———— 114 — Ich beantrage daher, die Vorlage zu genehmigen. Die Tiefbaudeputation hat ſich ebenfalls für Annahme der Vorlage ausgeſprochen. Stadtv. Marens: An und für ſich iſt für mich die Vorlage durchaus annehmbar. Wenn ich dazu das Wort ergreife, ſo geſchieht es nur, um einen weiter gehenden Plan vorzutragen, von dem ich denke: das Beſſere iſt der Feind des Guten. Wie ich nämlich aus der Begründung der Vorlage entnehme, hatte ſich der Magiſtrat ſelbſt ſchon nach einem andern Platze umgeſehen. Es ſteht auf Folio 344: Wir hatten daher zunächſt in Ausſicht ge⸗ nommen, mit Rückſicht auf die hohen Koſten, die die Anlage eines Stichkanals bedingt, den Lagerplatz an der betreffenden Stelle ganz auf⸗ zugeben und einen neuen Lagerplatz an anderer Stelle der Spree zu erwerben, haben jedoch innerhalb des Stadtgebiets ein geeignetes Grundſtück für die Anlage eines ſtädtiſchen Lagerplatzes nicht finden können. Aus dieſem Paſſus geht alſo hervor, daß der Magiſtrat gar keinen beſonderen Wert darauf legt, daß dieſer Stichkanal gerade an dieſer Stelle er⸗ richtet wird; er hat ſich nach einer andern Stelle umgeſehen, nur hat er keine gefunden. Nun nehme ich an, daß der Magiſtrat bei ſeinem Suchen von der Idee ausgegangen iſt: wir brauchen nur einen Stichkanal von der für unſere Zwecke nötigen Breite und Länge, und wenn wir nicht ge⸗ rade einen genau dieſen Anforderungen entſprechenden Platz finden können, ſo verzichten wir eben darauf und nehmen den alten Platz. Nun möchte ich aber den Gedanken anregen, ob nicht bei dieſer Gelegenheit der ganze Plan etwas weiter gefaßt werden kann, nämlich derart, daß dieſer Stichkanal nicht bloß für den alleinigen Bedarf der Stadt ausreicht, ſondern daß auch gleichzeitig Handel und Induſtrie von Charlottenburg ihn zum Entladen benutzen könne. Wenn der Magiſtrat mir ſagen würde, daß auch er beim Suchen nach einem ſolchen Terrain ſchon dies mit in Ausſicht genommen hatte, daß aber auch ein größerer Platz nicht zu finden war, nun, dann bin ich eben befriedigt. Indeſſen wenn der Magiſtrat bisher beim Suchen nach einem geeigneten Platz immer nur davon ausgegangen iſt, daß derſelbe nur für unſern eigenen Bedarf ausreichen ſolle, dann würde ich doch bitten, den Stichkanal von vornherein in größeren Dimenſionen anzulegen. Die immerhin bedeutenden Baukoſten würden ſich dann doch da⸗ durch verringern laſſen, daß Handel und Induſtrie unſerer Stadt einesteils ſelbſt von einem größeren Stichkanal Nutzen ziehen, andererſeits zu den Koſten des Kanals beitragen. Für dieſen Fall möchte ich empfehlen, einen Ausſchuß zu ernennen, der ſich näher informiert, ob die Sache nicht doch von vorn⸗ herein in anderer und größerer Weiſe in Angriff zu nehmen iſt, und zwar derart, daß nicht nur unſere Spezialzwecke erfüllt werden, ſondern daß auch gleich⸗ zeitig den übrigen Bewohnern Charlottenburgs, ſo⸗ weit ſie für Entladung von Schiffen Bedarf haben, eine Hilfe gewährt wird. Stadtv. Braune: Meine Herren, ich bin auch der Meinung, daß, da die Vorlage eine Hinaus⸗ ſchiebung des Termins zur Beſeitigung der drei vor⸗ handenen Anlegeböcke in Ausſicht ſtellt, wir dieſelbe einem Ausſchuß überweiſen ſollen. Es werden hier efordert 116000 ℳ für Anlegung eines Stichlanals. it Rückſicht darauf jedoch, daß ſich ein Antrag auf Errichtung des Berlin⸗Stettiner Seekanals im Ab⸗ geordnetenhauſe