— 108 — ausarbeiteten, hatten wir ja noch keine Gewißheit, daß wir die Jungfernheide bekommen würden. Mindeſtens wäre bei Wahl der Jungfernheide eine Verzögerung entſtanden, und ich glaube den Herrn Stadtverordneten Vogel genug zu kennen, um ſagen zu können: das wünſcht der Herr Stadtverordnete ganz gewiß nicht, daß wir deshalb das Unternehmen, für das er ſich auch erwärmt, auf längere Zeit ver⸗ tagen ſollten. Stadtv. vr. Schmidt: Meine Herren, in der Magiſtratsvorlage iſt vorgeſehen worden, den Arzt, der die Kinder in der Waldſchule ärztlich zu unterſuchen hat, mit einem monatlichen Honorar von 50 ℳ auszu⸗ ſtatten. Er ſoll alle Woche die Kinder unterſuchen. 50 und mehr Kinder zu unterſuchen, erfordert min⸗ deſtens zwei bis drei Stunden; dazu kommt die Zeit, die der Arzt zur Hin⸗ und Rückfahrt gebraucht. Ferner wird von ihm ein umfangreicher und ein⸗ gehender Bericht über die Geſundheitsverhältniſſe der Kinder verlangt, eine Arbeit, die er zu Hauſe noch zu machen hat. Für dieſe, große Müheleiſtung iſt ihm ein Honorar von 50 ℳ in Ausſicht geſtellt. Der Arzt, der dieſe Arbeit zu leiſten hat, iſt gewiß ein Schularzt, der ſicher ſchon genügend in ſeinen ſonſtigen Obliegenheiten zu tun hat. Ich halte dieſe Vergütung für zu niedrig und möchte Sie bitten, das Honorar auf mindeſtens 200 ℳ. zu erhöhen. (Sehr richtig! — Zurufe.) 5 Vorſteher Roſenberg: Stellen Sie einen Antrag, Herr Stadtv. Schmidt? Stadtv. Dr. Schmidt: Jawohl! Ich ſtelle hier⸗ mit den Antrag, das Honorar für den Arzt von 50 ℳ auf 200 ℳ zu erhöhen. (Zurufe: Monatlich?!) — Ja, monatlich. (Widerſpruch.) (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Otto (Schlußwort): Meine Herren, der Hauptgrund, der gegen die An⸗ regung des Herrn Kollegen Vogel ſpricht, iſt von dem Herrn Stadtſchulrat ſchon richtig erwähnt: wir würden dadurch die Verwirklichung der ganzen Ein⸗ richtung verzögern; und, meine Herren, das wollen wir doch nicht. Ich muß meine große Freude über die An⸗ regung des Herrn Kollegen Stücklen ausſprechen. Ich habe ſchon durch meine Ausführungen andeuten wollen, daß die 4800 ℳ nicht ganz eingehen wer⸗ den. Ich freue mich, daß dies gerade von jener Seite ausdrücklich betont worden iſt. Meine Freunde ſtimmen dem ganz zu, daß möglichſt milde verfahren wird, damit der ſegensreiche Charakter der Ein⸗ richtung keine Einbuße erleidet. Der Antrag des Herrn Kollegen Schmidt kommt unerwartet. Es wäre erwünſcht geweſen, wir hätten uns vorher darüber verſtändigen können, oder der Antrag wäre in etwas mäßigeren Grenzen gehalten. Aber ich perſönlich habe keine Veranlaſſung, der wohlmeinenden Abſicht, die in dem Antrage liegt, entgegenzutreten. Ich würde allerdings lieber für eine Erhöhung von 50 auf 100 ℳ ſtimmen als für eine Erhöhung von 50 auf 200 ℳ, die mir in dieſem Augenblick, offen geſtanden, etwas unver⸗ mittelt kommt; aber dieſe Kleinigkeit kann uns nicht auseinander bringen. (Zurufe: 100 ℳ. — Oberbürgermeiſter Schuſtehens meldet ſich zum Wort.) Vorſteher Roſenberg: Es hat ein Magiſtrats⸗ mitglied ums Wort gebeten; die Debatte iſt wieder eröffnet. Herr Stadtv. Schmidt, Sie könnten vielleicht im Sinne der eben gehörten Anregung Ihren Antrag etwas modifizieren! Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Ich möchte Herrn Stadtv. Schmidt bitten, ſeinen Antrag etwas zu ändern und vielleicht zu ſagen, nach ſeiner Meinung ſei 50 ℳ nicht ein genügendes Aquivalent für den Arzt, der Magiſtrat möge in Erwägung ziehen, ob dieſes Honorar nicht etwas zu erhöhen ſei. Es wird angemeſſen ſein, daß wir dieſe Zahlung mit der für Schulärzte und Armenärzte auf gleicher Stufe halten Wir werden dann vielleicht auch zu der Überzeugung kommen, daß 50 ℳ zu gering iſt. Stadtv. Dr. Schmidt: Meinen Antrag ziehe ich zurück und bitte, ſo zu beſchließen, wie es der Herr Oberbürgermeiſter empfohlen hat. Vorſteher Roſenberg: Sie beantragen alſo, den Magiſtrat zu erſuchen, in Erwägung zu ziehen, ob das Honorar von 50 ℳ zu erhöhen ſei? (Stadtv. Kaufmann: Zu empfehlen, es zu erhöhen! — Zuſtimmung des Stadtv. Dr. Schmidt.) Alſo Herr Stadtv. Schmidt ſtellt den Antrag: dem Magiſtrat zu empfehlen, zu erwägen, ob das in Ausſicht geſtellte Arzthonorar von 50 72 zu erhöhen ſei. (Die Beratung wird wiederum geſchloſſen. Der Berichterſtatter verzichtet. Die Verſammlung be⸗ ſchließt einſtimmig unter Annahme des Antrages des Stadtv. Dr. Schmidt nach dem vom Bericht⸗ erſtatter Stadtv. Otto verleſenen Antrage des Magi⸗ ſtrats.) Damit iſt die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung erſchöpft. Ich ſchließe ſie. (Schluß der Sitzung 7 Uhr 55 Minuten.) Druck von Adolf Gerg, Charlottenburg.