79 dem Vertrage zurücktritt, dann die Aufwendungen, die für die Vorarbeiten erforderlich waren, jedenfalls der Schillertheater⸗Aktiengeſellſchaft zur Laſt fallen müßten und für dieſe Verpflichtung die Schiller⸗ theater⸗Aktiengeſellſchaft auch eine Kaution zu ge⸗ währen habe. Sie finden in dem Bauvertrag den betreffenden Paſſus, von dem Sie Kenntnis genommen haben werden Weitere Veränderungen ſind in dem Bauver⸗ trage und ebenſo in dem Pachtvertrage nicht vor⸗ genommen worden Der Ausſchuß empfiehlt Ihnen, beide Verträge mit den von mir eben erwähnten Anderungen anzunehmen und in betreff des für die Theaterzwecke zu beſtimmenden Gebäudes den Schluß⸗ ſatz ſo zu faſſen: Das Theatergebäude mit Nebenbauten wird auf dem der Stadtgemeinde Charlottenburg gehörigen Grundſtücke errichtet, das in dem, einen Beſtandteil dieſes Vertrages bildenden Lageplan mit den Buchſtaben a, b, , d, o be⸗ zeichnet iſt und eine Größe von rd. 431 Qua⸗ dratruten hat. Es iſt dabei ſelbſtredend die Vorausſetzung, daß die nun folgende Vorlage über den Ankauf des Tietz'ſchen Grundſtücks von der Verſammlung an⸗ genommen wird. Mit dieſem Vorbehalt würden die Verträge anzunehmen ſein. Ich beantrage alſo, die Ihnen vorliegenden Ausſchußanträge anzunehmen unter Ablehnung des vom Magiſtrat geſtellten Antrages, das Grundſtück in der Mommſen⸗, Schlüter⸗ und Niebuhrſtraße anzukaufen. Ich habe noch zu berichten, daß zu der Er⸗ richtung des Schillertheaters fünf Petitionen vor⸗ lagen, und zwar 1. des Haus⸗ und Grundbeſitzervereins von 1895 zu Charlottenburg vom 1. März 1904, des Haus⸗ und Grundbeſitzervereins der ſüd⸗ lichen Stadtteile Charlottenburgs vom 6. März 1904, der verw. Okonomierat Siewert, Weſtend vom 13. März 1904, des Haus⸗ und Grundbeſitzervereins von 1895, des Grundbeſitzervereins von Charlottenburg Nordweſt, des Haus⸗ und Grundbeſitzervereins der ſüdlichen Stadtteile und des Kommunal⸗ vereins Weſtend vom 20. April 1904, 5. des Prokuriſten Bernhard Nickel, Niebuhr⸗ ſtraße 6 vom 30. April 1904. Ebenſo iſt, wie der Herr Vorſteher Ihnen vorhin ankündigte, noch geſtern von dem bautechniſchen Bureau in Charlottenburg eine Offerte eines Grund⸗ ſtücks in der Berlinerſtraße eingegangen. Dieſe Offerte iſt ebenſo wie die übrigen Petitionen durch die Ausſchußanträge bereits überholt worden. Ich beantrage, über dieſe Petitionen ſowie über das . Schreiben zur Tagesordnung überzu⸗ gehen. Im übrigen empfehle ich, wie geſagt, die An⸗ träge des Ausſchuſſes, wie ſie vorliegen, sub a, b, c und d anzunehmen. Stadtv. Stein: Meine Herren, die Schiller⸗ theaterfrage iſt ja eigentlich erledigt, da das Gros der Stadt ja dafür eintritt. Es ſcheint daher viel⸗ leicht überflüſſig, daß ich noch eine abweichende Meinung darüber äußere. Ich habe im engeren Kreiſe ſchon einmal geſagt, daß ich gegen die Einrichtung eines 141 durch die Stadt bin, weil ich das wegen er Nähe Berlins überhaupt nicht für die Aufgabe der Stadt Charlottenburg halte Wir haben andere Aufgaben, die viel wichtiger ſind. Ich habe unter dieſen anderen Aufgaben das Waiſenhaus genannt. Der Herr Oberbürgermeiſter ſagte ſeinerzeit zu mir: O, das Waiſenhaus