—— 115 — —— davon ausgeht, als wollten wir uns vor ſeinen Forderungen abſichtlich drücken, wenn ich mich ſo aus⸗ drücken darf, als wollten wir die Erledigung der Angelegenheit hinausſchieben, um ſeine Anordnungen zu umgehen. Der Herr Regierungspräſident hat infolgedeſſen an uns die Verfügung erlaſſen: bis zum b Iitli müßt ihr euch Klarheit verſchafft haben, was ihr machen wollt, ob ihr entweder die vorhandenen Einrichtungen ganz aufgeben oder ob ihr ſie erſetzen wollt durch einen Stichkanal. Wir haben dem Herrn Regierungspräſidenten berichtet: wir werden unſer Möglichſtes tun, einen Gemeinde⸗ beſchluß — denn ohne einen ſolchen geht es nicht — vor dem 1. Juli herbeizuführen. Aus dieſem Grunde möchte ich doch Ihrer Er⸗ wägung anheimgeben, ob es nicht möglich wäre, die Ausſchußſitzung zu umgehen. Wollen Sie aber eine Ausſchußſitzung, dann möchte ich ſehr bitten, noch einmal hier zu tagen und die endgiltige Beratung nicht bis nach den Ferien hinauszuſchieben. Ich wollte noch bemerken, meine Herren: wenn der Herr Regierungspräſident uns nicht geſtattet, die vorhandenen Anlagen weiter zu benutzen, dann können wir natürlich alle unſere Waren nicht mehr am Ufer des Lagerplatzes ausladen; wir müſſen die Schiffe nach den öffentlichen Ladeſtellen ſchicken, ſie dort aus⸗ laden laſſen und die Baumaterialien nach unſerem Lagerplatz per Achſe transportieren. Wie wir feſt⸗ geſtellt haben, erfordert ein ſolches Verfahren jedes Jahr 34000 ℳ mehr. (Hört! hört!) Ich glaube, das iſt eine ſolche Summe, daß Sie gern darauf eingehen werden, unſerm Antrage gegen⸗ über eine wohlwollende Stellung einzunehmen. Stadtv. Mann: Ich möchte dem Herrn Stadtv. Marcus in erſter Reihe erwidern, daß wir Handel und Induſtrie inſoweit entgegengekommen ſind, als wir im Frühjahr dieſes Jahres eine größere Krahn⸗ anlage am Charlottenburger Ufer beſchloſſen haben, die uns ca. 100 000 ℳ. koſtet. Ich hoffe, daß wir bereits im nächſten Jahre die Krahnanlage am Char⸗ lottenburger Ufer erhalten werden, die elektriſch be⸗ trieben wird, und mit der gerade den größeren und kleineren Fabriken und induſtriellen Betrieben ſehr gedient wird; denn alle dieſe Kähne, die von Hamburg reſp. Stettin kommen, werden am Charlottenburger Ufer ausgeladen, und es iſt für die betreffenden Herren viel bequemer, dort eine Ausladeſtelle zu haben als am Nonnendamm, der zum Teil für die größere Induſtrie etwas weit entlegen iſt. ür die Hinausſchiebung des Termins bin ich keineswegs. Ich möchte Herrn Stadtv. Braune zu bedenken geben, daß der Herr Regierungspräſident fortwährend drängt und die drei Anlegeböcke bereits zum 1. Juni gekündigt hat. Wenn der Stichkanal angelegt werden ſoll, können wir ihn erſt im nächſten Jahre in Gebrauch nehmen. Die Ausſchußberatung wird uns weiter nichts nützen; ſie wird uns keines⸗ wegs vorwärts bringen. Denn eine Bedingung für uns iſt es, dieſen Lagerplatz recht rentabel zu machen. So iſt der Lagerplatz für uns tatſächlich nicht zu gebrauchen; denn wir können per Fuhrwerk die Waren nicht herausbringen, und wenn uns der Herr Re⸗ gierungspräſident die Genehmigung zur Ausladung vollkommen beſchneiden will, wiſſen wir nicht, was wir mit dem Lagerplatz anfangen ſollen. Den Stichkanal größer zu machen, geht effektiv nicht. Denn wenn wir ihn größer machen