wird, ſobald er geſehen haben wird, wie ſich die lage macht, wenn ſie fertig iſt. Es liegt uns nun der Vertrag mit dem Ge⸗ heimen Baurat Kayſer vor, der der Nachfolger des Fabritanten March iſt, mit dem die vorhergehenden Verträge abgeſchloſſen ſind. Der Geheime Baurat Kayſer ſagt in dem Vertrage, den er mit dem Ma⸗ giſtrat abgeſchloſſen hat, daß er für ſich und ſeine Rechtsnachfolger ſich dieſem Vertrage unterzieht. Ich bitte Sie, meine Herren, die Magiſtrats⸗ vorlage zu 1 und 2 anzunehmen. An⸗ (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. z Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 2 1. Der Feſtſetzung anderweiter Baufluchtlinien und beſonderer Straßenfluchtlinien für die Sophien Straße nach Maßgabe des vorgelegten Entwurfs vom 31. März d. I. wird zugeſtimmt. 2. Dem Vertrage vom 25. April 1904 mit dem Geheimen Baurat Kayſer wird zugeſtimmt.) Vorſt.⸗Stellv. Kaufmann: Punkt 12 der Tages⸗ ordnung: Mitteilung des Magiſtratsbeſchluſſes vom 18. April d. I. betr. Regelung des Ver⸗ dingungsweſens. Druckſache 220. Berichterſtatter Stadtv. Marcus: Vielen von Ihnen, meine Herren, wird das ſehr nette und kluge Wort von Fritz Reuter bekannt ſein: Wenn einer kümmt un to mi ſeggt, Hei makt dat alle Minſchen recht, Denn ſegg ick: „Leiwer Fründ, mit Gunſt, Liehr mi ok de ſchwere Kunſt!“ Daran denke ich, wenn ich irgend etwas von Be⸗ trachtungen über Submiſſionsweſen leſe und erfahre. Ich ſelbſt intereſſiere mich —ſeit einer Reihe von Jahr⸗ zehnten ſogar ſchon — dafür und bin auch als lang⸗ jähriges Mitglied der ſtädtiſchen Gasdeputation in der angenehmen Lage, häufig ſolche Submiſſionen beurteilen zu können und ihre Abgabe zu ſehen. In der Tat, meine Herren, etwas ganz außer⸗ ordentlich Schwieriges iſt es, nach dieſer Richtung hin allgemeine Grundſätze feſtzuſetzen, die allen Leuten, wie Reuter ſagt, gefallen. Auf der einen Seite ſind natürlich die beſonderen Bedürfniſſe der Behörden, welche die Submiſſionen vergeben, auf der anderen dagegen die Rückſichten auf die Verhältniſſe, unter denen die Offerten erfolgen, in Betracht zu ziehen. Denn an dem Einem, meine Herren, muß man feſt⸗ halten, und namentlich die Laien in dieſer Sache bitte ich, dieſe ihnen ſchwerglaubliche Tatſache als Faktum anzunehmen: zu verdienen iſt bei Sub⸗ miſſionen außerordentlich ſelten etwas, wenn nicht gerade beſondere Konjunkturen dem Unternehmer zu ſtatten kommen. Denn wenn jemand ſich an einer Submiſſion beteiligte und von der Idee aus⸗ ginge, daß er imſtande wäre, einen höheren Pro⸗ baere für Verdienſt zuzuſchlagen und trotz dieſes öheren Prozentſatzes die Konkurrenten zu beſiegen und die Lieferung zu erhalten, dann möchte ich meinen: es kennzeichnet ſich ein ſolcher Mann von vornherein als ein höchſt unpraktiſcher und uner⸗ fahrener Mann. