— —— 54 — ſich ſchon Beſchränkungen hat auferlegen müſſen daß das Theater an der Bismarckſtraße auch kleiner gemacht werden kann; und dann wird ſich die Rech⸗ nung beſſer ſtellen, als es jetzt der Fall iſt. (Bravo!) Stadtv. Protze: Meine Herren, ich freue mich, daß der Magiſtrat unſerem Beſchluſſe nicht beige⸗ treten iſt, daß eine gemiſchte Deputation die Platz⸗ frage entſcheiden ſollte, ſondern daß das Plenum der Verſammlung die Entſcheidung treffen ſoll. Meine Herren, der Magiſtrat ſagt in ſeiner Vorlage: es ſind für einen Theaterplatz drei Be⸗ dingungen nötig, und er gibt folgende an: erſtens daß die Verkehrsverhältniſſe günſtig ſind, zweitens, daß die Rentabilität geſichert iſt, und drittens, daß der Bau ſo ausgeführt wird, daß ſämtliche polizeiliche Vorſchriften erfüllt werden können. Ich will einmal kurz die Verkehrsverhältniſſe bei den beiden in Frage kommenden Plätzen ver⸗ gleichen. Der Platz an der Mommſenſtraße hat Stadtbahnverkehr Savignyplatz; er hat die Straßen⸗ bahn die Kantſtraße herunter, dann von Halenſer her; er hat dann die Untergrundbahn Zoologiſcher Garten; es iſt eine ziemlich weite Strecke vom Zoo⸗ logiſchen Garten, aber ich will dieſe Verbindung ein⸗ mal mitrechnen. Jetzt will ich die Verkehrsverhält⸗ niſſe am Knie damit vergleichen: wir haben die Unter⸗ grundbahn direkt am Knie, dann die elektriſchen Bahnen Dönhoffplatz —Knie, Stettiner Bahnhof— Knie, Kupfergraben—Knie und ſpäterhin, wenn das Landgericht fertig gebaut iſt, eine Linie vom Tegeler Weg und vom Nonnendamm auch zum Knie. An der Mommſenſtraße ſind 4 und am Knie ſind heute ſchon § Verkehrsverbindungen. Meine Herren, Sie werden mir doch zugeben, daß ich lieber 8 Verkehrs⸗ wege habe als 4. Ich komme zur Rentabilität, meine Herren. Wenn ich irgendein rentables Geſchäft machen will, dann muß ich es dahin legen, wo es günſtig liegt, und das iſt, wenn möglich, die Mitte der Stadt. Sie werden bei jedem Unternehmen bei dem Publikum in Berlin überall erfahren, daß jeder nach der Mitte der Stadt hineingeht von außerhalb, aber nicht über das Zentrum hinaus nach der anderen Grenze. Die Berliner gehen zum Vergnügen meinetwegen nach dem Norden oder nach dem Weſten; aber Sie werden ſelten jemand finden, der von hier aus wieder nach Treptow geht; er ſcheut ſich vor dem Weg. Deswegen meine ich, es iſt praktiſch, wenn man die Rentabilität im Auge hat, dafür zu ſorgen, daß das Theater nicht an der Grenze liegt, ſondern im Mittelpunkt der Stadt. Meine Herren, ich meine, wenn wir uns auch die anderen Grundſtücke anſehen, ein ſo paſſendes wie das am Kuie gibt es nicht. Dasſelbe iſt ſo vor⸗ züglich, daß wir damit wirklich zufrieden ſein könnten. Auch was die Feuerſicherheit uſw anbetrifft, ſo bieten beide Grundſtücke vollſtändig ausreichende Gewähr. Die Größe iſt in jeder Weiſe vorhanden. Doch will ich auf dieſe Punkte nicht eingehen. Es iſt hier in der Vorlage angeführt, daß die Koſten ca. 240 000 Mk. teurer ſein werden. Ich glaube, wenn wir das Projekt noch etwas ändern, ſo werden ſich die Koſten vermindern. Ich ſtehe aber auch auf dem Standpunkte, meine Herren: wenn wirklich die Koſten um ſo viel größer ein ſollten, ſo wmürde das Theater eine entſprechend größere Einnahme haben und die Mehrkoſten gar keine Rolle ſpielen. Die Hauptſache iſt, daß der Platz richtig gewählt wird, und daß die Herren auch ein Geſchäft machen. Ich glaube, Direktor Löwenfeld wird heute, wenn er die Hand aufs Herz legt, lieber nach dem Knie gehen, als da oben hin; das Geſchäft wird dort ent⸗ ſchieden größer ſein. Ich will mich weiter darüber nicht auslaſſen, da die Sache ja an einen Ausſchuß geht. