—— 36 — vorigen Jahrhunderts ungehener viel Vorſchläge aller möglichen Art gemacht worden ſind, außerordentlich viel theoretiſchen Erörterungen Platz gegeben; aber man findet ſehr häufig, daß ſehr ſchön klingende theo⸗ retiſche Vorſchläge ſich in der Praris durchaus nicht bewähren. Deswegen würde ich ganz beſonderen Wert darauf legen, daß man die Erfahrungen, welche praktiſche Männer mit Lieferungen gemacht haben, ſich zunutze macht, und ich möchte die Bitte an den Magiſtrat richten, einen Auszug aus den Bedingungen an eine größere Anzahl derjenigen Firmen zu über⸗ ſenden, die in den letzten Jahren für uns teils ge⸗ liefert, teils offeriert haben denn es iſt ja damit, daß jemand eine Lieferung nicht bekommt, noch nicht geſagt, daß er nicht auch eine ſehr annehmbare Offerte gemacht hat. Ich bin mir darüber klar, daß, wenn etwa 500 derartige Aufforderungen ausgeſandt werden, nur ein kleiner Teil der Adreſſaten wirklich ein⸗ gehend antworten wird. Indeſſen nehmen wir an, daß es auch nur 20, 30 ſind, die ihre Meinung äußern, und daß dieſe Außerungen als Material dem Aus⸗ ſchuß zugewieſen werden, ſo, glaube ich, wird das die Arbeiten des Ausſchuſſes ungemein fördern. Denn wenn der Magiſtrat in einem Anſchreiben dazu gleich⸗ zeitig auseinanderſetzt, daß der Adreſſat allerdings auch bedenken müſſe, daß in den Entwürfen zum großen Teil der Standpunkt des Magiſtrats ver⸗ treten ſei, daß ſie dem Rechnung tragen müßten, daß ſchließlich alle die Sachen von Beamten abge⸗ nommen werden müſſen, und daß der Adreſſat nicht immer nur ſeinen Standpunkt als Lieferant in den Vordergrund ſtellen dürfe, ſondern gleich ſo ver⸗ nmünftig ſein müſſe, ſich auch auf den Standpunkt der abnehmenden Behörde zu ſtellen, dann, glaube ich, werden wir doch eine ganze Reihe günſtiger und guter Anregungen bekommen. Es wird möglicher⸗ weiſe dadurch auch bewirkt, daß eine größere Anzahl von Firmen ſich herbeiläßt, dieſe Bedingungen ein⸗ mal wirklich ernſthaft zu leſen. Denn Sie glauben nicht, meine Herren, wie außerordentlich viel Nach⸗ läſſigkeit man bei den Submiſſionen auch bei an⸗ ſcheinend ganz verſierten und intelligent geleiteten Firmen und Lieferanten erlebt! Wenn Sie in dieſer Weiſe einmal veranlaßt werden, die Bedingungen, unter denen Sie die Submiſſionen eingehen, ein⸗ gehend zu prüfen, ſo wird Ihnen das nur zum Vor⸗ teil gereichen. Freilich gebe ich zu, daß ein kleiner Handwerker vielleicht gar nicht die Auffaſſung hat, um ſich aus dieſen vielen Paragraphen zurecht zu finden; indeſſen das ſchadet ja nichts. Ich habe von vornherein nur einen kleinen Prozentſatz von Leuten angenommen, die uns antworten werden. So und ſoviel mögen es nicht tun; aber diejenigen, die es tun, werden unter allen Umſtanden ein ſo durchaus konvenables und nutzbar anzuwendendes Material liefern, daß wir aufgrund deſſen dann vielleicht dieſe oder jene Beſtimmung des Magiſtrats einiger⸗ maßen abändern können. Ich ſchließe alſo damit, meine Herren, daß ich Sie bitte, die Überweiſung dieſes Antrages des Ma⸗ giſtrats an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern zu be⸗ ſchließen und gleichzeitig dem Magiſtrat die Bitte ans Herz zu legen, in der Weiſe, wie ich angedeutet habe, an hieſige und auswärtige Lieferanten, die uns in den letzten Jahren gute Offerten gemacht haben, eine Anzahl Eremplare einzuſenden und von mer praktiſchen Standpunkte aus ihr Urteil einzu⸗ fordern. Mitberichterſtutter Stadtv. Scharuberg: Meine Herren, ich kann mich