—— 101 —— boten. Ich habe es in Berlin einmal erlebt, wie eine Privatſchule aufgehoben wurde und bei nach⸗ ſichtiger Aufnahme die ſämtlichen Schüler derſelben im Augenblick eine neue öffentliche Anſtalt füllten, in die auf dieſe Weiſe eine Anzahl von Schülern kam, die ſo mangelhaft ausgebildet waren, daß es jeder Beſchreibung ſpottete. Ich werde natürlich die Anſtalt nicht nennen. Der Laie ſagte dann aller⸗ dings: das muß eine vorzügliche Leitung ſein, unter der eine junge Anſtalt ſich ſo ſchnell entwickelt. Wie man gute Früchte nur langſam züchtet, ſo kann man auch nur allmählich ein gleichmäßig gut durchgebildetes Schülermaterial heranwachſen ſehen. Ich warne da⸗ vor, daß in die oberen Klaſſen zu viele fremde Ele⸗ mente aufgenommen werden, da es im Intereſſe jeder Anſtalt liegt, daß zum Zwecke gleichmäßigen Fortſchreitens der Schüler die Lehrkräfte und die Lehrpenſen in geſchloſſenem unterrichtlichen Zuſammen⸗ hange durch alle Klaſſen ſtehen, und da natürlich Elemente in Oberſekunda neu aufgenommen werden müſſen, von denen ſich bei der Größe des Klaſſen⸗ penſums vieles, was die Einheimiſchen in den unteren Klaſſen gelernt haben, gar nicht wieder nach⸗ holen läßt. Alſo gerade im Intereſſe eines gleich⸗ mäßig fundamentierten Unterrichts wäre zu wünſchen, daß nicht zu viele fremde Elemente aufgenommen werden. Noch eins: unſere Schulen haben doch Frei⸗ ſtellen. Ich möchte mir die Frage erlauben: wird auch ſtets darauf Rückſicht genommen, daß der Pro⸗ zentſatz an Freiſtellen, der der Prima zukommt, wenigſtens für unſere Charlottenburger Schüler ge⸗ wahrt wird? Darüber iſt mir nichts bekannt. Be⸗ ſtimmte Schülerzahlen ſind uns überhaupt nicht ge⸗ nannt worden. (Zuruf.) — Ich höre eben die Zabl 28. Herren, ich halte Ja, meine es durchaus nicht für ein Unglück, wenn nach einer Erhöhung derſelben auf 32 infolge der Verſetzung einer meiner Kollegen vorübergehend gerade 2 Schüler mehr als die Normalzahl in der Prima zu unterrichten hat. Ich kann nimmermehr anerkennen, daß ein ſolches Proviſorium für den Unterricht nachteilig wirkt. Wir befinden uns eben für kurze Zeit in einem ge⸗ wiſſen Ausnahmezuſtande. Ich bin grundſätzlich für die Teilung der Klaſſen, ſehe aber nicht ein, wes⸗ halb bei den großen Ausgaben, die wir gerade jetzt haben, in dieſem Punkte nun ſo ſchleunig vorge⸗ gangen werden muß. Ich möchte noch auf einen Punkt eingehen. Ich habe bereits in der Deputation für die höheren Lehranſtalten auf die Mißſtimmung hingewieſen, die ich ſchon bei der Etatsberatung über die zu große ufnahme auswärtiger Schüler gezeigt hat. Ich habe damals davon abgeraten, jetzt gerade mit einem ſolchen Antrag zu kommen, und bin ganz erſtaunt, daß derſelbe dennoch heute ſchon eingebracht wird. Ich habe im Namen meiner Freunde zu erklären, daß wir zu dem Antrage eine ablehnende Haltung einnehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung lehnt den Antrag des Stadtv. Dr. Hubatſch ab und beſchließt mit großer Mehrheit nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Oſtern 1905 ſind an der Oberrealſchule 2, an der Kaiſer Friedrich⸗Schule 2, an der Real⸗ ſchule 3, am Reformreal 4 2, an der höheren Mädchenſchule einſchließlich Real⸗ fol gymnafialklaſſen 2 und Michaelis 1905 am Mommſengymnafium 1 Oberlehrerſtelle zu gründen. 2. Die erforderlichen Mittel ſind in den Etat für 1905 einzuſtellen.) Vorſteher Roſenberg: Meine Herren, heute über 14 Tage findet die nächſte Sitzung ſtatt. Gleich⸗ zeitig ſind aber auch die Stichwahlen zur Stadt⸗ verordnetenverſammlung auf dieſen Tag angeſetzt worden. Es iſt nun von einer Seite mir gegenüber der Wunſch ausgeſprochen worden, da doch einige Stadtverordnete bei den Stichwahlen tätig ſeien, die Sitzung erſt um 6 Uhr anfangen zu laſſen. Ich habe nichts gegen dieſen Wunſch; wenn die Verſammlung auch nichts dagegen hat und es ſcheint ſo — ſo wird die nächſte Sitzung am 29. Juni um 6 Uhr anſtatt um 5 Uhr anfangen. Das Protokoll vollziehen heute die Stadtver⸗ ordneten Mann, Mickler und Olbrich. Punkt 6 der Tagesordnung: Vorlage betr. die Erweiterung des Zwiſchen⸗ pumpwerks am Salzufer. — Druckſache 279. Berichterſtatter Stadtv. Mann: Meine Herren, die Vorlage betrifft erſtens die Erweiterung der maſchinellen Anlage auf der Zwiſchenpumpſtation am Salzufer, zweitens die Bewilligung der Mittel hier⸗ zu von 21 700 ℳ. Das Zwiſchenpumpwerk dient dazu, die Ab⸗ wäſſer von dort über den Landwehrkanal in das Innere der Stadt zu bringen. Auf dem Zwiſchen⸗ pumpwerk ſind drei Motoren: zwei kleinere und ein großer. An regenfreien Tagen genüaen dieſe drei Pumpen; aber ſobald die große Pumpe einer Re⸗ paratur unterworfen werden muß, genügen die anderen beiden Pumpen nicht. Der Magiſtrat be⸗ antragt infolgedeſſen, eine neue maſchinelle Anlage anzulegen. Im Ertraordinarium des Kanaliſations⸗ etats ſind bereits 15000 ausgeſetzt worden, die aber bisher von den Stadtverordneten noch nicht bewilligt worden ſind. Nun handelt es ſich darum, die neue Anlage nicht wieder mit Leuchtgas betrieben zu ſehen, ſondern mit Sauggas. Dieſes Sauggas wird aus Koks produziert und ſtellt ſich laut Erfahrungen, die man am Nonnendamm eingehend gemacht hat, um ca. 25 % billiger als das Leuchtgas. Als Betriebs⸗ kraft Dampf anzuwenden, hat inſofern keinen Zweck, als Schornſtein⸗ und Keſſelanlage viel zu teuer kommt. Nun hat ſich herausgeſtellt, daß man bei der Anlage dieſes Pumpwerks zugleich eine Sauggas⸗ anlage herſtellen könnte, die nur um einige tauſend Mark teurer kommt, als man vorher geglaubt hat. Es werden aber durch eine Sauggasanlage unge⸗ 1 3800 ℳ geſpart, ſodaß im Verhälmis die 14% von 9000 ℳ gar keine Rolle pielen. Die Kanaliſationsdeputation hat ſich mit dem Antrage einverſtanden erklärt, und ich bitte Sie, ebenfalls die Vorlage anzunehmen. — Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ t. eſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie olgt: 1 41