zu vergeſſen — die Techniſcke Hochſchule, die auf dem Gebiete der Architekrur Hohes leiſtet. Mit Rückſicht auf dieſe drei hohen Bildungsinſtitute, mit Rückſicht auf die Studenten und die große Künſtler⸗ ſchar, die in Charlottenburg wohnen, muß man wohl das nobile officium der Stadt erkennen und em⸗ pfinden, auf dem Gebiete der Kunſt einzugreifen, tätig und fördernd und helfend. Ich habe mich in hohem Maße gefreut, daß dieſer Gedanke auch in der Bürgerſchaft unſerer Stadt bereits breiten Boden und breite Grundlage gefunden hat. Ich habe mich in hohem Maße ge⸗ freut über die Eingabe, die der Kommunalverein des Weſtens an den Magiſtrat gerichtet hat, um ihn in ſeinen Beſtrebungen, der Kunſt zu dienen und zu helfen, zu unterſtützen. Ich habe mich ebenſo über den Antrag gefreut, den Herr Stadtv. Holz bier ein⸗ gebracht hat. Ich kann verſichern, daß der Magiſtrat auf demſelben Boden ſteht. Aber, meine Herren, ſowohl der Kommunalverein des Weſtens wie der Herr Antragſteller haben überſehen, daß der Magiſtrat, in demſelben Sinne denkend, in dem ſie geſprochen haben, bereits in den laufenden Etat eine Summe von 20 000 Mk. eingeſtellt hat zur Förderung von Kunftzwecken, nämlich zur Ausſchmückung des Rat⸗ hauſes. Der Magiſtrat — und die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung mit ihm, die dieſe Poſition genehmigt nat — hat ſich alſo ſchon bei dem vorigen Etat auf den Boden geſtellt, daß es in der Tat eine Pflicht der Stadt iſt, die Kunſt zu fördern. Wir haben uns vorläufig mit einem geringen Kapital von 20 000 Mk. begnügt. Mit 20 000 Mk. jährlich kann man nicht viel Kunſtzwecke fördern; aber es iſt ein Anfang; wir wollten diligentiam präſtieren. Das haben wir getan, und es iſt in Ausſicht genommen, daß wir in den Etat für 1905 dieſe 20 000 Mk. wiederum einſetzen, vorläufig zur Ausſchmückung des Rathauſes — das wird unſere nächſte Aufgabe ſein. Sie ſehen noch leere Flächen in dieſem Saal, die mit Kunſtwerken ausgefüllt werden ſollen, und im Meagiſtratsſitzungsſaale auch, unſere großen Korridore und die Wände in dem Feſtſaale, den Sie noch nicht kennen, ſchreien geradezu darnach, daß ſie künſtleriſch ausgeſtattet werden. Alſo wir haben, wenn wir Kunſtzwecke fördern wollen, vollauf Gelegenheit, dies im Rathauſe zu tun, und wir wollen uns zu⸗ nächſt mit dieſem Anfange begnügen. Was nun die Kunſtdeputation betrifft, ſo hat der Magiſtrat im vorigen Jahre geglaubt, vorläufig eine ſolche Deputation noch nicht einſetzen zu ſollen. Wie er in dieſem Jahre ſich dazu ſtellen wird, weiß ich nicht; mir ſpeziell iſt dieſer Gedanke nicht un⸗ ſympathiſch. Ich erwähne auch, daß die Stadt Berlin eine ſolche Kunſtdeputation hat. Berlin ſetzt ja ſehr erhebliche Summen in jedem Jahre in den Etat, um die Kunſt zu fördern, Kunſtwerke anzu⸗ kaufen, und in Berlin iſt in der Tat dem Gedanken auch Rechnung getragen, den der Herr Antragſteller ausfühyrte, daß nämlich die Kunſtdeputation in der Anſchaffung der Kunſtwerke innerhalt der Etatsmittel ſouverain iſt, daß ſie ohne Befragung des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſammlung endgiltig zu entſcheiden hat, was mir perſönlich allerdings auch notwendig erſcheint. Meine Herren, wenn dem Magiſtrat oder der Stadtverordnetenverſammlung das ſchönſte Kunſtwerk präſentiert würde, der Herr Stadtv. Baake wird vielleicht ſagen: das gefällt mir nicht! — Oder ein anderer