaten von Natur aus bereits längst besitzen, sei es im eigenen Lande, sei es in ihren Kolonialreichen. Selbst in bezug auf die Herstellung synthetischer Rohstoffe mache Deutschland nichts, was die anderen Staaten nicht zum Teil auch tun. Im übrigen könne sich das Ausland völlig beruhigen. Der Lebensstandard des deutschen Volkes sei unbegrenzt steigerungsfähig und damit auch der deutsche Außen⸗ handel, jedenfalls, soweit er von uns abhängt. Wir seien nach wie vor gern bereit, mit allen Ländern, die uns den Absatz unserer Produkte ermöglichen, handelsvertragliche Bindungen, auch solche längerfristiger Natur, einzugehen und bestehende Vereinbarungen auszubauen. Niemand in Deutschland wäre auf den Gedanken gekommen, unsere eigene Rohstoffbasis zu erweitern, wenn uns nicht die Verhältnisse gebieterisch dazu zwingen würden. Deutsch⸗ land war nicht Subjekt, sondern Objekt der geschichtlichen Ent⸗ wicklung, die zum Zusammenbruch des Welthandels geführt hat. Die Weltwirtschaft sei heute auf der ganzen Linie in Liquidation begriffen. An ihre Stelle seien Nationalwirtschaften mit stärker betontem Eigenleben getreten, deren Beziehungen und Verbin⸗ dungen sehr viel loser geworden sind, als sie es in den letzten 50 Jahren vor dem Kriege waren. Man müsse sich den gewaltigen weltwirtschaftlichen Umwandlungsprozeß, in dessen Verlauf Deutschland Schuldnerland statt wie früher Gläubigerland war, ganz klar machen, um das Gewicht des deutschen Rohstoffproblems in seiner ganzen Größe zu ermessen. War es vor dem Kriege verhältnismäßig leicht, die uns fehlenden Rohstoffe und Nahrungs⸗ mittel im Austausch gegen unsere Fertigwaren zu erlangen, so müsse diese Aufgabe in einer Welt sich immer mehr abschließender nationaler Wirtschaftsräume notwendigerweise immer schwieriger werden. Die rohstoffreichen Länder der Erde haben diese Ent⸗ wicklung der Weltwirtschaft sehr viel weniger empfunden als Deutschland, das auf Grund der heutigen Wirtschaftsstruktur auf den internationalen Güteraustausch in starkem Maße angewiesen ist. Deutschland mußte aus dieser Entwicklung die Bilanz ziehen, wenn es sein Schicksal in der Hand behalten wollte, und diese Bilanz sei der Vierjahresplan. Man gebe uns die Möglichkeit, Rohstoffe im eigenen Kolonialgebiet und mit eigener Währung zu produzieren, und wir werden unser Rohstoffproblem leichter zu lösen vermögen. Bis dahin bleibe uns aber nur übrig, den eingeschlagenen Weg der Erschließung unserer heimischen Rohstoff⸗ quellen entschlossen weiter zu gehen.
Unter dem Einfluß der Weltwirtschaftskrise sei die Erkenntnis gewachsen, daß jedes Land unweigerlich in jede an irgendeiner Stelle der Welt ausbrechende Wirtschaftskrise hineingezogen wer⸗ den muß, wenn sein Binnenmarkt in einem zu großen Umfang von seiner Außenwirtschaft abhängig ist. Daher das Bestreben der Nationalwirtschaften, den Binnenmarkt in sich selbst gefestigter zu machen und damit einen Teil des Außenhandels gewissermaßen nach dem Inland zu verlegen, auch wenn die Produktionskosten höher sind als im Ausland. Die in der Nachkriegszeit erfolgte Industrialisierung der Rohstoffgebiete und die Reagrarisierung der Industrieländer sei nicht mehr rückgängig zu machen. Die Existenz der meist auch für den zivilen Bedarf arbeitenden Rüstungsindustrien in den verschiedenen Staaten müsse ebenfalls zu einer weiteren Beschränkung des internationalen Güteraus⸗ tausches führen. Ganz allgemein müsse man sich grundsätzlich darüber klar werden, daß der Zug der Entwicklung in allen Ländern in die Richtung einer immer tiefer greifenden Politi⸗ sierung der Wirtschaft geht. Das Primat der Politik gelte heute nicht nur für die Binnen⸗, sondern auch für die Außenwirtschaft.
Reichsbankdirektor Blessing schilderte sodann die Entwicklung. seit der bekannten Drei⸗Mächte⸗Währungserklärung vom 26. Sep⸗ tember, die der Auffassung der deutschen Regierung leider recht gegeben habe. Die Hoffnung auf eine endgültige Stabilisierung der Währungen beginne bereits wieder zu verblassen, und es stelle sich immer mehr heraus, daß die Drei⸗Mächte⸗Erklärung mehr dem Zweck gedient habe, die Abwertung in Frankreich zu erleichtern bzw. nicht zu stören, als dem Zweck, eine Währungsstabilisierung auf internationaler Basis schrittweise herbeizuführen. Eine inter⸗ nationale Stabilisierung setze aber eine grundsätzlich andere Geisteshaltung voraus, als sie heute in der Welt herrscht. Solange man es als unerträglich empfindet, seine innere Kredit⸗ und Kon⸗ junkturpolitik den Erfordernissen der Wechselkurse unterzuordnen, sei eine Stabilisierung undenkbar. Fast scheine es, daß die Völker je länger je weniger bereit sind, ihre währungspolitische Freiheit zugunsten einer allgemeinen Stabilisierung aufzugeben. Für Deutschland gebe es angesichts dieses Zustandes in der Welt keine Währungsfrage. Der Neue Plan und die Devisenbewirtschaftung geben uns die Möglichkeit, uns elastisch jeder neuen Lage anzu⸗ passen, ohne dadurch unsere Handlungsfreiheit einzubüßen. Im übrigen setze jede Bereinigung der deutschen Devisenbewirtschaftung und der Außenhandelsregelung eine Bereinigung des deutschen Schulden⸗ und Rohstoffproblems voraus. Die naturgemäß un günstigen Auswirkungen der internationalen Abwertungen auf unseren Außenhandel lassen sich zur Zeit noch nicht mit Sicherheit übersehen; erst die nächsten Monate werden ziffernmäßige Auf⸗ schlüsse ermöglichen. Die Abwertungsländer, soweit sie Gläubiger⸗ länder sind, werden ein beträchtliches Interesse daran haben, die deutsche Ausfuhr zu erhalten, da sie nur in diesem Falle mit einer Transferierung ihrer Kapital⸗ und Warenforderungen rechnen können. Demgegenüber seien die aus den Abwertungsländern ein⸗
zuführenden Waren, in Reichsmark ausgedrückt, billiger geworden, soweit es sich nicht um Einfuhren mit Weltmarktpreis handelt; ebenso haben die deutschen Kapitalschulden durch die Abwertung eine Ermäßigung erfahren.
