—— 55. ——— iſt nicht möglich. Wir können nur ein Theater in Charlottenburg bauen, und das müſſen wir an einen Platz hinbauen, der für alle Charlottenburger Bürger am leichteſten erreichbar iſt. Ich bitte wirklich, meine Herren, das alte Märchen von dem Alt⸗ und Neu⸗ Charlottenburg nicht wieder bei dieſer Gelegenheit aufzuwärmen. Wir ſind doch eine Stadt geworden, zuſammengewachſen zu einer Stadt, und wir ſollten nicht Alt⸗Charlottenburg gegen Neu⸗Charlottenburg ausſpielen. (Bravo!) Es kommt darauf an, daß die Stadt Char⸗ lottenburg ein ſolches Theater auf einem Platze er⸗ baut, wo es jeder leicht mit den vorhandenen Ver⸗ kehrsmitteln erreichen kann. Darauf kommt es an und nicht darauf, daß der Platz mathematiſch genau in der Mitte Charlottenburgs liegt. Ich glaube, meine Herren, ich kann es mir er⸗ ſparen, auf die übrigen Punkte, die hier angeſchnitten ſind, heute einzugehen. Ich ſtimme mit Herrn Rackwitz überein, daß es dringend notwendig iſt, daß wir die Angelegenheit in genauer Ausſprache in einem Ausſchuß erörtern. „Stadtv. Dr. Zepler: Meine Herren, auch ich muß vorausſchicken, daß meine Fraktion zu der Sache noch keine Stellung genommen hat, daß wir alſo, ſowohl Kollege Vogel als auch ich ſelbſt, nur für uns ſelbſt ſprechen. Ich möchte nun im Gegenſatz zum Kollegen Vogel bitten, von weiteren Plätzen abzu⸗ ſehen (ſehr richtig!) und an die vorhandenen ſich lediglich zu halten. Ich bin ja auch der Meinung, daß es notwendig iſt, gerade im Hinblick auf die minderbemittelte Be⸗ völkerung das Theater möglichſt, wenn auch nicht direkt in Alt⸗Charlottenburg hinein, ſo doch in die Nähe davon zu verlegen, damit gerade die minder⸗ bemittelte Bevölkerung, welche tatſächlich mehr in Alt⸗Charlottenburg wohnt, leichter das Theater be⸗ ſuchen kann. Aber auf der anderen Seite ſteht doch die Frage der Rentabilität, und da kann ich mir gar nichts davon verſprechen, wenn das Theater gar zu weit in eine extreme Lage gerückt iſt; denn wir können nicht allein auf die Charlottenburger Be⸗ völkerung rechnen, wenn das Theater gut rentieren ſoll. Wir müſſen ſchließlich auch auf die Bevölkerung Berlins einigermaßen Rückſicht nehmen. Die Berliner kennen die ertrem gelegenen Stadtteile von Char⸗ lottenburg zu wenig, als daß das Theater populär werden könnte in der Bevölkerung. Wenn wir nun die beiden Lagen, die Lage in der Schlüterſtraße und am Knie, in betracht ziehen, ſo ver⸗ dient nach beiden Rückſichten hin ſowohl was die Renta⸗ bilität die Verbindung mit Berlin, als auch was die Lage zur weniger bemitttelten Bevölkerung anlangt, der Platz am Knie entſchieden den Vorzug. Die Ver⸗ bindung iſt bereits von anderen Herren gekennzeichnet worden; es ſind mehrere elektriſche Linien dort, wie auch die Stadt⸗ und Untergrundbahn, die die Lage am Knie zu einer außerordentlich günſtigen geſtalten. Es kommt noch hinzu, daß die Bevölkerung von Alt⸗Eharlottenburg auch zu Fuß ſehr bequem auf einem ſehr ſchönen Wege, gleichſam einem Spazier⸗ gange, dorthin nach dem Theater gelangen kann. Hierzu kommt noch eine Frage, die noch nicht berührt worden iſt. Es handelt ſich um die Anlage eines Gartens, welche auch inbezug auf die Renta⸗ bilität von dem Magiſtrat betont worden iſt. Ich meine, da ſind wir auch am Knie beſſer daran. Vielleicht iſt der Platz etwas kleiner, das gebe ich zu; dafür haben wir aber am Knie einen wunderbar ſchönen alten Baumbeſtand, der doch nicht überſehen werden darf. Was haben wir dagegen in der Schlüter⸗ ſtraße? Dort haben wir Sandboden, rings verum Höfe, und man wird zur Anlage eines künſtlichen Gartens ſchreiten müſſen, eines Gartens, wie ihn die Hofreſtaurateure haben, wenn ſie im Sommer ſagen: „Auguſt, trage den Garten heraus!