— 306 — — Stastſchulrat Ir. Neufert: Meine Herren, auf die Anregung des Herrn Stadtv. Dr. Penzig möchte ich erwidern, daß die Schulverwaltung es ganz gewiß für wertwoll erachtet, wenn ein Stück Land zu der⸗ artigen Schulgärten zur Verfügung ſteht. Wir haben auch in einer Gemeindeſchule, und zwar in der Bleib⸗ treuſtraße, ſeit kurzer Zeit Verſuche nach dieſer Richtung gemacht, von denen ich annehme, daß ſie zu einem guten Reſultat führen werden. Aber ich glaube, in größerem Umfange werden Verſuche bei den jetzt be⸗ ſtehenden Gemeindeſchulen nicht möglich ſein. Die Schulhöfe, von denen ein Stück weggenommen werden müßte, um es zur Aupflanzung herzugeben, ſind nicht groß genug. In erſter Reihe müſſen wir doch dafür ſorgen, daß die Kinder in den Pauſen aus⸗ reichenden Raum zur Bewegung haben, womöglich ſo groß, daß ſie auf demſelben auch in den Nachmittage⸗ ſtunden ein bißchen ſpielen können. Aber im Auge werden wir die Sache gern behalten, und wenn ſich einmal ein größeres Schulgrundſtück finden ſollte, werden wir die Verſuche nach dieſer Richtung fortſetzen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Der Bericht⸗ erſtatter »erzichtet. Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eincs Ausſchuſſes von 9 Mitgliedern und wählt in denſelben die Stadtveror dueten Döbler, Dörre, Fink, Heim, Lingner, Mehl, Schwarz, Seibertz, Dr. Zepler.) Vorſteher Roſenberg: Punkt 10 der Tagesordnung: Vorlage betr. die Ausſtattung des Mommſen⸗ gymnafinms, der Realſchule und der höheren Mäsdchenſchule II mit Unterrichtsmitteln. Druckſache 234. Berichterſtatter Stadtv. Schwarz: Meine Herren, der Magiſtrat beantragt, die Bewilligung einer Summe von 63 200 ℳ aus Anleihemitteln zur Ver⸗ vollſtändigung des Grundſtocks von Büchern, Apparaten und anderen Lehrmaterialien, der bereits ſeit der Gründung der drei Schulen in Ausſicht genommen iſt, bisher aber nicht vollſtändig beſchafft werden konnte, weil die Räume nicht ansreichten. Dieſe Summe verteilt ſich auf die drei Anſtalten in der Weiſe, daß für das Mommſengymnaſium 23 100 ℳ, für die Realſchule 17 600 ℳ und für die höhere Mädchenſchule 1I1 nebſt den angegliederten Real⸗ gymnaſialkurſen 22 500 ℳ gefordert werden. Man kann nun fragen: welchen Maßſtab hat der Magiſtrat für die Aufſtellung dieſer einzelnen Summen gehabt? Darauf iſt zu erwidern: als Norm haben diejenigen Poſten gedient, die für die Kaiſer Friedrichſchule ausgeſetzt worden ſind. Und man kann es nur mit Freude begrüßen, wenn beiſpielsweiſe die Beträge für das Mommſengymnaſium ebenſo hoch bemeſſen ſind, wie die für die Kaiſer Friedrichſchule, weil damit dieſe Repräſentantin einer neuen Schulgattung jenem Vertreter der älteren Form höheren Unterrichts völlig gleich geſtellt erſcheint. Bei der höheren Mädchenſchule II1, welcher Realgymnaſialklaſſen angegliedert ſind, ſehen wir kleine Abweichungen. Beſonders iſt hier in der Phyſik ein um 500 ℳ geringerer Betrag angenommen, als bei den beiden anderen Vollanſtalten. Dieſer Unter⸗ ſchied wird damit begründet: „daß der Unterricht in der Phyſik bei der höheren Mädchenſchule 1I1 weniger hohe Anſprüche ſtellt und daher nicht ſo koſtſpielige Apparate fordert, wie der Unterricht in den mit dem Gymnaſium verbundenen Realklaſſen der Kaiſer Friedrichſchule.