1939 / 235 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Oct 1939 18:00:01 GMT) scan diff

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Reichs⸗

and Staarsanzeiger Nr. 235 vom 7 Oktober 1939. S. 2

Offiziers und Mannes haben sich auf das Höchste bewährt.

Ihr ist die fo überaus geringe Zahl der Verluste zuzu⸗

scchreiben, die wenn auch im einzelnen schmerzlich im

gesamten doch weit unter dem liegen, was wir glaubten erwarten zu müssen. Allerdings gibt die Gesamisumme dieser Verluste kein Bild über die Härte der einzelnen Kämpfe. Denn es gab Regimenter und Divisionen, die von einer Uebermacht polnischer Verbände angegriffen oder im Angriff selbst auf sie stoßend, sehr schwere Blutopfer bringen mußten. Ich glaube, Ihnen aus der großen Reihe der so rasch auf⸗ einander folgenden Schlachten und Kämpfe nur zwei Epi⸗

soden als Beispiel für viele zu erwähnen zu dürfen:

Als sich zur Deckung des gegen die Weichsel vorstürmenden

Heeres des Generaloberst von Reichenau an dessen linken

Auftrag,

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Flügel die Divisionen der Armee des Generaloberst Blas⸗ 7 witz gestaffelt gegen Warschau hin bewegten mit dem en Angriff der polnischen Zentralarmee in die Flanke der Armee des Generals von Reichenau abzuwehren, da traf in einem Augenblick, da man im wesentlichen die polnischen Armeen als schon im Rückzug auf die Weichsel befindlich annahm, plötzlich ihr Stoß in die marschierende Armee des Generals Blaskowitz. Es war ein verzweifelter

Versuch der Polen, den sich um sie schließenden Ring zu

sprengen. Vier polnische Divisionen und einige Kavallerie⸗ verbände warfen sich auf eine einzige deutsche aktive Division, die selbst auseinandergezogen, eine Linie von fast 30 km zu

decken hatte. Trotz fünf⸗ oder sechsfacher Ueberlegenheit des

Feindes und trotz der Uebermüdung der eigenen, seit Tagen kämpfenden und marschierenden Truppe fing diese Division

den Angriff auf und warf ihn zum Teil in blutigstem Hand⸗

gemenge zurück und wich und wankte nicht, bis die notwen⸗ digen Verstärkungen herangeführt werden konnten. Und während der feindliche Rundfunk bereits triumphierend die

Nachricht vom Durchbruch auf Lodz verbreitete, meldete mir

der Divisionsgeneral, den zerschossenen Arm geschient, den

Verlauf des Angriffs, die Verhinderung des Durchbruchs, das

tapfere Verhalten seiner Soldaten (mit jubelnden langanhal⸗

tenden Heil⸗Rufen feiern die Männer des Deutschen Reichs⸗

tages diese glänzende Waffentat). Hier waren die Verluste freilich große.

Eine deutsche Landwehrdivision hatte mit geringen anderen Verbänden den Auftrag, die Polen in den nördlichen Korridor zu drücken, Gdingen zu nehmen und in der Richtung

auf die Halbinsel Hela vorzustoßen.

Verbände,

Dieser Landwehrdivision standen gegenüber polnische Elite⸗ Marinetruppen, Fähnrichs⸗ und Unteroffizier⸗ schulen, Matrosen⸗Artillerie und Neiterei. Mit ruhiger Sicher⸗ heit ging diese deutsche Landwehrdivision an die Lösung eines Auftrags, der ihr einen auch zahlenmäßig weit überlegenen Gegner als Feind gab. In wenigen Tagen wurde der Pole aber von Position zu Position zurückgeworfen, 12 600 Ge⸗ fangene gemacht, Gdingen befreit, Oxhöft gestürmt und weitere 4700 Mann auf die Halbinsel Hela abgedrängt und eingeschlossen. Als die Gefangenen abmarschierten, bot sich ein ergreifendes Bild: Die Sieger, zum großen Teil bejahrte Männer, viele mit den Abzeichen des großen Krieges auf der Brust, und an ihnen zogen die Kolonnen der Gefangenen

vorbei, junge Menschen im Alter von 20 bis 28 Jahren.

bekanntgebe, bitte ich Sie, aufzustehen.

Da ich Ihnen nun die rahl unserer Toten und Verletzten (Die Abgeordneten,

das Diplomatische Korps und die Zuhörer auf den Rängen

erheben sich.) Wenn auch diese Zahl dank der Ausbildung unserer Truppen, dank der Wirkung unserer Waffen und der Führung unserer Verbände kaum den 20. Teil von dem

ausmacht, was wir bei Beginn dieses Feldzuges befürchten zu

müssen glaubten, so wollen wir doch nicht vergessen, daß jeder einzelne, der hier sein Leben gegeben hat, für sein Volk und unser Reich das Größte opferte, was der Mann seinem Volke geben kann.

Es sind nach der Angabe vom 30. 9. 1939, die wesentliche

Veränderungen nicht mehr erfahren wird, in Heer, Kriegs⸗ marine und Luftwaffe einschließlich der Offiziere

gefallen: 10 572, . verwundet: 30 322 und vermißt: 3 409 Mann.

Von diesen Vermißten wird ein Teil, der in polnische

Hände fiel, leider wohl ebenfalls als massakriert und getötet angesehen werden müssen.

Diesen Opfern des polnischen Feldzuges gehört unsere Dankbarkeit, den Verwundeten unsere Pflege, den Ange⸗ hörigen unser Mitempfinden und unsere Hilfe.

