— lage leidet, das ſind die armen Kinder, denen eine Wohltat erwieſen werden ſoll. Der Leidtragende würde alfo einer ſein, der jene Beſtimmung nicht u vertreten hat, von dem Sie alle nicht wollen, von em der Stadtv. Dr. v. Liszt auch nicht will, daß er die Koſten tragen ſoll. Alſo ich glaube, meine Herren, das, was Sie unternehmen wollen, einen energiſchen Vorſtoß gegen die Reaktion, das gelingt ier 4 Dazu iſt dieſes Objekt ein untaugliches ittel. Ich möchte deshalb im Intereſſe der Kinder, denen doch das Heim dienen ſoll, bitten, die Magiſtrats⸗ vorlage anzunehmen. Sollten Sie ſich dazu nicht entſchließen können, ſo möchte ich mir erlauben, Ihnen einen Vorſchlag zu machen. Vielleicht ver⸗ weiſen Sie die Sache dann in einen Ausſchuß wegen der Beſchlußfaſſung und der eingehenden Beratung über die Preisfeſtſetzung, die Herr Or. Borchardt angeregt hat. Es dauert ja eine Weile, bis der Ausſchuß tagt, unterdeß kann ſich ja etwas ereignen, das die Herren befriedigt. Der Stadto Protze iſt ja hier; er iſt Mitglied des Gemeindekirchenrats; er tut vielleicht Schritte, die es dem Ausſchuß nachher erleichtern, der Stadtverordnetenverſammlung vorzu⸗ ſchlagen, der Vorlage des Magiſtrats beizutreten. Stadtu. Protze: Meine Herren, ich würde gegen den Vorſchlag des Herrn Oberbürgermeiſters nichts einzuwenden haben, wenn die Sache nicht ſo dringend wäre. Es iſt ja ſchon ausgeſchachtet, wir lauern ja ſchon darauf, daß gebaut werden ſoll. Es würde ſich doch immer eine Zeit von zwei Monaten hinziehen, ehe wir ſo weit kommen. Ich bin aber damit einver⸗ ſtanden, wenn Sie beſchließen, die Vorlage anzu⸗ nehmen mit dem Hinzufügen: falls der Paragraph ſo und ſo nicht geändert wird, würde die Stadt für ſpätere Zeiten das nicht mehr unterſtützen. Dagegen habe ich nichts, und ich bin überzeugt, daß der Ge⸗ meindekirchenrat oder der Vorſtand vom „Kaiſer Friedrich⸗Andenken“, in dem ja vernünftige Leute ſind, die die ganze Sache nicht kennen — ich habe von dem Paragraphen auch nichts gewußt —, alles tun werden, um die Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Ich möchte Sie bitten, meine Herren, uns hier nicht einen Stein in den Weg zu legen. Die armen Kinder, die jetzt nur proviſoriſch unter⸗ gebracht ſind, leiden wirklich darunter. Stadtu. Dr. v. Liszt: Meine Herren, ich kann mich ganz kurz faſſen. Der Herr Oberbürgermeiſter hat darauf hingewieſen, wir ſollten die Frage nicht mit einem übermäßigen Pathos behandeln. Ich glaube, ſo ſehr pathetiſch ſind wir alle miteinander nicht, und ein klein wenig Pathos lag auch in den Worten des Herrn Oberbürgermeiſters, als er ſagte, wir ſollten doch die armen, kleinen Kinder bedenken, die in Frage kämen. Ein ähnlicher Gedanke iſt ja auch von anderer Seite ausgeſprochen worden. Nun möchte ich dem Herrn Syndikus gegenüber bemerken, daß er den Standpunkt, den wir einnehmen, vollſtändig verſchoben hat. Wir wenden uns gar nicht dagegen, daß Grundſtücke an die Luiſenkirchen⸗ 4. abgetreten werden, wir wollen nicht, daß ie anders behandelt werde; aber wir treten — das geht aus § 1 Abſatz 2 ganz ausdrücklich hervor — das Eigentum dieſer beiden Parzellen mit der Auf⸗ lage ab, „ſie dem Kaiſer Friedrich Andenken zu 11 ett giltigen ſtatutariſchen Zwecken dauernd zu über⸗ laſſen“, und gegen dieſe Zweckbeſtimmung der über⸗ tragenen Fläche wenden wir uns