Von vornherein kann ich zugeben, daß die geſchäftliche Sicherheit in der Nähe der Stadtbahn auf den erſten Blick größer erſcheint, indem die Trace der Stadtbahn den Zufluß von Publikum aus vielen benachbarten Gemeinden erleichtern würde. Es iſt auch nicht zu verkennen, daß in bautechniſcher Be⸗ ziehung der Bau ſich vielleicht bequemer ausführen läßt auf einem ganz frei liegenden Gelände als zwiſchen anderen Bauten. Dagegen habe ich zu der Rentabilität des geplanten Unternehmens das Ver⸗ trauen, daß, wo wir es auch errichten werden in ſonſt guter Lage, ſie nicht abhängig iſt von der Nähe der Stadtbahn. Die Lage am Knie wird die gleiche Sicherheit des Erfolges in ſich ſchließen. Ich möchte hier gleich auf die Berechnungen über das Terrain eingehen. Der Magiſtrat führt an, daß es vorteilhafter wäre, in der Schlüterſtraße zu bauen, weil die Kapitalſumme für den Grund und Boden hier entſprechend kleiner wäre als diejenige, welche das Tietzſche Grundſtück erfordere. Der Be⸗ rechnung der Koſten des Tietzſchen Grundſtückes kann ich jedoch nicht unbedingt zuſtimmen; denn die Koſten desſelben werden ſich weſentlich danach richten, wie man die Laſt einſchätzt, die der Stadt für die Ent⸗ ſchädigung wegen der Verbreiterung der Bismarck⸗ ſtraße obliegen wird. Ich muß mich natürlich ent⸗ halten, hier in der Offentlichkeit auf dieſen Punkt näher einzugehen, und behalte mir vor, in der Aus⸗ ſchußberatung darauf zurückzukommen. Die Lage am Knie hat allerdings ideelle Vor⸗ züge. Dazu rechne ich namentlich denjenigen, daß für einen Teil der Bürgerſchaft, auf deſſen Frequenz wir namentlich für dieſes volkstümliche Theater in erſter Reihe angewieſen ſind, am Knie dem Theater allerdings eine mehr zentrale Lage in der Stadt⸗ gemeinde gegeben wäre. (Stadtv. Protze: Sehr richtig!) Aus dieſem Grunde kann ich die Vorzüge, die zweifellos das Gelände an der Schlüterſtraße hat, nicht ohne jeden Einwand gelten laſſen. Bezüglich des Grundſtücks am Knie möchte ich noch bemerken — und zwar lediglich, damit keine falſche, vorgefaßte Meinung entſteht —, daß durch die Preſſe anfangs die irrige Anſicht ging, jenes Gelände in der Schlüterſtraße ſei größer als das am Knie. Durch die Vorlage und die beigefügten Zeichnungen iſt den Herren inzwiſchen klargelegt, ſodaß jeder Irrtum ausgeſchloſſen iſt, daß wir am Knie für die Zwecke des Theaters ſogar noch 1000 am mehr zur Verfügung ſtellen als an der Schlüter⸗ ſtraße. Das wird bei dem effektiven Preis des Ge⸗ ländes auch in betracht zu ziehen ſein, weil wir durch einen Mehrboden des Terrains auch einen Mehrwert hineinzuſtecken in die Lage kommen würden. Ich will auch nicht unterlaſſen, zu erwähnen, daß die Errichtung eines Theaters am Anfang der Vismarckſtraße für die zukünftige bauliche Ausge⸗ ſtaltung dieſer Straße, für die Sicherung ihres zu⸗ künftigen vornehmen Stils nicht zu unterſchätzen ſein wird. Ich habe in kurzen Worten Ihnen die Vorzüge des einen und des anderen Geländes mir doch vor⸗ zuführen erlaubt, wenngleich ich glaube, daß im Plenum ſich die Frage nicht ſo gründlich erörtern laſſen wird, wie es die Schwierigkeit der Entſcheidung der Platzfrage erheiſcht. Und da die Schillertheater⸗ Aktiengeſellſchaft von vornherein ihr Einverſtändnis erklärt hat, einen dieſer beiden Plätze unter Um⸗ ſtänden zu an en — ſie bevorzugt allerdings⸗ ja den Platz in der Schlüterſtraße —, ſo glaube ich, daß