Mit dem Fall der Festungen Warschau, Modlin und der Uebergabe von Hela ist der polnische Feldzug beendet.

Die Sicherung des Landes von herumstrolchenden Maro⸗

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deuren, Räuberbanden und einzelnen Terroristen wird mit Entschlossenheit durchgeführt.

Das Ergebnis des Kampfes ist die Ver⸗ nichtung aller poinischen Armeen. Die Auflöfung dieses Staates war die Folge. 694 000 Mann Gefangene haben den Marsch nach Berlin angetreten. Beute an Material ist noch unübersehbar

(abermals bricht brausender Beifall los). Seit Ausbruch des Krieges steht zugleich im Westen die

deutsche Wehrmacht in ruhiger Bereitschaft und erwartet den

Feind. Die Reichskriegsmarine hat im Kampf um die Wester⸗ latte, Gdingen, Oxhöft und Hela, in der Sicherung der stsee und der Deutschen Bucht ihre Pflicht erfüllt. Unsere

VU⸗Boot⸗Waffe aber kämpft würdig der einstigen unvergessenen Helden.

bruchs eines sogenannten Staatswesens erhebt si

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Angesichts dieses geschichtlich einmaligen Husanmen⸗ 1 1 wohl für eden die Frage nach der Ursache eines folchen Vorganges.

ie Wiege des polnischen Staates stand in ersailles. Aus unermeßlichen blutigen Opfern nicht der Polen, sondern der Deutschen und Russen, war dieses Gebilde geboren worden. Was vorher schon in Jahrhunderten seine Lebensunfähigkeit erwiesen hatte, wurde durch eine ebenso lebensunfähige

deutsche Staatsführung erst im Jahre 1916 künstlich gezeugt und 1920 nicht weniger künstlich geboren. Uenaheh gcengt

ziner fäst halbtausendjährigen Erfahrung, ohne Rücksicht auf

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dann gab es hierfür zwei Gründe:

die Gegebenheit einer mehrhundertjährigen geschichtlichen Entwicklung, ohne Würdigung der ethnographischen Verhält⸗ nisse und unter Mißachtung aller wirtschaftlichen Zweck⸗ mäßigkeit wurde in Versailles ein Staat konstruiert, der seinem ganzen Wesen nach früher oder später die Ursache schwerster Krisen werden mußte. Ein Mann, der heute leider wieder unser grimmigster Gegner ist, hat dies damals klar vorausgesehen: Lloyd George. So wie viele andere warnte auch dieser nicht nur während der Entstehung dieses Gebildes, sondern auch in der Zeit der späteren Ausweitung, die gegen jede Vernunft und gegen jedes Recht vorgenommen worden war.

Er sprach damals die Befürchtung aus, daß in diesem Staat eine ganze Reihe von Konfliktstoffen geschaffen würde, die früher oder später die Anlässe zu schweren europäischen Auseinandersetzungen abgeben könnten.

Tatsache ist, daß dieser neue sogenannte Staat in der Struktur seiner Nationalitäten bis zum heutigen Tag nicht geklärt werden konnte. Man muß die Methoden polnischer Volkszählungen kennen, um zu wissen, wie gänzlich wahrheits⸗ fern und damit belanglos die Statistiken über die volkliche Zusammensetzung dieses Gebietes waren und sind.

1919 wurden von den Polen Gebiete beansprucht, in denen sie behaupteten, Mehrheiten von 95 % zu besitzen, zum Beispiel in Ostpreußen, während dann die später stattfindende Abstimmung volle 2 % für die Polen ergab. In dem dann endgültig auf Kosten des früheren Rußland, Oesterreich und Deutschland geschaffenen Staat wurden die nichtpolnischen Völker so barbarisch mißhandelt und unterdrückt, tyrannisiert und gefoltert, daß jede Abstimmung nur mehr vom Belieben des jeweiligen Woiwoden abhängig war und somit das ge⸗ wünschte oder verlangte gefälschte Resultat ergab. Allein auch das unzweifelhaft polnische Element selbst erhielt kaum eine höhere Bewertung. Wenn dieses Gebilde von den Staats⸗ männern unserer westlichen Halbkugel auch noch als Demo⸗ kratie angesprochen wurde, dann war dies eine Verhöhnung der Grundlagen ihrer eigenen Systeme. Denn in diesem Lande regierte eine Minorität aristokratischer oder nicht⸗ aristokratischer Großgrundbesitzer und vermögender Intellek⸗ tueller, für die das eigene polnische Volk nur im günstigsten Falle eine Masse von Arbeitskräften darstellte. Hinter diesem Regime standen deshalb auch niemals mehr als 15 % der Gesamtbevölkerung. Dem entsprach die wirtschaftliche Notlage und der kulturelle Tiefstand. Im Jahr 1919 übernahm dieser Staat von Preußen und auch von Oesterreich in jahrhunderte⸗ langer Arbeit mühselig entwickelte, ja zum Teil geradezu blühende Provinzen. Heute, 20 Jahre später, sind sie im Be⸗ griff, allmählich wieder zu versteppen. Die Weichsel, der Strom, dessen Meeresmündung für die polnische Regierung immer so ungeheuer wichtig war, ist mangels jeder Pflege schon jetzt ungeeignet für jeden wirklichen Verkehr und je nach der Jahreszeit entweder ein wilder Strom oder ein aus⸗ getrocknetes Rinnsal. Städte und Dörfer sind verwahrlost. Die Straßen mit geringsten Ausnahmen verlottert und ver⸗ kommen. Wer zum ersten Male dieses Land zwei oder drei Wochen lang besichtigt, der erhält erst einen Begriff vom Sinn des Wortes: „Holnische Wirtschaft“!

