— 107 —— Jedenfalls möchte ich aber dringend bitten, zu erwägen, ob es nicht möglich iſt, — unter Aner⸗ kennung der Offerte der Terraingeſellſchaft im Grunewald — die Einrichtung auf dem Terrain zu treffen, das uns am 1. Juli zur Verfügung ſteht. Stadtv. Stücklen: Meine Herren, ich kann im Namen meiner Freunde erklären, daß uns ſelten eine Vorlage ſo ſympatiſch berührt hat wie dieſe, und wir orücken dem Magiſtrat für dieſes hoch⸗ herzige Vorgehen unſeren Dank aus. Sie legt ein Zeugnis ab von dem Geiſt, der im Magiſtrat herrſcht, ſoziale Pflichten zu erfüllen. Der Herr Referent hat ſchon ſo viel über die An⸗ gelegenheit geſprochen, daß eigemlich nichts mehr zu ſagen übrig bleibt. Nur halte ich es im Gegenſatz zu ihm für ſehr gut. daß die Magiſtratevorlage nur von der Ausgabe und nicht von der Einnahme ge⸗ ſprochen hat. Ich möchte anregen, meine Herren, da doch zweifelsohne die weniger bemittelten Klaſſen das Hauptkontingent für dieſe Einrichtung ſtellen werden, daß man nicht ſo ängſtlich darauf bedacht nimmt, daß zwei Drittel der Kinder die Verpflegunge⸗ koſten erſtatten müſſen, ſondern daß man hier lediglich das Bedürfnis walten läßt. (Sehr richtig!) Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, ich lann nicht umhin, Iynen für das Vertrauen, daß Sie dem Magiſtrat für dieſe Vorlage ausgeſprochen haben, den wärmſten Dank zu ſagen. Gern werden wir bereit ſein, ſobald die Waldſchule erſt ſteht, dem Wunſch des Herrn Referenten nachzukommen, auch die Herren Stadtverordneten und deren Damen ein⸗ mal dorthin zu führen. Meine Herren, ich hoffe, daß die Verhand⸗ lungen, welche mit der Königlichen Regierung noch nötig ſind, nicht eine Verzögerung des Unternehmens herbeiführen werden, und daß wir ſo bald als möglich an die Ausführung werden gehen können. Ich glaube auch zuſichern zu können, daß wir, ſobald dieſe Wald⸗ ſchule erſt funktioniert, in dem Sinne, in welchem der Herr Referent es gewünſcht hat, Aufzeichnungen von ſeiten des Schularztes werden vornehmen laſſen. Ich meine, die Erfahrungen, welche man in Charlotten⸗ burg mit dieſer Schule macht, wird man in anderen Städten gut gebrauchen können. Schon aus dieſem Grunde wird es ſich empfehlen, ganz abgeſehen davon, daß wir ſelbſt ja das allergrößte Intereſſe daran haben, zu erfahren, was für Kinder da ſind und wie die Erfolge ſind. Es wird eine genaue Unter⸗ ſuchung durch einen beſonderen Arzt auch deshalb nötig ſein, um eine gewiſſe Einheitlichkeit der Auf⸗ nahme zu erreichen. Zunächſt werden ja die Kinder, welche dahin geſchickl werden, von den Schulärzten der einzelnen Schulen ausgeſucht werden. Nun kann es aber ſehr wohl kommen, daß in der einen Schule die fünf kränklichſten Kinder ganz anders beſchaffen ſind als in einer anderen, vielleicht der Aufnahme nicht ſo bedürftig ſind, wie in einer anderen Schule zehn. Wir werden alſo immer noch Jemanden brauchen, der die ausgewählten Kinder noch einmal gründlich prüft; und die dabeigemachten Aufzeichnungen werden bei ſpäteren Unterſuchungen ergänzt werden. Herr Stadtv. Vogel hat ſein Bedauern darüber ausgeſprochen, daß der Ausſchuß wegen der Ferien⸗ kolonien noch nicht tagt. Ich kann nur verſichern, daß auch beim Magiſtrat der Tag nur 24 Stunden hat. Wir haben in der letzten Zeit ſehr viel ge⸗ arbeitet; auch dieſe Vorlage hat eine ganze Maſſe Arbeit gemacht; es wird Ihnen in der nächſten Sitzung die Vorlage wegen Errichtung der