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, wir hätten Ihnen die Vorlage früher zugehen laſſen, wenn es möglich geweſen wäre. Wir haben am letzten Freitag über die Vorlage beraten, nachdem wir vorher über die Verträge eine Vereinbarung mit dem Vertreter der Schillertheater⸗Aktiengeſellſchaft getroffen hatten. Der Magiſtrat hat dieſe Vereinbarung noch in weſentlichen Punkten abgeändert, und es war not⸗ wendig, am nächſten Tage noch mit der Schiller⸗ theater⸗Aktiengeſellſchaft zu verhandeln. Es konnte alſo am Sonnabend erſt, nachdem das Schiller⸗ theater ſeine Zuſtimmung zu den genannten Ab⸗ änderungen gegeben hatte, an die Ausarheitung der Vorlage herangegangen werden, und vor allen Dingen konnten da erſt die gedruckten Pläne fertig gemacht werden. Daher war es leider nicht möglich, da der Sonntag dazwiſchen lag, früher als am Montag die Sachen druckfertig zu ſtellen. Sie ſind dann zum Druck gekommen und Dienſtag verteilt worden. Frührr war es zu unſerm Bedauern nicht möglich, den Herren die Vorlage zugehen zu laſſen. Eile war aber nötig. Im übrigen ſagten wir uns, daß die Sache ſo wie ſo in einen Ausſchuß kommen würde und die Herren noch immer Gelegenheit haben würden, mit ihren Freunden ſich ins Benehmen zu ſetzen vor der definitiven Stadtverordnetenver⸗ ſammlung. Die Verzögerung bitte ich deshalb uns nicht zur Laſt zu legen. Meine Herren, es war vorauszuſehen, daß ſich der Hauptſtreit drehen würde um den Platz, und da, glaube ich. werden Sie anerkennen, daß der Magiſtrat in ſehr loyaler Weiſe, um Ihnen die Mitbeſtimmung bei der Wahl des Platzes nicht zu beſchränken, nicht Ihrem Beſchluſſe beigetreten iſt, die Sache einer Deputation zu überweiſen, ſondern die Angelegenheit ins Plenum nochmals zurückzuweiſen beſchloſſen hat. Alſo auch das, bitte ich, uns nicht als einen Vorwurf anzurechnen. Die Gründe, weshalb wir das Grundſtück an der Schlüterſtraße gewählt haben, haben wir ja ausführlich in der Vorlage dargelegt. Ich gebe zu, meine Herren, man kann darüber ſtreiten, ob die Grün⸗ de überall zulreffen, ob z. B. die Berechnung richtig iſt. Darüber werden wir uns im Ausſchuſſe unter⸗ halten. Auch werden wir dankbar ſein, wenn uns im Ausſchuſſe z. B. mitgeteilt wird, wie man das Tietzſche Grundſtück beſſer und zweckmäßiger bebauen könnte. Herr Rackwitz hat ſelbſt geſagt, er ſei kein Sachverſtändiger. Nun, wir haben mit Sachver⸗ ſtändigen uns große Mühe gegeben, alle möglichen Stellungen für das Theater herauszuſuchen, und ge⸗ rade auf Vorſchlag der Sachverſtändigen ſind wir dazu gekommen, dieſen Platz zu wählen, den wir in der Vorlage benannt haben. Aber es iſt ja möglich, daß uns im Ausſchuſſe noch ein praktiſcherer Vor⸗ ſchlag gemacht wird, der die Situation ändert. Was nun die Lage des Theaters anbetrifft, ſo möchte ich doch bitten, davon auszugehen, meine Herren, daß es nicht auf den Mittelpunkt der Stadt ankommt; der iſt volllommen gleichgiltig. Es kommt wirklich nur darauf an, daß jene drei Bedingungen erfüllt ſind, die in der Vorlage genannt ſind. Vor jedermanns Haus kann das Theater nicht ſtehen; das