51 ſein, ſo würden ſie durch die Ausführungen des Herrn Stadtbaurats widerlegt ſein. Durch dieſe Ausführungen ſind meiner Anſicht nach auch die Bedenken des Herrn Kollegen Kauf⸗ mann widerlegt. Herr Kollege Kaufmann ſagt: wir dürfen uns doch nicht, falls einmal eine Krankheit unter den Schülern ausbrechen ſollte, dem Vorwurf ausſetzen, daß ſie vielleicht auf die Leſehalle zurück⸗ zuführen ſei. Zu meiner Gewiſſensberuhigung habe ich eben gehört, daß dieſe ganze Einrichtung noch der Prüfung der Behörden bedarf. Die Behörden haben dann namentlich auch die hygieniſchen Fragen zu prüfen. Sie werden dann die zwei Zugänge fordern müſſen, wenn ſie der Anſicht ſind, daß wirklich eine hygieniſche Gefahr beſtehen könnte. Inſofern finde ich gerade in den Ausführungen des Herrn Stadt⸗ baurats ein erhebliches Argument für die Richtigkeit des Ausſchußbeſchluſſes, und ich wenigſtens fühle mich weſentlich in meiner Verantwortung entlaſtet, wenn ich weiß, daß die Behörden noch die Prüfung in hygieniſcher Beziehung vorzunehmen haben. Ob dann die Genehmigung uns erteilt oder verſagt wird, das iſt eine ura posterior. Wenn ſie verſagt wird, dann müſſen wir uns eben nach einer andern Einrichtung umſehen. Aber das wird für mich kein Grund ſein, gegen den Ausſchußantrag, der doch ſehr viel für ſich hat, zu ſtimmen. Die Geldfrage kommt für mich weniger in betracht. Stadtv. Kaufmann: Meine Herren, die Auße⸗ rungen des Herrn Kollegen Gleim veranlaſſen mich doch, zu ihnen Stellung zu nehmen. Er findet es beruhigend, daß die Behörden noch einmal die hygie⸗ niſche Seite der Sache zu prüfen haben. Aber ich ſtehe auf dem Standpunkt, daß die Herren, die wünſchen, daß der Oſten Charlottenburgs überhaupt eine Volksbibliothek bekommt, dem Magiſtratsantrag zuſtimmen müſſen. Denn wenn wir den Ausſchuß⸗ antrag annehmen, ſo haben faſt alle Herren das Gefühl, daß die Genehmigung nicht erteilt wird. Denn wer wird gefragt werden, ob es ſtört oder nicht? Jedenfalls der Anſtaltsdirektor. Und im Ausſchuß hat Herr Kollege Dr. Hubatſch ſelbſt ge⸗ ſagt: wenn man es ihm für ſeine Anſtalt zumuten wollte, würde er ſich auch wehren. (Heiterkeit.) Es iſt für den Leiter einer Lehranſtalt allerdings nicht erfreulich, derartige Nebeneinrichtungen in ſeine Anſtalt hineinzubekommen. Ich denke, meine Herren, Sie wünſchen die Errichtung einer Filiale für den Oſten; laſſen Sie ſich nicht durch die 1800 Mk. ab⸗ halten, und ſtimmen Sie für den Magiſtratsantrag! Stadtv. Gredy: Meine Herren, nach den Auße⸗ rungen des Magiſtrats habe ich mich zu der urſprüng⸗ lichen Vorlage bekehrt (Bravo! bei den Liberalen) und halte es für bedenklich, dem Ausſchußantrage zuzuſtimmen. Wie Herr Kollege Kaufmann richtig ſagt, wird es ſehr ſchwierig ſein, die Angelegenheit zu einem günſtigen Reſultat zu führen, wenn wir den Ausſchußantrag annehmen. Denn alle diejenigen, die eine maßgebende Stimme haben, werden voraus⸗ ſichtlich dagegen ſein. Und wenn der Magiſtrat nicht will — und ich glaube, er wird ſehr gute Gründe haben, nicht zu wollen —, ſo werden wir eben die Leſehalle in das Gymnafium nicht hinein⸗ bekommen. Ich möchte Sie alſo bitten, auf die urſprüngliche