—— 33 — wenigſtens einen Verſuch gemacht haben. Ich bin gern bereit, dem Herrn Bürgermeiſter das weitere Material in dieſer Beziehung, das jetzt zum erſten Mal überſichtlich zuſammengeſtellt iſt, zur Verfügung zu ſtellen. Allerdings iſt es äußerſt dürftig. Daneben haben wir auch eine ganze Reihe von Städten, die, allerdings infolge ſozialdemokratiſcher Anregungen, Bautenkontrolleure angeſtellt haben, aber nur in einer Weiſe, die uns als warnendes Beiſpiel dienen kann. Es ſind beiſpielsweiſe in Frantfurt a. M. frühere Militäranwärter als Arbeiterkontrolleure hinzugezogen. Daran liegt uns nichts. Uns liegt daran, daß Leute hinzugezogen werden, die wirklich Sachverſtändnis haben. Das können nur Leute ſein, die in der Praxis geſtanden haben und auch das Vertrauen ihrer Kollegen beſitzen. Darin irrt ſich der Herr Bürgermeiſter, daß wir verlangen, es ſollten Arbeiter ſein, die weiter im Arbeitsverhältnis ver⸗ bleiben. Ich glaube, das würde ſich ſchwer durch⸗ führen laſſen Ein Arbeiter, der ſelbſt vom Morgen bis zum ſpäten Abend arbeitet, kann natürlich die Bauten nicht kontrollieren; würde er das tun, dann würde er ſehr bald ſeine Arbeit verlieren Wir haben uns die Sache ſo gedacht, daß der Magiſtrat einen Arbeiter anſtellt; ein Titel wird ſich ja finden, darauf kommt es nicht an; und ich glaube, bei unſerem Rieſenetat kann es auf die paar hundert Mark, die die Baukontrolle erfordern würde, nicht ankommen. Alſo ich kann nur meinem Bedauern Ausdruck geben, daß, wie andere Städte, ſo auch die Stadt Charlottenburg keinen Schritt auf dieſem Gebiete unternimmt, der wirklich einen Schritt vorwärts bedeutet. Immerhin aber würde ich mich darüber freuen, wenn wenigſtens einmal bei dem nächſten Bau, der in Angriff genommen wird, mit der An⸗ ſtellung von Arbeiterkontrolleuren ein Verſuch gemacht würde. Allerdings möchte ich zum Schluß nochmals den Magiſtrat ganz entſchieden davor warnen, ſich in lange Unterhandlungen mit den Unternehmern einzulaſſen und ſo lange zu warten, bis die Herren Bauunternehmer ihre Zuſtimmung geben; denn wenn wir darauf warten, dann würde dieſe Forderung wohl nie erfüllt werden; das würde einer Vertagung ad Calendas graccas gleichkommen, und das möchte ich vermeiden. Bürgermeiſter Matting: Wie die Angelegenheit, ſich in ihrem weiteren Verlaufe entwickeln wird, kann ich, wie ich vorhin ſchon ausgeführt habe, in keiner Weiſe auch nur andeutungsweiſe ſagen. Ich bitte auch, meine Ausführungen nicht ſo zu verſtehen, daß der Magiſtrat entſchloſſen ſei, unter allen Umſtänden nun beim nächſten Bau eine ſolche Einrichtung zu treffen; ſondern bisher hat er nur beſchloſſen, die Frage weiter zu verhandeln und bei einem Neubau ſie zu prüfen. Natürlich muß er ſich dabei eines gewiſſen Entgegenkommens des Bauunternehmers vergewiſſern. Nun aber ſofort in die Bauverträge die Anſtellung eines Arbeiterkontrolleurs als eine vertragliche Pflicht der Bauunternehmer hineinzu⸗ ſchreiben, dazu wird ſich der Magiſtrat — das kann ich heute ſchon ſagen wahrſcheinlich ſehr ſchwer entſchließen können; denn dann, meine Herren, müßten Sie erſt ganz genau feſtſtellen, was für Zuſtändig⸗ keiten der Baukontrolleur auf jedem einzelnen Bau haben ſoll, was er zu tun und was er zu laſſen hat. Vorläufig ſind die Zuſtändigkeiten dieſes Mannes noch nach keiner Richtung nicht