—— 189. —— und Schlafräume für Knaben und Mädchen unterzubringen. Der Bauentwurf für die da⸗ durch erforderlich werdenden Umbauten befindet ſich in der Bearbeitung. Dann, meine Herren, iſt uns mit der Tagesordnung vom 29. Juni dieſes Jahres eine Vorlage zugegangen betreffend den Umbau des alten Krankenhauſes, und in dieſer Vorlage lautet es nun: „daß im alten Krankenhauſe die Abteilungen für geſchlechtskranke Männer und Frauen ſowie für Entbindungen ver⸗ bleiben und die dann noch verfügbaren Räume zur Unterbringung von Rekonvaleszenten benutzt werden“. In dieſer neuen Verwendungsart ſehen wir eine Abänderung der urſprünglichen Dispoſition. Wir halten nun das, was urſprünglich geplant war, ein Wöchnerinnenheim in Verbindung mit einem Säug⸗ lingsheim, für eine durchaus notwendige Einrichtung. Das gehört ja in Zuſammenhang mit den Maß⸗ regeln zur Verminderung der Säuglingsſterblichkeit, und es war inſofern vielleicht ganz berechtigt, daß Herr Kollege Vogel ſchon in der vorigen Sitzung einiges ſagte, was auf dieſe Angelegenheit ſich eigent⸗ lich bezieht. Meine Herren, ich möchte Ihnen in dieſem Moment eine ausführliche Begründung für die Not⸗ wendigkeit der Errichtung eines Wöchnerinnen⸗ und Säuglingsheims erſparen, da ja der Magiſtrat nach ſeiner damaligen Antwort dieſe Notwendigkeit bereits anerkannt hat, Unſere Anfrage geht dahin: Hat der Magiſtrat, ſeinem früheren Standpunkte getreu, Vorſorge getroffen, um auch nach den veränderten Dispoſitionen noch ein Säuglingsheim in Verbindung mit dem Wöchnerinnenheim einrichten zu können? — oder aus welchen Gründen iſt der Magiſtrat anderer Meinung geworden? Es wäre ſehr dankenswert, wenn bei dieſer Gelegenheit der Magiſtrat uns auch gleich Auskunft geben könnte, was aus dem Plan des Waiſenheims geworden iſt. Es würde uns da⸗ durch eine beſondere Anfrage erſpart werden. Stadtrat Boll: Meine Herren, was dieſe An⸗ frage will, das iſt ſchon zum großen Teil in dem Krankenhaus vorhanden. Wir haben den Pavillon, der an die Kaiſer⸗Friedrichſtraße angrenzt, in erſter Linie zu einer Entbindungsſtation eingerichtet. In dieſe Entbindungsſtation ſind auch nach der mir vor⸗ liegenden Liſte eine große Zahl der zu Entbindenden wochenlang vor der Entbindung hineingegangen und ſind dann in der Regel zwei bis drei Wochen nach der Entbindung mit ihren Säuglingen darin geblieben. Die Krankenhausdeputation hat ſich mit dieſer Sache ſchon beſchäftigt und hat die Möglichkeit geſchaffen, hier eine Verbeſſerung und Ausdehnung vorzunehmen, indem ſie ſtatt der 80 etatsmäßigen Plätze, die wir im alten Krankenhauſe haben, 125 in den Etat des alten Krankenhauſes eingeſetzt hat. Es iſt uns alſo die Möglichkeit gegeben, die Wöchnerinnen länger als bisher zu behalten, ſo daß ſie vielleicht einer leichten Beſchäftigung nachgehen können und die Säuglinge ſolange unter unſerer Obhut bleiben, bis ſie genügend geſtärkt ſind, um wieder in ihre Lebens⸗ ſphäre zurücktreten zu können. Die ganze Einrichtung muß ſich natürlich erſt allmählich entwickeln, wie wir überhaupt beſchloſſen haben, die Entwicklung des alten Krankenhauſes abzuwarten. Ich glaube alſo, daß ſchon alles, was Sie wünſchen, im großen ganzen vorhanden iſt; das iſt doch, wenn wir Sie richtig verſtanden haben, daß die Wöchnerinnen ſchon vor der Entbindung und nach der Entbindung mit ihrem Säugling einige Zeit lang