Trotz der unerträglichen Zustände in diesem Lande hat Deutschland versucht, ein erträgliches Verhältnis zu ihm herzustellen.

Ich selbst habe mich in den Jahren 1933 und 1934 be⸗ müht, irgendeinen gerechten billigen Ausgleich zwischen unseren nationalen Interessen und den Wünschen auf Auf⸗ rechterhaltung des Friedens mit diesem Lande zu finden. Es gab eine Zeit, da Marschall Pilsudski noch lebte, in der es zu gelingen schien, diese Hoffnung wenn auch in beschei⸗ denem Ausmaß verwirklichen zu können. Es gehörte dazu eine unerhörte Geduld und eine noch größere Selbstüber⸗ windung. Denn für viele der polnischen Woiwoden schien die staatliche Verständigung zwischen Deutschland und Polen nur ein Freibrief zu sein, für die nunmehr erst recht ungefährliche Verfolgung und Vernchtung des dortigen Deutschtums.

In den wenigen Jahren bis 1922 haben über 1 ½ Millionen Deutsche ihre frühere Heimat verlassen müssen.

Sie wurden davongejagt, ohne oft auch nur ihre notwendigsten Kleider mitnehmen zu können. Als im Jahre 1938 das Olsaer Gebiet an Polen fiel, gingen diese mit der gleichen Methode auch gegen die dort wohnenden Tschechen vor. Viele Tausende von ihnen mußten oft innerhalb weniger Stunden von ihren Arbeitsstätten, ihren Wohnungen, ihren Dörfern und Städten fort, kaum daß ihnen gestattet war, auch nur einen Koffer oder ein Kistchen mit Kleidungsstücken mitzu⸗ nehmen. So ging es in diesem Staate seit Jahren zu, und jahrelang haben wir dem zugesehen. Immer bestrebt, durch eine Verengung unseres staatspolitischen Verhältnisses viel⸗ leicht eine Besserung des Loses der dort lebenden unglücklichen Deutschen erreichen zu können. Allein, es konnte nicht über⸗ sehen werden, daß jeder deutsche Versuch, auf diesem Wege zu einer Behebung der Mißstände zu kommen, von den polnischen Herrschern nur als Schwäche ausgelegt wurde. Vielleicht sogar als Dummheit. Da die polnische Regierung nun daranging, auf tausend Wegen auch

Danzig

allmählich zu unterjochen, versuchte ich, durch g ignete Vor⸗ schläge eine dtaheg.ieserähege. die nationalpolitisch Danzig entsprechend dem Willen seiner Bevölkerung Deutschland an⸗ gliedern konnte, ohne den wirtschaftlichen Bedürfnissen und sogenannten Rechten Polens dadurch Abbruch zu tun. Wenn heute jemand behauptet, daß es sich hier um ultimative Forderungen gehandelt hätte, dann ist dies eine Lüge. Denn

die im März 1939 der polnischen Regierung zugeleiteten Lösungsvorschläge

waren nichts anderes als die von mir persönlich mit dem Außenminister Beck selbst schon längst vorher besprochenen Anregungen und Gedanken.

Nur daß ich glaubte, im Frühjahr 1939 der polnischen Regierung vor ihrer eigenen öffentlichen Meinung das Ein⸗ gehen auf diese Vorschläge erleichtern zu können durch das An⸗ gebot, als Aequivalent ihr einen Anteil an der von der Slo⸗ wakei gewollten Sicherung ihrer Unabhängigkeit einräumen zu können. Wenn die polnische Regierung damals nun das Eingehen auf eine Besprechung dieser Vorschläge ablehnte,

1. Die hinter ihr stehenden aufgeputschten chauvinistischen Triebkräfte dachten überhaupt nicht daran, die Frage Danzig zu lösen, sondern im Gegenteil, sie lebten bereits in den später publizistisch und rednerisch vorgetragenen Hoffnungen, weit über Danzig hinaus das deutsche Reichsgebiet erwerben, d. h. also angreifen und erobern zu können. Und zwar blieben diese Wünsche nicht etwa bei Ostpreußen stehen, nein, in einer Flut von Publikationen und in einer fortgesetzten Folge von Ansprachen und Reden, von Resolutionen usw. wurde außer der Einverleibung Ostpreußens auch noch die Annektion von Pommern, Schlesien verlangt, die Oder als mindeste Grenze gefordert, ja, am Ende sogar die Elbe als die natürliche Scheidelinie zwischen Deutschland und Polen bezeichnet. Diese heute vielleicht als irrsinnig empfundenen, damals aber mit fanatischem Ernst vorgetragenen Forderungen wurden in einer geradezu lachhaften Weise motiviert mit der Behauptung einer „polnischen zivilisatorischen Mission“ und als berechtigt, weil erfüllbar hingestellt mit dem Hinweis auf die Kraft der polnischen Armee. Während ich dem damaligen polnischen Außenminister die Einladung zu Besprechungen über unsere Vorschläge schickte, schrieben die polnischen militärischen Zeit⸗ schriften bereits von der Wertlosigkeit des deutschen Heeres, der Feigheit des deutschen Soldaten, der Minderwertigkeit der deutschen Waffen, der selbstverständlichen Ueberlegenheit der polnischen Wehrmacht und der Sicherheit im Falle eines Krieges, die Deutschen vor Berlin zu schlagen und das Reich zu vernichten. Der Mann aber, der die deutsche Armee vor Berlin „zerhacken“ wollte, war nicht irgendein kleiner pol⸗ nischer Analphabet, sondern der z. Z. in Rumänien sitzende Generalissimus Rydz⸗Smigly (stürmische Pfui⸗Rufe). Was Deutschland und die deutsche Wehrmacht an Verletzungen und Beleidigungen durch diese militärischen Dilettanten einstecken mußten, wäre von keinem anderen Staat hingenommen wor⸗ den, allerdings auch von keinem anderen Volk zu erwarten gewesen.

