—— 222 — es auf einen freien Platz ſtellen, und eine ſpätere Zukunft, meine Herren, wird, glaube ich, den Fehler, den die Stadt damals in äſthetiſcher Beziehung ge⸗ macht hat, auch wieder gut machen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Antragſteller Stadtv. Holz (Schlußwort): Meine Herren, der intereſſante Kunſtſtreit über den Rathaus⸗ bau zwiſchen dem Herrn Oberbürgermeiſter und Herrn Baake und das Wort, welches der Herr Oberbürgermeiſter im Anſchluß daran ausgeſprochen hat: jeder Menſch hat ſeine Anſicht darüber, was ſchön iſt —, ſprechen ſo recht draſtiſch dafür, wie notwendig der Antrag iſt, den ich mit meinen Freunden eingebracht habe. Es iſt mir ganz gleichgültig, aus welchen Gründen — ſie mögen noch ſo geiſtreich ſein, wie ſie wollen — der Kollege Baake ſchließlich zu dem Reſultat kommt, unſerem Antrage beizuſtimmen. Meiner Freude will ich aber darüber Ausdruck geben, daß er dieſem Antrage überhaupt zugeſtimmt hat. Ich glaube je⸗ doch hervorheben zu müſſen, daß, wenn er ſagt, es ſeien eine Reihe anderer wichtigerer Aufgaben zu er⸗ füllen, das durchaus nicht in Einklang zu bringen iſt mit ſeinen wunderſchönen Worten über die Auf⸗ gaben und die Bedeutung der Kunſt, um ſo mehr, als er ſich doch als Sozialpolitiker ſagen muß, daß dieſe Fragen, die uns jetzt beſchäftigen, nicht zu er⸗ ſchöpfen ſind. Jede Frage ruft eine neue hervor. Aber die Kunſt iſt ewig, ſie wird immer bleiben, und wir müſſen immer für ſie eintreten. Ich ſtimme ihm vollſtändig bei, wenn er geſagt hat: die Kunſt iſt eine öffentliche Angelegenheit, für die Kunſt muß der Staat und müſſen die Gemeinden eintreten. Herr Kollege Gleim hat mich mißverſtanden, wenn er aus meinen Worten herausgehört hat, daß ich die Abſicht gehabt habe, für eine Galerie zu plädieren. Ich habe garnicht einmal das Wort fallen laſſen, gar nicht einmal hervorgehoben, daß wir an dem Mangel eines Muſeums leiden, ſondern habe mich ſtreng an meinen Antrag gehalten. Mein An⸗ trag iſt nur dahin gegangen, erſtens in den Etat 20 000 ℳ zur Verwendung für Kunſtzwecke einzu⸗ ſtellen und zweitens, eine Deputation einzuſetzen, die berufen ſein ſoll, feſtzuſtellen, was für Kunſtzwecke vorliegen. Ich glaube, meine Herren, wenn Sie die Debatte richtig verfolgt haben, die Gründe, die Kollege Baake vorgetragen hat, die wohlerwogenen Gründe des Herrn Oberbürgermeiſters und die meinigen hin⸗ zunehmen, daß Sie dann garnicht anders können, als zu demſelben Reſultat zu kommen, zu dem ich gelangt bin, nachdem wir ſogar gehört haben, was auch mir zu meinem Bedauern entgangen war, daß wir in den gegenwärligen Etat allein für die Aus⸗ ſchmückung des Rathauſes 20 000 ℳ eingeſtellt haben, während ich doch nur einen Fonds, einen allgemeinen Reſervefonds für eventuelle Fälle errichten will, wenn es ſich nämlich einmal darum handeln ſollte, ein Kunſtwerk anzuſchaffen. Ich glaube dayer, daß diejenigen Herren, welche bisher diſſentiert haben, ohne weiteres aus dem Gange der Verhandlungen denjenigen Schluß ziehen müſeem den ich für den natürlichſten halte. Und, meine Herren, was ſchadet es denn, wenn Sie den Antrag annehmen? Sie obligieren ſich ja gar nicht! Der Magiſtrat, der uns hier ſeine Gründe vorgetragen hat und jedenfalls