Punkt 7 der Tagesordnung: Anfrage des Stadtv. Gredy und Gen. betr. die Brunnenanlage auf dem Nollendorfplatz. — Druckſache 404. Stadtv. Gredy: Meine Herren, die Brunnenanlage auf dem Nollendorfplatz, auf die ſich meine Anfrage berog, iſt mittlerweile vollendet worden. Ich ziehe deshalb meine Anfrage als erledigt zurück. Vorſteher Roſenberg: Das Protokoll vollziehen heule die Herren Stadtv. Liebe, May und Förſtner. Es iſt ein Antrag auf Errichtung einer ſtädtiſchen Milchſteriliſationsanſtalt eingegangen: Die große Sterblichkeit der Kinder im erſten Lebensjahre, wie ſie beſonders in den Sommer⸗ monaten alljährlich zutage tritt, wird von Arzten und Hugienikern weſentlich auf Verdauungs⸗ ſtörungen infolge ſchlechter Beſchaffenheit der zur Ernährung dienenden Kuhmilch zurückgeführt. Dementſprechend hat ſich eine geeignete Steri⸗ liſation oder Paſteuriſation und darauf folgende zweckmüßige Behandlung der Milch as Mittel zur Bekämpfung des Übelſtandes erwieſen, wie Erfahrungen z. B. in Straßburg und in Halle zeigen. Wir beantragen daher zu beſchließen: Die Stadtverordnetenverſammlung er⸗ ſucht den Magiſtrat um eine Vorlage betr. Errichtung einer ſtädtiſchen Milch⸗Sterili⸗ ſationsanſtalt. Gezeichnet von Dr. Spiegel und einer größeren Zahl von Unterſchriften. Der Antrag wird auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung geſetzt werden. Dann iſt eine Anfrage eingegangen, geſchäfts⸗ ordnungsmäßig unterſtützt, an erſter Stelle ſteht Herr Stadtverordneter Dr. Spiegel. Die Anfrage lautet: Im Dezember vorigen Jahres iſt bei Ge⸗ legenheit der Beratung der Anfragen des Vor⸗ ſtandes der Stadtverordnetenverſammlung ſeitens des Magiſtrats die Auskunft gegeben worden: „Es wird in Erwägung gezogen, im Erdgeſchoß des alten Krankenhauſes ein Wöchnerinnenheim in Verbindung mit einem Sänglingsheim unterzubringen.“ In der Vorlage des Magiſtrats vom 16. Iuni 1904 betr Umbau des Krankenhauſes Kirchſtraße 19/20 iſt dieſe Angelegenheit weder berührt noch erledigt worden, da nur ein Ent⸗ bindungshaus und Wöchnerinnen⸗Erholungsheim porgeſehen wurde. Durch dieſe Maßnahme iſt die wichtige Aufgabe, ſchwächlichen Säuglingen eine ſorgſame Pflege zuteil werden zu laſſen, durchaus nicht in genügender Weiſe gelöſt worden. Wir fragen an, ob der Magiſtrat gewillt iſt, der Einrichtung eines Säuglingsheims in Verbindung mit einem Wöchnerinnenheim, das auch Wöchnerinnen vor der Entbindung aufnimmt, näher zu treten. Ich erlaube mir, die Frage an den Magiſtrat zu richten, ob und wann er dieſe Anfrage zu beant⸗ worten gedenkt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Ich bitte, die Sache ebenſo zu behandeln, wie gewöhnlich: Sobald die Anfrage auf die Tagesordnung geſetzt werden wird, wird der Magiſtrat ſie beantworten. 107 — — Vorſteher Roſenberg: Es wird ſo verfahren werden. Punkt 8 der Tagesordnung: Vorlage betr. Entſendung von Vertretern ur Teilnahme am Wohnungskongreß in rankfurt a. M. ſeitens der Stadtverord⸗ netenverſammlung. Druckſache 405. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Freutzel: Meine Herren, in Bezug auf die in Rede ſtehende Vorlage des Magiſtrats betr. Entſendung von Vertretern zur Teilnahme am Wohnungskongreß in Frankfurt a M. ſeitens der Stadtverordnetenverſammlung vermag ich Ihnen aus den Akten weiter nichts mitzuteilen, als was Sie in unſeren Druckſachen pag. 470 finden; die Akten beſtehen lediglich in dem, was Ihnen ge⸗ druckt vorliegt. Ich glaube aber auch, daß dieſes vollkommen ausreicht, und daß Sie bei der Durch⸗ leſung des gedruckten Materials mit mir zu der Meinung gekommen ſein werden, daß dieſer Antrag des Magiſtrats mit Freude zu begrüßen iſt, und daß wir ihn daher freudig annehmen möchten. Ich halte es einerſeits ſowohl der Wichtigkeit des in Frantfurt a. M. zwiſchen dem 16. und 19. dieſes Monats tagenden Wohnungskongreſſes als auch der Würde der Stadtverordnetenverſammlung entſprechend, wenn dieſelbe dort offtziell durch zwei Mitglieder ver⸗ treten iſt; andererſeits iſt der Antrag des Magiſtrats auch aus Zweckmäßigkeitsgründen zu empfehlen, da es doch eigentlich auch für uns wichtig iſt, wenn aus unſeren Kreiſen einzelne Herren Gelegenheit haben, nicht nur die Vorträge zu hören, die man ja even⸗ tuell auch gedruckt leſen kann, ſondern auch alles das zu hören und zu ſehen, was ſich zwiſchen den Vor⸗ trägen, zwiſchen den Diskuſſionen und Beſprechungen abſpielt. Ich halte es deshalb für entſprechend, dieſem Antrag zuzuſtimmen, und ich gehe über meine Befugniſſe als Referent inſofern hinaus, als ich Ihnen gleich vorſchlage, als Delegierte der Ver⸗ ſammlung den Herrn Vorſteher und deſſen Stell⸗ vertreter zu wählen. Stadtv. Vogel: Meine Herren, Sie haben den Antrag des Herrn Berichterſtatters gehört. Ich möchte Sie bitten, dieſen Antrag etwas zu erweitern. Der Herr Stadtverordnetenvorſteher iſt bekanntlich Mitglied der Fraltion der Unpolitiſchen und der Herr Stadtverordnetenvorſteher⸗Stellvertreter Mitglied der Fraktion der Liberalen. Wir haben aber noch zwei Frak⸗ tionen unter uns, und ich glaube, es iſt nicht unbillig, wenn wir bitten, auch aus dieſen zu dieſem Kongreß Delegierte zu entſenden Es handelt ſich in dieſem Fall nicht um Vertreter ſpeziell ſtädtiſcher Intereſſen, wie auf dem Brandenburgiſchen und Deutſchen Städte⸗ tag, ſondern um eine Vertretung der geſamten Be⸗ völterung, aller verſchiedenen Parteien, die ſich für die Wohnungsfrage intereſſieren. Schon zum Dresdener Städtetag ſind auch Vertreter der andern beiden Fraktionen von der Stadt entſandt worden. Gerade hier, wo es ſich um die Wohnungsfrage handelt, wo es darauf ankommt, die Anſichten aller Parteien zu erfahren, die hier vertreten ſind, und denen es da⸗ durch erſt ermöglicht werden kann, ſich an der Dis⸗ kuſſion zu beteiligen, bitte ich Sie, auch einen Ver⸗ treter der Fraktion Alt⸗Charlottenburg und einen Vertreter der ſozialdemokratiſchen Fraktion nach Frankfurt a. M. zu ſchicken.