nur den Ausführungen meines Herrn Vorredners anſchließen. Wir haben ſeinerzeit drei Ausſchußſitzungen gehabt; in der letzten Sitzung ſollte die Spezialberatung über dieſe einzelnen Punkte vor ſich gehen, und es wurde uns vom Magiſtrat die Mitteilung gemacht, daß wir in nächſter Zeit, nach den Ferien, eine Vorlage zu erwarten hätten. Dann ſind wir auseinandergegangen. Ich kann mir wohl auch erſparen, auf die Details einzugehen. Ich glaube wohl, daß Sie alle der Meinung ſind, daß es unbedingt notwendig iſt, einem Ausſchuß, wie das hier vorgeſchlagen iſt, die Vorlage zu überweiſen. Es ſind ja verſchiedene Punkte, wo zwar annähernd das zum Ausdruck gekommen iſt, was die Herren An⸗ tragſteller gewollt haben, aber doch nicht in dem Sinne, wie die Herren Antragſteller ihren Antrag damals ver⸗ treten haben. Ebenſo ſind unſere Anträge nicht berück⸗ ſichtigt worden, und es ſind auch noch andere Fälle, wie ſchon von meinem Herrn Vorberichterſtatter erwähnt worden iſt, in denen Einzelnes noch zu ſichten ſein wird. Ich bitte ſie daher ebenfalls, dem Antrag zuzuſtimmen, die Angelegenheit einem Ausſchuß von 15 Mitgliedern zu überweiſen. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, dem Magiſtrat, der nach vierjähriger, wirklich ſchwieriger Arbeit endlich dieſes Opus fertig hatte, fiel ein Stein vom Herzen, als er dieſe Mitteilung an Sie ablaſſen konnte. Es ſind in den Ausſchußberatungen die Geſichtspunkte, die im Intereſſe der Unternehmer, im Intereſſe der Arbeiter, im Intereſſe der Stadt uſw geltend gemacht werden könnten, von allen Seiten mit einer Gründlichkeit beleuchtet worden, daß wir unſererſeits glauben, in das Material alles hineingebracht zu haben, was irgendwie verarbeitet werden konnte. Trotzdem konnten wir, als wir dieſe Mitteilung an die Stadtverordnetenverſammlung machten, uns ja nicht ganz der Wahrſcheinlichteit entziehen, daß Sie die Arbeit nun Ihrerſeits noch weiterverarbeiten und einen Ausſchuß einſetzen würden. Ich glaube aber, Sie werden dem Magiſtrat es nach⸗ empfinden können, daß er nun ſeinerſeits gern mal zu einem Ende der Arbeiten kommen möchte. Es beſteht immerhin die Gefahr, wenn Sie die Arbeit an einen Ausſchuß verweiſen und dort mit derſelben Gründlichkeit, die der Magiſtrat ſeinerſeits angewandt hat, Alles nachprüfen, daß dann die Ar⸗ beit in dieſem Ausſchuß ebenfalls wieder jahrelang ruht und zu einer Seeſchlange wird. Vergrößert wird dieſe Gefahr, wenn Sie nach dem Vorſchlage des Herrn Stadtverordneten Marcus verfahren und nun noch womöglich bis zu 500 Unternehmer auf⸗ rufen, uns ihr Gutachten über das, was wir ausge⸗ arbeitet haben, zum beſten zu geben. Ob viele oder wenige dieſer Unternehmer ſich an dieſer Beantwortung beteiligen werden, iſt ja nicht abzuſehen. Immerhin, kommen, was der Herr Stadtverordnete Marcus er⸗ wartet. Das können wir beurteilen aus einer ganzen Reihe von Eingaben, die bereits in unſeren Akten ſind, aus Unternehmerkreiſen, Innungen und ähnlichen Vertretungen. Sie werden überall finden, daß in dieſen Eingaben der möglichſt einſeitige Unternehmer⸗ ſtandpunkt vertreten iſt. Wir — und das hat der Herr Stadtverordnete Marcus ja ebenfalls ausge⸗ ſprochen — ſind beſtrebt geweſen, dieſem Standpunkt ſo weit wie möglich entgegenzukommen; ich glaube aber, mit dem, was wir hier offerieren, haben wir auch das Maß unſeres Entgegenkommens erſchöpft. Ich glaube infolgedeſſen in der Tat nicht, daß dieſer glaube ich, werden Sie nicht dasjenige Material be⸗