feſtgeſtellt — es ſei denn, daß wir die ſtädtiſche Baupolizei ausüben; das würde ganz etwas anderes ſein im Gegenteil, ſie müſſen erſt geſchaffen werden und können nur geſchaffen werden durch ein vertragliches Verhältnis zwiſchen dem Unternehmer und der Stadt. Die Sache ſo weit auszudehnen, nur, um Bau⸗ kontrolleure an Privatbauten anſtellen zu können, die ganze Baupolizei an ſich zu reißen, ich glaube, das wird nicht der Wunſch des Magiſtrats ſein; das halte ich für alſolut ausgeſchloſſen. Deshalb wird der Magiſtrat dieſem Gedanken nicht unnützerweiſe ſeine Zeit zuwenden. Was ſchließlich die Anfrage betrifft, ob bei den Abbruchsarbeiten in der Bismarckſtraße, die ja als ſtädtiſches Unternehmen an einen Unternehmer verpachtetſſind, ſolche Baukontrolleure eingeführt worden ſind oder für die Zukunft werden eingeführt werden, ſo muß ich das verneinen. Für die augenblicklich in Abbruch befindlichen Bauten bot ſich keine Gelegenheit, weil die Frage in keiner Weiſe gelöſt iſt, und vor allen Dingen, weil die Arbeiten mit ſolcher Beſchleunigung ausgeſchrieben und vergeben werden mußten, daß keine Möglichkeit war, dieſe ſchwierige Frage damit zu verquicken. Die Abbruchs⸗ arbeiten jenſeits der Seſenheimer Straße werden erſt im nächſten April in Angriff genommen, wenn ich recht unterrichtet bin, und wenn bis dahin die Frage entſchieden ſein wird, dann wird auch Herr Stadtv. Hirſch hierauf eine Antwort des Magiſtrats be⸗ kommen können. Stadtu. Vogel: Meine Herren, es iſt doch nicht ſo unbedeutend, was durch die Mitwirkung der Ar⸗ beiterkontrolleure feſtgeſtellt wird. Nach dem neueſten Bericht der bayriſchen Gewerbeaufſichtsbeamten für 1903 ſind in Bayern 44 Bauaufſeher aus dem Ar⸗ beiterſtande angeſtellt. Daß die Arbeitgeber, die Unternehmer nicht davon erbaut ſind, und daß ſie mit deren Zuſtimmung auch bei uns ſchwerlich werden eingeführt werden, können Sie daraus entnehmen, daß bei dem Stadtrat in Nürnberg beantragt worden iſt, die Kontrolle abzuſchaffen; aber der Stadtrat von Nürnberg hat ſich von der Zweckmäßigkeit dieſer Kontrolle ſo überzeugt, daß er dieſen Antrag abge⸗ lehnt hat. Das iſt gerade ein Beweis, daß dieſe Kontrolle ſegensreich wirkt. Ich kann Ihnen mit⸗ teilen, daß in Bayern im vorigen Jahre 9488 An⸗ ordnungen getroffen ſind, im Jahre 1902 9321. Der Herr Bürgermeiſter meinte, die Betreffenden werden Polizeibeamte. Das iſt nicht der Fall. Nach Mitteilung der „Sozialen Praxis“ ſind verſchiedene der Angeſtellten noch orgarniſiert, noch Mitglieder der Arbeiterorganiſation, ſowohl in Deutſchland wie auch in der Schweiz, in Bern und Luzern. Nach Mitteilung der Charlottenburger „Neuen Zeit“ iſt auch neulich wieder bei den Renovierungs⸗ arbeiten in der Badeanſtalt ein kleines Unglück paſſiert; ich habe darüber aber nicht Näheres in Erfahrung bringen können. Aber bei den Abbruchsarbeiten in der Bis⸗ marckſtraße iſt ein größeres Unglück ſehr wohl mög⸗ lich. Nun zu warten, bis die übrigen Abbruchs⸗ arbeiten vergeben werden, ich glaube, das wäre doch wohl ein bischen zu lange. Schon bei den jetzigen Arbeiten müßte man verſuchen, es zu ermöglichen, daß Vorſichtsmaßregeln getroffen werden. (Die Beſprechung wird geſchloſſen.) Vorſteher Roſenberg: Punkt 7 der Tages⸗ ordnung. 7 Vorlage betr. den Erwerb iner 59 m großen Uferparzelle an Straße 20 41. — Druckſache 215.