Kein französischer und auch wohl kein englischer General würde sugf fenaas ähnliches Urteil über die deutsche Wehrmacht erlaubt haben und umgekehrt kein deutscher über

die englischen, französischen oder italienischen Soldaten, so.

wie wir dies seit Jahren und nach dem März 1939 immer wieder von polnischer Seite zu hören und zu lesen bekamen. Es gehörte eine große Selbstüberwindung dazu, diesen frechen, unverschämten Anpöbelungen gegenüber ruhig zu bleiben trotz dem Bewußtsein, daß die deutsche Wehrmacht in wenigen Wochen diesen ganzen lächerlichen Staat samt seiner Armee zerschlagen und von der Erde hinwegfegen würde. Allein, diese Geisteshaltung, für die die führende Schicht in Polen selbst verantwortlich war, bildete die erste Ursache, warum

die polnische Regierung es ablehnte, die deutschen Vorschläge

auch nur in einer Diskussion zu erörtern. 18

Der zweite Grund aber lag in jenem un⸗ seligen Garantieversprechen,

das man einem Staat gab, der überhaupt nicht bedroht war, der aber, nunmehr gedeckt durch zwei Weltmächte, sich sehr

schnell in die Ueberzeugung hineinlebte, eine Großmacht

ungestraft provozieren zu können, ja vielleicht sogar hoffte, damit die Voraussetzung für die Verwirklichung seiner eigenen hirnverbrannten Ambitionen herbeiführen zu können. Denn S sich Polen im Besitz dieser Garantie wußte, begann für ie dort lebenden Minoritäten ein wahres Schreckens⸗ regiment. Ich habe nicht die Aufgabe, über das Los der ukrainischen oder der weißrussischen Volksteile zu sprechen, deren Interessen liegen heute bei Rußland. Aber ich habe die Pflicht, über das Los jener Hunderttausende von Deutschen zu reden, die einst diesem Lande seit vielen hundert Jahren überhaupt erst die Kultur gebracht haben, die man nun auszutreiben, zu unterdrücken und zu vergewaltigen begann, die aber seit dem März 1939 einem wahrhaft satanischen Schreckensregime ausgeliefert waren. Wieviele von ihnen verschleppt sind, wo sie sind, kann auch heute nicht festgestellt werden. Ortschaften mit Hunderten an deutschen Einwohnern haben keine Männer mehr. Sie sind restlos ausgerottet worden. In anderen wieder hat man die Frauen verge⸗ waltigt und ermordet, Mädchen und Kinder geschändet und getötet. b

Im Jahre 1598 schrieb der Engländer Sir George Carew in seinen diplomatischen Berichten an die Britische Regierung, daß die hervorstechendsten Charaktereigenschaften der Polen Grausamkeit und moralische Zügellosigkeit seien. Diese Grausamkeit hat sich in den vergangenen Jahrhunderten nicht geändert. So wie man erst Zehntausende und Zehn⸗ tausende von Deutschen abschlachtete und in sadistischer Weise zu Tode marterte, so hat man die während des Kampfes gefangenen deutschen Soldaten gefoltert und maseakriert. Dieses Schoßkind der westeuropäischen De⸗ mokratien gehört überhaupt nicht zu den kulturellen Nationen. Ueber vier Jahre lang war ich im großen Krieg im Westen. Auf keiner der streitenden Seiten wurde damals etwas Aehnliches getan. Was sich aber in diesem Lande in den letzten Monaten abgespielt hat und in den letzten vier Wochen ereignete, ist eine einzige Anklage gegen die verantwortlichen Macher eines sogenannten Staats⸗ gebildes, dem jede volkliche, historische, kulturelle und sittliche Voraussetzung fehlt. Wenn nur 1 % von diesen Scheußlich⸗ keiten irgendwo in der Welt an Engländern verübt würde, dann möchte ich die empörten Biedermänner sehen, die heute in scheinheiliger Entrüstung das deutsche oder russische Vor⸗ Fehen verurteilen (stürmisch stimmen die Abgeordneten des

eutschen Volkes den Feststellungen des Führers zu).

Nein! Diesem Staat und diesfer nee.e neg. eine Garantie ausstellen, 2 wie dies geschehen war, Henmee nur zu schwerstem Unheil führen. Weder die polnische Regierung oder der sie tragende kleine Klüngel noch das polnische Staats⸗

volk als solches waren befähigt, die Verantwortung zu er⸗

messen, die in einer solchen Verpflichtung halb Europas zu

ihren Gunsten lag.