Angesichts der Zustände am Weltmarkt bilde der Neue Plan und alles, was damit zusammenhängt, nach wie vor die Grund⸗ lage unseres Außenhandels, während der Vierjahresplan zur Grundlage unserer inneren Wirtschaftspolitik geworden sei. Mit Hilfe des Neuen Planes sei es gelungen, die Arbeitsbeschaffungs⸗ und Befreiungspolitik ohne Gold und Devisenreserven bisher erfolgreich durchzuführen. Die deutsche Gesamtverschuldung gegenüber dem Ausland habe, auch wenn man die Währungs⸗ abwertungen außer Betracht läßt, seit Einführung des Neuen Plans nicht zu⸗, sondern abgenommen. Was die Gestaltung der deutschen Außenhandelsbilanz betrifft, so sei es, während der Export gesteigert werden konnte, bisher nicht möglich gewesen, die Einfuhr zu erhöhen, da mit den Ausfuhrüberschüssen zunächst die aus 1934 stammenden Schulden auf den Verrechnungskonten vermindert werden müssen, ein nicht unerheblicher Teil des Ueberschusses für den Schuldendienst blockiert ist und nicht alle Erlöse aus der Ausfuhr in Bar⸗ bzw. Verrechnungsdevisen, son⸗ dern auch in Sperrmark und Schuldtiteln eingehen. Der fort⸗ schreitende Abbau der Schulden auf Verrechnungskonto lasse in⸗ dessen hoffen, daß auch die Einfuhr etwas erhöht werden kann, was um so mehr erwünscht wäre, als dadurch die infolge der ge⸗ waltig gestiegenen Binnenkonjunktur entstandene Diskrepanz zwischen Einfuhrbedarf und Einfuhrmöglichkeiten gemindert
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werden könnte. Die Umlagerung in unserer Ein⸗ und Ausfuhr, d. h. die Umstellung auf neue Bezieher und Abnehmer, habe, so schwer sie war, doch beträchtliche Erfolge gezeitigt. Deutschland erkenne an, daß der gegenwärtige internationale Handel, der sich teilweise im drei⸗ und mehrseitigen Handelsverkehr und teilweise im zweiseitigen Handelsverkehr zu gleicher Zeit vollzieht, ein un⸗ mögliches System darstellt, doch müssen wir im Interesse der Er⸗ haltung unserer Existenz eben dort einkaufen, wo uns die Mög⸗ lichkeit der Bezahlung durch Warenlieferungen geboten ist. Deutschland wisse selbst, daß es nach den Währungsabwertungen der übrigen Welt im Verhältnis zu den anderen Ländern ein zu hohes Kosten⸗ und Preisniveau im Außenhandel habe. Es könne aber nicht den einzelnen Interessenten oder Gruppeninteressenten überlassen bleiben, nach ihrem Gutdünken diese Differenz zu überbrücken, indem man ihnen die Einfuhrpreisgestaltung über⸗ läßt. Die Ueberbrückung müsse grundsätzlich auf der Ausfuhr⸗ seite liegen. Sie sei organisiert bei den Prüfungsstellen der Wirtschaftsgruppen, die im Sommer 1935 ins Leben gerufen wurden. Es gehe nicht, daß mehrere Methoden durcheinander⸗ laufen. Diese Prüfungsstellen haben die Aufgabe, die Ausfuhr⸗ vreise zu regeln und zu überwachen und auf eine Stetigkeit der es sehamiclong an den Exportmärkten hinzuwirken. Es sei insbesondere ihre Aufgabe, Preisunterbietungen und Preis⸗ schlendereien zu verhindern, denn wir haben keinerlei Interesse daran, unsere Waren im Ausland zu verschleudern oder gar Dumping zu treiben. Deutschland wünsche nur seinen normalen Anteil am Weltexport, um leben zu können. 8
Der Vortragende befaßte sich sodann mit Wünschen von Exporteurseite nach teilweiser Freigabe von selbstverdienten De⸗ visen zum Zwecke der eigenen Rohstoffbeschaffung. Der allge⸗ meinen Anwendung solchen Verfahrens ständen einmal die staat⸗ lichen Verrechnungsabkommen entgegen, dann würde durch eine Teilfreigabe auch jeder geordnete Einsatz der vorhandenen Devisen unmöglich gemacht. Ebenso schilderte Direktor Blessing die Ent⸗ wicklung und die Erfahrung mit dem Einzelkompensationsgeschäft. Ende 1935 habe sich die unabweisbare Notwendigkeit ergeben, den privaten Verrechnungsverkehr erheblich einzuschränken, bis vor kurzem als letzte einschneidende Maßnahme auf dem Gebiete des privaten Verrechnungsverkehrs die Kompensationsgeschäfte mit einem Ausfuhrwert bis zu 50 000 RM untersagt und die Be⸗ urteilung der größeren Geschäfte bei der Reichsstelle für Devisen⸗ bewirtschaftung zusammengefaßt wurde. Diese Maßnahmen erfolgten, weil nach reiflicher Ueberlegung festgestellt wurde, daß die bei einer Fortdauer des früheren Zustandes eintretenden Nachteile noch wesentlich größer sind als die, welche durch die Neuregelung entstehen. Für die Zukunft werde die Reichsstelle für Devisenbewirtschaftung eine Regelung schaffen, welche die Wirkungen der Maßnahmen im privaten Verrechnungsverkehr in regionaler Hinsicht etwas mildert. Man sei auch dabei, zu