würden, d. h. für drei Schiffe hinreichend, ſo würde er eine Länge von ca. 210 m erforden. Dadurch würden wir unſern ſehr ſchönen Lagerplatz vollkommen zer⸗ ſchneiden und für gewiſſe Zwecke geradezu nutzlos machen. Ich bitte Sie alſo, die Vorlage ſo, wie ſie der Magiſtrat uns präſentiert hat, einfach anzu⸗ nehmen. (Sehr richtig! bei der Freien Vereinigung.) Stadtv. Marcus: Was den Hinweis auf die Stimmung des Herrn Regierungspräfidenten betrifft, ſo mache ich darauf aufmerkſam, daß der Magiſtrat hier in der Vorlage ſagt: Wir hatten uns daher, bevor wir das Grundſtück erwarben, durch mündliche Nach⸗ frage an zuſtändiger Stelle vergewiſſert, daß uns dieſe Berechtigung zur Benutzung des Treidelweges . . . . erteilt werden würde. Tat⸗ ſächlich iſt uns auf unſern Antrag die Ge⸗ nehmigung zur Errichtung von drei Anlege⸗ böcken in der Spree am 5. Juli 1898 von dem Herrn Regierungspräſidenten in Potsdam erteilt worden. Alſo in der Tat hatte ja der Herr Regierungs⸗ präſident bereits die Genehmigung vollſtändig erteilt. Wenn er nun aus irgendwelchen Gründen ganz plötzlich — wenigſtens für uns Stadt⸗ verordnete erſcheint es plötzlich — dieſe Genehmigung zurücknimmt, ſo würde er, da er ſich ja eigentlich von einem gegebenen Verſprechen loslöſt, doch wenig⸗ ſtens dem Rechnung tragen müſſen, daß wir ſagen: wir faſſen nunmehr eine viel weiter tragende Idee ins Auge. Wir wollen die ganze Sache keineswegs etwa verſchleppen, weil wir zu bequem ſind, um ſie raſch zu betreiben, ſondern weil wir größere Zwecke ver⸗ folgen. Nachdem nun aber der Herr Baurat mit⸗ geteilt hat, daß für denjenigen Bedarf, welcher zur Befriedigung von Handel und Induſtrie wünſchens⸗ wert erſcheint, bereits andre Terrains ins Auge gefaßt und Pläne entworfen ſind, und daß er ſich ſchon ein⸗ gehend mit dieſer Sache beſchäftigt, und nachdem er ferner mitgeteilt hat, daß ſich eine Vereinigung beider Zwecke, nämlich der Abladungen für den ſtädtiſchen Bedarf und gleichzeitig für Handel und Induſtrie, ſchwer ermöglichen laſſe, ſo verzichte ich meinerſeits auf den Antrag einer Beratung im Ausſchuß, weil ich eben ſehe, daß die Idee, die ich anregen wollte, bereits in Erwägung gezogen iſt. Nur dem Herrn Kollegen Mann möchte ich be⸗ merken: allerdings iſt mir ja bekannt, daß wir mit den bedeutenden Opfern von ca. 100 000 ℳ eine neue Krahnanlage hinter der Flora machen; aber es iſt ja immerhin möglich, daß wir gerade dadurch, daß wir hier bei uns in Charlottenburg größere und bequemere Abladeſtellen ſchaffen, auch einen bedeu⸗ tenderen Zuwachs an Induſtrie hierher ziehen. In⸗ deſſen, wie geſagt, nachdem der Herr Baurat hier mitgeteilt hat, daß er ſelbſt ſchon alle dieſe Geſichts⸗ punkte in Betracht gezogen habe, ſehe ich von meinem Standpunkt aus und aus den Gründen, die mich dazu veranlaßt hatten, weiter keinen Zweck und ziehe daher den Antrag auf Ausſchußberatung zurück Stadtv. Heiſe: Meine Herren, eine ſolche Vor⸗ lage, die ſo ſelten kommt, und über die niemand in⸗ formiert ſein kann, pflegt man doch immer in einen Ausſchuß zu verweiſen. Man ſagt ja: wenn der Himmel herunterfällt, dann ſind die Spatzen tot. Liegt denn hier ein Grund vor, daß der Regierungs⸗ präſident eine ſolche Zuſage, eine ſolche Ermächtigung, daß wir ausladen können, zurückzieht? Von dem