—— 217 —— deputation wird zunächſt, wie ich mir das vorſtelle, ein Inventar über alle Kunſtſchätze, Kunſtwerke der Stadt aufzunehmen haben, — über die Denkmäler, über die Häuſer, die Kunſtſchätze enthalten uſw. Sie wird ferner ſich zu vergegenwärtigen haben, wie die Grundſätze lauten ſollen für die Erhaltung und Pflege der Denkmäler und anderer Kunſtſchätze. Des weiteren wird ſie ſich natürlich mit den nächſtliegenden Fragen beſchäftigen, die uns jetzt ſchon immer beſchäftigen und uns weiter beſchäftigen werden, z. B. mit dem Rathausbau, mit der inneren Ausſchmückung der einzelnen Zimmer, insbeſondere auch damit, was für Bilder dort Aufnahme finden ſollen, mit der Döberitzer Heerſtraße, mit der Charlottenburger Brücke, von der ich bereits geſprochen habe, mit dem Schillertheater und vielen anderen Gegenſtänden, wie ſie naturgemäß bei einem ſo großen Gemeinweſen ſich immer mehr ergeben werden. Meine Herren, daß das Bedürfnis nach einer derartigen Schöpfung, das Bedürfnis nach Geld⸗ mitteln für Kunſtſchätze vorhanden iſt, das folgt ſchon daraus, daß, wie Sie vielleicht geleſen haben werden — vielleicht ſind Sie auch daran beteiligt —, vor einiger Zeit eine Reihe hervorragender Bürger von Char⸗ lottenburg eine Sammlung veranſtaltet hat zur Er⸗ richtung eines Jubiläumsbrunnens auf dem Steinplatz vor der Kunſtakademie. Ich würde mich freuen, wenn es den Sammlern gelingen ſollte, das erſtrebie Reſultat zu erreichen. Aber ich bin der Meinung, ſo ſehr ich mich auch über dieſen Jubiläumsbrunnen freuen würde, daß derartige Anſchaffungen von Kunſt⸗ werken durch die Stadt ſelbſt zu erfolgen haben. Wir können uns ja freuen, wenn uns einmal etwas geſchenkt wird; aber im allgemeinen müſſen wir ſelbſt dafür ſorgen, daß unſere Stadt in künſtteriſcher Be⸗ ziehung die Initiative ergreift und daß ſie dafür ſorgt, daß unſere Plätze und Straßen ein würdiges Ausſehen erhalten. Ein anderer Vorgang deutet gleichfalls darauf hin. Sie werden vielleicht geleſen haben, daß vor einiger Zeit der Kommunalverein für die öſtlichen Stadtbezirke nach einem ſehr intereſſanten Vortrage des Malers Herrmann eine Reſolution folgenden Inhalts gefaßt hat: „Der Magiſtrat wird erſucht, einen Betrag zum Erwerb von Bildern lebender Künſtler in Bereitſchaft zu ſtellen.“ Natürlich kann der Magiſtrat mit einem Antrage in dieſer Form nichts machen; er würde kaum damit ſehr weit kommen. Es ſoll ein Betrag zum Erwerb von Bildern lebender Künſtler eingeſtellt werden. Wer ſoll die Anſchaffung ſolcher Bilder bewirken, und welcher Richtung ſollen ſie angehören. A , — Dieſe Reſolution ſoll an den Magiſtrat gekommen ſein vor einiger Zeit; ich habe es ſelbſt in den Zeitungen geleſen. Wenn derartige Dinge in unſerer Stadt pafſieren, wenn für einen Jubiläumsbrunnen eine große Snmmme geſammelt wird, wenn maßgebende Perſonen nach Anhörung eines Vortrages eines anerkannten Malers eine derartige Reſolution faſſen und den Magiſtrat bitten, auf dem Boden der Kunſt etwas zu tun, — meine Herren, dann dürfen wir als Stadtverordneten⸗ verſammlung die Sache nicht ignorieren, dann müſſen auch wir vorgehen. Und deshalb, meine ich, iſt der Vorſchlag, wie ich ihn gemacht habe und wie er eventuell von dem Magiſtrat weiter ausgebaut werden kann, ein durchaus zweckmäßiger. Die Kunſtdeputation ſoll ja nicht in das Budgetrecht der Stadtverordneten⸗ verſammlung eingreifen, ſondern ſie ſoll weiter nichts tun, als die reinen Fragen der Aſtethik und der Kunſt prüfen und