Magiſtratsvorlage zurückzugehen. (Bravo! bei den Liberalen.) (Die Beratung wird wiederum geſchloſſen. Der Berichterſtatter verzichtet. Die Verſammlung be⸗ ſchließt unter Ablehnung des Ausſchußantrages zu 2 nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Der Errichtung einer Bücherausgabeſtelle mit Leſezimmer im Oſten der Stadt wird zugeſtimmt. Der Anmietung der von dem Hausbeſitzer M. Joachimſohn in dem Hauſe Wormſer Straße 6a Ecke Bayreuther Straße angebotenen Räume zum Preiſe von 1800 ℳ jährlich wird zugeſtimmt. Aus dem Dispoſitionsfonds werden bewilligt: a) für die Ausſtattung der Räume mit In⸗ ventar und einem Grundſtock von Büchern 5000 ℳ als einmalige Ausgabe, b) als laufende Ausgaben für das Etatsjahr 1904/05 4500 ℳ.) 1 2. Vorſteher Roſenberg: Punkt 5 der Tagesordnung: die Errichtung eines Schiller⸗ lottenburg. Druckſachen 52, 259. Berichterſtatter Stadtv. Kaufmann: Meine Herren, durch die heutige Vorlage betr. die Errichtung eines Schillertheaters in Charlottenburg tritt der Magiſtrat unſerem am 3. Februar d. I. gefaßten Beſchluſſe im weſentlichen bei. Wenn wir auch recht lange auf die Entſcheidung des Magiſtrats haben warten müſſen, ſo kann ich doch nicht 441 meine Freude darüber auszudrücken, daß der Magiſtrat unſerem Beſchluſſe beigetreten iſt und dadurch der von uns allen ſehnlichſt herbeigewünſchten Errichtung eines Volkstheaters in Charlottenburg nunmehr die Sanktion erteilt hat. Der Magiſtrat knüpft nun ſeine Zuſtimmung an einzelne Veränderungen unſeres Beſchluſſes, die ich eigentlich als nur geringer Art bezeichnen kann. Er wünſcht eine eingehendere Mitwirkung der Stadt gei der Bauausführung: er wünſcht ferner die An⸗ forderung an die Schillertheatergeſellſchaft, ihre Mittel durch Ausgabe von Obligationen im Betrage von 250 000 ℳ zu erhöhen — was, nebenbei bemerkt, ſich ja mit der Offerte der Geſellſchaft vollſtändig deckt, die urſprünglich in dieſem Rahmen geſtellt war —; er empfiehlt ſodann, ein Optionsrecht mit dem Pachtverhältnis zu verknüpfen: und endlich hat der Magiſtrat noch den Wunſch, daß die Feſtſetzung des Bauplatzes ſchon jetzt, und zwar durch Gemeinde⸗ beſchluß, erfolgen möge. Ich glaube, meine Herren, es wird nicht ſchwer fallen, uns über die Ergänzungen unſeres Beſchluſſes zu verſtändigen. Wir werden uns auch leicht zu einer Zuſtimmung zu den Bau⸗ und Pachtverträgen entſchließen können. Schwerer wird die Entſcheidung der Platzfrage ſein. Der Magiſtrat empfiehlt in erſter Linie das in der Schlüterſtraße gelegene Gelände. Er führt zur Empfehlung desſelben an, daß die Lage dieſes (GHeländes die geſchäftliche Sicherheit des Unternehmens mehr gewährleiſte als die Lage des anderen Geländes, und daß in bautechniſcher Beziehung und namentlich mit Rückſicht auf die polizeilichen Beſtimmungen über die Feuerſicherheit dieſes Gelände eine günſtigere Geſtaltung geſtatte. Er weiſt auch darauf hin, daß die Nähe des Savignyplatzes beſſere Zugänge ſchaffe; wenn er auch zugibt, daß die Straßenbahnverbindungen gleichwertig ſind, ſo glaubt er doch, daß die Stadt⸗ bahnſtation ein Vorzug vor der Untergrundbahnſtation am Knie ſei. Vorlage betr. theaters in Char