tungsgerichts, daß er aber durchaus nicht elwa Stellung genommen hat gegen das Privileg der Hausbeſitzer; er hat ſich genan auf den Standpunkt geſtellt wie Herr Kollege Otto, daß das Privileg der Hausbeſitzer nicht beſeitigt werden ſoll. Sie wollen eben nur eine Einſchränkung. In Ihrem Antrage heißt es: „eine Abänderung des Privilegs der Haus⸗ beſitzer in ſeiner jetzigen Ausdehnung“. Das heißt alſo eine Einſchränkung. Ja aber inwieweit wollen Sie die Einſchränkung? Wollen Sie nicht mehr, wie es heute der Fall iſt, daß die Hälfte der Stadtver⸗ ordneten Hausbeſitzer ſein müſſen, wollen Sie, daß nur ein Viertel Hausbeſitzer ſein müſſen? Ich möchte dringend bitten, gerade dieſen Paſſus Ihres Antrages, der ſo recht Ihre Wandlungefähigkeit zeigt, etwas genauer darzulegen, damit wir wiſſen, woran wir ſind. Sonſt könnte jemand auf den Verdacht kommen — ich geſtehe ganz offen, daß in mir der Verdacht ſchon aufgetaucht iſt —, daß die liberale Fraktion eine Einſchränkung des Hausbeſitzerprivilegs nur in dem Maße erſtrebi, wie ihr jeweils geeignete Kan⸗ didaten als Hausbefitzer zur Verfügung ſtehen. (Heiterkeit.) Meine Herren, ich ſagte vorhin, daß wir in Charlottenburg die Erfahrung gemacht haben, daß durch die hausagrariſchen Beſtrebungen jede geſunde Reform auf ſozialpolitiſchem Gebiete verhindert wird. Ich brauche nur daran zu erinnern, wie es die Hausagrarier verſtanden haben, die Abſichten des Magiſtrats, auf dem Gebiete des Wohnungsweſens beſſere Zuſtände zu ſchaffen, zu hintertreiben, und ich erinnere Sie weiter daran, wie die Hausbeſitzer jetzt wieder Front machen gegen den Gedanken, hier in der Stadt einige nützliche Einrichtungen zu treffen. Sie werden ſich erinnern, daß wir beſchloſſen haben die Errichtung eines Aſyls für Obdachloſe, und Sie werden ſich weiter erinnern, daß man ſich in ſtädti⸗ ſchen Kreiſen mit dem Plan trägt, ein Ledigenheim in Charloltenburg zu errichten. Da haben ſofort die Hausbeſitzer zu dieſen ſozialpolitiſchen Aoſichten Stellung genommen und eine geharniſchte Reſolution gefaßt, die leider bisher hier der Verſam nlung noch nicht mitgeteilt iſt. — Ih glaube, die Herren Haus⸗ beſitzer werden es mir Dank wiſſen, wenn ich dieſe Ringt vorleſe, damit ſie auch zu unſern Akten vmmt. — Vorſt.⸗Stellv. Kaufmann (unterbrechend): Ich möchte doch bitten, daß der Redner bei der Sache bleibt. Ich glaube nicht, daß der Antrag der Haus⸗ beſitzer, den Sie der Verſammlung mitteilen wollen, hier mit dieſer Sache zuſammenhängt. Stadtv. Hirſch: Das hängt ſehr eng meiner Meinung nach mit der Sache zuſammen. Ich will damit beweiſen, wie gemeingefährlich die Haus⸗ agrarier ſind, (Heiterkeit) und wie jeder, der es überhaupt ernſt nimmt mit der Reform des Gemeindewahlrechts, ganz entſchieden Stellung nehmen muß gegen den Antrag der liberalen Fraktion, der dies Privileg der Hausbeſitzer ver⸗ ewigen will. Vorſt.