über⸗ legen, ob nicht Mittel und Wege gefunden werden können in der Richtung, die finanzielle Stoßkraft des Importhandels weiterhin einzuschalten, wo es gilt, eine tatsächlich zusätzliche Ausfuhr zu erzielen. Im übrigen müsse es aber bei der Neuregelung ver⸗ bleiben. Es werde sich auch jetzt bald wieder zeigen, daß für die vernünftigen und volkswirtschaftlich zweckmäßigen privaten Ver⸗ rechnungsgeschäfte und Ausländer⸗Sonderkonten noch ein erheb⸗ licher sowohl für die Einfuhr als für die Ausfuhr wichtiger Raum übriggeblieben ist. Trotzdem müsse immer wieder versucht werden, noch mehr als bisher die überseeischen Geschäftsfreunde davon zu überzeugen, daß eine befriedigende Entwicklung des privaten Verrechnungsverkehrs nur dann möglich sei, wenn der Absatz deutscher Ware wirklich gesteigert wird, und daß es keine Steigerung der deutschen Ausfuhr bedeute, wenn nur der lausende deutsche Export mit Warenlieferung verrechnet wird. Ferner müsse mit allem Nachdruck versucht werden, für die jetzt noch möglichen großen Kompensationsgeschäfte an Stelle der bisher üblicherweise für die Verrechnung gesammelten kleinen Aufträge in Verbrauchsgütern und dergleichen größere Aufträge, insbeson⸗ dere Investitionslieferungen und ähnliches, zu bekommen. Die auf diesem Gebiet liegenden Möglichkeiten seien noch keineswegs voll ausgeschöpft.
Zum Schluß richtete Reichsbankdirektor Blessing einen er⸗ neuten Exportappell an die Versammelten. Unser Export sei trotz der Steigerung immer noch zu niedrig, um allen Anforderungen, die von der gewerblichen und der ernährungswirtschaftlichen Seite gestellt werden, gerecht zu werden, und zwar um so weniger, als wir mit den anfallenden Erportdevisen infolge der Steigerung der Weltmarktpreise mengenmäßig weniger einführen können als seither. Es müsse daher alles getan werden, um den Export weiter zu heben.
Zbero⸗Amerika als Lieferant Deutschlands.
Die Wirtschaftsgestaltung der ibero⸗amerikanischen Länder ist in hohem Maße von der Entwicklung ihrer Ausfuhr abhängig. Als Abnehmer steht Deutschland, nach den Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien, an dritter Stelle. Nach den Landesstatistiken nahm Deutschland im Jahre 1929 8,1 % der ge⸗ samten Ausfuhr dieser Länder auf. Tatsächlich war der Anteil aber, wie das Statistische Reichsamt im neuesten Heft von „Wirt⸗ schaft und Statistik“ ausführt, erheblich größer; er belief sich da⸗ nach auf über 12 %. In der Krise erreichte der deutsche Anteil an der Ausfuhr Ibero⸗Amerikas seinen Tiefpunkt mit 9,8 % im Jahre 1933. Seitdem stieg er wieder beträchtlich an; 1934 auf 10,2 „% und 1935 auf 12,9 %. Was diese Belebung der deutschen Kaufkraft für die ibero⸗amerikanischen Länder bedeutet, sieht man am besten daraus, daß von der Gesamtsteigerung der Aussuhr dieser Länder von 1933 bis 1935 mehr als die Hälfte auf Deutsch⸗ land entfällt. Diese Zunahme der deutschen Einfuhr aus Ibero⸗ Amerika ist um so bemerkenswerter, als die deutsche Gesamtein⸗ fuhr nur 1934 stieg und 1935 infolge der wachsenden Devisen⸗ schwierigkeiten wieder erheblich eingeschränkt werden mußte. Sie war nur möglich, weil gleichzeitig auch die deutsche Ausfuhr nach Ibero⸗Amerika beträchtlich gesteigert werden konnte. Die Zu⸗ nahme der Ausfuhr hat die Kaufkraft der Ueberseeländer beträcht⸗ lich belebt, und durch das sich allmählich herausbildende neue Zah⸗ lungssystem (Verrechnung über Reichsmark⸗Sonderkonto und Ausländer⸗Sonderkonto für Inlandzahlungen) ist es erreicht wor⸗ den, daß der Teil dieser Kaufkraftbelebung, der auf die deutschen Käufe zurückzuführen ist, auch Deutschland wieder zugute kommt.
Reichsbankpräsident Dr. Schacht in Teheran
Teheran, 20. November. Reichsbankpräsident Dr. 9 am Freitag in Begleitung des deutschen Gej Dr. Smend, Ministerialdirektor Wohlthat und des Ministerig von Maß zum Besuch der iranischen Regierung und des 8 denten der iranischen Nationalbank auf dem Flugplatz To ein. Zum Empfang hatten sich auf dem Flugplatz der jirn, Finanzminister Dawar, der Präsident der Nationalbank, Gem Amir Khosrovi, der Leiter der Europa⸗Abteilung des ministeriums, Ministerialdirektor Ansari, der deutsche Ge träger, Dr. Melchers, die Mitglieder der Gesandtschaf deutsche Konsul und der Ortsgruppenleiter Prof. Dr. Siem⸗ gefunden. Am Abend fand zu Ehren des 8 ein Diner beim Finanzminister statt.
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Berliner Börse am 21. November
“ Aktien meist uneinheitlich, Renten gehalten.
