Bedeutung. Ja, wenn die Sache praktiſch ohne Be⸗ deutung 1 wenn ſeitens der Stadtverwaltung nicht einmal angeführt werden kann, daß außerordentlich hohe Ausgaben erforderlich wären durch die Be⸗ achn der Überſtunden, dann liegt es doch ſehr nahe, auch dieſen Schritt vorwärts zu machen. Noch ein Wort über die Arbeiterausſchüſſe! Wir werden keine Arbeiterausſchüſſe bekommen nach den Ausführungen des Magiſtrats im Tiefbau, der immerhin noch 75 Arbeiter beſchäftigt, und in der Krankenhausverwaltung mit 116 Arbeitern. Ich kann die Gründe, die dafür angeführt worden ſind, nicht für ſtichhaltig erklären. Es iſt bei der Kranken⸗ hausverwaltung geſagt, daß dort die Einführung eines Arbeiterausſchuſſes deswegen überflüſſig ſei, weil es ſich da durchweg um jüngere Leute handle, die in der Anſtalt wohnen und dort beköſtigt werden, und weil andererſeits die Eigentümlichkeit dieſer Betriebe eine gleichmäßige Geſtaltung der Beſchäftigungsweiſe des Perſonals nicht zulaſſe. Wenn man aber den Arbeiterausſchuß als eine Art Parlament der Arbeiter, das beſetzt wird von der Verwaltung, betrachtet, wo ſie ihre Klagen unverhohlen ausdrücken können, wo ſie in Gemeinſchaft mit der Verwaltung beraten können, ob dieſes oder jenes nicht anders geſtaltet werden kann, dann können die Gründe, die hier gegen den Ausſchuß bei der Krankenhausverwaltung angeführt werden, doch nicht als ſtichhaltig gelten. Warum ſollen nicht auch jüngere Leute Beſchwerden haben? Warum ſoll ihnen nicht auch hier die Mög⸗ lichkeit gewährt werden, ſich zu beraten und eventuell Vorſchläge auf Abhilfe an der richtigen Stelle an⸗ zubringen? Im allgemeinen habe ich auch den Eindruck von den Verhandlungen, daß wir zwar ſehr langſam, aber doch vorwärts kommen. Da hat der Herr Kollege Stücklen ein ſehr gutes Beiſpiel dafür ge⸗ liefert. Er hat ſo außerordentlich lebhaft dem Magiſtrat dafür gedankt, daß er den Erholungsurlaub für die Arbeiter eingeführt hat, denſelben Erholungs⸗ urlaub, der vor 5 Jahren von uns beantragt war, aber von der Rechten damals mit großer Mehrheit abgelehnt worden iſt. Das iſt alſo ſicherlich ein Schritt nach vorwärts, und ſo hoffe ich, daß wir im allgemeinen weiter kommen werden. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, ich glaube, der Magiſtrat kann in der Tat mit dem Verlauf der Debatte, den dieſe Angelegenheit hier genommen hat, durchaus zufrieden ſein. Selbſt aus den Ausführungen der beiden Herren Vertreter auf dieſer Seite (zu den Sozialdemokraten gewendet) ging — das erkenne ich gern an — doch mit einer ziem⸗ lichen Deutlichkeit hervor, daß ſie die Anerkennung, die ſie uns für unſere Arbeit ſchuldig ſind, nicht ganz zuruckhalten können. Selbſtverſtändlich iſt es ja klar, daß immer noch Wünſche offen bleiben werden; und daß die Herren hier beſondere Wünſche noch haben, das habe ich von vornherein vorausgeſehen. Ich glaube aber, der Herr Stadtv. Baake kann ſich mit der Uberzeugung, die er ausgeſprochen, und zwar be⸗ rechtigt ausgeſprochen — hat, daß wir uns begründeten Anſprüchen nicht verſchließen, daß wir auf dem ſozialen Gebiete uns entſchieden in einer ſteigenden Entwicklung befinden, für heute durchaus zufrieden geben. Es iſt den Herren wirklich nicht gelungen, ſelbſt dem Herrn Stadt. Hirſch nicht, der auf das Beiſpiel von Straßburg hingewieſen hat, uns nach⸗ zuweiſen, daß wir hinter deutſchen Kommunen, ins⸗ beſondere hinter den Leiſtungen