noch viel bedeutendere Gründe in petto hat, mag die Sache prüfen, und uns mit einer Vorlage kom⸗ men, und wenn wir die Vorlage haben, dann können wir uns ja pro oder contra entſcheiden. Aber wir haben durchaus leine Veranlaſſung, uns gegenüber einer das Ideale betreffenden Anreaung ſo ablehnend zu verhalten, wie das von einer Seite geſchehen iſt. Ich möchte Sie daher ſo dringend wie möglich bitten: nehmen Sie die Vorlage an, und überlaſſen Sie es dem Magiſtrat, uns einen Antrag vorzu⸗ legen, auf den wir uns dann vielleicht alle einigen können. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Stadtv. Holz und Genoſſen, wie folgt: Der Magiſtrat wird erſucht: 1. in Kap. XIV des Haushaltungsplans (Ver⸗ ſchiedene Einnahmen und Ausgaben) für das Rechnungsjahr 1905 einen Betrag von 20 000 ℳ zur Verwendung für Kunſtzwecke einzuſtellen; 2. der Stadtverordnetenverſammlung alsbald eine Vorlage betr. die Errichtung einer ſtädtiſchen Deputation für Kunſtzwecke zu machen.) Vorſt.⸗Stellv. Kaufmann: Bevor wir zu Nr. 5 der Tagesordunng übergehen, teile ich Ihnen mit, daß Herr Kollege Protze in dem vorhin eingeſetzten Ausſchuß zur Beratung des Steinſchen Antrages durch Herrn Kollegen Rackwitz vertreten zu werden wünſcht. Wenn ich keinen Widerſpruch höre, nehme ich an, daß die Verſammlung damit einverſtanden iſt. Punkt 5 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Anderung der Beſtimmungen für die Anſtellung ſtädtiſcher Schweſtern. — Druck⸗ ſachen 446, 456. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Roſe: Meine Herren, wenn ich Ihnen heute wieder über das veränderte Statut berichten ſoll, ſo muß ich zunächſt erklären, daß es mir neulich ſelber angenehm geweſen iſt, daß dieſe Vorlage des Magiſtrats, die ſchon in der Krankenhausdeputation beraten war, nochmals einem Ausſchuß überwieſen wurde. Ich habe ſelbſt noch allerhand Bedenken ge⸗ habt — die Vorlage iſt in der Krankenhausdeputation damals etwas kurſoriſch behandelt worden; ſie war uns nicht vorher mitgeteilt, und es ſind eigentlich nur einige Punkte hervorgehoben worden, über die wir uns unterrichtet haben. Alle dieſe Punkte nun, die in letzter Sitzung hier zur Sprache gebracht worden ſind und auch diejenigen, die verſchiedene von uns noch auf dem Herzen hatten, ſind in dem Ausſchuß des weiteren beſprochen worden; wir haben von dem Dezernenten darüber mannigfachen Aufſchluß bekom⸗ men und uns auch darüber eingehend unterhalten. Ich glaube bei den vielen wichtigen Vorlagen, die uns noch heute beſchäftigen werden, iſt es in unſer aller Intereſſe, wenn ich mich etwas kurz faſſe und Ihnen, entſprechend dem Antrage des Ausſchuſſes, empfehle, die Magiſtratsvorlage nur mit einigen leichten Veränderungen anzunehmen. Dieſe Veränderungen ſind zum Teil nicht von ſehr großem Belang. 3. B. wird in § 8 Ihnen empfohlen, im zweiten Abſatz das Wort „dieſelbe“ zu erſetzen durch die Worte „die Schweſter“. Das war nur ein Schönheitsfehler; die Abänderung iſt akzeptiert worden, weil es wirklich dann ficherer iſt, daß keine Verwechſelung paſſiert. Ebenſo iſt man mit Leichtigteit auf den Antrag eingegangen, im § 9 in der dritten Zeile von unten für die Worte „bis zu 4“ zu ſetzen „3 bis 4“, da der Notſtand, der