90 mir, Ihnen hier einige Daten, die ich zuſammen⸗ geſtellt habe, mitzuteilen. Ich habe mich deshalb gerade an dieſes Publikationemiitel gehalten zur Kontrolle der angeblichen Wohnungsnot, weil es über die ganze Stadt Berlin im weiteſten Sinne mitſamt ihren Vororten Aufſchluß gibt, und wir doch hier nicht außerhalb der ganzen ziviſiſierten Welt wohnen, ſondern es für die meiſten Lente ziemlich gleichgiltig iſt, ob ſie diesſeits oder jenſeits der Kurfürſtenſtraße, ob in Wilmersdorf oder Char⸗ lottenburg wohnen. Man ſteht doch auf einem falſchen Standpunkt, wenn man nur erkluſiv ſich an die Wohnungsangaben, „die für Charlottenburg allein gelten, halten will. 7 Nun iſt es doch vielleicht von gewiſſem Inter⸗ eſſe, wenn ich Ihnen mitteilen kann, daß nach dem Wohnungsregiſter, welches alſo meiner Meinung nach etwa den 24ten Teil repräſentiert, am 12. März, alſo vor dem angeblichen Wohnungswechſel 3582 Wohnungen angezeigt waren mit 12 020 Zimmern, an dem 16. April, alſo unmittelbar nachdem dieſer Austauſch ſtattgefunden hat, 2 513 Wohnungen mit 9 542 Zimmern. Nun hat man ja geſagt: das iſt immer bloß ein Wechſel, die einen wohnen hier, die andern da und wechſeln beide mit einander, das kann doch keinen Aufſchluß darüber geben, ob die Woh⸗ nungen leer ſtanden oder nicht. Das iſt aber gerade — und deshalb habe ich mich auf das Wohnungs⸗ regiſter bezogen — da der Fall; denn da finden Sie bei vielen Wohnungen — gewiß nicht bei allen — angegeben, ob die Wohnung ſofort zu vermieten ſei, das heißt doch, daß ſie leer ſtand. Nun wird es Sie vielleicht intereſſieren, zu ſehen, wie ſich der Prozentſatz der leerſtehenden Wohnungen bei dieſen Annoncen verhält. Am 12. März ſtanden von dieſen 3 582 Wohnungen 1014 leer. Im Gegenſatz dazu finden Sie am 16. April — wo alſo alles beſetzt ſein ſollte, wenn es ſich wirklich um eine große Woh⸗ nungsnot handelte — nicht wie eben daß ſämt⸗ licher Wohnungen leerſtanden, ſondern daß von den 2513 Wohnungen mit 9 542 Zimmern 1939, alſo über d leer ſtanden. Sie ſehen alſo, daß die leer⸗ ſtehenden Wohnungen bei dieſem Überblick zugenommen haben von / auf /. Nun bin ich doch der Meinung, daß das ohne Voreingenommenheit einen ganz unparteiiſchen An⸗ haltepunkt gibt. Ich habe mich deshalb grade hieran gehalten, nicht an die erkluſive officiöſe Charlotten⸗ burger Statiſtik. Ich habe mich aber natürlich da⸗ mals auch umgeſehen, ob nicht eine Statiſtik für das ganze Groß⸗Berlin von abſoluter Geltung zu haben wäre. Ich habe mich dann berufen auf die Mit⸗ teilung, welche die Kaufmannſchaft gemacht hat. Es iſt mir vielleicht erlaubt, wenn der Herr Vorſteher nichts dagegen hat, die kurze Notiz aus der Zeitung vorzuleſen, damit es nicht wieder Mißverſtändniſſe gibt. In der Nationalzeitung fand ſich ein klein ge⸗ druckter Artikel, der die verdiente Beachtung nicht gefunden hat. Warum? — weil wahrſcheinlich viele Lente ein Intereſſe daran haben, daß der Wohnungs⸗ überfluß nicht gar zu bekannt wird, Leute, die, wie ich, Grundbeſitzer ſind. Da heißt es: „Die Ausſichten des Berliner Wohnungsmarltes ſind von den Alleſten der Kaufmannſchaft von Berlin zum Gegenſtande einer Ermittlung in der Hauptſtadt ſelbſt und in 31 Vororten ge⸗ macht worden. Die Ergebniſſe werden von den Alteſten in ihrem nunmehr in Buchform als „Berliner Jahrbuch für Handel und Induſtrie“ erſcheinenden Jahresbericht veröffentlicht. Da⸗ nach ſcheint das Jahr 1903 faſt durchweg eine rege Bantätigkeit entfaltet zu haben. In Berlin ſelbſt wird die Zahl der im Laufe des Jahres neuerſtellten Wohnungen als ausreichend für 55 000 Perſonen angeſetzt, in Charlottenburg auf 9000. Schöneberg 11 200, Rixdorf 16 bis 20 000, Deutſch⸗Wilmersdorf 9 — 10 000. Selbſt Borhagen⸗Rummelsburg, Gr.