entſcheiden. Wenn es ſich z. B. darum handelt, ob ein Gebäude oder ein Denkmal errichtet werden ſoll, ſo hat natürlich die Stadtverordneien⸗ verſammlung ihrerſeits zu beſchließen: das Denkmal oder das Gebäude ſoll errichtet werden, und zwar an dieſer oder jener Stelle. Die Kunſtdeputation würde nur die eine Frage zu entſcheiden haben, ob das Denkmal von dieſem Künſtler und in dieſer oder jener Form errichtet werden ſoll, und nach den Gründen, die ich vorgetragen habe, ſcheint es mir, daß eine derartige Frage garnicht anders erledigt werden kann. Ich glaube aber ſchließlich, meine Herren, daß es doch, abgeſehen von den Anregungen, die wir von außen erhalten haben, zu dem nobile offlcium der Stadt Charlottenburg gehört, auch auf dieſem Gebiete allen voran zu ſein, hier noch mehr zu tun, als verſchiedene Gemeinden, die vielleicht auch in guter Lage ſich befinden, es getan haben, weil wir, ab⸗ geſehen von unſerer Eigenſchaft als Reſidenzſtadt, auch ſonſt auf ſozialpolitiſchem Gebiet faſt den meiſten Gemeinden voraus ſind und unſer Wetteifer auch auf dem Gebiete der Kunſt ſeine Betätigung finden muß. Ubrigens möchte ich darauf hinweiſen, daß unſer Antrag, welcher das Schöne im Auge hat, doch nicht nur eine Luxusfrage betrifft, ſondern auch eine ſehr praktiſche Zweckmäßigkeitsfrage. Meine Herren, Sie wiſſen, wir ſtehen in einem lebhaften Wettbewerb mit allen Vorortsgemeinden, ſogar mit Berlin. Wir ſind verpflichtet, etwas zu präſtieren, ſind verpflichtet, dasjenige zu tun, was eine große und reiche Gemeinde tun muß, und wenn wir das tun, ſo ſchaffen wir die Möglichkeit, daß unſere Stadtgemeinde ſich in dem bisherigen Maße weiter entwickelt und daß die Konkurrenz, die ihr von den Nachbargemeinden gemacht wird, ſich nicht in einem beſorgniserregenden Maße zur Geltung bringt. Ich glaube, daß wir dann, wenn wir den Boden unſeres Antrages betreten würden, in demſelben Maße fortſchreiten und uns entwickeln würden, wie bisher. Daher richte ich an den Magiſtrat die dringende Bitte, daß er dieſer Frage ſein lebhaftes Augenmerk zuwenden, ſie in dem Sinne und mit dem Wohlwollen prüfen möchte, welches die Antragſteller bei ihrer Anregung geleitet hat, und daß er uns alsbald mit einer Vorlage kommen möchte. Um mit unſerem Freund Büchmann zu ſchließen und um auch ihn als Eideshelfer herbeizurufen, möchte ich ſagen: unſer Leben iſt kurz, die Kunſt aber iſt lang. Die Sache darf nicht auf die lange Bank geſchoben, ſie muß ſchnell behandelt werden, und zwar in dem von mir vorgeſchlagenen Sinne. Meinet⸗ wegen kann mein Vorſchlag amendiert werden; aber ein Fonds muß geſchaffen werden und auch eine Deputation, die ſelbſtändig auftreten und handeln kann. Natürlich würde ich der Meinung ſein, daß in dieſe Deputation nicht bloß Mitglieder des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſammlung eintreten, ſondern auch außerhalb dieſer beiden Korporationen ſtehende berufene Männer. Wir ſind ja in Charlottenburg beſonders durch die Akademie der Künſte in der glücklichen Lage, hervorragend geeignete Männer zu haben, die eventuell bereit ſein würden, in eine der⸗ artige Deputation einzutreten. Ich würde ſogar meinen, daß es zweckmäßig ſein würde, dieſe Depu⸗ tation oder Kommiſſion mit einer möglichſt reichlichen Zahl von ſogen. Bürgerdeputierten auszuſtatten, und zwar würde ich vorſchlagen, mindeſtens 4 Bürger⸗ deputierte hineinzuwählen und die aus Mitgliedern der Stadtverordnetenverſammlung und des Magiſtrats