Ddie Wochenschlußbörse eröffnete in wieder sehr stiller tung. An den Aktienmärkten überwogen bei weitem Abschwächn gen, die indessen meist auf Prozentbruchteile beschränkt bliche Weiteren Glattstellungen des berufsmäßigen Börsenhandels sth den kleine Käufe vornehmlich der Provinzkundschaft gegenatg durch die das herauskommende Material aufgefangen Für Auslandswerte ist das Interesse nach den letzten in dieñ Richtung erfolgten Maßnahmen als fast erloschen zu bezeichnen, Charakteristisch für die allgemein herrschende Geschäftsstille w⸗ die Vielzahl der bei der ersten Notierung erfolgenden FEtrm⸗ notizen. Von Montanen fielen nur Stolberger Zink mit — 1 % 1 während sonst, sofern nicht Vortagskurse galten, Abschwächunm bis höchstens ½ % eintraten. Von Braunkohlenpapieren gala Ilse Genußschein auf ein Angebot von nur 6000 RM um 1 ¼ Rheinbraun, ebenfalls bei Mindestschlüssen, um 1 % nach. Fal aktien blieben fast durchweg gestrichen. Von chemischen Pa eröffneten Farben ½ % niedriger mit 167 %⅞, Goldschmidt 2 %, v. Heyden 1 ½ % ein. Bei den Elektro⸗ und Tarif fielen nur Lichtkraft mit — 1 ¾ und Elektro Schlesien mit eimg gleich großen Einbuße auf. S
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Im übrigen sind nur noch S & Salzer mit — 1 ¾¼, Holzmann, Bemberg und Feldmühle je — 1 ½¼ %, Aschaffenburger mit — 1 ¼ und A.⸗G. für Verick mit — 1 %⅛ ¹%, andererseits Reichsbankanteile mit † ℳ¾ *o. her zuheben. Im Freiverkehr verloren Wintershall und Burba
2 ¼, Ufa auf den erneuten Dividendenausfall 2 %.
Im weiteren Verlauf vermochte sich das Aktiengeschäft ku u beleben. Angesichts der erwähnten Rückkaufsneigung k sich jedoch den ersten Kursen gegenüber einige Erholungen d setzen, die zu einem teilweisen Ausgleich der Anfang führten. So galten Farben im Verlauf 167 4 — 168, Stahlwerke 122 % — ¼.
Gegen Börsenschluß erwies sich die Kursentwicklung bei! sten Schwankungen gegenüber dem Verlauf als leicht une lich. Im Vergleich zum Anfang lagen Farben , Gesfürel“ Verein. Stahl ½ % fester, während Harpener etwa 1 und Dst Eisenhandel sowie Kokswerke je 1 % hergaben.
Am Einheitsmarkt konnten sich Berliner Kindl um 4, Kill um 2 % % befestigen. Andererseits ergaben sich auch verschieden lich Verluste, die für Grün & Bilfinger sogar ein Ausmaß ug 5 % erreichten. Hohenlohe verloren 4 %. Kolonialaktien ne⸗ weiter zur Schwäche, das gleiche gilt für Banken und Banken. Dtsch. Ueberseebank büßten sogar 6 % ein. Höher ter Lagegen Dtsch. Centr. Bod. und Dtsch. Hyp. (+ Nà bzw. — Von Auslandswerten gaben Conti Linoleum 2 ½¼ %, Aku und Chade A—C sowie D 7 bzw. 6 RM her. 2
Am Rentenmarkt war die Umschuldungsanleihe um 10 M. auf 89,85 erholt. Wiederaufbauzuschläge gewannen ½ P, wähtun Reichsschuldbuchforderungen im letztgenannten Ausmaß und Räit altbesitz um 20 Pfg. (118,30) nachgaben. .
Am Kassarentenmarkte war die Grundstimmung bei wiedem begrenztem Geschäft still. Die Kursveränderungen nach bent Seiten gingen kaum über ¼ % hinaus. Dies gilt nament⸗ für Hyp. und Liqu.⸗Pfandbr, sowie Komm.⸗Obl. Von Eu anleihen gaben 28er Leipzig ½ % nach, während 29er Aachen gewannen. Am Markt der landschaftl. Goldpf.⸗Br., die in frem licher Haltung verkehrten, wurden Ostpr. wiederum etwas beunt zugt. Für Provinzanleihen ergaben sich ebenfalls keine ne werten Veränderungen. Länderanleihen lagen bei kleinsten Schwat kungen eine Kleinigkeit fester. Am Markt der Reichs notierten 39er Postschätze etwas höher. Industrieobl. wiesen gf einheitliche Kursgestaltung auf. Aschinger verloren 4l. die Taxe für Arbed lautete etwa 2 % niedriger. Harpener gevak nen 4 %. — Auslandsrenten waren zumeist etwas leicht
Der Privatdiskontsatz wurde bei 3 % belassen.
Blanko⸗Tagesgeld erforderte unverändert 228 — 2 % 5.
Bei der amtlichen Berliner Devisennotierung wurde holl. Gulden mit 134,76 (134,70) und der Schweizer Franken; 57,24 (57,25) festgesetzt. Sonst ergaben sich keine Veränderu
Der Berliner Börsenvorstand zu den Bestimmungen über den Depot⸗Zwan
Das Sekretariat des Börsenvorstandes teilt mit:
Die Verordnung vom 19. November 1936, betrefsend Depot⸗Zwang für ausländische Wertpapiere, ist mit dem h 16 Tage in Kraft getreten. Dies gilt insbesondere für § 2, wongahe Effektivlieferung ausländischer Wertpapiere an Wertpapier die nicht Devisenbanken sind, nur mit Genehmigung zul Hierunter fallen sämtliche im amtlichen oder im sogen geregelten Freiverkehr gehandelten ausländischen Papie soweit sie noch nicht aufgerufen sind (z. B. Deutsch⸗Asiatise Caisse Commune-⸗Werte). Ferner werden von der Ver betroffen die in der Liste 2 der Ersten Bekanntmachung der stelle für Devisenbewirtschaftung über die Verwahrn ländischer Wertpapiere vom 20. November 1936 auf Kolonialwerte. Die Reichsstelle für Devisenbewirtschaftun einem Runderlaß an die Devisenstellen eine Ausnahmerekeg. für die bis zum 19. November 1936 einschließlich ges oste Geschäfte getroffen. Die Lieferung aus diesen Geschäft noch in der bisherigen Form erfolgen. L
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Zum Depotzwang für ausländische Wertpapiett Die Feststellung der Devisenbankeigenschat
D
Die 7. Durchführungsverordnung zum Gesetz über dh 1 bewirtschaftung schreibt vor, daß die ausländischen in gehandelten Wertpapiere nach Maßgabe des Aufrufs der M. stelle für Devisenbewirtschaftung einer Devisenbank T gegeben werden müssen. Danach ist es von besonderer Be sic ob eine Bank als Devisenbank zugelassen ist. Die Wirh gruppe Privates Bankgewerbe — Centralverband des Dee Bank⸗ und Bankiergewerbes —, Berlin, weist darauf hin, dan⸗ ihr angeschlossenen privaten Bankg eschäf be igg Banken fast sämtlich die Devisenbanfen schaft haben. Ob ein Bankgeschäft oder eine Bank wenigen Ausnahmen gehört, kann durch Rückfrage bes Reichsbankanstalt festgestellt werden.
