— 99 — — Linie ausſchlaggebend ſein, ſondern wir werden bei der Beantwortung der Frage, die Herr Kollege Dr. Hubatſch uns hier vorgelegt hat, nur zu prüfen haben, ob dadurch, daß eine beſtimmte Anzahl Schüler in einer beſtimmten Klaſſe ſind, unſere Kinder in der Ausbildung beeinträchtigt werden. Müſſen wir dieſe Frage bejahen, ſo müſſen wir uns darüber klar werden, wie wir eine Avänderung ſchaffen. Ich glaube, wir haben kein Schutzmittel dagegen, daß auswärtige Kinder in unſere Schulen aufgenommen werden. (Zuruf von den Liberalen: O ja; der Direktor kann ſie abweiſen!) — Ja, meine Herren, wenn Sie ſie abweiſen, können ſie nicht aufgenommen werden, natürlich; aber wenn Sie von dieſem Schutzmittel keinen Ge⸗ brauch machen, wenn unſere Klaſſen tatſächlich ein beſtimmtes Maß der Fülle erreicht haben. dann frage ich Sie: was machen wir denn nun? Wollen wir jetzt an Herrn Direktor Gropp eine freundliche Mah⸗ nung ergehen laſſen: in Zukunft nimmſt du keine auswärtigen Kinder mehr auf —? Und wenn wir uns für berechtigt hielten, das zu tun, nun, meine Herren, ſo hoch ſtehen wir meines Erachtens richt, daß wir uns an den ſehr berechtigten Tadel, der uns von dritter Seite in dieſem Fall treffen würde, nicht etwas zu kehren hätten! Der Vorwurf gegen Herrn Direktor Gropp iſt — ich will nicht ein ſchönes und naheliegendes Wort⸗ ſpiel gebrauchen — iſt etwas ſehr weitgehend. Herr Direktor Gropp iſt nicht hier. Ich glaube Herrn Oberbürgermeiſter, daß Herr Direktor Gropp in der Tat ein ſehr großes Intereſſe daran gehabt hat, ſeine Anſtalt zu fördern, und das geſchieht dadurch, daß er volle Klaſſen hat Daß er möglichſt viele aus⸗ wärtige Schüler — ich kann mir übrigens gar nicht denken, wie er das machen ſollte — herangezogen hat, nur um hier dieſen Antrag ſtellen zu können: ich glaube, ich habe wohl Herrn Oberbürgermeiſter mißverſtanden; denn ich kann im Ernſt nicht glauben, daß das möglich wäre, und daß der Herr das tat⸗ ſächlich bezweckt hat. Aber, wie geſagt, die Urſache, weshalb hier eine ſo ſtark gefüllte Prima iſt, wollen wir jetzt, meine ich, gar nicht unterſuchen. Wir haben leider das Faktum: die Fülle iſt da, und wir müſſen uns fragen: wie helfen wir? Ich glaube, wir können nicht anders helfen, als indem wir dem Antrag des Herrn Kollegen Dr. Hubatſch beiſtimmen, und das umſomehr, als damit etwas geſchaffen wird, was ſpäteſtens nach einem Jahr doch geſchaffen werden muß. Ich glaube, bei der ganzen Sache, um die es ſich hier handelt, wird die Summe von 5000 ℳ kaum weſentlich in betracht kommen können. Ich bitte, dem Antrage zuzuſtimmen. (Bravo! bei der Freien Vereinigung.) Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, ich möchte zunächſt dem Herrn Vorre dner ſagen, daß (ine Beeinträchtigung der Schüler der Prima nicht ſtattfindet. Der Herr Vorredner ſagte, die Fülle ſei da, wir müßten teilen. Das iſt hier gar nicht der Fall, Herr Dr. Riel! Der Miniſteriaierlaß nennt, wenn er von der Höck ſtzahl ſpricht, die Zahyl 30. 