V

Aus 55 aufgeputschten Leidenschaft einerseits sowie aus dem Gefühl der Sicherheit, die ja Polen unter allen Umständen garantiert worden war, entsprang das Verhalten der pol⸗ nischen Regierung in der Zeit zwischen den Monaten April

11“ E11u] .

und August dieses Jahres. Dies bedingt auch die Stellung⸗ nahme zu meinen Befriedungsvorschlägen. 1

Die Regierung lehnte diese Vorschläge ab, weil sie sich von der öffentlichen Meinung gedeckt oder sogar angetrieben fühlte, und die öffentliche Meinung deckte und trieb sie auf diesen Weg, weil sie von der Regierung nicht eines Besseren belehrt worden war und vor allem, weil sie sich bei jedem Akt nach außen hin als genügend gesichert empfand. So mußte es zur Häufung der furchtbaren Terrorakte gegen das

deutsche Volkstum kommen, zur Ablehnung aller Lösungsvor⸗-

schläge und endlich zu immer größeren Uebergriffen auf das Reichsgebiet selbst. Es war bei einer solchen Mentalität allerdings wohl auch verständlich, daß man dann die deutsche Langmut nur als Schwäche ansah, d. h. daß jedes deutsche Nachgeben nur als Beweis für die Möglichkeit eines weiteren Vorgehens angesehen wurde. Die Warnung an die polnische Regierung, Danzig nicht mehr mit weiteren ultimativen Noten zu belästigen und vor allem die Stadt auf die Dauer nicht wirtschaftlich zu erdrosseln, führte zu keiner Erleichterung der Lage, sondern im Gegenteil zur verkehrstechnischen Ab⸗ schnürung der Stadt. Die Warnung, die ewigen Er⸗ schießungen, Mißhandlungen und Marterungen der Volks⸗ deutschen endlich einzustellen bzw. ihnen entgegenzutreten, führte zu einer Vermehrung dieser grausamen Akte und zu verschärften Aufrufen und Hetzreden der polnischen Woiwoden und militärischen Machthaber. Die deutschen Vorschläge, noch in letzter Minute einen billigen und vernünftigen Aus⸗

gleich herzustellen, wurden mit der Generalmobilmachung be⸗

antwortet. Das deutsche Ersuchen (entsprechend der von Eng⸗ land selbst gegebenen Anregung), einen Unterhändler zu schicken, wurde nicht befolgt und am zweiten Tag mit einer geradezu verletzenden Erklärung beantwortet. Unter diesen Umständen war es klar, daß bei weiteren Angriffen auf das Reichsgebiet die deutsche Geduld nunmehr ihr Ende finden würde. Was die Polen fälschlicherweise als Schwäche aus⸗ gelegt hatten, war in Wirklichkeit unser Verantwortungs⸗ bewußtsein und mein Wille, wenn irgend möglich doch noch zu einer Verständigung zu kommen. Da sie aber glaubten, daß diese Geduld und diese Langmut als Schwäche ihnen alles gestatten würde, blieb nicht anderes übrig, als sie über diesen Irrtum aufzuklären und endlich mit den Mitteln zurückzu⸗

schlagen, deren sie sich selbst seit Jahren bedient hatten (aufs

neue braust dem Führer stürmischer Beifall entgegen).

Unter diesen Schlägen ist dieser Staat nun in wenigen Wochen zerfallen und hinweggefegt worden. Eine der unsinnigsten Taten von Versailles ist damit beseitigt. (Der Reichstag jubelt dem Führer mit brausenden Heil⸗ rufen zu.) Wenn sich nun in diesem deutschen Vorgehen eine Inter⸗

essengemeinschaft mit Rußland

ergeben hat, so ist diese nicht nur in der Gleichartigkeit der Probleme begründet, die die beiden Staaten berühren, son⸗ dern auch in der Gleichartigkeit der Erkenntnisse, die sich in beiden Staaten über die Auͤsgestaltung der Beziehungen zu⸗ einander herausgebildet haben.

Ich habe schon in meiner Danziger Rede erklärt, daß Rußland nach Prinzipien organisiert ist, die verschieden sind

von unseren deutschen. Allein, seit es sich ergab, daß Herr

Stalin in diesen russisch⸗sowjetischen Prinzipien keinen

Hinderungsgrund erblickte, mit Staaten anderer Auffassung

freundschaftliche Beziehungen zu pflegen, kann auch das natio⸗ nalsozialistische Deutschland keine Veranlassung mehr sehen, etwa seinerseits einen anderen Maßstab anzulegen. Sowjet⸗ rußland ist Sowjetrußland, das nationalsozialistische Deutsch⸗ land ist das nationalsozialistische Deutschland. Eines aber ist sicher: im selben Moment, in dem die beiden Staaten sich

gegenseitig ihre verschiedenen Regime und deren Prinzipien

respektieren, entfällt jeder Grund für irgendeine gegenseitige

feindselige Haltung. (Die Männer des Deutschen Reichstags g. 85 mit

minutenlangen Kundgebungen diesen Fest⸗

tellungen des Führers zu.) In geschichtlich langen Zeit⸗

räumen der Vergangenheit hat es sich erwiesen, daß die Völker

dieser beiden größten Staaten Europas dann am glücklichsten

waren, wenn sie miteinander in Freundschaft lebten. Der

große Krieg, den einst Deutschland und Rußland gegenein⸗ ander führten, ist zum Unglück beider Länder geworden. Es ist verständlich, daß besonders die kapitalistischen Staaten des Westens heute ein Interesse daran besitzen, die beiden Staaten und ihre Prinzipien wenn möglich gegeneinander auszu⸗

spielen. Sie würden zu diesem Zweck und insoweit sehr wohl

Sowjetrußland als genügend salonfähig betrachten, um mit ihm nützliche Militärbündnisse abzuschließen. Sie halten es aber für eine Perfidie, wenn diese ehrbare Annäherung ab⸗ gelehnt wird, und sich stattdessen eine Annäherung zwischen