ausdrücklich. Wenn behauptet worden iſt, wir könnten es den jüdiſchen Mitgliedern des Vereins überlaſſen, ſich ſeiber zu ſchützen, ſie brauchten ja nicht einzutreten, ſo glaube ich, im Namen meiner Freunde zu ſprechen, wenn ich ſage: wir denken gar nicht daran, die jüdiſchen Mitglieder, die eingetreten ſind, irgend⸗ wie in ihrem Stimmrecht zu ſchützen. Es kommt uns auf die Mitglieder gar nicht an, ſondern wir ſind der Meinung, daß wir von Stadt wegen ganz prinzipiell daran feſthalten ſollen, daß wir dort, wo wir ausgeſprochen antiſemitiſche Beſtrebungen finden, unſererſeits ſagen: wir tun nicht mit. Meine Herren, ſo tragiſch iſt die Geſchichte nicht. Es iſt geſagt worden, die Statuten könnten jeden Augenblick geändert werden. Ja, gewiß, warum ſind ſie nicht geändert worden? Das letzte Mal bei den 3000 ℳ wurde geſagt: wir wollen diesmal die 3000 ℳ bewilligen, bis zum nächſten Mal wird das geändert ſein. Heute ſtehen wir wieder vor der Frage — ſie ſind nicht geändert worden. Ich möchte dem Magiſtrat den ganz kleinen, beſcheidenen Vorwurf nicht erſparen, daß er, da ihm die Stimmung der Verſammlung durchaus bekannt war, da die damalige Majoaität zu gunſten des Vereins eine verſchwindend kleine geweſen iſt, daß er, obwohl ihm dies bekannt ge⸗ weſen iſt, nicht, bevor er die Vorlage eingebracht hat, auf Beſeitigung oder Anderung dieſes Paragraphen hingewirkt hat. Ich möchte Sie bitten, meine Herren, unſerm Antrage Folge zu geben. Ich glaube, verſichern zu das Statut geändert wird — Gott, eine Mitgliederverſammlung kann man doch in 8 oder 14 Tagen einberufen! —, und wenn Sie mit einer neuen Vorlage kommen auf Grund der veränderten Statuten, dann wird ſie glatt durchgehen, und Sie werden Einſtimmigkeit dafür erzielen! können: wenn Stadtv. Dr. Zepler: Meine Herren, die exponierte Stellung, in der ſich mein Fraktionsgenoſſe Dr. Borchardt gegenwärtig befindet, war wohl der Anlaß, daß er eine von der Fraktion abweichende Anſicht ausge⸗ ſprochen hat, (Heiterkeit) eine reviſioniſtiſche Anſicht. Ich glaube, ihm Gelegen⸗ heit zu geben, dieſe Anficht zu korrigieren, wenn ich ihn darauf aufmerkſam mache, daß es mit den Statuten doch etwas anders liegt. Ich ſagte ſchon damals: die Statuten ſieht man ſich gewöhnlich nicht an, wenn man einen Beitrag zeichnet; da gehen Sammler von Haus zu Haus, und wie es gewöhnlich bei ſolchen wohltätigen Sachen iſt, ohne lange darauf zu ſehen, unterzeichnet man einen einmaligen oder Jahresbeitrag. Darin liegt das, was ich damals perfide genannt habe. Daſur ſind die jüdiſchen Gelder gut; aber ſtimmen ſollen ſie nicht. Wenn Herr Gredy ſagt: die Juden ſind ſo wohltätig ich mache keinen Unterſchied zwiſchen IJuden und Chriſten, ich als Un⸗ religiöſer, wenigſtens dem Buchſtaben nach Unreligiöſer unterſcheide ſo nicht; aber Sie haben den Unterſchied gemacht und geſagt: die Juden ſind ſo wohltätig — nun, gut, wozu macht man an dieſer Stelle dann einen ſolchen Unterſchied? Das iſt doch im höchſten Maße unjüdiſch oder unchriſtlich. Meine Herren, nehmen Sie den Antrag nicht an! Sorgen Sie wenigſtens dafür, daß eine möglichſt große Minorität dagegen iſt, damit der Bezirksausſchuß Beſcheid weiß, vor allen Dingen, damit ſich die fromme Geſellſchaft danach richtet und uns das nächſte Jahr nicht wieder mit ſolchen Statuten kommt. Der Herr Oberbürgermeiſter