geſundheitliche Frage anlangt, ſo ſprach der Herr Stadtſchulrat von einem Zuſammenſtrömen des Publi⸗ kums in der Schule. Na, das kann man ſich doch nicht ſo vorſtellen, daß die Leſehalle und die Filiale der Bibliothek von ſo großen Menſchenmaſſen frequen⸗ tiert werden würde. Es wird wahrſcheinlich doch nur immer eine verhältnismäßig kleine Anzahl des Publikums ſein, die von dieſer Filiale Gebrauch macht, die größere Maſſe wird ſich wohl nach der alten Bibliothek wenden, wo ſie bisher geleſen hat. Es iſt noch betont worden, daß man die Räume voll⸗ ſtändig abſperren kann, daß man die Zimmer, die Korridore, den Eingang von der Schule ſondern kann, ſodaß alſo keine Berührung ſtattfindet. Es kann dies doch nicht allzu ſchwierig ſein. Es wird doch wohl möglich ſein, daß in einem großen Schulhauſe, welches für 24 Klaſſen berechnet iſt und in welchem doch jetzt bloß 6, 7, 8 Klaſſen und auch in nächſter Zeit noch nicht die Hälfte der Schule in Gebrauch ge⸗ nommen wird, ein paar Räume für ſolche Zwecke abgezweigt werden, die doch auch zuletzt Kultur⸗ zwecke ſind. Dann möchte ich nochmals darauf hinweiſen, daß wir vorſchlagen, dieſe Räume zu wählen, weil ſie gut gebaut und ausgeſtattet ſind mit allen Vor⸗ zügen der Heizung und Beleuchtung. Es iſt doch bei dieſen gemieteten Räumen im höchſten Grade zweifelhaft, ob das in ähnlicher Weiſe ſich wird her⸗ ſtellen laſſen. Was nun die Anſteckung im allgemeinen betrifft, ſo habe ich das mehr für Geſpenſterfurcht gehalten, was da geltend gemacht wird. Wenn wir ſo ängſtlich ſein wollten, daß wir jede Berührung der Kinder ausſchließen, dann müſſen wir überhaupt den Schul⸗ und den Maſſenunterricht aufheben. Denn aus wel⸗ chen Häuſern kommen alle die Kinder, aus welchen Familien! Die ſind ganz verſchieden geartet in bezug auf die Vorſicht und die Behandlung der Familienmitglieder in Krankheitsfällen. Man darf doch die Sache ſich nicht ſo vorſtellen, daß das Publi⸗ kum, das mit dem Bücherverkehr zu tun hat, mit taufend Krankheitskeimen behaftet iſt, während die Kinder vollſtändig intakt und frei ſind. Das iſt doch in dieſer Weiſe nicht der Fall. In unſeren groß⸗ ſtädtiſchen Verhältniſſen, wo die Verkehrsmittel ohne jede Rückſicht benutzt werden von Kindern ſowohl wie von Erwachſenen, wo der Straßenverkehr ſo eng iſt und ſich alles drängt, bei unſern Spielverhältniſſen der Kinder, die auf einem engen Raume zufammen maſſenhaft ſpielen, da, meine ich, liegt eine viel größere Gefahr der Anſteckung vor, als dies der Fall iſt in Schulräumen, die hygieniſch vorzüglich ausge⸗ ſtattet ſind, wenn abſeits und von den Schulzimmern abgeſperrt noch eine Einrichtung für das Leſepublikum beſteht. Ich kann da wirklich eine hugieniſche Ge⸗ fahr nicht erblicken und wiederhole die Bitte, den Antrag des Ausſchuſſes zu genehmigen. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, ich bin in der Lage, zu erklären, daß der Direttor der An⸗ ſtalt nach wie vor Bedenken hat. Dieſelben würden 85 100 4 7. 24 4. 4 . der Volks⸗ bibliothek in die Zeit na luß des Hauptunter⸗ richts fällt. 5 e (Die Beſprechung iſt wieder eröffnet.) Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, es will mir auch der Antrag des Ausſchuſſes nicht recht zweckmäßig erſcheinen. Ich meine, wir bauen Gymnaſien für Schulzwecke, und wir ſollen uns hüten, —— 350 — nachdem wir eben ein neues ſchönes Schulgebäude hingebaut haben, anzufangen, einen Teil desſelben einzureißen und wieder anders zu bauen, um dieſe neu hergerichteten Räume einem ganz heterogenen Zweck dienſtbar zu machen. Wir ſtehen doch wirklich in Charlottenburg nicht ſo da, daß wir dieſe beiden ganz von einander verſchiedenen Zwecke miteinander durchaus verquicken müſſen. Gefällt den Herren dieſes Lokal, das wir mieten wollen, nicht für die Leſehalle, nun gut, dann lehnen Sie das Lokal ab, leynen Sie unſere Vorlage ab und ſagen Sie: Magiſtrat mag ein neues Lokal ſuchen! oder wenn überhaupt die 1800 ℳ Ihnen zu viel ſcheinen für dieſen Iweck, dann laſſen wir die Sache überhaupt noch — die Sache verträgt das, ſie kann auch ein paar Jahre noch ausgeſetzt bleiben, bis wir endlich ein Lokal haben, das beſonders für dieſen Zweck hergeſtellt iſt. Aber die beiden Dinge miteinander verquicken, das will mir nicht in den Sinn, zumal nach den Ausführungen des Herrn Baurats Schwierig⸗ keiten in polizeilicher Richtung zu erwarten ſind und außerdem der Umbau ſchließlich mehr Geld koſtet als die Anmietung des Lokals. Alſo ich möchte meinen, meine Herren, wenn Ihnen unſere Vorlage an ſich nicht gefällt, ſo lehnen Sie ſie einfach ab; aber die Leſehalle in das Gymnaſim hineinzubringen, davon möchte ich bitten Abſtand zu nehmen. Stadtv. 1r. Frentzel: Meine Herren, ich möchte mir doch erlauben, die Gründe, die der Herr Stadt⸗ ſchulrat vorgebracht hat, dringend zu unterſtützen und auch von meinem Standpunkt als Arzt aus die Magiſtratsvorlage zu empfehlen. Wenn der Herr Referent eben noch in ſeinem Schlußwort ausgeführt hat, daß eine ganze Reihe von Gefahren in bezug auf Anſteckungskrankheiten tagtäglich unterlaufen, die wir nicht in der Hand haben, und die wir nicht ein⸗ dämmen können, ſo iſt das ohne weiteres richtig. Aber das darf uns doch in keiner Weiſe hindern, da Vorkehrungen zu treffen, wo wir es in der Hand haben, derartige Anſteckungsgefahren zu verhüten oder jedenfalls auf ein Minimum einzuſchränken. Daß verhältnismäßig nur eine geringe Zahl von Beſuchern kommen wird, das können wir heute noch nicht recht überſehen. Jedenfalls kommt aber das Publikum aus allen möglichen Gegenden, aus den umliegenden Straßen zuſammen, und es iſt ſehr leicht möglich, daß, wenn in irgend einem Viertel eine Epidemie, ſagen wir Maſern, Scharlach, wo⸗ möglich Diphtherie, herrſcht, dieſe Krankheiten in die Schule hineingetragen werden. und der Stand⸗ punkt, daß die Stadt Charlottenburg die Verant⸗ wortung dafür nicht auf ſich nehmen kann, daß eventuell auch nur ein einziges unglückliches Kind durch dieſe Maßnahme infiziert wird, erkrankt oder womöglich ſtirbt, beſteht für mich vollkommen zu Recht. Ich möchte deshalb Sie doch bitten, da es ſich nur um eine verhältnismäßig ſehr geringe Summe handelt, nicht am falſchen Platze zu ſparen und der Magiſtratsvorlage ohne weiteres zuzuſtimmen. Stadtv. Gleim: Meine Herren, was die hygie⸗ niſchen Bedenken betrifft, ſo ſtehe ich vollſtändig auf dem Standpunkt des Herrn Referenten. Ich kann mir nicht denken, daß hier wirklich hygieniſche Be⸗ denken vorliegen, wenigſtens nicht in einem höheren Grade, als ſie bei andern Gelegenheiten, die ja der Herr Referent erwähnt hat, ebenfalls beſtehen. Soll⸗ ten bei mir noch hygieniſche Bedenken geblieben