“ Was dann die Realſchule anbetrifft, ſo ſind zum Teil erhebliche Abweichungen in ovezug auf die einzelnen Poſten vorhanden — das Ubereinſtimmende laſſe ich außer betracht, um nur auf die Unterſchiede hinzuweiſen —. Beiſpielsweiſe iſt die Lehrer⸗ bibl iothek an der Realſchule um 1000 ℳ geringer dotiert, als die an den drei übrigen Schulen. Das hat ſeinen Grund darin, daß in der Realſchule die Zahl der Klaſſen eine kleinere iſt und daß das Material zur Vorbereitung für den Unterricht in den oberen Klaſſen einer Vollanſtalt naturgemäß ein umfangreicheres ſein muß. In der Phyſik iſt der Betrag ebenfalls geringer als bei den anderen An⸗ ſtalten; er bleibt um 2500 ℳ hinter den gleich⸗ artigen Etatspoſten der Kaiſer Friedrichſchule und des Mommſengymnaſiums zurück und um 2000 ℳ hinter dem der höheren Mädchenſchule. Damit iſt glücklicherweiſe der Fehler einer Gleichſtellung ver⸗ mieden worden, den einſt der verſtorbene Stadt⸗ ſchulrat Schwalbe in Berlin rügte. Ebenſo bleibt der Betrag in der Chemie um 1000 ℳ hinſer den Beträgen der drei anderen Schulen zurück. Auch das hat ſeine volle Berechtigung; denn eine Realſchule hat kein Laboratorium mit wöchentlichen praktiſchen lIoungen. Außerdem dauert der Unter⸗ richt in der Chemie hier viel kürzere Zeit. Es heißt nun in Abſatz 4 der Magiſtratsvorlage: „Um den Lehrerkonferenzen einen genügenden Spielraum zu laſſen, dringenden Wünſchen der Lehrer der naturgeſchichtlichen Fächer entgegen⸗ zukommen, zugleich aber auch, um einer der drei Anſtalten, welche eben erſt durch die hoch⸗ herzige Schenlung unſeres jüngſt verſtorbenen Ehrenbürgers eine namhafte Summe zu Bibliothekszwecken erhalten hat, Gelegenheit zu geven, die hierdurch etwa für die Bibliothek entbehrlich gewordenen Summen für ein anderes Fach zu verwenden, ſollen die Mittel für Lehrerbibliothek und Naturalien bei allen diei Schulen bis zur Höhe von 1000 ℳ gegen⸗ ſeitig übertragbar ſein.“ Es iſt eine alte Klage, meine Herren, daß ein Teil der für die naturwiſſenſchaftlichen Lehrmittel bewilligten Summe der Lehrerbibliothek zugute ge⸗ kommen iſt Dieſe Klage erhob auch Schwalbe in Berlin, der gewiß in der Lage war, über ein reiches Material an Erfahrungen zu verfügen. Wenn ge⸗ ſagt wird, daß aus den Mitteln, die zur Verfügung ſtehen, den dringenden Wünſchen der Lehrer der naturwiſſenſchaftlichen Fächerentgegengekommen werden ſoll, ſo iſt dies dankbar zu begrüßen; erfreulich iſt die Begründung, daß die Lehrerbibliotheken dazu wohl in der Lage ſind, da ſie bereits durch unſern ver⸗ ſtorbenen Ehrenbürger reich dotiert ſind. Es iſt dem⸗ nach gewiß nichts dagegen einzuwenden, daß die Mittel der Lehrerbibliothek übertragbar gemacht werden ſollen. Aber die Erfahrung ſpricht dagegen, daß auch die Mittel für Naturalien übertragbar gemacht werden. Denn dann könnte die Möglichkeit eintreten, daß wiederum Mittel, die dem naturwiſſenſchaftlichen Unterricht zugute kommen ſollen, etwa an einer An⸗ ſtalt, die im klaſſiſchen Geiſte geleitet wird, für die Ausgeſtaltung der Bibliothek, insbeſondere des Fonds für klaſſiſche Werke verwendet werden. Bei der Bedeutung, die die Naturwiſſenſchaften heute haben, wird es notwendig ſein, für ſie ganz befonders große Mittel zu verwenden, um ſo mehr, da die geſteigerte Möglichkeit, mit der Anſchauung im Unterricht zu rechnen, erhöhte Anforderungen an das Lehrmaterial ſtellt. Mit den Projektionsapparaten,