8 jenen Mächten ergibt, die allen Grund haben, in gemeinsamer

friedlicher Zusammenarbeit, im Ausbau ihrer wirtschaftlichen Beziehungen das Glück ihrer Völker zu suchen. Ich habe schon

vor einem Monat im Reichstag erklärt, daß

der Abschluß des deutsch⸗russischen Nicht⸗ angriffspaktes eine Wende in der ganzen deutschen Außenpolitik

bedeutet. Der unterdes zwischen Deutschland und Sowjet⸗ rußland abgeschlossene neue Freundschafts⸗ und Interessen⸗ pakt wird beiden Staaten nicht „nur den Frieden, sondern eine glückliche dauerhafte Zusammenarbeit ermöglichen.

Deutschland und Rußland werden gemeinsam eine der gefährlichsten Stellen Europas ihres bedroh⸗ lichen Charakters entkleiden und jeder in seinem Raume zur Wohlfahrt der dort lebenden Menschen und damit zum europäischen Frieden beitragen.

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Wenn heute gewisse Kreise darin je nach he. bald eine

Niederlage Rußlands oder eine Niederlage Deutschlands er⸗ blicken wollen, so möchte ich ihnen darauf folgende Antwort

geben: Man hat seit vielen Jahren der deutschen Außenpolitik

Ziele angedichtet, die der Phantasie eines Gym⸗

nasiasten entspringen könnten. In einem Augenblick, da

Deutschland um die Konsolidierung eines Lebensraumes

ringt, der nur wenige 100 000 qkm umfaßt, erklären un⸗ verschämte Zeitungsschreiber in Staaten, die selbst 40 Mil⸗

lionen akm beherrschen, Deutschland strebe seinerseits in

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diesem Kampf nach der Weltherrschaft. Die deutsch⸗russischen Abmachungen müßten gerade für diese besorgten Advokaten der Weltfreiheit eine ungeheure Beruhigung darstellen, denn sie zeigen ihnen doch wohl in authentischer, Weise, daß alle diese Behauptungen eines Strebens Deutschlands nach dem Ural, der Ukraine, Rumänien usw. nur eine Ausgeburt ihrer erkrankten Marsphantasie waren. In einem allerdings ist der Entschluß Deutschlands ein unabänderlicher, nämlich: auch

im Osten unseres Reiches friedliche stabile und damit tragbare Verhältnisse herbeizuführen.

Und gerade hier decken sich die deutschen Interessen und Wünsche restlos mit denen Sowjet⸗Rußlands. Staaten sind resch sen, es nicht zuzulassen, daß zwischen ihnen problematische Zustände entstehen, die den Keim von inneren Unruhen und damit auch äußeren Störungen in sich bergen und vielleicht das Verhältnis der beiden Großmächte zueinander irgendwie ungünstig tangieren könnten. Deutsch⸗ land und Sowjet⸗Rußland haben daher eine klare Grenze der beiderseitigen Interessengebiete gezogen mit dem Ent⸗ schluß, jeder auf seinem Teil für die Ruhe und Ordnung zu sorgen und alles zu verhindern, was dem anderen Partner einen Schaden zufügen könnte.

Die Ziele und Aufgaben, die sich aus dem Zerfall des polnischen Staates ergeben,

sind dabei, soweit es sich um die deutsche Interessensphäre handelt, etwa fetzendes.” ceS 1. Die Herstellung einer Reichsgrenze, die den historischen, ethnographischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten gerecht wird. Die Befriedung des gesamten Gebietes im Sinne der Herstellung einer tragbaren Ruhe und Ordnung. .Die absolute Gewährleistung der Sicherheit nicht nur des Reichsgebietes, sondern der gesamten Interessen⸗ zone.

Die Neuordnung, der Neuaufbau des wirtschaftlichen Lebens, des Verkehrs und damit aber auch der kulturellen und zivilisatorischen Entwicklung.

.Als wichtigste 8 aber: eine neue Ordnung der ethnographischen Verhältnisse, das heißt, eine Um⸗ siedlung der Nationalitäten so, daß sich am Abschluß der Entwicklung bessere Trennungslinien ergeben, als es heute der Fall ist (wieder unterstreicht der Deutsche Reichstag diese Worte des Führers mit lang anhaltenden Beifallskundgebungen). In diesem Sinne aber handelt es sich nicht um ein Problem, das auf diesen Raum beschränkt ist, sondern um eine Aufgabe, die viel weiter hinausgreift. Denn der ganze Osten und Süd⸗ osten Europas ist zum Teil mit nichthaltbaren Splittern des deutschen Volkstums gefüllt. Gerade in ihnen liegt ein Grund und eine Ursache fortgesetzter zwischenstaatlicher Störungen. Im Zeitalter des ie⸗ tionalitäten⸗Prinzips und des Rassegedankens ist es utopisch, zu glauben, daß man diese Angehörigen eines hochwertigen Volkes ohne weiteres assimilieren könne. Es gehört daher zu den Aufgaben einer weitschauenden Ordnung des europäischen Lebens, hier Umsiedlungen vorzunehmen, um auf diese Weise wenigstens einen Teil der europäischen Konfliktstoffe zu beseitigen (die Kundgebungen des Reichstags wiederholen sich). Deutschland und die Union der Sowjet⸗Republiken sind übereingekommen, sich hierbei gegenseitig zu unterstützen (aufs Neue erhebt sich brausender Bekfalh Die Deutsche Reichsregierung wird es dabei niemals zugeben, daß der entstehende polnische Reststaat irgend⸗ ein störendes Element für das Reich selbst oder gar eine Quelle von Störungen zwischen dem Deutschen Reich und Sowjet⸗Rußland werden könnte.

