zum Kritiker für die Leiſtungen anderer auſwerfe, ſo glaubte ick doch, meine Pflicht zu verletzen, wenn ich dieſe Faſſadengeſtaltung als himeichend durchge⸗ arbeitet und für die Ausführung geeignet be zeichnen wollte. Wenn auch zugeſtanden werden ſoll, daß die unkünſtleriſche Darſtellung den Wert des Ganzen weſentlich herabmindert, daß alſo das fertige Werk beſſer ausſehen wird, als es ſich hier auf dem Papier präſentiert, ſo ſind aber doch ſo viele Ungereimtheiten in der Skizze, daß ich dringend bitten möchte, im Detail eine recht ſorgfällige Durcharbeitung des Gan⸗ zen vorzunehmen. Zu bemängeln dürfte namentlich die wenig ſchöne Ausbildung des Schulſaales, alſo der Aula, im Außern ſein, die mit ihren kühnen Bogen und Pfoſtenteilungen an eine Eiſenbahnhalle erinnert. Dieſes große Motiv. das bezüglich des Widerlagers an der Ecke für das Auge ein ſtatiſches Unbehagen erweckt, wird mit dem Giebel des Riſalits durch eine 13 m lange horizontale Galerie oben zu⸗ ſammengefaßt, was meines Erachtens nicht unbedenk⸗ lich iſt. Über dem Ganzen erhebt ſich ein Dachreiler, der, wie die perſpektiviſche Skizze zeigt, einen recht dürftigen, in ſich zuſammengeſunkenen Eindruck macht. Die Dächer erſcheinen mir als zu wenig ſteil. Bei Bauten mit gotiſcher Formengebung ſollte die Neigung tunlichſt nicht unter 60 Grad ſein. Ich ſelbſt bin zwar Backſteingotiker, kann aber nicht leugnen, daß es langweilig iſt, wenn faſt alle Schulen und öffent⸗ liche Bauten in dieſer Stilrichtung errichtet werden. Sie alle aber wiſſen, wie die Uniformierung der Berliner ſtädtiſchen Bauten nach dem Syſtem Blanken⸗ ſtein viele Jahrzehnte wie ein Alp auf der künſtleriſchen Geſtaltung Berlins gelaſtet, und wie wohltätig der ſeit einem Jahrzehnt eingetretene Wandel auf dieſem Gebicte gewirkt hat. Ich warne, daß wir durch zu viel gotiſierende Backſteinbanten in Charlottenburg die Kritik der Architektenſchaft nicht ebenſo herausfordern, wie es früher in Berlin der Fall geweſen iſt. Ich möchte noch die Anwendung des Handſtrichſteins als einen Vorteil begrüßen; nur möchte ich dem Herrn Stadtbaurat auheimgeben, ob es nicht wünſchenswert wäre, das große Kloſterformat anzuwenden ſtatt des kleineren Formats , das vielfach jetzt auch in Berlin und anderen Orten gebraucht wird, z. B. bei Poſtgebänden. Alſo ich beantrage die Annahme des Koſten⸗ anſchlages, aber die etwas andere Geſtaltung der Faſſade und die etwas reifere Durcharbeitung. Stadtbaurat Bratring: Ob das richtig iſt, was der Herr Referent ausgeführt hat, — er hat ja ſelber geſagt: de gustibus non est disputandum muß ich ihm überlaſſen. Ich will nur das eine bemerken, daß er ſelber geſagt hat, daß die Darſtellung, die vorgelegt iſt, keine vollkommene iſt; es iſt eben eine geometriſche Zeichnung, und die witkt nie ſo hübſch, als wenn man eine perſpektiviſche macht. Im übrigen war bei der Skizze, die ſeinerzeit hier ausgehängt war und heute wieder aushängt, eine ganz ausführ⸗ liche perſpektiviſche Zeichnung, und dieſe zeigte genau dieſelben Dimenſionen. dieſelbe Architektur, die jetzt ausgeführt iſt. Auch da ſind die Backſteine ver⸗ wendet, die in dem Referat des Herrn Stadtv. Seibertz eine Rolle geſpielt haben. Es iſt gan; genau, denſelben Dimenſionen entſprechend, in der nenen Vorlage gemacht worden wie in der Skizze. Ich meinerſeits bin gern bereit, die Verſchönerung der Faſſade, ſoweit