—— 1083 —— Meinung geweſen, daß uns hier nichts anderes übrig bleibt, als einen Lichtſchacht zu ſcaffen. Ich bitte auch, die Vorlage anzunehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Mickler (Schlußwort): Meine Herren, ich möchie bloß noch die Frage ſtellen: wenn es eine höhere Schule wäre, ein Gymnaſium, ob man dann mit emer ſolchen Vorlage gekommen wäre!? Dann hätte man ſich nicht mit einer ſolchen Vorlage an uns herangetraut. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, die letzte Anfrage veranlaßt mich, noch einmal das Wort zu dieſer Angelegenheit zu ergreifen. Es liegt durch⸗ aus im Schulintereſſe, daß ein Stockwerck nicht auf⸗ geſetzt wird. (Sehr richtig!) Denn bedenken Sie, meine Herren: wenn das Stock⸗ werk aufgeſetzt würde, ſo hätten die Kinder, welche da oben untergebracht ſind, in jeder Pauſe, alſo auch in den Pauſen von 5 Minuten, um nach dem Hofe hinunter⸗ und wieder in die Klaſſe hinaufzugehen, immer 10 Treppen zurückzulegen! Das iſt natürlich nichts weniger als eine Erholung; (ſehr richtig!) und das würde, glaube ich, mindeſtens ebenſo von den armen und ſchwächlichen Kindern der Gemeinde⸗ ſchulen empfunden werden als von den Schülern unſerer höheren Lehranſtalten. Gerade im Intereſſe unſerer Gemeindeſchüler iſt alſo dieſes Stockwerk nicht aufzubauen. Darum bitte ich: nehmen Sie die Vor⸗ lage des Magiſtrats an! (Die wieder eröffnete Beratung wird geſchloſſen. Der Berichterſtatter verzichtet. Die Verſammlung lehnt die Einſetzung eines Ansſchuſſes ab und beſchließt mit großer Mehrheit nach dem Antrage des Magi⸗ ſtrats, wie folgt: a) Dem Bauentwurf vom 7. April 1904 betr. den Umbau der Zufahrten und die Herſtellung eines 6 m breiten Lichtgrabens vor dem Schul⸗ hauſe Sophie⸗Charlottenſtraße 69/70 wird zugeſtimmt. b) Die anſchlagsmäßigen Koſten in Höhe von 32000 ℳ ſind vorbenalilich der ſpäteren Er⸗ ſtattung durch die die Untergrundbahn ausfüh⸗ rende Geſellſchaft aus den für die Durchführung des Bismalckuraßenunternehmens bewilligten Mitteln zu entnehmen.) Vorſteher Roſenberg: Punkt 8 der Tagesordnuna: Vorlage betr. Feſtſetzung des allgemeinen Kanaliſationsentwurfs für den Stadtteil Weſtend (Syſtem I11). — Druckſache 281. Berichterſtatter Stadtv Dr. Frank: Meine Herren, es handelt ſich bei dieſem Beratungsgegen⸗ ſtand um die Durchführung der Kanaliſation des Gebietes von Weſtend und der neuen an Weſtend angeſchloſſenen ſtädtiſchen Gebiete, eine Vorlage von großer Tragweite, aber auch eine Vorlage, deren Durchführung ſich auf eine längere Zeit verteilt. Ich möchte für die Herren, die den techniſchen Teil nicht durchgeſehen haben, kurz einige Daten geben, um die Bedeutung der Vorlage und die Art, wie ſie bearbeitet iſt, daran erörtern zu können. Das Geſamtgebiet, um deſſen Kanaliſation es direkt in die Spree gefü rt werden. ſich hier handelt, umfaßt 303 ha. Davon entfallen auf das Gebiet ſüdlich der Spandauer Chauſſee 375 ha, nördlich derſelben 228 ha, auf das Gebiet zwiſchen Ringbahn und Lietzenſee, das zwar jetzt ſchon rana⸗ liſiert iſt, aber dorthin nachher ſich günſtiger an⸗ ſchließen läßt, 