— 1 — mit deren einem beiſpielsweiſe in der Geſellſchaft für Erdkunde gearbeitet wird, iſt es möglich, den Kindern natunwiſſenſchaftliche Gegenſtände jeder Art vorzu⸗ führen; es iſt möglich, ihnen geographiſche An⸗ ſchauungen zu vermitteln, ſei es, daß es ſich um Oberflächengebilde geologiſcher Art, ſei es, daß es ſich um Landſchaftsbilder handelt. Es iſt auch nötig, was gerade in neuerer Zeit betont wird, dem kunſt⸗ geſchichtlichen Unterricht einen ganz beſonderen Nach⸗ druck zu geben und ihn in Verbindung mit dem in der Geſchichte fruchtbar zu machen. Deswegen wird es geboten ſein, auch mit dieſem Punkte zu rechnen. Bei der Notwendigkeit, eine Anzahl neuer Anſtalten für die Zukunft in Ausſicht nehmen zu müſſen, kommt die Stadt nun in die Lage, ihre Ausgaben ganz er⸗ heblich anwachſen zu ſehen, um ſo meyr, als unſere Nachbargemeinden in Konkurrenz mit uns ſehr be⸗ deutende Aufwendungen machen Es wird deswegen geraten ſein, daran zu denken, wie wir für die Zukunft unnönige Ausgaben möglichſt v rmeiden, und da möchte ich anführen, daß durch den „Verein zur Förderung des Unterrichts und der Naturwiſſen⸗ ſchaften“ die Notwendigkeit der Aufſtellung gewiſſer Normen für die Eimichtung der phyſikaliſchen Sammlungen an den höheren Schulen vor geraumer Zeit ins Auge gefaßt worden iſt. Es wiid auch noch anderes zu erwägen ſein — und ich befinde mich dabei in Ubereinſtimmung mit den Ausführungen Schwalbes —: es wird ſich darum handeln, einen Minimaletat feſtzuſtellen einmal ſür jeden Unterrichts⸗ gegenſtand, zweitens für diejenigen Kategorien von Anſtalten, die wir in abſehbarer Zeit in größerer Auzahl haben werden, und zwar ſowohl für Erſt⸗ eintichtungen als auch für die laufenden Ausgaben. Da kann man nun fragen: wie ſollen wir das machen? Ja, wie wird denn für jede neue Anſtalt ihr Etat feſtgeſtellt? Wie findet der Magiſtrat die Normen dafür? Meine Herren, der Maaiſtrat iſt angewieſen auf die Vorſchläge des jeweiligen Dirigenten der betreffenden Anſtalt. Iſt aber der Dirigent der Anſtalt in einem Unterrichtszweige nicht Fachmann, ſo iſt er für dieſen wiederum angewieſen auf den betreffenden Fachlehrer. Fehlt zufällig dieſem Fachlehrer, der vielleicht mit beſonders guten Zeugniſſen, aber als ganz junger Herr ins Amt fommt oder doch in dem betreffenden Fache noch nicht ſelbſtändig unterrichtet hat, die Erfahrung, wie können wir da im Intereſſe des Stadtſäckels Fehler vermeiden, die aus ſolchem Mangel an Erfahrung notwendig hervorgehen müſſen? Meine Herren, zur Vermeidung ſolcher Fehler ſind wiederholt ſeit 10, 20 Jahren Vorſchläge gemacht worden. Beiſpielsweiſe würde es dem Fachlehrer möglich zu machen ſein, in Ferienkurſen zur Kenntnis umfaſſenden und neuſten Unterrichtsmaterials zu kommen. Vor allem aber — das betont auch Schwalbe — iſt es wünſchenswert, gerade zum Zweck vergleichender Prüfung der koſtſpieligen Apparate, deren der Phyſitunterricht nicht entraten kann, eine Zentralſtelle zu ſchaffen. Dieſe würde dann nicht allein als Verſuchsſtation für die neuſten Mittel des phyſitaliſchen Unterrichts auszugeſtalten ſein, ſondern auch etwa als Prüfungsſtelle für neue Kartenwerke, für neu aufgekommene Lehrbücher, die in immer ſteigender Flut auf uns eindringen, und die der ein⸗ zelne Fachmann ſich nicht alle beſchaffen kann, die Schule anzuſchaffen