bekommen wir auch, aber erſt das Theater! Es läßt ſich ja darüber ſtreiten: der eine will das zuerſt, der andere das⸗ Die Errichtun eines Waiſenhauſes ſcheint mir aber noch 4 zu ſein, da die Mehrheit der Verſammlung ſich in der letzten Sitzung aus verſchiedenen Gründen, die ich nicht teile, gegen die Bewilligung einer Unter⸗ ſtützung an das kleine Waiſenhaus, das in Char⸗ lottenburg eriſtiert, ausgeſprochen hat. Aber das nur nebenbei. Ich vermiſſe in der Debatte über das Schiller⸗ theaterprojekt das Eintreten gewiſſer Perſönlichkeiten. Wir haben einen Stadtkämmerer; den haben wir uns aus Poſen geholt; wir freuen uns alle und bilden uns ein, eine tüchtige Kraft in ihm gefunden zu haben; wir haben im Magiſtrat verſchiedene Herren, die ſehr geſchäftskundig und in Bankierkreiſen bekannt ſind, — keiner der Herren hat in der Stadt⸗ verordneten⸗Verſammlung dafür geſprochen! Das mag ein Zufall ſein. Auch einer der Kollegen in der Stadtverordnetenverſammlung iſt ſachverſtändig — er iſt leider nicht hier; es iſt Herr Kollege Marcus —; ich habe ihn auch noch nicht in der Stadtverordneten⸗ verſammlung für das Schillertheater ſprechen hören! Es wäre doch wünſchenswert geweſen, daß dieſe Herren auch das Wort genommen hätten. Wir ver⸗ ſtehen von der Rechnung nicht ſo viel wie Finanz⸗ und Geſchäftsleute. Es iſt ja möglich, daß das Schillertheater ſich rentiert, ich glaube es nicht. Für das Schillertheater als ſolches habe ich ſehr viel übrig; aber wenn es geſchäftlich ſo ſicher wäre, dann hätten ſich, glaube ich, auch die Hinterleute gefunden, die das nötige Geld gegeben hätten. Meine Herren, nur dieſe paar Worte, damit Sie ſehen, daß auch ein anderer Standpunkt in der Stadt⸗ verordnetenverſammlung vertreten iſt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, es werden ja mit dieſer ſozialen Aufgabe der Er⸗ richtung des Schillertheaters nicht alle ſozialen Auf⸗ gaben der Stadt erſchöpft werden. Die Stadt Char⸗ lottenburg, eine Gemeinde, die ſich ſo gewaltig ent⸗ wickelt, wie keine andere im Deutſchen Reiche, hat eine ganz beſonders vornehme Pflicht, in der Löſung ſozialpolitiſcher Aufgaben vorzugehen. Aber, meine Herren, wir dürfen dabei nicht einen Weg beſchreiten, auf dem wir dem alten Sprichwort verfallen: das Beſſere iſt der Feind des Guten Wie ſich die Dinge im Fluſſe des Lebens bieten, ſo ſoll man ſie friſch und munter mit raſchem Entſchluß beim Schopfe er⸗ greifen und ſie fördern! Wir ſollen uns nicht durch den Gedanken ſchrecken laſſen, daß wir noch andere Aufgaben haben, die wir zuerſt löſen müßten. Löſen wir die Aufgaben, die uns der Augenblick bietet — wir werden in der Löſung der andern Aufgaben nicht zurückſtehen! Wenn Herr Stadtv. Stein geſagt hat, wir brauchen das Geld, das wir hier anlegen, zu anderen Zwecken, ſo hat er nicht Recht. Das Geld, das wir hier anlegen, legen wir als werbendes Kapital an, (ſehr richtig!) es wird uns verzinſt und amortiſiert. Ganz anderer Art ſind die Ausgaben für ein Waiſenhaus. Die Ausgaben für ein Waiſenhaus werden gemacht, ohne daß die Stadt irgend welche Einnahmen daraus hat; da hat ſie nur Ausgaben. Ich kann deshalb Herrn