wir richtig tun, dieſe Frage einem Ausſchuß von 11 Mitgliedern zu überweiſen, der dann alle ein⸗ ſchlägigen Verhältniſſe viel gründlicher zu prüfen in der Lage ſein wird, als wir hier im Plenum darauf eingehen können. Ich habe die Uberzeugung, daß, wie auch die Entſcheidung des Ausſchuſſes ausfallen möge, ob für dieſen oder jenen Platz, der Beſchluß auf alle Fälle zum Segen der Stadt gereichen wird. Ich bitte Sie deshalb, meinem Antrage auf Einſetzung eines Ausſchuſſes von 11 Mitgliedern zuzuſtimmen. Stadtu. Vogel: Meine Herren, ich bin nicht ganz einverſtanden mit dem Projekt. Unter den Be⸗ dingungen, die bei der Wahl des Bauplatzes zu er⸗ füllen ſind, heißt es: erſtens, er muß ſo gelegen ſein, daß er mit den in Charlottenburg vorhandenen Ver⸗ kehrsmitteln von allen Teilen Charlottenburgs leicht zu erreichen iſt; zweitens muß ſeine Lage die Renta⸗ bilität des Unternehmens ſichern; drittens — — nun, Sie haben ja ſelbſt alles geleſen. Ich meine doch, was die Räumlichkeit betrifft, ſo ſind beide Plätze ſehr beſchränkt. Wenn es keinen andern gäbe, ſo müßte man einen von beiden nehmen; aber wenn es andere Plätze noch gibt, die minder beſchränkte Räumlichkeit haben, die beſſer gelegen ſind, ſo ſehe ich nicht ein, warum wir nicht noch einen andern Platz nehmen ſollten. Ein Platz, der mathe⸗ matiſch der Mitte Charlottenburgs entſpricht, wird ſich allerdings ſchwerlich finden; es wird immer ein Platz ſein, der mehr nach der einen oder andern Richtung hin gelegen iſt. Ich wollte nun einen Platz an der Berliner⸗ ſtraße empfehlen — die Berlinerſtraße wird immer die Hauptverkehrsſtraße bleiben, auch wenn die Bismarckſtraße kommt —: nämlich das Wartenbergſche Terrain. Es liegt am Luiſenplatz und an vier Straßen. der Kirchſtraße, der Orangenſtraße, der Scharrenſtraße und der Kaiſer Friedrichſtraße. Dieſes Grundſtück muß die Stadt entweder zum Teil oder ganz doch kaufen; vielleicht wird ſich der Kauf be⸗ ſchleunigen, wenn man es für das Theater in Aus⸗ ſicht nimmt; denn jetzt geht die Sache ſehr langſam vor ſich. Die Bewohner der Kaiſer Friedrichſtraße wundern ſich ſehr, daß es mit dem Durchbruch nach der Berlinerſtraße nicht vorwärts geht. Dieſes Terrain iſt ſo groß, daß man die Lage des Theaters ganz nach Belieben wählen kann, emweder nach dem Luiſenplatz zu oder, wie geſagt, irgendwie anders. (Zuruf des Stadtbaurats Bratring: Aber kein Baugrund!) — Es ſind ja einige Stellen, wo nicht guter Bau⸗ grund iſt; aber das ſind nur einzelne Stellen; der größte Teil iſt ſehr guter Baugrund, namentlich an der Berlinerſtraße. Dieſer Platz hat ſehr gute Verbindungen nach allen Richtungen hin: erſtens nach Weſtend, dann durch die Kaiſer Friedrichſtraße nach dem Bahnhof Charlottenburg, über die Schloßbrücke hinüber nach dem Stadtteile jenſeits der Spree — wir haben noch dazu im Auge, daß dieſer Stadtteil, der jetzt auf⸗ geſchloſſen wird, ſich ſehr bald bebauen wird —, dann auch nach dem Stadtteil Neuweſtend. Alle dieſe Stadtteile liegen da ſehr günſtig. Natürlich ſind durch die Straßenbahn auch noch Verbindungen nach andern Gegenden der Stadt. Ferner kann man darauf rechnen, daß das Theater dort auch von Fremden beſucht wird. Die Fremden beſuchen Charlottenburg meiſt des Mauſoleums und des Schloßgartens wegen, und jetzt kommt das Kaiſer Friedrichdenkmal dazu. Dann iſt das Theater ganz nahe bei, und wenn ſie das Mauſoleum be⸗