Vorſteher Roſenberg: Punkt 5 der Tagesordnung: Vorlage betreffend die Einrichtung von Michacliscoeten am Mommſengymnaſium in der Wormſer Straße. Druckſache 189. Stadtu. Dr. Freutzel: Meine Herren, ich habe mich zum Worte gemeldet, um wegen eines Wider⸗ ſpruchs den Magiſtrat um Aufklärung zu bitten. Sie finden hier in der Begründung der Vorlage auf Seite 210 die Bemerkung, daß an dem Mommſen⸗ gymnaſium zuerſt Michaelis 1904 eine dritte Vor⸗ ſchulklaſſe eingerichtet werden ſoll. Es iſt uns gleich⸗ zeitig aber mit der Druckſache auch der Bericht über das Schuljahr 1903)04 vom Mommſengymnaſium, unterzeichnet Przygode, zugegangen, und da finden Sie auf der letzten Seite, pag. 24, unter „Mittei⸗ lungen an die Eltern“ eine Bemerkung: „Der An⸗ fang wird damit gemacht werden, daß am 1. Oktober eine 3⸗M und eine vI⸗ eröffnet wird.“ Ich möchte an den Vertreter des Magiſtrat die Anfrage richten, wie ſich dieſe beiden Mitteilungen zu einander ver⸗ halten, und was denn nun eigentlich wirklich geſchehen ſoll. Soll im Oktober dieſes Jahres eine dritte Vor⸗ ſchulklaſſe als Michaeliscoetus oder ſoll eine dritte Vorſchulklaſſe und eine vI1-M eingerichtet werden? Stadtſchulrat Dr. Neufert: Die Mitteilung des Dirigenten Dr. Przygode in dem Programm beruht auf einem Irrtum. Nach dem Magiſtratsbeſchluß ſoll Michaelis dieſes Jahres mit dem Aufbau des neuen Michaeliscoetus von der unterſten Klaſſe der geſamten Anſtalt — einſchließlich Vorſchule und höherer Lehranſtalt — begonnen werden. Alſo nur um die dritte Vorſchmtlaf handelt es ſich. Stadtv. Dr. VBorchardt: Meine Herren, ich habe nur kurz zu erklären, daß wir den Gründen des Magiſtrats, die er in ſeiner Vorlage anführt für die Einrichtung der Michaeliscoeten, volle Berechtigung zuerkennen. Aber trotz dieſer Gründe ſind wir nicht in der Lage, für dieſe Vorlage zu ſtimmen; denn es handelt ſich nach dieſer Vorlage nicht darum, einen Michaeliscoetus für das Gymnaſium jetzt einzurichten und alſo mit dem Aufbau dieſes Michaelis⸗ gymnaſiums zu beginnen, ſondern es handelt ſich zu⸗ nächſt darum, für die nächſten drei Jahre neue Vor⸗ ſchulklaſſen zu bewilligen. Da wir nun ſeinerzeit auch ſchon der Einrichtung der Vorſchulklaſſen über⸗ haupt widerſprochen haben und weiter auf dem Boden ſtehen, daß wir neue Vorſchulen nicht bewilligen wollen, daß wir im Gegenteil möglichſt bald dazu zu kommen ſuchen, die geſamten Vorſchulen abzuſchaffen, ſo ſind wir auch nicht in der Lage, der Schaffung dieſer Vorſchule beizuſtimmen, obwohl wir durchaus damit einverſtanden ſind, daß für das Gymnaſium Michae⸗ liscoeten eingerichtet werden. Stadtv. Dr. Hubatſch: Meine Herren, ich habe der Vorlage mit gemiſchten Empfindungen entgegen⸗ geſehen. Ich ſtehe nach wie vor auf dem Standpunkt, daß ich die Einrichtung von Michaeliscoeten neben Oſtercoeten für keinen Fortſchritt zum Beſſern anſehe. Aber der Magiſtrat hat nun einmal dieſen Beſchluß gefaßt, und nach den Erfahrungen, die ich in den vergangenen Jahren gemacht habe, muß ich annehmen, daß die Mehrheit dieſer Verſammlung dem zuſtimmen wird. Ich will es deshalb vermeiden, auf die Sache 151 ſch möchte aber etwas anderes hervorheben. Die Vorlage hat auch für mich eine Lichtſeite inſo⸗ fern, als der Grundſatz feſtgelegt wird, daß die Durch⸗ ührung der Michaelisklaſſen bis zur Oberprima er⸗ olgen ſoll. Bisher war die Sache ſo an den höheren 141 Lehranſtalten, daß die