gar nicht die Mittel hat. Na⸗ türlicherweiſe fände man in ſolchem Muſeum wert⸗ volle, minder wertwolle, ja auch gering zu bewertende Unterrichtsmaterialien. Anſtalten aller Art würden gewiß bereit ſein, hier ihre neuſten Erſcheinungen auszuſtellen. In der Forderung ſolcher Zentralſtelle, kann ich ſagen, iſt ſich die geſamte Lehrerſchaft ohne Unterſchied der Vorbildung einig. Schon der Stadt⸗ ſchulrat Schwalbe hat dieſe Forderung aufaeſtellt, die Charlottenburger Lehrerſchaft hat längſt den Wunſch geäußert, ein ſolches Schulmuſeum zu be⸗ ſiten. Es wäre an der Zeit, daß die Stadt Char⸗ lottenburg ein ſolches einrichtete. Ich möchte noch etwas nachholen. Welches ſind bisher die Wege geweſen, auf denen ſich eine Anſtalt eine naturwiſſenſchaftliche Sammlung verſchaffte? Es gibt deren drei. Erſtens ſie fordert den Katalog einer Handlung ein. Die wird natürlich immer das ab⸗ zuſetzen ſuchen, was ſie gerade auf Lager hat, wenn auch etwa ſchon Hilfsmittel erfunden ſind, die an Vollkommenheit die bis dahin gebräuchlichen über⸗ treffen. Zweitens: der betreffende Fachlehrer ent⸗ ſcheidet, indem er die Sammlung einer beſtehenden Unterrichtsanſtalt zum Muſter nimmt. Da iſt ſchon ausgeführt, was eintreten kann. Der dritte Weg iſt der, daß irgend ein Fachmann beauftragt wird, das Notwendige auf privatem Wege herbeizuſchaffen. Und noch auf einen wichtigen Umſtand möchte ich aufmerkſam machen. Gerade die Lehrer für Natur⸗ wiſſenſchaften haben häufig ſelbſt die Apparate her⸗ geſtellt, die ſie für ihren Unterricht brauchen, und es foll viel werwolles Material darunter ſein. Schon der Kollege im Fach kennt den Apparat nicht oder weiß ihn nicht zu verwenden; der Allgemeinheit ent⸗ geht er ganz. Auch um uns ſolche koſtbaren Früchte der Lehrerfahrung zu erhalten, würde es notwendig ſein, eine Zentralſtelle zu ſchaffen. Aber ſelbſt wenn dafür ſehr bedeutende Mittel erforderlich würden, ſo würde ich auch dann noch nicht abgeneigt ſein, zu unſerer heutigen Vorlage einige Nachforderungen zu ſtellen. So ſcheint es mir, daß einzelne der heute zur Beratung ſtehenden Anſtalten ihre Forderungen für Deutſch, Pädagogik, Mathematik, Naturwiſſen⸗ ſchaften, ferner in Bezug auf die Anſchaffung von Atlanten, etymologiſchen Lexicis und Werken der Pädagogit noch höher hätten bemeſſen können; es kann eben nicht genug getan werden in Bezug auf die Grundlagen für die Anſchauung und damit für die Bildung von Begriffen, durch deren Vermittelung wir unſere Kinder zu Menſchen erziehen, die ſpäter im Dienſte der Nächſtenliebe, im Dienſte des Vater⸗ landes ihren Mann ſtehen — ein Bollwerk gegen die Reaktion! Infolgedeſſen bitte ich Sie, ohne Uberweiſung an einen Ausſchuß, die in der Vorlage verlangten Mittel für die Anſtalten zu bewilligen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Zur Ausſtattung des Mommſengymnaſiums, der Realſchule und der höheren Mädchenſchule 11 mit Unterrichtsmaterialien werden aus Anleihe⸗ mitteln 63 200 ℳ bewilligt, und zwar: 23100 ℳ für das Mommſengymnaſium, 17600 ℳ für die Realſchule, 22500 %ℳ für die höhere Mädchenſchule 11 nebſt den Realgymnaſialkurſen.) Vorſt.⸗Stellv. Kaufmann: Punkt 11 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. die unentgeltliche Abtretung zweier ſtädtiſchen Wegetrennſt cke an die Luiſenkirchengemeinde. Druckſache 235.