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eizung der
Reichs⸗ und Staatsanzeiger Nr. 272 vom 21. November 1936.
die Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge durch den Einfatz der Technik.
In einer Vortragsveranstaltung des Vereines zur Beförderung hes Gewerbefleißes von 1821 im Verein deutscher Ingenieure im Freitag, dem 20. November 1936, sprach Dr. Schlabach, der peschäftsführer des Reichskuratoriums für Technik in der Land⸗ dirtschaft, über „Die .gerung der landwirtschaftlichen Exrträge zurch den Einsatz der Technik . Die Verbesserung der Erzeugungs⸗ nnethoden in der Landwirtschaft besteht, so führte der Redner aus, u einem erheblichen Teil in der Verbesserung der technischen hiffsmittel, die sich in der Landwirtschaft arbeits⸗ und unkosten⸗ end auswirken. Damit ist die Landtechnik das Werkzeug, das ine Erhöhung der landwirtschaftlichen Erzeugung bis zur
herung der Ernährung des deutschen Volkes von eigener Scholle rmöglicht, ohne daß die Grenzen der Wirtschaftlichkeit durch die wchraufwendungen bei den heutigen Preisen der landwirtschaft en Erzeugnisse überschritten werden.
Schon durch die allgemeine Anwendung längst bekannter
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knischer Hilfsmittel lassen sich Ertragssteigerungen mit geringen Nehrkosten in ganz beträchtlichem Umfange erzielen. Würde z. B. hes Saatgetreide gereinigt und gebeizt, so könnte ohne Ver⸗ dcößerung der Anbaufläche Brot für 2 Millionen und Fleisch für Millionen Menschen mehr erzeugt werden. Würde die Drill naschine in allen dafür geeigneten Betrieben benutzt, so könnte hne Vergrößerung der Anbaufläche Brot für 600 000 Menschen ud Fleisch für 300 000 Menschen mehr erzeugt werden. Würden krntemaschinen in allen dafür geeigneten Betrieben verwendet,
könnten allein durch die geretteten Körner ¾¼ Millionen Nenschen mit Brot und ½ Million Menschen mit Fleisch mehr eisorgt werden. Würden alle für die Fütterung verwendeten kartofferln durch Dämpfkolonnen konserviert, so könnten fast 0 Millionen dz Kartoffeln, die bei der üblichen Lagerung ver⸗ ren gehen, gerettet werden. Diese Kartoffelmenge würde für ie Mast von rund 2 Millionen Schweinen ausreichen. Die feigerungsmöglichkeiten der Erzeugung werden weit übertroffen urch den Einsatz der in den letzten Jahren entwickelten und stark der Einführung begriffenen gummibereiften Ackerwagen und ummibereiften Schlepper. Von großer Bedeutung ist vor allem
Zur Neuordnung am Schrottmarkt.
In einer in Düsseldorf abgehaltenen Mitgliederversammlung r Fachgruppe „Schrott“ der Wirtschaftsgruppe Groß⸗, Ein⸗ d Ausfuhrhandel, in der über 300 im westlichen Schrottentfall⸗ cbiet tätige Schrotthändler sowie Vertreter der westlichen Ver⸗ rraucherwerke, der anderen interessierten Organisationen der ge⸗ derblichen Wirtschaft und der Behörden vertreten waren, wurde pn der Geschäftsführung der Fachgruppe Aufklärung über die urch die neue Anordnung der Ueberwachungsstelle für Eisen nd Stahl über die Regelung des Schrottmarktes geschaffene aage gegeben.
Der Fachgruppenleiter, Schrotthändler Erich Wind⸗ assen⸗Düsseldorf, bezeichnete die neue Marktordnung als⸗ nen Wendepunkt in der Geschichte des deutschen Schrotthandels. s komme jetzt darauf an, die neuen Bestimmungen mit dem nisprechenden Geist zu erfüllen. Der Fachgruppenleiter schil⸗ ite im weiteren Verlauf seiner Ansprache dann die großen chwierigkeiten und Arbeiten, die mit der Schaffung der neuen karktordnung verbunden waren, und dankte dabei den an der lusarbeitung der Bestimmungen beteiligten behördlichen Stellen ir ihre Mitarbeit. Der Redner gab weiterhin einen Ueberblick ber die bisherige Entwicklung im Schrotthandel, der in der Ver⸗ aangenheit ein Stiefkind der gewerblichen Wirtschaft gewesen sei, das nun erfreulicherweise eine Aenderung erfahre. Anfang 1934 i die erste freiwillige Marktvereinbarung für den Westen zu undegelköommen, um die vor der Machtübernahme bestehenden kuswüchse im Schrotthandel zu beseitigen. Aehnliche Verein⸗ nrungen seien dann für die anderen deutschen Gebiete gefolgt. a jedoch Strafbestimmungen fehlten, sei die getroffene Regelung
steigendem Maße durchbrochen worden, und später unter bömmene Versuche, zu besser arbeitenden Marktabreden zu hmnmen, seien gescheitert. Die neue Anordnung entspreche nun n großen und ganzen den Vorschlägen der Fachgruppe Schrott id stelle eine geschlossene Marktregelung für das wesftliche hhrottentfallgebiet von den Entfallstellen bis zum Verbraucher ar. Für die einzelnen Reviere seien Höchstgrundpreise festge toöt worden, die auf 42 Frachtgrundlagen basieren. Durch die ue Anordnung sei dem Handel wieder eine Verdienstmöglichkeit egeben. Als Gegenleistung erwarte aber die Regierung die rest hee Befolgung der erlassenen Vorschriften. In den nächsten agen werde noch eine weitere Anordnung zur Regelung des ge⸗ iten deutschen Gußbruchmarktes erlassen werden, der dann och eine Marktregelung für Kupolofenschlacke folgen werde.