Oſter⸗ und Michacliscoeten getrennt nur durch ſechs Klaſſen geführt wurden bis zur Unterſekunda, und weil dort eine größere Maſſe von Schülern mit dem Zeugnis für den einjährigen Dienſt abgeht, hatte man die Einrichtung getroffen, daß von da ab für die Oberſekunda, Unterprima und Oberprima der gemeinſchaftliche Unterricht der beiden verſchieden vorgebildeten Abteilungen, der Michaelis⸗ und Oſterabteilung, ſtattfand. Es wird nun jeder, auch wer ſich um Schulverhältniſſe wenig kümmert, ſofort einſehen, daß in dieſer Vereinigung zwei verſchiedenartig vorgebildeter Abteilungen, von denen die eine ſchon ein halbes Jahr der Klaſſe an⸗ gehört, während die andere friſch hineingekommen iſt, eine außerordentliche Erſchwerung des Unterrichts liegt, und daß ſie jedenfalls kein Förderungsmittel für den Fortſchritt der Schüler iſt. Es iſt alſo mit Freuden zu begrüßen, daß der einſtimmige Beſchluß, den die Deputation für die höheren Lehranſtalten gefaßt hat, vom Magiſtrat nun als Grundſatz ange⸗ nommen worden iſt. Es iſt freilich hier in dieſer Vorlage nur die Rede vom Mommſengymnaſium. Ich halte es aber für ſelbſtverſtändlich, daß, wenn ein ſolcher Grund⸗ ſatz aufgeſtellt wird, daß an irgendeiner ſtädtiſchen höheren Lehranſtalt Michaeliscoeten bis zur Oberprima durchgeführt werden, es dann eine logiſche Folgerung iſt und eine einfache Forderung der Gerechtigkeit, daß an den andern Lehranſtalten derſelbe Grundſatz zur Geltung gebracht wird. (Sehr richtig!) Ich habe ſchon in den Etatsberatungen Ende Februar den Antrag ſtellen wollen, die Mittel zur Durchführung dieſer Maßregel, die augenblicklich für dies Etatsjahr noch gar keine praktiſche Bedeutung für das Mommſengymnaſium, ſehr große Bedeutung aber für die beiden älteren höheren Lehranſtalten hat, im Etat bereit zu ſtellen. Es iſt aber vom Magiſtratstiſch damals entgegnet worden, daß es un⸗ praktiſch wäre, das jetzt in den Etat hineinzubringen, und es beſſer wäre, zu warten, bis die Vorlage für das Mommſengymnaſium käme und dann den Antrag zu ſtellen. Es wurde damals vom Magiſtrat in Ausſicht geſtellt, daß dieſe Vorlage Anfang März, zur nächſten Sitzung, kommen ſollte. Das iſt nun nicht geſchehen. Ich weiß nicht, aus welchen Gründen der Magiſtrat ſo lange gezögert hat; er muß doch ſeine Gründe gehabt haben. Denn das Motiv, daß etwa dadurch die Einrichtung der ge⸗ trennten Michaeliscoeten an den höheren Lehranſtalten etwas verzögert werden ſollte, — dies Motiv kann ich dem Magiſtrat nicht unterſchieben; das halte ich nicht für denkbar. Kurzum, es hat einen Monat länger gedauert, als man annahm. Aber die Vorlage iſt nun gekommen. Freilich hatte ich erwartet, der Ma⸗ giſtrat würde, da die Vorlage eben einen Monat ſpäter kommt, als zu erwarten war, ſelbſt nun in⸗ zwiſchen dieſen Zuſatz hinzugefügt haben, der mir ſo einfach und logiſch folgerichtig erſcheint wie nur irgend etwas. Das iſt nun auch nicht geſchehen, und ſo nehme ich meinen Antrag wieder auf, den ich im Etatsausſchuß ſchon hatte ſtellen wollen, nämlich: Am Realgymnaſium und an der Oberrealſchule ſind Michaelisklaſſen ebenfalls bis zur Ober⸗ prima durchzuführen. Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, die Aus⸗ kunft, die wir vom Herrn Stadtſchulrat gehört haben, daß nämlich die Bemerkung in den Mitteilungen des Dirigenten Przygode auf einen Irrtum beruht, iſt mir nicht ſehr erfreulich geweſen. Ich habe dieſe