— 85 —— ſagt ja allerdings: die Leute, die das Statut gegeben fugt: ſind ja ſchon unter der Erde — Gott hab ſie elig! —; (Heiterkeit) aber diejenigen, die noch nicht unter der Erde ſind, laſſen es beſtehen! Alſo lehnen Sie die Vor⸗ lage lieber ab! Stadtv. Baake: Meine Herren, fürchten Sie nicht, daß eine dritte Anſchauung innerhalb der Fraktion in mir zur Geltung kommt. (Bravo! und Heiterkeit.) Ich wollte nur hervorheben, daß ich den Vorſchla des Kollegen Protze für unannehmbar erachte. Ich erachte es überhaupt für falſch, daß man ſolchen Nachdruck auf die Anderung der Statuten legt. Das muß gerade auf die Leute, die hinter dem Statut ſtehen, einen unangenehmen Eindruck machen. Das haben wir gar nicht nötig. Wir können zur Sache ja oder nein ſagen. I— ſage aus den Gründen, die ich in der vorigen Sitzung entwickelt habe, und die prinzipieller Natur ſind, nein, weil ich konfeſſio⸗ nellen Vereinen grundſätzlich keine Unterſtützung von Stadt wegen gewähren will. Das wollte ich noch einmal ausſprechen. Stadtv. Dr. Borchardt: Ich bin nicht davon überzeugt worden, daß hier der konfeſſionelle Punkt ſtark in den Vordergrund tritt, und kann nach wie vor die Vorlage aus dieſem Grunde nicht ablehnen. Aber ich bin noch weniger davon überzeugt worden, daß das von mir gerügte Bedenken in irgend einer Weiſe widerlegt worden iſt. Der Herr Stadtſyn⸗ dikus ſagt, es ſei ziemlich gleichgiltig, ob die Ge⸗ meinde oder die Stadt das Wahlrecht hat. Nun, wenn das ziemlich gleichgiltig iſt, dann bitten und ich ſpreche in dieſem Falle im Namen meiner Fraktion — dann bitten wir um ſo mehr um Ab⸗ änderung dieſes Paſſus und können der Vorlage auf keinen Fall zuſtimmen, wenn aus dem § 1 des Vertrages die Worte „nach ſeiner Wahl“ und die beiden letzten Zeilen des dritten Abſatzes nicht ge⸗ ſtrichen werden. Der Herr Stadtv. Protze ſagt: es iſt eine außerordentlich dringliche Sache, die Leute wollen bauen. Ja nun, wenn es für die Leute ſo außer⸗ ordentlich dringlich iſt, daß ſie bauen wollen und müſſen, dann werden ſie ja, wenn es, wie der Herr Stadtſyndikus ausführt, in der Sache überhaupt gleichgiltig iſt, ob das drin ſteht oder nicht, durch⸗ aus damit einverſtanden ſein, daß dieſe Worte, die ein Weggeben von ſtädtiſchem Terrain zu einer Zeit, die wir heute gar nicht überſehen können, in ſich tragen, geſtrichen werden. Stadtſyndikus Dr. Maier: Ich kann Herrn Dr. Borchardt durchaus beſtätigen, daß das meine Anficht iſt. Ich bin der Überzeugung, daß der Ge⸗ meindekirchenrat gar keinen beſcatere Wert darau legt, daß man ihm das Wahlrecht einräumt. J bin feſt überzeugt, daß er ebenſo gern das Wahl⸗ recht dem Magiſtrat einräumt. Ich ſage nur, wir werden doch unzweifelhaft die Rückauflaſſung nicht verlangen, ſolange die Baufluchtlinie feſtſteht. Wenn dagegen die Kirchengemeinde ein Intereſſe daran hat, die Rückauflaſſung vorzunehmen, ſo wird das In⸗ tereſſe aus irgend welchen Gründen begründet ſein. Sowie nach dieſer jetzigen Baufluchtlinie gebaut iſt, iſt nach menſchlichem Ermeſſen nicht zu erwarten, daß die Baufluchtlinie irgendwie abgeändert wird. Aus dieſem Grunde glaube ich, das Wahlrecht der Kirchengemeinde werlaſſen zu können. Ich bin aber feſt überzeugt, daß die Kirchengemeinde den Vor⸗ ſchlag ohne weiteres akzeptiert. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Vorſt.⸗Stellv. Kaufmann: Ich werde zuerſt über den Antrag des Stadtv. Dr. v. Liszt als den weit⸗ gehendſten abſtimmen laſſen. Stadtvu. Dr. Borchardt (zur Frageſtellung): Mir ſcheint dieſer Modus unzuläſſig; mir ſcheint doch, daß zunächſt über das geſtellte Amendement, im Falle der Annahme den Abſatz 3 des § 1 zu ändern, abgeſtimmt werden muß. Vorſt.⸗Stellv. Kaufmann: Dann werde ich zu⸗ erſt über das Amendement Dr. Borchardt abſtimmen laſſen. Ich betrachte allerdings den Antrag auf Ablehnung der geſamten Vorlage als den weitge⸗ hendſten. (Die Verſammlung nimmt den Antrag des Stadtv. Dr. Borchardt an und lehnt darauf, nach dem Antrage des Stadtv. Dr. v. Liszt, die Magiſtrats⸗ vorlage ab.) Das heutige Protokoll vollziehen die Herren Kollegen Dr. Frank, Dr. Hubatſch und Kaping. An Stelle des zum Mitglied der gemiſchten Deputation zu Nr. 2 der Tagesordnung proklamierten Herrn Stadtv. Braune iſt Herr Kollege Schwarz in Vorſchlag gebracht. Wenn ich keinen Widerſpruch höre, ſtelle ich feſt, daß Herr Kollege Schwarz gewählt iſt. — Ich ſtelle das feſt. Punkt 12 der Tagesordnung: Vorlage betr. die Überſchreitung der Etats⸗ nummer Ord. I 13— 5 für 1903 (Beiträge zur Kranken⸗ und Invalidenverſicherung)⸗ — Druckſache 236. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Etatsüberſchreitung beim Ordinarium Kapitel 1 Abſchnitt 13 Nr. 5 (Beiträge zur Kranken⸗ und Invalidenverſicherung für die Hilfsarbeiter, Lohnſchreiber uſw.) für das Rech⸗ nungsjahr 1903 in Höhe von 157,77 ℳ wird genehmigt.) Punkt 13 der Tagesordnung: Vorlage betr. Nachbewilligung von Mitteln für den Ban eines Krankenhauſes am Span⸗ dauerberg. — Druckſache 237. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Für den Bau eines Krankenhauſes am Spandauerberge — Ertraord. Kap. vI Abſchn. 1 für 1904 — werden 231 021 ℳ 14 %% als Bauzinſen aus Anleihemitteln nachbewilligt.)