— 153 — Der Herr Stadthauptkaſſenrendant Schütze hat ein Dankſchreiben für das ihm bewilligte Ruhegehalt überſandt. Das Schreiben lege ich aus. Es ſind ferner eingegangen 72 Exemplare des gedruckten Berichts über die von Herrn Stadtbaurat Bredtſchneider im Verein mit Herrn Dr. Thumm im Jannar und Februar 1903 ausgeführte Studienreiſe nach England zum Studium des Standes der Ab⸗ wäſſerreinigungsfrage. Die Berichte werden den Herren Stadtverordneten in den nächſten Tagen zugehen. Wir kommen nunmehr zur Tagesordnung, und zwar zunächſt zu Punkt 1: Einführung der nen gewählten Stadtverord⸗ neten Herren D¹ 35. Gruyter, Liebe und enig. Die Herren ſind wohl da; ich bitte die Herren, hier vorzutreten. (Die genannten Stadtverordneten treten in die Mitte des Saales.) Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Nachdem drei bisherige Stadtverordnete ihre Mandate niedergelegt haben, ſind Neuwahlen für dieſe vollzogen worden, und es ſind anſtelle der ausſcheidenden Herren folgende Herren gewählt worden: Fabrikbeſitzer Dr. Paul de Gruyter, Brotfabrikant Paul Liebe und Rentier Friedrich Wenig. Es liegt mir ob, meine Herren, Sie bei Ihrem Eintritt in die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung in Ihr neues Amt einzuführen. Ich tue das, indem ich Sie im Namen der ſtädtiſchen Ver⸗ waltung aufs beſte begrüße und Sie durch Handſchlag an Eidesſtatt auf Ihr Amt verpflichte. (Der Handſchlag erfolgt). Lafſen Sie mich die Hoffnung ausſprechen, daß die Stadt Charlottenburg bei der reichen Arbeit, die ihr obliegt, in Ihnen ſtets treue und objektiv urteilende, das Intereſſe der Geſamtheit der Bürgerſchaft ins Auge faſſende Berater haben wird, und daß Ihre Tätigkeit der Stadt zum Segen und Ihnen ſelbſt zur Freude gereichen möge. Vorſteher Roſenberg: Meine Herren, ich begrüße Sie namens der Verſammlung als neue Kollegen und heiße Sie in unſerer Mitte herzlich willkommen. Mit Ihrem Eintritt ſind nun ſämtliche Mandate der Stadtverordnetenverſammlung ſeit langer Zeit endlich einmal voll beſetzt. Das iſt an und für ſich ein Ereignis von freundlicher Vorbedeutung. In der Tat braucht ja auch eine ſtädtiſche Verwaltung und insbeſondere die ſtädtiſche Verwaltung Charlottenburgs die Inanſpruchnahme aller dazu berufenen Kräfte, um die großen Aufgaben, die ihr obliegen, voll erfüllen zu können. Eigentlich iſt es ja nicht einmal die Arbeit des Magiſtrats, ſind es auch nicht die Dienſte der Stadtverordneten, welche eine ſtädtiſche Selbſt⸗ verwaltung kräftig und groß machen. Dazu bedorf es des Gemeinſinns der geſamten Bürgerſchaft, um die ſtädtiſche Verwaltung auf die Höhe zu bringen, wie ſie die Gründer derſelben wollten. Und es iſt zweifellos, daß, wenn dieſer Gemeinſinn in der ganzen Bürgerſchaft vorhanden iſt, dann die Selbſtverwaltung ſich unter allen Umſtänden auszeichnen muß vor einer Verwaltung, die lediglich durch beſoldete Beamte geführt wird. Was eine auf ſolcher Grundlage ſich aufbauende Selbſtverwaltung leiſten kann, das haben wir, die wir die Ehre hatten, auf dem geſtern in Cottbus ge⸗ ſchloſſenen Brandenburgiſchen Städtetag die Stadt Charlottenburg zu vertreten, an der Gemeindever⸗ waltung von Cottbus geſehen. Dieſe Verwaltung, an der der Gemeinſinn der geſamten Bürgerſchaft lebendigen und tätigen Anteil nimmt — das haben wir, ſowohl die Herren Magiſtratsvertreter wie Herr Kollege Kaufmann und ich, aus Vielem er⸗ kennen können — dieſe Verwaltung hat in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum in ihrer Art Großes geleiſtet, auf dem Gebiete der Fortbildungsſchule ſogar Muſtergiltiges. Ich möchte hierbei erwähnen, daß die Stadt Cottbus die obligatoriſche Fortbildungs⸗ ſchule ſchon ſeit 12 Jahren hat, die wir erſt im Ok⸗ tober d. I. einführen wollen. Auch an die Verwaltung Charlottenburgs werden in abſehbarer Zeit große Aufgaben herantreten. Die Stadt⸗ verordnetenverſammlung erwartet faſt aus allen Zweigen der magiſtratlichen Verwaltung Vorlagen von Be⸗ deutung. Ich könnte Ihnen eine ganze Reihe ſolcher Vorlagen von hoher finanzieller, wirtſchaftlicher, ſozialer, kultureller Tragweite aufzählen; ich will mich aber nur auf das Eine beſchränken, daß wir erwägen wollen, wie Maßnahmen zu ergreifen, welche geeignet ſind, die Hebung der Volksſchule — einer Inſtitution, die der Charlottenburger Stadtverordnetenverſammlung ſteis am Herzen gelegen hat, die ihr am Herzen liegt und, wie ich hoffe, ſtets am Herzen liegen wird — herbeizuführen. Sie werden, meine Herren, binnen kurzem erkennen, daß Sie, um Ihre Pflichten voll zu erfüllen, einen erklecklichen Teil Ihrer freien Zeit den ſtädtiſchen Geſchäften widmen müſſen. Seien Sie überzeugt, daß wir an Ihre Bereitwilligkeit nach dieſer Richtung glauben. Ich hoffe, im Verein mit dem Herrn Oberbürger⸗ meiſter, daß die Dienſte, die Sie leiſten werden, zu Nutz und Frommen unſerer lieben Stadt Charlotten⸗ burg ausſchlagen mögen. Punkt 2 der Tagesordnung: Mitteilung über den Waſſerverbrauch für 1903. — Druckſache 386. (Die Beratung wird eröffnet und geſchlofſen. Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Punkt 3 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſtärkung der Etatsnummern Ord. vIII 1 5, Ord. Sonderetat 1 Ab⸗ ſchnitt 3 Nr. 18 und Sonderetat 3 Nr. 13 (Unfallverſicherung). — Druckſache 387. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Zur Verſtärkung der folgenden Etats⸗ nummern für das Rechnungsjahr 1904 werden nachbewilligt: a) Ordinarium Kapitel vIII Abſchnitt 1 Nr. 5 (Unfallverſicherung) 299,81 ℳ, b) Ordinarium des Senderetats Nr. Kanaliſation — Abſchnitt 3 Nr. 18 (Un⸗ fallverſicherung) 182,22 ℳ, c) Sonderetat Nr. 3 — Lagerplatz der Tief⸗ bauverwaltung Nr. 13 (Unfallverſicherung) 36,85 ℳ. Der Betrag zu a iſt aus dem Dispoſitions⸗ fonds, die Beträge zu b und e aus laufenden Mitteln der betreffenden Sonderetats zu ent⸗ nehmen.)