⸗Lichterfelde und Reinickendorf erſcheinen noch mit Ziffern wie 4000, 3000, 2000. Für ganz Groß⸗Berlin, im Umfange der im Berliner Adreßbuch ver⸗ zeichneten Ortſchaften, wird der Faſſungsranm der neu erſtellten Wohnungen auf etwa 125 000 Perſonen geſchätzt. Das iſt neulich vom Herrn Kollegen Hirſch, ob⸗ gleich er im Ausſchuß nicht opponiert hatte, mißver⸗ ſtanden worden. Ich habe Ihnen deshalb das aus⸗ führlich vorgeleſen, um Ihnen zu zeigen, daß ich auch in der Beziehung ſicher zu gehen verſucht habe. Wenn ich hier nicht auf die Zahlen eingegangen bin, die Herr Kollege Hirſch neulich angeführt hat von den 25 kleinen Wohnungen, ſo iſt das deshalb geſchehen, weil das nicht ein Beweis für die Wohnungs⸗ not iſt, ſondern im Gegenteil ein Beweis davon, wieviel noch nach dem Wohnungswechſel übrig ge⸗ blieben ſind, wieviel eben überflüſſig geweſen ſind, und das entſpricht ja dem ungefähr, was aus dem Wohnungsregiſter hervorgeht. Ich habe mir die Mühe gegeben, nach dem Wohnungsregiſter zuſammen⸗ zuſtellen, was alles ausgeboten wurde in Neu⸗ Charlottenaurg, was unter Berlin W geht, in Alt⸗ Charlottenburg und in Weſtend und dabei hat ſich ergeben, daß hier am 12. März 1143 Wohnungen mit 4764 Zimmern ausgeboten wurden, von denen 360 ſchon leer ſtanden. Wenn es immer bloß ein Austauſch wäre und weiter nichts, ſo würde es doch auffällig ſein, daß ſich am 16. April die Sache folgendermaßen geſtaltet hat: da ſind 966 Wohnungen mit 4413 Zimmern angeboten und 679 Wohnungen leer, alſo faſt das Doppelte von leerſtehenden Wohnungen vorhanden. Und wenn Sie noch weiter gehen wollen, da Sie ſich augenolicklich doch meiſt gerade für die kleinen Wohnungen intereſſieren, ſo kann ich Ihnen auch in dieſer Beziehung maßgebende Zahlen gerade aus dem Wohnungsregiſter anführen. Von den kleinen Wohnungen, die ein und zwei Zimmer bloß höchſtens haben, ſind leer geweſen am 12. März 122 Wohnungen und am 16. April 351. Alſo in jeder Beziehung muß man wohl zugeben, daß der Wohnungs Iberfluß ein bleibender iſt und auch ein zunehmender ſogar, wie er ja nach dem großen Häuſerkrach 1896 ganz koloſſal geweſen iſt, wo nach den Mitteilungen unſeres ſtatiſtiſchen Amts allein in Eharlottenburg 4354 Wohnungen leer geſtanden haben. Dementſprechend waren natürlich auch die kleinen Wohnungen ſtärker vertreten, wie jetzt, wo ſich dieſe Verhältniſſe anders geſtaltet haben. Ich bin alio nicht der Meinung, daß dieſe An⸗ fechtung meiner Überzennung von Wohnungsüberfluß. die ich neulich ausgeſprochen habe, richtig iſt, kann aber trotzdem empfehlen, die Magiſtratsvorlage anzu⸗ nehmen. Herr Hirſch hat dann noch einige weitere Be⸗ merkungen daran geknüpft — nicht im Anſchluß, aber weniaſtens hier mit der Abſicht, die Beſchlennigung der Erbanung dieſes Aſyls für Obdachloſe als wünſchenswert darzuſtellen. Er hat ſich beruten auf den „haltloſen Zuſtand, die mangelhaften Räume“ dieſer Familienhäuſer. Ich habe nun auch, obgleich ich die Familienhäuſer früher gekannt habe, wo ſie