22 (Zuruf: Höchftzahl!) Meine Herren, die iſt in der einen Prima noch nicht norhanden — da ſind 28 —, und in der anderen ſitzen zwei mehr, 32 Daß daoei eine Beeinträch⸗ tigung der vorhandenen Schüler ſtatifindet, können wir nicht ſagen. Es kommt hinzu, was ich noch gegangen iſt. einmal betone, daß der Staat ſelbſt dieſe Grenze auch nicht immer innehält. Alſo, meine Herren. ein innerer Umſtand, der die Teilung notwendig machte, liegt nicht vor. Was nun die Stellungnahme der Herren Direk⸗ toren an den Anſtalten betrifft, ſo hat der Magiſtrat wohl Anſpruch darauf, daß dieſe ſeinen ausgeſprochenen Wünſchen folgen; und der Magiſtrat ſagt: wir wün⸗ ſchen nicht, daß die aus wärtigen Kinder in einer Zahl aufgenommen werden, daß es nachher an Platz fehlt für die Kinder der eigenen Stadt. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Wir wollen den Auswärtigen gern euntgegen⸗ kommen — ich betone das nochmals —, ſoweit wir Platz in unſeren eigenen Schulen haben. Aber das iſt doch klar, meine Herren: wir bauen doch unſere Schulen für die Kinder unſerer Bürger, nicht für die Angehörigen anderer Gemeinden, (ehr richtig!) und wenn die Herren Dircktoren die answärtigen Kinder aufnehmen, ſodaß die einheimiſchen nicht hineinkommen oder die Klaſſen unter Aufwendung erheblicher Mittel geteilt werden müſſen, ſo iſt das ein Mißſtand. Das werden auch Sie anerkennen! lund wenn trotz dieſer wohl berechtigten Wünſche, die der Magiſtrat ausgeſprochen hat, der Leiter einer Schule hartnäckig auf ſeinem entgegengeſetzten Stand⸗ punkt verharrt und trotz meyrfacher Ablehnung ſeiner Anträge immer weiter ſeine Ziele verfolgt, nicht blos im Magiſtrat, ſondern auch hier immer wieder damit kommt, — ja, meine Herren, ich glaube wirk⸗ lich, daß das nicht zu billigen iſt. Ich bitte, daß Sie dem Magiſtrat nicht entgegen⸗ treten, wenn er den Grundſatz betont: wir wollen mit dem Gelde unſerer Bürger zweckmäßig und ſpar⸗ ſam umgehen. Es mag ja ſehr ſchön ſein, wenn man ſagen kann: ſeht, wie die Anſtalt floriert —, wenn man hohe Frequenzzahlen angeben kann, wenn die Anſtalt in allen Klaſſen, ſelbſt in der Prima, ge⸗ füllt iſt. Das macht ſich wunderſchön in pädago⸗ aiſchen Berichten, und es mag auch an ſich gut ſein; aber wir haben dabei doch immer unſere Finanzkraft in Rückſicht zu ziehen; daß dieſer entſprechend ver⸗ fahren werde, darüber haben wir zu wachen und Sie mit uns. Deshalb bitte ich Sie, wenn wir nach dieſer Richtung hin gewirkt haben, uns nicht im Stich zu laſſen, ſondern es zu unterſtreichen, daß auch Sie wünſchen, daß in erſter Linie die hieſigen Kinder und die finanziellen Mittel der Stadt Rückſicht ver⸗ dienen und die auswärtigen Kindet erſt in zweiter Reihe kommen. Es läßt ſich, Herr Dr. Riel, z. B. ſehr gut machen, daß man beim Schulanfang bei der Aufnalhme zunächſt ein paar Stellen freiläßt, um ab⸗ zuwarten, ob nicht im letzten Moment noch hieſige Schüler kommen, (ſehr richtig!) und die Anſtalt nicht mit auswärtigen Schülern gleich füllt. Stadtv. Dr. Hubatſch: Meine Herren, nur wenige Worte; ich will Sie nicht lange auſhalten. Ich halte es für meine Pflicht, daß ich zur Verteidigung des an⸗ gegriffenen Kollegen Gropp noch ein paar Worte ſage. Ich kann nicht finden, daß mein Kollege in der Aufnahme von Auswärtigen über das Maß hinaus⸗ Wir dürfen doch nicht vergeſſen, daß die Oberrealſchule ihrer Natur nach eine Schule iſt, welche außerordentlich viele Schüler in der Unter⸗ ſekunda mit dem Zeugnis zum einjährigen Dienſt entläßt. Von allen drei Kategorien von höheren