⸗Stellv. Kunflurmt Ich laſſe dem Herrn Redner den weiteſten Spielraum; aber ich glaube, daß 0 ve. 94 einer Verſammlung, 0 ad hoc getagt haben ſoll, worüber mir noch poſitive Kenntnis fehlt, nicht zum Gegenſtand der heutigen Lerteng ſchien un Aenft 138 Stadtu. Hirſch (fortfahrend): Ich muß mich ja dem fügen. Das, was ich zu ſagen habe, kann ich aber auch in anderer Form ſagen. Meine Herren, ich mache Sie darauf aufmerkſam, daß noch in neueſter Zeit die Haus⸗ und Grund⸗ beſitzer jede Reform auf ſozialpolitiſchem Gebiete hintertreiben. Sie haben eine Reſolution, die ich leider nicht verleſen darf, angenommen, worin ſie namens des größten Teils der Bürgerſchaft pro⸗ teſtieren gegen die Errichtung von Ledigenheimen und weiter Proteſt erheben gegen die Errichtung eines Aſyls für Obdachloſe. Das zeigt, meine Herren, wohin wir kommen, wenn die Beſtrebungen der Hausagrarier hier in der Verſammlung einen noch größeren Einfluß gewinnen, als es jetzt ſchon der Fall iſt. Ein Wort noch zu dem Antrag der liberalen Fraktion. Ich muß ſagen, daß mir etwas Ver⸗ ſchwommneres, etwas Unklareres als dieſer Antrag überhaupt noch nicht vorgekommen iſt. „Der Ma⸗ giſtrat wird erſucht, mit den Vertretungen anderer Kommunen in Verbindung zu treten, um gemeinſam geeignete Schritte bei den geſetzgebenden Faktoren zu unternehmen behufs Abänderung des Gemeinde⸗ wahlrechts bezüglich der öffentlichen Abſtimmung, des Dreiklaſſenwahlſyſtems, ſowie des Privilegs der Hausbeſitzer in ſeiner jetzigen Ausdehnung.“ Es ſteht nichts darin, daß das Dreiklaſſenwahlſyſtem be⸗ ſeitigt werden ſoll. Das iſt uns erſt klar geworden aus den Ausführungen des Herrn Kollegen Otto. Herr Kollege Otto will allerdings die Klaſſenwahl beſeitigen, er iſt für Abſchaffung der Klaſſenwahl; aber das, was er an ihre Stelle ſetzen will, hat er uns hier auch nicht ausgeführt. Das allgemeine gleiche Wahlrecht will Herr Otto nicht. Er deutete an, daß es ſich vielleicht ermöglichen laſſe, das pro⸗ portionale Wahlrecht einzuführen. Ja, meine Herren, das iſt der Standpunkt, den wir im Ausſchuß ver⸗ treten haben! Ich ſelbſt habe im Ausſchuß aus⸗ drücklich darauf hingewieſen, daß wir es mit Freude begrüßen würden, wenn ein proportionales Wahl⸗ ſyſtem eingeführt würde. Und das iſt ja auch die Forderung, die die Sozialdemokraten in ihrem Pro⸗ gramm ſchon ſeit langen, langen Jahren aufgeſtellt haben. Wir ſtehen durchaus auf dem Boden des proportionalen Wahlſyſtems. Wenn Herr Kollege Otto das will, möge er das offen erklären; dann möge er mit uns eintreten für das allgemeine, gleiche, direkte, geheime Wahlrecht unter Berückſichtigung der Verhältniſſe der verſchiedenen Parteien in der Stadt. Herr Kollege Otto, auf dem Gebiete können wir uns vielleicht die Hand reichen. Allerdings fürchte ich, daß Sie dieſen Boden nicht betreten werden; denn Sie wiſſen ſehr genau, daß mit dem Augen⸗ blick, wo das proportionale Wahlſyſtem in Char⸗ lottenburg eingeführt würde, die liberale Fraktion aus dem Stadtparlament verſchwinden würde. Es iſt bemerkenswert, daß Herr Kollege Otto ſich ganz unumwunden gegen die Ausdehnung des Reichstagswahlrechts auf die Gemeinde erklärt hat. Wir ſind ihm für dieſes Zugeſtändnis dankbar. Leider hat in der Generaldebatte über unſern Antrag der Redner der liberalen Fraktion darüber keine Klarheit geſchaffen. Aber es iſt immerhin ein Fort⸗ ſchritt, wenn die Liberalen jetzt wenigſtens offen er⸗ klären, daß ſie Gegner des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts ſind. Die Gründe, die Herr Kollege Otto angeführt hat, ſind abſolut nicht ſtichhaltig; ſie ſind ſchon ſo oft widerlegt worden, daß es nicht nötig iſt, hier noch weiter darauf ein⸗