es innerhalb des Koſtenanſchlages möglich iſt, noch zu bewirken. Dabei kann ja der 59 Herr Stadtv. Seibertz um ſo mehr mitwirken, als auch er Mitglied der Hochbaudeputation iſt. Ich bitte Sie, meine Herren, dieſe Erklärung entgegenzunehmen und die Vorlage, wie beantragt, anzunehmen. Vorſteher Roſenberg: Herr Kollege Seibertz, ich nehme an, daß Sie die Überweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 9 Mitaliedern wünſchen. (Zuſtimmung des Stadtv. Seibertz.) Stadtv. Dr. Penzig: Meine Herren, ich habe nicht die Abſicht, zu der Faſſade zu ſprechen, ſondern ich möchte wieder einmal einen Wunſch dem Magiſtrat ans Herz legen, den ich vor vielen Jahren bereits ansgeſprochen habe, der aber leider bisher noch gar keine Erfüllung gefunden hat. Wir haben ſeit der Zeit — ſeit vier, fünf Jahren — eine ganze Reihe von Gemeindeſchulen gebant und nickt daran gedacht, bei jeder Gemeindedoppelſchule dasjenige einzurichten, was bei dem Anwachſen der großen Städte am aller⸗ wünſchenswerteſten iſt: nämlich Schulgärten. Ich habe über die Schulgartenfrage ſchon öfter des brei⸗ teren geſprochen. Es handelt ſich nicht um einen botaniſchen Garten, wenn auch in kleinerer Form, der den Gemeinde⸗ und auch den höheren Schulen Material für den Naturunterricht bietet, ſondern es handelt ſich um ein ganz kleines Stückchen Land, das mit jeder Gemeindeſchule verbunden iſt, ſei es ein Randſtreifen oder 50 bis 100 m im Quadrat, auf 190 die Kinder die biologiſchen Vorgänge beobachten önnen. In pädagogiſchen Kreiſen iſt man ſich über die Notwendigkeit dieſer Schulgärten längm klar geworden. Wir Charlottenburger, die wir doch im Schulweſen vorangehen möchten, ſollten in dieſer Beziehung nicht rückſtändig bleiben. In Dresden, überhaupt im Königreich Sachſen, ſind 124 Gemeindeſchulen bereits mit ſolchen Schulgärten verſehen, und eine ganze Reihe von andern Städten ſind uns vorangegangen: Breslan bat 22, München 25. Eine große Verteurung unſerer Plätze im ganzen kann das nicht hervorrufen; denn, wie geſagt, es handelt ſich um 100 bis 200 am, die ausgeſpart werden müſſen, die zum Teil heute ſchon zu Schmuck⸗ anlagen vorgeſehen ſind, und die dann nur gewiſſer⸗ maßen in die pädagogiſche Zweckbeſtimmung hinein⸗ genommen würden. Ich will z. B. mitteilen, daß Hannover gewöhnlich nur 60 bis 45 am gibt; in Dresden fſind dieſe Schulaärten von 16 am bis frei⸗ lich zu der gewaltigen Ausdehnung von 1500 am aroß. Die weiteren Koſten ſind ebenfalls ganz minimal. Es wird augenommen, daß der naturkundliche Lehrer der geborene Pfleger iſt. daß die Kinder, wie das nach alten Erfahrungen der Fall iſt, ihn dabei gern unſerſtützen. So ſtellen ſich die Koſten auf eine ganz geringe Summe. In München baben z. B. die Verwaltungskoſten jährlich 40 ℳ betragen, die Unter⸗ haltungskoſten 80 ℳ. 4 4 Ich möchte alſo doch bitten, daß wir dieſe Sache im Auge behalten. Es iſt ja durch Erlaß des Kultus⸗ miniſteriums vom 29. November 1889 darauf hin⸗ gewieſen worden, daß für die höheren Lehranſtalten dieſe Frage wichtig iſt. Meine Herren, was für die höheren Lehranſtalten in dieſer Beziehung recht iſt, iſt um ſo mehr billig für die Volksſchüler, denen die Gelegenheit. Natur zu ſehen. bei uns in immer höherem Maße verkümmert wird. Ich möchte alſo den Herrn Stadtbaurat und den Herrn Stadtſchulrat dringend bitten, dieſe Angelegenheit im Auge zu behalten.