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß bei allen öffentlichen Submiſſionen jeder, der ernſt be⸗ 4 iſt, den Auftrag zu deenn ſeinen Verdienſt ſo herunterſchrauben muß, daß er nur in ganz ſelte⸗ nen Fällen einen nennenswerten Betrag als Verdienſt übrig behält. Wir müſſen uns vergegenwärtigen daß die Gründe, aus denen dieſer oder jener ſich an Submiſſionen beteiligt, zum nicht geringen Teile darin zu ſuchen ſind, daß er Vorräte von ſolchen Dingen hat, die gerade verlangt werden, daß er hofft, die Konjunktur werde ihm zu ſtatten kommen, dann aber auch, daß ihm daran gelegen iſt, ſeine Fabrit nicht ſtill ſtehen zu laſſen und nicht einen großen Teil ſeiner Arbeiter entlaſſen zu müſſen. Das ſind alles Gründe, welche diejenigen, die ſich bei öffentlichen Submiſſionen beteiligen, veranlaſſen, zu ganz außerordentlich billigen Preiſen ihre Offerte u machen. Nebenbei kommen natürlich auch ſehr viel Kalkulationsfehler, ſehr viel Irrtümer vor, weil die Leute die Aufgabe gar nicht richtig aufgefaßt haben, und ſo geſchieht es denn, daß ſehr häufig außeror⸗ dentliche Verwunderung über die abgegebenen Offerten bei allen, die davon Kenntnis haben zu Tage tritt, weil man nicht begreift, wie Differenzen von 30, 40, 50% in den Angeboten überhaupt möglich ſind. Sie erklären ſich eben einfach aus Fehlern und daraus, daß die Leute die Aufgabe gar nicht recht begriffen haben. Um nun für alle dieſe Offerenten ein Syſtem herauszufinden, das allen ihren Anſprüchen in ge⸗ nügendem Maße Rechnung trägt, dazu gehört natür⸗ licherweiſe außerordentlich viel, und die Aufgabe iſt enorm ſchwierig. Ich meinesteils muß anerkennen, daß, ſoweit dieſe Aufgabe überhaupt zu löſen iſt, der Magiſtrat uns hier eine ſehr fleißig ausgearbeitete Vorlage gemacht hat, daß er teils aus ſeinen eigenen Erfahrungen, teils aus denjenigen, die in anderen Städten gerade hierüber bereits maſſenhaft gemacht ſind, alles Brauchbare in ſehr netter Weiſe zu⸗ ſammengeſtellt hat. Ich will mich über die Details natürlich nicht eingehend auslaſſen, weil ich bei der Wichtigkeit der Vorlage vorausſetze, daß ſie, wenn ſie zur Annahme in dieſer oder jener Form kommt, auf eine lange Reihe von Jahren hinaus ein feſtgehaltenes Syſtem darſtellen ſoll. Nur einige ganz wenige Momente möchte ich hervorheben. Unter anderem finde ich z. B. den Ausdruck bezüglich des Mindeſtgebotes, daß man demjenigen den Zuſchlag erteilen ſoll, der die „wirtſchaftlich vor⸗ teilhafteſte Offerte“ macht, durchaus glücklich gewählt. Dann habe ich mich darüber gefreut, daß der Magiſtrat anerkannt hat, daß das Mittelpreisſyſtem, das von den Zünftlern zum großen Teil ausgegangen iſt, und von dem man auch in anderen Städten, wo man den Verſuch gemacht hatte, es einzuführen, längſt zurückgekommen iſt, daß dieſes Mittelpreis⸗ ſyſtem ſich in der Praxis nicht bewähren kann und deshalb nicht zu empfehlen iſt. Natürlicherweiſe ſind auch andere Punkte, über die ſogar eingehendere prinzipielle Erörterungen noch gepflogen werden müſſen, und deshalb werde ich Ihnen vorſchlagen, einen Ausſchuß von 15 Mit⸗ gliedern zu ernennen, in den wir natürlich diejenigen Herren deputieren wollen, die in praktiſchen Ver⸗ hältniſſen die größte Erfahrung haben. Aber, meine Herren, ich habe außer dieſem Vor⸗ ſchlag noch ein anderes Erſuchen an den Magiſtrat. Wir müſſen uns darüber klar werden, daß 44 unter den Mitgliedern des Magiſtrats wie auch unſerer Verſammlung ſich nicht allzu viele Herren inden, die mit den praktiſchen Verhaltniſſen, wie ſie ich gerade im Submiſſionsweſen abſpielen, ganz be⸗ onders vertraut find. Es wird in den Fragen des Submiſſionsweſens, über die ſchon ſeit Anfang des