Stadtverordneier oder ein Maaiſtratsmitg ied wird das ſagen, und win würden dann per majora über die Kunſt abſtimmen 221 müſſen. Das iſt nicht möglich. Meine Herren, ich ſpreche für mich perſönlich, ich weiß nicht, wie der Magiſtrat über dieſen Punkt denkt; ich möchte meinen, daß, wenn eine ſolche Kunſtdeputation ein⸗ gerichtet wird, ſie in der Tat nach den Vorſchlägen des Herrn Referenten eingerichtet werden muß, daß ſie nämlich innerhalb der Etatsmittel endgiltig zu beſtimmen hat, was für Werke angeſchafft werden ſollen. Aber ich kann den Standpunkt des Magiſtrats nicht präziſieren, und ſtelle anheim, zu beſchließen, was die Verſammlung für richtig hält. Stadtv. Baake: Meine Herren, nur eine kurze Ausführung inbezug auf die Bemerkungen des Herrn Oberbürgermeiſters. Er kann das Erempel ruhig machen und mir das ſchönſte Kunſtwerk vorlegen, ich werde ſicherlich nicht Nein ſagen. Was ich über das Rathausgebäude geſagt habe, möchte ich noch ganz kurz begründen oder ein Wort der Richtigſtellung, um Mißverſtändniſſe zu ver⸗ meiden, hinzufügen. Ich glaube, daß die Haupt⸗ ſchuld an dem im allgemeinen verunglückten Aus⸗ ſehen des Rathauſes nicht ſo ſehr den Architekten trifft als die Auswahl des Platzes. Es iſt tatſächlich unmöglich, ein ſo koloſſales Gebäude zwiſchen Miets⸗ wohnungen hineinzuklemmen, und daher kommen die außerordentlichen Übelſtände, die gar nicht zu be⸗ ſtreiten ſind. Der Turm iſt trotzig, und würde er allein daſtehen, würde er vermutlich auch ſchön ſein. Unglücklicherweiſe erhebt er ſich aber, wenn man die Silhouette betrachtet, wenn man von Berlin kommt, auf einem ſo ſchmalen Giebel, daß er einem Rieſen vergleichbar iſt, der auf Streichholzbeinen einher⸗ ſchreitet. (Heiterkeit.) Daran liegt es, daß der Turm viel zu trotzig wirkt, eingepreßt zwiſchen Mietshäuſern und in Ver⸗ gleich zu dem Rathausgiebel, der viel zu ſchmal iſt. Das wollte ich ſagen, und daran können Kunſturteile nichts ändern. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Ich freue mich, daß mir Herr Stadtv. Baake Gelegenheit gegeben hat, ihm in ſeinen letzten Ausführungen in einem Punkte beizuſtimmen. Ich bedaure es auch aus künſtleriſchen Rückſichten, daß das Rathaus nicht frei ſteht, nicht wenigſtens von drei Seiten frei ſteht, und ich gebe ihm ohne weiteres zu, daß der Turm ſich ganz anders präſentieren würde, wenn das Rathaus nicht zwiſchen Mietshäuſern eingebaut wäre. Ich freue mich namentlich im Intereſſe der beiden Künſtler darüber, daß Herr Stadtv. Baake Gelegenheit ge⸗ nommen hat, den Grund ſeines abfälligen Urteils hier ausdrücklich auszuſprechen, der den Künſtlern nicht zur Laſt fällt. Im übrigen, meine Herren, hat man — auch das möchte ich hier nicht unterlaſſen zu ſagen, weil die Frage angeſchnitten iſt — vor § oder 9 Jahren angefangen, das Projekt des Rathauſes zu erwägen. Damals war die Stadt Charlottenburg nicht ſo groß und ſteuerkräftig, und die Bürgerſchaft, wie nament⸗ lich die Verwaltung hatte nicht den Mut zu ſagen: wir wollen das Rathaus auf einen freien Platz ſtellen. Damals glaubte man nach dieſer Richtung ſparen zu müſſen. Das iſt eine Entſchuldigung, und das iſt eine hiſtoriſche Erklärung dafür, daß wir unſer ſchönes Rathaus zwiſchen andere Gebäude eingebaut haben. Heute, glaube ich, würde niemand von uns, wenn er beute darüber zu beſchließen hätte, den Mut haben, das Rathaus einzubauen; heute würden wir