Wenn Deutschland und Sowjetrußland diese Sanierungs⸗ arbeit übernehmen, dann können beide Staaten mit Recht darauf hinweisen, daß der Versuch, dieses Problem mit den Methoden von Versailles zu lösen, restlos mißlungen ist. Und er mußte mißlingen, weil diese Aufgaben überhaupt nicht vom grünen Tisch aus oder durch einfache Anordnungen erledigt werden können. Die meisten der Staatsmänner, die in Ver⸗ sailles über diese komplizierten Probleme zu urteilen hatten, besaßen nicht die geringste historische Vorbildung, ja oft nicht einmal eine blasse Ahnung von dem Wesen 2 ihnen ge⸗ stellten Aufgabe.

Sie trugen aber auch keinerlei Verantwortung für die Folgen ihres Handelns. Die Erkenntnis, daß ihr Verk viel⸗ eicht doch nicht richtig sein könnte, war deshalb ohne Bedeu⸗ tung, weil in der Praxis kein Weg zu einer wirklichen Re⸗ vision vorhanden war. Denn im Versailler Vertrag war wohl vorgesehen, daß die Möglichkeit solcher Revisionen offen blei⸗ ben müßte, allein in der Wirklichkeit sind alle Versuche, zu einer solchen Revision zu kommen, gescheitert, und sie mußten um so mehr scheitern, als ja

der Völkerbund

als die zuständige Instanz aufhörte, eine innere Berechtigung für die Durchführung einer solchen Prozedur in Anspruch nehmen zu können. Nachdem es zuerst Amerika abgelehnt hatte, den Friedensvertrag von Versailles zu sanktionieren oder gar in den Völkerbund einzutreten, später aber auch andere Völker ihre Anwesenheit in diesem Gremium mit den Interessen ihrer Länder nicht mehr vereinbaren zu können glaubten, sank diese Vereinigung immer mehr zu einem Zirkel der des Versailler Diktats herab. emht ist jedenfalls, daß keine der von Aufang an als notwendig er⸗ kannten Revisionen durch den Völkerbund erfolgt ist. Da sich in der heutigen Zeit der Gebrauch einbürgert, eine geflüchtete Regierung noch immer als existent zu betrachten, auch wenn sie nur aus drei Mitgliedern besteht, sofern sie nur soviel Geld mitgenommen hat, um nicht den demokratischen Gast⸗ ländern wirtschaftlich zur Last zu fallen, ist anzunehmen, daß auch der Völkerbund tapfer weiter bestehen wird, wenn auch nur zwei Nationen in ihm de seemteehen. Ja, am Ende tut es vielleicht auch eine! Nach dem Gesetz des Bundes aber würde jede S der Versailler Klauseln auch dann noch ausschließlich dieser illustren Vereinigung unterstehen, d. h. mit anderen Worten, praktisch unmöglich sein. Nun ist der Völkerbund nichts Lebendes, sondern schon heute etwas Totes, aber die betroffenen Völker sind nicht tot, sondern sie leben. Und ihre Lebensinteressen werden sie auch dann durchsetzen, wenn der Völkerbund unfähig sein sollte, sie zu sehen, zu be⸗ greifen oder zu berücksichtigen.

*

Die beiden

Der Nationalsozialismus ist]/ Holland weiterzuführen versucht, es hat

daher auch keine Erscheinung, die in Deutschland groß wurde, um mit boshafter Absicht dem Völkerbund seine Revisions⸗ bestrebungen zu verhindern, sondern eine Bewegung, die kam, weil man 15 Jahre lang die Revision der Unter⸗ drückung drr natürlichsten Menschen⸗ und Volksrechte einer großen Nation verhinderte. Und ich persönlich möchte es mir verbitten, wenn ein fremder Staatsmann nun auftritt und erklärte, ich sei wortbrüchig, weil ich diese Revisionen nun durchgeführt habe. Ich habe im Gegenteil dem deutschen Volk mein heiliges Wort verpfändet, den Versailler Vertrag (bei diesen Worten des Führers bricht unbeschreiblicher Jubel los; die Abgeordneten erheben sich und feiern minutenlang den Führer mit immer wieder neu einsetzenden Sieg⸗Heil⸗Rufen) zu beseitigen und ihm das natürliche Lebensrecht als große Nation wiederzugeben. Das Ausmaß, in dem ich dieses Lebensrecht sicherstelle, ist ein bescheidenes. Wenn 46 Millionen Engländer das Recht in Anspruch nehmen, 40 Millionen qkm der Erde zu beherrschen, dann ist es kein Unrecht, wenn 82 Millionen Deutschen das Recht verlangen, in 800 000 qkm zu leben, dort ihren Acker zu bebauen und ihrem Handwerk nachzugehen (erneuter Beifall). Und wenn sie weiter ver⸗

