— 111 —— dann noch friſcher ſind als heute; ich kann namens meiner Freunde erklären, daß wir uns friſch genug fühlen, um heute den Antrag zu beraten. Ich fürchte, das dies der erſte Schritt iſt, um eine Verſchleppung des Antrages herbeizuführen, und davor möchte ich dringend warnen. (Die Verſammlung beſchließt, den Gegenſtand von der Tagesordnung abzuſetzen und bis zur erſten Sitzung nach den Ferien zu vertagen). Vorſteher Roſenberg: Da der Herr Berichterſtatter zu Punkt 5 der Tagesordnung noch fehlt, laſſe ich zunächſt dieſen Punkt aus und komme zu Punkt 6 der Tagesordnung: Vorlage betr. Umban des Krankenhauſes Kirchſtraße Nr. 19/20. Truckſache 290. In Vertretung des Berichterſtatters Herrn Stadtv. Döbler wird Herr Stadtv. Dr. Schmidt den Bericht erſtatten. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Schmidt: Meine Herren, es handelt ſich um die Bewilligung von 42000 ℳ aus Anleihemitteln zum Umbau des alten Krankenhauſes. Durch Gemeindebeſchluß iſt bereits feſtgelegt worden, daß das alte Krankenhaus für geſchlechtskranke Männer und Frauen, für Entbindungs⸗ zwecke und für die Behandlung von Wöchnerinnen dienen ſoll. Das alte Krankenhaus hat jahrelang ſeinen bisherigen Zwecken gedient, und es iſt not⸗ wendig, daß eine Reihe von Reparaturen daran gemacht wird. Es ſind im allgemeinen ziemlich er⸗ hebliche bauliche Veränderungen nötig. Die erheb⸗ lichſten beziehen ſich auf die Waſch⸗ und Desinfektions⸗ anſtalt. Es iſt notwendig, daß im Verwaltungsge⸗ bäude eine Pförtnerwohnung, eine Wohnung für den Heizer und eine Wohnung für die Wirtſchafterin ein⸗ gerichtet wird. Das alte Krankenhaus hat einen Pavillon, der jetzt den Zwecken für die Entbindung und Pflege der Wöchnerinnen zugeführt werden ſoll; darin war die Waſchanſtalt und die Desinfektions⸗ anſtalt bisher untergebracht worden. In dieſem Ge⸗ bäude können natürlich nicht mehr dieſe Anſtalten untergebracht bleiben, wenn es ſeinem neuen Zweck überhaupt dienen ſoll. Aus einem Gebäude, wo Entbindungen ſtattfinden, wo Wöchnerinnen ſind, muß alles, was Infektionsſtoffe enthält, entfernt werden. Deshalb iſt der Vorſchlag gemacht worden, einen Pavillon, der an der Kirchſtraße ſteht, zur Waſch⸗ und Desinfektionsanſtalt umzugeſtalten. Der Kranken⸗ hausdeputation hat eine Reihe von Plänen vorge⸗ legen; wir haben ſie eingehend geprüft; der Plan, zu dem wir uns entſchieden haben, der auch ausge⸗ legt iſt, iſt der beſte. Der Koſtenanſchlag iſt gering. Ich möchte Ihnen deswegen empfehlen, daß wir ihn annehmen. Die neue Waſchanſtalt iſt ſo gedacht worden, daß ſie mit elektriſchem Betriebe geführt wird. Wir ſind in der Krankenhausdeputation davon überführt worden, daß der elektriſche Betrieb der billigſte iſt. Meine Herren, um das alte Krankenhaus ſo ſchnell als möglich ſeinen Zwecken zuzuführen, iſt es wichtig, daß wir uns entſchließen, ſofort die Mittel zu bewilligen. Bewilligen wir ſie nicht ſofort, ſo wird es ſehr lange dauern, bis das Krankenhaus in die Lage kommt, daß es Frauen für die Entbindung und Frauen, die als Wöchnerinnen dort verpflegt werden ſollen, aufnehmen kann. Ich bitte Sie des⸗ wegen, daß wir die Vorlage des Magiſtrats ſo, wie ſie iſt, heute annehmen. Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, ich möchte nur den letzten Wunſch des Herrn Referenten noch einmal unterſtreichen und Sie auch bitten, die Vor⸗ lage heute anzunehmen und auf eine eventuelle Aus⸗ ſchußberatung zu verzichten. Die Eile iſt hier tat⸗ ſächlich ſehr zweckmäßig, und es wird ſich kaum etwas an den Koſten noch ändern oder erſparen laſſen. Stadtv. May: Meine Herren, ich bin doch für Ausſchußberatung. Die ganze Sache iſt ſo eigen⸗ tümlich: das neue Krankenhaus iſt gebaut, wir ſind ſtolz auf ſeine Räume und ſeinen Umfang, und jetzt wird mit einem mal ſo energiſch auf das alte Krankenhaus zurückgegriffen! Ich habe immer den ſtillen Traum gehabt, daß wir noch ein Waiſenhaus oder irgend etwas anderes dort einrichten würden. Als das neue Krankenhaus in dem Umfange beantragt wurde, wie es heute ſteht, wurde geſagt: dann werden die Räume des alten Kraukenhauſes frei, und wir haben ſie für andere ſanitäre Zwecke zur Verfügung. Jetzt wird geſagt, daß das nicht ſo iſt, ſondern das alte Krankenhaus für ſolche Sachen ſoll genommen werden. Das iſt mir ſo neu und kommt mir ſo überraſchend, daß ich heute unmöglich ohne Ausſchuß⸗ beratung für dieſen Antrag ſtimmen kann. Ich kann wirklich nicht einſehen, daß wir bei den großen Koſten und Aufwendungen für das neue Krankenhaus darin für dieſe Zwecke keine Räume haben ſchaffen können und jetzt das alte Krankenhaus dafür her⸗ richten müſſen. Jedenfalls iſt die Sache ſo neu, daß wir ohne Ausſchußberatung die Vorlage kaum werden bewilligen können. Hat die Sache ſo lange gedauert, dann kann es auch noch einen Monat oder zwei Monate länger dauern; darüber wird Charlottenburg nicht gleich untergehen. Stadtrat Boll: Meine Herren, ich wundere mich, daß Herrn Stadtv. May entgangen iſt, daß wir dies ſchon lange beraten und beſchloſſen haben; zuletzt iſt die Sache eingehend bei der Etatsberatung be⸗ raten und durch unſere Erläuterungen, die damals an die Stadtverordnetenverfammlung gelangt ſind, des weiteren ausgeführt worden. Der gynäkologi⸗ ſche Pavillon im neuen Krankenhauſe iſt von der Stadtverordnetenverſammlung geſtrichen worden; er wäre alſo dort oben gar nicht vorhanden. Daß wir dort geſchlechtskranke Männer und Frauen noch unterbringen, dafür iſt auch keine Vorſorge getroffen. Es empfiehlt ſich aber aus ſanitären Gründen, dieſe Kranken und die Proſtituierten von anderen Kranken zu iſolieren. Das können wir nicht, wenn wir dieſes in gutem Zuſtande befindliche Gebäude ein⸗ fach aufgeben würden. Es iſt doch erheblich billiger, wenn wir die alten abgenutzten Gebäude, die aber durch die Summe, die wir fordern, wieder hergeſtellt werden können, nicht einfach aufgeben. Etwas Neues bringen wir mit dieſer Vorlage überhaupt nicht; es iſt ſchon in den Deputationen und in der Stadt⸗ verordnetenverſammlung zuletzt bei der Etatsberatung — ich wiederhole das noch einmal — eingehend be⸗ raten worden. Ich bitte Sie dringend, daß Sie heute ohne Ausſchußberatung die Vorlage annehmen. Wir haben die Sache mit den beteiligten Deputa⸗ tionen, in denen doch Ihre Vertrauensmänner ſind, mit der Hochbau⸗ und Krankenhausdeputation ein⸗ gehend beſprochen, die Verhandlungen ſchweben, wie geſagt, ſchon ſeit Februar, und das Reſultat, das