in dieſer Station des alten Krankenhauſes verbleiben können, unter ſach⸗ gemäßer Aufſicht, und daß auch der Armendirektion die Möglichkeit gegeben iſt, ſchwache Säuglinge in dies Haus hineinzubringen, damit eine Mutter, die vielleicht ſoviel Nahrung übrig hat oder deren Kind verſtorben iſt, dieſem Kinde die natürliche Nahrung reichen kann. Wir haben auch jetzt ſchon dieſe zu Entbindenden, damit ſie nicht nutzlos dort herum⸗ warten, in der Frauenabteilung mit häuslichen Arbeiten beſchäftigt, ſo daß wir weniger Warte⸗ und Haus⸗ perſonal einſtellen konnten. Meine Herren, ich bitte Sie, zunächſt mal die Erfahrungen abzuwarten. Die ganze Station eriſtiert erſt ſeit dem Juni dieſes Jahres, das heißt alſo, ſeitdem das neue Krankenhaus im weſentlichen bezogen iſt. In dieſer ganzen Zeit ſind dort geweſen 173 Patienten dieſer Art, und augenblicklich ſind in der Abteilung 9 Wöchnerinnen, die entbunden und 5, die ſchwanger ſind, die ihre Entbindung noch erwarten. Alſo bisher iſt eine übermäßige Inanſpruchnahme nicht eingetreten. Die ganze Inſtitution könnte weiter ausgebaut werden mit den vorhandenen Mit⸗ teln, wenn ſich die Sache weiter entwickelt und wir eine Oberin an die Spitze ſtellen, die dann mit ihrem ſachgemäßen Rat den Schwangeren zur Seite ſteht und dafür ſorgt, daß ſie wieder ins Leben hinaustreten können und daß die Säuglinge ſach⸗ gemäß im einzelnen verſorgt werden, nicht bloß von ärztlicher Seite, ſondern auch ſoweit eine Frau bei der Verſorgung notwendig iſt, worauf es ja doch, wie mir ſcheint, in erſter Linie ankommt. (Die Verſammlung beſchließt auf Antrag des Stadtv. Dr. Spiegel die Beſprechung der Anfrage.) Stadtv. Dr. Spiegel: Meine Herren, nach der Auskunft, die uns von ſeiten des Magiſtratsver⸗ treters gegeben wurde, ſcheint mir die Einrichtung, wie ſie zur Zeit beſteht, doch nicht den Anſprüchen zu genügen. In einem Säuglingsheim genügt nicht eine gewöhnliche ärztliche Verſorgung, noch weniger, eine ſolche, wie ſie von dem Leiter einer Entbindungs⸗ anſtalt vorgenommen werden kann, wo ſich die Sorge ſelbſtverſtändlich in allererſter Linie und ziemlich ans⸗ ſchließlich auf die Mutter konzentriert. Die Er⸗ fahrungen beweiſen, daß gerade aus öffentlichen Eintbindungsanſtalten die Säuglinge ſehr häufig in einem recht beklagenswerten Zuſtande mit ihren Müttern entlaſſen werden, und die Vorbeugungs⸗ maßregel iſt, daß in einem Sänglingsheim, verbunden mit einem Wöchnerinnenheim, auch für die Säuglinge, ihre Ernährung, ihre Wartung von ſachverſtändiger Seite, unter Aufſicht eines erfahrenen Kinderarztes, geſorgt wird. Von einer ſolchen Einrichtung an unſerer Entbindungsanſtalt haben wir noch nichts vernommen. Sie paßt nicht in den Rahmen einer Entbindungsanſtalt als ſolcher hinein. Daß die Wöchnerinnen auch noch nach der Entbindung in der Anſtalt verbleiben, iſt ſehr ſchöu; es fragt ſich nur: iſt das Ausſchlaggebende lediglich der Zuſtand der Wöchnerinnen oder der des Säuglings? Ferner vermiſſen wir, wie geſagt, die Garantie, daß auch für die Säuglinge in genügend ſachverſtändiger Weiſe geſorat wird. Ich möchte deshalb den Magiſtrat erſuchen, daß er der Frage nähertritt, dieſe Einrichtung weiter aus⸗ ubauen und mit der Entbindungsanſtalt eine be⸗ nee Abteilung zur Pflege und Wartung der Säuglinge, natürlich in Gegenwart der Mutter, ſo⸗ bald dies möglich iſt, zu vereinen.