7 ha, und auf eine Enklave von Dahlem im äußerſten Südweſten 14 ha. Von dieſem Geſamtgebiet entfallen, wenn es vollkommen bebaut ſein wird, 482 ha auf die Fläche, die bebaut werden kann, 121 ha auf unbebaute Fläche und Eiſenbahnplanum. Das Gebiet iſt in bezug auf die Bebauungsmöglichkeit differenziiert, und zwar in der Weiſe, wie Ihnen ja bekannt, daß für einen Teil Landhausbau angeordnet iſt; dabei würden auf den Hektar ungefähr 400 Köpfe entfallen. Für den Teil, auf dem Hochbau geſtattet iſt, ſind — wie mir ſcheint, etwas mäßig — 150 Köpfe auf den Hektar gerechnet; immerhin würde ſich dieſe wün⸗ ſchenswerte, weniger enge Beſetzung des Gebietes wohl durchführen laſſen. In Berlin kommen ja bis 600 und 650 Köpfe auf den Hektar; aber es wird ſich hier wohl durchführen laſſen, da ja die Hofräume nach der neuen Bauordnung größer ſind, als ſie in Berlin waren, den Hektar nurmit 450 Köpfen zu beſetzen. Es iſt nun weiter — und das möchte ich be⸗ ſonders anerkennend hervorheben — bei dieſem Pro⸗ jekt reines Miſchſyſtem als Grundlage angenommen. Die Herren erinnern ſich, daß ſeinerzeit bei dem Gebiet jenſeits der Spree ſich eine ſehr lebhafte Kontroverſe darüber erhoben hat, ob man iRiſch⸗ ſyſtem oder Trennſyſtem anwenden ſollte. Unſere Bauverwaltung hat ſich den einfachen Formen des Miſchſyſtems durchaus zugewendet. Es iſt weiter bei den Grundlagen der Berech⸗ nung für die Kanaliſation mit einer gewiſſen Opu⸗ lenz vorgegangen. Es iſt hier ein Satz von 2001 Hauswaſſer pro Tag und Kopf und außerdem von 201 Induſtriewaſſer angenommen; das ſind 2201 per Tag und Kopf, während in Charlottenburg bis⸗ her die größte Waſſermenge nur 1271 per Tag und Kopf beträgt. Von den mir aus der Litteratur ſo⸗ wohl wie aus eigener Anſchauung bekannten Städten hat nur Newyork dieſe hohe Zahl von 200 1 als Grundlage der Kalkulation angenommen, ſelbſt London hat ſehr niedrige Zahlen. Aber ſelbſt bei dieſer hohen Zahl würde die Menge des Abwaſſers nur 1⅛ 1 pro Hektar und Sekunde betragen. Für dis Regenwaſſer ſind höchſt intereſſante und eingehende Erörterungen und Aufnahmen ge⸗ macht worden. Es hat ſich da ei ergeben, daß bei den heftigſten Platzregen, die überhaupt hier beob⸗ achtet ſind — es liegen jahrelange Beobachtungen hier zugrunde —, freilich eine Leiſtung von 19 700 Sekundenliter pro Hektar zu bewältigen wären. Es iſt natürlich unmöglich, dafür eine Pumpen un⸗ lage zu ſchaffen; da wird ſelbſtredend zu dem Mittel der Notausläſſe geſchritten werden müſſen. Bei ſolchen Regen, die übrigens erfahrungsmäßig nur! bis / Stunde dauern — nicht lange —, alſo bei den heftigſten Platzregen, würde durch Pumpen nur etwa der zehnte Teil weggeſchafft werden können, und die andern neun Zehntel, alſo 17 800 Sekunden⸗ liter pro Hektar, würden durch die Notausläſſe Ich erwähne das ſpeziell, weil hier früher einmal die Befü chtung ausgeſprochen worden iſt, daß durch dieſe Notaus⸗ läſſe die Spree übermäßig verunreinigt werden und daß dagegen Einſpruch erhoben werden könnte; Sie ſehen ſchon aus der Zahl, um die es ſich hier handelt — um ein Quantum von 17 800 chm pro