IVn der sich anschließenden Aussprache kam zum Ausdruck, unß über verschiedene Fragen noch keine völlige Klarheit in den keisen des Schrotthandels besteht, so u. a. über die Frage des
ten Einkaufs der Verbraucher bei den Entfallstellen sowie grüber, für welche Zeitspanne Abschlüsse getätigt werden eunen. Die Frage, ob die neue Anordnung in bestehende Ver⸗ age eingreife, werde zur Zeit noch juristisch geprüft.
hegenwartsfragen der Elektrizitätsversorgung
Die Wirtschaftsgruppe Elektrizitätsversorgung und der Reichs⸗ erband der Elektrizitäts⸗Versorgung tagen vom 7. bis 9. Dezember n Berlin. Die diesjährige Veranstaltung wird insofern eine anz besondere Note tragen, als sie die Lage und die Probleme der uischen Elektrizitätswirtschaft im Zusammenhang mit der anderer under behandeln wird. Gelegenheit und Anlaß zu Vergleichen
eser Art bietet die im September dieses Jahres in Washington
itgefundene dritte Volltagung der Weltkraftkonferenz.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht, wie auch in kashington, das Problem der „Organisation und Regelung der fergieversorgung“, über das der Leiter der Reichsgruppe Energie⸗ tschaf, Direktor C. Krecke, Berlin, grundlegende Aus⸗ ihrungen machen wird. In den Berichten über den „Stand des lesiwerkbaues in den Vereinigten Staaten unter besonderer Be⸗ ncsichtigung des Hochdruckproblems“ von Direktor Ellrich, erin, und „Die Deckung des Eigenbedarfs der Kraftwerke, ins⸗ Ueüer in den Vereinigten Staaten“ von Direktor Hellmich, hen 6 8 die amerikanische Entwicklung vergleichend der deut⸗ „ gegenübergestellt, um die Erfahrungen der amerkkanischen hctcung und Betriebsleute auch für unsere eigenen Arbeiten Aen zu können.
Die zahlreichen Möglichkeiten für eine Steigerung der Aus⸗ Verteilungsanlagen und die Mittel, die man in ein⸗
der luftbereifte Schlepper. Im Gegensatz zu dem alten eisen⸗ bereiften Schlepper, der sich nur für die Feldarbeit eignet, ist der gummibereifte Schlepper eine universelle Maschine, die sämtliche Feld⸗ und Transportarbeiten auch auf der Straße erledigen kann. Der gummibereifte Mittel⸗ und Großschlepper erspart rund 6 — 10 Pferde; das bedeutet die Einsparung einer Fläche von rund 24 — 40 Morgen. Diese Fläche reicht zur Ernährung von 12 — 20 Menschen aus. Der gummibereifte Kleinschlepper, der namentlich in den bäuerlichen Familienbstrieben ein unersetzl’ches Silfsmittel zu werden verspricht, macht durch Ersatz der Pferde eine Fläche frei, die mindestens für die Ernährung von 4 Menschen ausreicht. Nicht die durch den Ersatz der Pferde gewonnenen Flächen sind jedoch der größte Erfolg des Schleppers, sondern die noch gar nicht abzusehenden Möglichkeiten der Intensivierung.
Unter den neueren technischen Hilfsmitteln, die außerordent⸗ lich ertragssteigernd wirken, ist auch die künstliche Beregnung zu nennen. Im Durchschnitt kann man bei künstlichen Regenanlagen mit Ertragssteigerungen rechnen, die zwischen 20 und 50 „% liegen. Aber nicht diese Ertragssteigerungen sind das Wesentliche, sondern die Sicherheit und Stetigkeit der erzielten Ernten. Beregnungs⸗ bedürftig und nach den vorhandenen Wasservorräten beregnungs⸗ möoglich ist in Deutschland eine Fläche, die zwischen 5 und 10 Mil⸗ lionen ha liegt. Besonders für die leichten Böden der norddeutschen Tiefebene, die an Seen und Flüssen liegen, bedeutet die Ein⸗ führung der künstlichen Beregnung eine wesentliche Ertrags⸗ steigerung. Die Anwendung dieser technischen Hilfsmittel ist bereits erprobt und ihr Erfolg verbürgt. Die Technik läßt sich allerdings in die landwirtschaftlichen Betriebe nicht mit Hast einführen. Der landwirtschaftliche Betrieb wird in seiner Wirt⸗ schaftsweise durch die natürlichen Gesetze, die von Klima und Boden bestimmt werden, und durch die wirtschaftlichen Gesetze, die durch die Absatzlage bestimmt werden, so stark geformt, daß eine übereilte Einführung der technischen Hilfsmittel leicht zu Fehlinvestitionen führen kann. Daher ist die Anwendung der Technik im landwirtschaftlichen Betrieb im wesentlichen eine Frage, die nur auf weite Sicht mit Erfolg gelöst werden kann. Gerade deshalb aber muß diese Arbeit mit Energie und Sach⸗ kenntnis sofort in Angriff genommen werden.
zelnen Ländern mit Erfolg angewandt hat, wird Direktor Zschintzsch, der Leiter der Wirtschaftsgruppe Elektrizitätsver⸗ sorgung, in einem Vortrag „Verteilung elektrischer Energie“ be⸗ handeln. Als ein besonders wichtiges Problem ist die „Elektrizi⸗ tätsanwendung in der Landwirtschaft“ zu betrachten, über die Dipl.⸗Ing. v. Waechter vom Standpunkt der Landwirtschaft aus sprechen wird. Direktor Dr. Fischer wird in seinem Bericht über „Die wirtschaftliche Ausgestaltung ländlicher Netze“ unter Verwertung seiner nordamerikanischen Eindrücke die billige Ver⸗ sorgung ländlicher Gebiete erörtern. Der von Dipl.⸗Ing. v. Miller erstattete Vortrag „Die Deckung des Energiebedarfs im amerikanischen Haushalt“ wird interessante Einblicke geben und viele Anregungen vermitteln. Ein noch junges, aber bereits sehr wichtiges Anwendungsgebiet der Elektrizität, ihre Ausnutzung als Wärmequelle in der Industrie, ist Gegenstand des Berichtes über „Tarisprobleme und internationale Zusammenarbeit auf dem Ge⸗ biet der industriell Elektrowärme“ von Direktor Br
Utrecht. 1 8 8 8
Wirtschaft des Auslandes.
