81 Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Im Ausſchuß, meine Herren, ſind eingehend die Projekte bezüglich des Platzes, auf dem das Theater zu errichten iſt, und bezuglich ſeiner Lage an den Straßen crörtert worden, und dort iſt die Idee aufgekommen, die das Theater derartig mit der Front an zwei Straßen ſtellt, daß die bautechniſchen Bedenken des Magiſtrats wegen der Lage des Theaters auf dem Tietz ſchen Grundſtücke beſeitigt ſind. Der Magiſtrat hat dies im Ausſchuß noch näher präziſiert, was bei der Vor⸗ lage über das Grundſtück erörtert werden wird; er hat ſeine Bedenken in 44. auf die Wahl des Tietzſchen Grundſtücks als Bauplatz fallen laſſen. Berichterſtatter Stadtv. Kaufmann: Meine Herren, ich werde nach den Ausführungen des Herrn Ober⸗ bürgermeiſters Ihre Zeit nicht mehr lange in An⸗ ſpruch nehmen. Ich möchte nur Herrn Kollegen Stein noch erwidern, daß die Angelegenheit den Ausſchuß ſeit einem Jahre dauernd beſchäftigt hat, und daß in dieſen Ausſchußſitzungen die finanzielle Seite ſehr eigehend erörtert worden iſt. Ich glaube, die Stadtverordnetenverſammlung ſchickt deshalb Vor⸗ lagen in einen Ausſchuß, damit ſie hier im Plenum mit den Detailberatungen verſchont wird; denn ſonſt hätten ja die ganzen Ausſchußberatungen ſchließlich keinen Zweck, wenn wir hier das alles wiederholen wollten. Gerade die finanzielle Seite hat in den erſten drei Monaten der Beratungen zu den ver⸗ ſchiedenſten Projekten geführt, und erſt in letzter Zeit kam der Vorſchlag, die Stadtgemeinde ſolle ſelbſt bauen. Der Herr Oberbürgermeiſter hat ſchon ausgefuhrt, daß die Schillertheatergeſellſchaft viel lieber im eigenen Beſitz das Theater errichtet hätte; wir zogen es aber vor, die Stadtgemeinde an den Vorteilen, die aus dem Unternehmen erwachſen, teil⸗ nehmen zu laſſen. Die finanzielle Seite iſt im Ausſchuß von allen Mitgliedern wiederholt erörtert worden, und man hat ſie nicht als Bedenken er⸗ weckend anſehen können. Ich möchte dann in betreff des Herrn Kollegen Marcus — die übrigen ſachverſtändigen Mitglieder dieſer Verſammlung intereſſieren mich ja nicht direkt in dieſer Weiſe, ſodaß ich für ſie das Wort nicht nehmen kann — aber im Namen des Kollegen Marcus erklären, daß er in der Zeit der Vorſtadien in unſerer Fraktion ſich ebenfalls eingehend mit der Sache beſchäftigt und finanzielle Bedenken nicht ge⸗ funden hat. Meine Herren, wir können zwiſchen dem Theater und dem Waiſenhaus doch keinen Vergleich ziehen. Das Theater iſt werbendes Kapital, und das Waiſenhaus ſetzt zu. Aber ich kann Herrn Stadtv. Stein die beruhigende Verſicherung geben, daß meine Freunde jeder Vorlage, die die Errichtung eines Waiſenhauſes betreffen wird, mit der größten, Bereitwilligkeit gegenüber treten werden. Ich möchte mich nun gegen einige Ausführungen von meinen Freunden wenden. Herr Kollege Spiegel wünſcht, die Beſchlußfaſſung über die Ausſchuß⸗ anträge auszuſetzen, bis über die Magiſtratsvorlage zu Ner. 13 der Tagesordnung beraten iſt Wir müſſen doch erſt wiſſen, ob wir das Theater errichten wollen; erſt dann wollen wir das Grundſtück kaufen; wir wollen nicht Grundſtücke kaufen auf die Gefahr hin, daß nachher kein Theater errichtet wird. Ich bitte Sie deshalb, die