“ (Heiterkeit.) Das iſt natürlich keine Gartenanlage. Wenn wir ſchon etwas haben wollen, was gleichzeitig eine Er⸗ holung für das Publikum bildet, aber auch die Renta⸗ bilität heben ſoll, dann, meine ich, müſſen wir auſ einen ſolchen Platz rekurrieren, der nach diefer Richtung hin etwas bietet. Meine Herren, auch in bezug auf die Theater⸗ front, glaube ich, ſind wir mit der Lage am Knie mindeſtens nicht ſchlechter daran, als mit der in der Schlüterſtraße. Die Bismarkſtraße wird eine ſo herrliche Prachtſtraße werden, daß wir keine ge⸗ eignetere Lage für ein Theater uns wünſchen können. Die Schlüterſtraße iſt eine ganz hübſche Straße, aber immerhin keine ſo lebhafte Verkehrsſtraße, keine ſo großartige Prachtſtraße wie die Bismarckſtraße. Wenn Sie die Lage ſich anſehen, dann werden Sie ſehen, daß das unkünſtleriſch iſt, wenn hier ein Theater zwiſchen der Niebuhr⸗ und Schlüterſtraße eingekaſtelt wird und auf der anderen Seite noch Nachbargrundſtücke hinkommen ſollen. Das iſt im höchſten Grade unſymmetriſch, und ich glaube nicht, daß es gut ausſehen kann. Wenn es ſich um das ganze Terrain handelte, ſo daß wir ein großes und nach drei Seiten wenigſtens frei ſtehendes Gebäude hinbauen könnten, dann wäre das ja pompös. Darum handelt es ſich hier aber nicht. Es handelt ſich ge⸗ wiſſermaßen um ein Ankleben an Nebenhäuſer. Das wirkt unkünſtleriſch. Da iſt es ſchöner, wenn wir in der viel längeren Bismarkſtraße ein Haus auf⸗ bauen, das nach beiden Seiten, auch nach hinten, frei gelegen iſt. Was nun die 11 000 ℳ anlangt, ſo wäre es gewiß ſchön, wenn ſie geſpart werden könnten. Aber ich meine, da die Stadt das Inſtitut gründen will u allgemeinen Bildungszwecken, ſo muß ſie auch da⸗ ür, wenn ſich das wirklich um die 11 000 ℳ teurer herausrechnet, ein Opfer bringen, ein Opfer für Bildungszwecke wie auch für allgemeine äſthetiſche Zwecke. Ich bin deswegen dafür, daß wir auf die Lage am Knie reflektieren. Nun bin ich auch der Meinung, daß die An⸗ gelegenheit im Ausſchuß beraten werden muß; aber ich glaubte doch, daß es nötig iſt, dem Ausſchuß einige Wegweiſe zu geben. Stadtv. Dr. Hubatſch: Meine Herren, ich möchte nur mit zwei Worten die Stellung bezeichnen, die meine Freunde und ich zu dieſer Vorlage einnehmen. Wir werden für die Errichtung eines Schillertheaters ſtimmen. In den Beſprechungen, die wir gehalten haben über die Platzfrage, ſind die Vorzüge und die Schattenſeiten beider Projekte erörtert worden; aber wir haben uns bis jetzt noch nicht entſcheiden können. Wir ſtehen vollſtändig neutral dieſen Fragen gegenüber und werden uns ſehr freuen, wenn im Kusſchuß e ſo überzeugende Gründe für das eine der beiden Pro⸗ jekte geltend gemacht werden, daß wir zuſtimmen müſſen. Bis jetzt haben wir, wie geſagt, beide er⸗ wogen und haben noch nicht finden können, welches vorzuziehen wäre. Wir ſind alſo für den Ausſchuß⸗