Vor der Unterzeichnung eines neuen englisch⸗ argentinischen Handelsabkommens.
London, 21. November. Das englische Handelsministerium teilt mit, daß die Verhandlungen über die Revision des englisch⸗ argentinischen Handelsabkommens nunmehr vor dem Abschluf stehen und daß man sich über die meisten Punkte geeinigt habe. Das neue Abkommen, das rückwirkend vom 20. November an in Kraft treten soll, wird in Kürze unterzeichnet werden.
Petroleummonopol in Chile.
Santiago de Chile, 20. November. Die chilenische Regierung hat am 12. November 1936 ein Gesetz erlassen, durch das ab 1. Januar 1937 ein staatliches Monopol für Petroleum und Nebenprodukte errichtet wird. Die Regierung wird die Kon⸗ trolle über diesen Brennstoff und seine Nebenprodukte über⸗ nehmen und hierfür eine besondere Verwaltungsstelle errichten, die für die Importeure die notwendigen Devisen beschaffen und gleichzeitig auch die Preise festsetzen wird.
Der lettländische Finanzminister über die
deutsch⸗lettischen Wirtsch aftsbeziehungen.
Riga, 21. November. lettländische Finanzminister Ekis gab Pressevertretern einen eingehenden Ueberblick über die Lage des Außenhandels Lettlands in den ersten neun Monaten dieses Jahres, also vor der Abwertung der lettischen Währung. Er wies u. a. darauf hin, daß der Handel mit Deutschland sich im Laufe des letzten Jahres sowohl hinsichtlich der Ausfuhr als auch der Einfuhr außerordentlich gehoben habe. Das im Dezem⸗ ber v. Js. unterzeichnete Wirtschaftsabkommen habe dazu die Grundlage geboten. In den ersten neun Monaten dieses Jahres sei die Ausfuhr Lettlands nach Deutschland auf 33,6 (i. V. 23,2) Mill. Lat und die Einfuhr aus Deutschland auf 33,9 (i. V. 28,6) Mill. Lat gestiegen. Das erwähnte Abkommen gelte für die Dauer dieses Jahres. Es sei anzunehmen, daß in nächster Zeit Verhandlungen über ein neues Abkommen bevorstehen. Die im Zusammenhang mit der lettländischen Währungsreform auf⸗ getretenen Schwierigkeiten für den deutsch⸗lettischen Handel dürften nur vorübergehenden Charakter haben. Man müsse der Hoffnung Raum geben, daß eine Möglichkeit zu einer weiteren Zusammenarbeit gefunden werde. Bei gutem Willen werde die Veränderung der Währungslage keinen fühlbaren Einfluß auf den gegenseitigen Warenaustausch haben.
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Der
Angleichung der Umrechnungskurse für ländische Wertpapiere an die gegenwärtigen Paritäten.
Wie der DHD. hört, wird zur Zeit u. a. eine Aenderung der Bekanntmachung über die Feststellung der Börsenpreise vom 21. No⸗ vember 1912 geprüft. In dieser Bekanntmachung sind für die Umrechnung von Werten, die in ausländischer Währung notiert werden, in die deutsche Währung im allgemeinen die Vorkriegs paritäten festgelegt. Diese Paritäten gelten infolgedessen trotz de erheblichen Absinkens der meisten Auslandswährungen auch heut noch für die Umrechnung der Kurse der in ausländischer Währung notierten Wertpapiere. Das Pubilkum, das hierüber häufig nich unterrichtet ist, läßt sich durch die niedrigen Nominalkurse zu Käufen veranlassen, um hinterher festzustellen, daß es einen hohen Effektiv kurs zahlen muß. Beispielsweise notierten die Aku⸗Aktien am 14. November in Berlin 57 %, während der Kurs unter Zugrunde⸗ legung des gegenwärtigen Guldenkurses ca. 72 % = rd. 94 RM beträgt (bei einem Amsterdamer Kurs von 47 %). Die Anlehnig der Umrechnungskurse an die gegenwärtigen Paritäten würde die hohe, so oft als unberechtigt kritisierte Spanne zwischen Auslands⸗ und Inlandskursen deutlich in Erscheinung treten lassen d zur Zurückhaltung mahnen. 1
Die reichsgesetzlichen Krankenkaffen in den ersten 9 Monaten 1936.
Von dem schweren Niedergang bis 1933 hat sich die reichs⸗ gesetzliche Krankenversicherung bereits weitgehend erholt. Besonders im laufenden Jahre war die Entwicklung recht günstig, wie aus einem Bericht des Statistischen Reichsamts im neuen Heft von „Wirtschaft und Statistik“ hervorgeht. Der Mitgliederbestand betrug im Durchschnitt der ersten 9 Monate 19,4. Mill. gegen 18,8 Mill. in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die Krankenziffer (arbeits⸗ unfähige Kranke je 100 Mitglieder) stellte sich im Durchschnitt auf 2,5 und lag damit noch erheblich unter der bereits sehr günstigen Vorjahrsziffer (2,8).