obliga⸗ toriſchen Fortbildungsſchule zugehen, auch dieſe hat viele Vorarbeiten nötig gemacht: dann haben wir noch eine Anzahl anderer größerer Aufgaben gegenwärtig zu löſen, beiſpielsweiſe die Verhandlun⸗ gen mit der Königlichen Regierung in Potsdam, über den Schulſtreit zu führen, die ſehr viel Zeit in An⸗ ſpruch nehmen. Ich hoffe, der Herr Stadtv. Vogel wird ſich noch ein paar Wochen gedulden. Wir haben außerdem den Wunſch, daß der Vorſitzende der Schuldeputation, Herr Bürgermeiſter Matting, der ein ſehr warmes Intereſſe für die Sache der Ferien⸗ kolonien alle Zeit bekundet hat, an den Sitzungen des Ausſchuſſes teilnimmt. Die Berichte der Schulärzte, die bisher ver⸗ öffentlicht worden ſind, haben nur einen Teil von dem umfaßt, worauf ſich die Tätigkeit der Schulärzte erſtrecken ſoll. Gewiß finden auch Aufzeichnungen ſtatt über Lungen⸗ und Magenkrankheiten und über Rhachitis; aber es war nicht ſo leicht, das Material einigermaßen einheitlich zu geſtalten. Die verſchiedenen Arzte haben die Sache recht verſchiedenartig aufgefaßt. Schon zu wiederholten Malen haben wir geprüft, ob das Material zur Publikation geeignet ſei; aber wir ſind dabei ſtets zu dem Reſultat gekommen: wir wollen lieber noch warten. Wir ſind nun dazu über⸗ gegangen, für die Berichte der Herren Schulärzte ein einheitliches Schema zu entwerfen, Hoffentlich führt das zum Ziele. Es iſt aber nicht gut, mit den ſtatiſtiſchen Publikationen zu beginnen, bevor die be⸗ treffende Behörde die Überzeugung hat, daß keine Irrtümer mehr in dem Material enthalten ſind. Ich bitte auch hier, ſich noch etwas zu gedulden. Da⸗ gegen ſtelle ich gern dem Herrn Stadtverordneten, wenn er mich einmal auf meinem Büreau mit ſeinem Beſuche beehren will, das Material zur Einſicht zur Verfügung. „Nur vier Jahre können wir auf dieſem Grund⸗ ſtück auf Weſtend ſein“, hat der Stadtverordnete Vogel bedauernd ausgerufen. Ja, meine Herren, vier Jahre ſind doch eine recht ſchöne Zeit für einen Verſuch. Vier Jahre iſt ja auch das Mindeſte, was uns geſtattet worden iſt. Bis dahin, haben wir er⸗ fahren, wird keinesfalls der Wald dort abgehauen und Straßen angelegt werden. Es iſt möglich, ja ſogar wahrſcheinlich, daß wir noch etwas länger da bleiben können. Dann werden wir bereits ſo weit ſein, daß wir uns darüber entſcheiden können, ob aus dem Verſuch ein Definitivum wird. Es iſt ja ſehr leicht möglich, daß wir dann auf elwas anderer Grund⸗ lage das Unternehmen errichten. Ob wir in dieſem Falle die Jungfernheide nehmen werden, das wird geprüft werden müſſen. Es iſt nicht zu leugnen, daß gewiſſe Bedenken gegen die Wahl der Jungfern⸗ heide vorliegen. So günſtig wie dieſe Stelle in Weſtend ſcheint mir kaum eine Stelle in der Jungfern⸗ heide zu ſein. Die Jungfernheide liegt viel tiefer. (Zurufe: Keine Verbindung!) Der Platz dort bei Ruhwald iſt ſehr hoch gelegen, auf ſandigem Terrain, die Umgegend iſt geradezu wunderſchön, es iſt welliges Terrain mit etwas Eichen⸗ beſtand. Ich glaube nicht, daß ſich in der weiten Umgegend ein ſchöneres Plätzchen für eine derartige Schule findet. Dann iſt auch, was der Zwiſchenruf eben ganz richtig angab, die Verbindung dorthin viel bequemer; denn nur 8 bis 10 Minuten von dem betreffenden Platz iſt es bis zur Halteſtelle der elek⸗ triſchen Bahn, und von der Jungfernheide würde es doch ein gut Stück mehr ſein. Aber, meine Herren, das Entſcheidende iſt ja das: als wir dieſe Vorlage