anderer Großſtädte in irgend einem Punkte zurückbleiben, Selbſt das Beiſpiel von Straßburg, das der Herr Stadtv. Hirſch angezogen hat, kann ich nur bedingt anerkennen. Er hat, glaube ich, den Paſſus vorgeleſen — ich habe auch den Mombert durchgearbeitet —, wonach Straß⸗ burg nach einjähriger ununterbrochener Dienfſtzeit den verheirateten oder zur Unterhaltung von Angehörigen verpflichtelen ſtändigen Arbeitern den vollen Lohn auf 6 Monate hindurch gewährt. Dann heißt es aber dort weiter: „Die Höhe der Lohnzahlung iſt ſtels abzüglich des Krankengeldes verſtanden, wobei noch eventuell ein Unterſchied gemacht wird zwiſchen der Verpflegung im eigenen Haushalt oder der Einweiſung in eine Anſtalt. Im letzteren Falle wird meiſt weniger Lohn gezahlt.“ Wir, meine Herren, gewähren den halben Lohn auf 26 Wochen ganz unbeſchränkt an verheiratete und unverheiratete Arbeiter, ſogar für die erſten drei Tage den vollen Lohn ohne jeden Abzug, und da das gezahlte Krankengeld — wenigſtens von den freien Kaſſen — in der Regel dem halben Lohn gleichkommt, ſo glanbe ich die Behauptung vertreten zu können, daß unſere Fürſorge immer noch um⸗ faſſender iſt als ſelbſt diejenige von Straßburg. Was die Uberſtunden anbetrifft, ſo kann ich Herrn Stadtv. Baake nicht recht geben, daß ſie nicht geregelt ſind. Sie ſind geregelt, ſoweit es überhaupt irgend möglich iſt im Rahmen der Verwaltung. Vor allen Dingen iſt auch die Art und Weiſe, wie die Löhnung erfolgen ſoll, geregelt. um unſere Stellung. was die Bezahlung der Überſtunden an ſtändige Arbeiter betrifft, auch Herrn Stadtv. Hirſch gegenüber zu rechtfertigen, möchte ich auf das Beiſpiel von Mainz hinweiſen, das ja doch ſonſt als ſozialpolitiſch vorgeſchrittene Gemeinde von den Herren anerkannt wird. Auch Mainz zahlt nach der Angabe von Mombert „den mit Iahresgehalt dekretmäßig angeſtellten Arbeitern für Uberſtunden feine beſondere Vergütung“! Alle anderen Arbeiter erhalten 25 %¼ Zuſchlag bei Überſtunden. Und, meine Herren, vergeſſen Sie nicht — ob Herr Stadtv. Hirſch es billigt oder nicht —, daß unſere Beamten talſäch⸗ lich ohne jeden Unterſchied Uberſtunden leiſten müſſen, und zwar zu beſtimmten Perioden recht viel mehr als eine, ohne daß ſie eine Entſchädigung dafür bekommen! Das Beiſpiel von den höheren Beamten, das er glaubte anführen zu müſſen, halte ich für nicht ganz ernſt gemeint; es war dies wohl mehr eine gewiſſe Deko⸗ ration ſeiner Rede. Jedenfalls licgen da die Verhält⸗ niſſe doch ganz anders; es handelt ſich um ganz andere qualiſtzierte Leiſtungen, die man nicht ohne Weiteres nach der Stunde bemeſſen kann; daß dafür das Aquivalent anders ermittelt wird, das iſt ſelbſt⸗ verſtändlich. Ich bitte Sie deshalb nochmals, unſere Mit⸗ teilung zur Kenntnis zu nehmen. Stadtv. Otto: Meine Herren, die Mitteilung des Magiſtrats hat in den Kreiſen meiner Freunde durchweg eine recht günſtige Beurteilung erfahren. Wir haben als den leitenden Gedanken den heraus⸗ geſchält, den auch Herr Kollege Baake ausgeſprochen hat, daß dieſe Mitteilung einen Fortſchritt in unſeren ſozialen Verhältniſſen bedeutet, und ich habe die Empfindung, als ob Herr Kollege Baake dieſen Fortſchritt rückhaltloſer und wärmer anerkannt hat als Herr Kollege Hirſch, der ja zugab, daß gewiſſe Fortſchritte nicht zu leugnen ſeien, aber im großen und ganzen mit den Schattenſeiten natürlich Schattenſeiten nach ſeiner Meinung ſich be⸗ ſchäftigt hat.