Magiſtratsvorlage ſo anzu⸗ nehmen, wie wir ſie im Ausſchuß amendiert haben, und den Verträgen unter der Bedingung zuzuſtimmen, daß der Ankauf des Grundſtücks angenommen wird. Würde der Ankauf des Grundſtücks abgelehnt werden, ſo würde unſere Bedingung hinfällig ſein; allerdings würde der Beſchluß, ein Theater zu errichten, auch dann feſtſtehen. Ich wiederhole: ich kann den Herren die An⸗ träge, die im Ausſchuß — und zwar zweimal einſtimmig gefaßt worden ſind an zwei Beratungs⸗ tagen, nur zur Annahme empfehlen. Vorſteher Roſenberg: Darf ich annehmen, Herr Stadtv. Dr. Spiegel, daß Sie Ihren Antrag zurück⸗ ziehen? (Stadtv. Dr. Spiegel: Jal) Stadtv. May: Meine Herren, die Angelegenheit iſt eigentlich an ſich ſehr einfach. Wenn alle Vor⸗ bedingungen ſtimmen, d. h. wenn das Schillertheater ſo proſperiert, wie wir vorausſetzen, dann iſt die Auseinanderſetzung mit der Schillertheatergeſellſchaft ſo einfach, wie ſe nur ſein kann. Ich habe aber das Bedenken, daß es nicht ſo ſein wird. Doch darauf kommt es nicht an; ſo und ſo viel Leute prophezeien dem Schillertheater eine gute Zukunft, und ich will deshalb die Verhandlung nicht auf⸗ halten. Ich meine, das Wichtigfte bei der Sache iſt — und das hätte ich gern von dem Herrn Referenten gehört —: wie ſtellt ſich der Mann, um den es ſich handelt, der Leiter des ganzen Unternehmens, zu dem Projekt? Ich habe Gelegenheit gehabt, Herrn Direktor Löwenfeld ausführen zu hören, daß ihm ſehr weſentlich daran läge, das Theater da zu haben, wo es zuerſt vorgeſchlagen wurde: an der Grenze von Charlottenburg; er machte es halb und halb zur Bedingung, daß das Theater dorthin gelegt würde, damit es proſperieren könnte. Ich hätte nun gern an dieſer Stelle gehört — ich ſetze voraus, daß die Verhandlungen auch mit ihm perſönlich geführt worden ſind —, daß Herr Direktor Löwenfeld ſich von dem Theater auch an der neuen Stelle eine ſichere Zukunft verſpricht; das möchte ich gern offiziell ausgeſprochen haben. Im übrigen iſt ja die Theaterfrage genügend beſprochen worden, und die Sache iſt an ſich nur mit Freude zu begrüßen. Iſt dieſe Vorbedingung erfüllt, iſt Herr Direktor Löwenfeld in der Lage geweſen, zu ſagen: auch an dieſer Stelle wird das Theater proſperieren, dann werde ich ſelbſtverſtänd⸗ lich auch für den Ausſchußantrag ſein. Stadtu. Gleim: Meine Herren, wie mein Herr Nachbar (Stadtv. Stein), ſo fühle auch ich das Be⸗ dürfnis, zu erklären, daß ich noch auf demſelben Standpunkt ſtehe, auf dem ich bei der erſten Be⸗ ratung geſtanden habe. Ich habe damals überhaupt gegen ein Schillertheater geſprochen und auch dagegen geſtimmt. Die weiteren Verhandlungen haben mich durchaus nicht überzeugt, daß meine damalige Ab⸗ ſtimmung eine irrige geweſen ſei. Ich will mich auch in jeder Weiſe längerer Ausführungen enthalten; es iſt über die Sache ſchon ſehr viel geſprochen worden. Ich halte den Bau des Theaters namentlich deshalb nicht für gerechtfertigt, weil wir viel dringendere Aufgaben haben, die uns viel Geld koſten, als gerade das Schillertheater. Ich verweiſe in dieſer Beziehung auf das, was bei der erſten Beratung Herr Kollege Buka erörtert hat. In finanzieller Beziehung teile ich vollſtändig die Bedenken, die eben Herr Kollege May geſtreift