Vereinnahmt wurden bisher 961,2 Mill. RM gegen 895,0 Mil⸗ lionen Reichsmark in deon ersten 3 Vierteljahren 1935, d. h. 7,4 ℳ mehr. Die Beitragseinnahmen allein übertrafen mit 931,3 Mil⸗ lionen Reichsmark sogar um 9,6 % die vorjährigen. Die Zunahme ist nur zum kleineren Teil auf das Anwachsen des Mitglieder⸗ bestands, zum größeren Teil aber auf höhere Beitragseinnahmen je Mitglied (48,00 RM gegen 45,28 RM) zurückzuführen.
Im Gegensatz zu den gestiegenen Einnahmen blieben die Aus⸗ gaben mit 948,6 Mill. RM gegen 955,9 Mill. RM um 0,8 % unter ten vorjährigen. Niedriger als im Vorjahr waren die Aufwen⸗ dungen für Zahnbehandlungen, Krankenhauspflege und Arzneien für Mitglieder. Auf der anderen Seite übertrafen die Zahlungen für Haus⸗ und Taschengeld die vorjährigen. Die Aufwendungen für Sterbegeld waren ebenso hoch wie Januar bis September 1935, die Wochenhilfskosten kamen den vorjährigen nahe.
Die ersten 3 Vierteljahre 1936 ergaben einen Einnahmeüber⸗ schuß von 12,6 Mill. RM gegen 60,9 Mill. RM Ausgabeüberschuß im Vorjahr.
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üromaschinenindustrie erhält eine eigene
Meßhalle in Leipzig.
Zur kommenden Leipziger Frühjahrsmesse — 28. Februar bis einschließlich 8. März 1937 — wird die Büromaschinenindustrie erstmalig eine eigene Halle auf dem Ausstellungsgelände der Großen Trechnischen Messe und Baumesse belegen. Es ist die Halle 6, die mit einer Länge von 195 m und einer Breite von 30 m Gelegenheit zu einer würdigen und umfassenden Vorführung der Erzeugnisse der Büromaschinenindustrie bietet. Die Halle wird zur Zeit im Innern völlig neu hergerichtet.
Für die bisher in dieser Halle ausstellenden Firmen. der Elektro⸗, Funk⸗ und Phonotechnik ist Halle 4 zur Verfügung ge⸗ stellt worden, die ebenfalls neu hergerichtet und ausgebaut wird.
Die
Fortsetzung des Handelsteils in der Ersten Beilage
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Tiersfeuchenstand am 15. November (Neblung) 1936.
(Zusammengestellt im Reichsgesundheitsamt nach den Berichten der beamteten Tierärzte.)
Nachstehend sind die Namen derjenigen Länder, Regierungs⸗ usw. Bezirke und Kreise (Amts⸗ usw. Bezirke) verzeichnet, in denen Rinderpest, Maul⸗ und Klauenseuche, Lungenseuche des Rindviehs, Pockenseuche der Schafe, Rotz, Beschälseuche der Pferde, Schweine⸗ pest, Milzbrand, Tollwut, Tollwutverdacht oder Geflügelcholera nach den eingegangenen Meldungen am Berichtstage zu melden waren. Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte um⸗ fassen alle wegen vorhandener Seuchenfälle gesperrten Gehöfte, in denen die Seuche nach den geltenden Vorschriften noch nicht für erloschen erklärt werden konnte.
Die Zahlen der in der Berichtszeit neu verseuchten Gemeinden und Gehöfte sind in den Spalten der „insgesamt“ verseuchten Gemeinden und Gehöfte mitenthalten.
Betroffene Kreise usw.¹) “
Maul⸗ und Klauenseuche (Aphthae epizooticae). 17: Steinburg, 1 Gemeinde, 1 Gehöft (neu). 45: Besigheim 1, 1 (1, 1). 59: Schwerin 1, 1 (1, 1).
Schweinepest (Pestis suum).
1: Königsberg Pr. 1 Gemeinde, 1 Gehöft. 3: Johannisburg 1, 1, Lötzen 1, 1, Neidenburg 3, 4 (davon neu 2 Gem., 3 Geh.), Osterode i. Ostpr. 17, 25 (—, 2). 5: IV. Kreistierarztbezirk 2 Geh. (1), V. Krsbz. 1 (1), VI. Krsbz. 2, VII. Krsbz. 3 (1), IX. Krsbz. 2 (2). 6: Nieder⸗ barnim 1, 1. 7: Lebus 1, 3 (—, 1). 8: Greifswald 1, 1, Stralsund Stadt 1, 1. 9: Rummelsburg 1, 1 (1, 1). 11: Militsch 3, 3 (1, 1). 12: Bunzlau 1, 1 (1, 1), Görlitz 2, 2, Lauban 1, 1. 13: Neustadt O.⸗S. 2, 2 (1, 1). 15: Saalkreis 1, 1. 16: Grafsch. Hohenstein 1, 1 (1, 1). 20: Harburg 1, 1. 24: Tecklenburg 1, 1 (1, 1). 28: Unterwester⸗ waldkreis 1, 1 (1, 1). 29: Mayen 1, 1. 31: Köln Stadt 1, 1. 35: Dachau 1, 1, München Stadt 1, 1, Rosenheim 1, 1. 36: Vilsbiburg 1, 1. 37: Germersheim 1, 1 (1, 1). 39: Neustadt a. d. Saale 1, 1 (1, 1). 40: Kempten 1, 1. 42: Dippoldiswalde 1, 1, Pirna 1, 3, Radebeul Stadt 1, 1. 43: Borna 6, 7, Leipzig 2, 2 (1, 1). 51: Bühl 1, 1 (1, 1). 54: Groß⸗Gerau 1, 1 (1, 1), Offenbach 1, 1 (1, 1). 58: Saar⸗ brücken 1, 1.
Milzbrand (Anthrax).
6: Osthavelland 1 Gemeinde, 1 Gehöft, Zauch⸗Belzig 1, 1 (neu). 8: Pyritz 1, 1 (1, 1). 11: Breslau 1, 1 (1, 1). 14: Oschersleben 1, 1
¹) An Stelle der Namen der Regierungs⸗ usw. Bezirke ist die entsprechende laufende Nummer aus der nachstehenden Tabelle aufaeführt, 1