langen, daß man ihnen jenen kolonialen Besitz zurückgibt, der

einst ihr Eigen war, den sie Niemanden durch Raub oder Krieg abnahmen, sondern den sie sich durch Kauf, Tausch und Verträge redlich erworben haben (mit stürmischen Beifall stimmt der Reichstag dem Führer zu). Ich versuchte außerdem bei allen Forderungen, die ich aufstellte, immer erst auf dem Wege von Verhandlungen die Revision zu erreichen. Ich habe es allerdings abgelehnt, das deutsche Lebensrecht irgend⸗ einem internationalen nicht zuständigen Konsortium als untertänige Bitte vorzutragen (mit brausenden Heil⸗Rufen jubeln die Männer des Reichstages dem Führer zu)! So wenig ich annehme, daß Großbritannien um die Respektierung seiner Lebensinteressen bittet, so wenig soll man das gleiche vom nationalsozialistischen Deutschland erwarten. Ich habe aber, das muß ich hier in feierlicher Weise erklären, das Aus⸗ maß außerordentlich begrenzt. Ich habe besonders überall dort, wo ich nicht die natürlichsten Lebensinteressen meines Volkes bedroht sah, dem deutschen Volk selbst geraten, sich zu bescheiden und zu verzichten. Irgendwo aber müssen diese 80 Millionen leben. Denn eine Tatsache hat auch der Versailler Vertrag nicht aus der Welt zu schaffen vermocht: er hat wohl in der unvernünftigsten Weise Staaten aufgelöst, Wirtschafts⸗ gebiete zerrissen, Verkehrslinien durchschnitten usw., aber die Völker, d. h. die lebendige Substanz aus Fleisch und Blut, ist geblieben, und sie wird auch in der Zukunft bleiben (erneute stürmische Zustimmung).

Es kann nun nicht bestritten werden, daß, seit das deut⸗ sche Volk im Nationalsozialismus seine Wiederauferstehung erhalten und gefunden hat, eine Klärung des deutschen Ver⸗ hältnisses zur Umwelt in einem großen Ausmaß eingetreten ist.

Die Unsicherheit, die heute das Zusammenleben der Völker belastet, stammt nicht aus deutschen Forderungen, son⸗ dern aus den publizistischen Verdächtigungen der sogenannten Demokratien. Die deutschen Forderungen selbst sind sehr klar und präzise gestellt worden. Sie haben allerdings ihre Erfüllung gefunden nicht dank der Einsicht des Genfer Völker⸗ bundes, dank der Dynamik der natürlichen Entwick⸗ lung. Das Ziel der von mir geführten Außenpolitik des Reiches war aber in keinem Fall ein anderes, als dem deut⸗ schen Volk die Existenz und damit das Leben sicherzustellen, die Ungerechtigkeiten und Unsinnigkeiten eines Vertrages zu beseitigen, der ja nicht nur Deutschland wirtschaftlich zerstört hat, sondern die Siegernationen genau so in das Verderben hineinriß. Im übrigen aber war die ganze Arbeit der Wiederaufrichtung des Reiches eine nach innen gewandte. In keinem Land der Welt war deshalb auch die Sehnsucht nach Frieden größer als im deutschen Volk. Es ist ein Glück für die Menschheit und kein Unglück, daß es mir gelungen war, ohne innerpolitische Belastung der fremden Staats⸗ männer die wahnsinnigsten Unmöglichkeiten des Versailler Vertrages friedlich zu beseitigen. Daß diese Beseitigung im einzelnen für gewisse Interessenten schmerzlich sein mochte, ist verständlich.

Allein, um so größer ist wohl das Verdienst, daß sich die neue Regelung in allen Fällen mit Ausnahme der letzten ohne Blutvergießen vollzog. Die letzte Revision dieses Ver⸗ trages aber hätte genau so auf friedlichem Wege erfolgen können, wenn nicht die von mir erwähnten zwei Umstände sich zum Gegenteil ausgewirkt hätten. Die Schuld daran tragen aber in erster Linie jene, die nicht nur nicht erfreut waren über die früheren friedlichen Revisionen, sondern die es im Gegenteil beklagten, auf friedlichem Weg ein neues Mitteleuropa sich aufbauen zu sehen, und zwar ein Mittel⸗ europa, das allmählich seinen Bewohnern wieder Arbeit und Brot geben konnte.

Ich habe es erwähnt, daß es ein Ziel der Reichsregie⸗ rung war,

Klarheit in die Beziehungen zwischen uns und unseren Nachbarn

zu bringen Und ich darf hier nun auf Tatsachen hinweisen, die nicht durch die Schreibereien internationaler Presselügner aus der Welt zu schaffen sind:

1. Deutschland hat mit den baltischen Staaten Nicht⸗ angriffspakte abgeschlossen. Seine Interessen sind dort aus⸗ schließlich wirtschaftlicher Natur.

2. Deutschland hat mit den nordischen Staaten schon früher keine Interessenkonflikte oder gar Streitpunkte besessen und hat sie heute genau so wenig. Schweden und Norwegen haben beide von Deutschland Richtangriffspakte angeboten erhalten und sie nur abgelehnt, weil sie sich selbst gar nicht als irgendwie bedroht fühlten.

3. Deutschland hat Dänemark gegenüber beinerlei Konse⸗ quenzen aus der im Versailler Vertrag vorgenommenen Ab⸗ trennung des vanr Gebietes gezogen, sondern im Gegen⸗ teil mit Dänemark ein loyales und freundschaftliches Ver⸗ hältnis hergestellt.

Wir haben keinerlei Forderungen guf eine Revision erhoben, sondern mit Dänemark einen Nich

angriffspakt abgeschlossen. Das Verhältnis zu diesem Staat ist damit auf eine unabänderliche loyale und freundschaftliche Zusammenarbeit gerichtet.

4. Holland:

Das neue Reich hat die traditionelle veeue 89 zu eine Differenz