in Kommiſſionsvorbearbeitung be⸗ findet, für den dort ſehr viel Stimmung iſt, woraus faſt mit Sicherheit werden kann, daß dieſer Antrag in der kommenden Seſſion, vielleicht ſchon im Laufe dieſes Winters im zuſtimmenden Sinne ſeine Erledigung im Plenum für die weſtliche Richtung Stettin⸗Berlin finden wird, und da auch die Ausführung dieſes Seekanals für Charlottenburg inſofern große Bedeutung haben wird, als er in den Tegeler See mündet, von dem aus wir jedenfalls bei unſerer Erweiternng nach dem Norden hin in der Lage ſein werden größere Anlagen dann an⸗ zuſchließen, um unſerm Handel und Induſtrie dadurch weitere direkte Verbindung mit dem Berlin⸗Stettiner Seekanal zu ſchaffen, wodurch der beantragte Stich⸗ kanal ſich event. erübrigt, ſo möchte ich empfehlen, die Vorlage einem Ausſchuß zu überweiſen. Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren, ich bitte, die Angelegenheit wegen Schaffung eines Stich⸗ kanals für unſern Lagerplatz nicht in Verbindung zu bringen mit den Bedürfniſſen, die Handel und Induſtrie haben. Dieſe letzteren Bedürfniſſe zu befriedigen, ſchweben zur Zeit Verhandlungen und Uberlegungen nach allen moglichen Richtungen. Es handelt ſich dabei nicht darum, daß wir für den Handel und die Induſtrie einen Notbehelf ſchaffen wollen, ſondern wir haben die Abſicht, wenn irgend möglich, etwas Gutes und Gründliches aus weiten Geſichtspunkten heraus zu ſchaffen. Was wir in unſerer Vorlage erſtreben, iſt zunächſt, die Bedürfniſſe unſerer Lager⸗ platzverwaltung zu befriedigen. Dieſe Bedürfniſſe ſind ja für ſich, haben zum Handel und mit der Induſtrie gar keine Beziehung; ſie betreffen nur uns ſelbſt, ſpeziell die Tiefbauverwaltung. Wollten wir beides miteinander vereinigen, ſo glaube ich nicht, daß es praktiſch durchführbar wäre, daß wir auf ein und derſelben Stelle eine Anlage ſchaffen, die gleich⸗ zeitig die Bedürfniſſe des Handels und der Induſtrie und die Bedürfniſſe des Lagerplatzes befriedigt. Es müßten, ſelbſt wenn wir eine ſolche gemeinſchaftliche Stelle ſchafften, die beiden verſchiedenen Anlagen voneinander getrennt ſein durch einen Zaun, ſodaß man von der einen nicht in die andere gelangen kann. Wenn Sie dies berückſichtigen, dann werden Sie einſehen, wie verſchieden das iſt: unſere Lager⸗ platzverwaltung und ſo eine Anlage für Handel und Induſtrie. Wir haben bereits für die Zwecke für Handel und Induſtrie Projekte ausgearbeitet, die noch nicht ſpruchreif geworden ſind. Ich kann mich ſelbſtver⸗ ſtändlich hier in der öffentlichen Verſammlung nicht darüber auslaſſen; aber ich bin gern bereit, den einzelnen Herren, die ſich dafür intereſſieren, die Entwürfe zu zeigen. Wir haben darüber in der Tiefbaudeputation geſprochen, ſodaß ich glaube, wenn es überhaupt möglich iſt, bei uns eine derartige An⸗ lage in rentabler und wirtſchaftlicher Weiſe zur Ausführung zu bringen, wir dieſe Anlage zu ſchaffen in der Lage ſein werden. Aus allen dieſen Gründen bitte ich, die beiden Sachen nicht mit einander zu verquicken. Es bliebe nur noch die Erwägung, ob es zweck⸗ mäßig iſt, die Angelegenheit durch einen Ausſchuß beraten zu laſſen. Selbſtverſtändlich habe ich im Prinzip nichts dagegen einzuwenden. Ich möchte mir nur darauf aufmerkſam zu machen erlauben, daß der Herr Regierungspräſident in dieſer Angelegenheit ſehr ungeduldig iſt, und daß er, wie mir ſcheint,