—— 30 — Berichterſtatter Stadtv. Heim: Meine Herren, es iſt Ihnen unter dem 14. April eine Vorlage des Magiſtrats zugegangen, welche ſich mit dem Neuban der Charlottenburger Brücke beſchäftigt, ein Gegen⸗ ſtand, der ſchon jahrelang von der Verſammlung verfolgt worden iſt. Es iſt ein Projekt aufgeſtellt von Herrn Profeſſor Schaede, das in der vorigen Sitzung generell die Zuſtimmung gefunden hat und einem Ausſchuß überwieſen worden iſt. Der Aus⸗ ſchuß hat getagt und empfiehlt Ihnen, die Magiſtrats⸗ vorlage anzunehmen, danach alſo das Projekt des Herrn Profeſſor Schaede vom 14. April zu genehmigen und außerdem die Koſten zu bewilligen, und zwar zu decken aus den Anleihemitteln 775 700 ℳ, aus dem Staatszuſchuß einſchließlich des Ablöſungs⸗ kapitals für dauernde Unterhaltung 383 300 ℳ und aus dem Ordinarium 225 000 ℳ, in Summa 1 384 000 ℳ. Der Ausſchuß hat nur einen Punkt noch beſonders im Protokoll hervorgehoben: das iſt der, daß die Nordſeite, die durch Rundungen ihren Abſchluß findet, an den beiden Rundungen eine be⸗ ſondere künſtleriſche Betonung erhalten ſoll. Meine Herren, wenn Sie den Bericht des Ausſchuſſes in den Druckſachen ſehen, ſo ſcheint die Beratung ſehr kurz erledigt worden zu ſein. Das Fazit iſt aller⸗ dings ein kurzes, die Verhandlungen aber, die geführt worden ſind, ſind ungemein eingehend geweſen, und bei der Schwierigkeit des Objektes ſind ſehr ver⸗ ſchiedene Anfichten zu Tage getreten. Ich möchte hervorheben, die Brücke kann in zwei Richtungen weſentlich zum Ausdruck kommen: entweder, wie bei allen anderen gewöhnlichen Brücken, wird die Längsrichtung der Straße betont, zu beiden Einfahrtſeiten kommen beſonders dekorative Gegen⸗ ſtände in der Mitte und am Ende, alſo ſymmetriſch zur Längsaxe. Dies Projekt iſt inſofern abnormal, als hier eine Ausbildung ſymmetriſch zur Qucraxe ſtattfindet, und zwar ſymmetriſch zu der Axe, welche von Nord nach Süd liegt. Es iſt dies durch die eigentümliche Situation der Brücke in gewiſſem Sinne begründet. Die Südſeite iſt eine Seite, welche in ihrer Anſicht beſonders ins Auge fällt. Die Nord⸗ ſeite dagegen 4. nach dem Fabriksteil hin und bietet wenig Anlaß zur Dekoration. Wenn eine Sache in der Natur bearündet iſt, iſt ſie auch kunſt⸗ gemäß durchzubilden. Ich muß, wie ſchon in früherer Sitzung, betonen: es muß immer das Natürliche durch die Kunſt zum Ausdruck gelangen. Es iſt aber, meine Herren, durchaus nicht der Kommiſſion leicht geworden, die landesübliche Ausbildung in der Richtung der Längsaxe der Straße, in der Richtung von Weſt nach Oſt zu verlaſſen. Von verſchiedenen Seiten iſt es betont worden, daß es doch ſehr er⸗ wünſcht wäre, die Verlängerung der Brücke — darauf kommt es im weſentlichen an — in der Richtung zu erreichen, daß vorgeſchobene Bauwerke, beſonders nach der Seite von Berlin zu, und auch vor⸗ geſchobene Bauwerke auf der Seite von Charlotten⸗ burg zu, wo ſie allerdings vermöge der Situation nur ganz geringen Umfang haben können, zum Aus⸗ druck kommen. Ich ſelbſt habe ja früher betont, daß das der wünſchenswerteſte Ausgang wäre. Es iſt aber doch davon abgeſehen worden, und zwar weil die Wegeführungen große Hinderniſſe für eine derartige Ausbildung legen und die Anſicht vertreten werden muß, daß künſtliche Wegeführungen zu der Brücke hinauf, von der Nordſeite beſonders, ver⸗ mieden werden müſſen. Es iſt ja auch bei vielen Brücken der Fall, daß ſie nicht ſo ſehr zur Geltung kommen bei demjenigen, der über die Brücke geht; die meiſten großen Brückenbauwerke werden bedeutend durch die Seitenanſicht, die ſie gewähren, und die Seitenanſicht fällt auch hier bei dieſer Brücke, zu⸗ erſt ins Auge und iſt beſonders für die künſt⸗ leriſche Ausſtattung maßgebend geweſen. Ich möchte noch betonen, daß andererſeits aber auch wohl wenige Brücken in der Welt ſein dürfen, bei denen die Fahrbahn trotz der unſymmetriſchen Aus⸗ geſtaltung in Bezug auf die Längsaxe mehr Schmuck hat als das Projekt, das Ihnen hier vorliegt. Ehe ich weiter gehe, muß ich folgendes erwähnen. Es find in der vorigen Sitzung, wo das Projekt behandelt worden iſt, Andentungen gegeben worden, wie das Vorprojekt des Profeſſors Schaede zu ver⸗ beſſern ſein könne. Es iſt betont worden, daß an⸗ geſtrebt werden möchte, die Dekoration mehr an die Längsrichtung der Charlottenburger Chauſſee an⸗ zuſchmiegen, was geſchehen iſt. Es iſt ferner an⸗ aeregt worden, daß die Ausbildung der Säulen, Kolonnaden und die kleinen Tempelchen wenig monu⸗ mental ſeien, und es iſt in dieſer Beziehung auch das nene Projekt, das Sie hier vor Augen ſehen, weſentlich verbeſſert worden. Es iſt jetzt eine Tor⸗ bildung an Stelle der Tempel getreten, und die beiderſeits angelegten Kolonnaden verſprechen, wenn auch keine gewaltige monumentale, ſo doch eine recht bedeutend künſtleriſche Wirkung, ſodaß in der Be⸗ ziehung im allgemeinen nur Zufriedenheit herrſchen kann. Es iſt nun — das möchte ich hier auch nicht aus dem ſtenographiſchen Bericht herauslaſſen — auch in der Kommiſſion erwähnt worden, daß weiter⸗ gehend noch eine Verbeſſerung dahin erzielt werden möchte bei ſpezieller Bearbeitung des Projektes, nicht erwa bei einer neuen Aufnellung, daß die unteren Terraſſen etwas höher gelegt werden müſſen, damit der Zwiſchenraum, die Höhendifferenz, nicht zu groß würde. Damit wird die Treppenanlage, welche von den Toren herabführt zur Terraſſe, weniger gewaltig. Die Treppenanlage iſt gegenwärtig nicht ſehr ſchön und ſteht nicht im Verhältnis zur Größe der Terraſſe. Außerdem werden wir vielleicht bei der ſpeziellen Ausführung des Projekis noch einige Sachen finden, die aus dem Maßſtabe herausfallen. Jetzt muß ich aber ſpeziell dahin kommen, daß wir es für erforderlich halten, die Nordſeite zu be⸗ tonen. Während, wie Sie ſehen, die Südſeite mit den Toren, mit den Kolonnaden, jedenfalls einen ſeyr majeſtätiſchen Eindruck machen und auch die Brücke in ihrer Längsrichtung in denkbar guter Weiſe zur Geltung bringen wird, kommt die Nordſeite ver⸗ hältnismäßig dürftig weg, und es hat paſſend ge⸗ ſchienen, an dieſen Rundungen Körper einzuſchalten, welche der Brücke auch an der Nordſeite eine gewiſſe Bedeutung verleihen. Wir wollen es dem Künſiler reſp. dem Herrn Baurat für Tiefbau ganz über⸗ laffen, in welcher Form das wohl zu machen ſei, ob es rein architektoniſch wird, oder ob ein figür⸗ licher Schmuck möglich ſein wird mit Rückſicht auf die Koſten. Jedenfalls muß eine Betonung ſtatt⸗ finden, die ja an der Nordſeite vielleicht Bezug nimmt auf das Arbeiterviertel, das ſich anſchließt, und dieſem auch eine gewiſſe Bedeutung gibt. Während Sie auf der einen Seite Tore ſehen mit Kolonnaden, würden Sie auf der anderen Seite in einfacheren Formen eine gewiſſe Betonung des Fleißes und der Arbeit ſehen. Bei den großen Schwierigkeiten, meine Herren, welche dem Projekt entgegengeſtanden haben, können wir, glaube ich, mit der endgiltigen Löſung der